Biker Girl

Dead Bastards

Bärbel Muschiol


ISBN: 978-3-95573-356-8
1. Auflage 2015, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2015 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Unter Verwendung des Bildes 302406878 (shutterstock).

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

Prolog

 

Maja

 

Dröhnend spüre ich meinen eigenen Herzschlag in meinen Ohren pochen.

Pures Adrenalin rast durch meine Venen und ich spüre, wie sich die Vorfreude in mir ausbreitet. Nachdem ich aus meinem Zimmerfenster geklettert bin, stehe ich auf dem Flachdach des Clubs. Der rhythmische Bass der Musik erfüllt die Nachtluft und ich rieche den Rauch der Feuer, die in abgeschnittenen Ölfässern brennen. Dunkle Stimmen hallen durch den Hof und ich höre das schrille Lachen betrunkener Frauen.

Da ich hier meine ganze Kindheit verbracht habe, weiß ich ganz genau, wie ich mich heimlich von diesem Grundstück schleichen kann. Das Zuhause des MC Dead Bastards ist besser bewacht als Alcatraz, doch diese Bewachung hat eine Sicherheitslücke, und ganz genau diese Lücke mache ich mir zu meinem Vorteil. Denn die Sicherheitsvorkehrungen der Dead Bastards sind auf das Eindringen des Feindes ausgerichtet. Keine der vielen Maßnahmen ist darauf eingestellt, jemanden beim Verlassen des Grundstücks zu hindern.

Nachdem ich die Feuerleiter auf der Rückseite des Hauses hinuntergeklettert bin, sehe ich mich hektisch um.

Bisher hat anscheinend noch niemand bemerkt, dass ich mich aus dem Staub mache. Und das ist auch gut so. Denn wenn mein Bruder erfährt, dass ich mich nachts aus seiner Wohnung schleiche, um mich heimlich mit einem Mann zu treffen, der zu einem anderen MC gehört und mit dem er zwielichtige Geschäfte macht, würde er mir den Kopf abreißen.

Leise renne ich auf die gegenüberliegende Seite des Hofes und öffne den Zaun, der gerade so viel eingerissen ist, dass ich mich hindurchquetschen kann.

Erleichtert, dass ich den schlimmsten Teil bereits geschafft habe, atme ich ein paarmal tief durch, ehe ich mich durch das kleine angrenzende Waldstück schleiche.

Ich habe es beinahe geschafft. Schnell zupfe ich mein Oberteil zurecht, richte meinen Minirock gerade und fahre mit meinen Fingern durch meine langen braunen Haare, um so wieder etwas mehr Volumen hineinzubekommen. Meine grünen Augen habe ich mit moosgrünem Lidschatten betont und mit einer guten Ladung Mascara eingerahmt. Ein kohleschwarzer Kajal rundet mein Make-up ab. Der dezente Lipgloss, der meine Lippen bedeckt, schmeckt lecker nach Erdbeeren und ich weiß, dass es nur noch wenige Augenblicke dauern wird, bis auch Jack die Geschmacksrichtung meines Lipglosses kennt.

Jack! Dieser Mann verkörpert alles, was ich nicht haben kann.

Jack ist das erste und einzige Abenteuer meines Lebens, und bei allem, was mir heilig ist, es ist purer Wahnsinn, dass ich so viel Ärger riskiere, nur um von ihm geküsst und berührt zu werden.

Endlich sehe ich im leichten Schein der Straßenlaterne das Chrom seines Bikes aufleuchten.

Er ist gekommen ...

Seine langen blonden Haare hat er zu einem Pferdeschwanz gebunden, das leuchtende Blau seiner Augen funkelt mich erwartungsvoll an, ehe sein Blick über meinen Körper gleitet. Seine großen Hände liegen locker auf dem Lenker seines Motorrads, während sein Oberkörper in einer schwarzen Lederjacke steckt.

Der von einem Messer aufgespießte Totenkopf, der das Emblem seines MCs ist, ziert das Leder auf seiner rechten Brust, und seit letzter Nacht weiß ich auch, dass sein kompletter Rücken mit dem passenden Tattoo versehen ist.

Ich muss verrückt sein!

Mich mit ihm zu treffen ist der absolute Wahnsinn, und wenn mein Bruder herausfindet, dass sich Jack ohne seine Erlaubnis mit mir trifft, bedeutet das einen Krieg, der verdammt viele Tote kosten wird.

Doch das ist mir egal, das erste Mal in meinem Leben habe ich die Möglichkeit, mich frei zu fühlen, einen Mann zu küssen und mit ihm zu schlafen. Und das werde ich mir weder von meinem Bruder noch von meinem im Gefängnis sitzenden Vater verbieten lassen.

In Jacks Augen sehe ich seinen Hunger auf mich, ich sehe, wie sehr er mich begehrt, und die angespannten Muskeln seiner Arme verraten mir, dass er kurz davor ist, mich ganz genau hier und jetzt zu ficken.

„Komm her!“

Das dunkle Timbre seiner Stimme schickt mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Willig gehe ich auf ihn zu, seine Hände legen sich auf meine Taille. Mit einem Ruck zieht er mich zwischen seine Beine, sein unverkennbarer Geruch steigt mir in die Nase und ich spüre, wie mein Körper auf ihn reagiert.

Endlich!

Sein dunkler Blick legt sich auf meine Lippen und einen Augenblick später dringt er mit seiner Zunge brutal in meinen Mund ein. Jack ist kein zärtlicher Mann, er weiß, was er will, und er nimmt es sich. Doch das ist auch gut so! Seit ich mich zurückerinnern kann, bin ich von harten Kerlen umgeben.

Mit einem Softie wüsste ich gar nichts anzufangen.

Willig erwidere ich seinen Kuss, unsere Zähne schlagen aufeinander und unser Atem vermischt sich. Genauso plötzlich, wie er mich an sich gezogen hat, lässt er mich auch wieder los.

Außer Atem und mit schnell schlagendem Herzen lecke ich seinen Geschmack von meiner Unterlippe.

„Steig auf, Baby.“

Mit seinem Draufgängergrinsen auf den Lippen hält er mir seinen schwarzen Helm entgegen. Schnell setze ich ihn auf und schwinge mich hinter ihm auf sein Bike. In dieser Position muss ich meine Beine spreizen, um möglichst nah an ihn zu rücken. Genussvoll schlinge ich meine Arme um seine Körpermitte und presse mich an sein breites Kreuz.

Dieser Mann bedeutet Abenteuer, Rebellion und heißen Sex und ich kann es kaum erwarten, ihn endlich in mir zu spüren.

Das kraftvolle Vibrieren seines Bikes kündigt die Abfahrt an und ich weiß, in wenigen Minuten liege ich in seinem Bett, in seinen Armen und spüre seine Küsse zwischen meinen Schenkeln.

Die Abende, an denen wir uns noch sehen können, sind bereits gezählt. Denn es steht viel zu viel auf dem Spiel.

Doch für heute Nacht schiebe ich alle Sorgen beiseite, denn heute Nacht ist es mir noch einmal gelungen, den strengen Blicken meines Bruders zu entwischen ...