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Über das Buch

Mit erfrischendem Humor und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen rückt die Autorin einem Thema zu Leibe, über das inzwischen schon viel geschrieben wurde. Warum noch ein Buch zum Entrümpeln, Aufräumen und Ordnen? Weil das Thema nicht so einfach ist, wie es scheint. Es reicht eben nicht aus, wenn man seine Blusen rollt, nur damit mehr Platz entsteht, und es ist auch nicht immer zielführend, sich bei jedem Gegenstand die Frage zu stellen, ob man ihn liebt. Vor allem, wenn man keine zwanzig mehr ist und ein bisschen mehr erlebt hat als den Auszug aus dem Elternhaus. Die Autorin stellt in diesem Buch ihre Strategie vor, die sie in zwanzig Jahren Beschäftigung mit dem Thema entwickelt hat: die QF-Methode.

Über die Autorin

Jacqueline Jordan wurde 1971 in der schönen Uckermark geboren. Nach 15 Umzügen in und aus verschiedenen Bundesländern und Behausungen jeglicher denkbaren Größe hat sie im Rheinland ihr neues Zuhause gefunden, wo sie mit ihrer Familie lebt. Als kreativer und strukturliebender Mensch beobachtet und analysiert sie gern gesellschaftliche Trends, schreibt und entwickelt Konzepte mit Strategien zur Umsetzung medialer Projekte. Sie arbeitet seit 25 Jahren in kaufmännischen Bereichen der freien wie privaten Wirtschaft, Industrie und im Immobiliensektor sowie seit 15 Jahren im Medienbereich.

Jacqueline Jordan

Aufräumen und Entrümpeln mit der QF-Methode

Verhaltensmuster erkennen und ändern

Von Kauflust und Ballast befreien

Das Leben ordnen

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© 2018 Jacqueline Jordan

Umschlaggestaltung: Claudia Sperl,

www.labelschmiede.com

Lektorat: Silja von Rauchhaupt

www.lektorat-rauchhaupt.de

Verlag & Druck: tredition GmbH

Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback: 978-3-7469-3292-7

Hardcover: 978-3-7469-5230-7

e-Book: 978-3-7469-3294-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhalt

Einleitung

Warum ein weiteres Buch übers Aufräumen, Ordnen, Entrümpeln?

Ist das Buch etwas für mich?

Worin liegt der Nutzen dieses Buches?

Was bedeutet die QF-Methode?

Hintergründe und Ursachen

Wie konnte es nur so weit kommen?

Warum sammelt sich immer mehr an?

Warum der Fokus auf Kleidung nichts bringt

Die ersten wichtigen Punkte

Warum und Wofür?

Meine Geschichte

Wie es dazu kam, dass ich die Wohnung nach der Wandlänge des Schlafzimmers aussuchte

Warum die Vorarbeit so wichtig ist

Muss es gleich Minimalismus sein?

Erste Hilfe: Was können Sie sofort tun?

Eigene Handlungsmuster aufspüren und erkennen

Strategien und Sofortmaßnahmen zum Stoppen von Maximierung

Was tun, wenn Rückfälle drohen?

Ordnung versus Unordnung

Warum ist Ordnung überhaupt wichtig?

Die Vorteile von Ordnung:

Wo fängt Unordnung an?

Wie sehen Ordnung und Sauberkeit für mich aus?

Im Eingangsbereich, im Flur, vor der Haustür

In der Küche

Im Badezimmer

Im Wohnzimmer

Im Schlafzimmer

Unsere lieben Haustiere

Im Kinderzimmer

Im Arbeits-, Gäste- oder Bügelzimmer

Entrümpeln mit der QF-Methode

Schritt 1: Die richtigen Fragen stellen

Schritt 2: Wohin mit den aussortierten Dingen?

Warum die Kistenmethode nicht funktioniert

Verschiedene Entsorgungswege im Vergleich

1. Bücher, CDs, DVDs, Spiele und andere Medien verkaufen

2. Bücher verschenken oder spenden

3. Kleidung auf Online-Plattformen einstellen, spenden oder tauschen

4. Auf dem Trödelmarkt verkaufen

5. Kleidung im Second-Hand-Laden anbieten

6. Einen »Garagentrödel« veranstalten

Achtung: Der Trödelmarkt als Dauer-Baustelle!

Schritt 3: Einen Zeitplan aufstellen

Schritt 4: Jetzt wird entrümpelt!

Zur Organisation bei mehreren Etagen

Der Prozess und die Reihenfolge

Flur

Badezimmer

Küche

Wohnzimmer

Kinderzimmer

Spielerische Ordnung ohne Stress

Wohin mit den Spielsachen, wenn die Kinder größer sind?

Arbeitszimmer, Papierkram, Dokumente

Fotos und Bilderalben

Keller, Dachboden, Schuppen

Königsdisziplin Kleiderschrank

Wie Sie das richtige Maß finden und eine Ordnung, die einfach umzusetzen ist

Zwei Aufräummöglichkeiten im Vergleich

1. Pro Kategorie aufräumen?

2. Abschnittweise vorgehen!

Vorsicht falsche Frage – und die verzwickte Sache mit dem Kleidungsstil

Was trägt mein neues Ich?

Wie bewahren Sie Ihre Kleidung auf? Rollen? Falten? Aufstellen? Legen?

Nach Farben sortieren: ja oder nein?

Der Kram der lieben Mitbewohner

Was geht und was nicht?

Kampf dem Gerümpel mit Feng-Shui & Hokuspokus

Leichter und ohne Reue loslassen

Das liebe Geld

Drei Sätze, die alles sagen

Noch ein Wort zu unseren »Freunden«

Sie bekommen das hin!

Danksagung

Einleitung

Warum ein weiteres Buch übers Aufräumen, Ordnen, Entrümpeln?

Gibt es einen Grund, warum um Himmels willen noch ein weiteres Wohnungs-Klamotten-Leben-Aufräum-Ordnungsbuch nötig ist? Die Frage habe ich mir auch gestellt und bin zu der Antwort gelangt: Oh ja! Es gibt nicht nur einen Grund, sondern mehrere ...

Haben Sie sich spaßeshalber mal bei YouTube umgeschaut und bemerkt, dass es unzählige Videos zum Thema Entrümpeln und Aufräumen gibt? Ist Ihnen aufgefallen, wie viele bereits auf den Zug aufgesprungen sind und vor allem die »KonMari-Methode« als das ultimative Heilmittel gegen Krempelitis anpreisen? Wir müssen einfach nur unsere komplette Kleidung zu kleinen Würsten rollen und schon fließt das energetische Chi wie verrückt durch die Kleidung! Nun bedanken wir uns noch inbrünstig bei jedem ausrangierten Teil – egal ob beim ollen, löcherigen Shirt, der angeschlagenen Porzellanpuppe oder dem Werbekuli – Danke für die Zeit, die ich dich benutzen durfte – und Tschüss! Ab in die Tonne! Selbsternannte Aufräum-Coaches schießen wie Pilze aus dem Boden und erklären der Welt, wie leicht Wegwerfen ist.

Motiviert von der Euphorie, die in einem bei der mentalen Vorstellung aufsteigt, wie fantastisch, klar und befreit die Wohnung nach einer Rundum-Entrümpelung aussehen könnte, stürzt man sich hinein, kramt, sortiert, nimmt alles in die Hand, horcht in sich hinein ... und merkt schnell, dass es nicht so flutscht, wie man es sich dachte. Frustriert schiebt man es auf die eigene Unfähigkeit und verdammte Abhängigkeit von dem materiellen Zeug, weil man stundenlang darüber grübelt, ob man denn das bröckelnde Lebkuchenherz vom ersten romantischen Date mit dem Liebsten entsorgen sollte oder eines der drei weißen Shirts gleichen Schnittes, wo doch die Verfechter der »Radikal-Entsorgungs-Theorie« sagen, man solle nur eins behalten und die anderen könnten weg!

Macht das Sinn, wenn man dann wochenlang sammeln muss, bevor man das Shirt mit den anderen Sachen derselben Farbe waschen kann?

Wer sich schon mit dem Thema dieses Buches beschäftigt hat, stößt in dem Zusammenhang auch auf Literatur und Videos zum Minimalismus. Nachdem man davon ein paar geguckt hat, anschließend den Blick durch die eigene Wohnung schweifen lässt, fühlt man sich ganz elend, weil man kein selbstgezimmertes Bett aus Holzpaletten hat und deutlich mehr als hundert Dinge besitzt. Wen packt da nicht das schlechte Gewissen?

Und danach fragen Sie sich vielleicht: Was fällt mir bei den meisten Videos, Blogs und Büchern auf? Dass es alles Frauen sind? Nicht unbedingt! Es sind zwar überwiegend, aber nicht ausschließlich Frauen, die sich mit Aufräumen, Ordnen und Reduzieren beschäftigen! Es gibt auch ein paar Videos von Männern, teils sehr jungen, fast noch Teenagern.

Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Also noch einmal: Was fällt Ihnen auf? Da Sie ja vorwärtskommen wollen und ich Sie nicht mit Ratespielchen davon abhalten möchte, sage ich es Ihnen: Der Großteil der Leute, die Sie da sehen, ist unter dreißig Jahre alt, meist sogar noch erheblich jünger. Sie sind Singles mit überschaubaren Wohnungsgrößen, manchmal sogar nur in einer WG mit einem kleinen Zimmerchen oder sie leben zu zweit, mit einem Partner, in einer vielleicht maximal zweizimmergroßen Wohnung ...

Die YouTuber halten stolz ihr Kästchen in die Kamera, in das sie mit der japanischen Roll-Methode fein säuberlich ihre fünf Shirts eingefaltet haben. Irgendwie putzig, wie sie so begeistert in ihren blitzblanken Zimmerchen stehen. In mir regt sich dann sofort der Mutterinstinkt und ich würde am liebsten dort hinfahren, ein Blümchen mitbringen oder ein Kuschelkissen für die Couch, dass sie es ein bisschen gemütlich haben. Aber sie werden dann behaupten, dass sie das Zeug gar nicht brauchen, um glücklich zu sein, was ja im Prinzip auch stimmt.

Sie verstehen natürlich längst, was ich damit sagen will: Wenn überhaupt, sind in nur wenigen Videos die Protagonisten Frauen in der Mitte des Lebens, mit Familie, einem oder gar mehreren Kindern, einem Partner, womöglich noch Hund, Katz, Haus und Garten! Es macht aber einen riesigen Unterschied, ob ich zwanzig oder dreißig bin, ob ich Angestellte oder Selbstständige oder gar digitale Nomadin bin. Und in welcher Branche ich arbeite. Als digital Selbstständige brauche ich theoretisch außer ein paar persönlicher Dinge und Kleidung, noch einen Laptop, eine Internetverbindung und wenige Ordner für die in Papierform nötigen Steuerunterlagen und sonst keinen umfangreichen (Wohn-)Raum. Und wenn ich zudem viel unterwegs bin, kann ich auch keine Wohnung vollstopfen.

Bin ich jedoch ortsansässige Selbstständige, in einem handwerklichen oder künstlerischen Beruf, sieht das schon ganz anders aus. Ob ich Hobbys habe, die außerhalb der Wohnung oder innerhalb ausgeübt werden (also ob ich kreativ tätig bin, nähe, male, baue, etwas handwerklich erschaffe), wirkt sich ebenso auf die Quantität der aufzubewahrenden Dinge aus. Es sind viele unterschiedliche Faktoren, die je nach persönlichen Umständen und Lebensentwürfen einen Einfluss darauf haben und die genauso zu berücksichtigen sind.

Meiner Meinung nach spielt es für die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Ratschläge und Vorgehensweisen eine entscheidende Rolle, wie viel echte Lebenserfahrung dahintersteckt. Es ist eben doch ein Unterschied, ob ich noch auf der Schule oder Uni bin oder am Anfang des Berufslebens stehe, ob ich alleinstehend bin oder eine große Familie habe, ob ich schon mehrmals umgezogen bin oder noch im Haus meiner Eltern wohne.

Wenn ich bereits die Hälfte meines Arbeitslebens, mit diversen Branchen- und Ortswechseln und etlichen beruflichen Weiterbildungen verbracht habe, vielleicht eine Ehe oder längere Beziehung führe oder geführt habe, mit einem Partner, der ebenfalls sein Päckchen zum materiellen Besitz beiträgt, dann kann ich das Leben aus mehreren Perspektiven betrachten und mit einem größeren Erfahrungsschatz und anderem Verständnis an das Thema herangehen. Dann hatte ich allerdings auch zwanzig Jahre mehr Zeit, um Zeug anzusammeln! Und – was wichtig ist: Ich gehe mit anderen Erwartungen an die Sache heran! Was das bedeutet, werden Sie im weiteren Verlauf erfahren.

Demnach ist die Antwort darauf, warum ich dieses Buch schreibe, ganz einfach: Weil ich keine dreißig mehr bin, auch keine fünfundvierzig mehr und dementsprechend weiß, wovon ich rede. Ich habe bereits einen Großteil meines Lebens hinter mir, mit allem, was dazu gehört – Kind und Kegel sozusagen – und in all den verschiedenen Lebensphasen viele emotionale wie materielle Dinge angehäuft, die mich teils seit meiner eigenen Kindheit begleiten. Während ich Kinder großgezogen habe, kam eine weitere beachtliche Anzahl an Dingen dazu. Wir sind oft umgezogen und haben in Wohnungen von 50 bis 100 Quadratmetern gewohnt und in Häusern mit zwei bis fünf Etagen, im Reihenhaus von 130 Quadratmetern und in einer Villa mit 360 Quadratmetern, mit und ohne Garten. Unsere Wohnorte erstreckten sich über einen Umkreis von mehreren 100 Kilometern und immer wurde das ganze Hab und Gut in zeitweise bis zu zwei 7,5-Tonner gehievt. Wenn Ihnen jemand etwas von Aufräumen, Entrümpeln, Ordnung halten, und das vor allem mit Familie, erzählen will, dann wage ich zu behaupten, bin ich das! Nicht nur ich allein. Nein. Sicher können viele Frauen ein Lied davon singen, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob ich nur von meinem eigenen Kram oder auch noch dem der Kinder und Partner umgeben bin. Und selten kommen zwei Menschen zusammen, die die gleiche Auffassung vom Thema Ordnung und Sauberkeit haben!

Sind Sie womöglich zusätzlich mit der Aufgabe konfrontiert, die Wohnung Ihrer Eltern aufzulösen, dann tragen Sie ihren materiellen und seelischen Ballast auch noch mit sich herum.

Und wenn sich dann noch eine professionalisierte Sammel- oder Kaufleidenschaft, gar Kaufsucht, hinzugesellt, ist es ganz aus mit der Einfachheit im Innen und Außen.

Seit mehreren Jahrzehnten nun, als im Grunde ordnungsliebender Mensch, habe ich nicht nur Bücher darüber gelesen und Tipps der Autoren oder praktizierenden Aufräum-Coaches ausprobiert, sondern vor allem eigene Techniken angewendet. Die dabei gewonnenen Erfahrungen – was bei mir funktioniert hat und was überhaupt nicht –, verknüpft mit meiner Hintergrundgeschichte und eigenen Mustern des Anhäufens, Kaufens, Aufhebens und Nicht-Trennen-Könnens, haben aus mir in all den Jahren eine Spezialistin auf dem Gebiet gemacht, und zwar für meine Dinge! Jeder Ratschlag von Experten oder solchen, die sich dafür halten, ruft bei jedem Menschen eine andere Assoziation und Umsetzungsidee hervor. Daher ist jeder Aufräumtipp oder jede Entrümpeln-Sie-Ihr-Leben-Methode stets im Zusammenhang mit der eigenen Historie, der Erziehung, den Wünschen und der Lebenseinstellung zu sehen. Das ist wichtig zu wissen, denn was bei dem einen das Nonplusultra ist, kann für den anderen nicht umsetzbar sein. Jeder ist anders, ebenso wie sein Verständnis von Ordnung, Sauberkeit und Wohlfühlumgebung.

Meine Motivation dieses Buch zu schreiben, entspringt also nicht der Tatsache, dass ich aufgrund irgendeiner Vorliebe für allen möglichen Krempel oder meiner unordentlichen Art nichts mehr in meiner Wohnung, speziell in meinem Kleiderschrank, gefunden habe oder dass ich etwa seit Jahren die Rückwand meiner Möbel nicht sah, weil ich die Schränke nie säubern würde. Im Gegenteil: Ich bin alles andere als unordentlich. Auch wenn ich manchmal ein wenig zu bequem bin, immer sofort alles wegzuräumen. Aufräumen ist eben keine Leidenschaft von mir. Aber ich liebe Ordnung, Übersicht, Sauberkeit und stehe auf praktische Handhabbarkeit im Alltag! Ich mag es, in klaren, übersichtlich aber schön gestalteten Räumen zu leben und es fällt mir leicht, mit einfachen Mitteln eine behagliche Atmosphäre zu schaffen. Und dafür muss es in erster Linie ordentlich sein.

Deshalb räume ich gern auf – nicht, weil ich das Aufräumen an sich so toll finde, sondern weil ich das Ergebnis liebe! Das Saubermachen und das Aufräumen sind Tätigkeiten, die mich zu einem gewissen Grad entspannen, aber Entrümpeln ganz bestimmt nicht. Oder zumindest nicht lange, weil man dabei eben Entscheidungen treffen und sich trennen muss.

Man kann deshalb nicht nur pauschalisieren. Es gibt große Unterschiede, gerade weil bei jedem eine völlig andere Geschichte dahintersteckt. Hier ist differenziert zu betrachten, wie es dazu kam, dass man an dem Punkt ist, an dem man einen Schlussstrich ziehen will. Und warum es einen gerade jetzt stört.

Der Grund, warum ich also denke, die Welt könnte ein weiteres Wohnungs-Klamotten-Leben-Aufräum-Ordnungsbuch gebrauchen, liegt einfach darin, dass mir – egal wie viel ich bisher zu dem Thema gelesen habe – immer noch einige Dinge fehlten, die ich nirgends fand, die ich aber für wichtig halte. Andere Ratschläge sind dagegen aus meiner Sicht schlicht und einfach unpraktisch oder unsinnig. Und von dieser Sorte Tipps gibt es einige. Außerdem sträuben sich bei mir die Nackenhaare, wenn mir junge Frauen, die am Anfang ihres beruflichen wie familiären Lebens stehen, sagen wollen, wie es geht ...

Deshalb habe ich die QF-Methode entwickelt, mit der ich mich an Sie richte, liebe Leserinnen, die nach der Lektüre substanzloser Tipps – von Leuten ohne wirklichen Ballast – oft rat- und hilflos zurückbleiben. Ich hoffe, Ihnen mehr Brauchbares für Ihre eigene Situation bieten zu können, und geb mein Bestes!

Zudem werde ich neben meinen persönlichen Vorschlägen im Zusammenhang mit der Methode auch einige der anderen Autoren und Ordnungs-Coaches aufgreifen und Ihnen die Vor- und Nachteile sowie meine Erfahrungen mit den Ratschlägen und jeweilige Kombinationen aus beiden schildern. Anhand dessen können Sie für sich herausfiltern, was Sie davon übernehmen, modifizieren und an Ihre Wohn- und Lebenssituation anpassen wollen. Vielleicht ist genau das, die Kombination verschiedener Varianten, dann für Sie entscheidend – je nachdem, wo Sie gerade stehen und was Sie erreichen möchten.

Mir liegt am Herzen, Sie mit den Ergebnissen meiner Erfahrungen so gut es geht bei dem Prozess des Aufräumens und allem, was damit zusammenhängt, zu unterstützen. Ich gebe Ihnen in Form dieses Buches ein Werkzeug an die Hand, das Sie auf Ihrem Weg begleiten wird, denn, das sei vorweggenommen: Wenn Sie ein Aufräumanfänger sind, kann das ein längerer Prozess werden. Geübte Entrümpelprofis werden mit diesem Buch dagegen zügig vorwärtskommen und ihr gewünschtes Ziel schneller erreichen. Aber jedem seine Zeit, die er braucht.

Wenn es Ihnen vielleicht ähnlich geht, wie es mir einst gegangen ist, dass Sie schon seit geraumer Zeit versuchen, Struktur und Ordnung in Ihre Wohnung, Ihren Kleiderschrank, ja oder sogar in Ihr ganzes Leben zu bringen, dann liegt das nicht allein daran, dass Sie eine zu kleine Wohnung oder zu viele Dinge, zu wenig Platz, zu unpassende oder sonst welche nicht idealen Klamotten haben. Sondern es liegt höchstwahrscheinlich auch daran, dass Sie mit einem oder mehreren Bereichen in Ihrem Leben im Unreinen sind, was dazu führte, dass Sie mehr und mehr anhäuften und sich vor allem nur schwer wieder davon trennen können.

An dem Punkt setze ich hier an, und das unterscheidet meine Vorgehensweise von denjenigen, die den Schwerpunkt auf das Entrümpeln und Wegschmeißen legen und die Hintergründe, wenn überhaupt, nur oberflächlich behandeln.

Es müssen nicht immer gravierende Ursachen vorliegen, aber häufig sind die Bedürfnisse, die zu dem Druck geführt haben, nun etwas ändern zu wollen, sehr ernst zu nehmen. Und die Befreiung von diesem Druck kann Ihr Leben positiv verändern!

Ist das Buch etwas für mich?

Wenn das Ihre Frage ist, stelle ich Ihnen auch ein paar Fragen:

Kennen Sie das Gefühl von Überforderung schon allein beim Blick durch Ihre Wohnung auf das herumliegende Zeugs, wobei Sie genau wissen, was Sie jetzt eigentlich tun müssten, statt fernzusehen oder sich anderweitig zu entspannen?

Fehlt Ihnen oft die Kraft und vor allem die Lust zum Aufräumen und Putzen; fällt es Ihnen schwer oder ist es gar unmöglich, überhaupt einen Anfang zu finden?

Kommt in Ihnen sogar hin und wieder der Gedanke auf, den gesamten Krempel einfach zu verkloppen, sich einen Wohnwagen zuzulegen und sich nur noch um das Zeug kümmern zu müssen, das Sie darin mitnehmen?

Sind Sie vielleicht mittlerweile sogar erschöpft von der Kraft, den der enorme Ballast Ihnen raubt, den Sie jahrelang mit sich herumschleppen?

Oder sind Sie nach zahlreichen anstrengenden Ausmistaktionen demotiviert oder gar verzweifelt, weil das Ende und ein Weniger immer noch nicht in Sicht sind?

Blieben bei Ihnen bisher nach der Lektüre und Anwendung der Ratschläge einige Fragen offen und wurde Ihr Krempel und vor allem die Kauflust nicht weniger?

Haben Sie möglicherweise Ihr Konto bereits überzogen oder Schulden gemacht, um Ihren Konsum zu finanzieren?

Fühlen Sie sich oft von dem Gesamtpaket, dem ganzen »Drumherum« in Ihrem Alltag, ja vielleicht sogar in Ihrem ganzen Leben, erschlagen?

Haben Sie immer öfter die Nase voll

von den materiellen Dingen, die Sie besitzen?

von den Unmengen an Gegenständen, die zu pflegen und aufzuräumen sind?

von dem Volumen, das verstaut werden muss?

von den vielen Verpflichtungen, die an Ihnen zerren?

von den hohen Anforderungen, die Sie an sich selbst stellen?

von den Erwartungen, die andere an Sie stellen?

von dem Druck, den der Chef auf Sie ausübt?

von dem dauernden Gepiepe Ihres Smartphones?

von dem laut schreienden Marketing-Aufmerksamkeits-Geheische?

von den unnützen Tätigkeiten, die Sie tun, weil es Gewohnheit ist?

von den leeren Stunden, die Sie sich in sozialen Netzwerken tummeln?

von den ganzen Konjunktiven wie »man müsste mal wieder Zeit haben ...«, »wenn ich könnte, dann würde ich ...«, und »wenn ich einmal zu Geld komme, dann mache ich die Reise, die ich immer machen wollte ...«, die nie Realität werden?

Die Liste könnte endlos weitergeführt werden. Das alles müssen Sie – nachdem Sie all die Dinge in Ihr Leben und einiges davon bis in Ihr Herz gelassen haben: Sie müssen sie pflegen, wertschätzen, bewältigen, reinigen, sortieren, unterbringen, waschen, bügeln, zusammenlegen, dafür Möbel kaufen, um sie unterzubringen. Und Sie müssen sie benutzen – die Dinge wie auch die Kontakte –, sonst gehen sie ebenso kaputt, als wenn sie nur herumliegen oder »in der Bestandsliste stehen«. Sie müssen sich darum kümmern, sich bemühen, dass kein Punkt davon, kein »Freund«, kein Familienmitglied, kein Kollege vernachlässigt oder ignoriert wird. Weil Sie es einmal angefangen haben, nicht nur die Gegenstände, sondern auch zu viele Menschen zu sich und auf Ihre To-do-Liste einzuladen. Neben all der Energie und dem Geld, dem emotionalen Gezerre an Ihren Nerven und der Tatsache, dass das materielle Gerümpel Ihren Lebensraum auffrisst, kostet es vor allem eines: ZEIT! Ihre wertvolle Lebenszeit!

Vermissen Sie einen tieferen Sinn in Ihrem Leben? Vermissen Sie das Gefühl der Zufriedenheit und Ausgeglichenheit?

Eben darum geht es beim Entrümpeln im Kern: Um die Erlangung eines ausgeglichenen Maßes, um ein ausgewogenes Verhältnis der Menge von allen Faktoren, die das Thema betreffen und die wir beeinflussen können. Einerseits von materiellen Dingen, in die wir bewusst und voller Überzeugung investieren, weil wir sie wirklich brauchen und sie uns definitiv nutzen oder wenn sie keinen Nutzen haben, dann weil wir uns gern mit ihnen umgeben. Weil wir sie wegen der Ausstrahlung und positiven Energie, die sie uns verleihen, einfach »nur« lieben. Wir wissen dann, warum wir diese Dinge haben. Sie geben uns ein gutes Gefühl, wir empfinden sie nicht als Ballast.

Und andererseits sollte sich diese Balance genauso in unseren Beziehungen widerspiegeln. Mit dem Unterschied, dass wir sie nicht einzig nach dem Nutzen im Sinne von benutzen als »ausnutzen« wählen und beurteilen sollen, sondern als gegenseitiges Geben und Nehmen verstehen, als Bereicherung für beide Seiten.

Da jeder Mensch nur eine endliche Kapazität an Zeit und Energie für das gesamte Beziehungsmanagement, privat wie beruflich, zur Verfügung hat, sind dem einfach natürliche Grenzen gesetzt. Diese sind für jeden individuell, in der Anzahl und dem tatsächlichen Wert, in der Bedeutung, die man der Beziehung beimisst. Unterschätzen Sie nicht, welch großen positiven Einfluss es auf unser Leben hat, auch in diesem Bereich sinnvoll zu selektieren und Ballast abzuwerfen. Und wie sehr es uns erleichtert!

Da also alles irgendwie miteinander zusammenhängt, wird man beim Thema Aufräumen, Ordnen und Entrümpeln um das Thema Beziehungen nicht herumkommen.

Das Buch ist demnach für jeden interessant, der sich annähernd mit sich beschäftigt, den Sinnfragen des Lebens dabei begegnet und sich auf den Weg der Weiterentwicklung seiner Persönlichkeit begibt. Und Ordnung machen als Oberbegriff ist hierzu ein idealer Anfang.

Auch wenn Sie bisher also noch kein Teddy- oder Elefanten-Figuren-Sammler sind und keine Schneise durch Ihre Wohnung schlagen müssen, um laufen zu können, lohnt es sich für Sie, das Buch zu lesen. Denn es gibt sicher mindestens einen Punkt der oben genannten Aufzählung, bei dem Sie zustimmend genickt oder über den Sie selbst schon nachgedacht haben.

Der besseren Lesbarkeit halber ist das Buch so geschrieben, dass rein sprachlich Frauen angesprochen werden, was jedoch keinesfalls heißen soll, dass es sich ausschließlich an Frauen richtet. Alle anderen, natürlich auch alle Jäger und Teddy-, Bierkrüge- oder Elefanten-Figuren-Sammler, sind herzlich eingeladen, ihr Leben – im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinn – zu erleichtern, aufzuräumen und damit insgesamt glücklich(er) zu machen!

Worin liegt der Nutzen dieses Buches?

Einfach gesagt: Jede Anregung, jede noch so kleine Idee, die Ihnen den Alltag oder das Leben leichter macht, die praktikabel für Sie und leicht umsetzbar ist, ist bereits ein Nutzen! Darüber hinaus geben Ihnen bestimmte Fragestellungen, mit denen wir uns beschäftigen, ganz sicher einige Impulse, die Ihnen helfen, Ihre Antworten zu finden.

Sie bekommen hier (m)einen Erfahrungsschatz, mit den Erkenntnissen aus über zwanzig Jahren Aufräumund mindestens doppelt so viel Lebenserfahrung, die ich in einer Methode zusammengefasst habe. Demnach können Sie es sich sparen, erst zig Bücher zu lesen oder stundenlang im Internet nach Tipps zu suchen (das können Sie natürlich trotzdem tun), denn ich biete Ihnen hier die – meine – Quintessenz aus einer Vielzahl an Ratschlägen zu dem Thema an, praktisch die Puzzleteile, die Sie für das fertige Bild benötigen.Sie können also direkt aus der Vorlage wählen und anwenden, was Sie weiterbringt.

Mithilfe dieses Buches und der QF-Methode werden Sie unter anderem:

Herausfinden, warum es dazu kommt, dass alles mehr statt weniger wird.

Verhaltensmuster erkennen und aufspüren, warum Sie konsumieren wollen.

Ihre Geschichte in Zusammenhang mit Ihren Dingen setzen können.

Aufgrund der Erkenntnisse Ihre Handlungsweisen effektiv ändern können.

Erfahren, warum einmaliges Ausmisten allein nichts bringt.

Verstehen, warum Ihnen das Aussortieren, das Fürimmer-Trennen so schwerfällt.

Wissen, wie Sie sich leichter und ohne Reue von Dingen verabschieden.

Sofortmaßnahmen an die Hand bekommen, um Ihre Kauflust zu stoppen und den Verlockungen der Werbe-/Marketingbranche zu entgehen.

Durch die richtigen Fragen zu den Ursachen finden und Ihr WARUM entdecken.

Techniken und Methoden kennenlernen, wie Sie Ordnung dauerhaft umsetzen.

Bekannte Vorschläge mit neuen Augen, aus anderer Sicht, sehen.

Ihre Vorgehensweise erkennen, mit der Sie erfolgreich zum Ziel kommen.

Erkenntnisse daraus ableiten, die Ihnen in Zukunft dabei helfen, Ihre Kauf- und Sammellust zu bekämpfen.

Nicht nur Entrümpeln und Ordnung halten können, sondern auch viel über sich selbst herausfinden.

Akzeptieren lernen, dass Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht ...

Was bedeutet die QF-Methode?

Jahrelang habe ich mit vielen Vorgehensweisen zum Entrümpeln experimentiert, aber der Erfolg stellte sich einfach nicht ein oder war nicht von Dauer. Mit der Zeit begriff ich, dass der Grund dafür darin liegt, dass alle Methoden versuchen, das Pferd von hinten aufzuzäumen.

Da werden vorrangig sogenannte Entrümpelungstechniken oder Methoden vorgestellt, die sich darauf beziehen, wie ich unterscheiden und definieren können soll, was von meinem Zeug Müll-Charakter hat und was ich behalten sollte, weil ich es so lieb habe. Aber wie stelle ich es an, dass ich nicht beim nächsten Gang in die Stadt den frei gewordenen Platz wieder besetze? Es werden dicke Bücher mit Anleitungen gefüllt, wie zum Beispiel, dass ich Schleifchen an meine Kleiderbügel binden kann, um zu sehen, wann ich ein Teil zum letzten Mal anhatte. Als wäre ich nicht in der Lage, zu wissen, was ich gern und oft trage und was seit Jahren unberührt blieb. Selbst wenn man hunderte von Kleidungsstücken hat,weiß man einfach, was man regelmäßig anzieht und was nicht. Ich muss mir keine Frist setzen und beobachten, ob ich das Teil bis zu einem bestimmten Tag nicht angerührt habe, bevor es wegkann. Das funktioniert nicht, denn, wenn ich mich schwer trennen kann, dann ziehe ich es fix einmal an und schon kann es bleiben. Man kann sich so schön selbst manipulieren!

Es geht also überhaupt nicht vorrangig um die Frage, wie man erkennt, was von unserem Zeug Krempel ist und was nicht. Das ist erst die zweite Ebene. Irgendwann merkte ich: Der Fehler liegt im System der Vorgehensweise! Aus dieser Erkenntnis und meinen vorherigen ergebnislosen Bemühungen resultierte die Entwicklung meiner eigenen Strategie, die ich aufgrund ihres Aufbaus die QF-Methode genannt habe.

Und genau in der Art der Vorgehensweise sowie in der Wirkung besteht der Unterschied der QF-Methode. Wofür steht nun das »QF« und was sagt es aus? Das »Q« steht für das englische »questions«, was »Fragen« heißt und »F« steht für das englische »factor«. Das passt so gut, dass ich kein Wort gefunden habe, das es umfangreicher und aussagekräftiger hätte treffen können. Außerdem bedeutet das Wort »factor« bzw. »Faktor« auch »Moment«, »Gegebenheit«, »Grund«, »Umstand«, »Einflussfaktor« – alles Begriffe, die damit zu tun haben, warum wir so viele Dinge anhäufen, aber auch damit, wie wir sie wieder loswerden.

Um das zu erreichen, also materiellen wie mentalen Ballast loszuwerden, muss man zuerst nach den Ursachen im Inneren suchen, bevor man an der Fassade außen den Putz erneuert. Und dazu muss man sich die richtigen Fragen stellen. Wie viele das sind, richtet sich danach, wie fest und wie tief sich Ihr »factor« eingenistet hat.

Seien Sie offen und lassen Sie sich darauf ein, diesen Weg zu gehen, wenn Sie das Thema dauerhaft und zufriedenstellend bewältigen wollen.

Die QF-Methode wird Sie weiter und viel nachhaltiger voranbringen als das, was Sie bisher vielleicht versucht haben. Aber diese Methode ist kein Wellnessprogramm! Es tut möglicherweise hier und da weh – das soll es auch – denn nur so ist es wahrscheinlich, dass Sie tiefer kommen und diesmal wirklich etwas in Ihnen und um Sie herum bewirkt wird.

Sie werden sehen: Es funktioniert!

Hintergründe und Ursachen

Wie konnte es nur so weit kommen?

Sicher werden einige von Ihnen – je nach Alter – bereits die eine oder andere Entrümpelungsaktion hinter sich haben. Sei es aufgrund eines Umzuges oder Renovierungsvorhabens, wenn Sie ein neues Einrichtungskonzept hatten, bei dem alles anders als bisher verstaut werden musste oder durch das Zusammenziehen mit einem Lebenspartner etc. Dabei trennte man sich, teils freiwillig, teils notgedrungen, im Rahmen des Anlasses von gewissen Dingen oder eben auch nicht. In der neuen Wohnung fühlte man sich dann anfangs ziemlich gut. War sie größer als die bisherige, war alles frisch und luftiger, man fühlte sich befreiter, wohler – eben nicht so zugepflastert. Außer man hatte noch etliche Kartons im Keller, auf dem Dachboden oder woanders verstaut, an die uns jedoch das Unterbewusstsein regelmäßig erinnerte, wenn man sie zu ignorieren versuchte. Diese blieben dann oft jahrelang unausgeräumt, man vermisste ja auch nichts. Und ich spreche hier nicht von den notwendigerweise aufzubewahrenden Steuerunterlagen, die genießen einen Sonderstatus beim Thema Ausmisten.

Wenn man es denn doch schaffte, den Bestand etwas zu minimieren oder bei einem Wohnungswechsel radikalere Entsorgungsaktionen zu unternehmen – wie lange hielt der Ist-Zustand an? Wann begannen wieder mehr Teile hinein- als herauszuwandern? Wann haben Sie die Fahrt in das berühmte schwedische Einrichtungshaus zum Nachkaufen des beliebten Artikels »Samla« (Plastikkiste der Superlative) unternommen und dabei noch Kerzen, Servietten und die nützlichen bunten Plastikbecher für die Kinder mitgenommen? Wann wurden die Sachen wieder mehr in den Kleiderschrank hineingequetscht als locker reingehängt oder gelegt? Und nicht zuletzt: Wann landete der nächste Discounter-Werbeprospekt wie automatisch mit der ausgestreckten rechten Hand beim Ausgang in Ihrem Einkaufskorb und zog Sie gleich am Angebotsmontag wieder magisch an oder wann traf der 10-Prozent-Rabatt-Gutschein Ihres früher geliebten Online-Händlers wieder Ihre Schwachstelle ... und Sie konnten es kaum erwarten, das Paket auszupacken?

Sie haben genau gemerkt, was ich damit meine und ich bin mir sicher, wenn Sie dieses Buch lesen, kennen Sie das! Jeder hat seine Anfälligkeit für spezielle Angebote.

Warum ist das nun so? Wie ticken wir? Was sind die Ursachen? Wie heißt diese gemeine, hinterlistige menschliche Schwäche? Oder ist es gar eine chronische Krankheit, ein Gendefekt? Fehlt Ihnen das Verlockungs-Abwehr-Gen? Das Widerstandsgen? Gibt es ein Mittel dagegen und wenn ja, wie wendet man es an?

Zum Glück ist es natürlich kein Gendefekt. Zumindest bis heute noch nicht entdeckt. Kann ja noch kommen ... Jedoch sind bei manchem die Kauf- und Sammel-Symptome derart lebenseinschränkend, um nicht zu sagen krankhaft, ausgeprägt, dass Menschen ihre Wohnung und sich bis zum Anschlag zumüllen und ohne professionelle Hilfe dort nicht mehr herauskommen. Der Übergang erfolgt schleichend, sodass die Grenze zwischen selbstbeherrschbarer Unordnung und einem Zustand, aus dem sich die Menschen mit eigener Kraft nicht befreien können, oft nicht eindeutig auszumachen ist.

Wichtig: Das sogenannte Messie-Syndrom kann hier aufgrund seiner Komplexität nicht berücksichtigt werden, da oft vielschichtige psychologische Störungen oder Traumata aufgearbeitet werden müssen. Wenn Sie glauben, dass dies auf Sie zutreffen könnte, wenden Sie sich bitte dringend an einen Fachmann.

Warum sammelt sich immer mehr an?

Die Gründe und vor allem die Ursachen, warum wir mehr kaufen als wir brauchen oder gar als wir bezahlen können, warum wir horten, sammeln, behüten, viel Geld für Stauraum und Ordnungssysteme ausgeben, die am Ende auch wieder nicht ausreichen, sind vielfältig und keineswegs einfach erklärt und auch nicht ganz leicht zu beheben. Hier geht es – je nach Betroffenheitsgrad – oft um tiefsitzende Verhaltensmuster, um lang (auch wenn teils unbewusst und vor allem ungewollt) antrainierte Handlungsfolgen. Es sind psychologische Vorgänge in unserem Hirn, die unterschwellig ablaufen, auf die die Industrie mit ihrem Neuromarketing gezielt trifft und beides zusammen ein Cocktail ergibt, den wir trinken und die Wirkung nicht einmal (sofort) spüren.

Wir genießen und werden »high«, abhängig gemacht und mit jedem neuen Angebot, jeder neuen Treue- oder Rabattaktion mehr und mehr an die Droge gewöhnt. Irgendwann wachen wir auf und stellen fest, dass wir uns in den eigenen vier Wänden nicht wohlfühlen, erschlagen von zu viel Zeugs, dass wir Stunden mit Putzen und Aufräumen verbringen, statt freie Zeit zu genießen, und dass wir ratlos vorm Kleiderschrank stehen, obwohl er so voll ist, dass wir eine eigene Boutique eröffnen könnten.

Der Punkt, an dem wir hätten Stopp! sagen müssen, war längst überschritten – unbemerkt und irgendwie sanft schwebte man hinüber in den Dämmerzustand, den man nun beseitigen möchte, weil man sich erdrückt fühlt, überwältigt und belastet. Die Droge hat uns süchtig gemacht und unser Gehirn verlangt nach Dopamin ohne Unterlass. Wir haben unser neuronales Belohnungssystem inzwischen prima durch jahrelange schnelle Bedürfnisbefriedigung konditioniert und tun alles in unserer finanziellen wie körperlichen Macht Stehende, um das Geschrei in unserem Kopf ruhig zu stellen. Wenn der Lärm im Kopf, in Form des Verlangens nach allem Möglichen, gestillt ist und das Dopamin wirkt, sind wir zufrieden und fühlen uns wohl. Der Schein trügt!

Tagein, tagaus schuften wir wie blöd in größtenteils ungeliebten Jobs, sehen unsere Kinder nur für den Guten-Morgen-Stress und die Gute-Nacht-Geschichte, bei der wir oft als Erste eingeschlafen sind. Aber das ist eben so, denken wir und rennen wie die Lemminge alle in dieselbe Richtung und hinterfragen es – wenn überhaupt – erst an dem Punkt, wo uns ein Burn-out oder ein emotionales Ereignis schwer trifft und uns den Boden unter den Füßen wegzieht. Oder wenn wir plötzlich merken, dass irgendwas nicht stimmt, wir uns in unserem Heim überhaupt nicht mehr zu Hause fühlen, dass wir doch mit so viel Liebe und hippen Designermöbeln zur Schöner-Wohnen-Idylle aufgemotzt haben, die Unmengen an Klamotten, die Kleider und Dutzende Schuhe, die wir unbedingt haben mussten. Irgendwie von allem haben wir auf einmal genug und wollen nur noch eines: uns entlasten!