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exquisite corpse

Schriften zu Ästhetik, Intermedialität und Moderne

BAND 4

In Verbindung mit

Lorenz Aggermann (Bern) – Wouter Berteloot (Antwerpen) – Marie-Claire Dangerfield (Dublin) – Alexander Edelhofer (Wien) – Thomas Edlinger (Wien) – David Fine (San Francisco) – Günther Friesinger (Wien) – Deborah Kindermann-Zeilinger (Wien) – Günter Krenn (Wien) – Kathrin Kuna (Berlin) – Helena Langewitz (Basel) – Tina Lorenz (München) – Camille R. Meyer (New York) – Stefanie Populorum (Wien) – Kerstin Ohler (Wien) – Uwe Schütte (Birmingham) – Christian Stiegler (Wien) – Georg Tscholl (Wien) – Jörg Vogeltanz (Graz) – Ines Wagner (Wien) – Matthias Wittmann (Basel) – Barbara Zeman (Wien)

herausgegeben von

THOMAS BALLHAUSEN

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Das Buch

In seinem international gefeierten Debütroman Sharp Teeth – Scharfe Zähne zeichnet der Autor Toby Barlow ein düsteres Bild der Stadt Los Angeles und vereint die Coolness von Noir-Krimis mit antiker Mythologie. Er koppelt eine berührend aufrichtige Liebesgeschichte mit dem Porträt einer Stadt, die voller Träume und Alpträume steckt.

Ganz dem Rhythmus des Hip Hop und den Wurzeln der Beat Poetry verschrieben, erzählt Toby Barlow in seinem beißenden Plot die Geschichte des Hundefängers Anthony, der sich im Los Angeles der Gegenwart in eine mysteriöse Frau verliebt und in einen Machtkampf unvorstellbaren Ausmaßes hineingezogen wird. Rudel von Werwölfen ringen um die Vorherrschaft auf den Straßen und in den verlassenen Gebäuden einer verfallenden Gesellschaft – der heutigen Gesellschaft.

Scharfe Zähne ist mehr als eine mitreißende Horror- und Fantasy-Geschichte. Barlow schließt an die großen Arbeiten von James Ellroy, Allen Ginsberg und William S. Burroughs an, sein dynamischer Roman ist die »Göttliche Komödie« des 21. Jahrhunderts, ein bissiges, durch und durch lebendiges Stück Literatur.

Der Autor

Toby Barlow arbeitet als Executive Creative Director für die Werbeagentur JWT in Detroit und New York City. Seine literarischen Arbeiten erschienen u.a. in renommierten Zeitschriften wie »n+1« und »The Huffington Post«.

Sharp Teeth ist sein Debütroman, der binnen kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Kultbuch wurde.

Poetry is a way of taking life by the throat.

ROBERT FROST

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Inhalt

Das Buch

Der Autor

Erstes Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Zweites Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXVIII

Kapitel XXXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Kapitel XXXIII

Kapitel XXXVI

Drittes Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Viertes Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Fünftes Buch

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Kapitel XVI

Kapitel XVII

Kapitel XVIII

Kapitel XIX

Kapitel XX

Kapitel XXI

Kapitel XXII

Kapitel XXIII

Kapitel XXIV

Kapitel XXV

Kapitel XXVI

Kapitel XXVII

Kapitel XXVIII

Kapitel XXIX

Kapitel XXX

Kapitel XXXI

Kapitel XXXII

Kapitel XXXIII

Kapitel XXXIV

Kapitel XXXV

Drei Verwandlungen. Eine Nachbemerkung

exquisite corpse Band 3

exquisite corpse Band 2

exquisite corpse Band 1

Impressum

Carl Weissner

NACHTS IN DEN KARPATEN

Wenn Sie einen Werwolf heiraten, erwarten Sie bitte nicht, daß er nachts zuhause bleibt.

LOIS H. GRESH, THE TWILIGHT COMPANION (NEW YORK 2008)

Der von Baskerville sah aus wie eine verlängerte Wildsau. Aber als Scheusal aus den Tiefen des Unbewußten war er ganz erfolgreich.

Reinhold Messner will einen im Himalaja gesehen haben.

Auf Haiti heißt er WéWé und ist ein Mischwesen aus Alien und Hyäne. Die können einem leid tun.

Bei Viktor Pelewin (The Sacred Book of the Werewolf, London 2009) bildet er sich ein, Nietzsches Übermensch zu sein.

»In einer Welt von Geheimdienstlern, Perversen und Oligarchen treibt er es mit einer Füchsin, die einen chinesischen Namen hat und anschaffen geht.« (Klappentext) Der Autor ist Buddhist.

Der Begriff existiert seit dem Jahr 1213 und ist damit älter als die Magna Carta. (Ian Woodward, The Werewolf Delusion. New York 1979)

Hunter S. Thompson, Amerikas letzter großer Journalist, hielt es für ausgemacht, daß Richard Nixon um Mitternacht mit triefenden Lefzen und buschigem Schweif aus einem Fenster im Ostflügel des Weißen Hauses springt und Jagd auf Hippies macht.

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»Sie verwandeln sich!!!«

UNDERWORLD: EVOLUTION (USA 2006)

Ja, es tut weh. Aber auch nicht schlimmer als bei Gregor Samsa.

Michael Landon, der jüngste Cartwright-Bruder in » Bonanza«, hat als Minderjähriger den Pelzigen mit den Reißzähnen gespielt – ein schicker Propagandafilm über das Wölfische im nachtaktiven amerikanischen Teenager.

William Burroughs fand die Werwolf-Geschichten von Frank Lauria (»Creepy stuff …«) am überzeugendsten – wegen unverschämt lässiger Nähe zur Realität von heute.

In Thailand erzählen sie von einem, der in der Hauptsaison am südlichsten Strand von Phuket aus dem Wasser kommt und deutsche Rentner anfällt.

Julie Delpy: »Ich rechne ständig damit, daß mir im nächsten Hauseingang so ein Vieh auflauert.«

In meinem letzten Buch gibt es ein Kapitel, das heißt: »Courtney Love im Benedict Canyon von Werwolf verfolgt.« Gemeint ist der Benedict Canyon in Los Angeles. Jemand hat darauf mit einem Schnellschuß-Videoclip reagiert (YouTube, Courtney Love Chased by Werewolf in Benedict Canyon).

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» Ach, ihr seid auch Werwölfe? Na toll … cool …«

AMERICAN WEREWOLF IN PARIS, 1997

Es gibt ihn häufiger als man denkt. Neulich in St. Pölten … in Altötting … Bruno der Bär: Warum haben sie ihn erst mit einer silbernen Kugel totgekriegt? Also bitte.

Phettberg ist einer. Auf hohem Niveau.

»I always have such ANGST.« Patricia Highsmith zu einem deutschen Reporter auf ihrer einsamen Insel in der Loire.

WEISSNER: »Es ist ja nicht so, daß man die Drohung ständig im Nacken haben muß, um kein Versager zu sein.«

BUKOWSKI: »Doch.«

Los Angeles, 8. August 1968

Am 12. Februar testet Benicio Del Toro das Blockbuster-Potential des Hundsmenschen und Emily Blunt macht ein tragisches Gesicht dazu. Auch nicht verkehrt.

In der Figur des Adolf Hitler ist der Werwolf auf Schwundstufe zu besichtigen – degeneriert bis zur Unkenntlichkeit. Wer seinen Schäferhund »Blondie« nennt – alles klar. Und von wegen »Heul!« Bullshit.

Wahr ist die Begegnung mit dem eigenen Abgrund, und Angst ist der einzige Affekt, der unseren Zugang zum Realen garantiert.

SLAVOJ ZIZEK, PARALLAXE (2006)

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Man kann sagen, seit dem Nibelungenlied ist der Lycanthropos vulgaris immer unter Wert gehandelt worden. Sogar bei Georges Bataille.

Bis eines Nachts der Advertising Executive Toby B. erkannte:

Das Untier hat ein eigenes Epos verdient.

Ein Epos traut sich heute nur noch einer, der entweder wahnsinnig oder Werbetexter ist.

So oder so, Toby ist qualifiziert.

Er ist ein zähnefletschender Troubadour des Ungeheuerlichen. Beinah schon ein Artgenosse.

Bei Tag macht er mich besoffen mit Poesie; bei Nacht tigert er mit mir durch Urwälder von Abartigkeit und Gewalt.

Gut so. Der WéWé muß sein Unwesen dort treiben, wo er die größte Freiheit hat. Im fahlen Mondschein, in Nacht und Traum und Albtraum.

Toby Barlow hat das sauber hingekriegt. Ich wünsche ihm viele Opfer.

30.VI. 2009

Erstes Buch

Jedes Dokument der Zivilisation ist zugleich auch ein

Dokument der Barbarei.

WALTER BENJAMIN: ÜBER DEN BEGRIFF DER GESCHICHTE

His hair was perfect.

WARREN ZEVON: WEREWOLVES OF LONDON

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I

Lass uns über diesen Mann dort drüben

am Frühstückstisch singen,

seine gebräunten Hände machen endlose Kreise

über den Stellenanzeigen

»Gesucht« »Gesucht« »Gesucht«

kleine Jobs wenig Geld,

aber man muss ja irgendwo anfangen.

Hier.

L.A.

East L.A.

Eine Viertelmeile von dort,

wo sie an warmen Sommernächten die Mariachis abholen,

zwei Meilen von La Serenada de Garibaldis

wo die pantherschwarzen Autos auf ihren Hinterteilen lauern,

während ihre blonden Frauen drinnen essen,

die blutroten Male

von ihren stillen Lippen wischend.

»Gesucht« »Gesucht« »Gesucht«

Sein Blick kreist über der Zeitung

dann greift er nach dem Telefon

atmet tief, beginnt.

»Nö, danke.«

»Der Job ist schon weg, alles Gute noch.«

»Haben Sie Erfahrung?«

»Hinterlassen Sie eine Nachricht.«

»Vergisses.«

»Sie klingen mexikanisch, ola, Du sein Mexikaner?«

»Rufen Sie Montag nochmal an.«

»Hmmm, davon weiß ich nichts.«

»Nein«

»Nein«

»Nein«

Dann fängt sein Widerhaken etwas. Eine dünne goldene Ader.

Knospen der Hoffnung brechen durch die trockene weiße Erde:

»Ja klar, komm vorbei, wie ist Dein Name?«

Hundefänger.

Sein Vater war kein Mensch, mehr ein schlafender Bulle,

mit Händen wie Vorschlaghämmer und einem weichen Herz.

Einmal brachte er vom Zwinger einen Hund mit

für Anthony.

Kaffetrinkend neben dem Telefon

klingt diese kleine kläffende Hoffnung jetzt immer noch in seinen

Ohren,

Anthony lächelt, erinnert sich an die Art,

wie der Welpe zwischen den starken Beinen seines Vaters saß,

als sie da standen, sahen sie wie Götter

auf die kauernde kleine Kreatur herab.

Sie lachten. Der Welpe entspannte sich,

wedelte mit seinem fetten Schwanz.

Sein Vater war nett zu dem Hund, zu den Kindern, zu seiner Frau

bis er eine Woche später auf der Sepulveda

durch die Windschutzscheibe flog. Traf ihn so hart,

dass es egal war, wo er schließlich landete.

Und danach war nichts nett,

es war jeder gegen jeden

und da waren keine Männer mehr,

nur eine Witwe, ein paar Kinder

und ein Hund, der in den Zwinger zurückging,

eine neue Chance, eigentlich chancenlos.

C’est la guerre.

Über seinen Weg nachgrübelnd

fragt sich Anthony nun,

ob der Hund vielleicht

kein schlechtes Omen gewesen war.

»Rudel von dreißig oder vierzig

wandern herum

wie Gauchos in ihren eigenen verdammten Geisterstädten.

Sie kommen von den Hügeln, oben von den Arroyos.

Wir wissen nicht wie viele, die Schätzungen variieren,

aber jedes Mal, wenn sie kommen,

gehen ein paar Haushunde mit ihnen mit.

Wann immer sich Pudel und Koyoten mischen,

wird’s interessant.«

Calley ist so weiß, er ist rot. Gebleichte Züge, eingesalzen und

verbrannt.

Er zeigt Anthony, wie man sie anpackt, wie man die Schlingen zieht,

die Drähte umlegt.

Sie sitzen beim Schießstand. »Du schießt mit Betäubern,

aber du kannst genau so gut mit Scharfen üben.« Calley zeigt

Bissspuren an seinen Händen, Beinen und Armen.

Sein Atem beißt auch: Kaffee, Zigaretten und einfach ranzig.

»Ich werde für eine Zeitlang dein Partner sein, aber bei all den

Kürzungen, die sie machen, müssen wir alleine fahren.«

»Was passiert, wenn ich auf ein Rudel treffe?«

»Triff ein Rudel, greif zum Funk.« Calley macht eine Pause,

zieht an der Kippe, das Rot in seinen Augen ganz ähnlich

dem Spinnennetz geplatzter Gefäße überall in seinem Gesicht,

es ist ein vernebeltes, milchiges, blutunterlaufenes Starren,

aber es ist gibt da immer noch ein mieses Leuchten.

Er räuspert sich. »Magst Du Hunde?«

»Ja, klar.«

»Hmmm.« Er nickt. »Das gibt sich.«

Das »Animal Control«-Logo erstaunt Anthony.

Tiere haben keine Kontrolle, sie laufen, sie ficken, sie essen,

sie töten um zu ficken, sie töten um zu essen

und sie schlafen in der Mittagssonne.

Anthony hat keine Angst vor den Hunden,

er hat keine Angst vor der Arbeit,

er hasst einfach die anderen Typen.

Er sitzt abseits, versucht sauber zu bleiben.

Vielleicht wird er mit der Zeit wie sie,

voller Schmutz und Bitterkeit.

»Aber, Allmächtiger«, denkt er,

»Ich hoffe doch nicht.«

II

Da ist überall Blut,

aber es sind die Kreaturen dort drüben am Rand,

die an den Säumen der rubinroten Lache lecken,

die Deine Neugier wecken.

Stellen wir das mal klar,

es ist nicht der Vollmond.

Das ist so alt und überholt wie jeder Mythos.

Ein Gedanke und das Blut rast,

eine Disziplin entfaltet sich,

so dass man sich selbst entzünden kann,

neu formen, um etwas Hundegleicheres zu werden,

noch immer bewusst, ein wenig hungriger.

Es ist eine rohe Kraft der Muskeln,

reiche Sexualität

und das Essen schmeckt um einiges besser.

Stell Dir vor,

zusammen mit dem Rudel schlafen,

die Sicherheit, die Treue,

der Schutz.

Stell Dir

diesen elementaren Trost vor.

Knochen, Liebe, Fleisch, Knorpel, Hitze, Wut, Erschöpfung, Trieb,

Hunger, Blut, Fett, Mark.

Fünfzehn Männer liegen in einem Haus.

Hör auf die Nacht,

in der sie leise knurren,

irgendwer jagt irgendwas in seinen Träumen,

verzweifelt nach Genugtuung

dann still.

Da gibt es eine Frau.

Da gibt es einen Anführer.

Das Rudel tut, was er sagt,

sie kommt und geht

wie es ihr gefällt.

Lark wurde herausgefordert,

in jener mondlosen Nacht.

Das Rudel hatte gesehen und gefühlt,

wie es kam und wuchs.

Lark war ein Mann, als es begann,

ein Wolf, als es endete.

Con versuchte, ihn mit einem Messer zu erwischen,

Kam einfach durch die Vordertür.

Aber mit Anmut, perfekt und fließend,

schlüpfte Lark an der Schneide vorbei,

packte Cons Hand und bog sie zurück,

die Klinge flog durch den Ruscha.

Zähne gleißten offen und scharf,

Muskeln zerrissen Jacken,

zerfetzten die Ted Baker Hemden,

schweißdurchtränkt,

die Wände blutgestreift.

Eine Tag Heuer fiel von dem,

was einmal ein Handgelenk gewesen war.

Con war ein Mann, als es begann,

als sie fertig waren, war nicht mehr viel von ihm übrig.

Manche von uns haben Probleme,

sie reden immer noch über Bone und was das Fett mit ihm macht.

Er kann in keinen Hühnchenimbiss gehen

Der Geruch, der Duft verwandelt ihn sofort.

Sie sagen, er hätte mal ein ganzes Popeye’s ausgelöscht.

Es kam in den Nachrichten, ungelöst.

Er hatte nur eine Stunde gebraucht.

Er ging hinein, um einen Kübel Frittiertes mitzunehmen.

Der Geruch traf ihn, die Verwandlung passierte

und das ganze Lokal musste dran glauben.

Hühnchen, Kunden, Kekse und Gravy.

Lark sagt, dass Kontrolle alles ist.

Es gibt keinen Anteil des Hasses

für Deine eigene Natur, es ist einfach in Deinem Blut.

Das ist jetzt etwa drei Jahre her,

es gab ein wenig Aufregung,

die Presse spricht von Gangs,

Leute jaulen im Fernsehen,

dann, wenig überraschend,

geht das Leben weiter.

Zwischen Geld, Arbeit,

und dem Alltag

verliert Lark nie das große Ganze

aus den Augen.

Das Rudel hinterfragt niemals

seine Absichten,

wenn sie es täten, so spüren sie,

gäbe es keine Antworten.

Also folgen sie seinem Kurs

und bleiben ruhig,

halten sich ans Tempolimit

und Bone kriegt sein Hühnchen aus dem Drive-Through.

Sie tun ihr Bestes, um sauber zu bleiben.

Sie reden noch immer über den Letzten, der etwas versucht hatte.

Baron, damals auf der Party in Irvine,

dachte, ein paar Lines könnten Spaß machen.

Die Presse spricht von Gangs,

Leute jaulen im Fernsehen,

aber es war nur Baron.

Es gibt ein paar Probleme,

aber, hauptsächlich, geht das Leben weiter.

Lark hat eine Frau.

Er sagt, jedes Rudel muss eine haben.

Das Rudel hat Bedürfnisse

aber Lark sagt, darum geht es nicht.

Er sagt, Kontrolle sei der Pfad.

Wenn sie da zwischen ihnen liegt,

die Linien ihrer Kurven feine Folter,

kann die Spannung so dicht sein,

dass jeder einzelne

sich wie eine angespannte Klaviersaite fühlt,

wenn ihre Körper

das summende Verlangen unterdrücken.

Lark sagt, das Verlangen hält das Rudel zusammen,

nennt es den Ukan-Pfad.

Das Rudel folgt ihm, weil hier,

im Inneren des Zirkels

kosten sie das frische, feuchte Fleisch des Erfolgs,

doch außerhalb

liegt nichts als die Dunkelheit der Kojoten.

Blut, Fett, Knorpel, Talg, Sehnen, Muskel, Eingeweide, Versteck, Pelz,

Schlaf

Sie mögen in ihren Träumen wohl zucken, wenn sie schlafen,

aber sie schlafen tief.

III

Sie fährt allein,

eine Route, die sie

hinunter zum Strand bringt,

die sie zurückführt,

ihre Erinnerungen flackernd,

zu dem, was gewesen ist.

Sie sollte geradewegs zur Bar gehen,

um zu sehen, ob er da ist.

Lark schickte sie, es ist ein einfacher Plan,

ein langsam arbeitender Plan, zu welchem Ende, wer weiß,

Lark beschützt sie vor den Hunden, bietet ihr Sicherheit.

Er sagt, es ist ein Drei-Wochen-Job, einfach.

Sie vertraut ihm.

Aber sie hat trotzdem Zeit für einen Abstecher an den Strand.

Damals, davor,

hasste sie die Punks, Goth-Scheiß war Drama für Spinner,

sie aber war sauber damals,

sie liebte die starken Jungs,

sie fühlte sich rein mit den Athleten

und sie wollte nichts weiter als noch einen grasgrünen Tag

ohne jeden Wunsch nach etwas Tieferem oder Profunderem als dem

Junior College.

Dort auf den sandigen Stränden und mit

dem üppigen, gerollten Grün hatte sie nur drei Lieben,

Chad, so nett, ein Surfer, ein leichtes Lächeln und

der Zahn eines Piraten,

seine Hände wanderten über ihren Körper, dann wanderte er weiter.

Nur leichter Herzschmerz, kann nicht so schlimm gewesen sein.

Auftritt Mike, süßer Mike, sein Körper bog

sich über Volleyballnetze, er war groß, groß, groß,

doch als er aufhörte vorbeizukommen,

und sie den Schmerz tiefer in

ihre Rippen schneiden fühlte,

konnte sie es noch immer abschütteln,

sie wusste, etwas besseres würde kommen.

Dann Pete. Oh, Pete,

Basketball, Lacrosse, blauen Augen,

in denen man scheinbar schwimmen konnte.

Sie lächelte ihn so strahlend an,

ihre Zähne knirschten unter der Spannung.

Er konnte überall mit ihr spielen, sie überall berühren,

alles für Pete, alles an ihr verlangte nach ihm und öffnete sich,

wenn er ihren Schenkel berührte,

war sie in dieser Welt verankert.

Sie zeichnete ihn, während er schlief,

sie summte mit, wenn er sang.

Nett.

Aber dann zersprang etwas,

sie erinnert sich nicht mehr,

wie das Dunkel entfacht wurde, aber

eines faulen Daiquiritages

entschlüpften ihr einige kleine, falsche Worte,

dumme Eifersucht, nichts Ernstes, aber

der Tag dauerte an und

alles hatte den falschen Klang.

Und dann antwortete Pete

mit etwas weit Schlimmerem.

Der Moment schien stillzustehen,

doch Pete ließ sie in hohem Bogen

durch den Raum fliegen

ihr Kopf prallte hart gegen eine Wand,

einfach so.

Pete sah auf sie hinab

und sie war so schwach und schmal,

es war keine Anstrengung

sie nochmals durch den Raum zu werfen

und dann nochmal.

Keine erwähnenswerten Verletzungen

nur

ihr Gefühl für das Morgen,

vollkommen zerbrochen und durcheinander gewirbelt,

wie eine Farbpfütze auf dem Boden,

nachdem alle hellen Farben zusammengeblutet sind,

in ein simples

Scheißbraun.

Das ist schon lang, lang her, oder?

Erst gestern, oder?

Jetzt schläft sie bei Lark,

umrundet von einem Dutzend oder mehr Männern,

die jedem, der jemals versuchte, sie zu berühren,

schreckliche Dinge antun konnten,

aber sie braucht diese Männer nicht,

sie könnte ganz allein

eine Menge Schaden anrichten.

Sie hat das Blut dafür.

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Vorwärts fahrend, nach hinten blickend

findet sie, dass zwischen Zeit und Schmerz

nur die loseste Bindung besteht,

einige Dinge vergehen nicht,

die Verletzungen heilen nicht,

sie finden nur einen Platz in unseren Eingeweiden

und in unseren Knochen,

wo sie unruhig schlafen,

sich zwischen unseren Knöcheln und Rippen wälzen, biegen,

auf das Erwachen warten,

während die Schatten länger werden.

Pete lebt mit seiner Frau

unten beim Strand.

Lark sagt, er darf nicht angefasst werden. Noch nicht.

Sie gehorcht, aber sie weiß,

was ein Mädchen wie sie

einem Typen wie Pete nun antun könnte.

IV

Der einzige Grund aufzustehen, sind die Hunde,

Anthony interessiert der Job nicht,

die Männer sind alle Arschlöcher,

sie riechen nach Reinigungsmittel

sie wollen ihn als Teil ihrer Gang

Calley, Mason, Malone.

Wenn er sie beobachtet,

wie sie die Hunde zusammenschlagen

steht Anthony am Rand, rauchend, grübelt,

dass Hass und Liebe gleichweit strahlen

im Inneren und Äußeren des Fleisches,

deswegen haben, so sagt man,

gütige Menschen ein gutes Herz

während diese Bastarde

einfach nur schlecht riechen.

Ein paar carne asada tacos,

sechs Dollar, die er eigentlich nicht hat,

auf drei aufgeteilt in dem Zwinger,

für drei Hunde, die zu wissen scheinen,

dass sie bald dran sind.

Keiner von ihnen lebt wegen Anthonys kleiner Geste auf,

sie schlingen einfach alles hinunter.

Anthony streichelt den Gescheckten,

der nicht aufsehen will. Anthony blickt hinüber,

hört ein Jaulen, als

Calley einen Hund tritt.

»Das Leben ist kurz und beschissen«, sagt Calley

Ich hasse diesen verdammten Job, denkt Anthony.

Anthony nippt in der Bar an seinem Bier

und hofft auf einen Themenwechsel,

aber diese neue Beschäftigung ist ein gesellschaftliches Minenfeld,

weil jeder und ohne Ausnahme wirklich jeder

eine Hundegeschichte zu erzählen hat.

Die meisten von ihnen konzentrieren sich auf das

grausame und plötzliche Ende:

der Bus, der Pickup, der betrunkene Teenager,

der elektrische Zaun, der unglückliche Vorfall auf den Schienen,

das Rattengift, die plötzliche lähmende Krankheit, die Herzattacke,

der schleichende, blähende Verfall.

Die heutige Bedienung sagt etwas

über einen großen Afghanen-Sonstwas-Hund,

den sie irgendwann in den Siebzigern mal hatte,

»als das Hundefutter noch richtig schlecht war«, sagt sie.

Junge, denkt Anthony, woher sie das wohl hat?

Aber in all diesen Geschichten ist der Hund die

unschuldige Sternschnuppe,

auf die wir unsere Wünsche laden,

bis sie ausbrennt, schnell altert und hinter

unserem zerklüfteten Horizont verschwindet.

Jeder Hund markiert einen Teil unseres Lebens und

am Ende verfüttern wir sie an die Dunkelheit,

begraben sie, während wir weitermachen.

Was Anthony irgendwie daran erinnert, dass es vielleicht

nett gewesen wäre,

wenn dieses Auto anstatt seines Vaters

einen Hund erwischt hätte.

Noch ne Runde. Noch ne Runde. Noch ne Runde.

Oder, hey, es geht um die Tricks.

»Warum er mit Eiern im Maul laufen, Chopin spielen,

Ungeziefer und Gesindel aufstöbern, Hula tanzen,

das Wetter vorhersagen,

einen Lügner am Geruch erkennen, die Post sortieren,

die Blinden führen, echte Tränen weinen konnte.«

Aber niemand schien sich

an die erhabene Form eines Hundes zu erinnern,

wenn sie eingerollt wie ein Komma

in den kühlen erfrischenden Sommerschatten

dort unter dem Bett liegt.

Oder an die absolute Befriedigung,

die man an der stillen Anmut der Muskeln ablesen konnte,

wenn ein Hund stürmisch etwas Gutes frisst.

Oder der Freudentanz in den Hundeaugen

wenn sie dich aufmerksam beobachtet,

darauf wartend,

dass du genau das tust,

was sie will, dass du tust.

»Tu es«, sagt sie, »tu es jetzt.«

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In der Ecke der Bar

bemerkt Anthony

eine Frau, dunkles Haar,

alleine sitzend,

mit besseren Schuhen als diese Bar verdient.

Sie kommt Anthony ein wenig vertraut vor.

Aber das ist sie nicht.

Noch nicht.

Zurück bei den weißen Betonblöcken und den Käfigen

heißt es, dass Mason seit drei Tagen nicht aufgetaucht ist.

Irgendjemand kommt endlich dazu, anzurufen, aber

erhält weder auf dem Mobiltelefon noch zuhause eine Antwort.

Er lebt, keine Überraschung, alleine.

Die Belegschaft spricht beim Lunch darüber,

Calley sagt, Anthony soll mit ihm mitgehen,

um nach dem vermissten Mann zu sehen.

»Ich brauche dein Kung Fu, Kleiner.«

»Judo«, korrigiert Anthony.

»Was auch immer, gehen wir.«

Sie fahren dort hin. Schon bald haben sie einander nichts mehr

zu sagen,

Calleys Radio ist kaputt. Aber der Mann erträgt die Stille nicht.

»Hast du eine Freundin?«

Anthony denkt darüber nach, nicht zu antworten,

murmelt dann: »Nein.«

Judo erweist sich als unnötig, als sie ankommen, denn

Mason ist vollkommen weg, und es sieht nicht danach aus,

als würde ihn jemand finden können.

Anthony wundert sich,

woher soviel Blut bloß

herkommen kann.

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Jetzt wünscht er sich nach Hause

oder in die Bar

oder zurück in die Arbeit,

und nicht in ein Gespräch mit diesem Polizisten, Peabody.

Anthony erzählt ihm,

wie er mit Calley vor dem Haus vorgefahren ist,

niemand die Vordertür öffnete,

und sie deswegen nach hinten gegangen sind,

wo sie die Erkerfenster eingeschlagen vorgefunden haben,

und er, Jesus, tief einatmend, würgend,

911 auf dem Mobiltelefon gewählt hatte,

während Calley in die Büsche kotzte.

Der Typ von der Forensik kommt von hinten heran,

unterbricht sie,

er ist ein gruselig aussehender Typ –

Jesus, jeder hier sieht gruselig aus –

doch die Plastikhandschuhe des Kerls machen es nicht besser.

Was sagt er?

»Hatte Mr. Mason einen Hund?«

Große, rote Abdrücke auf der Veranda, auf den Böden,

sehen Sie, verschlepptes Blut auf dem kleinen Flecken grünen Gras,

das sich in der Alley verliert.

»Nein«, sagt Calley. »Er hasste Hunde.«

Die Cops testen und bestätigen schließlich

»Sein Blut.«

Und mit so viel davon verloren,

ist es beinahe egal, wo sein Körper abgeblieben ist.

Calley sagt nicht viel,

weder zu den Cops noch zu jemand anderem.

Er starrt mit leerem Blick auf den Asphalt.

Als Anthony ihn endlich vor einem Schnapsladen absetzt,

ist immer noch helllichter Tag, alles reflektiert

im gleißenden Licht von L.A.

»Ich sehe Dich in ein paar Tagen.«

Anthony beobachtet Calley, wie er durch die offene Tür geht

und in dem nachtschwarzen Loch namens

Vergiss diesen verdammten Tag

verschwindet.

Zurück im Büro

verschafft ein plötzlicher Mangel an Mitarbeitern

diesen drei Hunden in dem Käfig etwas Zeit.

V

Lark befiehlt dem Team den Vertrag heute

abzuschließen.

Das Rudel befolgt in den Verhandlungen vier Regeln,

die Baron redegewandt erklärt.

»Wir müssen ihnen nicht entgegenkommen.

Wir können den Verhandlungstisch immer verlassen.

Wir müssen kein Wort sagen, wenn wir es nicht wollen.

Und die letzte Regel ist einfach:

Wenn sie denken, dass wir sie vielleicht töten,

wenn sie das in ihren Eiern fühlen

und ein Nagen in ihrem Hinterkopf spüren,

dann, ratet mal,

ist alles verhandelbar.«

Sie haben drei Anwälte im Rudel,

darunter Lark.

Jede Verhandlung umfasst einen der Anwälte,

zusammen mit zwei anderen des Rudels.

Du wärst überrascht, wie einschüchternd

drei stille Männer,

starke Männer,

sein können.

So still,

dass das Rudel jeden Herzschlag hören kann.

In zwei Stunden

haben sie ihr Gegenüber auf ein Prozent gedrückt.

Der Schnitt des Rudels ist immens,

aber es gibt nie Beschwerden,

weder von den Studios, den Gewerkschaften,

den Handelsgesellschaften

oder irgendjemandem sonst, der sie engagiert.

Die Kunden, die Lark und sein Team verpflichten, wissen zwei Dinge:

Der Preis ist ziemlich hoch und der Sieg ist ziemlich süß.

Nach den Verhandlungen

geht’s zurück ins Büro.

Neben dem Rudel

gibt es noch acht weitere leitende Angestellte,

fähige Offiziere, weiß, aalglatt

und gierig nach einem Bonus,

ohne zu wissen, für wen sie wirklich arbeiten.

Der Senior Director, Jill,

wuchs auf Barbados auf

ging nach Standford, absolvierte Harvard Law,

kickboxt und reitet,

alles mit der Ruhe und Wärme

von Tiffany-Kristallen

und den Instinkten eines Killers.

Lark meint, sie könnten sie,

wenn sie wollten,

in nur zehn Jahren zur Gouverneurin machen,

aber er kann nicht sehen,

wie ihnen das helfen würde.

Der Typ vom Postraum,

den sie mit dem Presseagenten vom anderen Ende des Gangs teilen,

hat eine Metal-Band.

Lark weiß, dass das Rudel auch ihn groß machen könnte,

aber dann würden sie sich seine Musik anhören müssen.

»Hey, wo ist Lark heute?«

»Oben in Pasadena.«

»Was, schon wieder?«

Larks neues Spiel.

Der Pasadena Bridge Club.

Er hat nie gespielt, keiner von ihnen,

aber besteht darauf, dass alle am Turnier teilnehmen,

eine Entscheidung, die sie wütend gemacht hat.

Das ist, was Con angepisst hat

und schau was ihm passiert ist,

deshalb spielen sie, machen ihre Grand Slams.

Zwei vom Rudel, Cutter und Blue,

sind wirklich gut, ein Vergnügen ihnen beim

Entfalten von Fertigkeiten zuzusehen, die Lark niemals erwartet hatte.

Das Rudel lächelt, versammelt sich um den runden Kartentisch,

Evian trinkend und lachend,

wenn diese beiden Wunderkinder Gewinn um Gewinn machen.

Aber wenn das Spiel vorbei ist, ändert sich die Stimmung,

Lark kann das spüren. Eine Unsicherheit zieht durch die Gruppe.

Das Rudel kann den Pfad nicht sehen und deshalb

wundert es sich, in geflüsterten und gemurmelten Untertönen,

ob dieses neue Spiel Teil von

Larks großem Plan ist, oder ob er sie

nur auf den richtigen Augenblick warten lässt, indem er ihre Stärken

darauf verschwendet

verschwollene Blauhaarige und schülerhafte Gelehrte

mit nichts als Piken und Kreuzen

zu schlagen.

So viel potenzielle Gewalt sitzt gesittet

in langweiligen Clubräumen voller toter Luft

und ausgebleichten Teppichböden.

Vielleicht, so mutmaßen sie, testet er unsere Geduld,

lenkt uns ab, bereitet uns auf etwas vor.

Niemand weiß worauf.

Niemand kann sehen, wohin das führen wird.

Schlussendlich entspannen sie sich wieder,

das rote Fleisch und der tiefe Schlaf erinnert sie daran,

dass, während der Plan vielleicht Lark gehört,

das Geld in der Bank

und das Essen auf den Tischen

ganz sicher ihnen.

In warmen Nächten,

wenn die Santa Anas wehen,

fahren sie hinaus in die östlichen Wüsten

mit Kühltaschen vollgepackt mit San Pellegrino

und Filetstücken.

Sie schalten die Motoren ab,

kauern neben den warmen Körpern der Autos

voller Anspannung,

entzünden die Verwandlung,

Wellen von Muskeln, Fell und Zähnen

und dann rennen sie durch die Nacht

hetzend, spielend, übereinander hüpfend,

rangeln miteinander, schnappen nach Läufen und Pelz, rollen im Staub

laufen bis ihr Fell nass

und ihre Zungen trocken sind.

Jeder Plan, der Dir das bringt,

ist mehr als bloß gut.

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Sie war in letzter Zeit öfters weg,

kehrt heim, wenn sie alle schlafen.

Sie liegt neben Lark,

flüstert in sein Ohr,

während er ihre Seite streichelt.

Das Rudel traut Lark, wenn er sagt, es ist nicht

so

mit ihr.

Die Wahrheit ist,

sie würden es wohl nicht ertragen,

wenn er diese Grenze

überschritte.

Sie haben Disziplin,

sie haben die Regeln gelernt.

Ihre Rennen durch die Nacht

stillen die Lust und lassen den Hunger

aus ihrem Blut fließen,

aber grundlegendere Bedürfnisse schmerzen noch.

Disziplin Kontrolle Macht.

Die Ziele sind klar

aber der Pfad ist schwer.

Seit kurzem

verschwindet sie im Morgengrauen.

Das Rudel fühlt, dass etwas nicht stimmt,

alles fühlt sich anders an, verschoben,

und die Stimmung macht deutlich,

dass es nichts

mit Karten zu tun hat.

VI

Peabody, der Cop, ist zurück,

spricht mit dem Hausmeister des Tierheims,

erstarrt, als er Anthony erkennt,

der gerade eintritt.

Anthony richtet sich instinktiv ebenfalls auf.

Er will nicht noch mehr von all dem.

»Ihr Kumpel Mason war seit drei Tagen abwesend,

warum haben Sie ihn nicht früher angerufen?«

Wassollderscheiß, denkt Anthony,

aber er beantwortet die Routinefragen,

hasst den Columbo-und-Verdächtiger-Dialog die ganze Zeit über

und denkt: »Warum fühle ich mich verdächtig?

Ich bin kein Verdächtiger.

Ich mochte Mason nur nicht

und jetzt fühle ich mich schuldig, weil ich nicht traurig bin,

dass er tot ist.

Deshalb fühle ich mich wie ein Verdächtiger.

Oder vielleicht mache ich mir auch wegen nichts Gedanken.«

Jeder Tod sollte sich wichtig anfühlen, profund,

aber, ganz ehrlich, dieser ist einfach nur ein bisschen schräg.

»Im Ernst«, denkt Anthony. »Ich bin unschuldig,

man kann mir nur Hass oder Gleichgültigkeit vorwerfen.

Und wer wäre dann nicht schuldig?«

Er konzentriert sich auf den Cop und seine Fragen.

»Er war nicht mein Freund.«

»Warum sind Sie dort hingefahren?«

»Weil Calley das wollte.«

»Sie waren auch nicht Calleys Freund?«

»Nicht wirklich.«

»Warum sind Sie dann gefahren?«

»Weil ich Judo kann, Calley hat mich darum gebeten.«

»Wofür würden Sie Judo brauchen,

nur um nach einem Freund zu sehen?«

»Ich dachte, er spinnt bloß rum.«

»Judo. Okay. Nun, wie lange arbeiten Sie schon hier?«

»Seit fünf Wochen.«

»Wen haben Sie ersetzt?«

»Ich weiß nicht viel über ihn. Ein Typ namens Turner.«

»Wo ist Turner jetzt?«

»Sie sagen, er ist eines Tages nicht aufgetaucht.«

»Hat irgendjemand nach ihm gesehen?«

»Keine Ahnung.«

»Was soll diese Einstellung, Anthony?«

»Was?«

»Was soll diese Einstellung, Anthony?«

»Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ehrlich.«

»Okay, ich melde mich bei Ihnen.«

Anthony fährt seine Runden,

zwei Meldungen über durchgeknallte Pitbulls kommen herein,

er treibt einen im Park in die Enge,

er ist nicht verrückt, aber auch nicht nett.

Das Lasso wird übergeworfen, der Pit wandert in den Truck.

Er ruft die Zentrale, bekommt aber keine Antwort,

das Büro ist nicht besetzt. Momente später

erhält er eine Nachricht über ein Rudel, das eine Hündin jagt,

oben in der Nähe des Observatoriums,

und die Jogger auf dem Bergweg in Angst und Schrecken versetzt,

die eben daran erinnert wurden,

dass sie nur

warmes und wohlriechendes Fleisch sind.

Und langsam noch dazu.

Dafür bittet er per Funk um Unterstützung,

wenn sie die Hündin umzingeln können,

wären sie vielleicht in der Lage,

die anderen zusammenzutreiben, aber es ist niemand verfügbar –

das Büro ist bereits überlastet –

und Calley ist heute nicht aufgetaucht.

Also kann das Rudel heute ungestört durch die Hitze jagen,

während Anthony weiterfährt.

Es nervt, durch die Gegend zu fahren,

hunderte von Meilen zurückzulegen,

ohne L. A. je zu verlassen. Er hält an

einem Yucca Taco Hut, holt sich seine carne

asada tacos, sans salsa, für die drei in den Käfigen

und fährt zurück.

Als das Sicherheitstor sich öffnet, blinzelt er

und sieht ein Mädchen, hinter einem Auto geparkt,

das den Eingang beobachtet, ja,

jetzt kommt sie ihm bekannt vor.

Was zur Hölle soll das? Im Ernst, was zur Hölle.

Er hatte seit Ewigkeiten keine Verabredung mehr,

also ist es wert, darüber nachzudenken,

und auch darüber, dass sie ein Stalker zu sein scheint.

Verdammt, Rockstars ziehen solche Leute an,

aber beginnen normale Beziehungen jemals so?

Wer weiß, vielleicht

beginnt irgendwie

jede Beziehung mit einem Stalker.

Er füttert die Hunde.

Sie scheinen heute glücklicher zu sein,

vielleicht haben sie von Mason gehört,

oder vielleicht glauben sie sich,

da in ihren Käfigen sitzend,

nur Tage von der Nadel entfernt,

wieder im Vorteil.

Seine Gedanken springen zu dem Mädchen zurück.

Yeah, es ist eine Weile her, seit er ein Mädchen hatte,

das in seinem Kopf spazieren ging.

Peabody, der Cop, kreuzt ebenfalls durch seine Gedanken.

Wohin sollten diese Fragen führen?

Nicht viel ergibt an diesen Tagen einen Sinn,

aber bei einer Sache ist er sich sicher,

Cops und Frauen

verheißen wenig Ruhe.

VII

Möchtest Du etwas über

Larks Arithmetik wissen?

Fakt ist,

er weiß, dass es zwei andere Rudel gibt,

doch soweit er es ausmachen kann,

wissen sie nichts über ihn.

Er hat den Geruch von einem beim Lesen der Zeitung aufgenommen,

Geschichten über seltsame Verbrechen, voller Spuren und Hinweise,

die nur jemand bemerken würde, der sich auskannte.

Das ist in Long Beach, in der Nähe der Docks.

Er schnappte ein Gerücht auf,

über jemanden, der einen Graumarkt betreibt

unten im Warehouse District,

eine Gang, die manchmal mit vielen Hunden auftauchte

und manchmal gar keine zu haben schien.

Die andere Spur war etwas undeutlicher,

unten in der Nähe von San Pedro

nur etwas, das ihm in einem Polizeidienstbuch untergekommen war.

Zu viele Berichte über streunende Hunde die herumwandern

und verschwinden, bevor die Cops vor Ort sind.

Wahrscheinlich nichts.

Einen Blick wert.

Lark hat Penn hinuntergeschickt, um der Spur zu folgen.

Penn kehrte zurück, sagt, es riecht eigenartig.

Lark schickt ihn erneut hin,

Jag weiter.

Er glaubt, dass das Long Beach Rudel

die dunkleren Märkte des Importhandels

am Laufen hält.

Während er keine Ahnung über San Pedro hat,

ist Lark sich fast hundert Prozent sicher,

dass das Long Beach Rudel wirklich existiert.

Er schickt Baron in den Süden, befiehlt ihm,

in alles hineinzuschlüpfen, was es dort gibt.

Sich herumzutreiben, ihre Anzahl herauszufinden,

ihre Pläne, ihre Struktur,

ihre Mittel zu wachsen.

Indessen kommt Penn aus San Pedro mit nichts zurück.

Nicht dass es notwendigerweise viel zu erfahren gab.

Zwielichtige Hunde kamen alle zehn Jahre oder so,

ein Streuner von einem entfernten Rudel,

der eine Gang zusammenstellt, es einfach versucht,

sich einbildet, eine Nische in dieser Stadt besetzen zu können,

bis sie den Russen, den Crips oder

irgendjemand anderem mit einem Gespür für Territorien

über den Weg laufen.

Wolf oder Hund oder Mann,

sie alle sind den Kugeln untergeordnet

und verschwinden,

niemand wird daraus klüger.

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Lark denkt weiter. Selbst wenn beide existieren,

niemand außer ihm spielt in der Oberliga,

niemand außer ihm macht wirklich viel Geld,

niemand sonst besitzt irgendetwas im nördlichen Teil der Stadt,

und nichts kommt Larks Plan für die Zukunft

nahe.

Es ist okay.

Der langsame Plan strömt vorwärts,

er sendet Barons kleinen Bruder Bone in die Stadt

um den Job im Tierheim diesmal zu erledigen.

Die Dinge bröckeln ein wenig,

niemand spielt gerne drei Partien zur gleichen Zeit.

Aber das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen muss,

das langsame Spiel wird langsam weitergespielt,

so lange er nur

aufmerksam bleibt.

Fakt ist,

er weiß, dass einer von fünf

Menschen in Los Angeles einen Hund hat,

einen echten Hund, was die Hundepopulation

gleichgroß macht

wie die Anzahl aller in Atlante lebenden Menschen.

Fakt ist,

er weiß, dass es unmöglich ist, einen Wolf

von einem Menschen zu unterscheiden

wenn er nur sein Kinn oben

und seine Zähne sauber hält.

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Fakt ist,

es gibt Mächte in dieser Stadt

die noch unsichtbarer sind als seine.

Jemand hat nach einem Rudel Männer fürs Grobe gefragt,

diese Fragen

gingen mit weiteren Fragen über Hunde einher.

Lark riecht die Hinweise,

versuchte ihnen zu folgen, aber sie führten ins nichts.

Die Fragen ebbten ab, die Gerüchte verflüchtigten sich,

ließen Lark denken, dass wer auch immer gefragt hat,

so etwas wie eine Antwort gefunden haben muss.

Irgendwie fühlte sich das nicht richtig an.

Also grub er weiter,

verfolgte sie bis er auf Clubs stieß,

die keine Mitglieder aufnehmen,

und mit Spielen, die keiner mitspielen kann.

Aber es gibt Wege hinein, da ist er sicher,

er stochert weiter.

Ein Hinweis kam

von einem Concierge, der unter anderem,

mit Kindern handelte.

Wohlhabende Pädophile sammelten ein, was sie von ihm brauchten,

er sammelte dabei Dreck und Gerüchte auf, die er verkaufen konnte.

Lark erhielt einige Tipps von dem Concierge,

etwas über einen seltsamen Mann

mit einem großen, stillen Begleiter.

Lark hörte dem Geplapper weiter zu,

als sie in einer kanariengelben Hotelsuite saßen.

»Dieser Mann, dieser kleine Mann ist schrullig

er wollte etwas über Kampfhunde wissen«,

sagte der Concierge, trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen

des Sessels.

»Ich sag ihm, ›Mann, das ist das Einzige, was ich nicht verkaufe.

Ich hasse Hunde. Ich liebe Drogen, alle Drogen,

ich liebe Pussys, junge Pussys, weißt Du, aber keine Hunde.

Auf keinen Fall.‹

Der kleine Mann fragte auch nach einem Mädchen,

jemand speziellen, Mitte Zwanzig, blond,

und ich sage, hey, willkommen in Südkalifornien.

Ich meine, viel Glück, oder?«

Lark lächelte, blieb dran, plauderte und gab vor mitzuspielen,

brachte alles in Erfahrung, was es über diese beiden geheimnisvollen

Männer zu wissen gab,

entschuldigte sich dann, verschwand zur Toilette.

Im Hineingehen ließ er die Tür ein wenig offen.

Dort, während er dem Concierge zuhörte,

wie er einen beliebten Song pfiff,

legte Lark alle seine Kleider ab

und verwandelte sich,

stupste die Tür mit der Nase auf

und trottete zurück in die Suite.

Der Concierge verließ die Welt

blutig und verängstigt.

Er wurde mit fließender Anmut beseitigt,

der Raum saubergeleckt, makelloser

als ein Zimmermädchen ihn je verlassen könnte.

Lark folgt dem Hinweis zu einem Kartenspiel.

Er schickt die Smarten, Cutter und Blue,

um herumzufragen, die Spieler auszukundschaften, sich einzunisten.

Irgendetwas geht dort vor.

Es ist lästig, aber wert, herumzuschnüffeln.

Er weiß, es wird kommen, er fühlt es, er wartet.

Wie jemand einst sagte

»paciencia y barajar«

Also halte an Deiner Geduld fest

und misch die Karten weiter.

Wolfsrudel,

wilde Rudel,

Haustiere.

Da ist eine Menge ungezähmtes Territorium.

Um diese Schritte mit Selbstsicherheit machen zu können,

hält Lark sein Rudel eng zusammen.

Deswegen lockte er Con, es mit ihm aufzunehmen,

zeigte ihm Anzeichen von Schwäche,

Sun Tzu Scheiße, leichtes Zeug,