Die drei ???® Kids

Band 82

Die Delfin-Piraten

Erzählt von Ulf Blanck

Mit Illustrationen von Stefani Kampmann

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KOSMOS

Umschlag- und Innenillustrationen von Stefani Kampmann, Osterwieck

Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg

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© 2020, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-440-50072-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Kampf dem Plastik

Dieser Morgen konnte nicht besser starten: Justus Jonas saß mit seinen beiden Freunden Bob Andrews und Peter Shaw auf der Veranda. Zusammen machten sie sich über das Frühstück her. Bob schob sich ein großes Stück Kuchen auf seinen Teller. »Ein Frühstück ohne Kirschkuchen ist kein Frühstück«, lachte er vergnügt. Peter hatte schon den ersten Bissen im Mund. »Klar, denn dieser Kirschkuchen ist der beste der Welt.« Justus wurde langsam nervös. »Stimmt, aber lasst was übrig, denn das Wochenende ist noch lang.«

In diesem Moment kam Tante Mathilda auf die Veranda und schenkte jedem der drei Freunde heißen Kakao ein. »Da braucht ihr keine Sorge zu haben«, lächelte sie. »Solange der Kirschbaum in unserem Garten genügend Früchte trägt, so lange wird es auch Kirschkuchen geben.« Zufrieden rührte Justus in seiner Tasse, damit sich der heiße Kakao ein wenig abkühlte. »Genauso soll es sein. Und am besten ist es sowieso, wenn alles so bleibt, wie es ist.« Peter musste grinsen. »Das sagt doch sonst deine Tante bei jeder Gelegenheit. Ich dachte immer, ein Justus Jonas benutzt nur seine eigenen Sprüche.«

»Den Spruch kann jeder gern benutzen«, lachte Tante Mathilda. »Denn ihr dürft nicht vergessen: Es ist nicht selbstverständlich, dass alles so bleibt, wie es ist. Man muss einiges dafür tun, um sich das Gute zu bewahren.«

Die drei ??? hatten sich an diesem schönen Sommertag bei Justus getroffen, um anschließend im Meer baden zu gehen. Es war wie immer sehr warm in Rocky Beach und eine Abkühlung kam den dreien gerade recht.

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Plötzlich hörten sie aus der Küche ein lautes Scheppern. Tante Mathilda zuckte erschrocken zusammen. »Was ist denn da los? Hat sich etwa eine Katze reingeschlichen?« Neugierig rannten alle in die Küche. Doch es war keine Katze, die sie zu Gesicht bekamen, sondern Onkel Titus. Er hockte auf dem Fußboden und wühlte in einem Haufen Unrat. Daneben lag der umgekippte Mülleimer aus Blech. Justus’ Tante sah ihren Mann mit großen Augen an. »Titus, bist du verrückt geworden? Was zum Teufel machst du da?« Onkel Titus hielt in seinen Händen jetzt einen Haufen Verpackungen aus Plastik. »Keine Panik, es handelt sich um ein Experiment. Mir ist dabei nur der Eimer umgekippt. Hier, diese Kunststoffteile brauche ich dafür. Joghurtbecher, Trinkflaschen oder Käseverpackungen.«

»Und was ist das für ein Experiment?«, fragte Justus verwundert.

»Das will ich euch sagen. Die Menschheit produziert immer mehr Kunststoff und ein großer Teil landet im Meer. Schon bald gibt es mehr Plastik als Fische im Wasser. Und ihr müsst wissen: Eine Plastikflasche braucht über 450 Jahre, bis sie wieder aus dem Ozean verschwunden ist und sich aufgelöst hat. Es wird Zeit, dagegen etwas zu tun.« Tante Mathilda stellte den Mülleimer wieder auf. »Da bin ich ganz deiner Meinung, mein Lieber. Ich versuche schon, nur das einzukaufen, was nicht in Plastik verpackt ist. Leider gelingt mir das nicht immer, aber immer besser.«

»Das ist sicherlich der beste Weg«, antwortete ihr Mann. »Doch nicht alle handeln so. Ich habe mir überlegt, wie man den ganzen Plastikmüll wieder aus dem Meer herausbekommt. Ansonsten fressen ihn die Fische, die Möwen, die Wale und Delfine. Kommt alle mit ins Wohnzimmer. Dort habe ich das Experiment vorbereitet.«

Bob lief ihm neugierig hinterher. »Jetzt bin ich mal gespannt, was dein Onkel vorhat«, sagte er leise zu Justus. Peter folgte den beiden. »Ich bleibe lieber etwas in Deckung, Just. Bisher sind die meisten Experimente von deinem Onkel entweder in Rauch aufgegangen oder explodiert.«

Onkel Titus stand nun vor dem Aquarium. Munter schwammen die bunten Fische in dem großen Becken. Mit einer Schere zerschnitt er die Verpackungen in kleine Schnipsel und warf diese ins Wasser. »Guckt euch das an!«, verkündete er. »So sieht es aus, wenn der ganze Müll zwischen den Fischen treibt. Doch nun zu meinem Experiment und meiner neuesten Erfindung.«

Mit diesen Worten holte er aus einer Schublade ein kleines Netz. »Ich präsentiere: Das Titus-Jonas-Plastik-Einsammelnetz. Das TJPEN. Man hängt es an ein Boot und zieht es wie ein Fischernetz hinter sich her.« Dann tauchte er das Netz ins Wasser und zog es an einem dünnen Faden durchs Aquarium. Justus verzog sein Gesicht. »Aber so ganz ist deine Erfindung noch nicht ausgereift, denn dem Netz fallen natürlich auch alle Fische zum Opfer.« Anscheinend hatte Onkel Titus nur auf diese Frage gewartet. »Richtig, Justus. Das ist wohl wahr. Gäbe es nicht die patentierte Titus-Jonas-Fischfluchtklappe. Die TJFFK.«

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»Was ist denn eine Fischfluchtklappe?«, hakte Peter nach.

»Das werde ich euch an meinem Modell zeigen. Seht ihr diese kleinen Klappen aus Metall an der Oberseite des Netzes? Diese richten sich durch die Strömung auf und bieten den Fischen ein Schlupfloch. Fische haben nämlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber leblosem Plastik: Sie können gegen die Strömung anschwimmen und finden den Weg aus dem Netz. Somit wird nur das Plastik herausgefischt. Und seht, das Experiment hat funktioniert: Im Netz ist nur der Kunststoff gelandet und die Fische im Aquarium konnten sich befreien. Na, was sagt ihr?« Tante Mathilda war begeistert.

»Titus, das ist großartig. Viel besser als dein ferngesteuerter Rasenmäher, der mir meine Rosenbeete verwüstet hat.« Justus war ebenso angetan. »Ja, und noch viel besser als der vollautomatische Kirschentkerner. Danach waren die Kirschen nur noch Brei.« Onkel Titus strahlte stolz. »Seht ihr! Ab und zu erfinde ich doch etwas, das auch funktioniert. Ich würde meine Erfindung gern ausprobieren, doch leider hat die Sache einen Haken.«

»Einen Haken?«, fragte Bob nach. »Welchen denn?«

»Mir fehlt das passende Schiff, das dieses Netz im Meer hinter sich herziehen kann. Mein kleines Angelboot, die Mathilda, hat dafür einen zu schwachen Motor. Aber vielleicht findet sich da irgendwann mal was.«

Surfweltmeister

Nach dem Frühstück schwangen sich die drei Freunde auf ihre Räder. Peter hatte sein langes Surfbrett auf dem Spezial-Gepäckträger festgemacht und war bester Laune. »Bin gespannt, wie gut heute die Wellen sind. Ich muss für die kommende Surfmeisterschaft trainieren.« Justus hatte zur Sicherheit den Rest des Kirschkuchens in seinen Rucksack gepackt. »Ach was, Peter. Die Meisterschaft gewinnst du auch ohne Training. Keiner kann besser wellenreiten als du. Los geht’s! Die Ferien haben begonnen und der Strand wartet auf uns.«

Gemeinsam fuhren die drei die Küstenstraße entlang und der Fahrtwind kühlte angenehm ihre Gesichter. Nach etwa fünfzehn Minuten bogen sie in Richtung Küste ab. Hier lag ihre versteckte Badebucht, die kaum jemand aus Rocky Beach kannte. Es war ein kleiner, sandiger Streifen, umsäumt von den schroffen Felsen der Steilküste. Peter war bester Laune. »Cool! Wir sind die Einzigen in der Bucht und ich kann in Ruhe meine neuen Tricks ausprobieren. So gibt es keine neugierigen Augen, die meine Ideen für die Meisterschaft klauen wollen.« Auf einem kleinen Parkplatz stellten die drei ihre Räder ab und wenig später hatten sie am schneeweißen Strand ihr Handtuchlager aufgeschlagen. Peter schnappte sein Surfbrett und rannte damit durch den heißen Sand. »Kommt mit! Das Wasser ist herrlich.« Bob lief ihm hinterher. »Alles klar zum Entern!«, rief er laut und lachte.

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»Die Piraten kommen und machen die Meere unsicher. Alle Schätze zu mir und ihr beiden könnt die Kanonenkugel haben.« Justus hatte jetzt auch seine Badehose an und musste genauso lachen. »Was soll ich mit Kanonenkugeln? Ich will auch Gold und Silber. Dann können wir Giovannis Eiscafé leer kaufen.«

Peter lag schon auf seinem Surfbrett und paddelte mit den Armen in Richtung der großen Wellen. Immer wieder musste er darunter hindurchtauchen. Plötzlich hatte er eine Plastiktüte im Gesicht. »Igitt! Was ist das denn?«, schimpfte er. »Just! Dein Onkel hat wirklich recht mit dem vielen Müll. Ich kann nur hoffen, dass seine Erfindung funktioniert.« Doch wenig später erwischte er eine der großen Wellen optimal und schoss begeistert durch das Wasser. »Platz da! Hier kommt der neue Surfmeister!« Wie ein Pfeil jagte Peter an seinen beiden Freunden vorbei und hatte noch Zeit für das berühmte Surferhandzeichen. »Shaka!«, rief er laut.

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