BILDNACHWEIS

Mit 63 Fotos von Big L, 5 Fotos von Jan Borek, 5 Fotos von Olek Karmelyuk, 16 Fotos von Johannes Dietel, 10 Fotos von Toni Wehn, 14 Fotos von Sören Panse, und 4 Fotos von Florian Over

IMPRESSUM

Umschlaggestaltung von Büro Jorge Schmidt, München unter Verwendung eines Farbfotos von Big L

Das Foto zeigt einen Hecht.

Distanzierungserklärung

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© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-440-16648-2

Redaktion: Ben Boden

eBook-Konvertierung: Text & Bild | Michael Grätzbach

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Das ist Big L

Big L liebt es, mit Freunden zu fischen, der Spaß steht im Vordergrund.
Foto: Big L

Bei jedem Wind und Wetter zieht es Big L an und auf das Wasser – mit Erfolg, wie man sieht.
Foto: Big L

Mein Name ist José Luis Mendez Acosta und ich bin gebürtiger Dortmunder. Das Angeln faszinierte mich schon als kleines Kind, obwohl dieses Hobby von niemandem in meiner Familie ausgeübt wurde. Die ersten Versuche machte ich mit 6 Jahren im Urlaub mit einer Kinderangel, jedoch konnte man bei meinen ersten Experimenten noch nicht wirklich von angeln sprechen. Die ersten richtigen Erfahrungen machte ich mit 8 Jahren als mich ein Nachbar zum ­Forellenteich mitnahm. Seitdem schlägt mein Herz für die Angelei! In meiner Jugend fischte ich auf viele verschieden Fischarten, doch die Raubfische haben es mir besonders angetan. In vielen Stunden am Wasser kam auch die Erfahrung. Ich lernte viel von Freunden, die mich zum Angeln mitnahmen und mir vieles zeigten. Seit ich 16 Jahre alt bin fische ich ausschließlich mit Kunstködern. Mit einer Rute im Kofferraum und eine Handvoll Ködern kann man immer ein paar spontane Würfe machen. Selbst auf Geschäftsreisen nehme ich meine Ausrüstung mit. Das Reisen und Erforschen von neuen Gewässern ist aufregend und so wollte ich diese tollen Erfahrungen festhalten. Seit 2014 teile ich mein Hobby übers Internet mit der Angel-Community. Mit Fotos und vor allem in Videos kann man meine Trips verfolgen. Die Entscheidung ein Buch über mein Hobby zu schreiben fiel mir leicht. Ich bekomme viele Fragen zum Angeln. In meinen Videos sieht man mich an verschiedenen Gewässern fischen und oft mit diversen Ködern und Techniken. Oft gehen wir im Video jedoch nicht im Detail darauf ein, wie und warum wir gerade so fischen. Dies soll in diesem Buch erklärt werden. Meine Lieblingsmethoden auf Hecht, Zander und Barsch und die notwenige Ausrüstung könnt ihr hier nachlesen. Da ich mich aber nicht als Profi in ­allen Bereichen sehe, habe ich mir kompetente Unterstützung von bekannten Profis geholt, die sich perfekt auskennen. Es ist leider nicht möglich alle Techniken und Varianten der Angelei zu erklären, jedoch sind die in meinen Augen wichtigsten und von mir am häufigsten genutzten, in diesem Buch perfekt erklärt.


Foto: Big L

Jahreszeiten

Die Hechtangelei ist eine der großen Passionen, denen ich nachgehe. Der Hecht ist aggressiv, kampfstark und der perfekte Räuber. Hechtangeln heißt Adrenalin pur!

Patrick Owomoyela hat nicht nur 11 Einsätze für die Deutsche Fußball­nationalmannschaft zu bieten, sondern bereits etliche Hechte gefangen!
Foto: Big L

Im Winter sind die Hechte besonders dick. Zu dieser Zeit können kapitale Fische schnell die Zehn-Kilo-Marke knacken.
Foto: Big L

Er hat einen großen Kopf mit einem riesigen Maul, bestückt mit ca. 700 scharfen Zähnen. Die schlanke, längliche Form lässt ihn blitzschnell beschleunigen und zur Beute vorstoßen. Sein Seitenlinienorgan lässt ihn die Beute mit seinen Augen perfekt lokalisieren. Der Hecht raubt auf Sicht, und bei der Wahl des Köders sollten wir nicht nur sein Seitenlinienorgan ansprechen. Klassische Hechtköder machen nicht nur Druckwellen unter Wasser, sondern sollten auch das Auge ansprechen. Da die Augen vom Hecht im oberen Teil des Kopfes sind, sieht er Beute über ihm besser. Daher werden die meisten Köder im Freiwasser oder an der Wasseroberfläche angeboten. Einer der häufigsten Fehler, den Angler begehen, ist es, die Fische zu unterangeln. Wenn der Hecht fressen will, schießt er auch 3–4 m hoch zum Köder, um ihn zu schnappen. Da dieser Fisch ein sehr aggressives Verhalten hat, ist es nicht schwierig, seinen ersten Hecht zu fangen. Dennoch ist es eine Herausforderung, die Fische zu verstehen und große Exemplare zu überlisten. Um einen großen Fisch zu fangen, gehört auch ein wenig Glück, aber regelmäßig kapitale Fische zu fangen, ist das Ziel.

Der Hecht schätzt generell Stellen, wo er Deckung hat, die ihm beim Jagen helfen. Daher stellen sich Hechte gerne ins Schilf, Seerosen­felder, ins Kraut oder unter einen Steg. Sollte aber nicht genug Futter an der Stelle vorbeiziehen, findet man die Räuber auch im Freiwasser. Hechte sind immer dort anzutreffen, wo das Futterangebot stimmt. Da dieser Räuber auch wechselwarm ist, beeinflusst die Wassertemperatur auch sein Verhalten. Ist es zu kalt oder zu warm, schlägt es den Fischen auf den Magen. Der Fisch fühlt sich bei Temperaturen von 15–17 °C wohl. Schwankungen von 1–2 °C können den Hechten das Maul zunageln. Hier ein paar Tipps wo ihr zu welcher Jahreszeit Hechte erwarten könnt.

FRÜHJAHR

Je nach Bundesland sind auch hier die Schonzeiten unterschiedlich!

Die Hechte fangen etwas früher an zu laichen als Zander und kommen so auch etwas früher aus dem Laichgeschäft. Bei einer Wassertemperatur von ca. 14 °C sind sie zum größten Teil durch und das große Fressen beginnt wieder. Gefressen wird quasi über den ganzen Tag, und hier können sich auch nur 1–2 Stunden am Wasser lohnen. Die Fische stehen noch sehr flach und können ufernah oder in Flachwasserzonen geangelt werden. ­Bereiche von 1–3 m sind dann meine erste Wahl, denn sogar die großen Exemplare stehen im Flachen!

Ködertechnisch ist jetzt alles möglich. Die ausgezehrten Fische müssen erstmal Energie tanken und nehmen alles, was sie kriegen können. Ich persönlich fische in dieser Zeit am liebsten Swimmbaits, Wobbler und mittelgroße Gummis.

Gerade in den kalten Monaten, klaren viele Gewässer auf. Jetzt sind natürliche Farben im Vorteil.
Foto: Big L

SOMMER

Das Kraut wächst teilweise bis zur Oberfläche und die Wassertemperatur ist am Steigen. Die kleineren Exemplare bleiben gerne ufernah und suchen sich Plätze, wo sie sich auf die Lauer legen können. Wobei die großen Fische sich an den meisten Gewässern in Richtung Freiwasser bewegen. Sie haben keine natürlichen Feinde mehr und brauchen auch regelmäßig viel Nahrung.

Im Kraut fische ich am liebsten Gummis an Shallow Rigs, Spinner Baits, flachlaufende Wobbler oder sehr flachlaufende Swimmbaits. Womit ich selten angele, was aber auch oft funktioniert, wenn das Kraut sehr hoch steht, sind Frösche, Stickbaits, Popper und Ratten-­Imitationen. Die Hechte, die sich im Freiwasser aufhalten, sollte man mit großen Gummifischen oder Swimmbaits suchen. Die Hechte ernähren sich von großen Beute­fischen und man sollte bei diesem Räuber generell nicht vor großen Ködern zurückschrecken.

An Fließgewässern halten sich Hechte gerne in der Nähe von Strömungskanten auf, wo der Sauerstoffgehalt höher ist. Hier lauern sie gerne in den Buhnen und warten auf ihre Beute.

Im Winter können sich Häfen als Hot Spots entpuppen.
Foto: Big L

HERBST

Sobald die Wassertemperaturen anfangen, zu sinken, stellt sich der Futterfisch auch tiefer ein. Der Hecht folgt den Futterfischschwärmen und hält sich gerne in der Nähe der Sprungschicht auf oder in Grundnähe. Je nach Wetter ­können auch absterbende Kraut­felder oder Seerosenfelder ideale Spots sein. Hier lohnt es sich auch, klassisch zu jiggen und Kanten zu suchen, die von Flachwasserzonen ins Tiefe übergehen. Oft sind im Herbst die Beißfenster kürzer und man sollte den Angeltag nicht zu früh aufgeben.

In den Flüssen suchen die Hechte ausgespülte Löcher, tiefere Buhnen, Einfahrten und angrenzende Seen. Top Köder sind 14–18 cm Gummifische, gejiggt über den Grund, tieflaufende Wobbler oder sinkende Swimmbaits.

Schöner Sommerhecht der die magische ­Meter-Marke knackt
Foto: Big L

WINTER

Der Futterfisch sammelt sich sehr konzentriert an bestimmten Stellen, und hier halten sich auch die Hechte auf. Der Futterfisch sucht das wärmere Wasser oder sauerstoffreiche Wasser auf. Da die Wassertemperatur sehr niedrig und im tiefen Wasser konstant mit 4 °C zu rechnen ist, halten sich hier gerne Fische an der Sprungschicht auf. Zu keiner anderen Jahreszeit stehen so viele Fische auf engstem Raum. Findet man solche Spots, ist es die halbe Miete. Kleinere Hechte halten sich auch gerne an Kanten auf, um ein wenig Deckung zu haben vor größeren Räubern. An sehr sonnigen Tagen erwärmt sich das Wasser in Flachwasserzonen schneller und Hechte stellen sich dann zum Aufwärmen etwas flacher hin. Aber an richtig kalten Tagen ohne Sonneneinstrahlung kann man sich auf die tiefere Angelei fokussieren. Bei den kalten Temperaturen fährt auch der Stoffwechsel vom Hecht runter und macht in sehr inaktiv. Er bewegt sich nur das Nötigste, und so sollten wir unsere Köder nicht zu schnell anbieten. Der Aufwand, loszuschwimmen, muss sich bei diesen Temperaturen für den Hecht lohnen, und daher funktionieren große Köder oft besser als kleine. Die Fressphasen sind in den kalten Monaten sehr kurz und liegen eher zusammen als im Sommer.

Natürlich gibt es auch Gewässer, wo die Fische komplett anders ticken und durch bestimmte Einflüsse die Winterstandplätze mit den oben genannten auf den ersten Blick nicht übereinstimmen. Als Beispiel gibt es tiefe Gewässer, die mit Kanälen verbunden sind, und Häfen, die nur 2–3 m tief sind. Obwohl die Kanäle und Häfen flach sind, stellen sich dort Futterfische und Räuber hin, denn durch Industrie oder Häuser wird das Wasser dort warm gehalten. Solche Stellen sind natürlich für uns Angler top, da man sie einfach erreichen kann und sie durch ihre flachen Eigenschaften super leicht zu befischen sind. Der Futterfisch liebt warme Wasserzonen, manche Häfen haben sogar ein Warmwassereinlauf. Die Hechte folgen dem Schwarm und bleiben über den Winter an solchen Stellen. Gerade da ist es wichtig, den Köder richtig zu präsentieren, da unser Köder viel Konkurrenz hat. Bietet man seinen Köder mitten im Futterschwarm an, ist der Köder einer zwischen Tausenden. Daher ist es besser, den Köder nah am Schwarm entlang oder unterm Schwarm zu präsentieren.

Im Winter wird es früh dunkel, aber man sollte trotzdem in die Nacht hinein angeln.
Foto: Big L

SCHONZEITENDE – MEINE LIEBLINGSZEIT

Jeder Angler kennt es! Wir fiebern dem Ende der Schonzeit entgegen und träumen von dicken Fischen, die wir direkt fangen wollen. Die Zeit direkt nach dem Saisonstart ist für mich persönlich eine sehr wichtige, denn die Chance auf große Fische ist optimal. Meinen Saisonstart feiere ich in Holland im Rheindelta mit Freunden. Wir mieten uns ein Haus und verbringen die ersten Tage nach der langen, fischlosen Zeit auf oder am Wasser. Gerade jetzt scheint es so, als hätten die schlauen Räuber ihre Festplatte zurückgesetzt und ihre Scheu vor Ködern vergessen. Scheinbar fangen alle Arten von Ködern. Gerade in den ersten Tagen hört man von vielen Ausnahmefischen, die gefangen werden.

Die Hechte und Zander stehen meistens noch relativ flach und haben gewaltigen Hunger vom Laichgeschäft. Das Kraut hat sich meistens schon gebildet, aber man hat noch genug Platz bis zur Wasseroberfläche, um die Köder verführerisch zu präsentieren. Gerade das Angeln über Kraut macht mir am meisten Spaß, da es sehr effektiv ist. Von dieser jährlichen Tour machen wir immer ein Video für YouTube, und wer die mitverfolgt hat, weiß, dass wirklich große Fische rauskommen :-).

Hier geht es zum Film: „Saison-Start 1“

Helfi konnte zum Saisonstart diesen 110 cm langen Hecht fangen.
Foto: Big L

Das Beste kommt zum Schluss

Ende Mai 2017 ging es zum Saisonstart wieder nach Holland. Ich freute mich wie ein kleines Kind, auf Hecht zu angeln. ­Alles war vorbereitet – geiles Mietboot, neue, coole Köder, neue Ruten und das Wetter sollte auch passen. Doch der erste Tag hatte es in sich. Wir starteten am frühen Morgen, um beim ersten Licht am Spot zu sein. Mein Kollege Helfi und Ich besprachen noch während der Fahrt zum Spot, welche Köder wir ausprobieren wollten. Ich zückte mein Handy und ging bei Facebook Live und kündigte der Community an, dass wir auf große Muttis aus sind.

Am Spot angekommen, dauerte es auch nicht lange und Helfi fing seinen ersten Hecht. ­Darauf folgte ein richtig dicker Zander, über den wir uns ­richtig gefreut haben. Bei mir hingegen lief nichts nach Plan, denn ich hatte neue ­Rollen mit einer sehr schlechten Schnur bespulen lassen. Ich hatte bei Krauthängern einen Schnurbruch nach dem nächsten und konnte nicht vernünftig ­fischen. Nach der langen Mittagspause hatte ich wieder ein wenig Motivation getankt, um neu anzugreifen. Ich tauschte ein paar Ruten und Rollen aus und fischte meine Ersatzkombo. Am Abend lief es bei Helfi genauso weiter wie am Morgen und er fing einen Fisch nach dem nächsten. Ich gab nicht auf und ließ einen Erfolgsköder von mir drauf, der mir gerade an diesem Gewässer schon viele Fische brachte. Beim Auswerfen riss Helfi seinen Köder ab, der nun an der Wasseroberfläche trieb. Ich hatte jedoch 10 Sekunden zuvor einen leichten Anstupser auf meine 20 cm große Gummiforelle gehabt. Also durfte ich noch einen Wurf machen, bevor wir den Köder von Helfi einsammeln wollten.