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Nr. 61

 

Der Positronik-Boy

 

NATHAN rebelliert – und der Konflikt zwischen Mensch und Maschine entbrennt

 

von William Voltz

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Ende Mai des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen, es ist aber auch eine Zeit der Gefahren und eine Zeit, in der Rückschläge nicht auf sich warten lassen.

Ein solcher Rückschlag für die solare Menschheit scheint sich anzubahnen, als die ROPOS-1, der erste vollautomatische Robotraumer des Experimentalkommandos, vom Planeten Helderon kommend, mit Verspätung ins Solsystem einfliegt. Es kommt zu seltsamen, unerklärlichen Ereignissen, die immer weitere Kreise ziehen.

NATHAN, die lunare Biopositronik, auf deren reibungsloses Funktionieren praktisch die gesamte Menschheit angewiesen ist, spielt verrückt, und der Konflikt zwischen Mensch und Maschine entbrennt.

Ein seltsamer junger Mann greift in diesen Konflikt ein: DER POSITRONIK-BOY ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral lässt den »Positronik-Boy« wecken.

Perry Rhodan – Der Großadministrator hat eine schwere Entscheidung zu treffen.

NATHAN – Die Biopositronik rebelliert.

Dr. Pantam Nurherere – Leiter einer Station auf dem Medo-Planeten Tahun.

Purpose DeStaglaav – Atlans letzte Hoffnung.

Gucky – Der Mausbiber betätigt sich als »Bademeister«.

MAN VERSTEHT DIE KINDER NICHT, IST MAN NICHT SELBST KINDLICHEN HERZENS; MAN WEISS SIE NICHT ZU BEHANDELN, WENN MAN SIE NICHT LIEBT, UND MAN LIEBT SIE NICHT, WENN MAN NICHT LIEBENSWÜRDIG IST.

LUDWIG BÖRNE

(Inschrift an der Energiegruft von Purpose »Purp« DeStaglaav, besser bekannt als »Positronik-Boy«.)

 

1.

Die Sache mit den Nahrungsmittelsilos

 

Der Impuls, mit dem die Traummaschine Ihns Carmon weckte, war so sanft, dass der schlanke junge Mann den Übergang zwischen Traum und Realität kaum wahrnahm. Der Impuls schaltete gleichzeitig die Massagedecke ein, so dass Carmons Körper von angenehmen Vibrationen durchlaufen wurde. Er lag völlig entspannt auf dem Rücken, seine Augen waren noch immer geschlossen. Bis zum Beginn der Arbeit hatte er noch zwei Stunden Zeit.

Ihns Carmon genoss alle Vorzüge der modernen Technik; um in ihren vollen Genuss zu kommen, ließ er sich eine Stunde früher wecken als die Mehrzahl seiner Kollegen im Verwaltungsbüro von RAT.

Als die Massage vorüber war, stand Carmon auf und begab sich ins Bad. Warme Luft umschmeichelte seinen Körper. Dann wurde seine nackte Haut vom Massagestrahl des lauwarmen Wassers getroffen. Nach einer halben Stunde hatte Carmon seine Morgentoilette beendet. Er setzte sich vor den Heimdiagnostiker, der ihm einmal mehr vollkommene Gesundheit attestierte. Danach begab Carmon sich in die Küche.

Er ließ mit ein paar wenigen Schaltvorgängen Tisch und Kontursessel aufstellen, dann wählte er sein Frühstück.

Erwartungsvoll ließ er sich am Tisch nieder. Sekunden später öffnete sich die Wandklappe, aus der die bestellten Mahlzeiten von der Zentralküche des Hochhauses geliefert wurden.

Doch es kam nichts heraus.

Carmon wählte noch einmal.

Wieder öffnete sich die Klappe, aber die bestellten Sachen wurden nicht auf den Tisch geschoben.

Zum ersten Mal seit sieben Jahren, so lange wohnte Carmon jetzt in diesem Gebäude, hatte der Mechanismus versagt. Carmon, der sich keinen Grund für das Versagen denken konnte, versuchte es noch einmal. Aber auch beim dritten Versuch blieb sein Tisch leer.

Der Techniker schaltete die Fernsehwand ein und wählte eine Musiksendung, dann begab er sich zum Hausvisiphon. Der Anschluss der Zentrale war besetzt, so dass er sieben Minuten warten musste.

Endlich erschien das Gesicht des Verwalters auf der kleinen Bildfläche. Horpson Fitas war ein kleiner Mann mit einem abgezehrten Gesicht. Meistens war er unrasiert und schlecht gelaunt. An diesem Morgen schien er die gesamte Welt zu hassen, denn er fuhr Carmon ohne ein Grußwort an.

»Was wollen Sie?«

»Irgend etwas stimmt nicht mit der Transportanlage der Zentralküche. Ich habe gerade mein Frühstück bestellt, aber trotz dreimaligen Versuchs nichts bekommen.«

Fitas kicherte bösartig und rieb mit einem Handrücken über sein stoppeliges Kinn.

»Niemand im gesamten Haus wird etwas bekommen!«

»Nun gut«, erwiderte Carmon. »Wie lange wird es dauern, bis der Schaden behoben ist?«

»Das weiß ich doch nicht«, erklärte Fitas.

Carmon runzelte die Stirn. Seine gute Laune verflog.

»Sie sind für die Reparaturen verantwortlich. Wenn Sie nicht in der Lage sind, die Transportanlage in Ordnung zu bringen, müssen Sie eben einen Spezialisten von der Installationsfirma bestellen.«

»Ich brauche keinen Spezialisten«, sagte Fitas säuerlich. »Ich weiß genau, was nicht in Ordnung ist.«

»Dann beheben Sie endlich den Schaden.«

Fitas grinste Carmon überlegen an.

»Es liegt überhaupt kein Schaden vor!«

»Was ist passiert?«, erkundigte sich Carmon.

»Die Zentralküche hat keinen Nachschub vom Silo bekommen.«

»Sicherlich wurde zu spät bestellt«, vermutete Carmon. »Sie sollten sich mit dem Siloverwalter in Verbindung setzen, damit er die Sache in Ordnung bringt.«

»Was, glauben Sie, habe ich zuerst getan, nachdem ich feststellen musste, dass die Küche leer ist?«, fragte Fitas gedehnt.

Carmon entschuldigte sich. Er wollte wegen dieser Sache keinen Streit anfangen. Zwar sah er Fitas erst zum zweiten Mal auf dem Bildschirm, denn alle Arbeiten im Haus wurden fast ausschließlich von Robotern erledigt, aber man konnte nie sicher sein, ob man nicht eines Tages die Hilfe des Hausverwalters in Anspruch nehmen musste.

»Ich habe eine Überraschung für Sie«, fuhr Fitas fort. »Im ganzen verdammten Silo befindet sich kein einziger Brocken Nahrung mehr.«

Carmon lächelte unsicher.

»Sie scherzen!«

»Er ist leer!«, rief Horpson Fitas. »Vollkommen leer! Verstehen sie das?«

Der junge Techniker hatte sich noch nie das Innere eines Silos angesehen, aber er war schon oft über eines dieser riesigen Gebäude hinweg geflogen. Er wusste, dass die Silos vollrobotisch be- und entladen wurden; nur einmal im Jahr kontrollierte eine Prüfungskommission die Funkstation dieser Gebäude. Bisher hatte es noch nie Schwierigkeiten gegeben.

Aber diesmal schien einer der Silos durch irgendwelche Umstände zwar geleert, aber nicht wieder aufgefüllt worden zu sein. Im Grunde genommen war das nicht tragisch, denn die Versorgung des betreffenden Stadtviertels konnte für die Dauer des Ausfalls von einem anderen, nahe gelegenen Silo aus übernommen werden.

Im Hintergrund verstummte die Musik auf der Fernsehwand.

Ein Glockenton ertönte.

Carmon drehte den Kopf und sah das Zeichen der Großadministration auf der Leinwand.

»Da kommt eine wichtige Nachricht durch!«, rief Carmon dem Hausverwalter zu. »Ich mache jetzt Schluss.«

Fitas nickte gequält. Wahrscheinlich musste er an diesem Morgen noch andere erregte Hausbewohner beruhigen.

Carmon nahm vor der Fernsehwand Platz.

Ein Sprecher wurde sichtbar.

»Guten Morgen«, sagte er mit ernstem Gesicht. »Wir bringen eine Sondermeldung über alle Kanäle. Aus noch unbekannten Gründen wurde die Mehrzahl aller Nahrungsmittelsilos auf der Erde in den letzten Monaten nicht aufgefüllt. Die Großadministration bittet die Erdbevölkerung Ruhe zu bewahren. Es besteht keine Gefahr. Der Fehler wird in kurzer Zeit behoben sein. Inzwischen wird die Versorgung der Erdbevölkerung von der Solaren Flotte übernommen. Wenn es auch zu einigen Verzögerungen kommen kann, so ist doch niemand auf der Erde gefährdet. Wir bringen in Kürze weitere Hinweise.«

Das Musikprogramm wurde fortgesetzt.

Carmon saß einige Zeit wie erstarrt in seinem Sessel. Er versuchte, sich das Ausmaß der Katastrophe vorzustellen. Wie viel Silos gab es überhaupt auf der Erde? Wie viel Menschen wurden daraus ernährt? Mehr als neunzig Prozent der Erdbevölkerung.

Carmon erhob sich und griff nach seinen Kleidern. Dann sagte er sich, dass es wohl keinen Sinn hatte, wenn er jetzt zum Spezialitätengeschäft ein paar Häuser weiter lief. Wahrscheinlich hatte der clevere Mattlock an diesem Morgen früher geöffnet und alles verkauft, was er nicht für seinen privaten Bedarf zurückhalten wollte.

Die Versorgung wird von der Solaren Flotte übernommen!

Dieser Satz klang noch immer in Carmons Ohren.

Er wusste genau, was das bedeutete.

Einschränkungen und Unbequemlichkeiten. Rationierung und Bedarfsscheine.

Zumindest bedeutete es zwei Tage ohne Essen.

Er kehrte in die Küche zurück und schaltete den Wasserversorger ein. Er atmete auf, als er die Flüssigkeit ins Becken sprudeln sah. Eigentlich war sein Versuch unsinnig, denn er hatte an diesem Morgen ja auch ohne Schwierigkeiten duschen können.

Immerhin brauchte er nicht zu verdursten.

Wie konnte so etwas passieren?, fragte er sich. Wenn er sich richtig erinnerte, war die Großpositronik NATHAN auf Luna für die reibungslose Versorgung der Erdbevölkerung mit Nahrungsmitteln verantwortlich. Undenkbar, dass NATHAN sich getäuscht hatte. Der Fehler musste woanders liegen.

Vielleicht erwies sich alles als ein Irrtum.

Bestimmt nicht!, dachte Carmon. Wenn die Großadministration eine offizielle Erklärung abgab, dann tat sie das bestimmt nicht ohne Grund. Carmons Blick fiel auf die Uhr.

26. Mai 2841 las er das Datum ab.

Er zog sich an. Eigentlich bestand kein Grund, nicht ins RAT-Verwaltungsgebäude zu gehen. Solange er arbeitete, konnte er alle Schwierigkeiten vergessen.

Im Verlauf des Tages würde die Großadministration der Bevölkerung Hinweise geben. Carmon hoffte, dass in diesem Augenblick schon Frachtraumschiffe mit Nachschub zur Erde unterwegs waren.

Das Visiphon summte.

Carmon begab sich ins andere Zimmer und schaltete das Gerät ein.

»Luc!«, rief er überrascht, als er seine Freundin auf dem Bildschirmteil sah.

»Guten Morgen!«, rief sie sarkastisch. »Wie ich feststelle, siehst du noch gut aus.«

»Wie sollte ich denn deiner Meinung nach aussehen?«, erkundigte er sich begriffsstutzig.

»Nun, zum Skelett abgemagert.«

»Du solltest darüber keine Witze machen!«, fuhr er sie an. »Die Sache ist schlimm genug.«

Sie lachte fröhlich.

»Aber Ihns! Weil wir vielleicht ein paar Stunden nichts zu essen haben! Ich bin froh, dass in dieser langweiligen Stadt endlich einmal etwas Ungewöhnliches geschieht.«

Carmon kannte die unkomplizierte Art seiner Freundin. Sie machte sich niemals Gedanken über irgend etwas. Vielleicht war diese Art zu leben richtiger als alles andere, überlegte Carmon. Vielleicht war es auch der Grund, weshalb er Luc Apparchie liebte.

»Es geschieht nicht nur in dieser Stadt«, erklärte er geduldig, »sondern auf der gesamten Erde. All die Milliarden Menschen, die sich auf die Versorgung durch NATHAN verlassen haben, stehen jetzt vor leeren Silos.«

Sie wurde ernst.

»Du scheinst dir tatsächlich Sorgen zu machen.«

»Es ist nicht allein wegen der fehlenden Nahrungsmittel«, sagte er. »Die Silos lassen sich mit Hilfe der Solaren Flotte schnell wieder füllen, und die Unannehmlichkeiten, die mit diesem Zwischenfall verbunden sind, müssen wir eben ertragen. Viel schlimmer erscheint mir die Möglichkeit, dass ein so wichtiges biopositronisches Gehirn wie NATHAN offenbar versagt hat. Zumindest hätte es die Fehlerquelle rechtzeitig melden müssen. Warum hat es das nicht getan?«

»Davon verstehe ich nichts«, sagte Luc. »Ich glaube auch, dass du dir eine Menge Gedanken machst, obwohl du doch nichts ändern kannst.«

Er starrte auf den Bildschirm.

»Woran denkst du, Luc?«

»An dich«, sagte sie. »Und daran, wie ich dich vor dem Verhungern retten kann.«

 

*

 

Die sechzig Meter lange und zwanzig Meter hohe Leuchtwand zeigte in verkleinertem Maßstab das Gebiet der Rechenanlage NATHAN. Diese Wand war einen halben Meter dick, Leuchtkörper und Plastikteile waren in das durchsichtige Material eingegossen worden. Immer dann, wenn es innerhalb NATHANS zu einer Störung kam, flammte an der betreffenden Stelle der Wand ein rotes Licht auf.

In den letzten vierundzwanzig Stunden war diese Wand dreimal überprüft worden.

Es bestanden keine Zweifel daran, dass ihre Verbindung mit NATHAN nach wie vor einwandfrei funktionierte, dass sie jede Fehlerquelle anzeigen musste.

Aber sie tat es nicht.

Allan D. Mercant, Chef der Solaren Abwehr, stand zusammen mit Perry Rhodan, Atlan, sowie einigen Mutanten und Wissenschaftlern vor dieser Wand und ließ seine Blicke immer wieder über ihre Oberfläche wandern.

Vor wenigen Augenblicken war die Nachricht eingetroffen, dass die Nahrungsmittellager auf Terra geleert und nicht wieder gefüllt worden waren.

Acht bis neun Milliarden Menschen waren ohne Nahrung. Die Solare Flotte war von Perry Rhodan unmittelbar nach Bekanntwerden des alarmierenden Zwischenfalls in höchste Einsatzbereitschaft versetzt worden. Die ersten Frachtraumer waren bereits zur Erde unterwegs, um Nachschub zu bringen.

Trotzdem war es bereits in einigen großen Städten zu panikartigen Überfällen auf leere Silos gekommen. Die Menschheit war beunruhigt.

Mercant kratzte sich am Kinn.

»Seit ein paar Jahrhunderten ging alles glatt«, sagte er leise. »Die Nahrungsmittel- und Bedarfsgüterfabriken werden vollrobotisch gesteuert. Oberstes Steuerelement in diesem Versorgungsblock ist NATHAN.« Er deutete auf die leuchtende Wand. »Aber bei NATHAN ist alles in Ordnung.«

»Trotzdem muss die Fehlerquelle in diesem Riesengehirn liegen«, meinte Atlan. »Die ersten Berichte beweisen, dass der Fehler nicht bei irgendeiner Verteilerstation liegen kann, denn alle Silos und Lager sind leer.«

»Aber in den vergangenen Monaten wurde doch produziert!«, rief einer der Wissenschaftler. »Wohin sind diese riesigen Mengen an Nahrungsmitteln und Bedarfsgütern verschwunden? Sie müssen doch, wenn sie sich nicht in den Silos befinden, an anderen Plätzen gelagert werden.«

Perry Rhodan, dem die allgemeine Ratlosigkeit nicht entging, trat an ein Schaltpult und schaltete die Leuchtwand aus. Sie versank im Boden.

»Mit der Geheimhaltung ist es jetzt auf jeden Fall vorbei«, stellte er fest. »Wir haben uns bemüht, die ersten Zwischenfälle nicht bekannt werden zu lassen. Doch jetzt ist das Versagen von NATHAN offensichtlich. Jeder Schüler auf der Erde weiß, dass NATHAN für die Versorgung verantwortlich ist. Es kommen also nicht nur ernährungstechnische Schwierigkeiten auf uns zu. Es wird auch Proteste gegen die Administration und gegen NATHAN geben.«

»Wir müssen den Fehler so schnell wie möglich finden!«, sagte Tako Kakuta, der Teleporter.

Atlan lachte spöttisch auf.

»NATHAN wurde mehrfach überprüft. Die Kybernetiker und Techniker sind pausenlos an der Arbeit. Aber es ist wie verhext, es scheint keine Fehlerquelle zu geben.«

»NATHAN hat sich sogar mehrfach selbst überprüft«, erinnerte Professor Taychinger, einer der berühmten terranischen Robotiker. »Das Sicherheitssystem des Rechengehirnes ist vollkommen in Ordnung.«

»Und die Zellplasmamasse ebenfalls«, bemerkte John Marshall, der zusammen mit Gucky und Fellmer Lloyd in den letzten Stunden immer wieder Kontakt zu der biologischen Masse im Kern des Rechengehirns aufgenommen hatte.

»Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir einen entscheidenden Faktor übersehen«, warf Allan D. Mercant ein. »Manchmal glaube ich der Lösung ganz nahe zu sein.«

Taychinger winkte ab.

»Ich kann mir schon denken, worauf sie hinauswollen: Revolte eines Rechengehirns. Aber Sie wissen selbst, dass dies bei diesen unzähligen Sicherheitssystemen, die in NATHAN eingebaut wurden, einfach unmöglich ist, zumal diese Sicherheitssysteme autark sind und nicht von NATHAN beeinflusst werden können.«

Der kleine Mann, dessen Kopf von einem schütteren Haarkranz umgeben war, antwortete fest: »Alle Vorfälle deuten aber darauf hin, dass NATHAN revoltiert. Er will uns Schaden zufügen.«

»Mir erscheint diese Behauptung nicht ganz logisch«, mischte Rhodan sich ein. »Wenn NATHAN uns tatsächlich Schaden zufügen wollte, brauchte er sich nur abzuschalten.«

»Dann wäre er tot«, meinte Professor Taychinger. »Zwar nicht im klassischen Sinne des Wortes, aber immerhin.«

»Wollen Sie etwa behaupten, dass NATHAN ein Bewusstsein besitzt?«, rief einer der Wissenschaftler erregt.

»Der Zellplasmateil bestimmt!« Taychinger ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir wissen außerdem von den Posbis, dass die Hypertoyktische Verzahnung so etwas wie ein maschinelles Bewusstsein hervorrufen kann. Mit anderen Worten: NATHAN würde sich niemals abschalten, um uns zu schaden, weil er dann nichts empfinden würde. Das Erfolgserlebnis ginge ihm verloren.«

»Psychologieunterricht für eine Positronik!«, rief jemand spöttisch.

»Oder für ein Ungeheuer!«, fügte Mercant leise hinzu.

»Wir müssen auf weitere Ergebnisse warten«, beendete Perry Rhodan die Diskussion. »Erst, wenn wir genau wissen, was auf der Erde geschehen ist, können wir uns ein einwandfreies Bild machen.«

»Es wird zu weiteren Zwischenfällen kommen!«, prophezeite der Arkonide.

»Und was sollen wir offiziell bekannt geben?«, wollte Mercant wissen.

»Wir müssen die Wahrheit sagen«, entschied Rhodan. »Inzwischen hat die Presse den Fall bestimmt aufgegriffen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der großen Zeitungen und der TV-Gesellschaften sind klug genug, um NATHAN als den Hauptschuldigen zu erkennen.«

Der Arkonide presste die Lippen zusammen. Er ahnte, was nun folgen würde. Die Opposition im Solaren Parlament würde den schwerwiegenden Zwischenfall ausnutzen, um gegen die Versorgungspolitik der Administration zu protestieren. Radikale Kräfte würden die Ausschaltung NATHANS verlangen.

Dabei wussten die meisten Menschen überhaupt nicht, wie sehr sie von dieser Riesenpositronik abhängig waren.

Die völlige Ausschaltung NATHANS würde ein Chaos auslösen.