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Über das Buch: 

Mia Brewster ist keine Frau die Mann heiratet. Als Anwältin hat sie schon zu viele Ehen scheitern sehen. Da sie für einen Kollegen einspringen muss, verschlägt es sie in die Kleinstadt Fredericksburg, wo ihr Jacob Archer zu Hilfe eilt, nachdem auch noch ihr neues Auto streikt. Ein typischer Farmer, erkennt Mia auf den ersten Blick, doch in Jack stecken ganz andere Qualitäten, als nur die eines Kleinstadt-Cowboys ... und vielleicht sieht sie das Ding mit der Ehe auch plötzlich aus einer ganz anderen Position ...

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Eins

»Fredericksburg? Wo in aller Welt liegt Fredericksburg?« Mia Brewsters Stimme verlor am Ende ihrer Frage etwas an Kraft, dennoch blieb sie laut genug, um von ihrem Gesprächspartner verstanden zu werden.

»Auf jeden Fall in Virginia. Du bist wirklich eine Großstadtpflanze.« Die Stimme ihrer Sekretärin klang resigniert. »Warte, Mia. Ich suche es für dich heraus.«

»Nein, danke. Ich gebe die Adresse in das Navi ein. Aber ich kann es einfach nicht glauben, dass Jerry mich beauftragt, diese Verhandlung zu führen. Es geht doch um seinen Cousin, der Mist gebaut hat. Manchmal habe ich den Eindruck, er will mich loswerden. Dieser Fred Shriver ist weder mein Mandant, noch will ich ihn vertreten.«

»Wie kommst du nur immer auf den Gedanken, dass Jerry dich loswerden will?«, fragte Liz Abernathy. »Wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich glauben, du leidest an Verfolgungswahn.«

»Und wenn du nicht meine beste Freundin wärst, würde ich denken, du hättest etwas mit Jerry, so oft, wie du ihn immer verteidigst. Jerry ist ein durchtriebener, nur auf seinen Vorteil bedachter Anwaltsarsch. Er ist verlogen und hinterhältig. Er sieht noch nicht einmal gut aus. Und im Bett ist er ebenfalls eine Niete.«

»Deine Beschreibung passt so ziemlich auf jeden Anwalt, die sind doch alle Ärsche«, kommentierte Liz und lachte dabei.

»Danke, vergiss nicht, dass ich ebenfalls dazugehöre. Außer, dass ich im Bett keine Niete bin.« Mia schnaubte gespielt gekränkt.

»Du hast selbst damit angefangen. Also, kann ich Jerry Bescheid geben, dass du auf dem Weg nach Fredericksburg bist?«

Mia hörte über den Lautsprecher ihres Handys, dass Liz kaute, vermutlich verbrachte sie gerade wieder die Mittagspause an ihrem Schreibtisch, weil sie sonst wegen der Arbeitsüberlastung gar nicht zum Essen kam. Jerry war einfach zu geizig, eine weitere Mitarbeiterin einzustellen, dabei war sie es, die Liz‘ Gehalt bezahlte. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, mit Jerry Jones eine Bürogemeinschaft einzugehen.

»Jaaaa«, knurrte Mia. »Ich melde mich dann, wenn ich fertig bin. Schick mir die Unterlagen auf mein Blackberry. Wir sehen uns, Süße.« Dann unterbrach sie die Telefonverbindung und gab die Adresse des gegnerischen Anwalts ein, der in einem Ort namens Fredericksburg seine Kanzlei betrieb, die Mia am Nachmittag aufsuchen musste, um den Fall, der eigentlich Jerrys Fall war, zum Abschluss zu bringen.

»Warum erledigt er solche Sachen nicht selbst?«, jammerte sie vor sich hin, als das Navi ihr eine Strecke vorgab, die sie eineinhalb Stunden kosten würde.

»Na toll, mitten auf dem Land!« Mia gab den Namen der Stadt in ihr Handy ein, um Informationen zu erhalten. Sie war gern vorbereitet. Gut vorbereitet zu sein, war das A und O einer Anwältin. Und sie war eine gute Anwältin, sogar eine der besten ihres Jahrgangs. Auch wenn sie oft die Krumen von Jerry aufpicken musste, die er ihr gern aufs Auge drückte, weil er keine Lust hatte, sich um Kleinvieh zu kümmern, wie er es nannte. Aber egal, welche Arbeit sie auch erledigte, sie war gut darin.

»Na endlich!«, rief sie, als das Handy die angeforderten Daten auswies. Eine Kleinstadt im Norden des Bundesstaats Virginia gelegen – na immerhin eine Stadt. Etwas mehr als 20.000 Einwohner, 1671 gegründet und zum größten Teil aus Land bestehend. Ihre Größe betrug 27,2 Quadratkilometer und irgendwo dort war Aiden Haper, der gegnerische Rechtsanwalt, zu finden.

Mia schnallte sich an, schaltete den MP3-Player an und fädelte das Auto gekonnt in den laufenden Verkehr ein. Auch wenn die Fahrzeit mehr als eine Stunde betragen würde, es machte ihr Spaß, mit ihrem neuen Wagen zu fahren, den sie erst vor zwei Wochen gekauft hatte. Ein weißes Chevrolet Camaro Cabrio. Ihr CC, wie Mia ihn liebevoll nannte, war ihr wertvollster Besitz, ihr Schatz. Etwas, das man nur mit Liebe auf den ersten Blick bezeichnen konnte. Niemals, und sie meinte wirklich niemals, würde sie es erlauben, dass sich ein anderer hinter das Steuer des CCs setzte.

Ohne dass es ihr bewusst war, summte sie leise das Lied, das aus den Boxen drang, mit.

Everlasting Love in der Version von Jamie Cullum versetzte sie in so gute Laune, dass sie immer mitsingen musste.

 

___

 

Aiden Haper lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und blickte auf seinen Klienten, der vor ihm auf einem der Besucherstühle hockte. Hocken war genau der richtige Begriff dafür, denn er saß verkehrt herum darauf, mit der Rückenstütze nach vorn, die Unterarme auf die Stuhllehne abgestützt, und sah Aiden erwartungsvoll an.

Den Schirm seiner Baseballkappe hatte er nach hinten gedreht und kaute lässig auf einem Kaugummi herum.

»Ich werde in keinem der Punkte nachgeben, Aid. Du auch nicht!«, mahnte Jacob Archer seinen Anwalt und zeigte mit dem Finger auf ihn.

»Jack, deshalb kommt aber die gegnerische Seite aus Washington D.C. zu uns. Sie wollen verhandeln. Sie bieten dir Geld an, um die Sache zu einem guten Ende zu führen. Und wenn du meine Meinung dazu hören willst, dann sollten wir uns zumindest deren Angebot anhören.«

Jacob schnaufte genervt. »Ich werde mich mit keinem von diesen verknöcherten, steifen Anzugträgern unterhalten …«

»Brauchst du auch nicht, dafür bin ich da. Außerdem bin ich auch einer dieser verknöcherten, steifen Anzugträger – danke für das Kompliment.«

»Mensch, Aid, du weißt, wie ich das meine. Aber nur, weil dieser Typ für die Regierung arbeitet, muss er nicht meinen, er sei im Recht.« Jacob zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hemdtasche.

»Du darfst hier nicht rauchen! Fred Shriver ist Hausmeister in einem Gebäude, das zum Finanzministerium gehört, ich glaube nicht, dass man ihn als einflussreich bezeichnen kann«, gab Aiden zu bedenken.

»Na, immerhin kann er sich einen Anwalt aus Washington D.C. leisten.«

Jacob war nicht zu beruhigen. Er drehte missmutig seine Zigarette zwischen den Fingern und stand auf. »Ich muss eine rauchen. Du findest mich in der Werkstatt. Wenn sich der Anwalt sehen lässt, ruft mich einfach an, dann komme ich sofort rüber.«

Er setzte sein Cap richtig herum auf, nickte Aiden kurz zu.

»Du hast übrigens mit dem Rauchen aufgehört, hast du das schon wieder vergessen?«, rief Aiden Haper ihm hinterher. Und während Jacob zur Tür hinaus verschwand, zerkrümelte er die Zigarette zwischen seinen Fingern.

Zwei

 

Der Wagen schnurrte wie ein Kätzchen die I-95 entlang. Mia hatte schon vor einiger Zeit Woodbridge hinter sich gelassen und auch Stafford war passé. In circa dreißig Minuten würde sie endlich Fredericksburg erreichen, sich die Unterschrift unter den Vergleich setzen lassen und sofort wieder in die Zivilisation zurückkehren. Keine Minute länger als nötig wollte sie auf dem Land verbringen. Der Gedanke an Kuhmist, Stroh, weite Felder und Traktoren verursachte ihr Juckreiz. Ein Ort, wo jeder jeden kannte, schickte ihr einen Schauder über den Rücken, der weder reizvoller noch begehrlicher Natur war.

Mittlerweile hatte sie von MP3 auf das Radio gewechselt, doch die Nachrichten versprachen viel Sonne und das verschlug ihr die gute Laune. Landleben inklusive Sonnenschein war einfach zu viel des Guten.

Dann doch lieber wieder MP3!

Laut sang sie Everlasting Love mit Jamie Cullum zusammen, als plötzlich der Motor zu stocken und der neue Wagen zu ruckeln anfing. Irritiert trat Mia auf die Bremse, brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen. Verdammt, jetzt qualmte auch noch der Motor, zumindest drang weißer Rauch unter der Motorhaube hervor. Ein roter Warnblinker am Armaturenbrett sprang an, jetzt, wo es zu spät war!

Genervt schlug sie auf das Lenkrad, worauf auch noch die Hupe losging. Erschrocken zuckte Mia auf ihrem Sitz zurück. Ihre Nerven waren am Ende.

»Genau aus diesem Grund habe ich mir ein neues Auto gekauft! Weil ich keine Ahnung von Autos habe«, rief sie wütend und stieg aus.

Die Motorhaube war so heiß, dass sich Mia nicht einmal in deren Nähe wagte. Oh, Mann! Was sollte sie jetzt machen?

 

Der Abschleppservice brauchte eine geschlagene Stunde, bis er endlich bei Mia eintraf. Dementsprechend genervt empfing sie ihn.

»Da sind Sie ja endlich«, rief sie dem Fahrer entgegen, als er sich ihrem Wagen näherte.

»Die meisten Menschen freuen sich, wenn ich auftauche. Sie scheinen das anders zu sehen, ich werde dann mal wieder fahren.«

Mia traute ihren Augen und Ohren nicht, als dieser … dieser Farmer ihr wieder den Rücken zudrehte.

»Hey, warten Sie! Ich habe doch gar nichts gesagt!« Mia beeilte sich, den Mann einzuholen, und hielt ihn am Arm fest. »Bitte, bleiben Sie doch stehen. Ich habe das nicht so gemeint, wie es sich angehört hat. Ich habe den Abschleppdienst gerufen, also müssen Sie mich zur nächsten Werkstatt bringen.«

Der Fahrer hatte sein Basecap tief ins Gesicht gezogen, musterte sie eindringlich. Sein Blick schweifte von ihren Augen, über ihre Brüste (wo sie eine Weile verweilten), ihre Hüften hinunter zu ihren Füßen, wanderte dann wieder hinauf und blieb an ihrer Hand hängen, die sein kariertes Hemd festhielt.

»Oh, bitte entschuldigen Sie. Ich wollte Sie nicht anfassen, aber ich hatte Angst, Sie würden mich hier mutterseelenallein stehen lassen.«

Ein brauner Mustang hielt auf der Straße neben ihnen an.