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Nur ein Kopfgeldjäger


Nur ein Kopfgeldjäger

Missouri - Band 6
Missouri, Band 6 1. Auflage

von: Wolf G. Star

1,99 €

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 17.12.2023
ISBN/EAN: 9783961273546
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 108

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Ein Kopfgeldjäger kommt in eine Stadt und kann eine Rancherin und ihren kleinen Sohn vor den Nachstellungen eines zwielichtigen Bankiers bewahren und dessen verbrecherische Aktivitäten aufdecken. Wegen seines „Berufs“ hat er dabei allerdings erhebliche Widerstände zu überwinden und ein Happy End erscheint ausgeschlossen.
Ein packender Westernroman von Wolf G. Star, einem bekannten deutschen Westerschriftsteller.
»Sie wünschen bitte?« Fragend sieht Ike Mercer den blassen schmächtigen Mann an. »Ich wollte den Store gerade schließen, Mister, aber selbstverständlich werde ich Sie noch bedienen.«
»Das ist aber auch verdammt notwendig«, krächzt der seltsame Kunde. »Wir werden unser Geschäft ganz schnell abwickeln, darauf kannst du dich verlassen.«
Der Storekeeper starrt entsetzt in die Mündung des Fünfundvierzigers, der ihm unter die Nase gehalten wird.
»Was soll das?« stammelt er dann hilflos. »Bitte, nehmen Sie das Ding weg. Ich .. . Was wollen Sie?«
Der Bandit lacht böse. »Nur keine Panik. Du bist mich gleich wieder los, und wenn du keine Schwierigkeiten machst, passiert dir auch nichts. Also, wo ist der Zaster? Mach schnell, meine Geduld ist bald zu Ende.«
Ike Mercer schüttelt den Kopf. »Bei mir ist nichts zu holen, Mister. Glauben Sie mir, ich bin ein armer Mann . . .«
»Quatsch nicht«, fährt ihn der Outlaw an. Mit dem Daumen spannt er den Hammer seines Revolvers. Das trockene Knacken steht drohend im Raum. »Du hast noch genau zehn Sekunden, dann . . .«
Der Storehalter beißt sich auf die Lippen. Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Langsam wendet er sich um und greift unter die Ladentheke.
Mit einem Satz ist der Räuber bei ihm und stößt ihn beiseite. »Keine faulen Tricks«, schreit er nervös.
Der Storekeeper taumelt zurück und prallt gegen ein Regal. Schwach schüttelt er den Kopf. Mit zitternder Hand weist er auf die Geldkassette.
Gierig nimmt der Mann den Metallkasten an sich und öffnet ihn. »Ist das alles?« ruft er enttäuscht, als er die paar Dollarscheine in den Fingern hält.
Angstvoll nickt der alte Mann. »Wir sind arme Leute, Mister. In diesem elenden Land kommt man nicht zu Reichtum.«
Knurrend stopft sich der Outlaw das Geld in die Hosentasche. »Bleib schön in deinem Loch«, sagt er warnend. »Wenn du in den nächsten fünf Minuten herauskommst, fängst du eine Kugel ein. Verstanden?«
Ike Mercer nickt schnell. Rückwärtsgehend tastet sich der Gesetzlose zur Tür und ist gleich darauf aus dem Store. Mit weiten Schritten geht er über die Straße in den Saloon. Keinen Gedanken verschwendet er daran, dass der Überfallene eventuell Alarm schlagen könnte.
Mit dem Stiefel tritt er die Pendeltür auf, krachend schlagen die Türflügel gegen die Wand. Die wenigen Gäste sehen erschrocken zum Eingang, alle Gespräche verstummen. Mit eisigem Gesicht geht der Outlaw zur Theke, seine Rechte schwebt griffbereit über dem Revolverknauf.
»Whisky!« Heiser hängt der Ruf in der Luft.
Hap Miller, der Saloonbesitzer, stellt mit ausdrucksloser Miene ein Glas und eine Flasche vor den ungebetenen Gast. Das wüste, ungepflegte Gesicht verrät ihm, auf welcher Seite des Gesetzes dieser Fremde steht.
Auch die Gäste im Lokal haben das längst erkannt. Die Unterhaltungen werden nur noch im Flüsterton geführt. Mancher scheue Blick trifft den unwillkommenen Besucher.
Der Outlaw hat inzwischen die Flasche entkorkt und trinkt mit gierigen Schlucken. Das Glas auf der Theke beachtet er gar nicht. Schmatzend setzt er schließlich ab und grinst anerkennend.
»Guter Stoff«, dröhnt seine Stimme durch den Raum.
Seine Faust donnert auf die Theke. »Keeper, eine Runde für die Gentlemen in dieser lausigen Kneipe!«
Ohne Widerrede füllt Hap Miller sechs Gläser und bringt sie seinen Gästen. Er wirft einen warnenden Blick dem jungen Cowboy zu, der schon einige Minuten lang mit geballten Fäusten am Tisch sitzt.
»So ist es recht«, freut sich der Bandit, als der Salooner wieder hinter der Theke steht. Er langt seine Flasche vom Tresen und schwenkt sie durch die Luft. »Cheers! Auf das Wohl eures Gönners Duke Burns!«
Gehorsam nehmen die Männer ihre Gläser, nur der Cowboy nicht. Er sitzt allein an seinem Tisch und starrt finster vor sich hin, der Spendierer stutzt.
»He«, sagt er lauernd, »was ist mit dir, du Kuhtreiber? Willst du meine Einladung ablehnen?«
Der Junge sieht den Mann verächtlich an. »Du kannst deinen Fusel selber saufen«, meint er abfällig. »Ich trinke nicht mit jedem dahergelaufenen Strolch.«
Totenstille herrscht nach seinen Worten. Duke Burns wird bleich. Er brüllt wütend auf. Blitzschnell hat er seinen Colt gezogen und richtet ihn auf den jungen Cowboy, der ausgesprochen hat, was alle denken.
»Du wirst dich sofort entschuldigen«, verlangt Duke Bums mit kaltem Lächeln. »Im andern Fall wirst du dich mit mir schießen müssen. Eine solche Beleidigung kann ich nicht durchgehen lassen. Also?«
»Hören Sie, Mister«, versucht der Salooner das Unheil noch abzuwenden, aber der Bandit fährt blitzschnell herum. »Halt's Maul«, faucht er, »sonst bist du auch gleich dran. Also, ich warte.« Er wendet sich wieder an seinen Herausforderer.
Der Cowboy ist blass geworden, aber mit fester Stimme antwortet er: »Ich schieße mich auch nicht mit dir. Du musst auf deinen Triumph verzichten.«
»Das glaubst du«, zischt Burns hasserfüllt, »es macht mir nicht das geringste aus, dir eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
»Dann wirst du aber nicht weit kommen«, stellt eine ruhige Stimme fest.
Der Outlaw fährt herum. Die Anwesenden atmen erleichtert auf.
»Du kommst im richtigen Moment, Sheriff«, stellt der Salooner zufrieden fest.
»Das sehe ich, Hap«, entgegnet der Sternträger.
Er steht mitten im Raum und hat die Hände in die Hüften gestützt. Niemand hat seinen Eintritt bemerkt. Aufmerksam mustert er den Randalierer.
»Du wirst jetzt deinen Whisky austrinken und dann unsere Stadt verlassen«, fordert er bestimmt.
»Das könnte euch so passen«, faucht der Bandit. »Ich bin ein friedlicher Bürger und kann meinen Whisky trinken, wo es mir beliebt. Der Grünschnabel hat mich beleidigt, als er meine Einladung ablehnte.«
Der Sheriff schüttelt den Kopf. »Deshalb brauchst du nicht gleich verrückt zu spielen. Es bleibt dabei. Du wirst reiten.«
Blanker Hass steht in den Augen des Angesprochenen, aber gegen den Gesetzeshüter wagt er nicht vorzugehen. Wortlos steckt er den Revolver ins Halfter und wendet sich zur Tür. Doch er kommt nicht weit. Schnelle Schritte sind auf dem Stepwalk zu hören, dann wird die Schwingtür aufgestoßen.
»Sheriff!« keucht Ike Mercer atemlos. »Ich suche dich überall. Ich bin . . .«
Entsetzt hält er inne. Mit großen Augen starrt er auf Duke Burns, der zurückgewichen ist und nun mit dem Rücken zum Tresen steht.
»Das - ist er«, stottert der Storekeeper.
»Was ist los, Ike?« will der Sheriff wissen. »Kennst du den Mann?«
Heftig nickt der Alte. »Er war vor einer halben Stunde bei mir und hat mich überfallen. Mein ganzes Geld hat er mitgenommen.«
»Das ist eine unverschämte Lüge«, schreit Duke Burns los. »Ich habe diesen Gartenzwerg noch nie gesehen.«
»Er hat fünfundsechzig Dollar in der linken Hosentasche«, sagt der Storebesitzer. »Das ist meine gesamte Tageseinnahme.«
Der Sheriff nickt. »Okay, Ike. Wir werden uns gleich überzeugen.«
»Das werdet ihr nicht«, sagt der Outlaw zischend. »Wer mir zu nahe kommt, den lege ich um!«
Unbemerkt hat er wieder seine Waffe gezogen und bedroht nun die Männer im Saloon.
»Du bist ziemlich voreilig mit dem Schießeisen, was?« spottet der Sheriff, ohne die Ruhe zu verlieren. »Gib auf, Mann. Du machst alles nur noch schlimmer.«
»Niemals«, wehrt Duke Burns ab, »Keine falsche Bewegung! Ich drücke sofort ab.«
Das irre Flackern in den Augen des Banditen warnt den Sheriff. »Du kommst nicht weit«, versucht er es noch einmal.
»Das lass nur meine Sorge sein!« Duke Burns grinst schief.
Langsam zieht er sich zur Tür zurück. Keinen der Männer lässt er aus den Augen. Nun hat er den Eingang erreicht.
»Bleibt schön hier drin«, sagt er warnend. »Wer seinen Kopf zur Tür hinausstreckt, braucht einen Sarg!«
Mit einem Satz ist er draußen und verschwindet in der Dunkelheit.
»Halt!« ruft der Sheriff, als die Männer wie auf ein geheimes Kommando zur Tür stürmen. »Wollt ihr euch abknallen lassen? Wer sagt euch denn, dass er nicht da draußen auf uns lauert?«
»Willst du ihn entkommen lassen?« fragt der junge Cowboy wütend. »Das ist ein ganz gefährlicher Bursche, dem das Handwerk gelegt werden muss.«
»Aber nicht mehr in dieser Nacht«, antwortet der Sheriff bestimmt. »Ich will nicht riskieren, dass er jemanden abknallt. Morgen werde ich seine Spur aufnehmen.«
»Dann ist er über alle Berge«, sagt der Storekeeper. »Mein Geld sehe ich nie wieder.«
»Warum bist du nicht gleich zu mir gekommen?« will der Sheriff wissen. »Dann hätten wir gewusst, was für einen Vogel wir da vor uns haben.«
Ike Mercer senkt den Kopf. »Er hat gedroht, mich niederzuschießen, wenn ich den Laden verlasse«, gibt er zu.
»Seid mal still«, fordert der Sheriff die Männer auf. »Ich glaube, er reitet davon.«
Verblüfft schweigen alle. Tatsächlich ist fernes Hufgeklapper zu vernehmen.
»Das kommt näher«, stellt der Cowboy fest. »Das ist ein anderer.«
»Vielleicht hat er noch Komplicen?« vermutet Ike Mercer angstvoll. »Wenn sie jetzt alle zusammen kommen . . .«
»Sei ruhig, verdammt«, unterbricht ihn der Stemträger.
Deutlich ist inzwischen zu hören, dass ein einzelner Reiter näher kommt. Vor dem Saloon verstummen die Geräusche.
»Passt auf, Männer«, mahnt der Sheriff. »Aber wartet auf meinen Befehl!«
Der Laut von festen Schritten dröhnt in den Schankraum, dann taucht ein hochgewachsener Mann in der Tür auf. Sofort fällt ihm die feindselige Haltung der Männer im Saloon auf. Wachsam bleibt er stehen, die Hände in der Nähe des Revolverkolbens. Einige Sekunden vergehen in nervenzerreißender Spannung. Schließlich wendet sich der Fremde um und geht langsam zur Theke.
»Geben Sie mir einen Whisky«, fordert er ruhig.
Er wartet, bis die Flasche und das Glas vor ihm auf der Theke stehen, schenkt sich ein und nimmt einen kleinen Schluck. Danach dreht er sich zu den Männern um.
»Hatten Sie Ärger?« fragt er. »Sie sehen so aus, als erwarteten Sie einen Feind.«
»Wer sind Sie?« stellt der Sheriff die Gegenfrage. »Wie kommen Sie hierher? Was wollen Sie in dieser Stadt? Wo wollen Sie hin?«
Der Fremde lächelt unmerklich. »Das sind viele Fragen auf einmal.« Er trinkt wieder und sagt dann: »Ich suche einen Mann, klein, schmächtig, blasse Gesichtsfarbe. War er hier?«
»Heißt er Duke Burns?« will der Storekeeper wissen.
»Richtig«, bestätigt der Fremde. Er nickt zufrieden. »Er war also hier. Wann?«
»Vor einer halben Stunde«, antwortet der Sheriff. »Was wollen Sie von ihm?«
Der Mann sieht ihn eigentümlich an. »Schätze, er wird nicht sehr erfreut sein, wenn ich ihn finde.«
Er legt eine Münze auf den Tresen und wendet sich zur Tür.
»Stranger!« Der Ruf des Gesetzeshüters bannt ihn auf seinen Platz. »Wer sind Sie?« fragt er dann.
Der große Mann dreht sich um und sieht die Männer eisig an.
»Mein Name ist Tom Barret«, sagt er mit harter Stimme. »Sonst noch Fragen?«
Er erwartet keine Antwort und verlässt den Saloon.
»Was ist, Sheriff? Kennst du ihn? Du siehst aus, als wärst du einem Gespenst begegnet.«
Hap Miller hat allen aus der Seele gesprochen. Der Sheriff sieht sie unbehaglich an.
»Tom Barret ist der berüchtigte Prämienjäger, der gefährlichste, von dem ich je gehört habe. Wenn er wirklich hinter Duke Burns her ist, und daran gibt es keinen Zweifel, ist dessen Leben keinen Cent mehr wert. Es heißt, dass Tom Barret noch nie eine Spur verloren hat, und dass er bisher alle Gegner zur Strecke gebracht hat. Ich brauche diesen Banditen gar nicht mehr zu verfolgen.«
»Dann kann ich mein Geld wohl tatsächlich abschreiben, was?« beklagt sich der Storekeeper.
Der Sheriff klopft ihm tröstend auf die Schulter. »Mach dir nichts draus. Sei froh, dass du noch lebst. Tom Barret jagt nur Mörder. Du bist dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen.«

*

Tom Barret zügelt den Rappen und späht aufmerksam zum Talausgang hinüber. Deutlich ist der Schein des Lagerfeuers in der Dunkelheit zu erkennen.
»Jetzt haben wir ihn, Blacky«, murmelt der große sehnige Mann zufrieden und klopft dem Pferd geistesabwesend den Hals. »Das wird sicher eine böse Uberrachung für Duke Bums.«
Der Reiter treibt das Pferd an und lässt es im Schritt näher an das Feuer herangehen. Wachsam sieht er sich um, doch die Finsternis ist undurchdringlich.
Schließlich hält Tom Barret wieder an und gleitet aus dem Sattel. Er überlegt einen kurzen Augenblick lang, doch dann lässt er die Winchester im Scabbard.
Er überprüft noch einmal die schweren Colts in seinem breiten Gurt, wendet sich entschlossen um und geht auf das Lagerfeuer zu. Sein Pferd braucht er nicht anzubinden. Er weiß, dass Blacky sich nicht von der Stelle rührt.
Langsam und vorsichtig schleicht Barret durch das dichte Buschwerk. Immer näher kommt er dem Lager, und bald schon kann er Einzelheiten erkennen.
Das Feuer brennt dicht an einer steilen Felswand. Rund um den kleinen freien Platz stehen vereinzelte Bäume und dichte Buschgruppen. An einem der Stämme ist das Pferd des Mannes angebunden. Der Schecke hat die Ohren steil aufgerichtet und äugt misstrauisch zu Tom Barret hinüber. Ein warnendes Schnauben kommt aus seinen Nüstern, aber der Mann, der dicht am Lagerfeuer kauert und in einer eisernen Pfanne rührt, achtet nicht darauf.
Der heimliche Beobachter grinst zufrieden und lockert den rechten Colt im Gurt, dann tritt er auf die Lichtung hinaus. »Ich habe lange nach dir gesucht, Duke Burns«, klingt seine harte Stimme über den Platz.
Der Mann am Feuer lässt blitzartig die Pfanne fallen und schnellt herum. Seine Rechte krampft sich um den Kolben der Waffe, aber schon ist wieder die metallische Stimme zu hören: »Ich würde die Hände vom Eisen lassen, du Mörder. Du hast überhaupt keine Chance gegen mich.«
Duke Burns erstarrt und blickt entsetzt auf den großen Mann, der nun langsam auf ihn zukommt. Die Mündung eines Fünfundvierzigers ist genau auf seinen Magen gerichtet.
»Was soll das, Mister?« bringt er mit zitternder Stimme hervor. »Sie verwechseln mich ganz sicher, ich . . .«
»Gib dir keine Mühe, du Halunke«, unterbricht ihn Tom Barret barsch. »Ich sitze dir schon einige Wochen auf den Fersen, und ich habe bis jetzt noch jeden erwischt, den ich haben wollte.«
»Sind Sie ein Sheriff?« fragt der Mörder zaghaft.
Tom Barret lacht laut auf.
»Keine Sorge. Aber trotzdem ist das für dich kein Grund zum Jubeln. Ich werde dich nämlich zu einem Stemschlepper bringen. Auf deinen Kopf sind schließlich zweitausend Dollar ausgesetzt.«
Duke Bums wird blass bei diesen Worten.
»Ein dreckiger Prämienjäger also«, stellt er hasserfüllt fest.
»Sei vorsichtig mit deinen Worten«, mahnt Tom Barret unbeeindruckt. Sein Gesicht ist kalt und unbewegt.
»Wie war das mit der Frau, die du umgebracht hast, nur um ihr einige hundert Dollar abnehmen zu können?«
Duke Bums lacht heiser auf.
»Das war ein Unglücksfall«, sagt er schnell. »Dieses Weibsbild wollte den Zaster nicht freiwillig rausrücken. Als ich sie festhielt, biss sie mir in die Hand. Dabei ist meine Kanone eben losgegangen.«
»Richtig«, bestätigt Tom hart. »Und deshalb wirst du auch bald am Strick baumeln. Schnall jetzt vorsichtig ab, aber keine dummen Tricks! Ich schieße sofort.«
Duke Bums beißt sich erregt auf die Lippen. Verzweifelt sinnt er nach einem Ausweg.
»Du willst mich tatsächlich an den Galgen bringen?« fragt er angstvoll.
Dann kommt ihm ein Gedanke.
»Hör zu. In meinen Satteltaschen befinden sich etwa tausend Dollar. Du kannst sie haben, wenn du mich laufen lässt.«
Tom Barret lacht höhnisch auf.
»Das ist ein schlechtes Geschäft, mein Freund. Wenn ich dich abliefere, bekomme ich das Doppelte.«
Er winkt kurz mit der Waffe.
»Los jetzt. Wir haben genug geredet.«
Duke Bums tritt einen Schritt vor.
»Du fühlst dich nur stark, weil du die Kanone schon in der Hand hast«, sagt er böse. »Gib mir wenigstens eine Chance.«
Der Kopfgeldjäger sieht ihn ausdruckslos an.
»Du willst also nicht lebend zu einem Sheriff gebracht werden?« fragt er leise.
Der Mörder lacht grimmig.
»Damit sie mich hängen, was? Nein, da ist mir eine glatte Kugel lieber. Also, wie ist es?«
Gespannt blickt er seinen Gegner an. Barret überlegt nur kurz, dann nickt er.
»Gut, es ist deine Sache.«
Mit einer kaum sichtbaren Bewegung lässt er den Colt ins Halfter gleiten.
»Wer sagt dir, dass ich nicht schneller bin?« fragt Duke Burns lauernd.
Eisiges Lachen jagt dem Mörder einen Schauer über den Rücken. »Mich hat noch keiner von euch Halunken bezwungen«, sagt Tom Barret hart. »Fang endlich an. Ich habe keine Lust, hier die ganze Nacht zu verbringen. Du hast noch eine Minute.«
Burns stöhnt unterdrückt auf und krümmt sich zusammen. Klauenartig schwebt seine Rechte über dem Kolben der Waffe. Der flackernde Schein des Lagerfeuers gibt die Szene gespenstisch wieder.
Der Kopfgeldjäger wartet gespannt auf die erste Aktion seines Opfers. Auch er hat die Hände dicht am Kolben des Colts, bereit, bei der geringsten Bewegung zu ziehen und zu feuern.
Fast unerträglich ist die Spannung zwischen den beiden Männern. Urplötzlich stößt Duke Bums einen verzweifelten Schrei aus und schnellt sich zur Seite. Gleichzeitig packt er den Kolben der Waffe und reißt sie heraus.
Tom Barret handelt rein mechanisch und ohne zu überlegen. In tausendfach geübter Perfektion kommen seine Fünfundvierziger aus den Halftern. Gedankenschnell hat er den wilden Sprung des Mörders registriert. Noch ehe Duke Bums die Waffe in Anschlag bringen kann, brüllen die Schüsse auf.
Der Mörder sieht zwei glühende Feuerlanzen auf sich zurasen. Er spürt den Einschlag der Kugeln in seinem Körper, die Wucht des Aufpralls reißt ihn zu Boden. Er will den Colt noch einmal auf seinen Bezwinger richten, aber dazu reichen seine Kräfte bereits nicht mehr aus.
Tom Barret kommt langsam näher, die Waffen noch immer auf Duke Bums gerichtet. Erst als er sieht, dass der Colt des Mannes neben ihm auf dem Boden liegt, steckt er seine eigenen Waffen ins Halfter und kniet neben dem Sterbenden nieder.
»Das hättest du dir ersparen können«, sagt er ausdruckslos.
Duke Bums öffnet die Lippen und presst hervor: »Wasser! Bitte-Wasser!«
Mitleidslos blickt Tom Barret auf ihn hinab und schüttelt den Kopf.
»Du brauchst kein Wasser mehr, du Mörder«, sagt er hart. »In wenigen Minuten bist du in der Hölle. Denk an die arme Frau, du Halunke!«
Bums verzieht voll Hass sein Gesicht.
»Du - du bist - ein Satan!« stöhnt er mit letzter Kraft hervor. Dann fällt sein Kopf zur Seite, und Tom Barret blickt in die gebrochenen Augen. Unbewegt ist das Gesicht des Kopfgeldjägers, als er sich erhebt. Gelassen lädt er seine Revolver nach und stößt einen schrillen Pfiff aus. Wenig später taucht sein Pferd auf.

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