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Kurzbeschreibung:

Napoleon ist geschlagen und hat sich ins Exil auf die Insel Elba zurückgezogen. Zahlreiche gekrönte Häupter und Vertreter der Spitzendiplomatie reisen 1814 nach Wien, um über die Zukunft Europas zu verhandeln. So auch Bertram Barnett, der junge Viscount of Panswick, der den verwitweten Herzog of Landmark als Adjutant begleitet. Auch Bertrams Cousine Agatha will dringend nach Wien, da sie hofft, dort ihre verschwundene Schwester wiederzufinden. Sie begleitet die beiden Herren, um an der Tafel des Herzoges als Gastgeberin zu fungieren und sich auch um dessen dreizehnjährige Tochter Lizzy zu kümmern. Ob sie dem wohl auch zugestimmt hätte, hätte sie gewusst, dass sie sich mit Landmark vom ersten Tag der Reise an, in den Haaren liegen würde? Er ist voller Standesdünkel und in alten Traditionen verhaftet, sie selbstbewusst, weitgereist und gebildet. Da bittet sie der Herzog, aus rein praktischen Überlegungen, um ihre Hand und Agatha, die sich längst in ihn verliebt hat, beschließt, Bedingungen zu stellen und ihn zappeln zu lassen. Auch Bertram hört die Hochzeitsglocken klingen. Hanni ist reizend, doch leider nicht standesgemäß. Aus Liebe ist er bereit, es nicht nur mit der entrüsteten Gesellschaft, sondern auch mit seiner gestrengen Mutter aufzunehmen. Damit steht die Familie Barnett vor einem Skandal, der alle bisherigen bei weitem in den Schatten stellt. 


Über die Autorin:

Die österreichische Sophia Farago ist Unternehmensberaterin und Autorin. Die englische Geschichte ist ihr große Leidenschaft. Mit ihren Regency-Romanen feierte sie in den vergangenen Jahren bereits große Erfolge.


Weitere Titel der Autorin bei Edel Elements:

Die Braut des Herzogs
Schneegestöber
Hochzeit in St. George 
Maskerade in Rampstade
Eliza - einfach zauberhaft!
Liebe auf hoher See - Drei Geschichten

Die Lancroft Abbey Reihe

Der Heiratsplan
Verlobung wider Willen
Die stürmische Braut 

Sophia Farago

Küsse am Wiener Kongress


Roman


Edel Elements

Prolog

Für alle, die die Familie Barnett noch nicht kennen, seien die bisherigen Geschehnisse kurz zusammengefasst:

Als der siebte Viscount of Panswick im Jahre 1810 an einem heimtückischen Fieber starb, hinterließ er seine tatkräftige Witwe Louise, seinen siebzehnjährigen Erben Bertram, vier weitere Nachkommen, den Landsitz Lancroft Abbey in Kent und einen Berg von Schulden.

Nach dem Trauerjahr fasste die Viscountess einen riskanten „Heiratsplan“: Ihre zweitälteste, in ihren Augen schönste Tochter Penelope sollte, ausgestattet mit dem letzten Geld und in Begleitung der verwitweten Cousine Agatha, eine Saison in London verbringen und dort einen reichen Ehemann finden, der bereit war, Familie und Landsitz vor dem finanziellen Ruin zu retten. Leider verliebte sich Penelope in einen vollkommen unpassenden Gentleman. Als aber schließlich die älteste Tochter Frederica den reichen Earl of Derryhill heiratete, waren die finanziellen Sorgen vergessen. Penelope konnte sich weiter um ihre geliebten Schafe kümmern, brauchte keine „Verlobung wider Willen“ einzugehen, und das Leben bewies anschaulich, dass sich so mancher Unpassende bei näherem Hinsehen durchaus als der Richtige entpuppen konnte.

In der Zwischenzeit bereiste Cousine Agatha den Kontinent, um ihre verschwundene Schwester Cecilia zu suchen – und war plötzlich selbst verschollen. Die dritte Barnett-Schwester Vivian, „die stürmische Braut“, fand in London nicht nur einen Ehemann, sondern auch Cousine Agatha wieder, die sich mittlerweile als Gesellschafterin einer alten Dame verdingt hatte. Sie überredete ihren Bruder Bertram, der seinen Dienstherrn, den Duke of Landmark, zum Wiener Kongress begleiten sollte, Agatha dorthin mitzunehmen. Denn es gab Hinweise, dass sich deren verschwundene Schwester Cecilia nunmehr in der Hauptstadt Österreichs aufhalten sollte.

Die Lancroft Abbey Reihe
Band 4

Die Familiengeschichte von Lancroft Abbey und eine Liste der wichtigsten Personen und Begriffe finden sich im Anhang.

Kapitel 1

Südlich von Limburg, im Herzogtum Nassau

August 1814

Der stämmige Wandergeselle war von den hinter ihm auftauchenden Gespannen so überrascht, dass er einen lauten Schrei ausstieß, sein Bündel mit den Habseligkeiten, das er an einem Stock über der Schulter getragen hatte, in die Wiese warf und dann geistesgegenwärtig hinterhersprang. Schon brausten mehrere Wagen an ihm vorbei. Der erste war ein eleganter Landauer mit geschlossenem Verdeck, zwei Livrierte auf dem Kutschbock. Davon führte einer die Zügel, während der andere gut sichtbar ein großes Gewehr in beiden Händen hielt. Sollte sich jemand erdreisten, die Kutsche überfallen zu wollen, würde der Mann ohne Zweifel davon Gebrauch zu machen wissen.

Der Wandergeselle war weit davon entfernt, irgendjemanden ausrauben zu wollen. Er war nur zu froh, nicht unter die Räder geraten zu sein. Kurz darauf erschien ein weiteres Fahrzeug, ebenfalls ein Vierergespann, in demselben glänzenden Grau lackiert wie das erste, das gleiche Wappen mit einer Krone am Schlag. Es war weniger ausladend und ohne Zweifel ein älteres Modell. Der Geselle war erfahren genug, darin die Dienerschaft zu vermuten. Schon kam ein dritter Wagen ins Blickfeld. Diesmal standen zwei Bewaffnete auf dem hinteren Trittbrett. Sie trugen dieselben silbergrauen Livreen. Der Geselle erhaschte einen kurzen Blick durch das Kutschenfenster und sah eine Vielzahl an Truhen und Koffern.

Meiner Seel’, dachte er beeindruckt, da muss ja ein gar mächtiger Herr unterwegs sein, wenn er meint, gleich drei Männer mit Gewehr zu seinem Schutz zu brauchen. Vielleicht war es gar ein König?

Es war tatsächlich eine hochgestellte Persönlichkeit, die da in hohem Tempo durch die Lande unterwegs war, allerdings kein König, sondern ein englischer Herzog. Carl Hawick, der dritte Duke of Landmark, ein Diplomat im Dienste seiner Majestät König Georg III. Er war auf dem Weg nach Wien, um dort an einem Kongress teilzunehmen, der die Geschicke Europas in neue Bahnen lenken sollte. Napoleon, das französische Ungeheuer, war besiegt und auf die Insel Elba verbannt worden. Nun galt es, die Gebiete, die er seinem Reich einverleibt hatte, neu zu verteilen.

Der Herzog reiste nicht allein. Er hatte entschieden, dass ihn seine dreizehnjährige, mutterlose Tochter Eliza, genannt Lizzy, begleiten sollte. Seit dem Tod seiner Gattin vor zwei Jahren war sie immer stiller und schüchterner geworden und er hoffte, dass ihr die Abwechslung einer Reise guttun würde. Außerdem befanden sich noch sein Adjutant Bertram Barnett, der junge Viscount of Panswick, und dessen verwitwete Cousine in der Kutsche. Lady Agatha Alverston war sechsunddreißig Jahre alt und damit fünf Jahre jünger als er. Sie sollte auf Lizzy achtgeben und ihm in Wien als Gastgeberin und weibliche Begleitung bei formellen Anlässen zur Verfügung stehen.

Sie waren nun schon sechzehn Tage unterwegs, und Bertram Barnett hätte sich längst dafür ohrfeigen können, dass er dem Drängen seiner Schwester Vivian nachgegeben hatte, den Duke mit Agatha bekannt zu machen. Wie hätte er aber auch ahnen sollen, dass sich die beiden streiten würden? Und zwar ununterbrochen? Es schien kein Thema zu geben, bei dem sie einer Meinung waren, und dabei waren es im Laufe der Wochen die unterschiedlichsten Angelegenheiten, über die sie sich auf der langen Fahrt unterhielten. Schneidende Bemerkungen flogen hin und her, verbrämt mit Ironie oder gar Hohn und Beweisen der jeweils eigenen intellektuellen Überlegenheit. Er konnte die mitunter sehr nichtigen Anlässe schon gar nicht mehr zählen, bei denen mindestens einer der beiden in spöttisches Gelächter ausbrach. Außerdem schienen sie nie auch nur eine Minute zu schweigen. Mehr noch, sie schienen kaum je Luft holen zu müssen.

Warum nur, fragte sich der leidgeprüfte Viscount im Stillen, warum nur hielten sie nicht einfach den Mund? Warum nahmen sie keine Rücksicht auf Lizzy und ihn? Sie mussten doch in der Zwischenzeit eingesehen haben, dass sie sich nie einig werden würden. Wozu also die ständigen Wortgeplänkel? Mehr als einmal hatte er die Zähne zusammengebissen, um seinem Unmut nicht lautstark Ausdruck zu verleihen. Vor Kurzem war er großjährig geworden, er trug den Titel eines Viscounts of Panswick, er war Herr über den weitläufigen Landsitz Lancroft Abbey und Oberhaupt der Familie. Einer Familie, die neben seiner Mutter auch noch seine drei inzwischen verheirateten Schwestern Frederica, Penelope und Vivian und seinen jüngeren, noch unverheirateten Bruder Nicolas umfasste. Obwohl er den Großteil seines Vermögens erst mit fünfundzwanzig bekommen sollte, hatte er seit seinem einundzwanzigsten Geburtstag bereits die Verfügungsgewalt über den ansehnlichen Betrag, den ihm seine Urgroßmutter mütterlicherseits vermacht hatte. Er war also hochgestellt, reich und erwachsen. Doch all das nützte ihm gar nichts. Er war den Wortgefechten seines Dienstherrn und seiner um fünfzehn Jahre älteren Cousine Agatha hilflos ausgeliefert.

Die Überfahrt von Southhampton auf den Kontinent war noch recht angenehm verlaufen, da man sich auf dem weitläufigen Schoner nur bei den Mahlzeiten zu Gesicht bekam. Rückblickend war es ein wahrer Segen gewesen, dass es an Bord getrennte Salons für Damen und Herren gab, in denen man seine Zeit verbrachte. Doch kaum waren alle vier gemeinsam in die Kutsche gestiegen und hatten begonnen, sich mit Plaudereien die Zeit zu vertreiben, da war das Hickhack auch schon losgegangen. Sagte der Herzog hü, meinte Agatha hott. Und umgekehrt. Hielt der Herzog etwas für gut, fand Agatha einen Fehler. Wollte Agatha rasten, drängte Landmark zum Aufbruch. Der einzige Lichtblick auf dieser schier endlosen Reise war für ihn die dreizehnjährige Tochter seines Dienstherrn. Sie saß neben ihm auf der Bank entgegen der Fahrtrichtung und stupste ihn soeben mit dem Ellbogen auffordernd in die Seite. „Bertram, bist du eingeschlafen?“

Er fuhr aus seinen Gedanken auf. „Entschuldige, Lizzy, was hast du gesagt?“ Es klang reumütig.

„Ich sagte: ’Guten Abend, mein verehrter Herr, ist das nicht ein wahrhaft schönes Zimmer?’“, wiederholte sie auf Deutsch.

Seltsam, dachte Bertram, ihre Stimme klingt viel selbstsicherer, wenn sie sich in dieser fremden Sprache ausdrückt. Sie lernten nun schon seit zwei Monaten jeden Tag viele Stunden miteinander, und er musste neidlos anerkennen, dass sie das halbe Jahr, das er ihr voraus gewesen war, längst aufgeholt hatte. Sie waren vom Lernen einzelner Wörter und der Grammatik bereits zum Führen kleinerer Konversationen übergegangen. Es machte viel mehr Spaß, zu zweit zu üben, und er freute sich darauf, seine Kenntnisse auch im tatsächlichen Leben auszuprobieren.

„Das ist fürwahr ein schönes Zimmer, gnädiges Fräulein“, erwiderte er höflich. „Wollen wir uns zu Tisch begeben?“

Während Lizzy in ihrer Deutschfibel nach einer passenden Antwort suchte, blickte Bertram zu den Reisegefährten auf der gegenüberliegenden Bank hinüber. Agatha begann soeben, über die Zeit zu erzählen, die sie an der Seite ihres verstorbenen Gatten Edward in Ägypten verbracht hatte. Dieser hatte dort zu einem Team von Archäologen gehört, das Ausgrabungen in der Wüste durchführte, und Agatha hatte ihn dabei tatkräftig unterstützt. Diese Geschichten kannte Bertram längst, also wollte er sich wieder auf Lizzy konzentrieren.

„Ich halte es für einen unglaublichen Leichtsinn, ja geradezu für einen Wahnwitz, dass man Sie zu diesen Ausgrabungen mitgenommen hat“, hörte er da den Duke sagen. „Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum Ihnen das der Leiter der Expedition überhaupt gestattete.“

Es ging schon wieder los! Bertram zog scharf die Luft ein. Agatha würde solche Worte nicht unwidersprochen hinnehmen.

„Beim besten Willen, soso“, kam auch schon die schnippische Antwort, bevor seine Cousine, offensichtlich um einen ruhigeren Tonfall bemüht, fortsetzte: „Warum halten Sie es für einen Wahnwitz, wenn ich fragen darf, Duke?“

„Denken Sie denn, ich wäre mir all der Gefahren nicht bewusst, die dieses Vorgehen barg?“, stellte er eine Gegenfrage. „Es war einfach unverantwortlich, Sie, eine englische Lady von Stand, zu Ausgrabungen in der Wüste mitzunehmen.“

Bertram sah zu seiner Überraschung ein kleines Lächeln über das Gesicht seiner Cousine gleiten, bevor diese in versöhnlichem Tonfall antwortete: „Wie nett von Ihnen, Duke, aber ich darf Ihnen versichern, dass Sie sich um mich keine Sorgen zu machen brauchen. Die Ausgrabungsstätte war Tag und Nacht bewacht, und mein verstorbener Gatte und die anderen Männer der Delegation achteten streng darauf, dass die Einheimischen uns drei englischen Frauen nicht zu nahe kamen. Außerdem bin ich selbst auch ganz gut in der Lage, mich zu verteidigen, wenn …“

„Du lieber Himmel“, unterbrach sie Seine Gnaden. „Ich sprach doch nicht von etwaigen Gefahren für Sie, Lady Alverston. Ich meinte natürlich die Gefahren, denen die Expedition durch Ihre Anwesenheit ausgesetzt war.“ Bertram hatte den Eindruck, als würde sich der arrogant näselnde Tonfall seines Dienstherrn von Tag zu Tag verstärken. „Frauen in der Wüste können bei solchen Unternehmungen nichts anderes als einen Klotz am Bein darstellen, wenn Sie mir diese drastische Ausdrucksweise gestatten.“

Trotz der scharfen Worte schien sich der Herzog insgeheim zu amüsieren, wie Bertram mit gerunzelter Stirn feststellte. Ganz kurz hatte ein kleines Lächeln seine Augen erreicht. Bertram hingegen wusste, dass es für ihn selbst nichts zu lachen gab. Gleich würde Agatha zu einem verbalen Gegenschlag ausholen.

„Wie kommen Sie bloß zu der Annahme, ich könnte Ihnen diese gestatten?“, lautete überraschenderweise ihre einzige Antwort.

Der Blick, den ihr der Duke nun zuwarf, war für Bertram unergründlich. Lieber Gott, bitte lass uns endlich Wien erreichen, flehte er insgeheim. Er seufzte, als ihm bewusst wurde, dass sich seine Situation auch nach Ende der Reise kaum verbessern konnte; schließlich würden sie zu viert in ein gemeinsames Palais ziehen.

Aber immerhin werden wir dann nicht mehr stundenlang auf so engem Raum eingesperrt sein, beruhigte er sich selbst.

Dann merkte er, dass einer der seltenen Momente eingetreten war, in dem die beiden Kontrahenten schwiegen. Nun war es allein Lizzys fröhliches Geplapper, das die Kutsche erfüllte.

„Wie gefällt es Ihnen in meiner Heimatstadt, mein guter Panswick?“, hörte er sie fragen. „Lieben Sie auch die blühenden Bäume im Prater?“

Sie war offensichtlich in die Rolle einer österreichischen Komtess geschlüpft, die mit ihm, dem Fremden, bekannt gemacht worden war. Bertram lächelte und bemühte sich, ihre Fragen möglichst fehlerfrei zu beantworten.

Natürlich blieb es auch auf der anderen Bank nicht lange still.

„Da gibt es etwas, was ich Sie schon die ganze Zeit fragen wollte, Duke. Wir hatten doch ursprünglich geplant gehabt, unsere Reise bereits im Juni, unmittelbar nach der Hochzeit meiner Cousine Vivian, in Angriff zu nehmen. Was war ausschlaggebend dafür, dass wir damit bis Ende August warten mussten?“, gab Agatha dem Gespräch eine neue Wendung, ohne auf die Aussage des Dukes einzugehen. „Wie ich hörte, hing das irgendwie mit dem Königshaus zusammen. Wie kann das sein?“

Anscheinend war Bertram nicht der Einzige, der sich über den abrupten Themenwechsel wunderte. Eine Augenbraue schnellte in die Höhe, bevor der Duke erklärte: „Es lag an Kronprinzessin Charlotte.“

„Tatsächlich?“ Agatha klang überrascht. „Was hat denn Ihre königliche Hoheit mit unserer Reise zu tun?“

„Nun“, sagte Landmark und schien sich seine Worte gut zu überlegen, „Sie wissen vermutlich, dass sich Prinzessin Charlotte vor einem Jahr mit Wilhelm von Nassau-Oranien verlobt hat?“

Agatha nickte. Es gab wohl kaum jemanden auf der Insel, dem diese freudige Nachricht nicht zu Ohren gekommen war.

„Wankelmütig, wie Frauen aber nun mal sind …“, setzte der Herzog fort, und für den geplagten Viscount gab es keinen Zweifel, dass sich der unverbesserliche Duke insgeheim köstlich darüber amüsierte, seine Cousine zu ärgern. Warum hätte er ihr sonst bei diesen Worten einen herausfordernden Blick zugeworfen? Am liebsten hätte Bertram seinen Unmut laut hinausgeschrien. Doch zu seinem Glück stieg Agatha nicht darauf ein, sondern sagte kein Wort.

„… hat sich die Prinzessin eines schönen Junitages entschieden“, setzte der Herzog fort, „nun doch nicht in den Niederländer, sondern stattdessen in Prinz Leopold von Sachsen-Coburg verliebt zu sein.“

Agatha nickte. Auch davon hatte sie gehört.

„Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für das Parlament für einen enormen, zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeutete“, erklärte er. „Zahlreiche Verhandlungen mit Nassau-Oranien mussten geführt werden, um alle bereits geschlossenen staatsrechtlichen Vereinbarungen wieder zu lösen. Daher waren sowohl Außenminister Castlereagh als auch ich in London unabkömmlich.“

„Aha.“ Agatha überlegte und blickte dann interessiert zu ihm hinüber. „Sie haben also mitgeholfen, diese diplomatisch verzwickte Angelegenheit zu regeln?“

„Selbstverständlich“, bestätigte er und nickte.

„Ich denke“, sagte Agatha, weiterhin in ihrem freundlichsten Tonfall, „Ihre Einmischung in dieser Sache bedeutete eine große Gefahr für unser Königreich. Durch Ihre Anwesenheit bei den Verhandlungen wäre die diplomatische Lösung beinahe zu Fall gebracht worden.“

Nach diesen ungeheuerlichen Worten lächelte sie allerliebst zum Herzog hinüber.

Bertram riss die Augen auf und schnappte nach Luft. War Agatha verrückt geworden? Wie kam sie dazu, seinem Dienstherrn so etwas Ungeheuerliches zu unterstellen?

„Was erlauben Sie sich, Madam?“, fuhr dieser auch schon auf. Zornesfalten legten sich auf sein Gesicht. „Sie haben doch nicht die geringste Ahnung von allen relevanten Hintergründen.“

„Nein, natürlich nicht“, gab Agatha unumwunden zu. Sie klang weiterhin freundlich.

„Wie können Sie sich dann erdreisten, sich ein Urteil über meine Arbeit zu bilden? Wie kommen Sie dazu, mich zu kritisieren und diesen Unfug zu allem Überfluss auch noch laut auszusprechen? In Gegenwart meiner Tochter?“

„Ach, ist das nicht angebracht?“ Agatha hatte die Hände in den Schoß gelegt und sah weiterhin interessiert zu ihm hinüber. „Da Sie soeben bezüglich meiner Arbeit genau dasselbe getan haben, Duke, hatte ich den Eindruck gewonnen, das gehöre sich so.“

Kapitel 5

Als man sich zur vom Herzog vorgegebenen Zeit in der Gaststube wiedertraf, hatten die anderen fünf in der Zwischenzeit ganze Arbeit geleistet. Bertrams Kammerdiener hatte sichergestellt, dass die Kutscher und Wachleute über den Stallungen eine Unterkunft fanden, nachdem sie zuerst die Pferde und die Wagen einigermaßen gut versorgt hatten. Ihr Quartier war zwar erbärmlich, unterschied sich jedoch nicht groß von dem ihrer Herrschaft. Lizzy und Bertram hatten mit vereinten Kräften die Gaststube gefegt und ein paar der Leinentücher, die Agatha vorsorglich in großer Zahl mitgebracht hatte, über die groben Tische gelegt. Die Kerzenstummel in den Leuchtern wurden durch echte Wachskerzen ersetzt, damit sie beim Essen nicht zu all der anderen Unbill auch noch von Ruß eingenebelt werden würden. Die Wirtsleute ließen sich all die Zeit nicht blicken, und die Reisenden konnten nur hoffen, dass sie mit dem Kochen eines halbwegs essbaren Mahls beschäftigt waren.

Agatha und ihre Kammerfrau nahmen sich in der Zwischenzeit die Schlafzimmer vor. Während Hearts die Räume so gut es ging reinigte, löste Agatha Seifenpulver in einem Eimer warmen Wassers auf, den Bertram aus der Küche gebracht hatte. Die Fenster standen all die Zeit sperrangelweit offen.

„Ich denke, es macht keinen Unterschied, ob der Regen durch die geschlossenen Fenster ins Innere dringt oder durch die offenen“, lautete Agathas trockener Kommentar, als ihre Kammerfrau Bedenken äußerte. „Aber so wird wenigstens der Gestank ein wenig erträglicher.“

Trotzdem war sie froh, als der Regen etwas nachließ. Auch das Gewitter hatte sich nach einer halben Stunde verzogen. Agatha warf einen Blick zum Himmel. Sie mussten sich beeilen. Durch die hohen Nadelbäume ringsumher würde das Haus bald in völliger Dunkelheit liegen.

Genau in dem Augenblick, als Agatha nach männlicher Hilfe Ausschau halten wollte, kam Bertrams Kammerdiener zurück. Gemeinsam mit Hearts wurde ihm die Aufgabe übertragen, die Beine der Betten in Blechschüsseln zu stellen, die sich in Agathas schwarzer Holzkiste befunden hatten. Hearts war schwere körperliche Tätigkeiten gewöhnt, und so war die Arbeit im Nu erledigt. Die Betten waren zum Teil so altersschwach und wackelig, dass sie sich knirschend gegen diese ungewöhnliche Behandlung wehrten, doch darauf konnte niemand Rücksicht nehmen. Agatha füllte anschließend die Schüsseln mit Seifenlauge.

„So“, sagte sie zufrieden und wischte sich die Hände trocken, „nun soll es eines dieser lästigen Nagetiere wagen, uns unwillkommenen Besuch abstatten zu wollen. Ich denke, von dieser Seite droht uns keine Gefahr mehr. Damit uns auch keine Flöhe belästigen, werde ich als Nächstes Fallen aufstellen.“

Also nahm sie die restlichen Blechschüsseln, verteilte sie auf den Boden beider Räume und füllte auch diese wieder mit der Lauge.

„Jetzt nur noch schwere Stumpenkerzen in die Mitte“, sagte sie zufrieden, „und fertig sind die Flohfallen.“

Der junge Kammerdiener machte nicht den Eindruck, als sei er von diesem Vorgehen überzeugt.

„Die Flöhe lieben das Licht. Sie werden von den Kerzen angelockt“, erklärte ihm Agatha, „und ertrinken dann im Seifenwasser.“

„Glauben Sie Ihrer Ladyschaft“, bekräftigte Hearts die Worte ihrer Herrin, während sie Leintücher über die aufgeschüttelten Strohsäcke breitete. „Solche Flohfallen haben uns schon in Ägypten gute Dienste geleistet.“

„Genau wie dieses geheimnisvolle Pulver gegen Wanzen hier.“

Agatha hatte sich zur Kiste hinabgebeugt und zog triumphierend eine Streudose aus ihrem Inneren: „Nehmen Sie es und verteilen Sie das Pulver über alle Betten! Seien Sie ruhig großzügig, ich habe noch Nachschub.“

Der Bursche tat, wie ihm geheißen, und rümpfte gleich darauf die Nase: „Das riecht aber scharf, pfui Teufel! Da tränen einem ja die Augen.“

Hearts lachte auf: „Seien Sie doch nicht so empfindlich! Was glauben Sie, wie Ihnen die Augen erst tränen würden, wenn sie von Bissen übersät aufwachten?“

Die Stimmung beim Abendessen war alles andere als fröhlich. Da es keinen Extraraum gab, belegten der Duke, Agatha, Bertram und Lizzy einen der Tische, die Kammerdiener einen zweiten und die Kutscher und Wachleute einen dritten. Offensichtlich hatte das Gewitter andere Gäste ferngehalten. In Anwesenheit des Herzogs wagte niemand zu sprechen und dieser hatte offensichtlich auch keine Lust dazu. Agatha bemerkte irritiert, dass er ihr zuerst einen prüfenden Blick zuwarf und gerade, als sie dachte, er würde etwas sagen, damit begann, auf das Essen zu starren und schweigend die ersten Bissen zu sich zu nehmen. Es gab eine Art Schmalzgebäck, das aussah wie eine Schuhsohle, das aber, wie Agatha zugeben musste, durchaus annehmbar schmeckte. Dazu wurde wieder das säuerliche Kraut serviert, das man in diesen Landen anscheinend besonders liebte. Schließlich stellte die Wirtin mit einem Wortschwall einen Topf auf den Tisch der Herrschaften. Da die beiden anderen Tische leer ausgingen, nahm Agatha an, dass es sich um etwas Besonderes handelte. Sie beugte sich interessiert vor und zuckte wieder zurück. Das, was da im verbeulten Geschirr vor sich hin dampfte, roch ungewohnt, war cremeweiß und erinnerte entfernt an Fleisch. Es war aber nichts, was sie schon einmal irgendwo gesehen hatte.

„Das is a Euter“, sagte die Wirtin, strahlte in die Runde, wischte sich ihre feuchten Hände an der schmutzigen Schürze ab und verschwand wieder in der Küche.

Bertram, der vorsorglich seine Deutschbücher mit in die Gaststube genommen hatte, versuchte eine Übersetzung für diese Worte zu finden. Doch vergeblich. Um sich vor seinem Vorgesetzten keine Blöße zu geben, schnitt er ein Stück davon ab, steckte es in den Mund und begann daran zu kauen. Es war so zäh und schmeckte derart seltsam, dass er es am liebsten wieder ausgespuckt hätte. Unter den prüfenden Augen seines Dienstherrn wagte er es jedoch nicht und kaute tapfer weiter.

Der Wirt kam, um die groben Gläser aus einer dickbauchigen Flasche zu füllen. Agatha zeigte auf die Schüssel und zuckte mit den Schultern, um zu verdeutlichen, dass sie wissen wollte, was sich darin befand. Der Wirt beachtete sie nicht. Zum Erstaunen aller war es dann Lizzy, die das Wort ergriff:

„Was ist das?“, fragte sie auf Deutsch.

„A Euter!“, wiederholte der Mann die Worte seiner Frau. Und als er merkte, dass er nicht verstanden wurde, machte er melkende Bewegungen und rief „Muh!“.

Alle rissen die Augen auf, und schlagartig hatte keiner mehr Lust, zuzugreifen. Der arme Bertram versuchte den Bissen mit Wein hinunterzuspülen, doch dieser war derart sauer, dass er seine Lage auch nicht wirklich verbesserte.

Der weitere Abend verlief auch nicht erfreulicher. Es begann damit, dass sich der Kammerdiener des Herzogs vehement weigerte, das Pulver gegen Wanzen auf dem Bett seines Herrn auszubringen. Er hatte es bereits, wie bei den anderen Übernachtungen auch, mit Parfum eingesprüht und war sich sicher, dass dies das Ungeziefer mindestens ebenso gut fernhalten würde. Agatha war müde, von der unruhigen Fahrt in der Kutsche tat ihr jeder Knochen weh. Sie hatte Stunden an Aufräumarbeiten hinter sich und unzählige Flohfallen aufgestellt. Daher wollte sie nur noch in ihr eigenes Lager schlüpfen und hatte keine Lust auf eine Diskussion mit einem uneinsichtigen Dienstboten.

„Dann mache ich es eben selbst“, entschied sie kurzerhand und hatte bereits die Türklinke der Kammer ergriffen. „Einen Augenblick Geduld, Duke“, sagte sie über die Schulter zurück. „Es dauert nicht lange.“

„Unterstehen Sie sich!“, rief da der Kammerdiener und sprang in ihren Weg. Er hätte sie wohl ohne zu zögern zur Seite gerempelt, hätte Agatha nicht vor Schreck bereits selbst die Klinke wieder losgelassen. Zuerst sahen sich die beiden feindselig an, dann ruckten ihre Köpfe wie auf Kommando zum Herzog hinüber, der regungslos auf der obersten Treppenstufe stand.

Der Viscount of Panswick hielt wieder einmal die Luft an – wahrlich nicht das erste, aber auch nicht das letzte Mal auf dieser Reise. Lizzy musterte die Gesichtszüge ihres Vaters und sagte, wie meist, keinen Ton. Falls Agatha erwartet hatte, dass ihr der Duke im Kampf gegen Walterton zu Hilfe kommen würde, so wurde sie durch seine nächsten Worte bitter enttäuscht.

„Hören Sie doch einfach auf, Ihre Fähigkeiten zu überschätzen und sich damit in den Vordergrund zu spielen, Lady Alverston“, sagte er. „Das bin ich so leid. Kommen Sie, Walterton, ich bin müde und möchte schlafen.“

Mit diesen Worten ging er an seiner völlig verdatterten Reisegefährtin vorbei. Seinem Kammerdiener entfuhr ein höchst zufriedenes „Ha!“. Er warf Agatha einen triumphierenden Blick zu und beeilte sich dann, die Tür zur Kammer zu öffnen.

Eine Stunde später lagen sie alle in ihren Betten. Während ein gleichmäßiges Schnarchen der Beweis dafür war, dass Hearts keine Mühe gehabt hatte, trotz des unbequemen Lagers sofort einzuschlafen, wälzte sich Agatha unruhig von einer Seite auf die andere. Die Kerzen in den Flohfallen auf dem Boden tauchten den Raum in ein fahles Licht. Das Rascheln hinter den Vorhängen zeugte davon, dass es ihnen wohl doch nicht gelungen war, alle vierbeinigen Bewohner aus dem Raum zu vertreiben. Von draußen schlug der Wind die Zweige eines Baumes gegen die Fensterscheiben.

Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich vom Herzog von Landmark beeindrucken zu lassen? Er war doch nichts anderes als ein arroganter, selbstgefälliger, durch und durch widerwärtiger, von sich eingenommener, illoyaler, unmöglicher … Agatha überlegte … ärgerlicher, ihre Nerven strapazierender … – hatte sie ekelhaft bereits gedacht? Sie seufzte.

„Schlafen Sie schon, Lady Agatha?“, wisperte da Lizzy vom Nachbarbett her.

Ihre Ladyschaft wandte sich ihr zu. „Nein, meine Liebe“, flüsterte sie zurück. „Es ist doch recht heiß und stickig im Zimmer.“

Auf diese Bemerkung ging ihr Schützling nicht ein.

„Seien Sie bitte nicht allzu betrübt über Papas Worte“, sagte sie stattdessen. „Er hätte sie vor dem schrecklichen Walterton nicht so behandeln dürfen und ich bin sicher, dass ihm das inzwischen bewusst ist und er es bereut.“

Agatha seufzte abermals. Sie wünschte sich, die Dreizehnjährige hätte recht.

„Mach dir keine Gedanken“, beeilte sie sich zu sagen. „Alles ist gut. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.“

„Darf ich offen sprechen?“, fragte das Mädchen weiter und setzte, als sie Agatha im fahlen Licht der Kerzen nicken sah, fort: „Ich denke, dass Papa aus Kränkung so gehandelt hat. Er hätte Ihnen zuliebe auf die Kammer verzichtet, damit Sie es bequem haben, Lady Agatha. Ihnen zuliebe hätte er sogar das Zimmer mit zwei Kammerdienern geteilt. Ich glaube nicht, dass auch nur irgendeiner der anderen Herzöge im ganzen Königreich zu so einem Opfer bereit gewesen wäre.“

Agatha wurde mit Schrecken bewusst, dass Lizzy recht hatte.

„Doch Sie haben diese Großzügigkeit nicht zu schätzen gewusst“, setzte das Mädchen da auch schon fort. „Mehr noch, Sie haben Papa vor der Dienerschaft abgekanzelt. Das wollte ich zur Ehrenrettung meines Vaters sagen. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse.“

Diese Worte musste Ihre Ladyschaft erst einmal verdauen. Manchmal benahm sie sich tatsächlich wie eine Axt im Wald, gestand sie sich schweren Herzens ein, und übertrieb wohl ihr Streben nach Unabhängigkeit.

„Ich bin dir nicht böse“, flüsterte sie schließlich in Richtung Nebenbett. „Danke, dass du mich darauf hingewiesen hast.“

Aber da war Lizzy schon eingeschlafen.

Kapitel 6

Dass Agatha am nächsten Morgen ungewöhnlich früh erwachte, hatte zwei Gründe. Zum einen hatte irgendein Insekt sie in den Unterarm gestochen und der Stich juckte ungemein. Zum anderen hatte sich die gute Hearts auf den Rücken gedreht und schnarchte wie ein Braunbär.

Verschlafen rieb sie sich die Augen und blickte zum Fenster hinüber. Es hatte zu regnen aufgehört, und die ersten Sonnenstrahlen versprachen einen angenehmen Reisetag. Auf dem Ast, der beim Einschlafen gegen die Scheibe geschlagen hatte, hatte sich nun eine Amsel niedergelassen und stimmte ihr Morgenlied an. Agatha beschloss, das alles als gutes Zeichen dafür zu nehmen, dass sie den Tiefpunkt ihrer Reise überwunden hatten und es jetzt nur mehr bergauf gehen konnte. Ihr Blick glitt zu ihrem Schützling hinüber. Lizzy schlief noch tief und fest. Also beschloss sie die kurze Zeitspanne zu nutzen, die sie ganz für sich alleine hatte. War nicht neben dem Haus eine Regentonne aufgestellt gewesen? Sicherlich war die nun voll mit frischem Wasser. Was für ein verlockender Gedanke! Damit würde sie sich viel lieber waschen als mit der braunen Brühe, die ihnen die Wirtin am Vorabend in zwei Krügen ins Zimmer gestellt hatte. Sie schlüpfte in die Schuhe, die sie am Abend vorsorglich neben das Bett gestellt hatte, um den Boden nicht mit blanken Füßen betreten zu müssen, und stülpte sich dann ihr Kleid über den Kopf. Sie war lange genug ohne Kammerfrau ausgekommen, sodass sie sich auch an diesem Morgen ohne Hilfe anziehen konnte. Das war, ohne Zweifel, eine sehr nützliche Fähigkeit, vor allem, wenn man sich heimlich aus dem Haus schleichen wollte. Die Haare ließ sie einfach über ihre Schultern fallen. Zwei, drei Bürstenstriche mussten genügen. Hearts würde vor dem Frühstück noch genügend Zeit haben, sie ihr ordentlich aufzustecken. Agatha griff zu zwei leinenen Handtüchern, der Dose mit Seifenpulver und nahm auch gleich das Fläschchen mit, das ihr ihre Cousine Penelope gegen alle Arten von Insektenstichen mitgegeben hatte. Sie konnte sich noch daran erinnern, dass es Alkohol, Essig und irgendwelche Kräuter enthielt. War es Lavendel gewesen? Oder Waldmeister? Einerlei, Hauptsache, das Jucken würde davon besser werden.

Als sie auf Zehenspitzen zur Tür huschte, blieb ihr Blick an den Flohfallen hängen. Die Seifenlauge war inzwischen schwarz von totem Ungeziefer. Agatha lächelte zufrieden. Da wird der arrogante Walterton Augen machen, dachte sie, während sie vorsichtig die Tür hinter sich zuzog und sich auf den Weg die Treppe hinunter machte. Sicher hatte er sich mit seinem vornehmen Herrn bisher nur in ebenso vornehmen Häusern und ordentlichen Poststationen aufgehalten. Es würde ihm eine Lehre sein, sich über das Wissen von Menschen hinwegzusetzen, die mehr Erfahrung und Ahnung hatten als er.

Wir hätten sein Bett nicht auch in Wasserschüsseln stellen sollen, ging es ihr durch den Kopf, dann wäre die Erkenntnis noch viel größer gewesen. Dann hätte er sie sozusagen am eigenen Leib gespürt. Agatha grinste, und trat mit den Handtüchern unter dem Arm ins Freie. Auf den Anblick, der sich ihr bot, als sie den schmalen, völlig überwucherten Weg entlangging, der sie hinter das Haus führte, war sie nicht im Geringsten vorbereitet.

Wie sich herausstellte, war sie nämlich nicht die Einzige gewesen, die die Regentonne zum morgendlichen Ziel auserkoren hatte. Nun stand dort der Duke of Landmark neben einem Blecheimer und starrte prüfend auf die Wasseroberfläche der Tonne. Er trug dunkle Beinkleider, die in eleganten Reisestiefeln steckten. Rund um seinen Mund lag ein Bartschatten, der ihm etwas unerwartet Verwegenes gab. Was Agatha jedoch besonders ins Auge stach, war sein Oberkörper, denn der war nackt. Ein Umstand, der sie scharf die Luft einziehen ließ.

Ja natürlich, es war nicht die erste männliche Brust, die sie unbekleidet sah. Sie war schließlich acht Jahre lang verheiratet gewesen und hatte eine gute Ehe geführt. Edward war etwas kleiner gewesen als sie, stämmig, mit kräftigen Armen, die sich quer durch Tonnen von Sand und Geröll schaufeln konnten. Seinen irischen Vorfahren verdankte er sein rötlich gefärbtes Haar, das sich auch auf der Brust fortgesetzt hatte. Der Gentleman, der nun einige Meter von ihr entfernt vor ihr stand, hatte keine Haare auf der Brust. Er war großgewachsen, schlank und dabei doch erstaunlich muskulös. Hatte nicht Bertram irgendwann einmal erwähnt, der Duke würde regelmäßig in der Boxschule von Gentleman Jackson vorbeisehen? Sie hatte damals das Wort vorbeisehen wörtlich genommen, denn der Herzog und Boxen, das hatte für sie nie und nimmer zusammengepasst. Dafür war er in ihren Augen viel zu vornehm, zu abgehoben, zu … aristokratisch gewesen. Anscheinend hatte sie sich geirrt. Denn nun stand er da, im morgendlichen Sonnenlicht, und erinnerte sie an eine der Statuen, die sie in Florenz gesehen hatte. Das Standbild, an das sie dachte, hatte allerdings keine Hose getragen, und nicht das kleinste Eichenblatt hatte seine intimste Stelle bedeckt. Agatha bemerkte, dass sie bei dieser Erinnerung zutiefst errötete. Sie beschloss rückwärts zu gehen, um auf der anderen Seite des Hauses zu verschwinden. Der Duke durfte sie auf keinen Fall entdecken und feststellen, dass sie ihn heimlich beobachtet hatte. Da geschah allerdings etwas, was sie, als sie gerade den ersten Schritt nach hinten machen wollte, fasziniert verharren ließ.

Der Herzog beugte sich mit einer schnellen Bewegung vor und tauchte seinen gesamten Oberkörper ins kalte Regenwasser. Agatha war so erstaunt, dass sie den Atem anhielt und ihren Blick nicht abwenden konnte. Der Duke verharrte einige Augenblicke regungslos im Wasser, bevor er nach Luft schnappend wieder hochkam. Er warf seinen Oberköper nach hinten, und seine seit Beginn der Reise stetig gewachsenen Haare flogen durch die Luft, bevor er sie mit der Hand zurückstrich. Da entdeckte er sie, blickte hektisch um sich und sagte dann anstelle eines Grußes: „Ich habe leider kein Handtuch, um meine Blöße zu bedecken.“

Ohne zu zögern ging sie näher, um ihm eines der ihren zu reichen.

„Keine Sorge, Sie sind nicht der erste Mann, den ich unbekleidet sehe“, sagte sie und bemühte sich, unbeeindruckter zu klingen, als sie war.

Er war zuerst sichtlich irritiert, ja geradezu entsetzt über diese Worte, bevor er sich mit der Hand auf die Stirn schlug und „Ja, natürlich, ich vergaß, dass Sie ja bereits Witwe sind“ ausrief. „Sie sehen heute Morgen so jung aus und so …“ Er ließ den Satz in der Luft hängen.

Agatha errötete über dieses unerwartete Kompliment und flüchtete in ein weniger aufregendes Gesprächsthema: „Nützen Sie das kalte Wasser zur Abhärtung?“

„Ach was, Abhärtung“, widersprach er, um gleich darauf einzulenken. „Na ja, vielleicht auch. Aber vor allem will ich die Biester loswerden, die meinen Rücken und meine Arme zerstochen haben. Und ich fürchte, einige von ihnen krabbeln noch in meinen Haaren herum.“

Ha!, wollte Agatha auf dieselbe Art triumphieren, wie es am Vortag sein unseliger Kammerdiener getan hatte. Habe ich es nicht gesagt? Wer wollte denn mein Pulver nicht? Wer hat denn nun seine Fähigkeiten überschätzt? Da drehte er ihr den Rücken zu, und sie schluckte all diese spöttischen Bemerkungen hinunter.

„Oh du lieber Gott!“, sagte sie stattdessen.

Seine Arme und Schultern waren über und über mit roten Stellen und Pusteln übersät.

„Sieht es denn so schlimm aus, wie es sich anfühlt?“, fragte er, und sein Lächeln gelang etwas schief. Der Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn ansah, war Antwort genug.

„Da drüben ist ein Baumstrunk“, sagte sie dann und stellte wieder einmal ihren praktischen Verstand unter Beweis. „Am besten, Sie setzen sich darauf und ich wasche Ihre Haare mit meinem Seifenpulver. Wollen wir doch sehen, ob wir dem Ungeziefer damit nicht den Garaus machen können.“

„Mir die Haare …“ Es kam nicht oft vor, dass der Duke of Landmark nach Worten rang, aber in diesem Augenblick tat er es. „Aber Sie können mir doch nicht … ich hätte Walterton umgehend wecken sollen, aber in dieser verflixten Bruchbude gab es natürlich keinen Klingelstrang. Bemühen Sie sich nicht … ich werde ihn holen … er soll …“

Agatha hatte nicht die geringste Lust, sich bereits am frühen Morgen mit dem unsäglichen Kammerdiener herumzuschlagen. Dafür hatte sie umso größere Lust, den Duke mit unerwarteten Handlungen in Verwirrung zu stürzen.

„So zieren Sie sich doch nicht wie eine alte Jungfer“, antwortete sie daher, und es machte ihr ein diebisches Vergnügen, seine vor Überraschung geweiteten Augen zu sehen. Er sagte kein Wort mehr und tat, wie ihm geheißen. Agatha füllte den Blecheimer, der neben der Tonne in der Wiese lag, mit Wasser und platzierte ihn neben dem Baumstrunk. Dann stellte sie sich hinter den Herzog und begann, seine Haare nach kleinem Getier abzusuchen. Dabei wagte sie kaum zu atmen. Es war etwas ganz anderes, etwas vollmundig zu verkünden, als es auch tatsächlich auszuführen. Seit Jahren war sie keinem Mann mehr so nahegekommen. Ja, viel mehr noch, sie hatte nach Edwards Tod nicht damit gerechnet, überhaupt je wieder einem Mann so nahe zu kommen. Während sie die Tiere einsammelte und zwischen den Fingernägeln zerdrückte, spürte sie die Wärme seines Rückens durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Keiner von beiden sprach ein Wort. Auch dann nicht, als Agatha das Seifenpulver auf die nasse Haarpracht aufbrachte und es einzumassieren begann. Zögerlich zuerst, und dann immer mutiger und kräftiger. Es war das erste Mal, dass sie miteinander schwiegen, ohne vorher gestritten zu haben. Obwohl sie sich in der Kutsche eine Bank teilten, waren sie sich nun noch viel näher als dort. Agatha war überrascht, dass das nicht nur auf die körperliche Ebene zutraf. Sie fühlte sich ihm auch innerlich verbunden. So als würden zwei Herzen im Gleichklang schlagen. Hier, in einem fremden Land am frühen Morgen, während die Vögel ringsherum den neuen Tag begrüßten. Agatha fühlte sich auf einmal so frei und unbeschwert, so …

„Sie machen das gut“, hörte sie den Mann vor sich sagen, und die Worte wärmten ihr Herz noch ein wenig mehr. „Wie vielen Männern haben Sie wohl bereits die Haare gewaschen, seit Ihr Gatte das Zeitliche gesegnet hat?“

Agatha fiel so unsanft aus ihren Träumereien, dass sie nach Luft schnappen musste. Hatte er ihr tatsächlich einen unmoralischen Lebenswandel vorgeworfen? Schlug er etwa in dieselbe Kerbe wie diese unmögliche Gräfin Weiningen? Noch bevor ihr selbst klar wurde, was sie tat, hatte sie schon den Eimer ergriffen und das eiskalte Wasser in einem Schwall über dem Kopf des Herzogs ausgeleert.

Nun war er es, der nach Luft schnappte. Er sprang auf und stieß einige laute Flüche aus, die so gar nicht nach einem Gentleman klangen. Als er schließlich den Kopf schüttelte, flogen die nassen Tropfen nur so durch die Luft, und Agatha trat reflexartig einige Schritte zurück, um nicht noch nässer zu werden, als sie ohnehin schon war. Ihr erster Impuls war, wegzulaufen. Sich so schnell wie möglich hinter der verschlossenen Tür ihrer Kammer in Sicherheit zu bringen und ihm dann erst wieder in Begleitung von Lizzy gegenüberzutreten, das Mädchen gewissermaßen ein lebender Schutzschild in ihrer Begleitung. Denn der Blick, mit dem er sie nun anstarrte, ließ einen solchen Schutzschild mehr als nötig erscheinen. Doch Agatha rührte sich nicht von der Stelle. Obwohl ihr Herz wie verrückt klopfte, zwang sie sich außerdem, seinem Blick standzuhalten. Er sollte nicht denken, dass er sie ungestraft beleidigen konnte. Und schon gar nicht, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ. Sie hatte in Ägypten schon ganz andere Gefahren gemeistert und … oh Gott!

Sie hätte mit so manchem gerechnet, aber sicher nicht damit, dass sie zwei starke Männerarme umfingen, sie mit Schwung an seine nasse Brust zogen, bevor zwei Lippen sich auf die ihren legten und sie küssten, dass ihr Hören und Sehen und auch das Denken verging. Sie hätte nachher beim besten Willen nicht sagen können, warum sie ihn zurückküsste, sie wusste nur, dass sie es getan hatte. Leidenschaftlich, gierig, so wie wenn man nach langer Zeit in ein zu enges Korsett geschnürt endlich wieder Luft zum Atmen bekam. Viel zu früh für ihr Dafürhalten beendete der Herzog den Kuss und schob sie um Armlänge von sich weg, ohne sie loszulassen.

„Ach Gott, Frau, du kannst einem Mann wirklich den Verstand rauben“, sagte er, seufzte tief und zog sie abermals an sich. Der Kuss, der nun folgte, stand dem anderen an Leidenschaft um nichts nach.

Sie raubte ihm also den Verstand? Agatha war sich sicher, noch nie ein schöneres Kompliment gehört zu haben. Während der restlichen Reisetage sollte sie sich dann allerdings mehrfach fragen, ob diese Worte tatsächlich als Kompliment gemeint waren.

„Euer Gnaden! Sind Sie hier irgendwo, Euer Gnaden?“

Die beiden Küssenden stoben auseinander. Der Herzog eilte zur Regentonne hinüber und tat, als würde er sich dort waschen, während Agatha hinter dem Baumstrunk stehen blieb und das kleine Fläschchen mit Penelopes Tinktur aus der Tasche ihres Kleides fischte. Verflixter Walterton! Sie hatte ihn noch nie gemocht und in diesem Augenblick verabscheute sie ihn noch um einiges mehr. Warum musste er ausgerechnet in einem so unpassenden Moment auftauchen? Sie hätte so gerne weitergeküsst, so gerne gehört, was der Herzog zu ihr sagen würde. Warum hatte er sie geküsst? Hatte das irgendetwas zu bedeuten oder war es nur aus einer Laune heraus geschehen?

Schon kam der Kammerdiener um die Ecke. Als er der beiden ansichtig wurde, blieb er wie angewurzelt stehen und erlaubte sich eine Augenbraue hochzuziehen. Schon allein dafür hätte sie ihn wieder einmal erwürgen können.

„Da sind Sie ja endlich!“, begrüßte ihn sein Herr gerade so, als habe er stundenlang voller Ungeduld auf ihn gewartet. „Haben Sie mein Rasierzeug mitgebracht?“

Dieser herrische Tonfall brachte Walterton dazu, in ein ungewohntes Stottern zu verfallen. „Ich habe nicht … ich wusste nicht … ich bin umgehend wieder da, Euer Gnaden, bitte noch um etwas Geduld.“

Damit machte er kehrt und eilte ins Haus zurück.

Agatha sah ihm mit Herzklopfen nach. Was hatte sie nun zu erwarten? Etwa gar eine Liebeserklärung aus heiterem Himmel? Wie sollte sie darauf reagieren? Sie kannten sich doch noch kaum und …

„Lady Alverston“, hörte sie den Duke sagen. Er war bei der Regentonne stehen geblieben, so als bräuchte er Abstand zu ihr. „Ich entschuldige mich in aller Form für mein völlig unangebrachtes Verhalten.“

Agatha bemühte sich, die schmerzhafte Enttäuschung, die sich wie ein Pfeil in ihr Herz bohrte, zu verdrängen. Eine Enttäuschung – lächerlich!, schalt sie sich selbst. Der Duke hatte völlig recht, sein Verhalten war unangemessen gewesen.

„Ich weiß beim besten Willen nicht, was in mich gefahren ist“, setzte er fort.

Da sich Agatha auch nicht erklären konnte, warum sie ihn zurückgeküsst hatte, enthielt sie sich jeden Kommentars. Was hätte sie darauf auch erwidern sollen?

„Sollten Sie darauf bestehen, dass ich Ihnen nun die Ehe anbiete, so werde ich selbstverständlich über meinen Schatten springen und meine Pflicht als Ehrenmann erfüllen“, hörte sie ihn da sagen.

Jetzt kam wieder Leben in Agatha, und ihr Widerspruchsgeist regte sich. War der Gedanke, sie zu ehelichen, also so abstoßend, dass er über seinen Schatten springen müsste?

„Dazu besteht keine Veranlassung, Duke“, beeilte sie sich zu erwidern, und ihre Stimme klang kalt. „Der … Vorfall war so unbedeutend, dass ich ihn bereits wieder vergessen habe.“

Sie raffte ihre feuchten Röcke und wandte sich zum Gehen, als er plötzlich, wie durch Zauberhand, direkt vor ihr stand.

„So schnell geht das?“, fragte er und blickte mit unergründlichem Gesicht zu ihr hinunter. „So schnell vergessen Sie etwas, was für mich alles andere als alltäglich war?“

Agatha spürte seine Nähe, die Wärme, die von seinem Körper ausging, und hätte sich am liebsten wieder in seine Arme geworfen. Mit dem letzten Rest Vernunft zwang sie sich, sich daran zu erinnern, dass er wohl auch dafür wieder über seinen Schatten würde springen müssen. Also trat sie einen Schritt zur Seite, um an ihm vorbeizukommen.

„Am besten verbrennen Sie die gesamte Kleidung, die sie in der Kammer getragen haben“, wechselte sie abrupt das Thema, „damit Sie mit dem Zeug nicht auch noch die Kutsche verseuchen.“

Sie erschrak selbst darüber, wie ruppig sie klang.

Landmark verstellte ihr abermals den Weg: „Zu Eliza und Ihrem Cousin sind Sie stets warmherzig und gut gelaunt. Warum bleibt Ihre Kratzbürstigkeit eigentlich nur mir vorbehalten?“, wollte er wissen. Die Worte klangen so unerwartet sanft, dass Agatha die schnippische Antwort, die ihr bereits auf der Zunge gelegen hatte, hinunterschluckte und seufzte, bevor sie antwortete: „Wahrscheinlich, weil Sie mich ständig dazu herausfordern, Duke.“

„Inwiefern fordere ich Ihre Kratzbürstigkeit heraus?“, kam sofort die nächste Frage.

Agatha überlegte, ob es tatsächlich sein konnte, dass er das nicht wusste. Zum Beispiel dadurch, dass Sie mich ohne Vorwarnung an sich reißen und leidenschaftlich küssen, um dann irgendetwas von über den Schatten springen zu faseln, hätte sie gern geantwortet. Doch sie hatte gesagt, dass sie den Vorfall bereits wieder vergessen hatte, also antwortete sie mit etwas anderem, das ihr schon lange auf dem Herzen lag: „Ich bin es nicht gewöhnt, dass man mich nicht ernst nimmt, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich bin es außerdem nicht gewöhnt, dass man meine Kompetenzen ständig und überall infrage stellt. Dass man einem Kammerdiener mehr glaubt als mir. Ja mehr noch, dass man mir meine Erfahrungen und meine Kenntnisse sogar zum Vorwurf macht“, sprudelte es aus ihr heraus.

Er schien fassungslos zu sein. „Tu ich das denn?“

Sie sah ihm frei in die Augen. „Ich bin eine erwachsene Frau, Duke. Ich fände es schön, wenn Sie aufhören würden, mich in die Schranken zu weisen, als wäre ich ein dummes Schulkind.“

Er kniff die Augen zusammen und sagte keinen Ton. Sie wurde aus seiner Miene nicht schlau.

„Und jetzt“, meinte sie schließlich, „sollten wir uns beeilen, bevor der unmögliche Walterton zurückkommt. Also setzen Sie sich am besten wieder nieder und lassen Sie mich ihre Stiche am Rücken mit dieser Tinktur behandeln. Ich bin sicher, das wird Ihnen Erleichterung verschaffen.“

„Wer behandelt jetzt wen wie ein Schulkind?“, hörte sie ihn murmeln. Es klang nicht ungehalten, eher amüsiert. Das brachte Agatha zum Kichern und sie machte sich, bereits wieder viel besser gelaunt, an die Arbeit.

Kapitel 7

Lancroft Abbey, Kent

September 1814

Bertram, mein lieber Sohn!