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Elfriede Jelinek

Lust

Rowohlt Digitalbuch

Inhaltsübersicht

Über Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek, geboren in Mürzzuschlag, Steiermark. Aufgewachsen in Wien. Lebt in Wien und München. Für ihr Werk, das Romane ebenso umfasst wie Theaterstücke, Lyrik, Essays, Übersetzungen, Hörspiele, Drehbücher und Opernlibretti, erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1998 den Georg-Büchner-Preis, den Else-Lasker-Schüler-Preis 2003 für ihr dramatisches Gesamtwerk und 2004 den Franz-Kafka-Literaturpreis.

 

Ebenfalls 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Über dieses Buch

Seit Aids ins letzte Alpental vorgedrungen ist und «die infiziert, die in der Liebe für den Wechsel sind», muß der Fabrikdirektor auf Partnertausch und Prostituierte verzichten und wieder auf seine Frau Gerti zurückgreifen. Gerti will den sexuellen Attacken entfliehen, der routinemäßigen, langweiligen, tödlichen Wiederholung des Immergleichen. Sie ist oft abgängig, landet, bisweilen betrunken, auf der Gendarmerie. Ihre Sexualität kann sie nicht ausleben als Mutter; Mutterschaft und Sexualität löschen einander aus. Gerti verliebt sich in das Götterbild Michael, einen Studenten, der sie auf einer ihrer Fluchten aufliest, nach allen Regeln seiner jungen Aufreißer-Kunst verführt und demütigt.

 

«‹Lust› ist, wie alle Romane Elfriede Jelineks, ein Sprachspiel, virtuos mitunter, präzise und kalt, kalauernd oft und albern; als böse Porno-Parodie könnte ‹Lust› gelesen werden, die durch den Rhythmus der Sätze, durch Wiederholungen die stets verfügbare Frau, den immer potenten Mann der Lächerlichkeit preisgibt, abrechnet mit Männerphantasie und Männerrede.» («Der Spiegel»)

 

«Elfriede Jelineks heftiger Antiporno ‹Lust› ist bereits zum Bestseller geworden; denn «eine vergleichbare sprachliche und intellektuelle Leseherausforderung gibt es in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur augenblicklich nicht» (Wolfram Schütte, «Frankfurter Rundschau»).

 

«Auf einsamer Höhe über der gegenwärtigen deutschen Literatur anzusiedeln ... aufregend finde ich die aggressive Geschmacklosigkeit und Unbarmherzigkeit, mit der die Autorin die Sprache dummer Geilheit adaptiert und entschlossen weitergetrieben hat ins Grotesk-Komische; die gnadenlos wiederholungsfreie Fülle einer zwar zitierten, dann aber ohne Zaudern eingesetzten Sprache der Sexualität, genauer: einer Art des Sprechens über Sexualität.» (Jörg Drews, «Süddeutsche Zeitung»)

Impressum

Die Arbeit der Autorin am vorliegenden Text wurde durch den Deutschen Literaturfonds e.V. gefördert.

 

Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Januar 2013

Copyright © 1989 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages

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ISBN Buchausgabe 978-3-499-13042-7 (13. Auflage 2012)

ISBN Digitalbuch 978-3-644-02021-4

www.rowohlt-digitalbuch.de

ISBN 978-3-644-02021-4

Tief in versenktem Raume
trank ich vom Freund … Als ich zum Tag mich wandte,
war bis zum fernsten Saume
kein Ding, das ich noch kannte –
die Herde war entrückt, mit der ich rannte.

Johannes vom Kreuz

1.

Vorhängeschleier spannen sich zwischen der Frau in ihrem Gehäuse und den übrigen, die auch Eigenheime und Eigenheiten besitzen. Die Armen, auch sie haben ihre Wohnsitze, in denen ihre freundlichen Gesichter zusammengefaßt sind, nur das immer gleiche scheidet sie. In dieser Lage schlafen sie ein: indem sie auf ihre Verbindungen zum Direktor hinweisen, der, atmend, ihr ewiger Vater ist. Dieser Mann, der ihnen die Wahrheit ausschenkt wie seinen Atem, so selbstverständlich regiert er, der hat gerade genug von den Frauen, daß er mit lauter Stimme herumschreit, er brauche nur diese eine, die seine. Er ist unwissend wie die Bäume ringsum. Er ist verheiratet, das ist ein Gegengewicht zu seinen Vergnügungen. Die beiden Eheleute erröten nicht voreinander, lachen und sind und waren sich alles.

 

Die Wintersonne ist derzeit klein und deprimiert eine ganze Generation junger Europäer, die hier heranwächst oder zum Schifahren herkommt. Die Kinder der Papierarbeiter: Die Welt könnte von ihnen erkannt werden um sechs Uhr früh, wenn sie in den Stall gehen und grausame Fremde für Tiere werden. Die Frau geht mit ihrem Kind spazieren. Sie gilt allein schon mehr als die Hälfte von allen Körpern hier, die andre Hälfte arbeitet in der Papierfabrik unter dem Mann, nachdem die Sirene aufgejault hat. Und die Menschen halten sich genau an das nächste, das sich unter ihnen ausstreckt. Die Frau hat einen großen reinen Kopf. Sie geht mit dem Kind eine gute Stunde lang fort, aber das Kind, betrunken vom Licht, will lieber unempfindlich werden im Sport. Kaum läßt man es aus den Augen, schmeißt es seine kleinen Knochen schon in den Schnee, baut Bälle und wirft damit. Der Boden scheint vom Blut wie frisch hergerichtet. Auf dem verschneiten Weg zersplitterte Vogelfedern. Ein Marder oder eine Katze haben ihr natürliches Schauspiel geboten, auf allen vieren kriechend, ein Tier ist gegessen worden. Der Kadaver ist verschleppt. Die Frau ist aus der Stadt hierher gebracht worden, wo ihr Mann die Papierfabrik leitet. Der Mann wird nicht mitgezählt unter den Bewohnern, er zählt allein. Das Blut spritzt auf dem Weg herum.

 

Der Mann. Er ist ein ziemlich großer Raum, in dem Sprechen noch möglich ist. Auch der Sohn muß schon beginnen, Geige zu lernen. Der Direktor kennt seine Arbeiter nicht einzeln, aber er kennt ihren Gesamtwert, grüß euch Gott, alle miteinander. Ein Werkschor ist angeschafft worden und wird mit Spendengeldern unterhalten, damit der Direktor mit sich dirigieren kann. Der Chor fährt mit Bussen herum, damit Menschen sagen können, das war einmalig. Dafür müssen sie oft eine Runde durch die Kleinstädte machen, ihre ungemessenen Schritte und ihre unmäßigen Wünsche vor den Auslagenscheiben der Provinz spazierenführen. Der Chor bietet sich in den Sälen von vorn dar, die Rückfront gegen die Wirtshauskanten gerichtet. Den Vogel, wenn er fliegt, sieht man auch nur von unten. Mit bedächtigen arbeitsamen Schritten quellen die Sänger aus dem gemieteten Bus, der von ihrem Mist dampft, und sie erproben ihre Stimmen gleich in der Sonne. Die Gesangeswolken erheben sich unter der Hülle des Himmels, wenn die Gefangenen vorgeführt werden. Ihre Familien hausen derweil ohne den Vater und mit nur geringem Einkommen. Sie essen Würste und trinken Bier und Wein. Sie schaden ihren Stimmen und Sinnen, weil sie beides unbedacht einsetzen. Schade, daß sie nur von Geringen abstammen, ein Orchester aus Graz könnte jeden einzelnen von ihnen ersetzen, aber auch unterstützen, je nachdem wie es aufgelegt wäre. Diese schrecklich schwachen Stimmen, von Luft und Zeit bedeckt. Der Direktor will, daß sie mit ihren Stimmen um seine Fürsorge betteln gehn. Auch Geringe können bei ihm einen großen Anfang machen, wenn sie ihm musikalisch aufgefallen sind. Der Chor wird als das Hobby des Direktors gepflegt, die Männer stehen in ihren Laufställen, wenn sie nicht fahren. Der Direktor steckt auch eigenes Geld hinein, wenn es um die blutigen, stinkenden Ausscheidungen der Bezirksmeisterschaft geht. Er gewährt sich und seinen Sängern Bestand über den flüchtenden Augenblick hinaus. Die Männer, diese Bauwerke oberhalb der Erde, und sie wollen immer noch weiterbauen. Damit ihre Frauen sie an ihren Werken noch erkennen, wenn sie in Pension gehen. Aber an den Wochenenden, da werden die Himmlischen schwach. Da steigen sie nicht aufs Baugerüst, sondern aufs Wirtshauspodium und singen unter Zwang, als könnten die Toten zurückkommen und applaudieren. Die Männer wollen größer sein, und dasselbe wollen ihre Werke und Werte. Ihre Erbaulichkeiten.

 

Die Frau ist manchmal nicht zufrieden mit diesen Makeln, die auf ihrem Leben lasten: Mann und Sohn. Der Sohn eine farbige Abbildung, ein einmaliges Kind, aber es läßt sich fotografieren. Es läuft hinter dem Vater her, damit aus ihm auch ein Mann werden kann. Und der Vater legt ihm die Geige an, daß die Schaumflocken vom Gebiß sprühen. Die Frau haftet mit ihrem Leben dafür, daß alles klappt und sie sich wohl fühlen aneinander. Über diese Frau hat der Mann sich weitergegeben an die Ewigkeit. Diese Frau ist möglichst guter Herkunft gewesen und hat sich ans Kind weitergegeben. Das Kind ist brav, außer im Sport, wo es wild sein darf und sich nichts gefallen läßt von den Freunden, die es, einstimmig, als ihre Leiter in den Himmel der Vollbeschäftigung gewählt haben. Sein Vater läßt sich nicht von der Erde verwehen, er leitet die Fabrik und sein Gedächtnis, in dessen Taschen er nach den Namen der Arbeiter kramt, die dem Chorsingen zu entkommen versuchen. Das Kind fährt gut Schi, die Dorfkinder vergehen wie das Gras darunter. Sie stehen neben ihren Schuhen. Die Frau in ihrem Tagesbeutel, der jeden Tag ausgewaschen wird, stellt sich nicht mehr auf die Bretteln, nein, sie gewährt dem Kind Anker an ihrer seligen Küste, aber das Kind rennt immer wieder davon, um sein Feuer zu den armen Kleinhäuslern zu tragen. Angesteckt sollen sie werden von seinem Schwung. In seinem schönen Gewand will es über die Erde fahren. Und der Vater ist angefüllt wie eine Schweinsblase, er singt, spielt, schreit, fickt. Der Chor zieht ihm zu Willen von Feld zu Fels, von Würsteln zu Braten, und singt ebenfalls. Er fragt nicht, was er dafür bekommt, aber seine Mitglieder werden nie von der Lohnliste gestrichen. So hell ist das Haus eingerichtet, das spart man am Licht wieder ein! Ja, es ersetzt das Licht, und Gesang würzt das Gericht.

 

Der Chor ist frisch eingetroffen. Ältere Inländer, die ihren Frauen zu entkommen wünschen, manchmal auch die Frauen selbst mit ihren steifen Locken (die heilige Macht der Friseure auf dem Land, die die schönen Frauen mit kräftigen Prisen Dauerwellen würzen!), sie sind aus den Fahrzeugen gestiegen und machen sich einen Festtag. Der Chor kann ja nicht vor Licht und Luft alleine singen. Ruhig tritt die Frau des Direktors am Sonntag nach vorn. In der Stiftskirche, wo Gott, dessen bloßer Eindruck auf seinen Bildern empörend ist, mit ihr redet. Die alten Frauen, die dort knien, wissen schon, wie’s ausgeht. Sie wissen, wie das Ende lautet, aber dazwischen haben sie aus Zeitmangel nichts gelernt. Sie hangeln sich jetzt von Hinweistafel zu Hinweistafel des Kreuzwegs, nur damit sie in Bälde dem himml. Vater, dem Glied der Einfältigkeit, gegenübertreten dürfen, als Aufnahmezeugnis ihre schlaffen Bälge in der Hand. Am Ende steht die Zeit still, und das Gehör bricht aus dem Geröll lebenslanger Wahrnehmung aus. Schön ist die Natur in einem Park und Gesang in einem Wirtshaus.

 

Inmitten all der Gebirgsstöcke ringsum, zu denen die trainierten Sportler auf Besuch kommen, merkt die Frau, daß ihr ein fester Halt fehlt, eine Haltestelle, wo das Leben warten könnte. Die Familie kann Gutes tun, aber sie muß dafür auch gut essen und die Beute der Feiertage einbringen. Die Geliebtesten hängen an der Mutter, selig sitzen sie beisammen. Die Frau spricht zu ihrem Sohn, durchzieht ihn (Speck, in dem die Maden der Liebe weiden) mit ihrem leisen, zärtlichen Geschrei. Sie ist besorgt um ihn, schützt ihn mit ihren weichen Waffen. Jeden Tag scheint er ein wenig mehr zu sterben, je älter er wird. Den Sohn freut das Gejammer der Mutter nicht, gleich fordert er ein Geschenk. In solch kurzen Abhandlungen wünschen sie sich zu verständigen: mit einer Spiel- und Sportwarenhandlung. Lieb wirft sie sich über den Sohn, aber auch als rauschender Bach fließt sie unter ihm dahin, verhallt in der Tiefe. Sie hat nur dieses eine Kind. Ihr Mann kommt aus seinem Büro zurück, und gleich reißt sie ihren Körper eng an sich, damit die Sinne des Mannes nicht auf den Geschmack kommen. Musik aus dem Plattenspieler und dem Barock ertönt. Möglichst einig sein mit den Farbfotos aus dem Urlaub, sich von einem Jahr zum nächsten nicht verändern. Kein wahres Wort ist an diesem Kind dran, es will nur mit seinen Schiern losziehen, das schwöre ich Ihnen.

 

Der Sohn spricht außerhalb der Fütterungszeiten wenig mit seiner Mutter, obwohl diese ihn beschwörend mit einer Decke aus Essen überzieht. Die Mutter lockt das Kind auf einen Spaziergang und bezahlt pro Minute dafür, denn sie muß dem schön gekleideten Kind zuhören. Es spricht ja selbst wie aus dem Fernsehen, von dem es sich ernährt. Jetzt geht es wieder fort, ohne sich zu fürchten, denn es hat heute das Grauen der Videos noch nicht geschaut. Die Bergsöhne schlafen manchmal schon um acht Uhr abends, während der Direktor mit geschickten Händen noch einmal Kunst in seinen Motor füllt. Und welche mächtigere Stimme ist es, die die Herden auf der Wiese aufzustehen heißt, alle zusammen? Und die armen Müden auch, in der Früh, wenn sie ans andre Ufer hinüberschauen, wo die Ferienhäuser der Reichen stehen? Ich glaube, sie nennt sich Ö3 Wecker und läßt ab sechs Uhr früh Schlager vom Band, diese fleißigen Nagetiere, die uns schon vom Morgen an den Tag wegfressen.

 

In den Hitlerzimmern der Tankstellen schlagen sie jetzt wieder aufeinander ein, diese kleinen Geschlechter an ihren Gängelbändern, die sich unter ihren bunten Schirmchen verschwenden wie ihre halben Portionen Eis. So schnell ist es immer vorbei, und so lang dauert die Arbeit und stehen die Felsen. Diese Leute können sich durch endlose Wiederholungen doch nur einfach vervielfältigen. Diese hungrige Meute, die zieht ihr Geschlecht aus den Türln, die sie praktisch an sich angebracht hat. Fenster haben diese Leute nicht, damit sie ihre Partner dabei nicht auch noch anschauen müssen. Wie Vieh hält man uns, und da machen wir uns noch Sorgen ums Fortkommen!

 

Auf der Erde liegen friedliche Wege. In der Familie wartet immer einer umsonst oder fällt im Kampf um seinen Vorteil. Sicherheit gibt der Mutter die viele Mühe, die das Kind, gekrümmt um das Instrument, wieder vernichtet. Die Einheimischen sind hier nicht heimisch, sie müssen zur Ruhe gehen, wenn in den Sportlern das abendliche Leben erst richtig erwacht. Denen gehört der Tag und gehört die Nacht. Die Mutter überwacht das Kind, indem sie auf ihrer Wohnmauer hockt, damit es dem Kind nicht zu wohl wird. Diese Geige ist dem Kind nicht sehr zugeneigt. In den Katalogen gehen die Gleichgesinnten trotzig ihren eigenen Weg, damit sie sich gegenseitig ins Maß einschenken können. Es werden Kontaktanzeigen gelesen, und jeder freut sich an seinem eigenen kleinen Licht, das er in die Dunkelheit eines fremden Leibes wirft. Tüchtige Lebenstischler annoncieren, um ihre kleinen Wandverbaue in fremden dunklen Nischen anbringen zu dürfen. Einer allein sollte sich selbst eigentlich nicht zuviel werden! Der Direktor liest die Anzeigen und bestellt seiner Frau im Fachhandel ein Fach, in das sie sich legen kann, aus roter Perlonspitze mit Löchern in der Stille, durch die die Sterne scheinen. Dem Mann genügt eine allein nicht, doch die drohende Krankheit hemmt ihn, seinen Stachel auszufahren und Honig zu saugen. Eines Tages wird er drauf vergessen, daß sein Geschlecht ihn hinwegzuraffen vermag, und er wird seinen Teil von der Ernte einfordern: wir wollen Spaß! Wir wollen ihn uns abzweigen! Kompliziert liegen die Anzeiger auf ihren Matratzen und beschreiben die Pfade, auf denen sie wandeln. Hoffentlich geht ihnen ihr Ofen nicht aus, so daß sie selber ausgehen und Enttäuschungen erleben müssen. Dem Direktor genügt seine Frau nicht, aber jetzt ist er, ein Mensch mit Öffentlichkeitsrecht, auf diesen Kleinwagen angewiesen. Er versucht das Beste: zu leben und geliebt zu werden. Die Kinder der Zweckdienlichen: selbst sind sie Bedienstete in der Papierfabrik (das Ungebundene reizt sie, aus dessen Stoff die Bücher gebunden werden), sie haben eine unschöne Form. Sirenen müssen ihnen erst jaulen, um sie zu beleben. Gleichzeitig werden sie aber aus dem Leben wieder hinausgeworfen und fallen wie Katarakte, überflüssig, von der Höhe ihrer Ersparnisse hinab. Das Steuer ist ihnen schon entrissen worden, und ihre Frauen steuern an ihrerstatt den sicheren Hafen an, den zu vermeiden und zu verminen die Männer sich soviel Mühe gaben. Sie sind von dürren Stöcken gelesen, und sie sind schnell ausgelesen. Auf ihren Matratzen werden sie von Todeslust ergriffen, und ihre Frauen kommen von ihrer eigenen Hand um (oder müssen von der öffentlichen Hand erhalten werden). Sie sind nicht privat, denn sie haben keine schöne Wohnung, sie sind nur, was man von ihnen sieht und was man manchmal vom Chor hört. Nichts Gutes. Können vieles gleichzeitig tun und kräuseln doch nicht das Wasser im Becken, wo die Frau des Direktors sich in ihrem Badeanzug nach der Decke streckt, die sich weit oben in der Natur befindet, unermeßlich hoch und fern von uns Normalverbrauchern.

 

Das Wasser ist blau und geht nie zur Ruhe. Doch der Mann kommt von seinem Tageswerk nach Hause zurück. Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Das Kind hat heute nachmittag Unterricht. Der Direktor hat alles auf Computer umgestellt, schreibt sich als Hobby die Programme selbst. Nicht liebt er Wildes, der stumme Wald sagt ihm gar nichts. Die Frau öffnet die Tür, und er erkennt, daß nichts zu groß für seine Herrschaft ist, aber auch nichts darf zu klein sein, sonst wird’s sofort geöffnet. Seine Gier ist aufrichtig, sie paßt zu ihm wie die Geige unter das Kinn seines Kindes. Die Lieben begegnen sich im Haus mehrmals, denn ihnen kommt alles aus dem Herzen und wird ins Helle hinein verkündet. Der Mann möchte jetzt mit seiner himmlischen Frau allein sein. Die armen Leute müssen zahlen, bevor sie sich ans Ufer legen dürfen.

 

Jetzt hat die Frau nicht einmal Zeit, die Augen niederzuschlagen. Der Direktor pflichtet ihr nicht bei, als sie in die Küche will und etwas hinrichten. Er ergreift entschieden ihren Arm. Zuerst will er sie sich vornehmen, dafür hat er 2 Termine abgesagt. Die Frau öffnet den Mund, um ihm abzusagen. Sie denkt an seine Kraft und schließt den Mund wieder. Dieser Mann würde auch im Schoß von Felsen seine Melodie spielen, er würde schallend auf der Geige und dem Glied streicheln. Immer wieder geht dieses Lied los, dieser knallende Laut, der so überraschend furchtbar ist, von unwilligen Blicken begleitet. Diese Frau hat nicht das Herz, sich abzuschlagen, sie wandelt wehrlos. Der Mann ist immer bereit und freut sich auf sich. Der fröhliche Tag ist Armen wie Reichen gegönnt, doch leider gönnen ihn die Armen den Reichen nicht. Die Frau lacht nervös, als sich der Mann, noch im Mantel, gezielt vor ihr entblößt. Er entblödet sich nicht, seinen Schwanz dahingestellt zu lassen. Die Frau lacht lauter und schlägt sich mit der Hand erschrocken auf den Mund. Ihr werden Prügel angedroht. Sie hallt noch wider von der Musik auf dem Plattenteller, wo sich ihre und andrer Menschen Gefühle in Gestalt von Joh. Seb. Bach, für den menschl. Genuß bestens geeignet, im Kreis herum drehen. Der Mann ragt inmitten seiner Stacheln von Haar und Hitze aus sich heraus. So vergrößern die Männer sich und ihre Werke, die aber bald wieder hinter ihnen zusammenfallen. Sicherer stehen die Bäume im Wald. Der Direktor spricht ruhig von der Fut und wie er sie gleich auseinanderreißen wird. Er ist wie betrunken. Seine Worte schwanken herum. Er hält die Frau mit der linken Hand an der Hüfte fest und zieht ihr, wenn überhaupt, die zweckdienliche Kleidung über den Kopf. Sie zappelt vor seinem Schwergewicht. Er schimpft laut über ihre Strumpfhosen, die er ihr längstens verboten hat. Strümpfe seien weiblicher und nützen die Löcher besser aus, wenn sie nicht überhaupt neue schaffen. Er werde die Frau ab sofort mindestens zweimal zur Gänze auskosten, kündigt er an. Die Frauen, mit Hoffnungen zugepflanzt, leben von der Erinnerung, die Männer jedoch vom Augenblick, der ihnen gehört und sich, sorgsam gepflegt, zu einem Häuferl Zeit zusammensetzen läßt, das ebenfalls ihnen gehört. In der Nacht müssen sie schlafen, da können sie nicht nachtanken. Sie sind lauter Feuer und erwärmen sich (über sich) in kleinen Gefäßen. Überraschenderweise ist diese Frau heimlich durch Tabletten unfruchtbar gemacht, des Mannes nie besänftigtes Herz würde es nicht gestatten, daß aus seinem immer vollen Tank kein Leben ausgeschenkt werden kann.

 

Neben der Frau fallen Kleidungshaufen zusammen wie tote Tiere. Der Mann, immer noch im Mantel, steht mit seinem starken Glied zwischen den Falten seiner Kleidung, als fiele Licht auf einen Stein. Strumpfhose und Unterhose bilden einen feuchten Ring um die Hausschuhe der Frau, aus denen sie steigt. Das Glück scheint die Frau schlaff zu machen, sie kann es nicht fassen. Der schwere Schädel des Direktors wühlt sich beißend in ihr Schamhaar, allzeit bereit ist sein Verlangen, etwas von ihr zu verlangen. Er neigt sein Haupt ins Freie und drückt statt dessen das ihrige an seinen Flaschenhals, wo es ihr schmecken soll. Ihre Beine sind gefesselt, sie selbst wird befühlt. Er spaltet ihr den Schädel über seinem Schwanz, verschwindet in ihr und zwickt sie als Hilfslieferung noch fest in den Hintern. Er drückt ihre Stirn nach hinten, daß ihr Genick ungeschickt knackt, und schlürft an ihren Schamlippen, alles zusammengenommen und gebündelt, damit still aus seinen Augen das Leben auf sie schauen kann. Das Obst wird schon noch reifen. Das kommt heraus, wenn man viele menschl. Gewohnheiten aufeinanderstapelt, damit man im Wipfel was abpflücken kann, das einem dann doch nicht schmeckt. Es ist alles durch Verbote, die Vorboten der Gelüste, begrenzt. Auch auf einem kleinen Hügel wächst nicht endlos viel, und unsre Grenzen sind auch nicht weiter, als wir es fassen können, und wir fassen nicht viel mit unsren harten kleinen Blutgefäßen.

 

Der Mann geht ganz allein weiter. Lange tut es der Frau aber nicht gut, in dieser Stellung auszuharren, die sie bei ihm im Haus hat. Sie zappelt, muß die Beine ein bißchen öffnen, achtlos wird ihr mit seinen Zähnen etwas von ihrem Bauch gerupft. Der Mann lebt in seiner eigenen Lebenshölle, aber manchmal muß er herauskommen und einen Ausflug auf die Weide machen. Die Frau wehrt sich, doch gewiß nur zum Schein, sie kann noch mehr Ohrfeigen bekommen, wenn sie die Seele des Mannes leugnen will, die sich hell erleuchten möcht. Ziemlich viel ist getrunken worden. Fast entleert sich der Direktor in seine kostspielige Umgebung, in deren Dämmer er über die Diät wütet, die die Frau ihm kocht. Sie will ihn nicht einlassen. Dabei fühlt er sich so groß, als wäre er jeder. Nur sich ein wenig abladen zwischen den Stehlampen, das würde ihn entlasten, muß er doch die Last von vielen tragen, die einfach nur dumm an den Ufern wachsen wie Gras und nicht an den Morgen denken, da sie aufstehen müssen. Hermann. Jetzt breitet er seine Frau, nachdem er sie unten aus ihren Schuhen gehoben hat, über den Tisch im Wohnzimmer. Überall kann jeder hereinschauen und neidisch sein, wieviel Schönes von den Reichen verborgengehalten wird. Sie wird auf den Tisch gepreßt, ihre Brüste große warme Fladen Dung, sie fallen auseinander. Der Mann hebt das Bein in seinem eigenen Garten, dann geht er hinaus und hebt es an jeder weiteren Ecke. Die dämmrigsten Gründe bleiben nicht verschont von ihm. Das ist so normal wie Eros, der die beiden noch nie zu entfachen vermochte aus den dünnen Hölzern, die sie, geboren wie sie nun einmal sind, aber nicht geborgen, partout nicht bleiben wollen. Nein, der Direktor wird doch auf Inserate antworten, um seinen Ford Imperium gegen ein neueres, kräftigeres Modell einzutauschen. Wenn nur nicht die Angst vor der neuesten Krankheit wäre, die Werkstätte des Herrn würde nimmermehr schweigen. Und auch in der Wohnung klebten die Anschläge auf dem schwarzen Brett: Lust, der weiße Abgeordnete; mächtige Wellen laufen durch die Zeit, und mächtig wollen die Männer immerdar etwas. Lieb ist ihnen die Ferne, aber was naheliegt, das benützen sie auch. Die Frau will fort, entkommen dieser stinkenden Fessel, in der das Holz vor ihrer Hütte schmachtet. Die Frau ist dem Nichts entwendet worden und wird mit dem Stempel des Mannes jeden Tag aufs neue entwertet. Sie ist verloren. Er kippt die Baggerschaufeln ihrer Beine über sich. Vom Tisch fallen mehrere Gegenstände, die dem Kind gehören, und prallen weich auf den Teppich. Der Mann ist derjenige, der klassische Musik noch zu schätzen weiß. Mit einem Arm greift er vor sich hin und eröffnet eine Anlage. Es klingt, die Frau läßt sich viel gefallen, und es leben die Sterblichen von Lohn und Arbeit, aber, nicht wahr, Musik gehört halt einfach dazu. Der Direktor hält die Frau mit seinem Gewicht nieder. Um die freudig von der Mühe zur Ruh wechselnden Arbeiter niederzuhalten, genügt seine Unterschrift, er muß sich nicht mit seinem Körper drauflegen. Und sein Stachel schläft nie an seinen Hoden. Aber in der Brust schlafen die Freunde, mit denen er einst ins Bordell ging. Der Frau wird ein neues Kleid versprochen, während der Mann sich den Mantel und das Jackett wegreißt. Er kämpft mit dem Alkohol, seine Krawatte ist ihm zum Strick gedreht. Ich möchte das jetzt an dieser Stelle neu in Worte kleiden! Mit einem Untergriff ist vorhin die Stereoanlage in Brand gesetzt worden, jetzt rast die Musik vom Teller und bewegt den Direktor etwas schneller. Tonärmel springen nach vorn, um einzugreifen, ein Direktor muß seinen Schwanz auf die Welt bringen! Sein Vergnügen soll überdauern, bis der Boden zu sehen ist und die Armen, aus denen die Liebe geleert worden ist, aus ihren Gleisen gerissen werden und ins Arbeitsamt fahren müssen. Alles soll ewig sein und noch dazu oft wiederholt werden können, so sprechen die Männer und zerren an den Zügeln, die einst liebevoll ihre Mama gehalten hat. Ja, das geht wohl. Und jetzt fährt dieser Mann wie geschmiert in seine Frau hinein und wieder heraus. Auf diesem Feld kann sich die Natur nicht geirrt haben, denn wir wollten doch nie etwas andres wachsen lassen. Sie befinden sich hier in einer Fleischgemeinde, und die Nebenerwerbsbauern, die leicht weinen, wenn sie nicht eingestellt werden, ja, die werden zornig, wenn ihre Frauen sanft über das überraschte Schlachtvieh streicheln. Mit dem Tod befreunden die Herren sich gern, aber der Betrieb soll weitergehn. Und auch den Ärmsten wird das Vergnügen gerne gegönnt von den weiblichen Armen, in denen sie täglich ab 22 Uhr groß werden dürfen. Für diesen Direktor gilt aber nicht die Zeit, denn er erzeugt sie ja selbst in seiner Fabrik, und die Uhren werden gestochen, bis sie schrein.

 

Er beißt die Frau in die Brust, und dadurch schießen ihre Hände nach vorn. Das weckt ihn nur noch mehr auf, er schlägt sie auf den Hinterkopf und hält ihre Hände, seine alten Feindinnen, fester. Auch seine Knechte liebt er nicht. Er stopft sein Geschlecht in die Frau. Die Musik schreit, die Körper schreiten voran. Die Frau Direktor gerät etwas aus ihrer Fassung, deswegen hat die Birne ja auch solche Schwierigkeiten beim Glühen. Ein schlafender Hund ist der Mann, den man nicht hätte wecken sollen und aus dem Rund der Geschäftsfreunde nach Hause holen. Die Waffe trägt er unterm Gürtel. Jetzt ist er wie ein Schuß herausgeknallt. Der Einsatz im Sport ist verloren. Die Frau wird geküßt. Spuckend wird ihr Liebes ins Ohr geträufelt, diese Blume hat nicht lang geblüht, mögen Sie ihr nicht danken? Vorhin hat er sich noch in ihr herumgewälzt, bald werden seine Finger auf der Geige einen guten Ton erzeugen. Was wendet die Frau den Kopf? In der Natur haben wir doch alle Platz! Selbst das kleinste Glied noch, obwohl es nicht sehr gefragt ist. Dieser Mann hat sich in die Frau ausgeleert, eines Tages möchte er sich dafür in Gold aufwiegeln lassen zu noch rauschenderen Taten im Swimmingpool! In ordentlich gekrümmter Absprungshaltung fällt der Direktor von der Frau ab, seine Abfälle läßt er ihr da. Denn bald umschließt die Falle des Haushalts sie wieder, und sie kehrt zurück woher sie kam. Die Sonne ist noch lang nicht untergegangen. Der Mann hat sich heiter ergossen und geht, während Schlamm aus seinem Mund und seinem Genital austritt, sich vom Genuß seines Tagesgebäcks säubern.

 

Die Gemeinde blickt in allem auf sie, die haben dort nicht so viele Sportsmädel. Die Frau wiegt sich in ihren Sorgen, Hermann wandelt auf ihr in der Ruhe der Nacht. Und auch ihr Sohn, er beherrscht die andren Kinder vollkommener als seine Geige. Der Vater verfertigt das geringste, das unter der Flamme seiner Leidenschaft verfliegt: Papier. Nur Aschespuren bleiben, wo das Auge weilt auf den Werken der Männer. Die Frau wendet den Blick vom Tisch ab, den sie gedeckt hat, öffnet eine seitlich an ihrem Kleid angebrachte Luke und schüttelt die Abfälle vom Essen hinein, dabei bleibt sie sich treu. Heute trinkt die Familie, ganz unter sich, die eigenen Erinnerungen aus dem Projektor. Das Essen kommt spät auf den Tisch, zugleich mit dem Kind, das darin wütet. Es richtet sich nach nichts, was man ihm sagt, es richtet alles hin und her. Seit Monaten verspricht es Verbesserungen an seinem Geigenspiel, doch der Vater genießt die Ohrfeigen mehr, die er dieser freundlichen jungen Natur austeilt. Solch unnütze Ausgaben macht dieses Land auch im allgemeinen, da es sich von der Kunst ernährt, nicht aber alle seine Bürger und Gläubigen, von denen keiner das Prädikat: besonders wertvoll verdient.

 

Die Zunge der Frau ist ein Kleid, das alles zudeckt. Sie absolviert sich knisternd in dem gesalzenen Knabbergebäck, das im Fernsehen viel größer aussieht als in unsren Mündern, wo es rasch unscheinbar wird. Trotzdem, auch wir schütten es in die Abwasserkanäle unsrer abendlich gestimmten Leiber. Der Vater beugt sich über seinen Sohn, zärtlich wie Wurst. Der wird sein BMX Rad gewiß bekommen. Den Neid der Dorfkinder genießt der Sohn des Direktors wie eine steife Prise Macht. Sofort geht er ins Freie etwas zertrümmern. Doch der Vater verlangt ihn als Beute, bedrohlich soll er seinen Kopf heute noch der Geige nähern, damit es so klingt, daß man es woanders auch noch zum Schmieren der Gefühle verwenden kann. Der Vater zeigt seine teure Geburtsschnitte gern am Instrument vor. Und wie er selbst, der Vater, das Instrument seines Kindes bedient, als wärs eine abgelegte Hülle! Das Kind soll sein Handelsgelenk weich halten und mit dem Bogen von zartestem Bau hin und her streifen auf den Weiden der ewigen Künstler, die belebt werden sollen mit beliebten, bekannten Klängen. Es erklingt dann schaurig, schartig Mozart, wenn Sie Glück haben und Ihnen die Fußgelenke rechtzeitig gefesselt wurden, damit Sie nicht zum Grasen auf eine andre Wiese gehen können.

 

Die Banken werben mit Taschen an Riemen um die Kleinsten der Kleinen. Schon dieses Gesindel, Gesinde seiner Eltern, hat das Bedürfnis nach einem Kontostand. In ein paar Jahren hat das Geld dann eine schöne Gestalt angenommen, ein Fahrzeug zum Totmachen oder eine Wohnungseinrichtung zum Totsein. Vorausgesetzt, Sie sind – wie der Sohn des Direktors – unter vierzehn und noch ledig und lebendig, noch Kind, aber schon als Kunde des Lebens gekündigt. Für diese künftigen zünftigen Verbraucher werden die Stunden noch lang werden, in denen sie mehr wert zu werden wünschen. Vielleicht werden manche von uns selbst Schalterbeamte, denn wozu stehen hier schließlich die Bankerln herum? Wohl kaum für unsre Ältesten, die Geschäftsträger gewesen sein werden. Das Kind eilt in die Hundekälte hinaus, kaum daß es fertig gebacken ist. Es muß sich einfach in heilsamen Stürzen von seinem Heim abkühlen und seinem Volk beim Schreien lauschen, damit es ihm zu noch mehr Geschrei Anlaß bieten kann.

 

Der Mann kommt vom zweiten Rasieren, die Frau wie ein Schifferl vor seinem Schwall herzutreiben. Ihre Berge und Täler samt Gezweige sind zwar reichliche Entwürfe, doch es fehlt durch Entwürdigung der letzte Schliff daran. Der Mann erschafft, vom Wind emporgeweht, die Frau, er zieht ihr den Scheitel und wirft ihre Beine auseinander wie welke Knochen. Er sieht Gottes tektonische Verwerfungen an ihren Oberschenkeln, sie machen ihm nichts aus, er klettert in seinen Hausbergen herum auf sicherem gewohnten Steig, er kennt jeden Tritt, den er austeilt. Der stürzt nicht ab, der ist hier zuhaus. Endlich die Beine unter den Tisch strecken zu können, wer wünschte sich das nicht. Eigentum verpflichtet den Besitzer zu nichts, den Konkurrenten zu Neid. Diese Frau hat schon seit Jahren ihren Rückwärtsgang ins Buch des Lebens eingelegt, was erwartet sie noch. Er greift ihr unter den Rock, er prasselt durch die Wände ihrer Unterwäsche. Er will sich (die Familie ist unter sich, einer unter dem andern) in seine Frau hineinzwängen, damit er seine Grenzen spürt. Er würde über die Ufer treten, ich glaube bald, wenn ihm, dem Steuerlosen, nicht schwindlig würde auf seinem eigenen Pfad. Überhaupt, die Männer würden uns über den Kopf wachsen, wenn wir sie nicht manchmal in uns einschlössen, bis sie klein und still von uns umgeben sind. Die Frau streckt jetzt unwillkürlich die Zunge heraus, denn der Direktor hat einen Muskel an ihrem Kiefer betätigt, mit dessen Hilfe eine Schlange jederzeit Gift kotzen könnte, man muß es ihr nur zeigen. Der Mann führt sie ins Bad, redet beruhigend auf sie ein und bückt sie über den Wannenrand. Er greift in ihrem Gebüsch herum, damit er endlich einsteigen kann und nicht erst auf die Nacht verwiesen werden muß. Ihr Laub, ihre Zweige biegt er auseinander. Die Fragmente des Kleides werden ihr abgerissen. Haar fällt in den Abfluß. Fest wird ihr auf den Hintern geschlagen, die Spannung dieses Portals soll endlich nachlassen, damit die Menge brüllend und schiebend ans Büffet stürzen kann, dieser liebe Verbund von Konsumenten und Lebensmittelpunktkonzernen. Hier sind wir und werden zum Dienst gebraucht. Der Frau wird ein gleichartiges, gleichwertiges oder ähnliches Organ entgegengestreckt. Er reißt ihr den Arsch auf! Mehr braucht er eigentlich nicht, mit Ausnahme seines monatlichen Spitzengehalts. Sein Gebein erbebt, und er verschwendet seinen ganzen Inhalt, viel mehr als er an Geld einzunehmen vermochte, an die Frau, wie könnte sie nicht gerührt sein von diesem Strahl. Ja, jetzt enthält sie den ganzen Mann, soviel sie tragen kann, und der erhält sie, solange er an ihrem Interieur und den Tapeten noch Gefallen findet. Er wirft ihr Vorderteil in die Badewanne und spreizt als Geschäftsführer dieses Lokals und ähnlicher Lokale ihr Hinterzimmer. Kein Gast außer ihm darf soviel frische Luft hereinlassen. Dort wächst der Hausschwamm, man hört ihn Wasser saugen und Abfall produzieren. Kein anderer als der Direktor kann die Frau so unter seinen Regen und seine Traufe zwingen. Bald wird er sich schreiend erleichtert haben, dieses riesige Pferd, das seinen Karren mit verdrehten Augen und Gischtflocken am Gebiß in den Dreck zerrt. Und auch der PKW der Frau soll nicht dazu dienen, daß sie auf eigenen Wegen fährt, er hat ihr ja schon eine Spur vorgelegt mit seinen Geschossen, die brüllend Schneisen in den Wald gebrochen haben.

 

Die Frau stößt mit dem Absatz ihres Hausschuhs ungefügt nach hinten, um das Ungefüge ihres Mannes zu treffen. Sein Gemächte hat sie wie einen Mähdrescher gegen den Badewannenrand schlagen hören. Das macht ihn wütend. Kotreste werden bald an ihm kleben, was für ein Leben. Schlau kocht es im schwachen Geschlecht, das sich bemüht, auch noch schön zu sein. Der Mann beschließt, der Frau das Einhalten des Ehevertrags zu gebieten. Er preßt ihr die Hand auf den Mund und wird mit ein paar Prozent ihrer Kieferkraft gebissen. Da muß er die Hand wieder wegziehen. Er deckt die Frau mit Nacht zu, steckt ihr aber seine elektr. Leitung zu ihrer Erleuchtung und seiner Zufriedenheit in den Hintern. Sie versucht ihn abzuschütteln, erlahmt aber bald, sie muß bleiben, die Augen zu. Nicht liebt er Wildes, wild ist er selber. Ringsum gähnende Leere im Haus, bis auf den Buschen Haare vorn an ihrem und seinem Bauch, zum Zeichen: hier wird ausgeschenkt. Hier gibts den Heurigen alle Tage wieder. Wir sind doch alle nicht von gestern. Linkisch wird der Frau ins warme Ohrloch getröpfelt, was die Macht des Mannes alles kann, da braucht’s keiner Listen und keiner Waffen. Sie muß nur das Tor aufmachen, denn hier wohnt er, und seinen Samen kann er nur unter Vorwänden und Vorhängen noch mühsam zurückhalten. Lächelnd treibt der Schöpfer aus den Männern ihr Produkt, damit es unter uns herumzurasen sich angewöhnen kann. Der Mann zerteilt die Schöpfung mit seinen kräftigen Tempi, und auch die Zeit vergeht in ihrem eigenen Tempo. Er zertrümmert die Kacheln und Scheiben in diesem schattigen Raum, der unter seinem Treiben und an seinem hellen Licht sich freut. Nur in der Frau da ist es dunkel. Er zieht in ihren Arsch ein und schlägt vorn ihr Gesicht gegen den Wannenrand. Sie schreit noch einmal. Er richtet sich in seiner kleinen Pilotenkanzel auf längeres Bleiben ein. Er selbst ist vielleicht schon zur Ruhe gegangen, aber sein Glied zieht noch nach seinem Willen von Klippe zu Klippe. So einer wirft sich in die Scheiße wie andre vom Strand ins Meer, setzt sein extra Saugegerät ein und hält mit nichts hinter dem riesigen Berg, bis er seinen Staubsack ganz geleert hat.

2.

Später ruft sie nach dem Sohn. Und ist doch schon vorher gesättigt von dem lieben Bild des Kindes, dem einzigen Schutzhäuschen gegen die Untergriffe des Mannes, der sie fester hält als der Besucher das Getränk seiner Wahl. Er braucht keine Schutzhütte für sein Geschlecht, und sein Strom nimmt die kürzeste Bahn. Das Kind weiß viel von alledem, betrachtet lächelnd die Schlüssellöcher, durch die es die Wonnen in der Wohnung auskundschaftet. Den Körper der Mutter besieht es sich schlau und dreist, gleich nachdem es aus der Unwelt draußen, die in der Kinderzeitschrift Wunderwelt genannt wird, hereinkommt. Treibt der Mutter das Lächeln im Gesicht herum wie ein Kahn oder ist es fest eingegraben? Das Kind sieht seiner Mutter nichts nach, wenn es sich unter ihre weiße Abzugshaube drängt, im Nest, das der Vater gebaut hat. Sie gehören einander für die Fleischbeschauer, die sich vor dem Zaun drängen, streben selbst auch noch zueinander, steuerlos wie das Wolkenpotpourri am purpurnen Himmel droben. Wissen nicht warum, doch, das Kind hat ein hungriges Maul mit dreckigen Reden zu stopfen, in denen seine Mutter vorkommt und deren oft blutige Hosen. Das Kind weiß alles. Es ist weiß und hat ein braunes Gesicht von der Sonne. Am Abend wird es dann sattgebadet sein und gebetet und gearbeitet haben. Und sich an die Frau kleben, an ihr weiden, sie in die Brustwarzen beißen zur Strafe, daß vorher der Vater ihre Tunnels und Röhren ausweiten durfte, hören Sie! Die Sprache selbst will jetzt sprechen gehen!