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MEIN WEG ZUR KOMMUNIKATIVEN LEINENFÜHRUNG

Früher war Leine für mich kein Thema. Jackie, mein erster Hund, wich mir nicht von der Seite. Vom ersten Tag an lernte sie, sich in meiner unmittelbaren Nähe aufzuhalten.

Jackie war wie ein zweiter Schatten. Ich brauchte nie nach ihr zu sehen. Wenn ich abends auf den Münchner Kleinkunstbühnen meine „bavaresken“ Gesangskünste zum Besten gab, lag sie neben mir auf der Bühne und döste seelenruhig vor sich hin. Unterwegs in der Stadt, war der Gehsteig unser Weg, die Bordsteinkante die Grenze und die Straße solange tabu, bis sie von mir betreten wurde. Zu dieser Zeit verschwendete ich nie einen Gedanken an eine Leine, da sie mir als völlig überflüssig erschien. Jackie trug einzig ein kariertes Halstuch, an dem die Hundemarke und ein Namensschildchen nebst Telefonnummer befestigt waren. Zu Jackie gesellte sich bald eine weitere Hündin, auch Micky führte ich ebenfalls ohne Leine.

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© Gila Fichtlmeier

Meine ersten Hunde Jackie und Micky lernten nie eine Leine kennen.

PLÖTZLICH GING ES NICHT MEHR OHNE LEINE

Erst als meine Frau und ich aufs Land zogen, wurde es notwendig, die Hunde anzuleinen. Denn es gab dort weder Gehsteige noch Radwege, und die Hunde benutzten schon bald die Straße wie einen Gehsteig. Um nicht die ganze Zeit darauf achten zu müssen, dass meine Hunde nicht zur Gefahr für den Straßenverkehr wurden, ließ es sich nicht umgehen, sie an die Leine zu nehmen. Jedoch waren Leine und Halsband damals noch uncool für uns, deshalb verwendeten wir nur einen einfachen Strick, der an dem Halstuch befestigt war. Das Halstuch lag dabei so locker am Hundehals, dass es sich problemlos abstreifen ließ, wenn unsere Hunde frei laufen durften.

Waren sie an der Leine, machten sie keinerlei Anstalten zu ziehen. Augenscheinlich stellte das Angeleintsein für sie keine bewusst wahrgenommene Freiraumbeschränkung dar. Strick und Halstuch gehörten einfach zu unseren Spaziergängen, wenn wir uns auf Straßen bewegten. Warum sollten sie auch nicht wie gewohnt völlig selbstverständlich nebenherlaufen? Es hatte sich ja durch ihr Angeleintsein nichts an unserer Beziehung und der Art und Weise, wie wir sie über lockende Laute an unserer Seite hielten, geändert. Die Leine war Nebensache für uns.

Hier wäre eigentlich schon ein Zusammenhang zwischen dem Bedürfnis meiner Hunde, immer dicht in meiner Nähe zu sein, und meinem Verzicht, über den Strick auf sie einzuwirken, ersichtlich gewesen. Diesen Zusammenhang erfasste ich jedoch erst in späteren Jahren, als in mir immer mehr die Erkenntnis und Überzeugung reiften, dass aller Anfang im Beziehungsaspekt begründet liegt und nicht am Gefangennehmen des Hundes durch das An-die-Leine-Nehmen.

Ich entdeckte den Hundesport …

Einer meiner Freunde besaß einen Deutschen Schäferhund und führte diesen sehr erfolgreich im Hundesport. Anlässlich einer Prüfung begleitete ich ihn zum örtlichen Schäferhundeverein. Ich war total beeindruckt und fasziniert von den Leistungen der vorgeführten Hunde. Diese Exaktheit bei der Ausführung der Kommandos und der Arbeitswille beim Apportieren ließen mich nur noch staunen.

… und wollte es genauso gut machen

Hatte ich mich bis dato damit zufriedengegeben, dass meine Hunde gut hörten, verspürte ich plötzlich den Drang, ebenfalls zu dieser Elite der Hundeführer zu gehören. Ich wollte auch einen Hund haben, der seine Leistung und seinen Gehorsam über eine Prüfung belegen sollte. So schloss ich mich in den frühen 70ern diesem Hundeverein an und lernte die damals gängigen Methoden der Hundeausbildung kennen. Der kräftige Leinenruck sowie die Ideologie vom Alphatier (in Analogie zum Wolf) wurden als unantastbare Wahrheit über das Wesen des Hundes verkündet. Auf die Hundeseele wurde dabei keine Rücksicht genommen, sondern das exakte Ausführen der Befehle und Order waren oberste Prämisse. Ein Hund hatte beispielsweise einen Winkel exakt zu gehen und seinen Kopf dabei auf Kniehöhe zu halten. Blieb der Hundeführer stehen, hatte der Hund sich sofort auf Höhe des Beines hinzusetzen.

Diese bloße Reduktion des Hundes auf ein „Objekt, das zu funktionieren hat“, war für mich allerdings äußerst unbefriedigend. Der Bindungsaspekt und das Reflektieren der Befindlichkeit, die dabei gezeigten Gefühle des Hundes fanden keine Berücksichtigung. Im Vordergrund stand einzig die zu erreichende Punktzahl bei der Prüfung.

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© Gila Fichtlmeier

Durch den Hundesport mit Hasso und Muckel kamen wir zum Leinengebrauch.

Bald stellte ich alles in Frage …

Soweit ich mich erinnere, waren verbale Kommandos immer in irgendeiner Form mit einer mehr oder weniger unangenehmen Einwirkung über die Leine verbunden. Ich wollte das nicht und gab meinem Hund stattdessen kleine Hilfssignale, um dadurch seine Aufmerksamkeit zu erregen. Da dieses von den Leistungsrichtern nicht erkannt werden sollte, weil es zu Punktabzug geführt hätte, waren meine Aufmerksamkeitssignale auch entsprechend leise. Zu dieser Zeit wurde mir bereits bewusst, wie einfach, schnell und effektiv man einen Hund über motivierende Körpersignale leiten kann, weil man dadurch bewirkt, dass er in einen kommunikativen Prozess eintritt.

… und ging meinen eigenen Weg

Ich ließ mich also weder durch die Prüfungsordnungen noch durch die Leistungsrichter davon abbringen, meine Hunde mit leisen Gesten zu führen und verwendete nur bei Prüfungen scharf gesprochene Kommandos, diese jedoch in moderater Lautstärke. Zwar brachten mir meine Führerhilfen immer wieder Punktabzug, doch bei meinen Hunden sammelte ich umso mehr Pluspunkte. Sie gaben mir das vielfach zurück, weil sie freudig und schwanzwedelnd auch dann nicht von meiner Seite wichen, nachdem der Prüfungsablauf beendet war. Das wurde sehr wohl von den Richtern bemerkt und anerkennend mit den Worten kommentiert: „Man sieht schon, dass Ihre Hunde freudig bei der Sache sind. Doch leider haben Sie nicht auf zusätzliche Führerhilfen verzichtet, so wie die Prüfungsordnung es gebietet.“

Bei der Fährtenarbeit jedoch konnte ich richtig punkten. Hier zählte nicht der Gehorsam über Kommandos, sondern die Nasenleistung und das freiwillige Zusammenspiel von Hund und Hundeführer beim Verweisen der gefundenen Gegenstände. So wurde ich in Folge Jahresmeister und über mehrere Jahre Vereinsmeister in dieser Sparte.

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© Gila Fichtlmeier

In der Hundeausbildung steht für Anton seit jeher der kommunikative Aspekt im Vordergrund.

DIE BASIS: KOMMUNIKATIVES ZUSAMMENSPIEL

Bereits während meiner aktiven Zeit in diversen Hundevereinen, bei denen ich als Übungsleiter und Schutzdiensthelfer wirkte, sprachen mich immer mehr Vereinsmitglieder darauf an, dass sie genauso wie ich auf die Leine als Dressurmittel verzichten möchten. Auch viele Hundebesitzer aus meinem privaten Umfeld, denen ich beratend zur Seite stand, wollten von mir wissen, wie sie denn vorzugehen hätten, damit es zwischen ihnen und ihren Hunden genauso harmonisch ablaufen würde wie zwischen mir und meinen Hunden.

Ich erklärte ihnen, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht der Gebrauch der Leine war, der diese ausgezeichnete Anbindung und Führung meiner Hunde bewirkte, sondern vielmehr das kommunikative Zusammenspiel mit meinen Hunden über Gesten und leise Laute, das ich mir ohne Zuhilfenahme der Leine erarbeitet hatte.

DER SCHLÜSSEL ZUR LEINENFÜHRUNG

Erzeugt die Leine Stress beim Hund, wird er versuchen, dem zu entkommen. Bleibt der Hund gern ohne Leine an meiner Seite, wird er das auch tun, wenn er sich an der Leine befindet. Der Schlüssel für den Gebrauch der Leine als Nebensache ist die ungeteilte Aufmerksamkeit des Hundes.

METHODE DER KOMMUNIKATIVEN HUNDEFÜHRUNG

Im Laufe der vielen Jahre habe ich meine Herangehensweise an Hunde immer wieder analysiert und verfeinert. So kann ich nun ein Konzept anbieten, das bei allen Hunden funktioniert und das durch seine Einfachheit von allen Hundehaltern umgesetzt werden kann.

Jedoch ohne Begrenzung von Freiraum ist dies im Grunde genommen nicht möglich. Um hierbei einen positiven Weg einschlagen zu können, der Kommunikation in den Vordergrund rückt, habe ich das Denkmodell der fünf Freiraumzonen entwickelt. Zusätzlich steht uns mit der Leine ein äußerst effizientes Hilfsmittel zur Verfügung, über das man Übereinkünfte wie „richtig“ oder „falsch“, „erwünscht“ oder „unerwünscht“, treffen kann.

So gelingt es bei allen Hunden mithilfe einfacher und klarer Körpergesten in Kombination mit der Leine innerhalb sehr kurzer Zeit, teilweise sogar in Augenblicken, eine über Signale funktionierende Kommunikationsebene aufzubauen, die dann vom Hund ausgehend gezielt als bewusste Kommunikationsaufforderung eingesetzt werden kann.

Das Fichtlmeier-Leinenkonzept ist eine an unzähligen Hunden über viele Jahre erprobte Methode, die in dieser Form bei allen Hunden, also auch bei Welpen, erfolgreich eingesetzt werden kann. Sie beruht in ihrer Gesamtheit auf gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Verständnis.

Ich freue mich, wenn Sie diesen Weg gemeinsam mit mir beschreiten und wünsche Ihnen viel Erfolg.

Anton Fichtlmeier

ANTON FICHTLMEIERS
— Konzept der Hundeführung

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© Gila Fichtlmeier

DAS SOLLTEN SIE WISSEN
— Über Hundeführung

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© Gila Fichtlmeier

VIER HAUPTTHEMEN MEINER HUNDEFÜHRUNG

Hundeführung setzt sich für mich prinzipiell aus vier wesentlichen Themen zusammen: der Hund, der Mensch, die Leine als Nebensache und die Leine als kommunikatives Signalhilfsmittel.

THEMA 1: DER HUND

Hunde können nicht vernunftgesteuert agieren und reagieren, deshalb stellen sie eine abstrakte Gefahr für ihr Umfeld dar. Diese Gefahr konkretisiert sich mit dem Grad des Freiraums, der dem Hund zugestanden wird und innerhalb dessen er sich nicht mehr unter Aufsicht oder Kontrolle seines Hundehalters befindet. Wenn Sie, wie ich annehme, mit Ihrem Hund Übereinkünfte treffen und ihn über ein kommunikatives Zusammenspiel führen wollen, um sein Gefahrenpotenzial auf ein Minimum zu reduzieren, dann ist es unausweichlich, sich mit seinem Wesen und seiner Art zu kommunizieren auseinanderzusetzen.

THEMA 2: DER MENSCH

Hundeführung bedarf der Intention des Hundehalters, seinen Hund so zu führen, dass dieser sich und andere nicht gefährdet, belästigt oder ängstigt. Wer einen Hund hält, hat sogar die gesetzliche Verpflichtung, ihn entsprechend zu führen. Dazu habe ich das Konzept der fünf Freiraumzonen entwickelt. Dieses Konzept baut auf

Vertrauen, Bindung und Kommunikation

auf und verfolgt die Idee, dem Hund nur noch den Freiraum zur Verfügung zu stellen, in dem er jederzeit zu seinem Menschen verlässlich Kontakt aufnimmt und solange mit diesem in Kontakt bleibt, bis der Mensch das Kontakthalten wieder als beendet erklärt.

THEMA 3: DIE LEINE ALS NEBENSACHE

Jeder Hundehalter wünscht sich einen Hund, der gesittet an der Leine läuft und sich keinesfalls leinenaggressiv verhält. Aber wie lässt es sich bewerkstelligen, dass ein ruhiges und entspanntes Gehen mit einem angeleinten Hund zur Selbstverständlichkeit wird? Diese Fragestellung spiegelt meiner Meinung nach eines der größten Probleme von Hundebesitzern. Mithilfe der Freiraumzone 1 wird es Ihnen gelingen, Ihrem Hund beizubringen, freudig an Ihrer Seite zu bleiben, dabei sein Augenmerk auf Ihre Körpergesten zu richten und sich über diese lenken und führen zu lassen. Als Ergebnis wird er sich auch angeleint wie gewohnt an Ihnen orientieren und somit an lockerer Leine nebenherlaufen. Die Leine wurde somit zur Nebensache für ihn.

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© Gila Fichtlmeier

So sieht es aus, wenn die Leine Nebensache ist.

THEMA 4: DIE LEINE ALS KOMMUNIKATIVES SIGNALHILFSMITTEL

Wer einen Hund in verkehrsreicher Lage und der Gesetzgebung entsprechend führen will, kommt nicht ohne Leine aus. Dazu benötigt man das richtige Handwerkszeug: Halsband und Führleine. Die am Halsband angeklickte Leine gestattet eine schnelle und präzise Signalübermittlung. Das kann mit einem Brustgeschirr nicht geleistet werden, sodass bei der Umsetzung meines Leinenkonzeptes auf die Verwendung eines Brustgeschirrs verzichtet werden muss. Sowohl aktive als auch passive Leinensignale dienen dazu, mit dem Hund Übereinkünfte zu treffen, auf die infolge der Führung des Hundes zurückgegriffen werden kann. Je nach Verwendung erhalten sowohl Leine als auch Leinensignale Symbolcharakter und codieren für bestimmte Bedeutungsinhalte. Gerade in diesem Bereich kommt dem Umgang mit der Leine eine vielfach unterschätzte Bedeutung zu. Damit ein wechselseitiges Beeinflussen und ein vertrauensvoller Abgleich über die Leine stattfinden kann, wird sie äußerst sensibel und im kommunikativen Sinn gehandhabt.

Nach diesem kurzen Überblick finden Sie auf den folgenden Seiten die vier Hauptthemen meiner Hundeführung genauer erläutert. Der theoretische Teil geht Hand in Hand mit den Anleitungen im Praxisteil des Buches und wird Ihnen dabei helfen, die Praxisbeispiele besser umzusetzen.

FICHTLMEIERS VIER HAUPTTHEMEN DER HUNDEFÜHRUNG

1. Der Hund – der geführt wird

2. Der Mensch – der führt

3. Die Leine als Nebensache

4. Die Leine als kommunikatives Signalhilfsmittel

THEMA 1: DER HUND – DER GEFÜHRT WIRD

Wenn wir einen Hund über Kommunikation führen wollen, ist es unausweichlich, sich mit seinem Wesen auseinanderzusetzen.

DAS WESEN DES HUNDES ERFASSEN

Wie organisieren sich Hunde? Wie kommt Bindung unter Hunden zustande und was können wir daraus lernen? Wie kommunizieren Hunde und welche kommunikativen Interaktionen – Symbole – können artübergreifend von uns genutzt werden?

Die Mär vom Alphahund

In der Hundeausbildung ist immer noch vom „Alpha“-Prinzip die Rede. Eine fixe hierarchische Ordnung wie in einem fest strukturierten Rudel, das gemeinsam Großwild jagen muss, macht für die Lebensweise eines Hundes keinen Sinn und entspricht auch nicht seiner Natur. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Vorfahren unserer jetzigen Haushunde aus Partizipationsgründen den Menschen genähert und angeschlossen haben. Das heißt: Der Hund will an menschlichen Ressourcen teilhaben. Darum sucht er dessen Nähe. Es ist einzusehen, dass es keinen Unterschied für ihn macht, welcher Mensch ihm das Überleben sichert.

Hunde sind bindungsflexibel

Hunde organisieren sich nicht als Rudel mit starren Positionen, sondern bilden bindungsflexible soziale Gruppen. So haben Hunde ein äußerst starkes Interesse daran, mit Artgenossen bei Begegnungen in Kontakt zu treten. Diese Eigenschaft erschwert es vielen Hundehaltern, ihre Hunde bei Hundebegegnungen entsprechend zu kontrollieren, beziehungsweise diese problemlos von einer Kontaktaufnahme abzuhalten.

Arbeitslose Spezialisten

Hunde sind Spezialisten für bestimmte Bereiche und tendieren zu entsprechendem Verhalten. Solche angeborenen Verhaltensmuster wie Bewachen, Jagen, Hüten etc. sind rassespezifisch und individuell angelegt und ausgeprägt. Hunde besitzen keinen freien Willen. Sie haben nur einen kleinen Handlungsfreiraum „eigener Wille“, und auf diesen können sie nur zugreifen, wenn keine ihre Instinkte ansprechenden Reize vorliegen, die zwingend ein bestimmtes Verhalten bei ihnen auslösen.

Angeborene Verhaltensmuster sind nur teilweise erwünscht

In der von Menschen geschaffenen soziokulturellen Mitwelt sind angeborene Verhaltensmuster nur unter ganz bestimmten Rahmenbedingungen geduldet beziehungsweise erwünscht. Im Rahmen ihrer sozialen Fähigkeiten können sich Hunde jedoch selbst zurücknehmen und zum Vorteil der sozialen Gruppe Alternativverhalten in ihr Repertoire aufnehmen. Zum Beispiel, wenn ein Jagdhund im Wald Menschen suchen soll und Wildspuren dabei ausklammert. Allerdings, je öfter der Hund seine Instinkte ausleben durfte, desto schwieriger wird es für ihn, sich selbst zu zügeln und für uns, ihn kontrollieren zu können.

Deshalb ist es unabdingbar, mit dem Hund zu klären, wann ein Verhalten gewollt und wann es nicht gestattet ist. Dazu bedarf es der Kommunikation. Insbesondere der gewünschte Verhaltensabbruch muss vom Menschen explizit und aktiv kommuniziert werden. Bloßes Umlenken auf ein Alternativverhalten oder Ignorieren des problematischen Verhaltens (das im Übrigen für den Hund oft selbstbelohnend ist), verdeutlichen dem Hund nicht, dass sein gezeigtes Verhalten unerwünscht ist oder von uns als Fehlverhalten bewertet wird. Hier ist insbesondere Prävention eine sinnvolle Möglichkeit, um auf für alle Beteiligten unangenehme Strafaktionen verzichten zu können. Bedenken Sie: Was „Klein Rexi“ von Anfang an nicht gestattet wird, muss ihm später auch nicht mühsam abgewöhnt werden.

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© Gila Fichtlmeier

Nur starke Bindung lässt einen Teckel auf den Hasen verzichten.

Soziales Miteinander einer Hundegruppe

Soziales Miteinander einer Hundegruppe folgt bestimmten Prinzipien und ist auf eine ganz spezifische Weise geordnet. Hunde erleben sich innerhalb einer Gruppe durch ständiges Abgleichen und Ausloten ihrer Befindlichkeiten und Bedürfnisse. Das zentrale psychosoziale Regulativ bei der Organisation der Gruppe ist prosoziale Aggression. Dies funktioniert nach dem Verhaltensschema „Drohung“ und einer entsprechenden Reaktion darauf. Ein Hund beansprucht zum Beispiel Beute, Territorium, einen Liegeplatz oder Ähnliches, ein anderer Hund fordert in der spezifischen Situation dasselbe. Diese Interessenkonkurrenz wird üblicherweise durch Drohen, Imponieren und entsprechende Reaktion kommuniziert und damit abgeklärt. Hunde versuchen dabei möglichst wenig Schaden zu nehmen. Wenn wir uns hier entsprechend einbringen, ist es sogar möglich, die Realitätsebene der Hunde mitzuerleben und ihr Weltbild mitzugestalten.

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© Gila Fichtlmeier

01 Bellend stoppt der Vizsla die Annäherungsversuche der Dogge, die sich zurücknimmt ...

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© Gila Fichtlmeier

02 ... und daraufhin ihrerseits den Vizsla zum Einhalten einer entsprechenden Distanz mahnt.

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© Gila Fichtlmeier

03 Wissen um gegenseitige Beeinflussbarkeit: die Basis für ritualisierten Abgleich.

Der Hund in der Menschenwelt

Hunde können relativ problemlos mit den komplexen sozialen Rahmenbedingungen der Menschenwelt zurechtkommen. Es ist ihnen möglich, eine sehr enge, auf Kommunikation begründete Sozialpartnerschaft mit dem Menschen einzugehen. Sie sind in der Lage, die Bedeutung von Signalen des Menschen zu erfassen und darauf sinnvoll zu reagieren. Eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, dass Hunde von Natur aus instinkt- und nicht vernunftgesteuert sind. Das ist letztlich wohl auch der Grund dafür, warum es möglich war, sie so eng wie kein anderes Tier in das Sozialsystem des Menschen einzubinden.

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© Gila Fichtlmeier

01 Kommunikative Signale können den Sozialpartner auf Distanz halten …

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© Gila Fichtlmeier

02 ... oder ein Interesse an Nähe bekunden. Hunde wenden ihren Signalvorrat auch artübergreifend an.

ÜBEREINKÜNFTE IN DER HUNDEWELT

Um sich als soziales Wesen in einer Gemeinschaft eingliedern und in dieser überleben zu können, müssen soziale Übereinkünfte getroffen werden. Hunde verhalten sich dabei ihrer Natur entsprechend überwiegend instinktgebunden.

Soziales Miteinander bedarf der Kommunikation

Ein sozialer Zusammenschluss mehrerer Individuen bedarf der Kommunikation. Dazu dient unter Hunden ein klar abgrenzbarer Bereich ihres Verhaltensrepertoires. Dieses Verhalten läuft erbkoordinativ ab und bedient sich einer Signalebene, die weitestgehend formkonstant ist. Die getroffenen Übereinkünfte sind gültig, bis neue Übereinkünfte notwendig werden (Änderung des Status, der inneren Gestimmtheit eines Individuums, der Gruppenzusammensetzung etc.).

Soziale Ordnung in Hundegruppen folgt einem Prinzip

Das Erkennen und Anerkennen gezeigter Emotionen und Bedürfnisse, die Abstimmung des eigenen Verhaltens auf den anderen und die Akzeptanz des anderen in seiner Befindlichkeit sind die wesentlichen Bestandteile, die der sozialen Ordnung in der Hundewelt zugrunde liegen. Hierfür notwendige Übereinkünfte werden auf einer besonderen Ebene (siehe Abb. GrOVM unten) durch eine speziell dafür vorgesehene Form der Kommunikation getroffen. Dabei kommen mehr oder minder feststehende Symbole zur Anwendung, die tendenziell bestimmten Themenkreisen zugeordnet werden können. Hunde können sich nicht aussuchen, ob sie auf diese symbolischen Signale reagieren oder nicht.

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© Gila Fichtlmeier

Kommunikativer Abgleich auf höchster Ebene

Über GrOVM findet ein kommunikativer Abgleich statt. Diese Kommunikationsebene bewirkt, dass in den beteiligten Gesprächspartnern Bilder und Emotionen erzeugt werden, die annähernd die eigenen Ideen und Emotionen spiegeln. Hier gezeigte Verhaltensmuster bedienen sich einer Symbolik, die auch artübergreifend zwischen Hund und Mensch abläuft. Diese Symbole können vom Hundehalter gezielt genutzt werden und ermöglichen ihm die Realitätsebene seines Hundes mitzuerleben und darüber hinaus dessen Weltbild auf der Instinktebene mitzugestalten.

GRUPPENORGANISIERENDE VERHALTENSMUSTER

Die während des kommunikativen Prozesses zur Schaffung einer sozialen Ordnung in einer Gruppe gezeigten Verhaltensmuster wurden von mir entschlüsselt und unter dem Oberbegriff Gruppenorganisierende Verhaltensmuster (GrOVM) in den letzten Jahren beschrieben und sollten als eigener Funktionskreis verstanden werden.

Diese Verhaltensmuster lassen sich jeweils wieder nach zugehöriger Funktion und zeitlichem Auftreten in Gruppenbildende oder Gruppenzusammenhaltende Verhaltensmuster unterteilen. In diesen beiden Bereichen werden von Hunden des Weiteren Interaktions-, Interaktionsspiel- und Strukturierungsmuster gezeigt. Sie sind ein wichtiger kommunikativer und sozialer Prozess. Bei diesen Verhaltensmustern handelt es sich nicht um Spiel im engeren Sinn. Um den Blick auf diese Verhaltensmuster nicht unnötig zu trüben, sollten sie deshalb nicht unter den Oberbegriff Spielverhalten fallen.

Interaktionsmuster

Ein Beispiel aus der Hundeschule: Die Hunde befinden sich im Freilauf. Ein Rüde nähert sich einer ihm bis dahin unbekannten Hündin, um an ihr zu schnuppern (Beginn eines Gruppenbildenden Interaktionsmusters). Die Hündin reagiert auf diese Distanzunterschreitung, indem sie leicht den Kopf hebt und den Rüden mit einem drohenden Blick fixiert. Ignoriert der Rüde dieses Signal, wird die Hündin ihr Drohen vielleicht noch kurz verstärken, indem sie leicht die Lefzen hochzieht und die Zähne zeigt. Wendet sich der Rüde jetzt ab, kann sich die Hündin wieder entspannen. Verändert der Rüde sein Verhalten jedoch nicht, kommt es unweigerlich zu einer reglementierenden Attacke durch die Hündin, die so lange fortgesetzt und intensiviert wird, bis sich der Rüde zurücknimmt. Augenblicklich wird die Hündin daraufhin ihre Attacke einstellen. In beiden Fällen wird eine Übereinkunft getroffen, auf die jederzeit zurückgegriffen werden kann. Sie bleibt also gültig, solange keine neue Übereinkunft zum selben Thema getroffen wird.

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© Sasha Krajnakova

Ein individueller Standpunkt wird oft im schnellen Wechsel von Androhen und Sich-Zurücknehmen übermittelt.

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© Sasha Krajnakova

Die Hündin fordert ein Abstandhalten des Rüden, was dieser mit höflichem Zurückweichen beantwortet.

Interaktionsspielmuster

Die Drohungen der Hündin und das Sich-Zurücknehmen des Rüden haben insgesamt bewirkt, dass beide von der wechselseitigen Möglichkeit der Beeinflussung wissen und auf den Bedeutungsinhalt der gezeigten Signale vertrauen können. Jeder fühlt sich vom anderen verstanden.

Das eröffnet den Hunden die Möglichkeit, in einem Gruppenbildenden Interaktionsspielmuster weitere soziale Aspekte ritualisiert abzuklären. Zum Beispiel kann das Überlassen von Beute nun unter Zuhilfenahme von Objekten und unter Einbringung eigener Ideen der Individuen geklärt werden. Bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen bleibt die Übereinkunft für die beteiligten Hunde bestehen. Die Hunde erachten sie als gültig und werden jederzeit darauf zurückgreifen.

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass der Mensch in dieses Kommunikationsmuster mit einbezogen werden kann. Leider hat dieser von der Existenz solcher Interaktionsspielmuster meistens gar keine Ahnung. Es ist leicht vorstellbar, welche schwerwiegenden Missverständnisse das zur Folge haben kann.

STRUKTURIERUNGSMUSTER

Es gibt noch ein weiteres Verhaltensmuster innerhalb Gruppenbildender oder Gruppenzusammenhaltender Verhaltensmuster. Es handelt sich um ein – wie ich es nenne – Strukturierungsmuster. Zum Beispiel werden Gruppenmitglieder bei Fehlverhalten von ihren Artgenossen im Rahmen eines „instinktiven Wertesystems“ gemäß dieses Strukturierungsmusters reglementiert. Das Strukturierungsmuster wird nach meinen Erkenntnissen je nach Rasse und Individualität des Hundes entsprechend gezeigt. Oberflächlich betrachtet erscheint ein Strukturierungsmuster wie ein Interaktionsmuster. Es unterscheidet sich jedoch von diesem, da hierbei der Rest der Gruppe vom „Strukturierer“ nicht aus den Augen gelassen wird.

Ein Beispiel aus der Hundeschule: Die Hunde befinden sich im Freilauf. Anfangs herrscht heilloses Durcheinander. Ein Hund, mit der angeborenen Tendenz zu strukturieren, bemüht sich, Ordnung in die Gruppe zu bringen. Er nähert sich dabei jedem einzelnen Individuum, das an der Unruhe beteiligt ist und fordert von diesem ein kurzes Stehenbleiben und Beschwichtigen ein. Das setzt er so lange fort, bis ein entspanntes Miteinander unter den Hunden stattfindet und Ordnung erkennbar wird. Dabei behält er wie nebenbei den Rest der Gruppe im Auge.

Auch Menschen sind in der Lage, Ordnung in eine Hundegruppe zu bringen. Dies wäre besonders beim Initiieren von Welpengruppen notwendig. Hier ist fachkompetentes Handeln gefragt, damit den Welpen ein hündisches Wertesystem vermittelt wird. Leider werden Welpen zu oft einer negativen Gruppendynamik überlassen. Nur inkompetente Trainer vertrauen darauf, dass sich Welpen ohne entsprechenden Erfahrungsschatz selbst und ausreichend sozialisieren.

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© Gila Fichtlmeier

Mit beginnendem Zahnwechsel unterliegen Hundebegegnungen während der ersten Augenblicke, losgelöst von simplem Spielverhalten, den Mechanismen Gruppenorganisierender Verhaltensmuster (GrOVM).

SYMBOLBEDEUTUNG IN DER HUNDEWELT

Hunde benutzen Symbole zur Kommunikationsaufforderung und zur Vermittlung eigener Ideen gegenüber anderen Hunden. Die Verwendung klar definierter Inhalte wird von jedem Hund unmittelbar verstanden.

Instinktiver Wortschatz

Es gibt eine Gruppe von Symbolen, deren Verwendung in Kommunikationsprozessen beim Hund a priori angelegt ist und nicht erst erlernt werden muss – sozusagen ein instinktiver „Wortschatz“. Diese Symbole haben ursprünglich eine feste Bedeutung und sind zunächst einem ganz bestimmten Funktionskreis zugeordnet. Alle Hunde müssen darauf nach einem ganz spezifischen Schema reagieren, sie haben also keine Wahlmöglichkeit. Die Verwendung dieser Symbole wird von jedem Hund unmittelbar verstanden.

Auch wir Menschen können diese Symbole bewusst wahrnehmen und gemäß ihrem Bedeutungsinhalt mit Hunden auf dieser Ebene soziale Übereinkünfte treffen. Diese Übereinkünfte über Symbole greifen um ein Vielfaches schneller und tiefer als antrainierte Verhaltensmuster.

Ersatzbeute als Kommunikationsaufforderung

Hunde benutzen Ersatzbeute mit symbolischem Charakter als Kommunikationsaufforderung und versuchen damit, ritualisiert Übereinkünfte für das soziale Zusammenleben der Gruppe zu treffen.

Ein Beispiel: Über das „Imponiertragen eines Stöckchens im Fang“ vor anderen Hunden, kommuniziert ein Hund grundsätzlich seine Motivation, Übereinkünfte treffen zu wollen. Das Stöckchen im Fang ist ein Symbol für Beute und leitet ein Interaktionsspielmuster ein. Das Symbol „Stöckchen im Fang“ kann dabei unterschiedlichste Themen behandeln.

In erster Linie kommt Ersatzbeute als Aufforderungssignal bezüglich eines Abgleichs im Bereich der Ressourcenteilung zur Anwendung. Ein Sichabgleichen über Ersatzbeute bietet nämlich den Vorteil, dass man diese rechtzeitig überlassen kann und somit ein Kräftemessen über direkten Körperkontakt vermeidbar wird. Das Überlassen der Beute schließt überdies ein Partizipieren am Territorium nicht aus. Im Gegenteil, dadurch schaffen die Hunde nicht selten die Voraussetzung für ein weiteres vertrauensvolles Miteinander.

Imponiertragen unter Hunden

Zeigt ein Hund Imponiertragen oder Imponierkauen, fühlt ein Artgenosse sich in aller Regel dazu aufgefordert, sich aktiv mit seinem Gegenüber zu beschäftigen. Er wird dieses Verhalten zu allererst als Aufforderung für einen sozialen Abgleich oder der Übermittlung einer Idee zuordnen. Er wird hinterfragen, was sein Gegenüber ihm versucht zu vermitteln. Genau das wollte der Stöckchen tragende Hund erreichen.

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© Gila Fichtlmeier

Beutestellvertreter sind ein wichtiger hündischer Kommunikationsfaktor.

Imponiertragen gegenüber Menschen

Fatalerweise greift der Hund gerade auf diesen Bereich zurück, wenn für ihn innerhalb der bestehenden Mensch-Hund-Beziehung kein nachvollziehbares Regelwerk erkennbar ist. Wenn der Hund beim Abgeben von Beute kontert, imponierend seinen Besitzer umrundet, oder auf der Beute herumkaut, er also seine körperliche Fitness zur Schau stellt und seine mentale Stärke präsentiert, sollte immer hinterfragt werden: Liegt diesem Verhalten spielerischer Übermut zu Grunde oder besteht nicht doch eine gewisse Unstimmigkeit bezüglich der Übermittlung und Akzeptanz eines vom Hundehalter angedachten Regelwerks? Das Nicht-Erkennen dieses kommunikativen Hilferufs bewirkt in Folge, dass der Hund nach und nach seine hündischen Kommunikationsangebote gegenüber seinem Menschen einstellt. Deshalb sollte im Bereich Ersatzbeute lieber auf unbedachte Zerrspiele und exzessives Werfen von Gegenständen verzichtet werden. Hunde bleiben kommunikationsfähiger, wenn im Beutebereich die Kommunikation im Vordergrund steht. Bringen und Tauschen statt Imponiertragen, die Beute anzeigen statt um sie zu kämpfen und dabei zu kontern.

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© Gila Fichtlmeier

Hier können artübergreifend auf hündischer Ebene Übereinkünfte getroffen werden.

Erlernte Symbole

Es gibt auch Symbole, die durch Erfahrungen und Einsicht entstehen. Ein Beispiel: Der Hund soll eine Fährte ausarbeiten. Benutzt der Mensch bei solchen Aufgabestellungen immer die gleiche Leine und dazu immer dasselbe Halsband, dann wird diese spezielle Halsung samt Leine zu einem Symbol für diese spannende Aufgabe. Dieses Symbol wurde durch entsprechende Erfahrungen erlernt und festigt sich durch Wiederholungen. Die immer wiederkehrende, nahezu identische Verwendung dieses Symbols grenzt den Bedeutungsinhalt immer genauer ein.

Ein weiteres Beispiel: Eines der ersten Symbole, die ich im Rahmen der Hundeausbildung vermitteln will, ist das Symbol für Ruhe. Der Hund ist angeleint, die Leine liegt auf dem Boden und ich stelle entspannt meinen Fuß darauf. Meine Passivität signalisiert dem Hund, dass jetzt Ruhe angesagt ist. Im Laufe der Zeit wird der auf den Boden durchhängenden Leine der Bedeutungsinhalt „Ruhe“ zugeordnet. Diese Erfahrung wird der Hund dann generalisieren und damit auch die Bedeutung dieses Symbols. Macht der Mensch sich Symbole auf diese Weise zunutze, kann der Hund sich mental auf das künftig zu Erwartende einstellen und er gewinnt an Selbstsicherheit. Dieser Aspekt, exakte Kommunikation mit der Bestätigung einer Erwartungshaltung, macht den Menschen als Sozialpartner für den Hund verlässlich. Genau in diesem Sinne findet die Leine innerhalb meiner Erziehungsmethode Verwendung.

SYMBOLE

Hunde können die Bedeutung von Symbolen erkennen und zuordnen, und sie bedienen sich verschiedener Signale mit Symbolcharakter, die bereits arttypisch in ihrem Verhaltensrepertoire vorhanden sind. Wir Menschen können uns das zunutze machen, indem wir solche Signale bewusst zum Einsatz bringen.

Wichtig ist dabei, dass wir den Symbolwert der Signale nicht auflösen.

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© Gila Fichtlmeier

Der Fuß auf der Leine symbolisiert Ruhe.

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© Gila Fichtlmeier