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ISBN 978-3-492-97789-0
© Piper Verlag GmbH, München 2018
Covergestaltung: Petra Dorkenwald
Covermotiv und Bildteilfotos: Elke Amberg
Litho: Lorenz & Zeller, Inning a. A.
Datenkonvertierung: Uhl + Massopust, Aalen




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Inhalt

Vorwort

Es fährt ein Zug aufs Dach der Welt

Nadelöhr Einreise – ein Entschluss, eine Beamtin und ein Schlaumeier

Rückblick: Eine Art von Bestechungsversuch

Mondkuchen mit Bohnenpaste und ab geht’s

Im Zug nach Lhasa

Stadt der Götter – verboten und beschützt

Pilger und Polizisten, Potala und Palden Lhamo

Touristentour in Lhasa mit einer Bön-Göttin und zwei bis sechs Königinnen

Festung des Mitgefühls. Eine Stunde Potala

Shopping in Lhasa: Bleichcreme und Nudelsuppe

Noch nie die Meter gezählt

Trekkingtour mit Zelt, Yaks und Yak-Mann ab dem Kloster Tsurphu

Lecker Tsampa, lecker Buttertee, lecker Käsebonbons

Ein ausgeflipptes Yak, eine höhenkranke Gabi und nicht vorhandener Körpergeruch

Raupenpilz und Abendrot

Die blaugesichtige Göttin des Himmelssees

Ein heiliger See, ein heiliger Hain und eine heilige Quelle

Göttin reitet auf Wasserschlange, Jungs reiten auf Pferden

Übernachtung im Yak-Stall und die allerbeste Thukpa

Der Dolce-und-Gabbana-Mönch und die heiligen Vögel

Venusdelta mit Schatzkästchen

Baden auf Tibetisch: nicht oft, aber gründlich

Der höchste Berg der Welt ist eine »Bergin«

Mount Everest alias Qomolangma

Türkissee und Diamantsau mit Schweinskopf

Vierundzwanzig Stunden heißes Wasser und ein überirdisches Leuchten

Der Landvermesser und die Mutter des Universums

Go West – Fahrt zum Jerusalem Asiens

Soldatenstadt, Antilopenwolle und Buddhas Mutter

Tashi-Delek-Pläuschchen mitten auf dem Highway

Das Schneejuwel und die Familie mit dem Hausschaf am See

Das erfrischte Leben nach einem Bad und das normale Leben in der Brüderehe

Die Seele Tibets und eine glasklare Stimme

Die wunderbare Retterin am Bergpass

1. Tag Kailash-Kora: eine weiße Yak-Kuh und die praktische Urinella

Der Friedhof der Himmelswandlerinnen

Die Kailash-Kora ist einer weißen Yak-Kuh zu verdanken

Erst wer richtig erschöpft ist, wird wiedergeboren

Die Kartoffel, der Koch und die Rotznase

2. und 3. Tag Kailash-Kora: Jigme sorgt für gutes Essen, Drölma beschert Träume

Charles Bronson in der Daunenjacke

Milch fürs Schaf und Cola fürs Kind

Rückfahrt bis Kathmandu: Achterbahnfahrt mit Erdrutschen und andere Katastrophen

Zehn Männer und ein Felsblock

Das ekelhafteste Hotel der Welt und ein Abschied unter Tränen

Literatur

BILDTEIL

Vorwort

Als vor nahezu hundert Jahren Alexandra David-Neél Tibet bereiste, war dies eine Weltsensation. Eine Frau und Europäerin auf dem Dach der Welt! Seitdem hat das abgeschiedene Land viele Menschen fasziniert – Abenteurer und Missionare, Forscher, Fotografen, Filmemacher und Autoren. Extremsportler wetteifern um den ultimativen Gipfelrekord, einsame Outdoor-Helden preisen die atemberaubende Natur. Das Land des Dalai Lama und des Buddhismus ist in. Es war und ist auch heute eine Utopie des Westens, ein »Nirgendort« des Ursprünglichen und Archaischen, das mythische Paradies »Shangri-La«. Postkartenbilder von Gebetsfahnen, Butterkerzen und alten Mönchen sind ein Teil dieses Wunschbildes. Der Mythos spricht auch viele Frauen auf der Suche nach anderen Lebensweisen an. Doch wie viel hat er mit dem wirklichen Tibet zu tun? Und was wissen wir vom Leben der Frauen in Tibet?

Auch wir hatten viele verklärende Bilder im Kopf, als wir unsere zehnmonatige Weltreise planten, mit Tibet als Höhepunkt. Ein reiseerfahrenes Frauenpaar in den besten Jahren im wohlverdienten Sabbatical – Jobs, Katze, Wohnung goodbye! Mit minimaler Trekkingausrüstung (wir hatten auch für warme Länder gepackt, Nepal, Indien und die Andamanen, Neuseeland und Französisch-Polynesien) starteten wir im August 2011. Bald war uns klar: Tibet ist eine Herausforderung! Es unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von einer normalen Rucksackreise: die extreme Höhenlage und die Auswirkungen der Höhenkrankheit; willkürlich erlassene Einreiseverbote und vor allem die Reisebedingungen in einem besetzten, geknebelten Land, das um seine Freiheit kämpft. Alle Reisen nach Tibet müssen durch eine staatlich lizensierte Agentur organisiert werden, ein Reiseführer als ständiger Begleiter ist Vorschrift. Und – was diesen Bericht am meisten prägt: Obwohl Tibet mittlerweile über eine Eisenbahn und einzelne geteerte Straßen verfügt, wird jede Reise jenseits der Hauptstadt zwangsläufig zum Abenteuertrip. Selbst erfahrene TrekkerInnen und Outdoor-Reisende sehen sich mit extremen Situationen konfrontiert.

Diese Bedingungen haben auch unsere Reise geprägt. Ein einzigartiger Glücksfall in dieser Situation war unsere »verordnete« Reisebegleiterin Jigme. Sie und alle anderen Tibeterinnen und Tibeter, Chinesinnen und Chinesen, die hier beschrieben sind, tragen in Wirklichkeit einen anderen Namen. Wir konnten sie nicht einmal fragen, ob ihnen die Pseudonyme gefallen, denn die Kontrolle des Internets durch die chinesischen Machthaber führt nicht nur zur weitreichenden Dominanz chinesischer Propaganda im Netz, sie macht auch vor privaten E-Mails keinen Halt.

Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir die Perspektive von Frauen nicht aus den Augen verloren: Wir als reisendes Frauenpaar, geleitet und unterstützt von unserer tibetischen Reiseführerin, versuchten der Lebenswirklichkeit der Tibeterinnen näherzukommen. Wie leben die Frauen? In der Stadt, auf dem Land, als Nomadin, als Bäuerin? Was arbeiten sie? Wie ist ihre Situation in der Familie? In der Religion, in der Öffentlichkeit? Worin liegen ihr Selbstbewusstsein, ihre Freiheit? Und wie sieht es mit Sexismus, Gewalt und Ausbeutung aus? Reiseberichte über das Land blenden diese Themen meist aus. Es finden sich weder fundierte journalistische Recherchen, noch hat sich die wissenschaftliche Forschung dieser Themen angenommen. So boten sich nur wenige Anknüpfungspunkte: religiöse Vorbilder wie die buddhistische Göttin Tara; der Mount Everest, der eigentlich der Berg der Göttin Qomolangma ist; die in Tibet immer noch verbreitete Brüderehe, von der es heißt, sie sei matriarchalen Ursprungs.

Unser Reisebericht ist der Versuch, dort, wo andere aufhören, ein kleines Stück weiter zu gehen. Ein großer Teil der Spurensuche führt in die vorbuddhistische Geschichte Tibets, die Bön-Religion, die viele machtvolle Göttinnen kennt. Die gegenwärtige Situation tibetischer Frauen, Rollenbilder und Geschlechterverhältnisse konnten wir nur durch Begegnungen, Beobachtungen und manches vorsichtige Nachfragen einfangen. Unsere Eindrücke werden vertieft durch Hintergrundtexte zu spannenden Frauenfiguren des Buddhismus und des Bön sowie zu mythologischen, historischen, gesellschaftlichen und religiösen Frauenthemen. Wir hoffen sehr, dass unsere Spurensuche von anderen fortgesetzt wird!

Unser Dank gilt in erster Linie unserer tibetischen Reisebegleiterin Jigme, dem »Driver« und ihren KollegInnen in der Agentur. Der Lektorin Annika Krummacher ist es zu verdanken, dass wir unseren Plan, ein Buch über unsere Tibet-Tour mit »Frauen-Aspekten« zu schreiben, mit Überzeugung weiterverfolgt haben. Danke, Annika! Wir bedanken uns auch bei den TibetologInnen und Tibet-ExpertInnen, die uns in der Recherche unterstützt haben. Danke an unsere Freundinnen fürs Nachfragen, Unterstützen, Ermutigen und Mitdiskutieren, vor allem Karin Schönig, Sabine Gebhard, Petra Dorkenwald, Antje Sommer und Hedwig Gappa-Langer. Das dickste Dankeschön geht an Ulrike Helmer, unserer Verlegerin der ersten Ausgabe dieses Buchs: Danke, dass du durchhältst und weiterhin Bücher mit der besonderen Perspektive von Frauen verlegst. Und für deine engagierte und sensible Unterstützung vor allem in der schwierigen Endphase des Buchs! Herzlichen Dank auch an Margret Kirsch vom Piper Verlag, die großen Anteil daran hat, dass es nun sogar eine Taschenbuchausgabe davon gibt. Und nicht zuletzt: Danke, Mama, für Suppe und Kartoffelbrei …

Elke Amberg und Gabi Schröder im Herbst 2017