Ralf Eggers

Roman

mitteldeutscher verlag

Für Sabine

Inhalt

Titel

Widmung

1 Victor Nesselkönig ist auferstanden, aber nicht jeden freut das

Auf der Straße von Berlin nach Bruchmühle, September 1953

2 Victor Nesselkönig ist nicht allen willkommen

Berlin, Februar 1933

3 Willi Ostertag ist der beste Schachspieler des ganzen Romans, verliert aber gegen einen Laien

Prag, Herbst/Winter 1936

4 Lenka stiehlt Volkseigentum für den Sozialismus und Willi macht eine Bekanntschaft

Prag und Moskau, 1936

5 Das Gerücht, Victor Nesselkönig sei in Prag, erweist sich als zutreffend

Prag, Winter 1936

6 Willi Ostertag wird verwechselt und Nesselkönig gerettet

Prag, Januar 1936

7 Victor Nesselkönig erinnert sich seiner Herkunft und Professor Ferrero-Holtzvogel vermisst niemanden

Bundesrepublik Deutschland, sechziger und siebziger Jahre

8 Lenka macht Nesselkönig mit der Hauptgestalt seines nächsten Romans bekannt und Willi spielt Schach mit einem vermutlich hohlen Türken

Böhmen, Januar bis März 1937

9 Victor Nesselkönig besucht Thüringen und Bronnen möchte, dass er das bleiben lässt

Deutsche Demokratische Republik, fünfziger Jahre

10 Bronnen hält eine Schacholympiade für genauso gefährlich wie eine Messe, aber alles wird halb so schlimm

Leipzig, November 1960

11 Victor Nesselkönig sitzt am Lagerfeuer und seine Zwillinge werden Filmstars

Dreizehnheiligen und Ostberlin, sechziger Jahre

12 Victor Nesselkönig spielt zu viel Schach und schreibt zu wenig

Dreizehnheiligen, späte sechziger Jahre

13 Jurek Nesselkönig wird Halbwaise und entzweit sich mit dem Beinahe-Nobelpreisträger

Dreizehnheiligen, 1971

14 Victor Nesselkönig kommt als Stalins Ehrengast und bleibt als Gast der Sicherheitsorgane

Moskau und Umgebung, 1937/38

15 Victor Nesselkönig liest dem Vater der Völker einen Wunsch von den Augen ab

Moskau, Mitte Oktober 1938/Berlin Ende 1953

16 Zwischen Neruda und Nestroy passt nicht die ganze Wahrheit

Deutsche Demokratische Republik, 1979 und Bundesrepublik Deutschland, 1985

17 Victor Nesselkönig bestreitet, dass er Geburtstag hat, feiert ihn aber trotzdem

Dreizehnheiligen, Februar 1977

18 Eine Schule bekommt einen neuen Namen und Victor Nesselkönig überrascht seine Kinder

Eichwalde, 5. Mai 1977

19 Ein Kritiker begeht die übliche Gemeinheit, den ersten Roman gegen den zweiten auszuspielen

Bundesrepublik Deutschland, 1978

20 Der Leser erfährt über Jurek Nesselkönig mehr, als der selber weiß

Eichwalde/Berlin, 1979

21 Roger de Witt betrinkt sich mit Staropramen und verpasst einen wichtigen Hinweis

Prag, August 1980

22 Vivi Nesselkönig hat einen Verehrer, der auch ihrem Vater den Hof macht

Eichwalde/Dreizehnheiligen, 17./18. August 1980

23 Drei junge Menschen besuchen freiwillig ein unfreiwilliges Bruderland und verstehen nur die Hälfte

Prag und Böhmen, 19.–31. August 1980

24 Der Herr Jenosse Kämmerling jerät außer Kontrolle

Dreizehnheiligen und Ostberlin, September und Oktober 1980

25 Roger deWitt liest die Sieben Sinne von Victor Nesselkönig zu oft und stellt die entscheidenden Fragen nicht

Bundesrepublik Deutschland und Paris, Anfang der achtziger Jahre

26 Der Fasching wird sozialistisch und Victor Nesselkönig setzt sich selbst matt

Potsdam, späte siebziger/frühe achtziger Jahre

27 Vivi Nesselkönig geht ihrem Vater zuliebe nach Moskau und kehrt ihm zuliebe zurück

Moskau, Dreizehnheiligen und Berlin, 1986/87

28 Ein bürgerlicher und ein physischer Tod

Deutsche Demokratische Republik, 1987

29 Kleinwächter begreift, dass alles gar nicht so einfach ist, Rechtsanwalt Calauer desgleichen

Deutsche Demokratische Republik, 1987

30 Victor Nesselkönig sitzt im Turm und zieht ein durchwachsenes Resümee

Dreizehnheiligen, Nacht von 6. Juni auf den 7. Juni 1988

31 Roger deWitt setzt westliche Spionagetechnik ein und verdirbt alles mit taktlosen Fragen

Berlin und Dreizehnheiligen, 7. Juni 1988

32 Victor Nesselkönig schreibt wieder und Kämmerling bekommt Besuch

Dreizehnheiligen und Berlin, Sommer 1988

33 Roger deWitt verkündet eine Sensation und erlebt eine Überraschung

Westberlin Juli 1988

34 Kleinwächter macht Überstunden und Lenka ist nicht nur eine Katze

Zentrale des MfS, Ostberlin, Normannenstraße, August 1988

35 Kämmerling greift in die Tasten, Roger deWitt steht Schlange und erfährt Staatsgeheimnisse, die er nicht wissen will

Berlin, Herbst 1988/Anfang 1989

36 Rechtsanwalt Calauer doziert über verfassungsrechtliche Feinheiten der Zensur und Utz Rapallo betritt beinahe die Bühne

Berlin und Dreizehnheiligen Winter 1988/89

37 Für Victor Nesselkönig geht nichts über eine gute Partie Schach

Berlin, Palast der Republik, 20. September 1989

38 Friedrich Nietzsche ist in Tautenburg vergessen, Jurek findet einen Grabstein und deWitt weiß, was das bedeutet

Flug von Westberlin nach Stuttgart, Juli 1988/Thüringen Sommer 1987

39 Der Leser erfährt, was eine GÜST und was ein B. V. war, Letzteres an einem Beispiel, in dem Victor Nesselkönig die Hauptrolle spielt

Dreizehnheiligen und Berlin 20. September 1989

40 Roger deWitt ist zu gründlich und verliert darüber fast den Verstand

Köln, Archiv für Sowjetologie, Sommer 1989/ Leningrad, Haus der jungen Talente Dezember 1937

41 Victor Nesselkönig trinkt zu viel und erscheint im Westen, beinahe auch persönlich

Berlin, Ende September 1989

42 Victor Nesselkönig will wissen, was es Neues in der Welt gibt und der Genosse Zufall greift ein

Berlin, Ende September/Anfang Oktober 1989

43 Roger deWitt glaubt der freien Presse nicht und macht sich lächerlich

Berlin und Hamburg, Oktober 1989

44 Victor Nesselkönig wird ein unsterbliches Opfer

Dreizehnheiligen und Berlin 6. bis 18. Oktober 1989

Epilog

Zehn Jahre vergehen, dann ist das Buch zu Ende, aber nicht der Streit
1989 bis 1999

Nachbemerkung des Autors

Der Autor gibt, wie es sich gehört, seine Quellen an und bedankt sich bei seinen Helfern

Endnoten

Impressum

1

Victor Nesselkönig ist auferstanden, aber nicht jeden freut das

Auf der Straße von Berlin nach Bruchmühle, September 1953

»Eins darf auf gar keinen Fall passieren«, sagte der Minister und tupfte sich die Stirn. Bronnen neben ihm schwieg und tat so, als lausche er dem Nähmaschinentakt des Motors. »Sie sind mein Zeuge, Bronnen. Mein Zeuge, dass ich …«

»Wartense ab, Jenosse Minister.« Bronnen sprach so laut, dass ihn der Fahrer hörte. »Sie werden schon sehn, Jenosse.« Er hatte fünf Jahre Prag hinter sich; damals hatte ihn dieser Mensch, wenn er mit Instruktionen aus Moskau kam, strammstehen lassen. Dann sieben Jahre Union: Da war Bronnen in den Hinterzimmern des Apparats an ihm vorbeigezogen. Als sie vor acht Jahren wieder nach Berlin kamen, war alles kaputt gewesen, nur nicht Bronnens Dialekt. Einmal Wedding, immer Wedding. Er hätte nicht bestritten, dass er nur deshalb so redete, um Leute wie den Minister zu erschrecken, diesen Kulturaffen mit seiner Schaubühnenartikulation. Seinen Rundfunkansprachen. Seinem aufdringlichen Hochdeutsch: knallende Konsonanten und säuberlich ausgesprochene Endungen. Melodiöse Satzbögen. Rituelle Kunstpausen. Der Jenosse Kulturminister.

»Ich werde gar nichts sehen. Ich sage nur, dass das auf gar keinen Fall passieren darf. Auf gar keinen Fall.« Während er sprach, beugte sich der Minister nach vorn. Bronnen schwieg und spähte aus dem Fenster. Draußen stand Nebel, wie Qualm aus dem Ofen, wenn du nasses Holz verheizt. Es war kurz vor acht. Die Sonne musste längst aufgegangen sein, man sah sie bloß noch nicht. Jutet Bild, dachte Bronnen und wiederholte es laut, das mit dem Nebel, dem Qualm von nassem Holz, der längst aufgegangenen Sonne, die noch unsichtbar war.

»Jelungenet Bild. Für die Lage, alljemein.«

Der Minister schloss die Augen und nickte fast unmerklich. Was weiß der von der Lage, dachte er zweifellos, aber da täuschte er sich. In diesem Wagen war Ludwig Bronnen derjenige, der die Lage erfasste. Der den letzten Dreh der ganzen Sache kannte. Der wusste, dass Bechers Angst vor dem neuen Konkurrenten so grundlos war wie seine zappelige Euphorie. Es gab vielleicht eine Handvoll Leute, die wusste, was Bronnen wusste und ahnte, was Bronnen ahnte; Becher gehörte nicht dazu. Er hatte vorgezogen, zu vergessen, was in den Dreißigern in Moskau in den Zeitungen gestanden hatte. Unwahrscheinlich, dass er den dramaturgischen Knalleffekt genießen konnte, der in Bruchmühle auf ihn wartete. Die Idee, ihn darauf vorzubereiten, verwarf Bronnen sofort. Kulturminister sind nicht Teilhaber der ganzen Wahrheit, nur nützliche Idioten, Pfauen im Raubtierkäfig, von den Großkatzen der Nomenklatura gelangweilt betrachtet. Becher würde auch in dieser Komödie den Narren spielen. Er rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Wer einen Chauffeur hat, steigt nicht gern in fremde Autos, Bronnen kannte das. Aber durch entschlossenes Handeln. Am Telefon. Hatte er durchgesetzt. Dass er mit seinem Wagen. Und so. Die Situation unter Kontrolle behalten hatte. Wäre noch schöner, sich von einem dieser Lustknaben kutschieren zu lassen. Einem der Typen, die Becher abends zum Savigny-Platz fuhren. Man erzählte sich da Dinge, die nicht zwischen Aktendeckel passten. Bronnen schüttelte sich.

Der Minister klopfte mit dem mittleren Gelenk seines rechten Zeigefingers an die Scheibe zur Fahrerkabine, obwohl die halb geöffnet war. Als der Fahrer nicht reagierte, räusperte er sich und bat mit belegter Stimme, kurz anzuhalten. Der Fahrer drehte sich zu Bronnen um. Fragender Blick. Bronnen nickte, Wagen hielt. Als Becher ausgestiegen war, sah er in seinem voluminösen Mantel von hinten aus wie ein schwankender Riese.

»Was sagt er?«, fragte der Fahrer nach hinten.

»Wat er immer saacht. Dass er nix dafür kann.«

Dem Fahrer schien plötzlich einzufallen, dass Benzin rationiert war. Er stellte den Motor ab. Durch die halbgeöffnete Tür hörte man von fern das vielstimmige Summen und Schwirren Berlins und aus der Nähe, wie Johannes R. Bechers Urin die Böschung hinab in den märkischen Sand rieselte. Becher nestelte, noch immer mit dem Rücken zum Wagen stehend, an sich herum, während der Fahrer drinnen die Geste des In-den-Graben-Stoßens machte. Bronnen schüttelte fast unsichtbar den Kopf, wie eine Mutter, die über den Scherz ihres Kleinen kichern muss, aber feine Leute zu Besuch hat. Becher drehte sich herum und stieg ein.

Auf der Fahrt sah Bronnen zufrieden aus dem Fenster. Wenn er berlinerte, war er unschlagbar. Der Dialekt, den er bis zu seinem letzten Atemzug sprechen würde, bewahrte ihn zuverlässig davor, überschätzt zu werden. Seine Geheimwaffe: Den Proleten spielen. Nur Ulbricht konnte das besser. Andererseits: Wenn Bronnen sich in Schwung redete, neigte er dazu, seine Karten zu verraten. Und er dachte nicht daran, zu sagen, was er wusste. Sollte Becher sich noch ein halbes Stündchen auf seine Trophäe freuen. Und zugleich Angst haben um seinen Sessel als Nationaldichter Ost. Er würde früh genug erfahren, dass es ein größeres Problem gab. Ein wesentlich größeres Problem.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Becher.

»Ja.« Bronnen sah weiter aus dem Fenster.

»Die sowjetischen Genossen werden ihn doch nicht grundlos … Schon diese Begnadigung, kurz vor ultimo. Dabei hieß es schon, er sei tot! Und jetzt auf einmal! Seite eins! Das hätte man abstimmen müssen.«

»Keene Frage. Abstimmen. Und grundlos war niemand dort, det steht mal fest. Aba der Jenosse Ulbricht …«

»Was ist mit dem Genossen Ulbricht?«

»Na ja. Ick darf janz offen sein?«

»Bitte.«

Ein kalter Sonnenstrahl durchschnitt den Nebel und irrlichterte durch das Auto. Becher drehte sein Gesicht zur Seite und schloss wieder die Augen.

»Der Jenosse Ulbricht hat …«, Bronnen hüstelte, raunte dann: »Der Jenosse Ulbricht hat nunma jewisse Schwierichkeitn mit die deutsche Sprare. Leipsich, sarick nua. Und wenn ihm jemand schöne Reden hält …« Bronnen atmete tief ein und schwieg.

»Lässt er sich zu schnell beeinflussen? Meinen Sie nicht auch?« Becher bereute sofort. Bronnens kalter Blick sagte: Das hast du gesagt. Der Fahrer drehte sich um und blickte Becher unverwandt an.

»Würden Sie bitte auf die Fahrbahn achten«, bellte Becher nach vorn.

»Hör bitte mal weg jetzt, Jenosse.« Bronnen nickte väterlich und schloss das Fenster: Jetzt reden die Großen.

»Also.« Becher zappelte auf seinem Sitz wie ein kleiner Junge. »Ich denke, das waren die Freunde. Kultur-Offiziere. Leute mit Draht zum Kreml.«

Bronnen schwieg genüsslich. Becher war ein Mensch, den Zustimmung elektrisierte und Schweigen in abgrundtiefe Zweifel stürzte. Besser, er vergaß wieder, was er eben gesagt hatte. Das führte sonst auf Wege, die für Künstlerpack gesperrt waren. Die Freunde! Kulturniks! Ne soffjetische Idee, allerdings. Ein Teil des Problems war, dass man ständig irgendwelche soffjetischen Ideen ausbaden und dafür noch spassibo sagen musste. Bronnen lächelte. Für diesen Satz wäre man noch bis zum Juni dahin geschickt worden, wo der Mann herkam, den sie gleich im Allerhöchsten Auftrag in Empfang zu nehmen hatten. Aber momentan hießen die Parolen »Kritik & Selbstkritik« oder »Dialog mit dem Volk«. Und der konnte auch in deutschen Gefängnissen stattfinden. Man muss von allein auf solche Gedanken kommen, um zu verstehen, wie berechtigt es ist, jeden einzusperren, der sie ausspricht. Von solcher Klarheit war der Jenosse Becher meilenweit entfernt. Meilenweit.

»Wir wissen doch nicht einmal, was er denkt«, sagte Becher und es entstand eine andächtige Pause. Bronnen wiederholte den Satz flüsternd, bewegte Lippen und Zunge, kaute ihn, schmeckte ihn ab. Ein mythischer Moment in Ludwig Bronnens Leben. Noch zu fernen Jubiläumsfeiern, wenn der Neue Deutsche Staat seine midlife crisis durchlitt, als Oberst, selbst als General, wenn er Orden und neue Schulterstücke verteilt hatte und die Büffets geplündert waren, wenn die unerfahrenen jungen Genossen vor der Tür von Wodka und Räucherlachs kotzten, würde unweigerlich der Moment kommen, in dem Bronnen mit sardonischem Lächeln an sein Glas klopfte. Sein Adjudant würde den Feierlärm mit einem Zischen zum Verstummen bringen und sich über den weißgedeckten Tisch beugen: Genosse Bronnen, jetzt vielleicht? Und wenn es wie auf Kommando still war, der Zigarettenqualm langsam in die Tischdecken sank, würde Bronnen an einen unserer jrößten sozjalistischen Dichta erinnern, der, ohne es zu ahnen, den Leitspruch des Organs geprägt hatte:

»Wir wissen ja noch nichma, was er denkt.«

Und je geflochtener und sternenbestückter seine Schulterstücke wurden, desto seltener wurde gelacht, wenn er das sagte.

»Da haamse wat sehr sehr Kluges jesacht, Jenosse Minister.« Becher blinzelte irritiert, er hatte es schon wieder vergessen. Der Wagen schnurrte durch den Nebel, der widerwillig Meter für Meter der Straße freigab. Becher versank in nervöses Nachdenken, sein Vollmondgesicht zuckte. Bronnen pfiff das Schicksalsmotiv aus Beethovens Fünfter Sinfonie. Was für eine Dummheit. Leichtsinn. An Hochverrat grenzender Leichtsinn. Boykotthetze, drohte die Verfassung. Zuchthaus, zischte das Strafgesetzbuch. Es in die Zeitung zu schreiben, bevor sie wussten, was Sache ist. Gut, Zeitungen sind geduldig … Und die Freunde? Wussten die, was gespielt wurde? Die soffjetischen Jenossen besaßen die Fähigkeit des Glaubens in höherem Maße als die deutschen. Sie glaubten Geständnissen, die sie selbst erpresst hatten. Sie glaubten sogar, was in ihren Zeitungen stand. Glaubten sie womöglich auch, ihr begnadigter Häftling hätte als Zielort Hamburg sagen können, als sie ihn laufen ließen? Selbst Adenauer hätte da Ost gesagt, Ostberlin, was denn sonst? Wenn sie ihn dafür nach Hause ließen? Ihm sein Leben wieder aushändigten? Seltsam, die soffjetischen Jenossen. Gut möglich, dass in Moskau nach dem letzten großen Kehraus und nachdem der Vater der Völker gestorben war, gar niemand mehr lebte, der den Witz der Geschichte kannte. Der wagte, sich zu erinnern, was die eigene Partei ihnen 1938 über Victor Nesselkönig mitgeteilt hatte.

»Oder wissen Sie, welche … Absichten er hat?«

Es war nicht Ludwig Bronnens Art, auf Fragen zu antworten, wenn er die Antwort nicht wusste. Sehr im Unterschied zu jewissen Jenossen bei der Parteipresse, die Antworten gaben und nicht mal die Frage verstanden hatten.

Der größte lebende Dichter deutscher Zunge stellt sich dem sozialistischen Aufbau zur Verfügung.1

Bin ich schon tot? musste Becher sich gefragt haben. Brecht in Buckow hatte gelacht, als er davon hörte. Falls Bronnens Informationen stimmten.

»Meine Heimat ist der Staat der Arbeiter und Bauern.«2

»Wir sorgen dafür«, sagte Bronnen, »dass er sich zu Hause fühlt. Wir haam det Haus. Ein Haus, saarick Ihnen. Dreizehnheiligen. Direkt am See. Und der Verlach. Werkausjabe und und und.«

»Werkausgabe«, murmelte Becher. Eine fiebrige Melancholie bemächtigte sich seiner, drang über die Fingerspitzen in seinen Körper ein wie eine Entzündung. »Eins darf auf keinen Fall passieren …« In diesem Moment trat der Fahrer sacht auf die Bremse. Aus dem Nebel schälte sich ein Posten in der Uniform der Sowjetarmee mit Helm, umgehängter Kalaschnikow und weißer Armbinde und klopfte an die Fensterscheibe.

»Verjessense Ihre Rede nich …«, wisperte Bronnen, während der Fahrer die Scheibe herunterkurbelte.

»Propusk

Becher und Bronnen zückten mit einer synchronen Bewegung ihre Pässe. Der Fahrer nahm den von Bronnen, reichte ihn dem Posten weiter und riskierte dabei einen Blick unter dessen Helmrand. Dann schnappte er sich Bechers Papier, ohne den Minister anzusehen. Während der Posten las, blätterte, in die Knie ging und einen Blick auf die Rückbank warf, starrte der Fahrer durch die Frontscheibe in den Nebel.

»Also, eins darf auf gar …«, begann Becher zu flüstern, aber eine Grimasse Bronnens brachte ihn zum Schweigen. Der Posten reichte die Papiere durchs Fenster zurück, sagte etwas auf Russisch, der Fahrer nickte und fuhr mit offenem Fenster an. Hinter dem Tor begann der Dunst schon in Schwaden zu zerfallen, die wie träge Aquarienfische durch die Luft trieben. Häuser waren nicht zu sehen, nur eine formlose dunkle Masse, aus der ab und zu Menschen traten wie Wesen aus einer anderen Welt. Zivilisten, sowjetische Uniformen, aber auch Männer im Blaumann und Frauen in grauen Kitteln überquerten die Straße oder liefen eine Weile neben dem Wagen her, bevor sie wieder im Nichts verschwanden.

»Entschuldigen Sie noch mal«, murmelte Becher und klopfte wieder an die Scheibe. Im Rückspiegel sah Bronnen den Fahrer grinsen. Nach zwei, drei traumwandlerischen Biegungen hielten sie vor einer Treppe. Becher sprang heraus, bevor der Wagen ausgerollt war.

»Bei Tereschkow!«, rief Bronnen ihm nach, aber Becher war schon leicht gebückt über die Treppe im Nebel verschwunden.

*

Im Wartezimmer vor Major Tereschkows Büro wurde Bronnen in einen Clubsessel gesetzt. Vernietetes Leder. Deutsches Offizierscasino, jede Wette. Neben der Flügeltür stand reglos ein minderjährig aussehender Bursche mit präsentierter MPi und starrte in Richtung Ausgang. Auf dem Tisch lag das Neue Deutschland.

»Mein Platz ist im Deutschland der arbeitenden Menschen«3

Literaturnobelpreisträger Victor Nesselkönig übersiedelt in die Deutsche Demokratische Republik

Berlin (ADN) Victor Nesselkönig, der bedeutendste lebende Dichter deutscher Zunge, hat sich entschlossen, seinen ständigen Wohnsitz in der Deutschen Demokratischen Republik zu nehmen. »Die Ereignisse der letzten Monate, vor allem die zügellose Hetze aggressiver Kreise des westdeutschen und amerikanischen Monopolkapitals und der gescheiterte Versuch, die sozialistische Ordnung der Arbeiter und Bauern durch einen faschistischen Putsch zu beseitigen, haben meinen Entschluß reifen lassen, mich in meiner alten Heimat niederzulassen und zwar dort, wo die Ideale, denen mein literarisches Werk von Anfang an verpflichtet war, wo Gerechtigkeit, Friedfertigkeit und Wahrhaftigkeit ihre Heimstatt auf deutschem Boden gefunden haben.«

Und so weiter und so weiter. Bevorstehender Händedruck mit dem Präsidenten des ersten deutschen Arbeiter- & Bauernstaates.

Empfang beim Ministerpräsidenten und beim Präsidenten der Volkskammer.

Willkommensgruß der Akademie der Künste, wenn auch nicht Bechers & Brechts, die einerseits keinen Fehler machen wollen, andererseits bezweifeln, dass das Papier der volkseigenen Verlage für drei Werkausgaben reichen wird.

Junges Erfinderkollektiv im Stahl- und Walzwerk Sieg des Sozialismus lädt Dichter zum Erfahrungsaustausch ein. Melkerinnen der Produktionsgenossenschaft Rote Ernte desgleichen.

Die Tür wurde aufgerissen, zwei Offiziere stürmten wie unter Beschuss nach draußen. Durch die Türöffnung fiel Sonnenlicht auf das Parkett mit seinen Bohnerwachsschlieren. Staubpartikel tanzten als Vorauskommando durch die Luft.

»Wo ist der Genosse Beeecher?«, erscholl es von drinnen, ein weicher Tenor, dessen Artikulation und Sprachmelodie den Russen verriet. Bronnen sprang auf und streckte seine Hand aus, Tereschkow erschien, schob die Hand weg und fiel ihm um den Hals. Jott sei Dank ohne die üblichen Küsse. Jute Manieren, die Jenossen Kulturoffiziere. Tereschkow, die Hände immer noch auf Bronnens Schultern, trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn mit schräggelegtem Kopf wie eine Braut. Dann machte er einen Schritt zur Seite wie früher die Kellner in Prag. Im Goldstücker. Verrückt, dass einem das gerade jetzt einfällt.

»Der Jenosse Becher hat ’ne Komsomolzenblase.«

Tereschkow überhörte das, schloss lautlos die Tür und wies auf die Familienangehörigen des Clubsessels, auf dem Bronnen im Warteraum gesessen hatte.

»Keinen Wodka, bitte«, hielt Bronnen für klug zu sagen und Tereschkow lachte nach einem kurzen, gefährlichen Zögern. Wenn der Russe nach einem Wort suchte, schloss er seine langbewimperten Augenlider, aber er suchte selten nach einem Wort. Bronnen horchte nach draußen. Keine Zeit verlieren. Herausbekommen, ob er Bescheid weiß.

»Wir …«, er seufzte, als suche er seinerseits nach einer Vokabel. »Wir haben schon nicht mehr daran geglaubt.«

»Woran glauben denn die deutschen Genossen nicht?« Ein spöttischer, beunruhigender Ton.

»Dass … er noch am Leben ist.«

»Warum sollte er nicht am Leben sein?«

»Man hat lange nichts von ihm gehört. Sehr lange. Und dieses Todesurteil in der Prawda …«

Tereschkow hob sanft die Hände mit seinen Pianistenfingern, aber ehe er antworten konnte (falls er diese Absicht gehabt hatte), klopfte es und ein Sergeant brachte Becher herein. Umarmung, diesmal Küsse rechts und links, wie Bronnen beunruhigt registrierte, langer liebevoller Blick, während sie sich an den Schultern hielten, Tereschkow wies auf den freien Sessel. Bronnen war unwohl, weil er sich plötzlich einer Überzahl hochdeutsch sprechender Männer gegenübersah. Fronten klären. Verbündete suchen.

»Der Jenosse Ulbricht fand, es würde nix schaden, wenn …« Bronnen zeigte auf Becher. Für einen schrecklichen Moment fand er, dass Tereschkow Ihm ähnlich war. Dieses Künstlerhafte, Italienische. Dicke schwarze Haare. Wie Er. Der Operettencharme. Der größte Deutsche lebender Zunge … Blödsinn. Ziemlich junger Major übrigens.

»Er ist etwas entkräftet von der Reise«, sagte Tereschkow ohne ein Milligramm Ironie. Becher nickte verständnisvoll. »Aber dann chabe ich den Fehler gemacht, gegen ihn zu spielen«, sagte der Russe in seiner slawischen Melodie. »Er sagt, er chabe fast alles verlernt.«

»Wahrscheinlich fehlt ihm die Übung.« Bronnen starrte auf die Dielen. Becher auf seinem Sessel streckte den Kopf nach vorn, als sei er schwerhörig. Tereschkow nickte bekümmert. »Er hat den ganzen Stab besiegt. Simultan. Den ganzen Stab simultan. Was für ein Spieler«, sagte er versonnen und sah erst Bronnen, dann Becher an, als erwarte er eine Antwort. Bronnen nickte, ohne den Blick zu heben. Tereschkow sprang auf und verließ das Zimmer durch die hintere Tür, als müsse er sich noch einmal davon überzeugen, dass wirklich sein ganzer Stab geschlagen worden war.

»Was hat er?«, flüsterte Becher.

»Schach jespielt. Det kann er ooch.«

»Was?«

»Schachspielen. Simultan. Hatte ja jenug Zeit, sich zu vervollkommnen.«

Bechers Gesichtsausdruck ließ nicht erkennen, ob er die Anspielung verstanden hatte. »Schachspielen«, wiederholte er verwundert, aber da kam Tereschkow schon federnden Schrittes herein, hinter ihm ein Soldat in nicht vollkommen sauberer Uniform und dann ein Mann mit gesenktem Kopf in einem etwas zu weiten Zivilanzug. Ein sehr dünner, ziemlich großer Mann. Becher seufzte hörbar.

Tereschkow wies auf den Mann, stolz wie ein Zirkusdirektor, Becher starrte Bronnen an, dann den Ankömmling. Bronnen streckte die Hand aus. Der Mann reichte ihm mit flackerndem Blick die Hand. Die Rechte!, dachte Bronnen, großer Gott! Die rechte Hand! Der Mann sagte leise: »Guten Tag, Genosse Bronnen.«

»Wir kennen uns. Exil«, sagte Bronnen, ohne dass klar wurde, an wen das gerichtet war. Becher stand reglos und starrte den Ankömmling mit schräg gelegtem Kopf an.

»Willkommen«, sagte er. »Willkommen zu Hause, lieber Herr Nesselkönig.«

»Wir kennen uns?«

»Ich bin Johannes R. Becher.«

Keine Reaktion.

»Unser Kulturminister«, soufflierte Bronnen. »Er war auch in …«

»Ich habe Sie schon im Titania gesehen, Anfang dreiunddreißig. Und in … Moskau, natürlich.«

Nesselkönig zog die Augenbrauen zusammen. Die Erwähnung Moskaus schien ihm zu missfallen, kein Wunder. Später, auf der Rückfahrt, nachdem sie Nesselkönigs russische Frau aus der Krankenabteilung der Kaserne abgeholt hatten und die Eheleute aneinandergelehnt und zusammengefallen wie Handpuppen neben Becher auf dem Rücksitz eingeschlafen waren, drehte sich Bronnen vorsichtig nach hinten um. Becher saß in der äußersten Ecke, als fürchtete er, sich anzustecken. Ab und zu schob er den schlafenden Mann sanft in die Mitte des Wagens zurück.

»Sie haben das vorhin sehr richtig jesacht, Jenosse Minister.«

»Was denn?«

»Eins darf auf gar keinen Fall passieren.«

Becher nickte unsicher.

»Ick wusste jar nichts vom Titania?«, raunte Bronnen und Becher nickte. Sie schwiegen beide, bis sie in Berlin waren, in ihren Erinnerungen gefangen.

2

Victor Nesselkönig ist nicht allen willkommen

Berlin, Februar 1933

Schon damals hatte Becher es verabscheut, sich anzustellen. Aber genau das war seine Aufgabe gewesen: Sich anstellen, warten, Geduld haben. Ein wenig nachhelfen womöglich. Die Moskauer hatten keine Ahnung, wie kompliziert das in Deutschland war. Durch einen feindselig schweigenden Wald schleichen, ohne auf einen trockenen Ast zu treten. Nun stand er hier wie ein Schuljunge, ein Niemand in der Menge. Die Menschen, die von allen Seiten zum Titaniaplatz strömten und sich auf seiner Westseite und der breiten Treppe zum Portal drängten, waren alle Nesselkönigs wegen gekommen. Vor einer Stunde noch eine langsam wachsende Traube, behinderten sie jetzt den Verkehr, ein Klumpen im Blutkreislauf der Stadt. Becher hatte sich bis auf die Treppe gedrängelt, er übersah den Platz mit dem Eingang zum U-Bahnhof, ein kalt beleuchtetes, zugiges Loch in die unterirdische Welt, in deren künstlichem Licht sich der nächtliche Teil des Lebens abspielte. Er betrachtete die Magistralen, die spitzwinklig vom Platz abgingen oder auf ihn zuliefen, Kolonnen paariger Scheinwerfer und roter Katzenaugen in der Dämmerung. Beidseits der Trottoirs öffnete sich wie in tief gestaffelten Kulissen der Blick auf erleuchtete Fassaden, behände zuckende Schriftzüge aus Neon, funzelige Torleuchten aus der Kaiserzeit, bürgerliches Wohnzimmerlicht hinter den Fenstern. Auf dem unsichtbaren Netzplan des Stadtverkehrs, dessen oberirdischer Teil von den Punktlinien der Straßenbeleuchtung nachgezeichnet wurde, liefen unzählige Menschen rot vor Kälte hin und her, stiegen in Busse, kletterten aus dem Fuchsbau der U-Bahn oder zwängten sich in blitzende Taxen mit schlechtgelaunten Chauffeuren. Bewegten sich nach unergründlichen Plänen, im Zickzack, kurzatmig und ohne Ziel, von einer eingebildeten Notwendigkeit getrieben, einer maschinellen, unverstandenen Ordnung.

Auf der zugigen Treppe des Titania fluchte Becher leise, gepeinigt vom Ressentiment des klammen Dichters gegen den Zeitungsmagnaten, gereizt über Willi Münzenbergs Mangel an schuldigem Respekt. Der rote Hugenberg, Herr der kommunistischen Presse und Liebhaber unproletarischer Genüsse, saß gewiss schon vor einem Glas, während Becher zwischen schlecht riechenden Menschen eingezwängt war, gezwungen, die Ellenbogen zu gebrauchen. Nesselkönig war zu wichtig, um sich mit Umgangformen aufzuhalten. Zu wichtig, um ihn Versöhnlern wie Münzenberg zu überlassen.

Die Passanten, flüchtige Ameisen, streiften den Auflauf mit zerstreuten Seitenblicken und machten mit der instinktiven Abwehr der Nichtzugehörigen einen Bogen darum. Manchmal blieb ihr Blick an dem marktschreierischen Plakat über dem Eingang hängen: Rote Schrift auf flammgelbem Grund, eine Reminiszenz an den Schutzumschlag des Buches, das den Buchhändlern aus den Händen gerissen wurde: vor den Geschäften Schlangen wie an Suppenküchen. Als Becher auf die vorletzte Stufe vorgedrungen war, setzte leiser Regen ein. Eine Bewegung ging durch die Menge. Auf der anderen Seite gab es Tumult. Mehrmals wurde Nesselkönigs Name gerufen. Eine Woge stieß Becher ein paar Stufen nach unten. »Platz da!«, rief jemand. »Platz für Victor Nesselkönig.« Die Doppeltür unter dem Plakat, von aufgeregten und schwitzenden Pförtnern gegen den Ansturm verteidigt, öffnete sich für einen Moment und schloss sich wieder.

*

Der Regen war so dünn, dass er auf dem Dach des Schirms nicht zu hören war. Vielleicht war er dabei, sich in Schnee zu verwandeln. Das Pflaster unter den Laternen bekam einen feuchten Glanz. Dann sprangen die Türen auf und er wurde ins Foyer gespült. Zwischen den stuckgerahmten Spiegeln und den geputzten, flimmernden Wandlampen herrschte das fröhliche Durcheinander, das im Theater einen großen Abend verspricht. Becher spähte, langsam durch den Trubel gehend, nach Münzenberg. Der Jenosse Münzenberg hatte es nich nötig, zu warten. Wer ihn sprechen wollte, musste sich zu ihm bemühen und sei es die Partei persönlich. Keine angenehme Erinnerung, der Genosse Münzenberg, die Geschichtsbücher schwiegen zu Recht von ihm.

Im Foyer: Stockgerade Herren, die Mäntel ihrer Damen auf dem Arm, Studenten, die sich verlegen grinsend mit Sektschalen zuprosteten, Frauen mit Hüten und Kappen aus Fauna & Flora, einander mit tiefgefrorenen Blicken messend; ein leidend blickender Kritiker, die Haare quer über die Glatze gekämmt, noch einer, ein fetter Mann mit kleinen Augen, der, von einem Hofstaat aus Nachwuchstalenten gefolgt, quer durchs Foyer in Richtung Kritikerloge rauschte. Becher, um diese Zeit nicht mehr direkt nüchtern, gefiel es, Entgegenkommende wie zufällig anzurempeln, eine Schneise des schlechten Benehmens ins Gewühl zu schlagen, der entlang ihm empörte Blicke folgten. Man trug auffällig inkohärente Garderobe. Neben vorinflationärem Pomp und dem exaltierten Schick gehobener Boheme behauptete sich proletarische Uniformität. Selbst Schildmützen waren zu sehen, die allerdings, ein letztes Rückzugsgefecht der Direktion, an der Garderobe abgegeben werden mussten.

Wäre Becher nüchtern gewesen, hätte ihm eine große Zahl junger Männer auffallen müssen, die offensichtlich zum ersten Mal ein Theater von innen sahen und sich verstohlen Mut zunickten.

Becher atmete tief durch die Nase, ein Duftcocktail aus Alkohol, Parfüm und Tabak. Er sah einem frischverliebten Paar nach, Treibstoff für seine voyeuristischen Fantasien. Sie würden sich nachher im abgedunkelten Saal küssen und gegenseitig in den Schritt greifen, die Bühne aus den Augenwinkeln im Blick behaltend.

An einer Theke im Seitenfoyer ließ er sich versonnenen Blickes einen doppelten Aquavit einschenken und kippte ihn in einem Zug hinunter, zitternd wie unter elektrischen Schlägen. Er war jetzt so zufrieden, als könne er in die Zukunft sehen. Von denen, die vom dritten Läuten elektrisiert aus dem Foyer den Saaltüren zustrebten, vorbei an Kartenabreißerinnen und Programmverkäufern, würden viele bald verschwunden sein. Sie würden die nächsten, die pathetischen Jahre, das Glockenläuten, die Lichtdome, die Paraden und die Olympischen Spiele nicht am Straßenrand oder auf Traversen erleben. Sie würden tot sein oder eingesperrt: Wenn sie Glück hatten, im betulich-korrekten Justizknast, andernfalls in requirierten Vereinslokalen, wo besoffene Sadisten in neuen Uniformen fröhlich probierten, wie lange ein menschlicher Körper ein menschlicher Körper blieb. Glücklich, wer dieses Land noch verlassen konnte: nach Prag, dem Zufluchtsort für Leute mit knappen Spesen und der Hoffnung auf baldige Wende, auf dem Sprung zurück ins Reich, bis das Reich sie auch dort ansprang. Nach Spanien an die Seite der chancenlosen Republik. Nach Paris, London, Mexiko, Moskau. Die Aussichten, bald zu sterben, würden schneller steigen als die Aktienkurse, erst unmerklich, dann wie Hochwasser, dreiunddreißig, sechsunddreißig, achtunddreißig, neununddreißig, einundvierzig: Die Flut würde immer höher werden. Prag würde bald nicht mehr sicher sein, Paris nicht, nicht einmal London. Ganz Europa würde nicht mehr sicher sein für sie. An Abenden wie diesem, im Februar dreiunddreißig, prosteten sie sich noch fast ahnungslos zu, gestört von einer leisen Sorge, nicht lästiger als ein unterdrückter Schnupfen, die künftigen Volksfeinde: Liebhaber einer unparfümierten, experimentellen Literatur und des saftigen Theaterskandals, Expressionisten in Wort und Tat, Leute, die von der Kunst erwarteten, dass sie die Welt umstürzte oder in ein Reich der Vernunft verwandelte, von dem aus gesehen die kapitalistische Welt nur ein Stadium gefährlicher, aber heilbarer Kinderkrankheiten war. Leser nicht nur von Nesselkönig, sondern auch von Gorki, Majakowski, Tucholsky und Ossietzky, Betrachter von Grosz und Dix, Bewunderer von Reinhardt, Piscator und Brecht. Sie waren alle gekommen. Und die Funktionäre, Apparatschiks, Strippenzieher und Enthusiasten der beiden Arbeiterparteien, die einander nicht ausstehen konnten, weil sie beide das Patentrezept zur Rettung der Welt exklusiv hatten. Und die, die man demnächst mit gelben Sternen an ihre Vorfahren erinnern würde. Nesselkönig war (wie man vermuten musste, weil niemand ihn von Angesicht kannte), einer der ihren. Ein Dichter. Ihr Dichter. Unser Dichter. Ein Deutscher, wahrscheinlich. Ein Jude, zischelte es. Demnächst ein Flüchtling, wie Becher jetzt, in Bronnens Dienstwagen seinen Erinnerungen nachhängend, wusste – ein Schicksal, für das Victor Nesselkönig schon geübt hatte, solange man seinen Namen kannte. Ein Anti-Hitlerianer, zwangsläufig. Ein Sozialist sogar, irgendwie. Die Leute im Titania wollten ihn einmal gesehen haben: bezeugen können, dass es ihn gegeben hatte.

Der vordere Teil des Saales, direkt unter der Bühne, war nicht mit Theatersitzreihen gefüllt, sondern mit Caféhaustischchen, eine etwas frivole Einrichtung, die an einen Firmenempfang oder eine Revue in der Friedrichsstraße erinnerte. Weil die Plätze nicht ausreichten und die Direktion mehr Karten hatte drucken lassen als ordnungspolizeilich erlaubt, waren unter den Emporen Stuhlreihen aufgestellt. Zwischen den Türen standen Zuspätgekommene, lasen im Programmheft oder traten von einem Fuß auf den anderen.

Über einem Tisch in der ersten Reihe bewegte sich eine Hand, Münzenbergs Hand. Er winkte Becher wie einem Kellner. Immerhin, erste Reihe. Becher stürmte nach vorn, rempelte eine Serviererin an, zog wieder seine Bahn aus Zischeln und Kopfschütteln. Kaum jemand erkannte ihn. Münzenberg, ohne sich zu erheben, betrachtete wohlgefällig das Etikett einer Flasche Chablis, Klassenkampf konnte sich lohnen. Er stellte die Flasche in den Kühler zurück, stand nun doch auf. Koboldhaft bot er Becher die Hand und sein Verführerlächeln. Eine angedeutete Verbeugung, die Becher noch misstrauischer machte.

»Na, neugierig auf den Kollegen?«

Das war Ironie, keine Frage. Münzenberg steckte zu wenig in der alltäglichen Mühsal, um irgendetwas ernst zu nehmen. Mit spöttischer Andacht füllte er die Gläser und hob seins gegen das Licht, studierte die Lichtreflexe und die Korkreste, als hätte er seine Frage vergessen.

Becher trank eigentlich keinen Wein. »Er versteht es eben, die Neugier anzustacheln.«

Münzenberg zuckte mit den Schultern, hob noch einmal andeutungsweise das Glas in Bechers Richtung, wartete unbewegt, bis der sein Glas ergriffen und genickt hatte und trank dann – nein, er trank nicht, er schwenkte das Glas zur Nase, neigte es um ein Weniges, blähte die Nüstern, schloss mit einem schmerzlichen Lächeln die Augen, setzte es an die Lippen und ließ einen Schluck, nur ein Schlückchen, in die Mundhöhle laufen, wo er es tropfenweise abschmeckte, kaute und endlich gnädig in die Kehle rinnen ließ. Becher nahm einen einzigen kräftigen Schluck und sein Glas war leer. Mit Münzenberg als Gegenüber blieb dir nur, den Proleten zu spielen.

»Man hört, es werde heute eine Überraschung geben? Die Direktion ist beunruhigt. Größere Posten Billets sollen von dubiosen Figuren aufgekauft worden sein.« Münzenberg zeigte vage hinter sich in den Saal.

»Tatsächlich. Dubiose Figuren.« Becher war ein bisschen beleidigt in seinem watteweichen Vorabendrausch, sah sich dann vorsichtig um, Münzenberg feixte.

»Sie halten ihn für einen Hochstapler, nicht?«

»Nein.« Das war gelogen und ein Blick von Münzenberg verriet, dass er das durchschaute.

»Sie verachten ihn?«

»Nein.«

Es klang wie: Dich verachte ich. Deine Manieren, dein Geld. Münzenberg drehte immer noch sein Glas, betrachtete durch den funkelnden Kelch den Bühnenvorhang.

»Schauen wir es uns an. Bevor wir urteilen?«

Das Urteil stand längst fest. Victor Nesselkönig war, um das mindeste zu sagen, der Held der Saison. Der Autor des schnellsten und bösesten Romans über die zwanziger Jahre. Über Nacht aufgestiegen aus dem Nichts. Herkunft unbekannt. Gewiss Jude, jedenfalls bestritt er es nicht. Quasi ein Marsmensch, gut ein Jahr zuvor in Berlin gelandet. Nicht so distinguiert und bildungsprotzend wie die Brüder Mann, nicht so treuherzig wie Hesse, nicht so plebejisch wie Remarque. Schlagfertiger als Tucholsky, witziger als Kästner. Hintergründiger als Brecht. Sein Roman: Die Sieben Sinne.

»Sie haben es gelesen?«, fragte Münzenberg, eine Unverschämtheit.

»Ich hab’s gelesen.« Becher schielte auf die Flasche, dann auf die verhüllte Bühne.

Ein Großmeister der Beschreibung: des Bordells und der Kaserne, des Adelssitzes am Tag der Zwangsversteigerung, des Irrenhauses und seiner dünkelhaften Insassen, des Warteflurs im Sozialamt. Er schien mehrere Leben gehabt zu haben, überall dabei gewesen sein, als habe er nur mitgeschrieben, verkürzt, komprimiert, eingedampft. Das Gold aus der Wirklichkeit gewaschen. Und er wurde gelesen, mehr als jeder deutsche Autor des Jahrhunderts. Mit ihm konkurrierten nur Tote, die mit dem Lehrplan der Gymnasien verbündet waren. Die UFA wollte die Sieben Sinne verfilmen. Angeblich hatte Rühmann zugesagt.

Am Nebentisch fiel Becher eine junge Frau auf, mit porzellanfarbener Haut und rötlichen Haaren, die sich ab und zu misstrauisch umsah, als gehörte sie zu Nesselkönigs heimlicher Entourage. Sie parierte Bechers Blicke und wendete sich nach hinten. An den Wänden fläzten Kerle mit Quadratschädel und kurzen gescheitelten Haaren. Typen, die sonst den Einlass beim Boxen kontrollierten. Je länger Becher umhersah, im Halbdunkel unter den Emporen, desto mehr dieser Schlägervisagen fielen ihm auf. Spöttisch herabhängende Mundwinkel, Fäuste in den Hosentaschen, herausfordernde Blicke. Die rothaarige Frau drehte sich halb zurück und betrachtete Becher ungeniert, seinen rasierten, glänzenden Schädel. Becher drückte den Rücken durch.

»Sie haben das … arrangiert?«, fragte er Münzenberg beiläufig, aber seine Stimme zitterte. Der federleichte Rausch verzog sich, wich hämmernder Panik. Er schielte nach dem Flaschenkühler.

»Das da?« Kopfbewegung zu den Schlägern. Münzenberg kicherte, schenkte aber zu Bechers Erleichterung nach. »Im Ernst: Ich kann Sie beruhigen. Man wird uns über den Bühneneingang zu seiner Garderobe bringen, bevor … ähem … gewisse literaturbeflissene Damen« – er nahm mit geschlossenen Augen einen tiefen Schluck und beendete den Satz nicht, eine Eigenheit, die Becher, sonst kein Apostel der Konvention, rasend machte. Gewisse literaturbeflissene Damen gewannen Macht über seine beschwipste Fantasie. Ruhm, wahrhaftig Ruhm. Die Kritiker waren so unvorsichtig gewesen, für den Debütanten sorgsam aufgesparte Superlative aus ihren Schubläden zu holen, jetzt bissen sie sich auf die Lippen: Das Volk hatte die Buchhandlungen gestürmt. Leute, die einen Wintermantel entschieden nötiger hätten als einen Roman. Der Bund Proletarischer Lesezirkel hatte eine ganze Auflage gekauft. Wenn Nesselkönig nicht unsichtbar geblieben wäre, hätten Kommunisten und Sozialdemokraten sich darum geprügelt, wer ihm zuerst einen Listenplatz für den Reichstag anbot. Aber schon damals hatte er Avancen aller Art nicht beantwortet, sondern es vorgezogen, ein Phantom zu bleiben. Gisa Pellmann, eine Figur seines Romans, war zu Fleisch und Blut geworden. Eine Hochstaplerin hatte mit ihrem Namen Hotels und Banken geprellt, bis Nesselkönig, von Fischers Verlagsjuristen gedrängt, öffentlich erklärte, die Frau sei seine Erfindung. Und erst das Ausland:

Deutschlands Rache für Versailles4

Der deutsche Shakespeare5

Die literarische Welt hatte den Verstand verloren und Nesselkönig war, wie vom Ruhm verschreckt, verschwunden. Todesgerüchte machten die Runde und heizten den Verkauf an. Und jetzt war er hier.

»Es wäre mir lieb«, sagte Becher wie zu sich selbst, »wenn Sie mich reden ließen. Nachher.«

Münzenberg beugte sich herüber, seine Augenbrauen in Höhe des Glases, das Becher in der Hand behalten hatte.

»Und, mein Lieber? Wann können wir uns auf etwas Neues von Ihnen freuen?«

Becher, an seiner empfindlichsten Stelle getroffen, wiederholte seinen Satz und Münzenberg lachte. »Becher, mein Lieber, glauben Sie endlich und sagen Sie es in Moskau weiter: Wir ziehen am selben Seil.«

Becher wollte etwas erwidern, etwa: Am selben Seil, aber auch am selben Ende? Aber der Lärm schwoll an, eine Woge in Richtung Bühne, die von der Rampe zurückschlug, sich an neuen Wellen von Erwartung brach. In Bechers trunkenem Kopf entstand die berauschende Vorstellung, er selbst sei es, auf den sie warteten. Er sah sich noch einmal um. Die Saaldiener rannten umher, bis das Gemurmel nachließ. Einer von ihnen legte mit der Inbrunst des Künstlers nacheinander alle Lichtschalter um, jedes Mal den Kopf in Schalterrichtung neigend. Der Saal fiel Planquadrat für Planquadrat ins Dunkel, nur noch die Tischkerzen leuchteten wie Katzenaugen. Mit der voranschreitenden Dunkelheit breitete sich Stille aus. Der schwarze, von unten angeleuchtete Vorhang bewegte sich. Ein senkrechter Streifen weißen Lichts fiel heraus, gleißend wie von einer Schweißflamme. Becher bemerkte erst jetzt, dass auf den schwarzen Tüchern ein Schriftzug aus Licht stand, mit dem die Falten spielten.

Und Du?

stand dort in weißem Faksimile, irrlichternd und klein, und kaum dass er es gelesen hatte, begann eine dunkle, warme, klingende Stimme hinter dem Vorhang zu sprechen:

»Und Du?

Feigling, Flüchtling, fahnenflücht’ger Held?

Zeuge, Zaud’rer, Zeilenschinder, Du?

Du hältst dir fest die Augen und die Ohren zu.

Wenn Du nur glaubst, dann rettest Du die Welt.

Du willst nicht glauben?

Zweifelst, zögerst immerzu?

Doch Du musst glauben lernen, glauben wollen lernen,

lernen zu glauben, was Du glauben musst.

Denn nur die Gläubigen gehör’n dazu.«6

Becher atmete tief ein, fast ein Seufzer, ein unwillkürlicher Ausbruch empfindlichen, verletzten Stilgefühls. Man hörte es in der heiligen Stille, die über dem Saal lag. Gedichte! Der Herr Kollege Romancier hatte schon Gedichte geschrieben, die er einer seiner Figuren, einem literarisch ambitionierten Anwalt, dessen Name Becher entfallen war, in den Mund gelegt hatte. Die Kritik hatte ihm selbst das verziehen. Der Vorhang fiel lautlos auf den Bühnenrand, ein Manierismus, eine von Peinlichkeit unbeirrte Selbstinszenierung. Ein herabfallender Vorhang: Ich bitte Sie! Alberne Maskierungen. Eine changierende, irrlichternde Identität. Lust an Brüskierung, absurden Ideen. Der Vorhang lag für den Rest des Abends wie ein toter Vogel auf den Stufen, die zur Bühne führen.

Auf der Bühne stand Victor Nesselkönig.

Er trug allen Ernstes eine Maske; eine orientalisch anmutende Kopfbedeckung, die bis über die Augen reichte. Im Saal breitete sich die Enttäuschung aus, ihn nicht von Angesicht sehen zu können. Becher drehte sich vorsichtig um, blickte in die vom Widerschein der Bühne erleuchteten Gesichter. Sie sammelten sich. Sie wollten es glauben. Es ihren Kindern erzählen können, diese Toren. Becher schüttelte den Kopf.

Nach dem ersten Gedicht gab es einen schüchternen Applaus aus den hinteren Reihen, ein Zeichen der Bereitschaft zum Einverständnis. Münzenberg fläzte auf dem Tisch und zeigte Anzeichen nervöser Begeisterung. An den Nachbartischen sah man leicht irritierte Blicke zur Saaldecke. Vom Nebentisch kam ein klackendes Geräusch, die rothaarige Frau beugte sich nach vorn und tastete nach irgendetwas unter ihrem Stuhl. Ihr Maiglöckchenparfüm fächerte sich auf. Becher und Münzenberg starrten ihr ins Dekollete.

»Wissen wir, ob er es wirklich ist?«

Münzenberg, wieder zurückgelehnt in seinen Sessel, besaß die Fähigkeit, tonlos zu flüstern, reine Artikulation. Becher neigte den Kopf, ohne die Bühne aus den Augen zu lassen.

»Ich meine, dass er wirklich Nesselkönig ist?«

Becher reagiert nicht, sein Gesicht zeigte demonstratives Befremden. Es war ihm unangenehm, dass Münzenberg dasselbe dachte wie er.

Der Mann auf der Bühne mit seiner schwarzen Narrenkappe nahm einen Zettel vom Tisch, ein weißes Blatt, warf einen Blick darauf, als müsse er sich eine Nummer merken, und warf es dann, noch während er die erste Zeile sprach, mit einer eleganten Handbewegung hinter sich, wo es taumelnd, hin und her schaukelnd, der Schwerkraft Widerstand leistend, zu Boden segelte. Es schien, als habe er auf jedes Blatt nur eine Zeile oder einen Satz notiert, er griff sich eins aus dem Stapel, blickte darauf, sprach, warf das Papier weg, im Rhythmus seiner Halbsätze. Dabei lief er auf der Bühne hin und her wie ein gefangenes Raubtier, bewegte den Kopf und die freie Hand, als spräche er zu sich selbst, zu einem Hörer in seinem Kopf. Durch einen Trick des Beleuchters entstand der Eindruck, dass er bis zu den Knien im Dunkeln watete. Das Licht vom unteren Bühnenrand warf seinen riesigen geknickten Schatten auf den rückwärtigen Vorhang. Einmal ging er mitten im Satz nach links von der Bühne ab, man hörte ihn mit donnernder, durch die Dekoration gedämpfter Stimme hinter den Kulissen weitersprechen, seine Stimme wurde dumpf, der Hall flacher, als entfernte er sich. Im Saal hielt man den Atem an, um etwas zu verstehen. Die Stimme wurde so leise, dass man das Klirren der Gläser im Foyer hörte. Die Stadt schickte ihre Signale, das Quietschen von Straßenbahnen, das Heulen von Polizeisirenen. Nesselkönig kam zurück auf die Bühne, in einem Lichtkegel, in dem Staubpartikel und Schweißtropfen tanzten. Während seines Verschwindens hatte er keinen Moment ausgesetzt mit seinen ansteigenden Perioden, mit einem atemlosen Stakkato einsilbiger Worte, von denen es gar nicht so viele gab im Deutschen:

Dadadada dada dadadada dada

Dadadada dadada dadada dada

Dadadada dadada dadadada

Da da da da dada!

fort.Jude!