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Copyright 2015

Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783739298528

Inhalt:

  1. Elch-Pöbeleien
  2. Andere Länder, andere Sprachen
  3. Ach Uwe!
  4. Eia Popeia hilft immer
  5. Yeti ist nett
  6. Von Möhren und Affen
  7. Geschenk gefällig?

ELCH-PÖBELEIEN

Darf ich mich vorstellen?

Mein Name ist Waldemar und ich bin ein Rentier. Ich habe mir fest vorgenommen, mal genau so berühmt zu werden wie mein Opa Rudolf. Der hat damals dem Weihnachtsmann dank seiner fantastisch roten Nase den Weg geleuchtet und damit das Weihnachtsfest gerettet. Aber das ist schon lange her.

Heute reist Opa nicht mehr herum. Er sitzt lieber gemütlich im Stall, mit einer warmen Decke auf den Knien und einem guten Buch vor der roten Nase.

Darum darf ich jetzt den Schlitten vom Weihnachtsmann ziehen, juchuh!!!

Und weil das so eine aufregende Sache ist, und weil ich kein Bisschen davon vergessen möchte, habe ich beschlossen, ein Reisetagebuch zu führen. Solch ein Ding, in das man alle besonderen Begebenheiten hinein schreibt. Eine dicke schwarze Kladde habe ich dafür gekauft, und den dicksten Bleistift, den ich finden konnte. Denn die dünnen taugen nicht für Rentierhufe, die brechen immer gleich durch.

"Bist du reisefertig, Waldemar?", hat der Weihnachtsmann mich gestern gefragt.

"Jawohl, Chef!", habe ich geantwortet und dazu mit meinem Glöckchen gebimmelt.

Da ist er dann auf den voll beladenen Schlitten aufgestiegen, und wir sind losgedüst. Der Weihnachtsmann und ich und mein Reisetagebuch.

1. Etappe

Vom Nordpol um die Welt herum bis zum Südpol. Das ist unsere Reiseroute. Der Weihnachtsmann hat genau ausgerechnet, wie viele Stunden wir brauchen und wie hoch unsere Fahrtgeschwindigkeit sein muss, damit wir überall pünktlich die Geschenke abgeben können. An diesen Plan muss ich mich halten. Schließlich wollen die Jungen und Mädchen ihre Pakete und Päckchen unterm tannengrünen Weihnachtsbaum aufmachen und nicht etwa unterm bunten Osterstrauß.

Also, ich notiere: Wir haben den Nordpol ohne weitere Zwischenfälle verlassen und sind über Grönland nach Schweden getrabt. Rechts und links vom Weg haben einige Elche gestanden.

Eigentlich mag ich ja Elche. Weil wir über acht Ecken miteinander verwandt sind und uns ähnlich sehen. Ein wenig, jedenfalls. Tatsächlich ist ein Rentier, wenn man es neben einen Elch stellt, bedeutend hübscher! Es ist wohlgestaltet von oben bis unten und hat nicht diese albernen Schaufeln am Geweih, die die Elchmänner - aus unerklärlichen Gründen auch noch mit Stolz - tragen. Jedenfalls bin ich meistens nett zu den Elchen.

Doch diese hier machten es mir schwer.

"Hü-hott, hü-hott, Waldemar bleib brav im Trott!", blökte einer und grinste mich frech an.

"Schnel-ler, schnel-ler, wir wünschen dir Propel-ler!", blökte ein anderer und wackelte dazu mit seinem Riesenkopf.

Zwei Elchmädchen die diskret im Hintergrund standen, kicherten. Ich muss zugeben, dass die eine von den beiden - wenn sie nicht gekichert hätte! - mir ganz gut gefiel. Also schluckte ich meinen Ärger und meine Antwort herunter und fiel in einen besonders eleganten Trabschritt. Den hatte ich mal in Wien studiert, bei den weißen Lipizzaner-Hengsten.

Ich war mir ganz sicher, die Mädels damit beeindrucken zu können. Leider gelang mir der Schritt nicht ganz, und ich geriet ins Schlingern. Der Schlitten mit dem Weihnachtsmann und den Paketbergen auch.

Au Backe!

"Waldemar, was treibst du denn da auf einmal?!", brüllte der rot gewandete Mann mir ins Ohr. "Warum läufst du so sonderbar?! Wenn du nicht sofort damit aufhörst, dann fliegen uns die Päckchen ............." Aber weiter kam er nicht, weil bereits eine der Geschenkeschachteln durch die Luft und genau vor meine Hufe flog.

Es war eine dramatische Situation, die von sämtlichen Elchen rechts und links des Weges mit angehaltenem Atem verfolgt wurde.

Ich sah und hörte nichts. Ich konzentrierte mich völlig darauf, vom Lipizzanertrab in den Rentierschritt zurück zu wechseln. Was sich, nebenbei gesagt, als unerhört schwierig erwies. Darum kriegte ich überhaupt nicht mit, wie ich das Päckchen, das vor meinem Vorderhuf schwebte, hochkickte wie ein Bundesliga-Fußballer. Es tänzelte erst in der kalten Winterluft herum, landete dann aber dort, wo es hergekommen war und wo es auch hingehörte:

Hoch oben auf dem Schlitten, zwischen all den anderen Päckchen und Paketen.

Da brach ein wahrer Begeisterungssturm los! Die Elche klatschten Beifall, pfiffen, trampelten und schrien: "Waldemar vor, noch ein Tor! Waldemar vor, noch ein Tor!!!"

"Bravo, bravo", hauchten die zwei Schönen im Hintergrund. Und wenn mich nicht alles täuschte, dann klimperte die süße Haselnussbraune mir mit den Augen zu.