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Deines Nächsten Haus


Deines Nächsten Haus


1. Auflage

von: Holda Schiller

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 02.09.2012
ISBN/EAN: 9783863947989
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 298

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Nach mehr als fünf Jahrzehnten wird uns durch diesen sich auf Tatsachen stützenden Roman noch einmal die ganze zwiespältige Situation der Rumänien-Deutschen vor Augen geführt.
Zwangsweise 1940/41 in den polnischen Warthegau umgesiedelt, werden ihnen dort polnische Bauernhöfe "zugewiesen". Auch Mutter Rebekka Rebe und deren Tochter Malve erhalten zur Bewirtschaftung des „Nächsten Hauses" - Vieh und Feld.
Nicht viele wissen heute noch, welche Tragödien von biblischem Ausmaß sich dort ereigneten. Aber hier erzählt eine Autorin über diese Zeit.
Über Glück und Schmerz und sie deckt die Widersprüche auf, die zu einer zweifachen Flucht vor den Russen führte und für die Familie Rebe 1945 an der Havel endet.
Hier wird Vergangenheit zwischen Bibel und Hakenkreuz, zwischen mitleidendem Menschsein und anmaßendem Herrentum glaubhaft dargestellt.
Von allumfassender Liebe getragen, zweifelnd und stark die geschundenen Menschen, erzählt in einer Prosa allerersten Ranges.
Ein großes Buch: schlicht und ergreifend.
1923 in Pavlovka, Kreis Akkerman (Bessarabien) geboren. Grundschulbildung dort in Rumänisch.
1940 durch Hitlers Umsiedlungsaktion (Deutsche heim ins Reich) nach Deutschland umgesiedelt. Zwei Jahre Umsiedlungslager. In der Zeit Ausbildung zur Schwesternhelferin im Krankenhaus in Langenbielau. 1942 angesiedelt in Polen (im Kreis Posen).
Januar 1945 Flucht aus Polen in die Mark Brandenburg (Deetz/Havel).
Nach Kriegsende Lehrerausbildung. 1947-1958 im Schuldienst (Grundschule Lehnin, Radebeul und Leipzig). Heirat, zwei Kinder.
Ab 1962 freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin (Zulassung als Verhandlungs- und Kongressdolmetscherin). Literarische Übersetzungen. Eigenständige literarische Publikationen.
Bibliografie (Auswahl):
Die Kinder im Tobteufelshaus, Kinderbuchverlag, Berlin 1966 (Die kleinen Trompeterbücher)
Pechvogel Glückspilz, Scheffler-Verlag, Herdecke 2003
Das Leben scheidet, nicht der Tod. Roman, 1990
Das Wunderpferdchen aus Kornhagen, Kinderbuchverlag, Berlin 1968 (Die kleinen Trompeterbücher)
Wir beide und Pipo. Erzählungen aus Rumänien, Kinderbuchverlag, Berlin 1987
Deines Nächsten Haus, Scheffler Verlag, Herdecke 2000
Dass Rebekka in letzter Zeit oft und viel Brot backte, war Malve aufgefallen. Sie hatte sich aber nie darum gekümmert, wo all das Brot geblieben war. Heute nun entdeckte sie in der Speisekammer einen Henkelkorb voll geschnittenen Brotes und stutzte: "Warum hast du jetzt schon Brot geschnitten? Und so viel? So viel brauchen wir doch gar nicht, es trocknet ja auch bis zum Abend."
Rebekka, die gerade Kartoffeln schälte, antwortete nur: "Ja, meinst du?" Nach dem Mittagessen sah Malve dann, wie Rebekka den Korb nahm und auf die Scheune zuging. Erstaunt darüber lief sie hinterher, wollte fragen, was die Mutter vorhabe, doch die verließ inzwischen die Scheune durch die hintere Tür und steuerte auf die Gruppe straßepflasternder Juden zu. Sie schritt an ihnen vorbei, ohne jemanden anzusehen, als gehe sie ihres Weges, und ließ dabei Brotscheiben fallen. Deutscher sah ihr versonnen nach. Anstatt sie zu hindern, tat er so, als nehme er gar nicht wahr, dass da jemand vor seinen Augen gegen das Gesetz verstößt. Man konnte viel eher den Eindruck gewinnen, er genieße den Auftritt der Frau, es beeindrucke ihn, was sie tat und wie sie es tat. "Herr Born, warum lässt Deutscher das zu?", fragte Malve empört.
Es hatte sich so eingeschlichen. Als Rebekka zum ersten Mal mit dem Brotkorb vorüberging und ihn, Deutscher, flüchtig grüßend den Juden überaus geschickt Brot abwarf, dass selbst er es zunächst nicht bemerkte, war er so verblüfft gewesen, dass er ihr nur sprachlos hinterhersah und erst als alles vorüber war, im Stillen aufbegehrte: Das soll sie noch einmal wagen! Als sie es dann wieder wagte, beobachtete er sie verstohlen aus den Augenwinkeln, vergaß alle Vorsicht, war fasziniert von der Art, wie sie auftrat, von ihrem Gang. Das Bild der vorüberschreitenden Frau war in den romantischen Winkel seiner Seele gefallen, hatte ihn entrückt und ihn für Momente die traurige und schimpfliche Pflicht, mit dem Gewehr verhungernde Juden zu bewachen, vergessen lassen. "Er muss doch wissen, dass sie beide, meine Mutter und er, in Teufels Küche landen, Herr Born."
Rebekka benahm sich jedoch nicht ganz so leichtsinnig, wie es den Anschein hatte. Die Lange Straße war über weite Strecken unbebaut und führte an ihrem Haus vorbei. Gleich dahinter reihten sich die Grundstücke aneinander, auf denen zu beiden Seiten keine Häuser standen, und an diesem Abschnitt arbeiteten die Leute gerade. Jedes Mal, wenn sie mit dem Brotkorb loszog, hatte sie vorher von hinter der Scheune her die Straßen nach beiden Seiten abgespäht, ob ein Deutscher in Sicht sei. Polen würden sie nicht anzeigen, das wusste sie. Außerdem hatte sie einen zuverlässigen Verbündeten: Wazek.

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