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Prolog

Ihre Hochzeit sollte den Frühlingsbeginn feiern, aber es herrschte eine winterliche Atmosphäre. Nur wenige Gäste hatten sich eingefunden, und alle wirkten kühl: die Männer in ihren steifen Uniformen und Anzügen und die Frauen in ihren bonbonfarbenen Frühjahrskleidern.

Die Braut hatte statt eines amerikanischen weißen Rüschenkleides einen Hochzeitskimono gewählt, aber nicht, wie viele erwarteten, einen alten, sondern einen nagelneuen aus rot-orange schimmerndem Seidenbrokat mit aufgestickten Entenpaaren, dem Symbol für eheliches Glück. Er stammte aus der Tokioter Ginza mit ihren tollen Boutiquen, in denen sie nie hätte einkaufen können, wenn sie ihm nicht begegnet wäre, in denen sie allerdings mit mißbilligenden Blicken und leisen Demütigungen bedacht wurde.

Doch inzwischen war ihr das egal, denn sie stand am Ufer des Meeres, das von ihrem Land bis zu seinem reichte, des Meeres, über das er geflogen war, um sie zu finden, sie zu lieben. In dem neuen Land würde man mehr an ihr schätzen als nur ihre Ausdauer in kaltem Wasser.

Beim Ringetausch hatte sie es so eilig, daß sie seinen fallen ließ. Die Gäste lachten freundlich, als er ihn auffing, bevor er im Sand landen konnte. Sobald die Ringe an ihren Fingern steckten, drückte er lächelnd ihre Hand. Sie sah ihn verwirrt an, und er gab ihr mit einem Blick zu verstehen, daß seine Gefühle mit ihm durchgegangen waren.

Ich will, sagte sie. Mit diesen beiden kurzen Worten versprach sie, ihn in Gesundheit und in Krankheit zu lieben und zu ehren. Er legte das gleiche Versprechen ab. Alles kam ihr so unwirklich vor: die windige, wilde Küste; der Mann neben ihr; daß sie nun tatsächlich heiratete.

Er küßte sie, wie schon tausend Male zuvor, doch vor all diesen Leuten. Einen Moment lang erstarrte sie vor Angst, denn zu Beginn der Feier hatte sie die zwei Männer bemerkt, die sie nicht leiden konnte. Vor ein paar Monaten waren sie urplötzlich abends mit einem schweren schwarzen Koffer bei ihnen aufgetaucht. Sie hatte sich vor ihren barschen Stimmen ins Schlafzimmer geflüchtet und die Tür hinter sich geschlossen. Als sie einige Stunden später wieder verschwanden, war sie erleichtert, aber auch beunruhigt gewesen. Was machten die beiden hier bei der Hochzeit? Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er sie eingeladen hatte.

Die Welt war leider nicht perfekt, dachte sie, als sie die Augen schloß, um sich wieder auf den Kuß zu konzentrieren. Immerhin war sie nun nicht mehr die Freundin und Außenseiterin, sondern die Ehefrau. Und wenn sie diese neue Macht nur geschickt nutzte, gelang es ihr sicher, die Männer zu vertreiben.

1

Es erschienen eine Linie und ein Schatten.

Oder waren es zwei Linien? Ich betrachtete den Plastikstreifen auf dem Waschbeckenrand im Bad genauer. Eine Linie bedeutete nein, zwei ja. Eine Definition für eine Linie und einen Schatten gab es nicht.

»Na, wie sieht’s aus?« fragte Hugh von der anderen Seite der Tür aus.

»Wenn ich das wüßte«, antwortete ich, öffnete die Tür und hielt ihm den Streifen hin wie ein Hors d’oeuvre. »Versuch du, dir einen Reim drauf zu machen.«

»Eine Linie, ist doch ganz einfach.«

»Siehst du den Schatten daneben nicht?«

»Eine richtige Linie wäre pink. Das ist bloß eine Falte im Streifen.« Er schlüpfte in seinen Burberry, denn der Washingtoner Frühling präsentierte sich in diesem Jahr ziemlich verregnet.

»Wenn’s doch eine Erklärung für solche Schatten gäbe …«

»Für Schatten, die nur du siehst. Schatz, wenn dich das wirklich so sehr beschäftigt, dann ruf doch bei der Hotline des Herstellers an.«

»Wenn ich das mache, sagen sie mir sicher, ich soll zum Arzt gehen.«

»Vielleicht bedeutet das ja, daß du ein bißchen schwanger bist.« Hugh legte seine Hand unter meinem Flanellpyjama auf meinen nackten Bauch.

»Eine ungeplante Schwangerschaft ohne Hochzeitstermin wäre wirklich die reine Freude«, sagte ich und schob seine Hand weg. Hugh und ich waren seit genau drei Monaten verlobt. Am Strand von Hawaii hatten wir sogar mit dem Gedanken an eine Blitzheirat gespielt, waren jedoch zu dem Schluß gekommen, daß wir das unseren Familien nicht antun konnten. Nun wollten wir die Feier in Washington veranstalten, aber die Sache ging nicht recht voran, weil ich Lokale und Catering in der Stadt noch nicht sonderlich gut kannte. Alles in allem hatte ich außer meinem künftigen Mann nichts vorzuweisen.

»Meine Cousine hatte ihr Kind bei der Hochzeit schon, und es war trotzdem das schönste Fest seit Jahren«, erklärte Hugh und ließ seinen geschlossenen Schirm durch die Luft wirbeln, bevor er ihn wieder auffing. Fast beneidete ich ihn wegen seines Optimismus hinsichtlich des Babys, des Verfahrens, das er gerade organisierte, und des Lebens allgemein. Nicht einmal der Washingtoner Regen machte ihm etwas aus, weil er ihn an Edinburgh erinnerte. Ich bevorzugte die hart auf die Dächer Tokios prasselnden Tropfen im Herbst und die warmen, schwülen Schauer im Frühling, zu Beginn der japanischen Regenzeit, doch ich fand mich mit dem Washingtoner Wetter ab, weil es für die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft mit Hugh stand.

Nachdem wir uns über das Abendessen unterhalten hatten – Risotto mit angerösteten Zwiebeln und Jakobsmuscheln, falls es die irgendwo gab, dazu grüner Salat –, machte Hugh sich auf den Weg, und ich bereitete mir ein o-nigiri zu. Der Reis vom Vorabend war noch warm im Kocher, und im Kühlschrank befand sich ein kleiner Rest Lachs. Ich rollte alles in ein Stück Seetang und briet es kurz an.

Mit der linken Hand aß ich das Reisbällchen, während ich mit der rechten durch die Online-Version des Daily Yomiuri scrollte. Mittlerweile lebte ich seit einem halben Jahr nicht mehr in Japan, und ich hatte das Gefühl, daß meine Sprachkenntnisse sich drastisch verschlechterten. Als bafu – halb Japanerin, halb Amerikanerin – verstand ich es als meine Pflicht, auf dem laufenden zu bleiben. Ich übersprang die schlechten Wirtschaftsnachrichten und wandte mich den für Ausländer bestimmten Sprachseiten zu. Das Wort des Tages war zurekin, was so viel bedeutet wie »Pendeln außerhalb der Rush-hour« und von der Regierung propagiert wird, weil es das Reisen für Mensch und Umwelt leichter und angenehmer macht – eine Idee, die sich aber bei der arbeitenden Bevölkerung bisher nicht wirklich durchgesetzt hat.

Ich sah eine Parallele zu meinem Leben: Meine übliche Hektik hatte sich urplötzlich in zurekin verwandelt, und ob mir das gefiel, wußte ich noch nicht so genau. Die Jahre zwischen zwanzig und dreißig hatte ich in Japan hart gearbeitet und einfach gelebt. Alles Japanische, sogar die notorisch überfüllten Züge, fand ich toll. Doch leider durfte ich auf unbestimmte Zeit nicht mehr in das Land einreisen, eines Vergehens wegen, dessen ich mich für eine wichtigere Sache schuldig gemacht hatte. Aufgrund des Eintrags in meinem Paß mußte ich das Beste aus meinem Washingtoner Dasein machen, und wie alle Bewohner der Stadt beklagte ich mich über die überfüllten Metro-Züge, die meinem in Japan geschulten Empfinden nach nur halbvoll waren. Die Immobilienpreise hier konnten sich allerdings tatsächlich mit denen Tokios messen, obwohl in Washington natürlich mehr Wohnraum zur Verfügung stand.

In Hughs Zweizimmerapartment im ersten Stock eines alten Stadthauses zum Beispiel gab es viel Schönes: hohe Decken, alte Parkettböden, ein Erkerfenster im Wohnzimmer. Trotzdem fühlte ich mich fremd. Nun klingelte das Telefon, und sogar das klang fremd. Ich nahm den Hörer von der Gabel.

»Hallo, Schätzchen, was machst du heute mittag?« Die kehlige Stimme am anderen Ende der Leitung gehörte meiner Cousine Kendali Howard Johnson, die in Bethesda lebte.

»Kendall?« Ich kann es nicht leiden, wenn Leute am Telefon ihren Namen nicht nennen.

»Ja, Rei.« Sie zog die eine Silbe meines Namens in die Länge wie schon damals als kleines Kind.

Kendall war in Bethesda aufgewachsen, was bedeutete, daß ich ihr ziemlich oft begegnete, wenn ich meine nur vierzig Autominuten entfernt in Baltimore wohnende Großmutter besuchte. Oma nannte Kendall und mich gern das »Marienkäferteam«, wegen Kendalls roter und meiner schwarzen Haare. Wir waren im selben Alter und schienen als Freundinnen wie füreinander geschaffen, aber irgendwie klappte das nicht so recht. Ich werde nie vergessen, wie Kendall mich eines Sommers – wir waren beide fünfzehn – hinter die Büsche zog und einen Joint hervorholte. Natürlich hatte ich keine Ahnung, wie man inhalierte, und das, obwohl ich aus der Bay Area stammte, wo sich angeblich alle mit Hasch auskannten. In dem gemischten Internat, das Kendall in Virginia besuchte, lernte sie viele Dinge, über die ich nichts wußte: Reiten, Jointrollen, bei Konzerten unentdeckt in den Backstage-Bereich Gelangen. Kendall, die nach dem College einige Jahre lang Investoren für Unternehmen geworben hatte, war mir in puncto Weltwissen immer schon voraus gewesen. Das von unserer Großmutter treuhänderisch für sie eingerichtete Vermögen stand ihr nun zur Verfügung. Kendall verwendete es für ihre Hochzeit, die erste Hypothekenrate und politische Spenden, die sie seit dem Beginn ihres sorgfältig geplanten Aufstiegs in der Washingtoner Gesellschaft plazierte. Meine Mutter meinte, ich könne die Zuneigung meiner Großmutter erringen, wenn ich mehr Zeit mit ihr verbringen würde, aber ich fühlte mich einfach nicht wohl in ihrer Gesellschaft, und es lag mir fern, ihr um den Bart zu gehen, um wie meine Marylander Cousins und Cousinen Geld von ihr zu bekommen. Möglicherweise hing meine geringe Beliebtheit ja auch damit zusammen, daß meine Mutter sich auf eine Ehe eingelassen hatte, die den Howards wie eine Katastrophe erschienen sein mußte. Wäre mein Vater schwarz gewesen, hätte die Heirat mit ihm seinerzeit gegen das Gesetz von Maryland verstoßen. Ein asiatischer Mann war nicht ganz so schlimm wie ein Afroamerikaner, aber als ausgelassenes Familienfest ließ sich die Hochzeit meiner Eltern nun wirklich nicht bezeichnen.

Obwohl Kendall eine von den Howards war, verspürte ich keine Ressentiments gegen sie, weil sie mich trotz ihrer Kinder, ihres Haushalts und ihrer Spendensammelaktivitäten nicht vergessen hatte. Kendall war die einzige Verwandte, die mich nach meiner Ankunft in Washington vor ein paar Monaten besucht hatte, und das würde ich ihr nicht vergessen.

»Wie geht’s den Zwillingen?« Nach ihrem Mann Win, den ich nicht ausstehen konnte, erkundigte ich mich nicht. Win war Immobilienmakler und betrachtete jeden als potentiellen Kunden. Daß Hugh und ich kein Interesse am Erwerb eines Hauses in den Vororten zeigten, verübelte er uns.

»Die haben Halsentzündung. Kommt ganz selten vor bei Kindern unter drei Jahren, aber meine beiden fangen sich natürlich so was ein!«

»Ist wahrscheinlich ganz schön anstrengend«, sagte ich.

»In der Nacht ja. Tagsüber kümmert sich zum Glück unser Au-pair-Mädchen um sie. Ich bin grade im Fitneßcenter, hab mir eine Stunde Spinning und hinterher eine an den Geräten gegönnt. Jetzt hab ich einen Bärenhunger. Wollen wir uns um halb eins zum Lunch treffen?«

»Hm. Das Wetter ist nicht besonders. Eigentlich wollte ich ein paar Dinge hier erledigen …«

»Regen tut gut, Schätzchen«, erklärte Kendall. »Und übrigens habe ich auch nicht bloß einen Lunch unter Mädels im Sinn, sondern ein Essen in einem schicken Restaurant, und zwar mit Harp Snowden.«

»Was, du kennst Harp Snowden persönlich?« fragte ich verblüfft. Snowden vertrat als demokratischer Senator Kalifornien und stimmte unerschütterlich gegen alle von der Regierung vorgeschlagenen Kriege. Er gehörte zu den wenigen Politikern, die sich auch im neuen Jahrhundert für Umwelt, Einwanderer und Frieden einsetzten. Kendalls Treffen mit ihm war interessant, denn sie stand als konservative Demokratin den Republikanern fast näher als ihrer eigenen Partei.

»Noch nicht so lange. Als er den Vorschlag mit dem Lunch im Mandala machte – das ist eins meiner Lieblingslokale –, wußte ich, er hat angebissen. Nun, vielleicht magst du mitkommen.«

»Was meinst du mit ›angebissen‹?« fragte ich. Kendall war seit fünf Jahren verheiratet und, soweit ich wußte, immer noch verrückt nach Win.

»Nicht, was du meinst. Er möchte, daß ich Spenden für ihn sammle und mich für seine Kampagne besonders im nördlichen Virginia engagiere, wo die Republikaner eine satte Mehrheit besitzen. Das ist eine Herausforderung für ihn als Demokraten, der von sich behaupten kann, in Vietnam gekämpft, dort einen Fuß verloren und dafür einen Silver Star und ein Purple Heart bekommen zu haben. Er ist so etwas wie eine Kombination aus John McCain, Howard Dean und Paul Wellstone.«

Kendall redete gern in amerikanischen Klischees, die ich gerade erst zu verstehen begann. »Aber du bist doch aus Maryland«, sagte ich. »Und was wollt ihr als Demokraten von den Republikanern?«

»Man kann Menschen durchaus dazu bringen, die andere Partei zu wählen, wenn nur der Kandidat stimmt«, anwortete Kendall. »Natürlich bin ich aus Maryland, doch ich habe Internat und College in Virginia besucht und kenne dort alle und jeden, von den Pferdeliebhabern in Charlottesville bis zu den Technikfreaks in Reston. Harp braucht jemanden wie mich.«

»Alle und jeder« bezog sich auf die Reichen, das war mir klar. »Und wieviel Geld bist du bereit, dem Senator für seine Freundschaft zur Verfügung zu stellen?«

»Als einzelner darf man nicht mehr als zweitausend Dollar spenden, aber jemand wie ich kann seine Freunde ermutigen, ihrerseits etwas zu geben. Es ist ganz einfach: viele Leute, viel Geld. Du warst nicht hier damals während der McCain-Kampagne; da hab ich ein Dinner für ihn organisiert, von dem heute noch geschwärmt wird.«

»Aber McCain ist doch kein Demokrat«, warf ich ein. »Wie kannst du so schnell die Seiten wechseln?«

»Nun, ich begreife mich als unabhängige konservative Demokratin«, antwortete Kendall. »Und im übrigen verspreche ich dir, daß es bei dem Lunch nicht nur um Politik gehen wird. Du kannst dich mit ihm über Japan unterhalten. Mit zwanzig hat er sich dort mit Zen-Yoga oder so was beschäftigt. Vielleicht habt ihr ja gemeinsame Freunde.« Sie schwieg kurz. »Ach, Rei: die Kleidung.«

»Ja? Was soll ich anziehen?« An einem privaten Essen mit einem Senator hatte ich noch nie teilgenommen.

»Denk demokratisch, aber kleide dich republikanisch. Alles klar?«

Nach dem Telefonat ging ich hektisch meinen Kleiderschrank nach einem passenden Outfit durch. Früher einmal hatte ich eine ganze Menge konservative Röcke und Blazer von Talbots besessen, diese später aber auf Hughs Anraten weggegeben, als ich mit dem Unterrichten aufhörte. Jetzt zog ich mich eher sexy und leger an – Jeans, Lederhosen, T-Shirts, Miniröcke, Stiefel. Außerdem hatte mir meine Mutter eine wunderbare Sammlung hochwertiger Kleidungsstücke aus den Sechzigern bis Neunzigern überlassen, die aber alle weder Reagan-rot noch Bush-blau waren – schließlich neigte meine Mutter auch der Linken zu. Am Ende entschied ich mich für einen cremefarbenen Ultrasuede-Hosenanzug mit schwarzem Mieder. Doch nachdem ich den Gürtel geschlossen und in den Spiegel geschaut hatte, kam ich mir um die Taille ziemlich unförmig vor. Seit meiner Rückkehr in die Staaten frönte ich wieder meiner Vorliebe für Brot und Käse. Die Waage zeigte 121 Pfund an, was schrecklich ist für eine Frau, die immer zwischen 110 und 115 Pfund pendelte.

Zum Glück hatte die Hose einen elastischen Bund. Mein leichtes Ubergewicht kaschierte ich mit einem aquamarinfarbenen Regenmantel, den Kendall mir einen Monat zuvor während eines hektischen Shopping-Ausflugs mit ihren beiden Kleinen in der White Flint Mall aufgeschwatzt hatte. Einen Trenchcoat brauchte man einfach in Washington; mir kam es vor, als regnete es schon den ganzen Frühling, und der heutige Tag war da keine Ausnahme. Ich verließ Hughs Wohnung am Mintwood Place mit Schirm, denn von Adams-Morgan, unserem Viertel, brauchte man bis zur nächsten Metro-Station zu Fuß zwanzig Minuten. Hugh hatte sich das Apartment, als er noch allein lebte, wegen der Lokale in der Nähe ausgesucht und keinen Gedanken auf den langen Fußmarsch verschwendet, weil er immer mit dem Wagen ins Büro fuhr.

Ich persönlich empfand es als merkwürdig, in einer Stadt, in der es ein gut ausgebautes Nahverkehrsnetz gab, ständig das Auto zu benutzen.

Wieder einmal wurden mir die Nachteile von Washington bewußt. Als Hugh mich gleich nach meiner Ankunft hier in die Jazzclubs von Georgetown und die Coffee-Shops am Dupont Circle ausführte, fand ich alles ziemlich reizvoll; inzwischen kannte ich mich besser aus und hatte eine andere Meinung. Natürlich gab es hübsche Ziegelhäuser in Adams-Morgan, und man konnte in einer Salsa-Bar tanzen oder eine preiswerte Enthaarung der Bikinizone von einer waschechten Brasilianerin bekommen, aber das reichte meiner Meinung nach nicht für echtes Weltstadtflair. Und außerhalb von Adams-Morgan sah die Sache ohnehin düsterer aus. Das Zentrum von Washington war schlicht langweilig, ganz anders als das meiner Geburtsstadt San Francisco oder das Tokios, meiner Wahlheimat seit dem College. In Washington existierte kein Viertel, in dem man einfach nur hätte bummeln können. Hier wechselten sich große Bürogebäude mit häßlichen Supermärkten ab, dazwischen ein paar wenige heruntergekommene Häuser der Jahrhundertwende.

Als ich die Metro-Station verließ und in Richtung Ninth Street ging, wo sich das Mandala befand, sah ich eine Frau auf den Stufen eines alten Stadthauses sitzen, ein Kind zwischen den Knien, einen Styroporbecher neben sich. Bettlern gab ich nur selten Geld, aber beim Anblick der Frau überkamen mich Schuldgefühle ob meiner negativen Gedanken über die Stadt. Als ich einen Dollar in den Becher fallen ließ, schaute nur das kleine Mädchen mich an, dessen Augen in dem runden Kindergesicht alt wirkten. Die Kleine schien zu wissen, daß ich mir Lachs zum Frühstück gegönnt hatte und zu einem teuren Essen unterwegs war. Mein Dollar erschien mir plötzlich schofelig.

Ich versuchte die Begegnung zu vergessen, als ich die schwere, alte Tempeltür des Mandala öffnete. Ich war noch nie hiergewesen, doch Hugh, der das Lokal von mehreren Geschäftsessen kannte, hatte mir davon vorgeschwärmt. Die Atmosphäre gefiel mir: Flackernde elektrische Lichter in Metallwandleuchtern erhellten einen hübschen Fliesenmosaikboden mit floralem Mandala in der Mitte. Die Eßtische waren aus alten chinesischen Altartischen oder Türen gefertigt. Alles schimmerte mattrot, und das Personal trug dunkelrote Shantung-Mao-Jacken zu schwarzen Hosen. Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt, weit weg von dem düsteren Regen draußen.

Eine blonde Frau sagte mir, sie könne mir erst einen Tisch zuweisen, wenn auch meine Bekannten da seien. Als ich mich verärgert in dem halbleeren Restaurant umsah, entdeckte ich Kendall, bekleidet mit einer blauen Strickkombination, ein Handy mit Leopardenmuster am Ohr, mitten im Raum, ganz nahe bei dem Mandala. Sie hatte bonbonroten Lippenstift aufgetragen und dazu passenden Nagellack und bedeutete mir mit einer Geste, mich zu ihr zu setzen.

»Ich hab’ eben mit Harp gesprochen. Er kommt ein paar Minuten später«, erklärte Kendall mir, nachdem sie das Gespräch beendet hatte. »Wow, du siehst großartig aus. Sind die Sachen von Neiman’s?«

»Nein, von I. Magnin«, antwortete ich. Meine Mutter hatte sie vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren in San Francisco gekauft. Mittlerweile gab es den Laden nicht mehr, aber Kendall als Ostküstenmädchen wußte das natürlich nicht.

»Cool. Ach, ich wollte gerade einen Dry Martini bestellen – wie möchtest du deinen? Mit Wodka oder mit Gin?«

»Mir ist es noch zu früh für Alkohol. Für mich lieber ein Wasser«, sagte ich und warf einen Blick in die Speisekarte.

»Sag bloß nicht, daß du schon in anderen Umständen bist!« rief Kendall aus.

»Ach was.« Ich wurde rot. Hatte sie mich etwa bei meinen morgendlichen Aktivitäten beobachtet?

»Tja, schade. Was für Unterwäsche trägt Hugh übrigens?«

»Wie bitte?« Verwundert über Kendalls blitzschnellen Themenwechsel legte ich die Speisekarte weg. Kendall interessierte sich sehr für Hugh und fand nicht nur seinen schottischen Akzent sexy, sondern auch seine gut einsachtzig und seine Golden-Retriever-Mähne. Aber er gehörte mir.

»Ich meine, trägt er Boxer Shorts oder normale Slips?« Kendall sah mich erwartungsvoll an.

»Wenn Hugh dir was über seine Unterwäsche erzählen möchte, soll er das selber tun.«

»Mein Gott, Schätzchen, nun krieg dich mal wieder ein. Ich will euch doch bloß drauf hinweisen, daß enge Slips sich möglicherweise negativ auf die Samenproduktion auswirken. Also kauf ihm Boxer Shorts, ja?«

»Kendall, warum sollte ich denn vor der Hochzeit schwanger werden wollen?« Schon wünschte ich mir, ihre Essenseinladung nicht angenommen zu haben. Hoffentlich hörte sie mit dem Gerede auf, wenn der Senator da war.

»Damit sie nicht im letzten Moment abgesagt wird! Rei, das ist der älteste Trick der Welt – und der beste. Soweit ich weiß, hat Oma ihn angewandt, um sich Opa zu schnappen.«

Insgeheim schwor ich mir, auf dem Nachhauseweg Kondome zu besorgen.

»Glaub mir, es ist am besten, solche Dinge gleich anzupacken. Du willst dir doch sicher keine künstliche Befruchtung antun wie ich, oder?«

»Tja, besonders angenehm ist das wohl nicht«, sagte ich mit leiser Stimme, als ich merkte, daß die Leute am Nachbartisch verärgert zu uns herüberschauten. Vermutlich wollten sie beim Thunfischtartar nicht unbedingt etwas über In-Vitro-Fertilisation hören.

»Allerdings«, erklärte Kendall laut und vernehmlich. »Es tut weh, kostet ein Vermögen, und das Endergebnis ist nicht vorhersehbar. Einmal war ich für mein Geld – ein halbes Jahresgehalt – mit Fünflingen schwanger. Zum Glück sind’s dann nur die Zwillinge geworden.«

»Tatsächlich?« fragte ich. »Und was war mit den anderen? Hast du die verloren?«

»Das könnte man so ausdrücken.« Jetzt begriff ich, was Kendall mir sagen wollte: Sie hatte abtreiben lassen. Galt das in diesem Fall als ein Eingriff oder als drei? »Aber egal, Rei. Mach dir mal keine Sorgen. Der Größe von Hughs Händen und Füßen nach zu urteilen, hat er mit Du-weißt-schon-was auch kein Problem.«

Ihre Bemerkung war so unverschämt, daß ich lachen mußte. Das schien von Anfang an ihr Ziel gewesen zu sein, weil die Unterhaltung über die künstliche Befruchtung ihr wohl zu ernst geworden war. Also kicherten wir eine ganze Weile albern wie Schulmädchen. Ich hörte erst auf, als ich einen eleganten, grauhaarigen Herrn bemerkte, dessen Gesicht ich aus der Zeitung kannte. Die rotgewandeten Kellner halfen Harp Snowden aus dem Regenmantel, während ein Gast ihm auf die Schulter zu klopfen versuchte und ein anderer ihm die Hand reichte. Dabei fiel Snowdens Aktenkoffer um und wurde von einem Mann aufgefangen, der ihn offenbar zu unserem Tisch begleiten wollte, doch Snowden schüttelte den Kopf, bevor er Kendall mit einem breiten Lächeln begrüßte.

Kendall und ich erhoben uns. In Washington schienen die jüngeren Leute immer für die älteren, wichtigeren aufzustehen. Als Snowden sich mit leichtem Humpeln auf uns zubewegte, fiel mir wieder ein, daß er nur einen Fuß hatte. Allerdings ging er ohne Stock, und soweit ich das unter den Aufschlägen seiner dunkelgrauen Hose beurteilen konnte, trug er zwei völlig normale, hochglanzpolierte Budapester.

»Harp!« begrüßte Kendall ihn und hielt ihm die Wange zu einem Küßchen hin. »Darf ich Ihnen meine Cousine Rei Shimura vorstellen?«

»Senator Snowden, es ist mir eine große Ehre.« Ich schickte mich an, eine Verbeugung zu machen, richtete mich aber wieder auf, als mir bewußt wurde, daß ich mich nicht in Japan befand, und erwiderte seinen festen Händedruck. »Ich bewundere Ihre Konsequenz hinsichtlich der Waffengesetze. Davon habe ich sogar in Japan gehört …«

»Danke, danke«, sagte er und tat das Kompliment mit einem freundlichen Lachen ab. »Ich hoffe, Sie leben jetzt in Virginia.«

»Nein, sie lebt hier, wo Sie sowieso die Mehrheit der Stimmen haben. Mein Mann Win sucht schon seit einer ganzen Weile nach etwas Familienfreundlichem für sie und ihren Verlobten in der Peripherie.« Kendall bedachte mich mit einem nachsichtigen Blick. »Rei ist eher an die historischen Immobilien von San Francisco gewöhnt, wo sie aufwuchs.«

»Ach, dann haben Sie ja in meinem früheren Wahlkreis gelebt«, bemerkte Harp Snowden lächelnd. »Kein Wunder, daß Sie so gut über mich Bescheid wissen.«

Ich errötete wegen seiner Freundlichkeit.

»Später ist Rei nach Japan gezogen, aber mittlerweile wohnt sie wieder hier. Vielleicht kann sie uns bei der Bestellung beraten.«

»Nun, ich bin das erste Mal in diesem Lokal«, sagte ich verlegen.

»Ach, die Gerichte hier sind einfach alle wunderbar«, erklärte Harp, als ein attraktiver Asiate um die Dreißig mit kurzen, gegelten Haaren und makellos weißer Kochjacke auf unseren Tisch zukam, ein viereckiges schwarzes Tablett mit Vorspeisen in der Hand. »Jiro, mein Freund. Wie geht’s?«

Der Chefkoch war Japaner, und er sprach Englisch mit sanfter, aber kräftiger Stimme. »Gut, Senator. Aber wie geht’s Ihnen? Wie war die Party letzte Woche? Ich habe am nächsten Tag bei Ihnen angerufen, doch Sie waren nicht da …«

»Tja, ich mußte wieder zurück nach L. A. Die Speisen waren alle toll, und meine Frau hätte gern die Rezepte, obwohl ich ihr gesagt habe, daß die höchstwahrscheinlich streng geheim sind.«

Als Jiro die Stirn runzelte, merkte ich, daß er nicht alles verstanden hatte, und so erklärte ich ihm auf japanisch die Worte des Senators.

»Sie sprechen Japanisch!« Erst jetzt schien Jiro mich zu bemerken.

»Ja, und es klingt ziemlich gut. Nutzen Sie Ihre Sprachkenntnisse beruflich?« erkundigte sich Snowden.

Harp Snowden entpuppte sich als gewiefter Charmeur. »Nun, wie Kendall Ihnen ja bereits erzählt hat, bin ich noch nicht lange wieder hier. Ich versuche, japanische Antiquitäten zu verkaufen. Ein guter Freund schickt mir Sachen aus Tokio.«

»Sie waren also auch in Tokio!« Als Jiro mich anstrahlte, fühlte ich mich vollkommen integriert, anders als in Japan, wo man mich so oft an meinen Ausländerstatus erinnert hatte. Doch hier trafen Jiro und ich uns sozusagen als Japaner in der Fremde.

Nun lenkte er unsere Aufmerksamkeit auf das Vorspeisentablett in seiner Hand: in Limonenblättern gegrillte Jakobsmuscheln, Koriander-Risottotörtchen mit knusprig frittierten Algen sowie mit Miso-Suppe beträufelte Lammrippchen.

Ich liebte Miso-Suppe, mied aber Fleisch, wann immer es ging, und entschied mich deshalb für eine Jakobsmuschel, die nach Meer, Limonen und noch etwas anderem schmeckte. »Hmmm«, sagte ich. »Ist das Sternanis?«

»Genau. Wir rösten und mahlen die Gewürze selbst. Natürlich ist Sternanis keine japanische Zutat, sondern eine chinesische, aber wir kochen hier panasiatisch und bringen europäischen mit fernöstlichem Geschmack zusammen«, erklärte Jiro.

»Köstlich«, sagte ich. »Ich habe schon lange nichts so Leckeres mehr gegessen.«

»Jiro eröffnet bald ein neues Restaurant in der H Street, ganz in der Nähe der Fifth«, mischte sich Kendall ein. »Win ist als Makler für das Gebäude daneben verantwortlich, also weiß er genau über die Fortschritte in dem neuen Lokal Bescheid. Er sagt, es ist phantastisch, wie das Mandala, nur ein bißchen mehr auf alt gemacht.«

»Es wird ganz anders als das Mandala«, widersprach Jiro. »Wir wollen es Bento nennen, nach den japanischen Holzkästchen fürs Essen. Mittags konzentrieren wir uns auf die schnelle bento-Küche, und abends, wenn die Leute mehr Zeit und Muße haben, gibt’s dann kaiseki ryoori.«

»Ich habe in Japan nur ein einziges Mal kaiseki gegessen«, sagte Snowden. »Soweit ich weiß, handelt es sich dabei um die Krönung der japanischen Küche, und alle Gänge haben etwas mit der yuzu-Wurzel zu tun. Ich begreife allerdings nicht so ganz, warum.«

»Was glauben Sie?« wandte Jiro sich auf sehr japanische Weise an mich, weil er dem Senator nicht direkt sagen wollte, daß es sich bei der yuzu-Wurzel um ein von den Japanern hochgeschätztes Nahrungsmittel handelte, das Ausländer vielleicht nicht zu würdigen wußten.

»Die kaiseki-Küche ist sehr intellektuell«, erklärte ich. »Ihr Ziel besteht darin, eine Reihe exquisiter kleiner Gerichte symbolisch miteinander zu verbinden, deren Aussehen manchmal wichtiger ist als ihr Geschmack. Ich habe kaiseki nur ein paarmal genossen, aber jedesmal dauerte das Essen einen halben Tag …«

»Bei uns geht das leider nicht«, unterbrach Jiro mich mit einem wehmütigen Lächeln. »Wir müssen unsere Tische pro Abend mehrfach nutzen. Das heißt, daß wir die Dauer der Mahlzeit auf zwei Stunden anlegen.«

»Oh, die wären mir beim Lunch auch recht«, sagte Kendall lachend. »Ich unterhalte mich gern ausführlich.«

»Sie können immer so lange bleiben, wie Sie wollen, Kendall«, versicherte Jiro ihr. »Möglicherweise gelingt es uns gar nicht, unsere Mittagspläne zu verwirklichen, weil wir die bento-Kästchen, die schon vor einem Monat hätten geliefert werden sollen, immer noch nicht haben. Der Hersteller sagt, ihm fehlt das Material zur termingerechten Fertigung einer Menge, wie wir sie benötigen.«

»Sie haben bei einem japanischen Produzenten bestellt?« fragte ich.

Jiro rümpfte leicht die Nase. »Nein. Die Kästchen, die in Japan aus Kiefernoder Balsaholz gefertigt werden, sind zu einfach für unsere Pläne. Wir haben einen kalifornischen Hersteller aufgetrieben, der mit Redwood arbeitet. Normalerweise würde ich mich nicht mit solchen Problemen belasten, aber der äußere Rahmen soll zu unserem Essen passen …«

»Ich könnte mich für Sie nach Lackkästchen erkundigen«, schlug ich vor. »Ich kenne da jemanden in Kappabashi.«

»Danke, Miss äh …« Als Jiro fragend die Augenbrauen hob, merkte ich, daß ich mich ihm noch gar nicht vorgestellt hatte, also nannte ich hastig meinen Namen, und er blickte mich freundlich an. Dann erklärte er uns die Gerichte auf der Speisekarte.

Kendall entschied sich für Lachs, Harp Snowden für Freilandrind, während ich Krabben mit Zitronengras-Chili-Sauce sowie einen Jicama-Orangen-Salat wählte. Im Kopf überschlug ich den Preis, weil ich nur vierzig Dollar dabei hatte.

Kendall und der Senator hatten sich inzwischen beruflichen Themen zugewandt, die mich im Gegensatz zum Essen schon sehr bald langweilten.

Nach einiger Zeit überraschte Senator Snowden mich, indem er das Gespräch auf Japan brachte. Während des Vietnamkriegs hatte er seine Fronturlaube wie Tausende andere Männer immer wieder dort verbracht. »Zwei Wochen Kirin-Bier und junge Frauen sollten uns in die richtige Stimmung fürs Kämpfen bringen«, erzählte er mit wehmütigem Blick. »Ich machte damals den Fehler, einen buddhistischen Tempel zu besuchen, und als ich zu meditieren begann, erkannte ich die Wahrheit. Ich konnte nicht mehr zurück.«

»Heißt das, daß Sie sich unerlaubt von der Truppe entfernten?« fragte ich.

»Nein, aber ich verwandelte mich in einen Mann, der plötzlich Angst hatte abzudrücken.« Als er lächelte, konnte ich mir vorstellen, wie attraktiv er mit Zwanzig gewesen sein mußte. »Verständlicherweise waren die Marines in meiner Einheit nicht sonderlich begeistert von meinen Problemen. Irgendwann verlor ich dann den Fuß, man steckte mich ins Krankenhaus und schickte mich hinterher nach Hause.«

»Aber Sie haben doch einen Silver Star für Ihren Heldenmut und ein Purple Heart für die Verwundung im Kampf bekommen«, mischte sich Kendall mit ehrfurchtsvollem Blick ein.

Er schüttelte den Kopf. »Nun, beide wurden mir verliehen, aber ich habe die Auszeichnungen nie erhalten. Als sie sie mir geben wollten, war ich bereits aus dem Militär ausgeschieden, und ich beschloß, sie auch nicht mehr anzunehmen. Eine Kriegsverletzung ist meiner Ansicht nach nichts, worauf man stolz sein müßte, erst recht nicht in meiner Situation.«

»Seine Situation« – das klang interessant. Würde Kendall wohl den »Unterstützt unsere Truppen«-Sticker von ihrem Volvo entfernen, wenn sie bei seiner Kampagne mitwirkte? Gerade als ich darüber nachdachte, gesellte sich Jiro mit einem großgewachsenen, dunkelhaarigen Mann um die Vierzig zu uns. Er trug einen Kaschmirrolli unter einem Anzug, der entweder von Armani stammte oder ein gutes Imitat war.

»Senator, Sie wissen, daß wir Sie alle verehren, aber lassen Sie die Finger von Kendall. Die brauche ich für mehr als nur für ein gelegentliches Spendendinner.« Der Mann legte die Hände auf Kendalls Schultern, und sie kicherte, als hätte sie nicht das geringste dagegen.

»Marshall, du weißt doch, daß ich meine Energien gleichmäßig verteilen muß«, erwiderte sie mit einem Augenzwinkern und fuhr mit fröhlicher Stimme fort: »Rei, das ist Marshall Zanger, der Inhaber dieses Restaurants. Glaub ihm kein Wort, es sei denn, es hat etwas mit Essen zu tun.«

»Ganz meine Meinung.« Senator Snowden lachte herzlich.

»Schön, Sie kennenzulernen, Rei«, sagte Marshall und ergriff meine Hand. Seine war kühler und nicht ganz so trocken wie die des Senators. »Jiro hat mir erzählt, daß Sie sich für unser neues Restaurant interessieren.«

»Ja. Das Projekt klingt sehr ambitioniert«, antwortete ich.

»Was mir an Ihrem Lokal gefällt, ist die Verwendung biologisch angebauter Produkte aus der Region«, erklärte Senator Snowden. »Die Zukunft der amerikanischen Landwirtschaft ist aufs engste verbunden mit Restaurants wie dem Bento oder dem Mandala. Solange ihre Chefs bereit sind, bei kleinen Bauern zu kaufen und ihre Art der Produktion zu unterstützen, können diese überleben.«

»Genau, Senator. Leuten wie Ihnen, die den geschmacklichen Unterschied erkennen, und Chefköchen wie Jiro Takeda ist es zu verdanken, daß das Bento das einzige Lokal in Washington sein wird, in dem ein Veganer ein erstklassiges Dinner zu sich nehmen kann«, sagte Marshall. Dabei fiel sein Blick auf meinen Teller. »Sind Sie Vegetarierin, Rei?«

»Fast. Früher war ich Veganerin, aber leider habe ich eine Schwäche für Fisch und Meeresfrüchte. Ich esse alles, was aus dem Wasser kommt, außer Seeigeln und Austern.«

»Seeigel habe ich noch nicht probiert, aber Austern finde ich köstlich«, sagte Marshall. »Als guter jüdischer Junge dürfte ich sie eigentlich nicht essen, aber ich kann einfach nicht widerstehen.«

Wir mußten alle lachen, und Jiro stellte fest: »Ich glaube, die Vorliebe für Austern ist geschlechtsabhängig. Männer bestellen sie häufig, Frauen nur selten.«

»Vielleicht liegt das an Beschaffenheit und Geschmack«, meinte Kendall und richtete den Blick lasziv auf Snowden. Als ich merkte, worauf sie anspielte, wurde ich rot, doch der Senator lächelte nur.

»Interessanterweise tauchen in Japan traditionell Frauen nach Austern. Das ist harte Arbeit. Aufgrund ihrer dickeren Fettschicht besitzen Frauen mehr Ausdauer«, sagte ich, um das Gespräch wieder in unverfänglichere Gefilde zurückzulenken.

»Apropos Japan«, warf Marshall ein. »Jiro hat mir von Ihren Kontakten dorthin erzählt.«

»Ich erkundige mich gern für Sie«, antwortete ich.

»Das ist nett von Ihnen. Aber dürfte ich Sie zuerst zu einem Gespräch in mein Büro entführen?«

»Sicher. Allerdings sind wir noch nicht mit dem Essen fertig.« Ich hatte zwar schon aufgegessen, aber ich konnte Kendall und den Senator nicht einfach hier sitzen lassen, schon gar nicht, wenn die Rechnung noch nicht bezahlt war.

»Geh ruhig, Rei. Harp und ich müssen uns sowieso noch über Geschäftliches unterhalten«, sagte Kendall.

»Ich möchte meinen Teil bezahlen«, erklärte ich.

»Kommt gar nicht in Frage«, widersprach Snowden. »Das geht auf meine Spesenrechnung, wenn Sie das beruhigt.«

»Aber ich würde mich gern beteiligen, weil mir das Essen wirklich Spaß gemacht hat.«

»Entspannen Sie sich«, sagte der Senator. »Ich werde doch nicht zulassen, daß die Freundin einer guten Freundin selbst bezahlt, wenn ich sie zum Essen begleiten darf. Das wäre nun wirklich der Anfang vom moralischen Ende.«

Kendall nickte mir verschmitzt zu. Plötzlich gehörte ich dazu, genau wie sie.

»Danke«, sagte ich hastig und verließ den Tisch in der Hoffnung, daß dieses Gratisessen mich später nicht noch teuer zu stehen kommen würde.

2

»Wir freuen uns schon auf die Eröffnung des Bento«, sagte Marshall Zanger in seinem Büro, nachdem er mir einen Platz auf dem curryfarbenen Sofa ihm gegenüber angeboten hatte. Verglichen mit der schlichten Eleganz des Lokals, herrschte in diesem kleinen Raum Chaos – mehrere Telefone, Kochbücher, Aktenschränke, ein Computer und jede Menge Papier auf dem Schreibtisch. An der Wand hingen gerahmte Fotos von Marshall und Jiro neben Prominenten: die letzten beiden amerikanischen Präsidenten, Martha Stewart und ein junger Weißer mit rasiertem Schädel, der mir merkwürdig bekannt vorkam. War das Moby?

»Jiro hat mir erzählt, daß Sie sich der kaiseki-Kunst widmen wollen. Ich versuche mir vorzustellen, wie sich etwas so Kompliziertes für amerikanische Gäste bewerkstelligen läßt«, sagte ich und löste den Blick von den Fotos.

»Bei den gehobeneren Restaurants liegen kleine Gerichte zur Zeit im Trend«, erklärte Marshall. »Hier in der Gegend haben das Zaytinya und das Jaleo sich mit ihrem Tapas-Angebot einen Namen gemacht. Kaiseki ist nichts anderes als die japanische Version davon.«

»Aber wieso interessieren Sie sich für bento-Kästchen, mit denen Sie mehrere Gänge gleichzeitig servieren können, wenn Sie sich doch auf kaiseki spezialisieren wollen?« Mich verwirrte, daß Marshall und Jiro mir für das neue Lokal so unterschiedliche Pläne präsentierten.

»Jiro möchte unbedingt kaiseki machen, aber wir dürfen nicht vergessen, daß die Leute zum Lunch nicht viel Zeit haben. Mittags wollen sie so schnell wie möglich einen Platz für ihre tuchis und ihr Essen, also wären bento-Kästchen sinnvoll. Außerdem können wir dann die Tische mehrfach belegen.« Marshall sah mich an, als erstaunten ihn meine Fragen. »Erzählen Sie mir doch von Ihren japanischen Kontakten. Vielleicht sollte ich mich direkt an sie wenden.«

Was waren wohl tuchis? fragte ich mich. »Meine japanischen Kontaktpersonen sprechen kein Englisch, also müßte ich für Sie anrufen. Normalerweise handle ich mit Antiquitäten, aber ich koche gern und kenne deshalb alle Läden in Kappabashi, dem kulinarischen Viertel Tokios.«

»Moment mal, erzählen Sie mir doch bitte mehr von den Antiquitäten.«

»Nun, ich habe ein ganzes Lager mit Waren aus Japan …«

Marshall fiel mir ins Wort: »Ich suche noch Antiquitäten fürs Lokal.«

Mein Puls beschleunigte sich, denn meinen Finanzen würden ein paar Verkäufe sehr gut tun. »Wenn Sie wollen, zeige ich Ihnen das Lager. Was schwebt Ihnen denn vor?«

Marshall trommelte mit den Fingern auf der Tischfläche herum. »Nun, ich dachte an ein paar Accessoires für das Restaurant, die es gemütlicher wirken lassen. Das Ganze soll aber auch nicht zu japanisch aussehen.«

»Also keine blauen Baumwollkissen, kein Kiefernholz, nichts zu Modernes«, sagte ich, und er nickte. »Vielleicht sollten Sie sich an älteren Stilen orientieren, zum Beispiel dem der späten Meiji-Zeit?«

Marshall lachte. »Wann war denn die? Sagen Sie jetzt nicht vor fünfhundert Jahren. So viel Geld habe ich nicht.«

Auch ich mußte lachen. Allmählich wurde Marshall mir sympathisch. »Keine Sorge. Meiji und Späteres kann man sich noch gut leisten. Die ausgehende Meiji-Epoche war ungefähr zeitgleich mit dem viktorianischen Zeitalter. In Japan hatte man damals eine ziemlich starke Vorliebe für Ornamentik, mit der man die Geschmäcker von Ost und West auf opulente, aber auch gemütliche Weise zusammenbringen wollte.«

»Hm«, meinte Marshall. »In San Francisco gibt es ein tolles Restaurant, das hat genau die Atmosphäre, die mir vorschwebt. An der Decke haben sie dort ziemlich große alte Ventilatoren angebracht, die sich immer hin und her bewegen …«

»Das Betelnut?« riet ich.

»Genau. Sie kennen sich wirklich aus in der Gastronomieszene.«

Das Betelnut befand sich nur ein paar Straßen vom Haus meiner Eltern entfernt, weswegen ich früher häufig dort gegessen hatte, aber das mußte ich ihm ja nicht verraten. »Während der Kolonialzeit wurden solche Ventilatoren hauptsächlich in Singapur und Malaysia benutzt. Möglicherweise gab es sie auch in den tropischeren Gegenden von Japan, wie zum Beispiel Okinawa; obwohl – das gehörte damals ja nicht zu Japan. Ich müßte recherchieren, ob …«

»Nicht nötig.« Marshall seufzte tief. »Jetzt ist es ohnehin zu spät für größere Abweichungen vom Plan. Ich hatte so große Hoffnungen in das Restaurant gesetzt, und nun haben wir zur Eröffnung in ungefähr einem Monat nicht einmal richtiges Geschirr. Mit dem Personal sieht’s ähnlich düster aus. Ich suche immer noch Hilfsköche. In einer Stunde finden wieder Vorstellungsgespräche statt. Möchten Sie mitkommen? Während Jiro und ich uns die Kandidaten ansehen, könnten Sie sich einen Eindruck vom Bento verschaffen.«

»Gut«, sagte ich, erhob mich und begleitete ihn zur Tür. »Ach, noch etwas: Sie haben da vorhin ein Wort benutzt, das ich nicht kenne.«

»Ja?«

»Was sind tuchis

Marshall lachte laut auf. Erst nach einer ganzen Weile antwortete er: »Das ist jiddisch und heißt ›Arsch‹.«

Ich kam mir ziemlich dumm vor, als ich in seinen Mercedes einstieg.

Das Bento befand sich in einem alten Ziegelgebäude an der H Street in der Nähe der Chinatown, gehörte aber offiziell dem Penn Quarter an, einem bislang eher heruntergekommenen Viertel, das durch ein paar neue In-Lokale wieder interessant wurde. Ich war seit meiner Collegezeit nicht mehr in Washingtons Chinatown gewesen. Viele der alten Lokale waren verschwunden. An Starbucks-Cafes hingegen herrschte kein Mangel.

»Sehr chinesisch wirkt Chinatown auf mich aber nicht mehr«, sagte ich zu Marshall. In der H und der Fifth Street hatten Drugstores und Irish Pubs all die kleinen Lokale verdrängt, an die ich mich erinnerte.

»Die Mieten sind gestiegen«, erklärte Marshall. »Das Viertel wird besser. Wenn es uns jetzt noch gelingen würde, die Banden zu vertreiben, wäre alles perfekt.«

»In San Francisco gab es in meiner Jugend regelrechte Bandenkriege. In einem chinesischen Restaurant kam es einmal zu einer Schießerei, die den Lokalen in Chinatown jahrelang das Geschäft verdarb.«

Marshall sah mich an. »Mit einer Schießerei rechne ich im Bento nicht gerade, aber so ganz glücklich sind unsere Nachbarn nicht über das neue Restaurant. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, daß wir einen japanischen Chefkoch haben – Chinesen und Japaner sind sich ja seit dem Krieg immer noch nicht grün –, oder ob es bloß um die Konkurrenz geht.«

»Was ist denn bis jetzt passiert?«

»Einer der anderen Lokalbesitzer wollte nicht, daß ich im Hof einen Parkplatz anlege. Dabei hätte sich so mehr Parkraum auf der Straße schaffen lassen – ich sollte einfach nicht etwas bekommen, was er nicht hatte.«

Wie lächerlich, dachte ich, und betrachtete die Fassade des vierstöckigen Ziegelgebäudes, die so typisch war für den Washingtoner Baustil des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Es handelte sich um ein Eckhaus mit besonders hübschen Stukkaturen und pseudogotischen Verzierungen über Fenstern und Türen. Daneben stand ein ähnliches Ziegelgebäude, jedoch mit einer abblätternden weißen Farbschicht. Das Schild davor informierte, daß Kendalls Mann Win es als Makler zum Verkauf anbot. Durch einen Spalt zwischen den Brettern, mit denen die Fenster vernagelt waren, sah ich die sich lösenden Tapeten und den abgetretenen Holzfußboden. Die Fenster des Bento waren mit braunem Packpapier zugeklebt, so daß man von außen nicht hineinschauen konnte.

Und das aus gutem Grund, merkte ich, als ich das Restaurant betrat, denn es herrschte fürchterliches Chaos: Zwischen den mit weißen Tüchern geschützten Möbeln standen Leitern und riesige Kästen mit Kabeln. Ein halbes Dutzend Männer bohrte und hämmerte in dem Raum.

»Die obere Hälfte der Wände soll seegrasgrün und die untere pflaumenfarben werden«, rief Marshall mir durch den Lärm zu. »Paßt das zum Meiji-Stil?«

»Perfekt. Und der Boden?«

»Unter den Planen befindet sich altes Kiefernholz aus Georgia. Das wollen wir abschleifen und teakfarben einlassen.« Er zog das Tuch von einem Rosenholzstuhl mit zimtfarbenem Polster zurück.

»Das sieht aus wie von einem alten Obi«, sagte ich.

»Ja, ist aber Synthetik und vollkommen unempfindlich gegen Flecken, genau das Richtige für das Lokal. Was mich an etwas anderes erinnert: Jiro möchte unbedingt Redwood, doch ich bin mir nicht so sicher, ob Holz den Belastungen des Restaurantbetriebs standhält. Was meinen Sie?«

Mir gefiel Jiros Traum von den bento-Lackkästchen aus Redwood, ich wußte aber auch, wieviel Mühe es kostete, den Glanz dieses Materials zu bewahren. Nach der Nutzung mußte man die Kästchen, auf denen jeder Fingerabdruck zu sehen war, vorsichtig mit der Hand spülen und trocknen.

»Ich glaube, ein Kompromiß zwischen Schönheit und Pragmatismus wäre das beste«, antwortete ich. »Es gibt bento-kästchen aus so hochwertigem Plastik, daß man den Unterschied zu echtem Holz fast nicht erkennen kann. Ich lasse Ihnen gern Muster aus Japan kommen …«

»Schon entschieden. Genau das möchte ich. Aber bitte verraten Sie Jiro nicht, daß sie aus Plastik sind, ja? Das bleibt unser Geheimnis.«

Als ich ihm gerade erklären wollte, daß man einem Japaner in dieser Hinsicht nichts vormachen könne, gesellte sich eine junge Frau mit goldbrauner Haut und wippenden blonden Locken zu uns. »Marshall, einer der Bewerber für die Stelle als Koch ist da, der Typ vom Nora’s …«

»Wunderbar.« Marshall zwinkerte mir zu. »Wenn es mir gelingt, den abzuwerben, kann nichts mehr schiefgehen.«

»Ich dachte, hier kocht Jiro«, sagte ich verwirrt.

»Er hat das Kommando. Wir suchen aber noch Köche, die unter ihm arbeiten. Wer weiß, vielleicht schafft’s von denen ja einer bis ganz nach oben und bekommt die Leitung meines nächsten Lokals. Andrea zeigt Ihnen jetzt, was wir für die Inneneinrichtung bereits haben, und dann …«

»Wie bitte? Ich muß doch schon die Bewerber einweisen und mich um die Lichtschienen kümmern!« Andreas mandelförmige Augen verengten sich.

»Aber zuerst zeigen Sie Rei alles«, wiederholte Marshall. »Sie übernimmt die Innenausstattung, das macht Ihnen das Leben leichter.«

»Ach?« Andrea bedachte mich mit einem zweifelnden Blick.

»Ich komme gern an einem anderen Tag wieder, wenn es heute ungelegen ist«, sagte ich. Eine japanische Angestellte, dachte ich, hätte sich ihrem Chef gegenüber nie einen solchen Tonfall erlaubt. Mittlerweile rief Marshall den Arbeitern zu: »Seht zu, daß ihr vorankommt. Nur noch fünfunddreißig Tage bis zur Eröffnung. Andrea, es dauert keine fünf Minuten, Rei kurz einzuweisen. Danach können Sie sich wieder Ihren Aufgaben zuwenden. Rei, ich brauche Ihr Angebot bis morgen früh – es muß noch nicht endgültig sein, aber Sie sollten auflisten, was Ihrer Meinung nach zu kaufen ist und wieviel es kosten wird.«

Damit verschwand er durch die Schwingtür in die Küche, vermutlich, um sich mit dem Koch vom Nora’s zu unterhalten.

»Zum Glück bezahlt er seine Leute anständig, sonst würde es niemand bei ihm aushalten«, murmelte Andrea.

»Tut mir leid, daß ich Ihnen zusätzliche Arbeit mache«, sagte ich. Es lag in meinem Interesse, mit ihr auszukommen, obwohl ich das Gefühl hatte, daß das gar nicht so leicht werden würde. Sie war eine dieser schicken, karrierebewußten jungen Frauen, die so oft für Restaurants, Modehäuser oder Fernsehsender arbeiten. Andrea hatte schräge Mandelaugen, hohe Wangenknochen und volle Lippen, die bestimmt mit Collagen aufgespritzt waren. Trotz des Kapuzensweatshirts und der tiefsitzenden Yogahose, die den Blick auf ihren mit einem glänzenden schwarzen Stein gepiercten Bauchnabel freigab, konnte sie sich durchaus mit einem Model messen. Ich zog meinen eigenen Bauch ein und betrachtete sie genauer. Irgendeinen Fehler mußte sie doch haben! Wahrscheinlich waren ihre Haare gefärbt.

»Schon okay«, meinte Andrea mürrisch. »Sie sparen mir tatsächlich Arbeit, wenn ich nicht weiter nach diesen dämlichen bento-Kästchen suchen muß.«

»Welche offizielle Funktion haben Sie eigentlich in diesem Restaurant?«