Details

Flucht ins Ungewisse


Flucht ins Ungewisse

Terra-Utopia - Band 2
Terra-Utopia, Band 2 1. Auflage

von: Wilfried A. Hary

1,99 €

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 19.08.2023
ISBN/EAN: 9783961273331
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 97

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Wer sind die Fremden, welche die Gehirne von Menschen manipulieren? Und was sind ihre Motive?
Grant Tathman und Fitch Mestol sind zwei dieser manipulierten Menschen. Und sie wollen sich nicht damit abfinden, nur die Marionetten dieser geheimnisvollen Unbekannten zu sein.
Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen und ein hochrangiger Politiker ermordet wird, bleibt ihnen nur die Flucht in die unbekannten Tiefen des Alls.
Werden sie dort des Rätsels Lösung finden?
Man hätte sie von Menschen nicht unterscheiden können und doch waren sie keine. Obwohl es bis dato keinem einzigen Raumschiff mit menschlicher Besatzung gelungen war, in der Weite des Alls auf Fremdintelligenzen zu stoßen, wohnten und lebten diese fünf menschenähnlichen Geschöpfe bereits seit vielen Jahren auf dem Planeten SANORAM, der zu den Randgebieten des menschlichen Machtbereiches gehörte.
Niemand ahnte etwas von dem Vorhandensein dieser Nichtmenschen. Nun, sie waren nur fünf und überaus vorsichtig. Ihre so täuschende Ähnlichkeit mit den Menschen verdankten sie unzähligen kosmetischen Operationen.
Aber sie blieben nicht einfach nur in ihrem Versteck und verhielten sich passiv. Nein, sie waren sogar äußerst aktiv. Viele Meter unter der Oberfläche des Planeten hatten sie ihren Stützpunkt. Oh, sie waren gut ausgerüstet und zu allem entschlossen.
Diese Entschlossenheit brauchten sie auch, wollten sie die gigantische Aufgabe lösen, die sie sich selbst gestellt hatten.
»Wir müssen handeln«, sagte einer der fünf. Es war ein »Mann«. »Wenn wir jetzt nicht Plan Eins aktivieren, wird es bald vielleicht schon zu spät dafür sein.«
Die Entgegnung kam von einer »Frau«: »Ich bin dafür, noch abzuwarten.«
Der »Mann« neben ihr schüttelte den Kopf.
»Die Entscheidung, die wir fällen müssen, ist schwierig. Wir könnten tatsächlich noch etwas Zeit brauchen, aber auf der anderen Seite haben wir keine. Wir können es uns also nicht selbst aussuchen. Die Situation verlangt unser rasches Handeln.«
»Aber unser Mann ist noch nicht soweit«, widersprach die »Frau« heftig.
Ein anderer der Anwesenden machte eine entschiedene Handbewegung.
»Wir dürfen nicht warten, bis es zu spät ist.«
Endlich meldete sich der fünfte im Bunde zu Wort: »Vielleicht sollten wir demokratisch abstimmen? Immerhin hängt eine Menge von der Entscheidung ab.«
Es wurde abgestimmt. Drei zu zwei war das Ergebnis - drei zu zwei für schnelles Handeln.
»Ich werde den Überbringer des Schlüsselauftrags übernehmen«, sagte die Frau entschlossen. Man sah ihr nicht an, dass sie vor Minuten noch entschieden gegen alles gewesen war. Sie beugte sich kompromisslos der Entscheidung der Mehrheit.
»Ich weiß nicht recht, ob Mord der richtige Auftakt für kosmische Vorgänge ist. Es erinnert meines Erachtens zu sehr an die Vergangenheit dieser Rasse.«
Das war das einzige, was derjenige dazu zu sagen hatte, der mit ihr dagegen gestimmt hatte.
Das kosmische Schachspiel trat in die erste entscheidende Phase. Menschen waren die Figuren.

2

Grant Tatschman konnte von Glück sagen, dass er einen der neuen, vollklimatisierten Trenchcoats anhatte, denn es war empfindlich kühl an diesem Abend.
Er dachte flüchtig an die Hafengebiete längst vergangener Zeiten. Auch da war des Nachts jene düstere Atmosphäre vorherrschend gewesen. Was heute allerdings gänzlich fehlte, war das ferne Signal von Schiffssirenen, das Plätschern der Wellen und das Lärmen auf den Docks. Nur ab und zu vibrierte etwas der Boden, wenn einer der gigantischen Fährraumer abhob oder sich zur Landung niedersenkte.
Grant Tatschman kuschelte sich in den Trenchcoat, vergaß die Kälte und setzte sich endlich in Bewegung. Er musste es hinter sich bringen.
Vor ihm begann das dunkelste Viertel der Stadt. Ja, das war es, was aus der alten Zeit übriggeblieben war: düstere Spelunken und fragwürdige Etablissements, in denen sich allerlei Gesindel herumtrieb. Hier verkehrte der Abschaum einer Menschheit, die bereits weit in das All vorgedrungen war.
Grant Tatschman verfluchte es zum wiederholten Male, dass es verboten war, das Hafenviertel direkt mit einem Gleiter anzufliegen. Man musste seinen Gleiter entweder am Rande der Gegend abstellen oder die Gefahr eingehen, auf dem Parkplatz direkt am Raumhafengebäude vergeblich nach einer Parkmöglichkeit Ausschau zu halten.
Der aus sich heraus leuchtende Straßenbelag spendete genügend Licht, um dem einsamen Mann den Weg zu zeigen, aber doch nicht genug, um ihn die beiden Männer erkennen zu lassen, die sich weiter vom in eine dunkle Ecke gedrückt hatten und auf ihn lauerten.
Es zeugte eigentlich von purem Leichtsinn, wenn man sich hierher zu Fuß wagte und nicht die unterirdische Magnetbahn benutzte, um an sein Ziel zu gelangen, aber Tatschman hatte keine andere Wahl gehabt.
Seine unbekannten Auftraggeber hatten Wert darauf gelegt, dass er vom Registrierautomaten, der sich in jedem der unterirdischen Bahnhöfe befand, nicht erfasst wurde. Deshalb musste er sich unnötig in Gefahr bringen.
Im nächsten Augenblick gefror ihm das Blut in den Adern. Er hatte eine Bewegung erkannt.
Bevor er reagieren konnte, schoß eine Faust aus dem Dunkel neben ihm. Doch der fremde Angreifer hatte Tatschmans Reflexe unterschätzt. Der Schlag streifte nur Grants Oberarm. Dann wandte sich der Privatdetektiv seinem Gegner zu.
Der Fremde stammte vom Planeten Erdohm. Die Strahlung der dortigen Sonne hatte dafür gesorgt, dass die Haut der Menschen im Laufe der Generationen eine seltsame Färbung angenommen hatte. Diese Färbung bewirkte bei Dunkelheit einen kaum merklichen Leuchteffekt.
Der Erdohmer sprang vor. Grant Tatschman steppte zur Seite und entkam so den zupackenden Fäusten. Dann schlug er seinerseits zu. Seine rechte Handkante traf den Erdohmer knapp unterhalb des Nackens. Der Mann krachte zu Boden. Im nächsten Augenblick war Grant über ihm.
Aber Grant Tatschman hatte die Gefahr unterschätzt. Während er sich dem Erdohmer widmete, wandte er dem Versteck des Angreifers den Rücken zu. So gewahrte er nicht, dass der Erdohmer nicht allein gewesen war.
Ehe er seinen Fehler eingesehen hatte, hörte er ein Rascheln hinter sich. Seine Abwehrbewegung kam zu spät. Ein furchtbarer Hieb traf ihn.

*

Fred Solster behauptete von sich, ein direkter Nachkomme von echten Erdbewohnern zu sein. Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, dies nachzukontrollieren, und niemand wunderte sich auch darüber, dass Solster eigentlich gar nicht so aussah wie ein echter Terraner. Aber, wer achtete schon auf das Aussehen? Die Menschen, die auf all den verschiedenartigen Planeten aufgewachsen waren, hatten oftmals ein recht abenteuerliches Äußeres. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, denn praktisch war auf jedem Planeten jede Rasse vertreten.
Jahrhundertelang waren die Kolonisten untereinander abgekapselt gewesen, hatten sich den Lebensbedingungen auf ihrem Planeten allmählich angepasst und sich verändert. Bis das interstellare Transmittersystem ausgebaut gewesen war. Es erlaubte interplanetarische Reisen in relativ kurzen Zeitspannen.
Allerdings hatte das System auch Nachteile. Man konnte beispielsweise nur Planeten erreichen, die einen Empfänger hatten. Außerdem konnte eine Transmission nur zwischen Geräten erfolgen, die durch keine feste Materie voneinander getrennt waren. Dieses physikalische Gesetz führte zu einem Kuriosum: Während man in Minutenschnelle von einem Sonnensystem zum anderen reisen konnte - über eine Distanz von bis zu tausend Lichtjahren -, wurde der Transport von Menschen und Gütern zu den Transmitterstationen im Weltraum von Raumschiffen übernommen, die oftmals tagelang unterwegs waren. Auf den Planeten selbst waren die wichtigsten Transportmittel Gleiter und Magnetbahnen.
Neben den Raumfähren, die mitunter gigantische Ausmaße hatten, gab es auch Raumer, die Forschungszwecken dienten und größere Entfernungen im All überwinden konnten. Sie bildeten das zweite Kuriosum des Systems: Es war nämlich bisher unmöglich geblieben, die Geschwindigkeit des Lichtes zu überbieten. Wurde also ein neuer Stern erforscht, brauchte das ausgesendete Raumschiff viele Jahre, um die Entfernung bis dahin zu überbrücken. Trat unterwegs ein Defekt auf, konnte man mittels des an Brod mitgeführten Transmitters dieselbe Strecke innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden zurücklegen. Ein seltsames Spiel der Natur.
Fred Solster jedoch hatte im Moment andere Dinge im Kopf: Er bereitete seine erste Rede für die folgende Wahlperiode vor.
Vor Jahren war dieser unscheinbare Mann quasi aus dem Nichts aufgetaucht. Mit ungeheurem Elan hatte er sich in die planetare Politik gestürzt. Seine Erfolge waren dabei überwältigend gewesen. Der krönende Abschluss davon würde ein vorderer Platz im planetaren Senat sein, der Fred Solster jetzt schon so gut wie sicher war. Allerdings musste er noch etwas tun, bevor es soweit war, was ihm wiederum keine große Mühe bereiten würde. Manche behaupteten sogar, der aufwärts strebende Fred Solster hätte berechtigte Chancen, demnächst den Stuhl des Ministerpräsidenten zu besetzen. Auf dem besten Weg dahin war er.
Solster spielte mit dem kleinen Mikrofon des Diktiergerätes, das jedes seiner Worte aufzeichnete und schriftlich wiedergab.
Nein, er musste den letzten Satz ändern. Es durfte nicht zu offensichtlich werden, dass er auf den Platz des mächtigsten Mannes dieses Planeten spekulierte. Er musste etwas Bescheidenheit erkennen lassen, aber auch, dass er im Grunde genommen der ideale Mann für den Sitz des Senatspräsidenten und gleichzeitigen Ministerpräsidenten war.
Er drückte auf den Knopf, der sich an der Seite des Mikrofons befand, und befahl dem Miniaturcomputer, den letzten Satz zu streichen. Kaum hatte er den Befehl ausgesprochen, entstand ein hohes Summen in seinem Ohr. Er zuckte zusammen. Der Ton hatte seinen Ursprung in dem winzigen Instrument, das direkt neben dem Trommelfell von Solster einoperiert war. Kein Mensch außer seinen engsten Vertrauten wusste etwas davon. Ja, niemand auf diesem Planeten außer ihnen ahnte überhaupt, dass die Technik weit genug fortgeschritten war, um ein solches, völlig energielos arbeitendes Instrument hervorzubringen.
Die Lippen Fred Solsters formten lautlose Worte. Aber die winzigen Vibrationen in seinem Kehlkopf genügten dem Sender, um einen klaren Satz daraus zu formulieren und auszustrahlen: »Was ist los?«
»Wir haben einen Verdacht!«
Fred Solster griff sich an den Kragen, der ihm plötzlich zu eng geworden war. Auf einmal hatte er schreckliche Angst. Was bedeuteten diese schlichten Worte: »Wir haben einen Verdacht«? Misstraute man ihm gar?
Er sah sich im Geiste schon am Ende seiner steilen Karriere, die er jenen Unbekannten verdankte, die sporadisch mit ihm in Verbindung traten.
Er brauchte Sekunden, um sich wieder soweit in der Gewalt zu haben, dass er die Frage formulieren konnte: »Was meint ihr damit?«
»Du befindest dich in Gefahr - Lebensgefahr«, sagte die leidenschaftslose Stimme in seinem Ohr.
Die Angst blieb. Solster überlegte fieberhaft. Er befand sich in Gefahr?
»Was soll das? Woher habt ihr diese Information?«
Er war heftiger gewesen, als er es beabsichtigt hatte. Zu spät kam ihm das Bewusstsein. Er musste in der Wahl seiner Worte in Zukunft vorsichtiger sein.
Aber seine unsichtbaren Gesprächspartner waren an diesem Abend weniger empfindsam als sonst.
»Wir können nichts Genaues sagen. Es ist, wie gesagt, nur ein Verdacht. Wir raten dir dennoch, künftig auf der Hut zu sein. Es ist schwer, auf diesem Planeten einen Mord zu begehen, aber schwer bedeutet nicht unmöglich. Vergiss das nicht.«
Fred Solster wollte noch etwas entgegnen, aber der hohe Laut, der seinen Ursprung scheinbar mitten in seinem Kopf hatte, zeigte an, dass die Verbindung kurzerhand unterbrochen worden war. Er selbst konnte seine Hintermänner nicht anrufen. Er war in dieser Hinsicht stets zur Passivität verurteilt.
»Verdammt!« fluchte er lautstark.
Erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass das Diktiergerät noch immer in Betrieb war. Ärgerlich ließ er auch das letzte Wort löschen. Dann legte er achtlos das Mikrofon beiseite. Seine Gedanken beschäftigten sich im Moment mit etwas anderem. Was hatten die Fremden mit diesem seltsamen Anruf bezwecken wollen? Es war das erste Mal gewesen, dass sie sich mit ihm in Verbindung gesetzt hatten, ohne ihm dabei konkrete Mitteilungen zu machen. Befand er sich wirklich in Gefahr, oder wollten sie seinen persönlichen Ehrgeiz nur etwas dämpfen, damit er sich nicht von ihnen lossagte?
Solster trat an eine der vier Wände und ließ sie transparent werden. Sein Apartment befand sich hoch über der Stadt. Es schien mitten in der Luft zu schweben und war doch nur ein verschwindend kleiner Teil eines gigantischen Wohnturms.
Von hier aus hatte man eine großartige Aussicht. Weit hinten, am Rande der Stadt, dort, wo die nur mit einzelnen Büschen und trockenem Gras bewachsene Steppe begann, dehnte sich der Raumhafen aus.
Fred Solster verzog das Gesicht. Sanoram City war eine wunderbare Stadt. Längst schon war die Sonne, die von der alten Erde aus als Stern Nr. 13 inmitten des »Haares der Berenike« zu sehen war, untergegangen. Sanoram City zeigte ihre ganze Lichterpracht.
Fred Solster wollte nicht nur die Geschicke dieser Stadt, sondern die des gesamten Planeten leiten. Wenn er diese Pracht so vor sich liegen sah, vergaß er zuweilen fast die immense Arbeit, die hinter ihm und teilweise auch noch vor ihm lag, wollte er eines Tages zum Ziel seiner Träume kommen.
Jetzt vergaß er sogar die Warnung der anderen. Ja, sie drohte, fast ganz und bis auf weiteres aus seinem Gedächtnis zu geraten.
Er fühlte eine seltsame Euphorie in sich aufsteigen, so, als könne ihm nichts und niemand auf dieser Welt etwas anhaben.
Nur einmal, als sein Blick das im Vergleich zur gesamten Stadt ziemlich kleine Hafenviertel streifte, spürte er eine unerklärliche Unruhe in sich aufsteigen. Als ahne er, dass sich dort ein Unheil zusammenbraute - ein Unheil, das ihn zum Ziel hatte.
Aber die Unruhe war schnell wieder vergessen, sobald sein Blick weitergewandert war.

Diese Produkte könnten Sie auch interessieren:

Die Mars-Anomalie
Die Mars-Anomalie
von: Mark Bremer, Joshua Tree
ZIP ebook
14,99 €
Der Krieg der Welten
Der Krieg der Welten
von: H. G. Wells
EPUB ebook
4,99 €
La peste escarlata
La peste escarlata
von: Jack London, Luis Scafati
EPUB ebook
9,49 €