Thomas Bergmann

 

Rasputin

Dämon, Heiler oder Magier?

 

 

 

Zeitgeschichte kompakt

Edition „Der einsame Schütze“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Medien GbR
Redaktion – Der einsame Schütze

Obertor 4

D-98634 Wasungen

 

www.twilightline.com

 

ISBN 978-3-941122-61-1

eBook-Edition

2. Auflage, Juli 2016

 

© 2010-2016 Twilight-Line Medien GbR

Alle Rechte vorbehalten.


Im Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die Monarchie in einer ernsthaften Krise. Die Krönung des neuen Zaren Nikolaus II. fand am 1. November 1884 statt. Doch bereits dieses Ereignis wurde von einer Tragödie überschattet. Am Krönungstag versammelten sich traditionsgemäß Hunderttausende einfacher Menschen in Moskau auf dem sogenannten Kodinkafeld. Sie sollten, wie anlässlich der Zarenkrönungen üblich, auf Kosten des Herrschers bewirtet werden. Doch diesmal entstand infolge nachlässiger Organisation ein Tumult, der zu einer Massenpanik führte. Zahlreiche Menschen wurden dabei zu Tode getrampelt. Die offizielle Zahl der Opfer belief sich auf etwa 1400, die der Schwerverletzten auf 1300 Personen. Die tatsächlichen Zahlen dürften erheblich höher gewesen sein, wenn man den Berichten der Augenzeugen Glauben schenkt. Wie ein düsteres Omen erschienen diese schrecklichen Ereignisse dem einfachen Volk, das Nikolaus II. von diesem Tage an nur noch den „Blutzar“ nannte.

 

Unter seiner Herrschaft sollte das Reich tatsächlich noch zahlreiche blutige Auseinandersetzungen erleben. Von seinem Vater nur unzureichend auf die Regierungsgeschäfte vorbereitet, erwies sich Nikolaus II. rasch als überfordert mit der Regierung seines Riesenreiches. Halt fand der Monarch einzig bei seiner Familie, um die er sich Zeit seines Lebens mit rührender Aufmerksamkeit bemühte.

 

Im Oktober 1904 kam es zu einer dramatischen Niederlage Russlands im Russisch-Japanischen Krieg. Der Russisch-Japanische Krieg war ein Krieg zwischen dem Russischen Reich und dem Japanischen Kaiserreich. Der Konflikt begann im Februar 1904 mit dem japanischen Angriff auf den Hafen von Port Arthur und endete, nach einer Reihe verlustreicher Schlachten, im Herbst 1905 mit einer Niederlage der russischen Seite. Kriegsgrund war die Rivalität beider Reiche um Einfluss in der Mandschurei und Korea.

 

In der Seeschlacht von Tsushima fielen 4830 russische Seeleute. Die ehemals stolze Flotte der Russen wurde erheblich dezimiert. Insgesamt fielen mehr als 400.000 Russen in diesem Krieg, dessen Kosten sich auf 2,347 Milliarden Rubel beliefen. Mit diesem Desaster begann der Untergang des Zarentums.

 

Die überaus harten Lebensbedingungen der Bauern, Tagelöhner und Arbeiter gaben nahezu permanent Anlass für revolutionäre Bewegungen und Streiks. So wurden im Dezember 1904 vier Arbeiter aus einer Fabrik entlassen. Dieses an sich unbedeutende Ereignis sollte zum Beginn einer regelrechten Revolution werden. Die Kollegen der Entlassenen traten in einen Sympathiestreik, dem sich rasch die Arbeiter anderer Fabriken anschlossen. Anfang Januar 1905 streikten alleine in St. Petersburg 150.000 Werktätige. Die Streikenden bedrängten ihren Anführer Gapon, dem Zaren eine Petition zu überbringen. In dieser Bittschrift wurden die schlechten Arbeitsverhältnisse der Arbeiter beschrieben und Verbesserungen angemahnt.

 

Am 22. Januar 1905 versammelten sich die Arbeiter und zogen gemeinsam zum Winterpalast. In der Nähe des Palastes eröffneten zarentreue Truppen das Feuer auf die Demonstranten. Mindestens 400 Menschen starben im Kugelhagel oder wurden verwundet. Dieser Tag ging als „Blutsonntag“ in die russische Geschichte ein.

 

Die höfische Gesellschaft ließ sich von solchen Vorfällen nicht beeindrucken. Theater, Klubs, Restaurants und Konzertsäle waren immer gut besucht. Das Leben wurde von den Adligen und dem Großbürgertum in vollen Zügen genossen. Dadurch fühlte sich das einfache Volk jedoch umso mehr provoziert. Während des Ersten Weltkriegs kam es dann zum endgültigen Zusammenbruch des Zarenreichs. Am 15. März 1917 wurde Zar Nikolaus II. zur Abdankung gezwungen. Die Zarenfamilie wurde unter Hausarrest gestellt. Mehrere halbherzige Versuche, sie in Sicherheit zu bringen, wurden zwar unternommen, blieben aber ohne Erfolg.

 

Nach der Machtübernahme durch die revolutionären Bolschewiki war es der Zarenfamilie nicht mehr möglich ins Exil zu gehen. Im April 1918 wurden der ehemalige Zar und seine Angehörigen nach