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Nikolas Schreck

Luzifers
Leinwand

Der Teufel in der Filmgeschichte

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Der Autor dankt: Peter Hiess, Russell Massina, Helene Boullet

In memoriam: Sea Wolf

Für Zeena – in ewiger Liebe

Umschlaggestaltung: DSR – Werbeagentur Rypka, A-8143 Dobl/Graz, www.rypka.at

Titel der englischen Originalausgabe: Nikolas Schreck: The Satanic Screen: An Illustrated Guide to the Devil in Cinema, Creation Books (Creation Cinema Collection, Volume 17), London 2001, © Nikolas Schreck 2000/2016

Aus dem Englischen ins Deutsche übertragen von Peter Hiess

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Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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ISBN 978-3-85365-287-9
eISBN 978-3-85365-297-8

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, des auszugsweisen Nachdrucks oder der Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten.

© Copyright der deutschen Erstausgabe by V. F. SAMMLER, Graz 2018

Layout: Ecotext Verlag Mag. G. Schneeweiß-Arnoldstein, A-1010 Wien
Gesamtherstellung: Christian Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan
Printed in Austria

INHALT

Pressestimmen zur Originalausgabe

Prolog: Sturz in die Nacht

Der Teufel hinter den Spiegeln

Der stumme Satan:
1913–1929

Dämonen der Depression:
Die 1930er Jahre

Der Krieg ist die Hölle:
Die 1940er Jahre

Antichrist im Atomzeitalter:
Die 1950er Jahre

Sympathy for the Devil:
Die 1960er Jahre

Flut und Ebbe:
Die 1970er Jahre

Die Abgründe der Reagan-Ära:
Die 1980er Jahre

Selbst die Hölle hat ihre Helden:
Die 1990er Jahre

Epitaph:
#Teufel 2.0: Das neue dunkle Zeitalter

Über den Autor

Der Singer-Songwriter, Autor und Filmemacher Nikolas Schreck begann seinen initiatorischen Gebrauch von Musik, Ritualen und Theatervorstellungen offiziell 1984. In jenem Jahr kehrte er von einer spirituellen Pilgerreise in Ägypten, die sein Leben verändert hatte, zurück in die USA und gründete dort die wandlungsreiche Musikgruppe Radio Werewolf, deren neun Jahre währender Einsatz von Klangmagie 1993 abgeschlossen war. Nachdem Radio Werewolf in ihrer ersten Form der frühen Gothic- und Deathrock-Szene von Los Angeles den Weg gewiesen hatten, wurde die europäische Phase des Projekts von Christopher Walton, Musiker der Band Endura, dafür gewürdigt, „die Dark-Ambient- und Ritual-Industrial-Szene der 1990er gleichzeitig vorweggenommen und aus der Taufe gehoben“ zu haben. Vor Beginn seiner aktuellen Solokarriere arbeitete Schreck musikalisch mit Zeena, John Murphy, Kingdom of Heaven sowie Sir Christopher Lee zusammen, dessen erstes Album er produzierte. Schreck ist Autor der Bücher „The Manson File: Myth & Reality of an Outlaw Shaman“, „Demons of the Flesh: The Complete Guide to Left-Hand Path Sex Magic“ (gemeinsam mit Zeena Schreck), „The Satanic Screen“, dessen deutsche Ausgabe hiermit vorliegt, und „Flowers from Hell“. Außerdem führte er beim Dokumentarfilm „Charles Manson Superstar“ von 1989 Regie und trat selbst in mehreren Filmen auf, darunter „Bei uns liegen Sie richtig!“ und „Usher“. Sein jüngstes musikalisches Werk „The Futura Model“, die erste Single eines kommenden Albums, wurde 2017 beim Label The Epicurean veröffentlicht.

PRESSESTIMMEN ZUR ORIGINALAUSGABE

„Seit den Anfangstagen des Kinos ist der Teufel auf der Leinwand allgegenwärtig. Ob er nun als monströses Wesen oder als gerissener Außenseiter, als magisch begabter Gentleman oder als gehörnter Schurke dargestellt wurde – das Publikum musste nie allzulang auf ihn verzichten. Das ist zumindest die zentrale These hinter Nikolas Schrecks tiefgründiger (jedoch vorsätzlich nicht enzyklopädischer) Studie über die Präsenz Satans auf Zelluloid. Wie der Autor selbst anmerkt, ist es angesichts der engen Beziehung zwischen dem Teufel und der relativ jungen Kunstform Kino höchst seltsam, dass vor ‚Luzifers Leinwand‘ so wenig über dieses Thema geschrieben wurde. Nikolas Schreck … ist es gelungen, ein äußerst lehrreiches und interessantes Buch zu verfassen, in dem er die Fülle des vorhandenen Materials zügig durcharbeitet und nebenbei auch anderen Aspekten, die ihn faszinieren – vom Exploitation- bis zum Kunstkino – die notwendige Aufmerksamkeit schenkt. … Schreck befindet sich auch in der günstigen Position, sein Thema mit dem wachsamen Auge eines Insiders betrachten zu können. … Sein Buch bezieht zwar eine Unmenge interessanter Informationen und Archivmaterialien aus 100 Jahren Filmgeschichte ein, doch ‚Luzifers Leinwand‘ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es vom Urteilsvermögen und der Leidenschaftlichkeit eines echten Filmfans erfüllt ist. Und obwohl der Autor nicht im Plauderton schreibt, sondern eher sehr belesen und wohldurchdacht, fehlt es seinem Werk auch nicht an Humor. So fällt beispielsweise recht bald auf, dass Schreck gern mit Worten spielt – weil er Begriffe und Ausdrücke wie „Hölzernwood“, „erste Bocksfuß-Schritte“, „Mephistomanie“, „Poe-pourri“ und – Gott behüte – „schwatzhafte Schamlippen“ kreiert. Alles in allem muss man festhalten, dass ‚Luzifers Leinwand‘ als Führer durch das Kino des Bösen unübertroffen ist. … Schrecks Werk ist fesselnd, überzeugend vorgetragen und nachvollziehbar aufgebaut … Ich kann es daher nur empfehlen. Leser, die sich für Magie interessieren, werden hier zahlreiche Anspielungen auf den Pfad der linken Hand entdecken; wer aber einfach nur Filmliebhaber ist, erhält hier ein akribisch recherchiertes Kompendium zu bekannten und weniger bekannten Filmen – das aber viel zu witzig ist, um als reines Nachschlagewerk zu dienen. So oder so: Ihre Film-Wunschliste wird nach der Lektüre von ‚Luzifers Leinwand‘ garantiert doppelt so lang sein. Schon deshalb sollte man sich dieses Buch nicht entgehen lassen.“

Keri O’Shea (Brutal as Hell)

„Nikolas Schreck ist der Ansicht, dass Filme seit jeher eine Domäne des Teufels sind. Die Lektüre seines Buchs ‚Luzifers Leinwand. Der Teufel in der Filmgeschichte‘ scheint ihm recht zu geben. Schrecks sorgfältig recherchierte Abhandlung erkundet die Verbindung zwischen dem Kino und dem Satanischen, das auf der Leinwand immer auch gern gezeigt wurde und wird. … Schrecks Werk ist eine maßgebliche Schilderung der verschiedenen Erscheinungsformen des Teufels im Film. … ‚Charmanter Gauner mit tadellosen Umgangsformen; geiferndes, fast tierisch anmutendes Ungeheuer; unschuldig wirkendes Kind; verführerische Frau; unsichtbare metaphysische Kraft – dies sind nur ein paar der widersprüchlichen Darstellungen des Teufels, die im satanischen Kino zu sehen sind‘, schreibt Schreck. ‚Zeichnet man die Entwicklung des satanischen Archetyps im Film nach, dann stellt man bald fest, dass es keine andere Figur gibt, die so völlig unterschiedliche Auslegungen inspiriert hat.‘ … Schreck untersucht diese filmischen Darstellungsformen sehr gewissenhaft … und liefert dem Leser seine unterhaltsamen und aufschlussreichen Gedanken dazu. Am scharfsinnigsten ist wahrscheinlich die Behauptung des Autors, dass die unterschiedlichen Kinogesichter Satans eine künstlerische Reflexion darüber sind, wie schnell im 20. Jahrhundert das gesellschaftliche Pendel hin und her schlug zwischen transgressiven Impulsen und sicherem Konservatismus.‘ … Demzufolge ist Schrecks Untersuchung der Evolution Luzifers auf der Leinwand letztlich ein gelungenes Porträt der filmischen Regression Satans.“

Paul Armentano (Creative Screenwriting)

„Dieses höchst kenntnisreich geschriebene Buch beweist auf jeder einzelnen Seite ein tiefgreifendes Verständnis für die Schwarze Kunst. Der fachlich einwandfreie Text ist auch für Laien durchaus zugänglich, während die gut ausgewählten Standbilder aus den behandelten Filmen ein wahrer Augenschmaus sind. Alles in allem eine teuflisch gute Lektüre.“

Howard Maxford (Film Review)

„Schrecks Werk ‚Luzifers Leinwand‘ ist ein idealer und wunderbar illustrierter Führer zu all den unterschiedlichen Inkarnationen des Teufels in der Filmgeschichte. Der Autor geht darin nicht nur auf die offensichtlichen Beispiele aus Hollywood ein, sondern behandelt auch Kenneth Anger, deutsche Expressionisten aus den 1920er Jahren und Seventies-Pornos. Neben seinem umfassenden Filmwissen zeichnet sich Schreck durch seine Kenntnisse über das Okkulte und den Einfluss von Aleister Crowley aus, was sein Buch hochinformativ macht.“

Simon Goddard (Uncut)

„Die perfekte Begleitlektüre für Liebhaber des bösen Films. Sowas wie ein schwarzer Hund in Buchform.“

(Loaded)

„‚Luzifers Leinwand‘ ist ein bahnbrechender Versuch, die Manifestationen des Teufels im Kino zu dokumentieren. Als weithin anerkannter Experte auf dem Gebiet des Okkulten schafft es Schreck einerseits mit seinem wissenschaftlichen Ansatz und andererseits mit dem Gespür eines echten Fans, dass sein Buch zugleich Glaubwürdigkeit und spürbare Begeisterung für das Thema vermittelt. … Seine Wurzeln hatte das satanische Kino bereits in den Lichtstrahlen der ‚magischen Laternen‘ des 17. Jahrhunderts, wie Schreck behauptet. … Der Autor richtet seine und unsere Aufmerksamkeit in bewundernswert scharfsichtiger Weise auf die obskuren und meisterlichen Ursprünge des Genres, darunter auch die aufstrebende deutsche Filmwirtschaft, die von einem reichen Erbe an Schauergeschichten und romantischen Stoffen profitierte; an die seelenlosen, schnell produzierten modernen Variationen des Themas verschwendet er hingegen nicht allzu viele Worte, … ‚da ich davon überzeugt bin, dass die homogenisierte Sterilität der 1980er und 1990er Jahre einen trostlosen Tiefpunkt der Kultur markierte‘. … In seinem Buch macht Schreck aber auch die Synergie zwischen Kunst und Leben sichtbar, indem er die Allgegenwart von Okkultisten und der Schwarzen Kunst behandelt und somit nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen soziologischen Ansatz verfolgt. So hält er beispielsweise fest, dass ‚Rosemaries Baby zur Blaupause für die okkulte Renaissance der späten Sechziger wurde‘. Seine schonungslos ehrlichen Bewertungen laden sowohl zum Amüsement als auch zum kritischen Nachdenken ein. … Eine reiche Auswahl an Filmfotos, Plakaten und Illustrationen garniert den Text, der sich am ehesten an Filmstudenten oder Leser mit okkulten Interessen richtet, mit seinen stichhaltigen soziologischen Betrachtungen aber auch ein breiteres Publikum interessieren dürfte. ‚Luzifers Leinwand‘ geht inhaltlich weit über das ‚sichere‘ Mainstream-Kino hinaus und beschreitet damit gewandt den bocksfüßigen Weg des Teufels im Film.“

Karen A. Wyckoff (Foreword)

„Nikolas Schrecks ‚Luzifers Leinwand. Der Teufel in der Filmgeschichte‘ ist die definitive Studie über Satan und satanische Motive im Kino. Zudem schenkt das Buch auch den unterschwelligen Teufelsmotiven der Kriegsjahre, des ‚Atomzeitalters‘ der 1950er Jahre usw. genaue Beachtung. … Schrecks eleganter Schreibstil nimmt den Leser auf eine erfreuliche Reise durch die Filmgeschichte mit und lässt auch weniger denkwürdige Werke nicht außer Acht. … Das Buch verrät auf jeder Seite, wie sehr der Autor in Breite und Tiefe recherchiert hat, vor allem zu den frühen und eher obskuren Filmwerken.“

Michael A. Aquino

„,Luzifers Leinwand‘ ist eine umfangreiche Arbeit, die Inkarnationen des Widersachers in sämtlichen Filmgenres beleuchtet – vom Stummfilm bis zum Hardcore-Porno. Autor Nikolas Schreck behandelt dieses Thema auf intelligente Weise, ohne seine Argumente in einem Nebel aus Kritikerfachausdrücken zu verschleiern. Er untersucht scharfsinnig, wie das wechselhafte Bild des Satans … den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelt. … Schreck ist äußerst belesen und weiß nicht nur viel über das Kino, sondern kennt sich auch beim Thema Okkultismus aus. Er hat zahlreiche aufschlussreiche Anekdoten über die Entstehung der besprochenen Filme ausgegraben und erläutert zudem, wovon die Filmemacher beeinflusst waren. Was das Buch aber erst richtig lebendig werden lässt, sind die Vorurteile des Autors, die bei der Lektüre mehr als deutlich werden. Schreck versucht erst gar nicht, unparteiisch und objektiv zu wirken – und schafft es dadurch, das Leseerlebnis wie ein persönliches Gespräch wirken zu lassen.“

Bewertung:****

Ian Berriman (SFX)

„Ein wunderbar informatives Buch … Ich habe ‚Luzifers Leinwand‘ bei mir im Büro liegen und das Werk schon oft verwendet, wenn wir Filme spielen und bewerben, in denen der Teufel der Star ist.“

Pamela Castellano (American Movie Classics)

„Das akribisch recherchierte und großzügig illustrierte Buch ‚Luzifers Leinwand‘ ist eine detaillierte Untersuchung über mehr als ein Jahrhundert Beelzebub im Kino. … Schrecks Ansichten zu allgemein als Standard geltenden Filmen sind durchaus kontrovers – Der Exorzist ist für ihn nicht mehr als ein lachhaftes ‚Produkt des christlichen Fundamentalismus‘, während er Das Omen für ‚verdeckte christliche Propaganda, die sich als Mainstream-Film ausgibt‘ hält. Um einiges besser als die üblichen trockenen Genrestudien.“

Bewertung:****

Tom Parker Bowles (Hotdog)

„Nikolas Schreck hat eine erstaunliche Kollektion an Szenenbildern und Plakaten herbeigezaubert, mit denen er die besprochenen Filme zu neuem Leben erweckt. … Sein stilvoller, mit zahlreichen nützlichen Informationen angereicherter Text geht der Entwicklung dieser Figur, ihrer Opfer und ihrer Spießgesellen nach. … Pflichtlektüre.“

(Juxtapoz)

„Besonders informativ sind Schrecks Ausführungen zu den 1960er und 1970er Jahren, als seiner Aussage nach Satanismus ein ebenso wichtiger Teil der Szene war wie östliche Mystik und Kleidung aus dem Second-Hand-Laden. … Ein wunderbares Werk.“

The Sunday Times

„In dieser einzigartigen, hervorragenden Zusammenfassung der vielen Filmauftritte Seiner Majestät, des Satans, sind mir zwei Dinge sofort aufgefallen: zum einen das sprachliche Niveau … und zum anderen die ausgezeichnete Recherche. … Immer wieder in den Text eingestreut finden sich hier treffende Kommentare zum Pfad der linken Hand, die dem Durchschnittsleser wahrscheinlich nicht das Geringste sagen werden. Besonders beeindruckend fand ich die Analyse (im Stil von Paines ‚Hierarchie der Hölle‘, aber ohne den seichten Atheismus) dazu, wie die ‚Einstellung‘, die man in verschiedenen Jahrzehnten zu Satan hatte, die jeweilige Zeit widerspiegelt und bestimmt. … Auch Leser, die keine ausgesprochenen Filmfreunde sind, werden sich bei der Lektüre dieses Buchs amüsieren können. Schrecks Kommentare über die zahlreichen Rosemaries Baby-Verschnitte sind unterhaltsamer als die Filme selbst. … Sie sollten also schnellstens in den nächsten Indie-Buchladen eilen und sich dieses Buch besorgen. Pflichtlektüre.“

Walter Gallo (The Scroll of Set)

„Luzifer und die Leinwand gehören untrennbar zusammen, seit Geistliche die magische Laterne als Teufelswerk verdammten. Ausgehend von dieser ersten Panikmache, in der sich Fakten und Fiktion vermischten, untersucht ‚Luzifers Leinwand‘ den Teufel im Film – von den frühen Mephisto-Inkarnationen bei Méliès bis hin zur Jahrtausendwende-Hysterie von Schwarzeneggers End of Days – Nacht ohne Morgen. … Schreck geht auch auf das Leben und Wirken von prominenten Satanisten wie Aleister Crowley und Anton LaVey (und deren angebliche Besuche bei Filmdreharbeiten) ein. … ‚Luzifers Leinwand‘ ist ein umfassendes Werk, dessen Kritik an vielen der besprochenen Filme erfrischend respektlos ist.“

Phil Gomm (Bite Me)

PROLOG: STURZ IN DIE NACHT

Der Überlieferung nach ist der Teufel seit jeher ein umjubelter Förderer der Kunst. Ganz anders, als seine Persönlichkeit – zumal vage und manchmal auch widersprüchlich – in der Bibel dargestellt wird, erfreut sich Satan in der westlichen Kultur seit langem einer höchst bemerkenswerten Präsenz. Die kreative Fantasie der Künstler hat dafür gesorgt, dass Luzifer in all seinen Gestalten und Erscheinungsformen so intensiv im menschlichen Bewusstsein fortlebt.

Mephistopheles war die Muse von Komponisten wie Liszt und Paganini, deren Virtuosität Gerüchte über einen Pakt mit dem Teufel hervorrief. Die Opernhäuser dieses Planeten hallen bis heute von einem Repertoire höllischer Arien wider. Einer der ersten Auftritte des Teufels als musikalische Gestalt findet in den „Sequenzen“ der im Mittelalter lebenden Nonne und Mystikerin Hildegard von Bingen statt. In jüngerer Vergangenheit wurde diese Tradition von den Komponisten Krzysztof Penderecki und Maxwell Davies in deren satanischen Musikstücken fortgesetzt.

Dantes „Inferno“, Miltons „Das verlorene Paradies“ und Goethes „Faust“ zählen zu den Meisterwerken ihrer jeweiligen Nationalliteratur. Jedes für sich vermittelt eine unauslöschliche Vision des Satans, deren Einfluss sich über Jahrhunderte erstreckt. Der Fürst der Finsternis wurde in Baudelaires „Die Litanei des Satans“ – enthalten in „Die Blumen des Bösen“ – ebenso gepriesen wie in Giosuè Carduccis „Inno a Satana“ („Hymne an den Satan“); ihnen schlossen sich unzählige andere Barden an, die sich zu schwefeligen Versen hingezogen fühlten. Seit den mittelalterlichen Jedermann/Everyman-Belehrungsstücken stolziert der Teufel arrogant über die Bretter, die die Welt bedeuten, von Christopher Marlowes „Die tragische Historie vom Doktor Faustus“ bis zu George Bernard Shaws „Don Juan in der Hölle“ (dem dritten Akt seines Stücks „Mensch und Übermensch“).

Satan hatte nie etwas dagegen, großen Künstlern wie Dürer, Bosch und Goya Modell zu stehen. Später tauchte er in den dekadenten Gemälden vieler berühmter symbolistischer Maler auf. Die ersten teuflischen Skulpturen konnte man in den Kirchen des 12. Jahrhunderts sehen; lange Zeit danach formte der romantische Bildhauer Auguste Rodin seine weltlichen Satansgestalten aus Stein.

All diese dämonischen Erscheinungen der Kunstgeschichte sind gründlich dokumentiert und bezeugen die enorme Anziehungskraft, die der Teufel seit jeher auf den schöpferischen Drang vieler Künstler ausübt. In Anbetracht dessen ist es mehr als seltsam, dass sich bisher kaum jemand mit den eindrucksvollen Auftritten des Satans im Film – der „siebenten Kunst“ – befasst hat. Sieht man sich die ersten 120 Jahre Kinogeschichte etwas genauer an, dann ist es doch ganz offensichtlich, dass der Film von Anbeginn an die Domäne des Teufels war. Der Fürst der Finsternis hatte die Hauptrolle in einem der ersten narrativen Filme, dem französischen Streifen Das Haus des Teufels (Le Manoir du diable, 1896) von George Méliès, einem der bedeutendsten Pioniere der Filmgeschichte. Der deutsche Film Der Student von Prag (1913), der als erster in sich geschlossener abendfüllender Spielfilm gilt, erzählt die Geschichte eines faustischen Pakts mit dem Teufel – ein Thema, das in den kommenden Jahrzehnten immer wieder neu entdeckt und interpretiert werden sollte. Während der gesamten Entwicklung des Films als Kunstform und Unterhaltungsmedium im 20. und 21. Jahrhundert steht die Gestalt des Satans unbeirrbar im Mittelpunkt und spiegelt so den Wandel der Zeit und der kulturellen Strömungen wider.

Die vorliegende Untersuchung über das satanische Kino geht weit über die vorhersehbare Handvoll Filme hinaus, in denen Beelzebub in einem kaleidoskopischen Bilderreigen und mit interessanten Effekten beschworen wird. „Luzifers Leinwand“ sprengt alle Genregrenzen und dringt in oftmals noch unerforschtes Territorium vor. Aus dieser ersten Filmographie des gefallenen Engels wird ersichtlich, dass der satanische Archetyp keine Beschränkungen kennt. Sie werden hier alles von satanischen Musicals zum Mitwippen à la Damn Yankees (1958) bis hin zu Underground-Experimentalfilmen der Avantgardeszene wie Invocation of My Demon Brother (1969) finden. Satan wird im schlüpfrigen Hardcore-Porno The Devil in Miss Jones (1972) ebenso beschworen wie im familienfreundlichen Disney-Film Fantasia (1940). Es gibt Science-Fiction-Streifen, in denen der Teufel als Außerirdischer dargestellt wird, und Blaxploitation-Machwerke, in denen die Hölle im Getto nebenan angesiedelt ist. Im satanischen Western The Devil‘s Mistress (1966) reitet der Gottseibeiuns sogar über die Prärie. Cineastische Juwelen wie F. W. Murnaus Faust – eine deutsche Volkssage (1926) und Richard Burtons Doktor Faustus (Doctor Faustus, 1967) präsentieren uns charmante und eloquente Teufel, die auch in den Salons der klassischen Hochkultur nicht fehl am Platze wären. Doch trotz solch hochtrabender Ausflüge auf die Leinwand ist Satan kein Snob – er fühlt sich auch in ganz miesen Filmen für Auto- und Vorstadtkinos zu Hause. Aus diesem Grund habe ich meinen teuflischen Kino-Überblick so weit wie möglich gefasst, da uns selbst der billigste Exploitation-Reißer so viel über unseren undurchsichtigen Unhold verrät wie die kultiviertesten filmischen Abhandlungen zum Thema.

Zeichnet man die Entwicklung des satanischen Archetyps im Film nach, dann stellt man bald fest, dass es keine andere Figur gibt, die so völlig unterschiedliche Auslegungen inspiriert hat: charmanter Gauner mit tadellosen Umgangsformen; geiferndes, fast tierisch anmutendes Ungeheuer; unschuldig wirkendes Kind; verführerische Frau; unsichtbare metaphysische Kraft – dies sind nur ein paar der widersprüchlichen Darstellungen des Teufels, die im satanischen Kino zu sehen sind. So viele Filmemacher aus allen Kulturen und KinoJahrzehnten haben sich dieser launenhaften Gestalt gewidmet, dass man bei der Recherche auf eine völlig unvorhersehbare Abfolge wechselnder Darstellungen stößt. Als Figur ist Luzifer so mysteriös, dass der Fantasie der Kreativen keine Grenzen gesetzt sind und äußerst individuelle Interpretationen ans Tageslicht kommen. Komischerweise stellten Regisseure und Drehbuchautoren den Teufel eher selten in der banalen Form des mistgabelschwingenden Oberbösen mit den gespaltenen Hufen dar. Auf Luzifers Leinwand fanden sich immer auch subversive Verkörperungen des Teufels als dunkler Antiheld, die mit dem überlieferten christlichen Satansklischee vom eindimensionalen Buhmann nicht mehr viel zu tun hatten.

Diese so unterschiedlichen filmischen Darstellungen der Galionsfigur des absolut Bösen zeigen sehr gut, wie schnell im 20. Jahrhundert das gesellschaftliche Pendel hin und her schlug zwischen transgressiven Impulsen und sicherem Konservatismus. Das satanische Kino hält uns einen Spiegel vor – und der Teufel spielt darin oft die Rolle des kosmischen Übels, das zur Entstehungszeit des jeweiligen Films im kollektiven Bewusstsein sein Unwesen trieb. Satan wurde auf der Leinwand als Verbündeter so unterschiedlicher Volks- und Weltfeinde wie Saddam Hussein, der Hippie-Gegenkultur der 1960er Jahre, der Nazis, des juristischen Berufsstands, der Heavy-Metal-Musikszene, Kaiser Wilhelms II. und des Präsidenten der Vereinigten Staaten porträtiert.

Jenseits all dieser rein zeitbezogenen Ängste hat das satanische Kino Luzifer jedoch am häufigsten mit der berauschenden und subversiven Macht des Eros in Verbindung gebracht. Zahlreiche Filme zeigen den Satan als dunklen Herrscher über den ewigen Ritus der Sexualität, wo er am effektivsten in Gestalt seines wichtigsten Vertreters auf Erden wirkt: der Weiblichkeit. Schon Tertullian schrieb „Foemina janua diabuli“ („Die Frau ist das Einfallstor des Teufels“) – und dieser schicksalhafte Spruch wurde dem Publikum in hunderten diabolischen Filmen eingetrichtert. Je nach dem gesellschaftlichen Umfeld der Entstehungszeit wurden satanische Sexualität und weibliche Erotik entweder zelebriert (Hexen [Häxan, 1922]), exploitativ dargestellt (Die Blutorgie der Satanstöchter bzw. In den Krallen der Satanstöchter [Blood-Orgy of the She-Devils, 1972]) oder mit dem Tode bestraft (Der Exorzist [The Exorcist, 1973]) – manchmal sogar alles in ein und demselben Film. Das dämonische Andere ist manchmal nur die andere Frau, die verliebte Herzen dazu bringt, gegen ihre heiligen Ehegelübde zu verstoßen. Filme, die im gleichzeitig lüsternen und puritanischen Hollywood produziert wurden, haben eindeutig eine Tendenz zur Frauenfeindlichkeit, indem sie das Weibliche gern als willigen Komplizen des Satans darstellen. In solchen Streifen hallen deutlich die Worte der päpstlichen Inquisitoren Heinrich Kramer und Jakob Sprenger wider, die den „Hexenhammer“ alias „Malleus Maleficarum“ verfassten und darin schrieben: „Eine Hexerei kommt von fleischlicher Lust, an der die Frauen unersättlich sind. … Darum haben sie auch mit den Dämonen zu schaffen, um ihre Lust zu stillen.“ Dieser Hass auf alles Fleischliche (und die Angst davor) war in satanischen Filmwerken aus Europa, die im Allgemeinen ein positiveres Bild der luziferischen Lust vermitteln, weitaus schwächer ausgeprägt.

Als notwendige Ergänzung zur Geschichte des Teufels im Film habe ich in diesem Buch auch die filmischen Ergüsse seiner Anhänger – der selbsternannten praktizierenden Satanisten und Adepten der schwarzen Magie – behandelt. Bei diesem Subgenre des satanischen Films konzentrierte ich mich auf das bislang eher vernachlässigte Zusammenspiel zwischen dem Aufkommen des Kinos und dem tatsächlichen Wiederaufleben der schwarzen Magie, weil es sich dabei um noch nie dagewesene Phänomene des 20. Jahrhunderts handelte, die häufig miteinander verknüpft waren. Wie Flüsse, die durch unsichtbare unterirdische Wasserläufe verbunden sind, gaben diese beiden parallel laufenden und gelegentlich verflochtenen kulturellen Entwicklungen – die neomagische Renaissance und der Kinofilm – einander stets neue Nahrung.

Aleister Crowley, der berüchtigtste Okkultist des vergangenen Jahrhunderts, beeinflusste eine ganze Reihe magischer Filme vom Stummfilmklassiker Der Magier (The Magician, 1926) bis hin zum thelemischen Underground-Filmzyklus eines Kenneth Anger. Obwohl Crowley stets betonte, kein Satanist zu sein, genoss er einen spektakulären Ruf als „bösester Mensch der Welt“. Die dunkleren Elemente im Leben und Wirken des sogenannten Tiers 666 prägten auch einige bedeutende britische Horrorfilme mit teuflischen Anklängen. Andere okkulte Orden waren jedoch sehr viel direkter an der Produktion satanischer Filme beteiligt. Der obskure deutsche Magier und Künstler Albin Grau, ein enger Vertrauter Crowleys, war künstlerischer Leiter bei Murnaus Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) und wirkte auch an anderen Stummfilmklassikern mit. Der Drehbuchautor des Noir-Horrorfilms The Seventh Victim (1943) besuchte im Zuge der Recherchen zu dem Film eine Zusammenkunft von New Yorker Satanisten. Die Künstlerin/Zauberin Cameron Parsons, die in magischen Kreisen legendär war, trat in mehreren teuflischen Streifen auf. Michael A. Aquino, der Gründer des Temple of Set, war 1972 der erste praktizierende Satanist, der als technischer Berater bei einem Film fungierte. 1975 wurde dann Anton Szandor LaVey, der den Satanismus perfekt als Showbusiness zu verkaufen verstand, von Regisseur Robert Fuest engagiert, um dem längst vergessenen Autokinostreifen Nachts, wenn die Leichen schreien (The Devil’s Rain, 1975) einen Hauch Realismus zu verleihen. Die Filme, die im vorliegenden Werk behandelt werden, bedienten sich nicht nur bei tatsächlichen magischen Praktiken, sondern inspirierten mit ihren fantasievollen Hirngespinsten viele Neulinge dazu, mit der Schwarzen Kunst herumzuexperimentieren – vor allem während der okkulten Modeströmung der späten 1960er und frühen 1970er Jahre.

Im Grunde ist das satanische Kino ein Kriegsschauplatz zwischen zwei total widersprüchlichen Impulsen: der Stagnation des Vertrauten und dem in stetem Wandel befindlichen Anderen. Am einen Ende der Skala stehen die Filme, die eine unverminderte Angst vor dem Teufel – als Verkörperung alles Verborgenen, Ungewohnten und den Status quo aus Familie, religiöser Orthodoxie und sexueller Unterdrückung Bedrohenden – zum Ausdruck bringen. Ihnen gegenüber finden wir jene Werke, in denen Satan als geheimnisvolle und zugleich begehrenswerte befreiende Kraft dargestellt wird, die sämtliche Schranken des durch Regeln und Vorschriften eingeengten Bewusstseins durchbricht und uns somit die Möglichkeit zur unbegrenzten Erweiterung der menschlichen Macht im Spenglerschen Sinne des „Faustischen“ bietet.

Im Innersten des dramatischen Konflikts, um den sich praktisch jeder Teufelsfilm dreht, steht der unermüdliche Kampf zwischen dem gesellschaftlich bestimmten Denken der Masse und dem selbstbestimmten individuellen Bewusstsein, das aus sich heraus entsteht – ein Prozess, den C. G. Jung sehr sinnvoll als „Individuation“ bezeichnete. Macht, Wissen, Abenteuer, ewiges Leben, sexuelle Freiheit: Das sind die Versuchungen, mit denen der Teufel die Dramatis personae des satanischen Kinos verlockt. Natürlich plädiert ein Großteil der hier erwähnten Filmemacher letztlich für eine Rückkehr zu den alten Stammesregeln, weshalb im Schlussteil ihrer Kinowerke die gefährliche Rebellion Luzifers doch noch niedergeworfen werden kann. In diesem Buch werden Sie aber auch die durchaus faszinierenden Filme entdecken, in denen das „böse“ Andere – meist ein offensichtliches Symbol für ungehinderte Selbstbestimmung – über die gehorsame Herde siegt.

Was die Ursprünge des aktuellen Teufels-Archetyps angeht, so bewegen wir uns hier weit über den eingeschränkten Rahmen der jüdisch-christlichen Mythologie hinaus. Wo auch immer das Christentum sich verbreitete – es fand stets einen Teufel, den es hassen konnte. Auf diese Art wurden rebellische Wesen wie der aztekische Gott Tezcatlipoca, der ägyptische Kriegsgott Seth, die griechischen Sagengestalten Prometheus und Pan oder die indische Göttin Kali dämonisiert, so wie viele andere nichtchristliche Wesenheiten. Sie alle sind nun Teil des kulturübergreifenden Widersachers, der das (Unter-)Bewusstsein der Öffentlichkeit erobert hat. Der Teufel im Kino darf somit als wirklich äußerst wandlungsfähige Gestalt gelten. Wie seine literarischen Vorfahren ist er eine mythische Legierung aus den unterschiedlichsten Legenden und Volkserzählungen. Der Fluch des Dämonen (Night of the Demon, 1957) ist einer der wenigen Filme, in denen die Universalität des Teufels auf halbwegs überzeugende Weise angedeutet wird.

Wer eher zufällig auf das satanische Kino stößt, wird die teuflischen Erscheinungen auf der Leinwand vielleicht als Monsterfilme mit theologischem Einschlag abtun. Mit dem vorliegenden Buch wollte ich der Erörterung dieser Filme jedoch eine weitere Dimension hinzufügen. Schließlich sind Satanismus und Teufelsanbetung nicht den Gehirnen irgendwelcher Drehbuchschreiber entsprungen. Die Schwarze Kunst wird auch in der „wirklichen Welt“ mehr und mehr praktiziert, wie wir sowohl in der geheimnisumwobenen magischen Subkultur als auch in der Allgegenwart satanischer Symbolik in verschiedenen Bereichen der Popkultur beobachten können.

Klarerweise ist es die Aura des Sensationellen, die Besucher an die Kinokassen lockt – übrigens das Hauptmotiv jedes Filmproduzenten, falls Sie das nicht gewusst haben sollten. Ich habe die hier behandelten Filme aber auch im Hinblick auf die authentische schwarzmagische Tradition überprüft, auf die sie gelegentlich Bezug nehmen. Meine Anmerkungen zu den spirituell-magischen Aspekten dieser Kinowerke beschränken sich jedoch nicht auf die übliche theoretische Interpretation von Quellen aus zweiter Hand, wie man sie nur allzu häufig bei der Behandlung dieses weitgehend unverstandenen Themas findet. Stattdessen beruht meine Analyse des satanischen Kinos auf meiner intensiven persönlichen Beschäftigung mit der Praxis religiöser Satansverehrung und Zeremonialmagie, die von den späten 1960er Jahren bis Mitte der 1990er Jahre andauerte.

Die vielen, aber oft unrichtigen Berichte über mein früheres Leben als öffentlich aktiver Praktizierender der Schwarzen Kunst haben manche Leser und Rezensenten der 2001 erschienenen Originalausgabe des vorliegenden Werks verständlicherweise zur irrigen Annahme geführt, dass es sich dabei um ein satanistisches Handbuch zum Kino des Teufels handelt. Besonders verbreitet war besagtes Missverständnis unter den Menschen, die von mir und dieser speziellen Phase meiner spirituellen Suche aus den Massenmedien erfahren haben, als Mitte der 1980er und Anfang der 1990er die hysterische „Satanistenpanik“ verbreitet war. Tatsache ist aber, dass ich meiner Verehrung des Teufels und seiner Werke bereits Mitte der 1990er Jahre abgeschworen habe – also einige Jahre, bevor ich die Urfassung dieser Studie schrieb.

Dies ist nicht der Ort für eine vollständige Darstellung meiner Reise durch die Unterwelt der schwarzen Magie – eines Initiationswegs, der mich schließlich dazu brachte, sämtliche Spielarten des Satanismus und Okkultismus zu verwerfen und offiziell zum tantrischen Buddhismus überzutreten. Da jedoch die persönlichen Erfahrungen jedes Autors immer einen Einfluss auf sein Schaffen haben und die bloße Erwähnung des Begriffs „Satanismus“ meist schon ein Schlangennest falscher Annahmen von Gegnern und Anhängern dieser spirituellen Richtung aufrührt, will ich an dieser Stelle meinen Standpunkt etwas näher erläutern.

Als ich 2011 vom französischen Journalisten Max Lachaud für die Musikzeitschrift „Obskure“ interviewt wurde, stellte ich klar, dass meine Abkehr von der Teufelsverehrung „keineswegs bedeutet, dass ich jetzt die Existenz Satans – oder wie auch immer man dieses Wesen bezeichnen will – bestreite. Doch heute ist er eher wie ein alter Freund für mich, mit dem ich nicht mehr unbedingt zu tun haben muss.“

Vor diesem Hintergrund lässt sich meine Herangehensweise an das vorliegende Buch vielleicht am ehesten mit der eines Exsoldaten vergleichen, der sich mittlerweile zum Pazifisten gewandelt hat und ein Buch über den Krieg im Kino verfasst, in dem er die Unterschiede zwischen Kampfhandlungen im Film und seinen realen Erfahrungen verdeutlicht. Ein solcher geläuterter Soldat wäre imstande, die Greuel des Krieges zu verstehen und gleichzeitig immer noch zu begreifen, warum der Krieg eine so starke Faszination auf die Menschheit ausübt. Ich befinde mich in einer ähnlichen Position, weil ich sowohl die schwerwiegenden Gefahren als auch die trügerischen Freuden der Beschäftigung mit Teufeln und Dämonen vermitteln kann.

Selbst beim Ansehen der unbedeutendsten Beiträge zum satanischen Kino wird klar, dass das Kino an sich die wahre Folklore des 20. Jahrhunderts war, weil es auf derselben unbewussten Ebene aus Mythen und Träumen funktioniert. Wie die ikonischen Gestalten und Themen, die in Träumen und Mythen immer wieder auftauchen, bringt der teuflische Film durchgehend symbolische Leitmotive auf die Leinwand. Eines dieser regelmäßig wiederkehrenden Motive – vielleicht sogar das häufigste – ist der Doppelgänger. Seine zutiefst verwirrende Gegenwart irritiert das satanische Kino seit den frühesten Tagen der Kinematografie. Der Doppelgänger verkörpert die einfache manichäische Idee von Gut und Böse, indem er ein und dieselbe Person in einen angeblich guten Jekyll und einen satanischen Hyde spaltet. Oft spiegelt diese Verdoppelung das kulturell bedingte Misstrauen gegenüber Frauen wider, wenn sie in Form des braven Mädchens und der triebhaften Verführerin auftritt, die im Film von derselben Schauspielerin verkörpert werden. Am besten funktioniert dieses Zwillingsdasein in Metropolis (1926) und Die Stunde, wenn Dracula kommt (La maschera del demonio, 1960). Gelegentlich wird der Doppelgänger auch auf etwas subtilere Weise – etwa durch die Verwendung eines satanischen Spiegels, der eine für unerleuchtete Sterbliche nicht sichtbare Realität zeigt – beschworen.

Viele der hier besprochenen Filme lassen sich auch als Initiationsriten verstehen, in denen die Charaktere eine magische Reise antreten, die ihre Identität verwandelt oder sie mit verborgenen Aspekten ihres Wesens in Berührung bringt, die sie bisher nicht kannten oder die ihnen verboten sind. Das Kino hat so viel mythische Macht, dass sogar ausschließlich des Profits wegen gedrehte Filme unbeabsichtigt ein numinoses Echo erzeugen können, das uns etwas über den uralten Archetyp des Teufels verrät. So wie das scheinbar Triviale mit unheimlicher Kraft und Bedeutung ausgestattet sein kann, wirken auch Filme manchmal wie Wachträume, die verborgene Saiten im Unterbewusstsein anschlagen.

Auf einer eher profanen Ebene ist in vielen Filmen auch ein Subtext über den Klassenkampf zu finden. Schon in F. Scott Fitzgeralds berühmtem Zitat heißt es: „Die Steinreichen sind anders als du und ich.“ Im satanischen Kino trifft das mit Sicherheit zu – meistens sind es dort die Steinreichen, die den Teufel anbeten. In der Theologie des Kinos übt Geld gleich nach der weiblichen Sexualität einen höchst verderblichen satanischen Einfluss aus. Und so wird das Publikum immer wieder mit Bildern gefüttert, die Luzifers Lakaien als unübersehbar vermögende Snobs porträtieren; hier werden Sozialneid und das Misstrauen gegen die Reichen regelmäßig auf die Spitze getrieben. In den Wunscherfüllungsfantasien der Massen muss die ungezügelte erotische Dekadenz – dieses vermeintliche Charakteristikum der Oberschicht – unweigerlich zu einem intimen Umgang mit dem Teufel führen. So taucht beispielsweise in fast jedem Film, der den organisierten Satanismus behandelt, ein luxuriöses Schloss auf, hinter dessen kultivierter Fassade sich gottlose Rituale abspielen. Im Einklang mit der dadurch suggerierten Theorie, die Reichen seien mit Satan im Bunde, gibt es auch überraschend viele Zelluloidteufel, deren gespaltene Zunge mit britischem Oberschichtakzent spricht. Dieser vor allem in Hollywood sichtbare Trend dürfte die archetypische Erkenntnis symbolisieren, dass der Teufel – trotz seines schlechten Rufs in manchen Teilen der Gesellschaft – im Wesentlichen ein Gentleman ist. Schließlich muss ja eine Wesenheit, der man den Ehrentitel „Fürst der Finsternis“ verliehen hat, irgendwie adeliger Herkunft sein. Der Autor Hans-Joachim Neumann schreibt in seinem Buch „Das Böse im Kino“: „Der Kinoteufel tritt … als durchaus polyglotte, oftmals elegante, urbane und vor allem beredte Erscheinung auf. Sein Schrecken ist der Schrecken eines provinziellen Publikums vor den Verlockungen der großen weiten Welt.“

Bei unserer Zeitreise durch mehr als ein Jahrhundert der Leinwand-Luzifers werden wir noch weitere merkwürdige Muster auftauchen und verschwinden sehen. Welche Episoden dieses filmischen Abenteuers besonders hervorgehoben werden sollten, das ließ ich meine eigenen eklektischen Vorlieben entscheiden. Wollte man jede teuflische Produktion auflisten und genauer besprechen, dann würde das Resultat wohl ein Lexikon füllen; ich musste daher aus Platzgründen auf Vollständigkeit verzichten. Da ich davon überzeugt bin, dass die homogenisierte Sterilität der 1980er und 1990er Jahre einen trostlosen Tiefpunkt der Kultur markiert, habe ich diese Zeit der ästhetischen Leere viel weniger flächendeckend behandelt, wie Sie bei der Lektüre feststellen werden. Und ich habe – wenn möglich – versucht, eher die die dunklen und obskuren Ecken des satanischen Kinos auszuleuchten. Aus diesem Grund finden seinerzeit einflussreiche, aber mittlerweile fast vergessene Filmemacher wie George Méliès, Hanns Heinz Ewers und Hans Poelzig auf den folgenden Seiten mehr Platz als so manche berühmte Kinopersönlichkeit der Gegenwart. Ich werde mich jedoch nicht für mein eingestandenes Vorurteil gegen seelenlose Großproduktionen aus „Hölzernwood“ entschuldigen; mir lag eben viel daran, stattdessen weniger bekannte, unabhängige Filme in den Vordergrund zu rücken.

Etliche Filmwerke, deren Handlung sich nicht ausschließlich mit dem Satan befasst, werden auf den Seiten dieses Buches trotzdem erwähnt, weil sie besonders einprägsame, unkonventionelle oder kultige Kurzauftritte des Teufels oder seiner Jünger beinhalten. In diese Kategorie fallen so unterschiedliche Werke wie Die Abenteuer des Joseph Andrews (Joseph Andrews, 1977), Die Zeit der Wölfe (The Company of Wolves, 1984) oder Glen Or Glenda (1953). Echte Kenner werden vielleicht bemängeln, dass hier andererseits ein ganzes Genre scheinbar satanischer Beiträge zu kurz kommt – nämlich Filme wie „Der Hexenjäger“, die „Hexen bis aufs Blut gequält“-Reihe, „Hexenjagd“ und andere mehr oder weniger historische Dramen, die sich mit der Hexenverfolgung befassen. Derartige künstlerische Kommentare zur fanatischen christlichen Verfolgung falsch Angeschuldigter bieten durchaus Einblicke in das stets im Wandel befindliche soziale Konstrukt des Satans. Meiner eigenen metaphyischen Sicht folgend habe ich mich in der vorliegenden Untersuchung aber auf jene Produktionen beschränkt, in denen der Teufel als tatsächlich existierendes, übernatürliches Intelligenzwesen in Erscheinung tritt.

Mein Hauptauswahlkriterium war die Frage, ob der fragliche Film ausdrücklich den Teufel und seine Anhänger behandelt, statt sich nur mit allgemein dämonischen, okkulten oder heidnischen Aktivitäten zu befassen.

Da die Grenze zwischen dem Fürsten der Finsternis und seinen Lakaien nicht immer ganz einfach zu ziehen ist, musste ich gelegentlich gegen meine eigenen Regeln verstoßen. Ein solcher Fall war Der Exorzist. Der unangenehme, sich dauernd erbrechende Eindringling, der von der Heldin des Films Besitz ergriffen hat, ist nicht Satan selbst, sondern der eher unbedeutende mesopotamische Dämon Pazuzu. Dennoch ist es notwendig, den Film Der Exorzist auf diesen Seiten ausführlich zu behandeln, da er das Bild vom Teufel in der Öffentlichkeit so entscheidend geprägt und eine reaktionäre Welle streng konservativer, antisatanischer Religiosiät ausgelöst hat, die das okkult eingefärbte Kolorit der Sixties-Popkultur kurzerhand weggeschwemmt hat. Ähnliches gilt für ein paar Filme, die auf den Werken von H. P. Lovecraft aufbauen. In diesen Streifen tritt ebenfalls nicht Satan, sondern das fiktive Pantheon der Lovecraftschen Alten Götter in Erscheinung. Die darin gezeigten rituellen Anrufungen dämonischer Wesen sind aber trotzdem notwendig für das Verständnis der filmischen Darstellung von Schwarzmagiern in einer Zeit, als die westliche Gegenkultur mit nichtchristlicher Spiritualität experimentierte und gern zeremonielle Beschwörungen des metaphyischen „Bösen“ durchführte.

Für säkulare Cineasten und atheistische Filmfreunde bietet sich auch noch eine andere Perspektive. Sie können dieses Buch als eine Studie darüber ansehen, wie einer der beständigsten Archteypen des Westens von den gesellschaftlichen Strömungen geformt wurde, die sich in der populären Kultur widerspiegeln, aber auch von ihr geprägt werden. Doch hinter diesem weltlichen Ansatz verbirgt sich die tiefergehende spirituelle Frage nach der wechselhaften Identität des Teufels. Trotz der unbestreitbaren Kunstfertigkeit, die einige wenige der Filmemacher an den Tag legen, darf man von den im vorliegenden Buch behandelten Werken natürlich keine kohärente theologische Betrachtungsweise oder profunde philosophische Erkenntnis erwarten. Wer in der Filmbranche tätig ist, arbeitet zwangsweise mit einer kompromittierten Kunstform, die in erster Linie großen Unterhaltungskonzernen möglichst hohe Profite einbringen soll. Schon aus diesem Grund setzen sich Regisseure und Drehbuchautoren nur höchst selten das Ziel, echte religiöse Einsichten zu vermitteln. Dennoch gehe ich davon aus, dass Filme uns mehr über die rätselhafte Gestalt namens Luzifer erzählen können als die meisten nüchternen, „objektiven“ Untersuchungen zu diesem Thema.

Der nicht immer treffsichere, aber durchaus scharfsinnige Psychologe und Psychiater Carl Gustav Jung hat glaubhaft argumentiert, dass die symbolischen Gestalten, denen wir in unseren Träumen begegnen, aus ein und demselben universalen Erinnerungsspeicher stammen. Diese psychischen Bilder oder „Archetypen“ bevölkern die mythischen Geschichten aller religiösen Traditionen unseres Planeten. Wenn wir aktiv mit den stark spirituellen, in unseren nächtlichen Visionen heraufbeschworenen Mächten interagieren, können wir laut Jung solche unterbewussten Inhalte viel besser integrieren als mithilfe einer streng rationalen Analyse. Die Kristallkugel des Kinos – des kollektiven Unbewussten der modernen Zivilisation – kann uns ähnliche Einsichten liefern.

Selbst die künstlerisch anspruchslosesten Fließbandproduktionen bringen Visionen des schattenhaften, trickreichen Widersachers auf die Leinwand, die uns sein Wesen und vor allem unsere psychologische Beziehung zu ihm besser begreifen lassen. Wenn wir das schaffen wollen, müssen wir den Teufel allerdings ernst nehmen; selbst wenn das bedeutet, dass wir den spirituellen Sinn in einem künstlerisch anspruchsvollen Porno wie The Devil in Miss Jones (1973) oder in einem lachhaft absurden Horrorstreifen wie Die Blutorgie der Satanstöchter bzw. In den Krallen der Satanstöchter (Blood-Orgy of the She-Devils, 1972) finden müssen. Diese altmodische Einstellung fällt Vertretern der heutigen Konsenskultur mit ihrer oberflächlichen und postmodern-ironischen Einstellung nicht gerade leicht.

Der traditionalistische Philosoph René Guénon sprach dieses Problem in seinem Buch „L’erreur spirite“ [dt.: „Der spiritische Irrtum“] an: „Unter denen, die sich rühmen, mehr oder weniger ‚modern‘ zu sein, ist es Sitte, nicht ohne ein herablassendes Lächeln oder ein noch despektierlicheres Schulterzucken vom Teufel zu sprechen.“

Wenn das schon 1923 der Fall war, als diese Worte geschrieben wurden, dann ist die fehlende Ernsthaftigkeit in Bezug auf den Teufel mittlerweile noch wesentlich stärker ausgeprägt, weil die oberflächliche, ruhelose, leicht abzulenkende breite Masse von heute ohnehin nur nach dem nächsten Internet-Witzchen sucht. Nur noch extrem religiöse, nominell christliche Gläubige, die längst eine schrumpfende kulturelle Randgruppe sind, sowie selbsternannte „theistische Satanisten“ denken heute noch ernsthaft über die Geheimnisse des Teufels nach. In unserem Zeitalter des Kali-Yuga ist der Großteil der Menschheit so an die materielle Welt gefesselt, dass so gut wie jeder für die nichtmateriellen Dimensionen jenseits der physischen Körperlichkeit blind geworden ist. Das hat dazu geführt, dass die spirituelle Suche in den westlichen Ländern fast nur noch Spinnern, Scharlatanen und Psychopathen vorbehalten ist, die eine religiöse Rechtfertigung für ihre weltlichen Hasstendenzen brauchen.

Der normative westliche Rationalismus – oder was eben so als Glaube an die Vernunft durchgeht – stellt den Teufel weitgehend als blöden Aberglauben dar, der dann meist als psychologische Externalisierung menschlicher Ängste und gesellschaftlicher Tabus abgetan wird und somit als Sündenbock für alle Zwecke dienen kann. Es gibt noch ein paar gläubige Christen, die die Bibel wörtlich nehmen und daher den Satan als bösartigen Drachen der Apokalypse fürchten; die Mehrheit der Ungläubigen jedoch begegnet dem Teufel heute nur noch als einem frech-humorvollen Emoji, das den rothäutigen, gehörnten Butzemann nach altem Klischee zeigt. Der Fürst der Finsternis wurde auf diese bekannte Karikatur reduziert und damit derart unschädlich und zahnlos gemacht, dass er mittlerweile als Logo diverser Produkte in Erscheinung treten kann, ohne dass sich jemand darüber aufregt. Das Bild Satans taucht auf Bierdosen, als Maskottchen von Football-Mannschaften oder auf den Merchandise-Erzeugnissen von Rockbands auf. Der Teufel wurde sogar soweit gedemütigt, dass sein unverwechselbarer gegabelter Schweif heutzutage „Dirt Devil“-Staubsauger ziert.