Maria Metzger

Echte Kerle

Mit Geschichten erinnern und aktivieren

Maria Metzger

Echte Kerle

Mit Geschichten erinnern und aktivieren

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Buch-Code: AH1185

Inhalt

Der erste Schwarz-Weiß Fernseher

Unser erstes Auto

Bei der Weinlese

Der Hausbau

Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Bello, der Straßenhund

Die Mainacht

Besuch auf dem Oktoberfest

Das Seifenkistenrennen

Die Vatertagswanderung

Echte Kerle rauchen Zigarren

Mein Schrebergarten

Der dickste Fisch an der Angel

Samstag war Badetag

Meine Brieftauben

Mein besonderer Dank

Autorin

Liebe Leserinnen und Leser,

„Echte Kerle“, wie der Name schon sagt, ist ein Aktivierungsbuch, welches in Männerrunden sehr gerne eingesetzt wird. Die Kurzgeschichten haben die Männer so oder in ähnlicher Form in ihrem Leben vielleicht schon einmal erlebt.

Die biografischen Themengeschichten führen die Zuhörer zurück in die Welt der 50er- und 60er-Jahre. Wirtschaftswunderzeit, Hausbau, das erste Auto, Berufsausbildung und Hobbys oder erste Urlaubsreisen sind prägende Ereignisse. In dieser Zeit hat sich im Leben der Männer sehr viel entwickelt und die Weichen für das spätere Leben der Familie wurden hier gestellt.

Die Themen spielen ganz bewusst in diesem Zeitraum, denn immer häufiger sind in den Aktivierungsrunden auch Männer, die deutlich jünger sind. Gerade diese haben in ihrer Jugend zum Beispiel den Einzug des ersten Fernsehgerätes im Haus erlebt, bei dem es nur zwei Programme gab, oder sie können sich ziemlich genau an den „ohrenbetäubenden Pfeifton des Testbildes“ nach Programmende erinnern.

Die Geschichten wecken durch ihren Inhalt „alte Erinnerungen“, die zu unglaublich interessanten Gesprächen führen.

Diese Geschichten können in der Einzelaktivierung oder auch bei der Aktivierung „Lebensraum Bett“ jederzeit eingesetzt werden.

Bei der Gruppenaktivierung in „reinen Männerrunden“ sind diese Geschichten wertvolle „Türöffner“, um die Kommunikation untereinander lebhaft zu gestalten.

Einzelne Geschichten wurden bereits in Betreuungseinrichtungen sehr erfolgreich eingesetzt, vor allem bei „Männernachmittagen“ oder zu Beginn von „Stammtischrunden“. Die biografischen Fragen, die zur Einführung in die einzelnen Geschichten dienen, öffnen bei den Teilnehmern auf besondere Art die „Schatzkiste der Erinnerungen“ und die Spannung auf die Geschichte steigt enorm.

Ich wünsche Ihnen mit diesen „Männergeschichten“ viel Erfolg und genauso viel Freude, wie ich in den Gruppen erlebe, die seit einigen Monaten mit diesen Geschichten arbeiten.

Anmerkung

Selbstverständlich können Sie diese Geschichten auch in gemischten Gruppen einsetzen, denn auch Frauen sprechen über diese Themen sehr gerne.

Geselligkeit und ein gemütliches Miteinander sind wichtige Voraussetzungen für eine gelungene Aktivierung. Denn wie sagte bereits Sigismund Radecki:

„Ein Haus ohne Geselligkeit ist wie eine Blume ohne Duft.“

Ab in den Urlaub

EINFÜHRENDE FRAGEN

► Wohin führte Sie Ihr erster Zelturlaub?

► An welches „Zelterlebnis“ erinnern Sie sich ganz besonders?

► Welche Wetterereignisse haben Sie dabei erlebt?

Schon einige Jahre hatten wir auf ein eigenes Zelt und eine komplette Campingausrüstung gespart und jetzt war es endlich soweit.

Wochen vor unserem Urlaubsbeginn waren wir bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt.

An einem Samstag durften wir Kinder zusammen mit Vater das große Hauszelt für fünf Personen im Garten aufbauen. „Hoffentlich regnet es nicht“, sagte Vater, „denn ein nasses Zelt können wir nicht mitnehmen, das wäre für unser Auto viel zu schwer“. Wir hatten Glück, denn das ganze Wochenende über war es heiß und die Sonne strahlte vom Himmel.

Vater hatte einen genauen Plan und jeder von uns bekam eine spezielle Aufgabe. So ein Zelt aufzubauen ist gar nicht so einfach – wie gut, dass unsere Nachbarn, die erfahrene Camper waren, uns dabei geholfen haben.

Mutter war noch viel aufgeregter als Vater. „Hoffentlich kann ich auf dem kleinen Gaskocher auch leckere Speisen zubereiten,“ jammerte Mutter. Sie erstellte schon Wochen zuvor einen genauen Speiseplan und kaufte fleißig ein.

Vor unserer Abfahrt türmten sich bei uns Eintopfdosen, Raviolidosen, Nudeln, Gemüse in Dosen, Essig, Öl, Gewürze und noch Vieles mehr. Zu den Lebensmitteln kamen viele Küchenutensilien, Kochtöpfe, Plastikgeschirr, Besteck, Schlafsäcke, Klappstühle, Klapptische, Luftmatratzen und zahlreiche andere Gegenstände hinzu.

Unser Vater bekam jeden Abend, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, einen noch größeren Schreck über die vielen Dinge, die er in unser kleines Auto packen sollte.

Bevor Vater alle Dinge ins Auto packte, musste er den Benzintank und den Ersatzkanister volltanken sowie den Ölstand und den Luftdruck der Reifen prüfen – das war sehr wichtig und stand auf seiner Prioritätenliste ganz oben!

Am Freitagnachmittag fing er an zu packen. Oh je, der Kofferraum war schon beinahe voll, doch sehr viele Gepäckstücke standen noch in unserem Flur. Also packte er die zahlreichen Teile wieder aus, um alles neu zu ordnen – das ging sicherlich vier Mal so. Jetzt mussten wir Kinder ganz still sein, denn Vaters Nerven lagen blank.

Das Zelt und das Zeltgestänge wurden auf dem Dachträger festgemacht. Alles andere kam in den Kofferraum. Auf unseren Kopfkissen mussten wir sitzen und so manch andere Gegenstände wurden auch im Inneren des Autos verstaut. Bei Mutter, die auf dem Beifahrersitz saß, wurden die Badeschuhe noch untergebracht. Das Auto war voll bis unter das Dach.

„So ein Familienurlaub für fünf Personen ist teuer“, sagten die Eltern und deshalb kann man es sich nicht leisten, in Italien zum Essen zu gehen – das war die Devise.

Alle mussten an diesem Freitagabend früh zu Bett, denn die Fahrt sollte morgen bereits um 3 Uhr in der Früh beginnen. Geschlafen haben wir vor lauter Aufregung nicht viel!

Als wir dann am Frühstückstisch saßen, gab es schon den ersten Ärger, denn wir Kinder hatten überhaupt keinen Appetit und konnten beim besten Willen nichts essen. Mutter hatte damit schon gerechnet und deshalb in die Kühltasche genügend Proviant für die Fahrt gepackt. Die Kühltasche war bei uns auf der Rückbank untergebracht, was unsere eigene Sitzfläche auf ein Minimum beschränkte.

Endlich ging die Fahrt los. Damals gab es bei Weitem noch nicht so viele Autobahnen wie heute und bereits die Fahrt nach München dauerte einige Stunden. Vor München hatte Vater schon ziemlich großen „Respekt“, denn mitten durch so eine große Stadt zu fahren, das waren wir „Kleinstädter“ nicht gewöhnt. Aber es klappte eigentlich ganz gut bis zu jener Kreuzung mitten in München. Wir mussten wieder einmal an einer roten Ampel mitten in München Schwabing anhalten und da fiel Vater ein, die Schrauben am Dachgepäckträger daraufhin zu kontrollieren, ob sich diese auch wirklich nicht gelockert hatten. Auch Mutter öffnete die Autotür, um auszusteigen und die Schrauben auf ihrer Seite zu prüfen. Dabei fielen zwei Paar Badeschuhe, die in ihrem Fußraum verstaut wurden, aus dem Auto. Genau in diesem Moment aber sprang die Ampel auf Grün und sofort brach in unserem Auto die Hektik aus. Hinter uns setzte ein Hupkonzert ein und unser Vater saß mit hochrotem Kopf am Steuer. Mutter musste schnell einsteigen, doch in der Eile war es ihr nicht mehr möglich die Badeschuhe wieder einzusammeln, da Vater bereits auf das Gaspedal drückte. Dort lagen die Badeschuhe nun – mitten in München auf der Straße.

Danach lief die Fahrt reibungslos weiter. Wir fuhren über die bekannte Europabrücke und den „Brenner“ und das war für uns ein ganz besonderes Erlebnis. Zwischendurch wurde an einem schönen Rastplatz angehalten und Mutter packte ihre Schätze aus der Kühltasche aus. Heute durften wir sogar Schokolade essen und Limonade trinken.

Im Auto wurde es beinahe unerträglich heiß, denn eine Klimaanlage gab es leider nicht. Vater sagte: „Jammert nicht, in Italien ist es eben heiß und ihr wolltet ja an den Gardasee“.

An zwei Tagen fuhren wir auf den Markt, der in Italien sehr bekannt und beliebt ist. Die Marktschreier waren so lustig, wenn sie miteinander stritten oder plötzlich italienische Lieder wie „O sole mio“ sangen. Besonders imponierte uns, dass es üblich war, wenn man etwas kaufen wollte, nicht sofort den genannten Preis zu akzeptieren, sondern zuerst einmal zu handeln. So etwas gab es bei uns nicht. Auch die Währung war für uns fremd. Man bezahlte mit Lira anstatt mit DM und eine Kugel Eis kostete 1.000 Lira. Für uns hörte sich das an, als wäre das eine riesige Summe!

Dieser schöne Urlaub hatte nur einen Nachteil – er ging viel zu schnell zu Ende. Diesen Urlaub verbrachten wir im Jahre 1963 und selbst nach so einer langen Zeit pflegen wir auch heute noch die Freundschaften, die wir damals auf dem Campingplatz mit einigen der Familien am Gardasee geschlossen haben.