Blattstellungen und -formen

Die Stellungen der Blätter zueinander am Stängel oder Zweig und auch die Form der Blätter können ebenfalls wichtige Bestimmungsmerkmale sein.

Blattstellung

Blattformen

image

image

Welche Blume ist das?

Der Kosmos-Farbcode teilt die Blumen anhand der Blütenfarbe in folgende Gruppen ein:

 

Weiße Blüten

vier Blütenblätter 

fünf Blütenblätter

mehr als fünf Blütenblätter

zweiseitig-symmetrisch

 

Gelbe Blüten

vier Blütenblätter 

fünf Blütenblätter

mehr als fünf Blütenblätter

zweiseitig-symmetrisch

 

Rote Blüten

vier Blütenblätter 

fünf Blütenblätter

mehr als fünf Blütenblätter

zweiseitig-symmetrisch

 

Blaue Blüten

vier Blütenblätter 

fünf Blütenblätter

mehr als fünf Blütenblätter

zweiseitig-symmetrisch

 

Grüne Blüten

vier Blütenblätter 

zweiseitig-symmetrisch

 

Hilfreiche Fachbegriffe im BIld

Blütenformen und Blütenstände

Blattstellungen und -formen

Impressum

Farbenvielfalt der Blumen

Eine farbenfrohe Sommerwiese ist ein Farbenrausch für die Sinne, als wollte die Natur hier alle Farben und Formen zeigen, die sie hervorbringen kann. Aber die Natur spielt nicht: Jede Blütenform und jeder Farbton ist das Ergebnis einer Entwicklung über millionen von Jahren und genau auf die Insekten, die die jeweilige Blume bestäuben und deren Sehvermögen angepasst. Dabei ist die Vielfalt auf mageren Böden besonders groß. Bekommen Wiesen zu viel Dünger, werden sie bald zu einseitigen Löwenzahnrasen. Umgekehrt gilt: Je ärmer die Böden an Nährstoffen, um so farbenfroher und artenreicher präsentieren sich die Wiesen.

Es sind die Blumen, die den Frühling bringen. Ihre Blüten geben uns nach jedem langen Winter die Farben zurück. Dabei wechseln die Blütenfarben im Lauf der Jahreszeiten: Der Frühling kommt in Gelb. Jetzt leuchten am Bach die Blütensterne der Sumpf-Dotterblume, im Buchenwald überzieht das Scharbockskraut den Boden mit einem blühenden Teppich und am Straßenrand stehen dicht gedrängt die ersten Huflattichblüten.

Erst nach und nach kommen andere Farben hinzu. Es sind Blütenfarben aus blauen und violetten Tönen, die besonders Bienen gut sehen können wie etwa das leuchtende Blau der Veilchen, das Rotviolett des Hohlen Lerchensporns oder der Frühlingsplatterbse.

Mohnrot und strahlendes Weiß sind die Farben des Juni. Es ist die hohe Zeit der Ackerwildkräuter.

Der Frühling kommt in Gelb: Sumpf-Dotterblumen am Bach
Foto: Hecker

Im Sommer zeigen die Blüten auch viele Farbkombinationen: Beispiele sind die weißen Schaublätter und gelben Innenblüten bei der Kamille oder kräftige bunte Saftmale am Blüteneingang des Roten Fingerhuts.

Mit dem Herbst nimmt die Farbenfülle wieder ab. Das Blumenjahr schließt mit dem duftigen Rosaviolett der Herbst-Zeitlose.

LEITFADEN DURCH DAS BUCH

Dieses Buch ist eine Reise in die Natur. Es ist für alle gedacht, die sich auf einem Spaziergang vielleicht zum ersten Mal fragen: Welche Blume ist das? Für Sie haben wir aus der Welt der Wildblumen die häufigsten unserer einheimischen Blütenpflanzen zusammengestellt. Sie lassen sich anschaulich und übersichtlich fünf Farben und vier Blütenformen zuordnen.

Es sind dies die Blütenfarben Weiß, Gelb, Rot (gilt auch für rosafarbene Blüten), Blau (gilt auch für lila oder violett) sowie Grün bzw. Braun. Sicher ist die Zuordnung nicht immer ganz eindeutig möglich: Mancher Rosa-Farbton spielt ins Blau, manche violette Blüte nähert sich in ihrem Farbton dem Rot. Außerdem kann auch der Nährstoff- und Mineralgehalt der verschiedenen Böden die Farben der Blüten beeinflussen und verändern.

Innerhalb der Blütenfarbe sind die Blumen nach der Gestalt ihrer Blüten in dieser Reihenfolge angeordnet: Blüten mit höchstens 4 Blütenblättern, Blüten mit 5 Blütenblättern, Blüten mit mehr als 5 Blütenblättern, zweiseitig-symmetrische Blüten. Damit ist der Einstieg leicht gemacht.

BLUMENNAMEN: WARUM DEUTSCH UND LATAINISCH?

Blumennamen verändern sich von Region zu Region. So hat die Margerite viele volkstümliche Namen. In der Schweiz heißt sie oft »Liebesbluemli« oder »Glasbluemli«, in Böhmen »Juniblume«, in Kärnten »Kaiserstern« und in der Pfalz »Ochsezung«. Um diesem sprachlichen Wirrwarr ein Ende zu bereiten, hat der schwedische Botaniker Carl von Linné im 18. Jahrhundert ein System der wissenschaftlichen Namen entwickelt, das jede Pflanze eindeutig benennt. Dieser wissenschaftliche Name besteht aus zwei lateinischen Begriffen: Zunächst steht der groß geschriebene Gattungsname, dahinter der klein geschriebene Artname. Diese Namensgebung ist international gültig. Die Margerite heißt danach Leucanthemum vulgare.

Aber auch die deutschen Namen wurden 1927 erstmals festgelegt. In diesem Buch sind die wissenschaftlichen und deutschen Namen nach dem »Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen« angegeben. Es ist das heute gültige Standardwerk.

OHNE FACHAUSDRÜCKE GEHT ES NICHT

Wir haben uns bemüht, in unseren Pflanzenporträts botanische Fachausdrücke möglichst zu vermeiden. Immer ist uns das nicht gelungen, denn manche Begriffe lassen sich einfach nicht ersetzen. Die Zeichnung (siehe hier) erklärt deshalb die wichtigsten Teile einer Blütenpflanze.

Blumen bestehen aus einer Wurzel, einem Stängel, Blättern mit Blattnerven, Blüten mit Kelchblättern, Kronblättern, Staubblättern, Fruchtknoten sowie einem Griffel mit der Narbe.

Hilfreich beim Bestimmen ist außerdem noch die Stellung der Blätter am Stängel. Stehen diese wie in der Zeichnung abwechselnd, nennt man das »wechselständig«. Stehen sich die Blätter am Stängel genau gegenüber, sind sie »gegenständig«.

Die Margerite heißt wissenschaftlich Leucanthemum vulgare.
Foto: Dreyer

Ein Bestimmungsbeispiel

Anhand des Farbcodes finden Sie sich im Buch ganz einfach zurecht. Ein Beispiel: Am Rand eines Getreidefeldes blüht eine rote Blume. Wir gehen auf die Seiten mit der roten Randleiste. Die Blüte hat 4 Blütenblätter. Diese Blüten-Kategorie ist in der roten Randleiste leicht zu finden. Nun haben wir nur noch 9 Farbbilder zu vergleichen. Schon das erste Bild (siehe hier) das gesuchte Ergebnis. Es ist der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas).

Wenn Pflanzen sprechen könnten

Vor unvorstellbar langer Zeit begannen sich Blütenpflanzen zu entwickeln. Im Laufe von rund 300 Millionen Jahren entstanden die buntesten und ausgefallensten Blüten. Im Verhältnis zu dieser langen Blumengeschichte ist die von uns Menschen sehr kurz. Und doch haben wir mit den Blütenpflanzen eine gemeinsame Kulturgeschichte. Lange waren sie unsere Heilkräuter. Und viele von ihnen sind es heute noch. Viele Pflanzen würzen unser Essen und schenken uns wertvolle Aromen. Manche enthalten auch lebensgefährliche Gifte. Und um wieder andere ranken sich Mythen und Märchen. Selbst ihre Farbstoffe sind heute noch unverzichtbar. Sie geben Malern die Farben für ihre Bilder und färben unsere Kleider.

In den Porträts der Blumen haben wir unter dem Stichwort Merkmale die wichtigsten Kennzeichen zusammengetragen, die Ihnen beim Bestimmen helfen sollen. Unter der Rubrik VORKOMMEN finden sie die Standorte, an denen sie die jeweilige Pflanze überwiegend finden können. Unter dem Stichwort WISSENSWERTES berichten wir schließlich von wichtigen und spannenden Eigenschaften der Blumen und von der gemeinsamen Kulturgeschichte von Wildblumen und Menschen.

Blütenfarbe rot, 4 Blütenblätter, Fundort Getreidefeld: der Klatsch-Mohn.
Foto: Laux

image

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Brunnenkresse

— Nasturtium officinale

Foto: Laux

MERKMALE 30–90 cm hoch; häufige Wasserpflanze mit hohlen Stängeln; Blätter dunkelgrün, glänzend, ein wenig fleischig; weiße Blüten mit gelben Staubbeuteln; Blütezeit Mai–August. VORKOMMEN Wächst an langsam fließenden Bächen mit kühlem, klarem Wasser. WISSENSWERTES Die bekannte und wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts geschätzte Wildsalatpflanze war früher als Heilkresse in Apotheken erhältlich. Heute wird sie in den Gemüseabteilungen gut sortierter Großmärkte angeboten. Ihre Blätter geben Kartoffelsuppen einen unverwechselbaren Geschmack.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Hirtentäschelkraut

— Capsella bursa-pastoris

Foto: Willner

MERKMALE 5–50 cm hohes Wildkraut mit winzigen weißen vierzähligen Blüten und auffälligen herzförmigen Früchten; Blätter in einer Rosette am Grund der Stängel. Blütezeit Februar–November. VORKOMMEN Überall auf nährstoffreichen, brachliegenden Bodenflächen. WISSENSWERTES Das Hirtentäschelkraut ist ein Kulturbegleiter und heute weltweit verbreitet. Seine ursprüngliche Heimat ist der Mittelmeerraum. Die grüne Pflanze ist bei uns von Januar bis Dezember an Weg- und Feldrändern zu finden. Ihre Samen waren einst der »Pfeffer« armer Leute. Heute sind sie Bestandteil vieler käuflicher Vogelfuttermischungen.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Knoblauchsrauke

— Alliaria petiolata

Foto: Laux

MERKMALE 0,2–1 m hohe Pflanze; Blätter gegenständig, herzförmig und am Rand grob gezähnt; kleine weiße Blüten in einer Traube am Ende des Stängels; Blütezeit Mai–Juni. VORKOMMEN Häufige Pflanze schattiger, feuchter Waldränder, Wegränder und Gebüsche. WISSENSWERTES Die Art bildet zusammen mit Giersch und Brennnessel auf nährstoffreichen, lockeren, nicht zu trockenen Böden große Bestände. Sie ist auch unter dem Namen Lauchkraut bekannt und stand früher als appetitanregende Salat-, Würz- und Heilpflanze in jedem Bauerngarten. Noch heute würzt man damit Fisch.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Strandkohl, Meerkohl

— Crambe maritima

Foto: Laux

MERKMALE Stängel 25–80 cm hoch; große, blaugrüne Blätter; zahlreiche weiße Blüten in doldenähnlichen Blütenständen; Blütezeit Mai–Juli. VORKOMMEN Ostseeküste, Atlantik. WISSENSWERTES Der Strandkohl ist die Urform aller Kohlarten. Italienische Kreuzfahrer brachten ihn vor etwa 400 Jahren aus Zypern in ihre Heimat mit und verbreiteten ihn von da über ganz Europa. Besonders an der Küste Englands ist der Meerkohl eine beliebte Gemüsepflanze. Seine Sprosse und die jungen, noch nicht ganz entfalteten Blätter schmecken – roh oder gekocht – süß und brokkoliartig.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Kletten-Labkraut

— Galium aparine

Foto: Hecker

MERKMALE Alles überwuchernde Wegrandpflanze; schlaffer, vierkantiger, 0,3–1,5 m langer Stängel, der sich mit rückwärts gerichteten Borsten an anderen Pflanzen festhält; Blätter in Quirlen zu sechs bis acht; kleine sternförmige Blüten; Blütezeit Juni–August. VORKOMMEN Wegränder, Heckensäume. WISSENSWERTES Das Kletten-Labkraut gehört wie die Brennnessel zu den nitrophilen Arten. Auf nährstoffreichen Böden bildet es übergroße Bestände. Für die Verbreitung seiner Klettfrüchte sorgen nicht nur Tiere. Auch jeder Spaziergänger hat sie schon ungewollt ein Stück mitgenommen.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Waldmeister

— Galium odoratum

Foto: Hecker

MERKMALE Stängel vierkantig, 5–25 cm hoch; Blätter in Quirlen zu sechs bis acht stockwerkartig übereinander; trichterförmige Blüten; Blütezeit von April–Mai. VORKOMMEN Sehr häufig und in großen Beständen in schattigen Buchenwäldern. Fehlt auf kalkarmen Böden. WISSENSWERTES Botaniker nennen den Waldmeister Duft-Labkraut. Er würzt mit seinem Aroma Speisen und Getränke und verleiht auch der bekannten Maibowle ihren unvergleichlichen Geschmack. Allerdings muss er vor der Blüte gepflückt werden und sollte etwa eine Stunde welken. Erst dann wird der Duftstoff, das Kumarin, frei.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Froschlöffel

— Alisma plantago-aquatica

Foto: Pforr

MERKMALE 0,2–1 m hohe Wasserpflanze mit pyramidenförmigem Blütenstand; Luftblätter lang gestielt, löffelförmig zugespitzt (Name); Unterwasserblätter bandförmig schmal; Blütezeit Juni–September. VORKOMMEN Auf schlammigen, nährstoffreichen Böden, an den Ufern stehender oder langsam fließender Gewässer. WISSENSWERTES Die amphibische Pflanze kann Sumpfflächen besiedeln, aber auch im Wasser leben. Ihre Blüten öffnen sich erst am Nachmittag. Bestäuber sind kleine Schwebfliegen, deren Larven sich im Wasser entwickeln. Die Samen des Froschlöffels sind schwimmfähig.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Schattenblümchen

— Maianthemum bifolium

Foto: Pforr

MERKMALE Häufige, etwa 10 cm hohe Pflanze schattiger Wälder; zwei herzförmige Blätter; weiße Blüten, bilden einen traubenähnlichen Blütenstand; Blütezeit Mai–Juni. VORKOMMEN Laub- und Nadelwälder. WISSENSWERTES Die Pflanze heißt in England »Mayflower«, also »Maiblume«. Nichts anderes bedeutet auch der botanische Gattungsname. Der botanische Artname »bifolium« beschreibt ein markantes Merkmal des Schattenblümchens: die Zweiblättrigkeit. Vögel fressen im Herbst die erbsengroßen roten Früchte und sorgen so für die Verbreitung der Samen. Giftig.

Weiße Blüten, vier Blütenblätter

Hexenkraut

— Circaea lutetiana

Foto: Hassler

MERKMALE Stängel 20–60 cm hoch, behaart; Blätter gegenständig, herzförmig, matt; Blütenstand aus kleinen weißen bis rosafarbenen Blüten; Blütezeit Juni–August. VORKOMMEN Auwälder, feuchte Laub- und Mischwälder. WISSENSWERTES