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Gaston - Liebe im Schatten des Krieges


Gaston - Liebe im Schatten des Krieges


1. Auflage

von: Friedrich Wolf

5,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 20.08.2024
ISBN/EAN: 9783689121815
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 85

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

In einem Paris, das von der Ungewissheit des Krieges durchzogen ist, entfaltet sich die Geschichte zweier Menschen, deren Liebe inmitten von Angst und Zerstörung einen Anker in der stürmischen See des Schicksals bildet. Jan Brosek, ein erfahrener Kämpfer, der schon zwei Kriege überlebt hat, findet dank der jungen und entschlossenen Renée Kerval neuen Lebensmut. Während die Stadt von Panik und Bombenangst beherrscht wird, kämpfen Jan und Renée um ihr persönliches Glück. Doch die Schatten des 2. Weltkrieges ziehen unaufhaltsam näher, und ihre Liebe wird auf die Probe gestellt. Wird es ihnen gelingen, in dieser düsteren Zeit eine Zukunft zu finden? Eine packende Erzählung, die die Kriegsängste und die Macht der Liebe in den dunkelsten Momenten des Lebens einfängt.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Droben in dem hoch gelegenen Studio – einem früheren Maleratelier – stehen die beiden und schauen durch das schräge, breite Fenster in den strahlenden Himmel. Hier oben ist es völlig still, eine Welt für sich. Es ließe sich denken, dass man am Tag bloß für eine halbe Stunde hinuntersteigt, um das Notwendigste zu besorgen, dass man im Übrigen unter dem hohen grünweißen Himmel weiterlebt. Alles ist hier vorhanden: die kleine Küche mit dem Ausguss, dem Gasherd, dem elektrischen Kocher, das große Zimmer, in dem Renée vor ihrem Reißbrett arbeitet und die neuen Winterroben entwirft, ein kleiner Nebenraum mit Seitenfenster und Couch, Tisch und Sessel für Jan, daneben das Bad … das Ganze könnte eine Festung sein gegen die finstere Welt da draußen, eine Festung der Stille, der Arbeit, des Glücks.
So war es noch vor zwei Tagen.
Renée fasst Jan um die Schultern. „Genug!“, sagt sie. „Erstens, die Welt ist schon verrückt genug; weshalb müssen auch wir uns verrückt machen lassen? Zweitens, du bist doch ein Emigrant, ein ausgebürgerter Pole, ein Staatenloser oder so etwas. Und drittens, man muss jeden Tag, den man heute lebt, als ein unverdientes Geschenk hinnehmen! Dass ich dich heute noch habe, Jan!“ Sie hebt sich auf die Zehen, sie drückt ihn an sich, sie presst ihn zur Wand, ihre festen Brüste dringen durch seinen Rock, sie küsst ihn lange und zärtlich. „Wir sind stärker als die da draußen!“, sagt sie und lächelt.
„Du bist ein guter Kerl, Renée!“, Er streicht über ihren schönen Kopf.
„Ich bin immer und überall deine Freundin, das musst du wissen. Und setz dich, hier ist die Mühle, wir wollen uns einen soliden Kaffee brauen.“ Sie stöpselt den elektrischen Kocher an, während Jan in der kupfernen kleinen Bombe Kaffee mahlt. „Wir sind schon ein richtiger Haushalt!“, meint Renée stolz. „Wir werden sehr einfach und billig leben; du wirst dein Buch über Spanien schreiben und kleine Artikel, die sofort etwas einbringen. Mein Atelier wird auch während des Krieges nicht zugrunde gehen. Mit den englischen Soldaten werden auch ihre Frauen und Freundinnen kommen; wir werden eine neue, strengere Mode erfinden; ich werde …“
„Ich werde, wir werden … nimm dir nichts vor, dann schlägt dir nichts fehl!“, zitiert Jan, indem er ununterbrochen die kleine Mühle dreht.
„Lass das! Ich mag diesen Satz nicht, du weißt es!“, erklärt Renée plötzlich gereizt und verschwindet in der Küche; doch sie kehrt sofort zurück, sie hat Tränen in den Augen. „Du musst das verstehen, Jan“, sagt sie, „in diesen Tagen braucht man etwas Aufmunterung, aber nicht dauernd deine Skepsis, diese kalte Dusche! Wir wollen einander doch helfen!“ Sie presst seinen Kopf an ihre Brust. „Es kann schwer genug werden, Jan, wer weiß?“
„Soll ich in Paris bleiben?“, fragt er nachdenklich.
„Unbedingt! Wo willst du denn hin? Zudem“, fügt sie leise hinzu, „ich kann jetzt schwer ohne dich sein.“
Er schaut von der Seite auf ihr festes braunes Gesicht, das sonst an eine der altägyptischen Basaltbüsten erinnert; jetzt ist es weich und zärtlich, ihre langen schmalen Augen sind halb geschlossen, ihr Mund ist leicht geöffnet, ihre Brüste scheinen ihm mit einem Male stärker und runder. Ein Gedanke schießt in ihm hoch: Wenn sie schwanger ist? Wenn sie ein Kind von ihm bekommt? Der Gedanke lässt ihn nicht mehr los. Diese Nacht sind im Osten und Westen die Geschütze schon in Stellung, werden die Flugzeuge ihre Bomben werfen; wieder wird Europa jahrelang von Granaten, vom Hunger und vom Hass der Völker durchwühlt werden. Menschen, die sich lieben, werden auseinandergeweht wie Staub vor dem Winde. Und in dieser Hölle von Blut und Feuer soll hier in Paris ein Kind geboren werden?
„Woran denkst du, Jan?“, fragt Renée.
„An die Kameraden, die noch von Spanien her in Frankreich in den Lagern sind“, erwidert er.

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