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Das Haus an der Milchstraße


Das Haus an der Milchstraße


Die Milchstraße, Band 1 1. Auflage

von: Siegfried Maaß

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 07.03.2016
ISBN/EAN: 9783956556234
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 185

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wenige Jahre nach dem Ende des letzten großen Krieges in einer ostdeutschen Kleinstadt. Steffens Vater befindet sich noch immer in sowjetischer Gefangenschaft, und der Zwölfjährige hofft täglich auf die Nachricht von dessen Heimkehr. Inzwischen hat sich ein Fremder bei ihnen breit gemacht und zwingt ihm ein ungewohntes Leben auf. Seine Mutter ist schwanger. Zunächst freut er sich. Das Neugeborene empfängt er feierlich mit einer Girlande. Aber bald spürt er, dass die „halbe Schwester“ seiner Mutter scheinbar mehr bedeutet als er. Neid und Eifersucht beherrschen ihn und treiben ihn in seine „Höhle“. Auf der Flucht vor dem erdrückenden Alltag findet er in Fede einen wahren Freund. Schließlich begegnet er Susi, die im Laden ihres Vaters Milch verkauft. Umso bereitwilliger geht er nun seine „Milchstraße“ entlang, um sich von ihr bedienen zu lassen.
Eines Tages dann steht der Vater vor der Tür. Neue Konflikte kündigen sich an, die ihn herausfordern und in der Welt der Erwachsenen ankommen lassen.
Geboren am 06.10. 1936 in Magdeburg, Schulbesuch in Staßfurt.
Vermessungstechniker in Bergbau und Kataster. 1960 – 1964 Literaturinstitut Leipzig. Schauspieldramaturg. Freier Schriftsteller seit 1971.
Verheiratet. Zwei Kinder.
Bibliografie
Ich will einen Turm besteigen, Verlag Neues Leben, Berlin 1974; als E-book 2014
Ins Paradies kommt nie ein Karussell, Verlag Neues Leben, Berlin 1976; als E-book 2014
Lindenstraße 28, Verlag Neues Leben, Berlin 1982; als E-book 2012
Keine Flügel für Reggi, Verlag Neues Leben, Berlin 1984; als E-book 2012
Abschied von der Lindenstraße, Verlag Neues Leben, Berlin 1986; als E-book 2014
Vier Wochen eines Sommers, Verlag Neues Leben, Berlin 1989; als E-book 2014
Auch in der Ferne bist du nicht für mich verloren, BK-Verlag, Staßfurt 1994
Tango in der Düppler Mühle, Volksstimme, Magdeburg1998
Und hinter mir ein Loch aus Stille, dr.ziehten verlag, Oschersleben 2000
Zeit der Schneeschmelze, dr. ziehten verlag, Oschersleben 2001
Peggy Vollmilchschokolade, Projekte Verlag, Halle 2002
Der Handschuhbaum, Projekte Verlag, Halle 2003
Schulschreiber – Tagebuch, darin: der Mann im Haus bin ich, Projekte Verlag, Halle 2003
Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel, BK-Verlag, Staßfurt 2004
Adolfchen und der 'doofe’ Arm, Projekte Verlag, Halle 2005; als E-book 2012
Sternie, Spinni und das Kleine Gespenst Kugelrund, dorise verlag, Burg 2006
Das Versteck im Wald, dorise verlag, Burg 2007
Das Haus an der Milchstraße, dorise verlag, Burg 2008
Nachtfahrten, dorise verlag, Burg 2009
Als unser Weihnachtsmann Urlaub machte, dorise verlag, Burg 2009
Im Schatten der Milchstraße, dorise verlag, Burg 2010
Tango in der Düppler Mühle, erw. Fassung, Block-Verlag, 2011
Knöpfchen und der Mann mit der Mütze, Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2012
Federschnee, Verlag Schumacher-Gebler, Dresden 2013
Mäxchen und Pauline, EDITION digital, Pinnow 2015
Flaschendrehen, EDITION digital, Pinnow 2016

Beteiligung an 15 Anthologien,
Herausgaben von 20 Anthologien.
Gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ich den Schlüssel erwähnt hätte, meinte er, indem er mir nochmals auf die Schulter klopfte. Vielleicht hätte sein Vater ihn noch geschont, doch für seine Mutter wäre es schlimm ausgegangen, erklärte er. Sein Vater duldete es nämlich nicht, wenn man ihn belog oder etwas hinter seinem Rücken trieb, das in seine Zuständigkeit eingriff. Und die Schlüsselgewalt stand allein ihm, dem Herrn und Meister, zu. So schilderte mir Fede die Ansicht seines Vaters. Ich war darum noch nachträglich froh, dass mir im richtigen Augenblick bewusst geworden war, den Schlüssel in meiner Tasche nicht erwähnen zu dürfen.
Den Schlitten hätte ich sogar mit nach Hause nehmen können, wenn Gelegenheit gewesen wäre, ihn im Keller unterzustellen. Doch dafür hatten wir keinen Platz. Als meine Mutter davon hörte, wie großzügig sich mein neuer Freund verhielt, hatte sie sofort Pläne geschmiedet - sie wollte dann für den Schlitten eine aufsetzbare Lehne besorgen, sodass ich jeden Nachmittag, nachdem ich meine Hausaufgaben erledigt hätte, Franziska in der frischen Schneeluft im Schlitten kutschieren könnte.
Gut in Decken eingepackt, sollte sie sich „rote Bäckchen“ holen und sich von der Stubenluft erholen.
Sie hatte mich nicht einmal gefragt, ob ich dazu Lust hatte. Aber war ich vielleicht ihr Kindermädchen? Ich zermarterte mir deswegen den Kopf, wie ich ihr beibringen konnte, dass ich den Schlitten unbedingt für mich allein haben wollte. Endlich hätte ich dann einmal wie viele andere aus meiner Klasse zum Fuchsberg gehen und rodeln können! Hätte nicht den einen oder anderen fragen müssen, ob sie mich mal fahren ließen oder ich bei ihnen als „Beschwerer“ mitfahren konnte. So nannten sie den hinteren Aufsitzer, der eine zusätzliche Belastung darstellte und für eine größere Geschwindigkeit sorgte. Dafür hatten die meisten jedoch ihre guten Freunde ausgewählt, die anschließend den leeren Schlitten wieder bergauf schleppen durften. Das waren aber stets schwergewichtige Jungen, deren Väter Bauern waren und die auch in dieser Zeit keinen Mangel litten. Aber wegen des ausbleibenden Schnees waren alle Pläne umsonst ausgedacht und jede Beschwerer-Absprache vergeblich getroffen.
Dennoch bot die Zeit um Weihnachten einige Überraschungen für uns, sodass ich wahrscheinlich gar nicht zum Schlittenfahren gekommen wäre; selbst bei allerschönstem Schnee nicht.
Eines Morgens Mitte Dezember stand plötzlich Onkel Franz vor unserer Tür. Dreimaliges Klingeln galt uns; so hatte es der „strenge Waldi“ in Schönschrift auf eine schmale Pappe geschrieben, die unter der Klingel an der Wohnungstür angebracht war: Martin, dreimal klingeln. Meine Mutter war noch mit meiner „halben Schwester“ beschäftigt, sodass ich hinausging, um nachzusehen. Wir konnten uns nicht erklären, wer um diese Zeit zu uns wollte. Im Hintergrund dudelte das kleine Radio, das uns Onkel Franz geschenkt hatte. Schuricke besang die bei Capri im Meer versinkende Sonne, wobei meine Mutter immer sehr rührselig wurde. Wenn sie auch sonst ungestört sein wollte, solange sie mit Klein-Franzi beschäftigt war — aber bei Schurickes Caprisonne schien ihr jeder Handgriff noch einmal so gut und sicher zu gelingen. Selbst meine „halbe Schwester“ fand scheinbar Gefallen an dem Gesang, denn ihren eigenen hatte sie sofort eingestellt.
Noch etwas nachtschlapp schlurfte ich also hinaus und öffnete - und da stand er dann. Onkel Franz. Mit seiner schäbigen Aktentasche aus weich gewordenem schwarzen Leder, deren Schloss nicht mehr funktionierte. Ich hatte mich schon oft gefragt, weshalb er seine Beziehungen nicht nutzte, um sich eine neue Aktentasche zu beschaffen. Aber vielleicht wollte er mit der alten zeigen, dass er bescheiden und ein ebenso armer Schlucker war wie die meisten in unserer Wohngegend und auch darüber hinaus? Damit niemand auf den Gedanken kam, dass es wahr sei, was man von ihm behauptete? Nun war er sogar wieder frei. Ohne Prozess, ohne vor Gericht gestanden zu haben. Fedes Vater hatte mit seiner Voraussage recht behalten.

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