Titelbild: Neue Jerusalem-Kirche in Trankebar (Indien)

Foto: Ulrich Gäbler, Riehen (Schweiz)

Concordia-Verlag Zwickau 2003, 3. Aufl. 2016

(Evangelisch-Lutherische Freikirche)

Alle Rechte vorbehalten!

Umschlag und Layout: R. Hoffmann, Zwickau

Druck: SAXOPRINT GmbH, Dresden

ISBN 978-3-9101-5384-4

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Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen”, schrieb einst Matthias Claudius. Dies gilt auch vom Verfasser dieser Lebenserinnerungen, Otto Willkomm. Erstaunlich, was dieser Mann unter den Verkehrsverhältnissen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts alles zu sehen bekam:

In der Oberlausitz geboren, lernte er zunächst als Kind und Schüler die nähere Umgebung seines Heimatortes Ebersbach kennen. Als Student wanderte er von Ost nach West quer durch Mitteldeutschland. Mit 26 Jahren wurde er Missionar in Indien. Die Reise führte ihn über Italien und einen mehrwöchigen Zwischenaufenthalt in Ägypten und Palästina in die Nähe von Tranquebar an der östlichen Küste Vorderindiens. Dort arbeitete er unter den einheimischen Tamilen (damals „Tamulen” genannt). Nach Deutschland zurückgekehrt, schloss er sich der lutherischen Freikirche in Sachsen an. Zu Fuß besuchte er jahrzehntelang von Zwickau aus Predigtplätze im Vogtland und westlichen Erzgebirge. Ende der 1880-er Jahre reiste er im Auftrag seiner Kirche in die USA. Von dem allen berichtet er in diesem Buch. Andere Reisen, z.B. nach Dänemark, Frankreich, in die Schweiz und nach Ostpreußen finden nur nebenbei Erwähnung (S. →).

Nach 40 Dienstjahren als Pfarrer schrieb Otto Willkomm im Ruhestand seine Erinnerungen auf. Als er den ersten Teil abschloss, war er 82 Jahre alt (Zwischenbemerkung S. →). Sechs Monate vor seinem Tod im 86. Lebensjahr verfasste er die letzten Seiten des Manuskripts (S. →). Das Ganze zeugt von einem erstaunlichen Gedächtnis. Nur zum Teil standen ihm Tagebuchaufzeichnungen zur Verfügung. Trotzdem gibt es im Vergleich zu sehr viel früher veröffentlichten Berichten (s. Anhänge) kaum Abweichungen.

Die Abschrift der handschriftlichen Aufzeichnungen besorgte die Enkeltochter des Autors, Anna Willkomm (1903-1989) seit 1979. Sie führte ihrem Großvater in den letzten Jahren den Haushalt und hat deshalb als beste Kennerin der Verhältnisse zu gelten. Später war sie als leitende Schwester im Evangelisch-Lutherischen Altersheim Hesel (Ostfriesland) tätig.

Das Buch liest sich wie eine fesselnd geschriebene Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Dabei spannt sich der Bogen von der Kindheit des Verfassers im Oberlausitzer Pfarrhaus über die Leipziger Studentenzeit bis zu den Eindrücken von fremden Kulturen in Palästina und Indien sowie unter deutschen Auswanderern in Nordamerika.

Vor allem aber sind diese Lebenserinnerungen ein Stück kirchlicher Zeitgeschichte. Sie zeigen den Weg eines jungen Mannes, der unter inneren Kämpfen bewusster Christ wird. Bibeltreue und Anfechtungen machen aus ihm einen bekenntnistreuen lutherischen Theologen, der schließlich nicht mehr bereit ist, den Lehrpluralismus der evangelischen Landeskirchen weiter mitzutragen. So führt sein Weg in die Evangelisch-Lutherische Freikirche. Ihr dient er jahrzehntelang sogar im leitenden Amt als Präses. Sein Lebensweg legt Zeugnis ab vom weltweiten Horizont bekenntnistreuen Luthertums schon im 19. Jahrhundert, lange bevor ökumenisches Denken in Deutschland modern wurde.

Dem Herausgeber ist es eine besondere Freude, als Urenkel des Verfassers dieses Werk an dessen 70. Todestag (5. August 2003) der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Zu danken ist dabei: Dorothee Kubitschek und Magdalene Hugk für die computergerechte Abschrift sowie Martin und Gottfried Heyn für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Der Text wurde weithin unverändert belassen. Ergänzungen des Herausgebers sind durch eckige Klammern gekennzeichnet. Leider ließen sich aber nicht alle Namen und Bezeichnungen aufhellen. Ein Namensregister am Schluss soll das Auffinden von Personen an verschiedenen Stellen erleichtern.

Zwickau, Sommer 2003

Gottfried Herrmann

Kapitel 1: Abstammung und Herkunft1

Ehe das Jahr 1925, in welchem ich den Stammbaum der Familie Willkomm2 beendet habe, abläuft, will ich den Anfang machen, die meinen Kindern gemachte Zusage zu erfüllen, dass ich – wenn es Gott noch zulässt – Erinnerungen aus meinem Leben aufschreiben wolle. Als Motto muss ich über dieselben das Bekenntnis Jakobs schreiben: „Ich bin zu geringe aller Barmherzigkeit und Treue, die der Herr an mir, seinem Knecht, getan hat“ [1Mose 32,11]. Sowie die Verse Ph. F. Hillers:

Mir ist Erbarmung widerfahren,

Erbarmung, deren ich nicht wert;

das zähl ich zu dem Wunderbaren,

mein stolzes Herz hats nie begehrt.

Nun weiß ich das und bin erfreut

und rühme die Barmherzigkeit.

Das muss ich dir, mein Gott, bekennen,

das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt;

ich kann es nur Erbarmung nennen,

so ist mein ganzes Herz gesagt.

Ich beuge mich und bin erfreut

und rühme die Barmherzigkeit.

Ich, Otto Heinrich Theodor Willkomm3, bin das vierte Kind, der dritte Sohn, von Karl Ferdinand und Marie Pauline Willkomm, geb. Hünigen. Mein lieber Vater war der älteste Sohn des Magisters Karl Gottlob Willkomm. Eigentlich der zweitälteste, da meinen Großeltern schon am 7. September 1806 ein Sohn geboren war, der aber, wie es in des Großvaters Tagebuch heißt, nur die Welt beschrien, dann aber verschied. Diese harte Prüfung, auf welche der Großvater auch noch in der Abschiedspredigt hinweist, verursachte es, dass die am 7. Januar 1808 erfolgte Geburt meines Vaters um so größere Freude hervorrief.

Meine Großväter habe ich nicht gekannt. Der Großvater Hünigen ist schon 1839 gestorben, bevor meine Eltern sich verheirateten. Er hieß Gottfried Friedrich Hünigen4, hatte Theologie studiert und den philosophischen Doktortitel (Mag.) erworben, war bis gegen Ende 1816 Pfarrer in Güldenbaum bei Lauban, kam dann als Diakonus nach Zittau, wo er am 26. Juli 1839 als Archidiakonus5 starb. (Näheres ist über ihn zu erfahren über Prof. Dr. Ernst Hünigen, seinen Enkel, der auch Familienforschung betreibt.)

Großvater Willkomm6 starb 1849, als ich noch nicht zwei Jahre alt war. Von ihm existiert eine Art Tagebuch (ein kleines in rotes Leder gebundenes Büchlein), aus dem ich im Stammbaum einige Abschnitte mitgeteilt habe. Aufgrund desselben hat Prof. Sueck mit Hilfe der Tante Amalie einen Lebenslauf verfasst, den mein Vetter Richard Willkomm abgeschrieben und mir geschenkt hat. Er berichtet von vielen Enttäuschungen, die der Großvater, besonders in Berufungssachen, erlebt hat und die ihn – wie es mir scheinen will – etwas verbittert haben. Besonders schwer hat ihn ein Streit mit der Gemeinde Herwigsdorf betroffen, der wohl von den durch die französische Juli-Revolution 1830/31 geäußerten freiheitlichen Ideen ausging und bei einem Gottesdienst zu einem Konflikt führte, bei dem der Großvater vor dem Altar ohnmächtig wurde. Es war, soviel ich verstehen kann, bisher Brauch gewesen, dass die Männer bei der Beichte standen, das taten sie nicht mehr, und zwar scheint das in demonstrativer Weise verweigert oder unterlassen worden zu sein, so dass es den sehr auf Zucht und Ordnung haltenden Mann stark erregt haben muss. Übrigens scheint auch sonst mancher Konfliktstoff mit der Gemeinde angelegen zu haben. So erzählte unser Vater, dass die Dielen in der Wohnstube zum Teil weggefault waren; da hatten dann die Kinder Grassamen in die darunter zutage tretende Erde gesät und als die Großmutter ihnen das verwiesen habe, habe der Großvater gesagt: „Lass sie nur machen, so sehen dann die Kirchenväter, wie es hier steht!“ („Kirchenväter“ hießen damals die Verwalter des Kirchenvermögens; sie hatten auch die Klingelbeutel im Gottesdienst herumzutragen und den Kirchendienst zu versehen.)

Im Übrigen hat der Großvater sowohl bei der Gemeinde als auch bei seinen Amtsbrüdern und Vorgesetzten in großem Ansehen gestanden, wie er denn ohne Zweifel ein großer und bedeutender Mann gewesen ist. Ein Zeugnis über seine theologische Stellung erhielt ich aus dem Munde des bekannten Prof. von Zezschwitz7 . Demselben stellte mich bei einem Besuch in Erlangen im Dezember 1866 mein Freund Georg Stöckhardt8 vor, und als er meinen Namen hörte, fragte er, ob ich mit dem Pfarrer Willkomm in Herwigsdorf verwandt sei. Als ich sagte, das sei mein Großvater, erzählte er mir, seine Mutter sei von ihrem Gut Hörnitz bei Zittau oft zu ihm in die Kirche gefahren, weil er noch Christus gepredigt habe in jener Zeit des öden Rationalismus. So dürfen wir gerade auch in diesem wichtigen Grunde uns freuen und dankbar sein, dass wir von ihm abstammen. Es steht nun in meinem Enkel Martin Naumann9 die fünfte Generation unserer Familie im heiligen Predigtamt. Mögen alle, die noch zu demselben sich vorbereiten und in dasselbe berufen werden, treue Zeugen Jesu Christi werden!

Zu der Beerdigung des am 14. September 1849 verstorbenen Großvaters mussten meine Eltern von Ebersbach nach Herwigsdorf drei Stunden zu Fuß gehen, auch denselben Tag zurück. Das war damals eine nicht ungewöhnliche Sache, doch erzählte meine Mutter, dass sie auf dem Rückwege an dem Arm des Vaters manchmal geschlafen habe.

Meine Großmütter dagegen habe ich beide gekannt und in lebhafter Erinnerung. Großmutter [Christiane Karoline] Hünigen lebte ja in unserem Haus in Ebersbach, wohin sie wohl mit ihren noch unversorgten Kindern gezogen ist, als mein Vater 1845 dort Pfarrer wurde. Sie war das Jahr, bevor meine Eltern heirateten, Witwe geworden und hatte dann noch für mindestens vier Kinder zu sorgen. Im Ganzen hatte sie – soviel ich weiß – sieben Kinder: Otto [Hünigen], der Buchhändler war und von dem ich, da er mein Pate war, meinen Namen habe – er starb 1872 in Hubertusburg; Robert, der Gärtner wurde, lange in Amerika war, aber dann in den 80-er Jahren zurückkam und in Colditz gestorben ist; Pauline, meine Mutter; Clementine, die 1850 im Hause meiner Eltern starb, als Braut des Onkels Moritz Willkomm; Ernst, der 1842 als Student in Leipzig starb; Marie, die 1858 sich in meiner Eltern Hause mit Richard Seidemann aus Zittau verheiratete und 1898 in Nossen starb; Heinrich10, der Theologie studierte und nach Verwaltung verschiedener Pfarrämter als emeritus in Cossebaude starb.

Es war nicht ganz nach dem Sinne unseres Großvaters Willkomm, dass mein Vater in diese Familie heiratete, weil er voraussah, dass der Vater damit auch die Sorge für die noch unversorgten Geschwister unserer Mutter auf sich nahm; und diese Befürchtung hat sich ja bestätigt. Der Vater aber hat das mit großer Geduld auf sich genommen und mit unserer Mutter die Sorge für deren – nur eine geringe Pension genießende – Mutter und ihre unversorgten Geschwister – die das Ebersbacher Pfarrhaus als ihre Heimat betrachten konnten – treu geleistet.

Ich habe die Großmutter in Erinnerung als eine kleine freundliche Frau, die uns Kinder nicht verwöhnte, aber zum Gehorsam, Ordnung und Bescheidenheit anhielt. Sie hatte immer ein Strickkörbchen am Arm und mag wohl unsere Füße mit Strümpfen versorgt haben. Ihr Sterben ist mir insofern sehr eindrucksvoll gewesen, als ich mich lebhaft erinnere, dass wir alle um ihr Bett gekniet haben.

Sie bescherte uns Kindern ihre Weihnachtsgaben immer besonders, nicht mit den Eltern am 24. Dezember, sondern erst am 6. Januar. Wir nannten das Sanktnickel – eine Verwechslung mit dem St. Nikolaustag, der ja am 6. Dezember ist. Es waren sicherlich bescheidene Gaben, die wir da erhielten. Aber wir waren überhaupt nicht verwöhnt, und es war uns eine besondere Freude, dass wir nach Weihnachten noch etwas zu erwarten hatten. Obwohl meine Erinnerung an diese Großmutter verblasst ist (ich war wenig über drei Jahre alt, als sie starb), so habe ich doch nur ein freundliches Bild von ihr in meinem Herzen. Meine Schwester Ottilie, die nach dem 1852 erfolgten Tod unseres ältesten Bruders Paul zwei Jahre hindurch krank lag, erinnert sich, dass die Großmutter sie in dieser Zeit besonders betreut hat und dass sie nach ihrer Genesung an der Hand der Großmutter wieder gehen gelernt hat. Sie hat darum auch besonders an ihr gehangen und nach ihrem Tode stundenlang in der Kammer gesessen, wo ihre Leiche lag, und geweint. Uns älteren Geschwistern ist das nicht so zu Herzen gegangen, denn ich erinnere mich, dass Tante Marie uns sehr schelten musste, weil wir den in dem Hausflur an der Wand lehnenden Sargdeckel bei unserem kindlichen Spielen als Versteck benutzten, ohne uns viel dabei zu denken.

Großmutter [Amalie Tugendreich] Willkomm lebte nach dem Heimgang des Großvaters in dem kleinen Städtchen Bernstadt auf dem Eigen. (Dieser Lausitzer Bezirk heißt „auf dem Eigen“, weil er dem Kloster Marienstern zu eigen gehört, dessen Äbtissin z.B. auch noch die Patronatsrechte über die lutherischen Pfarreien ausübt; in meines Vaters Papieren fand ich den Entwurf eines Bewerbungsschreibens um eine solche Pfarrstelle, welches an die hochwürdige Äbtissin gerichtet war). In Bernstadt hatte der Großvater ein Haus für die Großmutter gekauft, welches sie, nachdem sie das Herwigsdorfer Pfarrhaus verlassen hatte, mit ihrer unverheirateten Tochter Amalie bezog und bis zu ihrem am 27. Mai 1872 vollzogenen Tod – also über 23 Jahre – bewohnte.

Dort haben wir die Großmutter oft besucht und stets fröhliche und glückliche Tage dort verbracht, wobei allerdings die Fröhlichkeit etwas gedämpft wurde durch Tante Malchens ziemlich strenges Regiment: Wir durften nicht zu laut werden, auch nicht mit schmutzigen Schuhen auf die weißgescheuerten Dielen treten. Aber hinter dem Hause war ein kleiner Garten und hinter diesem das Waschhaus mit einer zum Mühlgraben offenen Tür. Da gab es Gelegenheit zu allerlei Spielen, freilich auch zu schmutzigen Schuhen! Die meisten Besuche machten wir im Winter, am 31. Dezember, an welchem die Großmutter ihren Geburtstag hatte. Da gab es jedes Jahr eine Familienfuhre von Ebersbach nach Bernstadt, die entweder über Kottmarsdorf und den nordwestlichen Abhang des Kottmars oder über Eibau und Ninife (ein einzelnes zu Ruppertsdorf gehöriges Wirtshaus) nach Herrnhut und von dort auf der Staatsstraße nach Bernstadt führte. Da die Fahrt je drei Stunden dauerte und wir an demselben Tag zurück mussten, war unser Aufenthalt bei diesen Gelegenheiten nur ein kurzer. Doch erinnere ich mich, dass wir einmal in ein „Theatrum mundi“ geführt wurden, ein Anfang der jetzigen Kinos – was uns sehr gefiel. Im Sommer wanderten wir von Herrnhut aus, wohin uns die Eisenbahn brachte, durch das schöne Pließnitztal nach Bernstadt.

Die Großmutter war eine kleine freundliche Frau, die ihre Enkelkinder sehr lieb hatte. Sie hatte einen lebhaften Geist und behielt bis in ihr hohes Greisenalter die volle Klarheit ihres Verstandes. Nur ihr Augenlicht nahm zuletzt sehr ab; als ich sie – es muss wohl in den Weihnachtsferien 1871 gewesen sein – das letzte Mal besuchte, musste ich in das Fenster treten, damit sie meine Gestalt noch sehen konnte.

Als sie im Mai 1872 heimgegangen war und auf dem Gottesacker in Herwigsdorf an der Seite des Großvaters beerdigt wurde, erhielt ich leider die Nachricht davon und die Aufforderung meines Vaters, dem Begräbnis beizuwohnen, erst in der Stunde des Begräbnisses und konnte also nicht kommen. Das hat damals meinen lieben Vater, den ich nicht einmal mehr benachrichtigen konnte, sehr enttäuscht und mir sehr leid getan, denn ich hatte die Großmutter sehr lieb und habe ihr ein gutes Gedächtnis bewahrt.

Im Mai 1873 bin ich dann mit meiner Braut noch einmal in Bernstadt gewesen, um Tante Malchen zu besuchen. Diese zog, nachdem das Haus verkauft war, nach Zittau.


1 Anmerkungen in runden Klammern stammen vom Verfasser (O. Willkomm), in eckigen Klammern vom Herausgeber (G. Herrmann). Die Fußnoten hat der Herausgeber hinzugefügt.

2 Otto Willkomm, Vorfahren und Nachkommen des Mag. Karl Gottlob Willkomm, Zwickau 1926.

3 Geboren am 30.11.1847 in Ebersbach, gestorben 5.8.1933 in Dresden.

4 Gottfried Friedrich Hünigen (1783-1839), 1811-1816 Pf. in Goldenbaum b. Lauban, seit 1816 in Zittau (Die meisten biographischen Angaben in den Anmerkungen stammen aus: Reinhold Grünberg, Sächsisches Pfarrerbuch, Freiberg 1940).

5 Die Amtsbezeichnung „Diakonus” hat nichts mit dem heutigen Diakon zu tun, sondern wurde damals benutzt, um nachgeordnete Pfarrstellen (zweiter, dritter Pfarrer) an einer Gemeinde zu bezeichnen. Archidiakonus steht dabei für den ersten Diakonus, ihm folgte der Subdiakonus.

6 Mag. Karl Gottlob Willkomm (1776-1849), 1804-1819 Diakonus in Ebersbach/Oberlausitz, seit 1819 Pf. in Herwigsdorf.

7 Gerhard von Zezschwitz (1825-1886), seit 1856 Prof. für Praktische Theologie in Leipzig, dann Gießen, seit 1866 in Erlangen.

8 Karl Georg Stöckhardt (1842-1913), 1873-1876 Diakonus in Planitz, 1876 Übertritt zur Ev.-Luth. Freikirche, seit 1878 Pastor und Prof. der Missourisynode in St. Louis/MO. Vgl. Otto Willkomm, Von der Anklagebank zum Katheder (Lebensbild Stöckhardts), Zwickau 1914.

9 Martin Justus Naumann (1901-1972), 1925-1940 Pastor der Ev.-Luth. Freikirche in Schönfeld (b. Annaberg-Buchholz) und Hamburg, seit 1948 Prof. am Concordia-Seminar in Springfield/IL. (Missourisynode).

10 Karl Heinrich Hünigen (1826-1904), seit 1851 Lehrer in Zittau, später Leipzig; seit 1861 Pfarrer in Chemnitz, Döhlen, Hermsdorf (b. Dippoldiswalde) und Schönerstädt; 1896 emeritiert.

Kapitel 2: Meine Eltern

Mein Vater, Karl Ferdinand Willkomm11, war der älteste Sohn des damaligen Diakonus von Ebersbach [Oberlausitz]. Er war nach meiner Erinnerung ein ernster, aber sehr gütiger Mann, dem es schwer fiel, harte Worte zu sagen, der darum wohl manches schweigend getragen hat. Doch hielt er uns in strenger Zucht. Von seiner Jugend erzählte er gern. Er war in Herwigsdorf bei Zittau, wohin sein Vater, bevor er das zweite Lebensjahr vollendet hatte, versetzt wurde, aufgewachsen, hat von 1822-1827 das Gymnasium in Zittau und dann 1828-1830 die Universität in Leipzig besucht. Beim Abgang vom Gymnasium pflegten damals die angehenden Studenten ein Album bei den Honoratioren und sonst bekannten Bürgern der Stadt herumzutragen und bekamen nebst einem Lebensspruch ein Geldgeschenk als viatinum [Reisegeschenk]. Davon erzählte der Vater gern folgendes Erlebnis: Als er sein Albumblatt dem Bäckermeister Schütte überreichte, sagte dieser: „Do heeßt’s woll, Schütte griff an Büttel!“

Die Reise nach Leipzig wurde damals teils zu Fuß – mitunter durch die Sächsische Schweiz – teils mit Gelegenheitsfuhren gemacht. Von Dresden an ging die Fahrt z.T. mit Elbschiffern zu machen. [Die] Post[kutsche] war für Studenten recht teuer und die Leipzig-Dresdener Eisenbahn wurde erst vollendet [1839]. Obgleich der Vater die Absicht hatte, Theologie zu studieren, hatte er doch große Neigung zu Mathematik. Doch erkrankte er im 1. Semester am kalten Fieber (Wechselfieber), welches in dem damals von sumpfigen Wäldern umgebenen Leipzig zu Hause war, und wandte dann all seine Kraft voll dem Studium der Theologie zu. Über die Professoren, deren Vorlesungen er gehört oder bevorzugt hat, habe ich nichts von ihm gehört. Die meisten waren wohl Rationalisten.

Obwohl er gleichzeitig mit Ferdinand Walther12, dem nachmaligen Führer der Missouri-Synode, in Leipzig war, ist er weder mit ihm, noch mit dem um Kandidat Kühn sich sammelnden Kreise entschieden gläubiger Studenten in nähere Berührung gekommen, auch von der Stephanschen Bewegung nicht berührt worden. Doch hat das Vorbild seines entschieden gläubigen Vaters ihn wohl vor dem schlimmen Einfluss des Rationalismus bewahrt. Die „väterlichen Werke“ [Veröffentlichungen] des Großvaters sind ja vornehmlich ihm vermeint [für ihn bestimmt] gewesen.13

Der Vater war sein Leben lang bis in sein Greisenalter ein Frühaufsteher und ist selbst als Student meist um 5 Uhr aufgestanden, wie aus seinen Tagebuchblättern hervorgeht. Er hat also nie die Nächte durchgeschwärmt, sondern ist ein solider, fleißiger Student gewesen. Er rauchte nicht und ging nur in Gasthäuser, wenn es sein Beruf oder die Not erforderte. Da er aber viel Sinn für Naturschönheiten und einen starken Wandertrieb hatte, hat er einmal eine Fußreise nach Thüringen unternommen, mit dem Ziel, die Wartburg zu besuchen. Er ist aber nur bis Erfurt gekommen, weil ein Kommilitone14, der noch dazu ein entfernter Verwandter war, mit ihm wanderte und aus seiner Tasche mit zehrte. Das hat der Vater uns oft mit Schmerzen erzählt. Später als Gymnasiallehrer hat er einmal eine Reise nach Berlin gemacht, bei der er anscheinend auf Freiers Füßen ging. Doch habe ich darüber nichts Näheres erfahren. Das war natürlich, ehe er sich mit unserer lieben Mutter verlobte.

Unsere liebe Mutter, Marie Pauline Hünigen, hatte ein viel lebhafteres, heiteres Temperament und ein sehr liebevolles Herz, so dass ihr die Herzen der meisten Leute zuflogen, auch solche, die vor dem ernsten und wortkargen Mann eine gewisse Scheu hatten. Sie hatte eine gute Schulbildung genossen, auch Französisch gelernt und war sehr musikalisch. Mit dem Vater lebte sie in herzlicher Eintracht und erzog uns ganz in seinem Sinn und Geiste, obwohl sie nicht immer mit seiner, vielleicht etwas pedantischen Weise [überein-]stimmte. Das Ebersbacher Pfarrhaus war durch sie stets offen für Gäste, die gern kamen und wiederkamen, und es herrschte ein fröhlicher, ungezwungener Ton bei uns, der auch unsere Kindheit und Jugend verklärte. In religiöser Hinsicht stand Mutter wohl eher rationalistisch, hielt aber doch fest an der Bibel und hat, obwohl sie meinen Entschluss, Missionar zu werden, nie recht verstand und unseren Austritt aus der Landeskirche noch weniger verstehen konnte, durch Gottes Gnade doch ihren Heiland gefunden und ist im Glauben an ihn heimgegangen. Die mancherlei Sorgen, die unsere Eltern zu tragen hatten, hat sie mit dem Vater treulich getragen und dafür gesorgt, dass unsere Kinderjahre durch dieselben nicht getrübt wurden. Nach des Vaters Tod lebte sie in Frankenberg und hatte Freude an ihren dortigen Enkelkindern, deren älteste, Elisabeth Schneider, sie ganz bis an ihr Ende versorgte.


11 Karl Ferdinand Willkomm (1808-1887), 1840-1845 Diakonus in Hirschfelde (b. Zittau), 18451863 Pfarrer in Ebersbach/OL, 1863-1880 in Altgersdorf (b. Löbau).

12 Carl Ferdinand Wilhelm Walther (1811-1887), 1836-1838 Pf. in Bräunsdorf (b. Chemnitz), 1838 Aus- wanderung nach Nordamerika, seit 1841 Pastor und Professor d. Missourisynode in St. Louis/MO.

13 Vgl. Otto Willkomm, Vorfahren und Nachkommen des Mag. Karl Gottlob Willkomm, Zwickau 1926, S. 39.

14 D.h. ein Mitstudent.

Kapitel 3: Kindheitserinnerungen

Was ich von meiner frühesten Kindheit weiß, beruht wohl meist auf Erzählungen meiner Eltern. Das gilt jedenfalls von dem „Willkommen“, mit dem ich bei meinem Eintritt in die Welt begrüßt worden bin. Da hat jemand gesagt: „Schon wieder ein Junge!“ Ich war ja der dritte dieses Geschlechts und man hätte wohl für meine Schwester Elise, die eineinhalb Jahre vor mir erschienen war, lieber ein Schwesterchen gehabt. Da hat dann aber Tante Clementine den unwillkommenen Jungen in ihre Arme genommen und gesagt: „Wenn ihn niemand lieb haben will, so will ich ihn liebhaben.“ Und das hat sie jedenfalls gehalten, obwohl ich keine Erinnerung daran habe; denn sie starb, ehe ich das 3. Lebensjahr vollendete. Doch lebte ihr Bild bei mir wie in unserer ganzen Familie und wohl bei allen, die sie näher kannten, fort in einer Art Verklärung: Sie muss ein schönes so[wie] auch ein freundliches und liebenswürdiges Mädchen gewesen sein.

Ein ähnlicher, wenn auch geringerer Glorienschein umgab das Bild unseres 1852 im Alter von zehn Jahren an Scharlach gestorbenen ältesten Bruders Paul, an den ich aber keinerlei persönliche Erinnerungen habe. Er muss nach allem, was uns von ihm gesagt wurde, ein sehr [auf-]gewecktes, gehorsames und geschicktes Kind gewesen sein. Holzschnitzarbeiten, die er gemacht hatte, wurden als „Reliquie“ in einem Glasschränkchen aufgehoben und gebührend bewundert.

Übrigens haben mich meine lieben Eltern meine unerwünschte Jungenhaftigkeit nicht entgelten lassen, sondern mir alle Liebe erwiesen. Auch hat ja meine 2 1/2 Jahre später geborene Schwester Ottilie den Fehler gutgemacht und als unser Bruder Paul gestorben war, waren wir ja – wie es gewünscht worden [war] – zwei Knaben und zwei Mädchen. Ein kleiner Nachkömmling, der 1854 sich einstellte, änderte daran nichts, da er gleich nach der Geburt starb. Aber vielleicht ist der lebhafte Wunsch, den meine Mutter hatte, als sie mich unter dem Herzen trug, dass es ein Mädchen sein sollte, von Einfluss gewesen auf meinen zaghaften Charakter, dessen Eigenart ich oft als Feigheit empfunden habe und, wo es galt, nur unter schweren Kämpfen überwunden habe. Über diese Bemerkung würden wohl solche lächeln, die mich nur als „Streittheologen“ kennen – so nannte mich im Anfang meiner Wirksamkeit als Herausgeber der „Freikirche“ Dr. Münkel15 in seinem „Neuen Zeitblatt“ einmal den „Grobschmied von Planitz“ – aber die Sache ist doch so: Ich wurde wider meinen Willen sozusagen ins Wasser geworfen und musste da eben lernen zu schwimmen, so gut oder schlecht es ging, und mein in Gottes Wort gebundenes Gewissen machte mir Angst, ich möchte meiner Naturanlage und der Zeitströmung folgend, zu gelinde sein, und riet mich dazu an, scharf zu reden und zu schreiben. Dabei mag ich wohl manchmal über das Maß gegangen sein, weil ich lieber zu scharf reden als verleugnen wollte. Aber ich habe mir auch darüber Gedanken gemacht, dass ich nicht energisch genug vorgegangen bin oder zu früh abgelassen habe, besonders in dem Konflikt mit den Zwickauer Pastoren.16 Ich habe mich gefragt, ob mich nicht das Wort träfe, was der Prophet Elisa dem König Joas sagte, als er mit den Pfeilen dreimal die Erde schlug (2Kön 13,17-19). Gott hat mir, des[sen] bin ich gewiss, beides vergeben, sowohl wenn ich zu scharf, als auch, wenn ich aus Zaghaftigkeit zu gelinde gewesen bin.

Am 13. Dezember 1847 habe ich durch Gottes Gnade und meiner lieben Eltern treue Fürsorge die heilige Taufe empfangen und bin dadurch ein Kind Gottes geworden. Der Geist, der in meiner Eltern Haus herrschte, war ein durchaus christlicher. Jeder Tag wurde mit einer vom Vater gelesenen Andacht und Gebet begonnen. Auch wurden wir Kinder zum Beten angehalten und schon früh mit in die Kirche genommen, wo ich, als ich noch klein war, neben der Mutter im Pfarrstande, zwischen den beiden Kirchvätern [vgl. S. →] Herberg und Gocht in einem ehemals als Beichtstuhl gebrauchten Stande schräg hinter dem Altar saß.

Meine Taufpaten waren [1] der älteste Bruder meiner Mutter, Otto Hünigen17, [2] der Mann der Schwester Emilie meines Vaters, Subrektor Heinrich Kämmel18, und [3] die älteste Schwester meines Vaters, Amalie Willkomm. Sie haben sich alle stets ihrer Patenpflichten erinnert. Onkel Otto schenkte mir, als ich auf dem Gymnasium war, eine vergoldete Taschenuhr, die ich in Indien dem König von Pudukottah überlassen habe, weil er besonderes Wohlgefallen daran fand; er schenkte mir dafür die noch vorhandene Rajah- Uhr, deren Deckel mit Emaille ausgelegt ist. Von Tante Amalie erhielt ich eine silberne Denkmünze und als Erbstück die Standuhr mit Datumanzeiger und Viertelstundenschlag. Onkel Kämmel, unter dessen Rektorat ich das Gymnasium besuchte, hat mir viel Wohltaten erwiesen, ohne mich etwa in ungerechter Weise zu bevorzugen, und meine geistige Entwicklung sehr gefördert. So gedenke ich ihrer aller in Dankbarkeit.

Meine erste wirkliche Erinnerung ist die, dass ich, als ich mit unserem Dienstmädchen – sie hieß, glaube ich, Rosalie – zu unserer Waschfrau, zu der von uns sehr geliebten [Frau] Weber ging, in den Dorfbach gefallen bin, weil mich das Mädchen auf der Brücke, die kein Geländer hatte und nur aus drei roh behauenen Granitsteinen bestand, nicht an der Hand hielt. Der Fall in den z.Z. wenig Wasser führenden, aber etwa 1½ m unter der Brücke laufenden Bach brachte mir ein Loch im Kopf ein, welches aber schnell geheilt sein muss und hinterließ keine weiteren üblen Folgen.

Da aber die Eltern mit unachtsamen Dienstboten mehrfach üble Erfahrung gemacht zu haben scheinen, wurde, als ich etwa fünf Jahre alt war, eine schon ältere Person, eine Witwe, als Magd angenommen. Das war unsere Dore (Dorothea, verw. Sinkwitz, geb. Merken, geboren oder getauft am 2.2.1808 in Bellwitz bei Löbau; soviel ich weiß eine Wendin). Sie hatte eine Tochter Gustel, die einen Tag älter war als ich, aber bei den Stiefgeschwistern blieb, als ihre Mutter zu uns kam; denn diese war die zweite Frau ihres Mannes gewesen, der aus seiner ersten Ehe mehrere Kinder hinterlassen hatte. Mit dieser unserer Dore, die meinen lieben Eltern bis nach dem Tode meines Vaters (Ostern 1888), als meine Mutter nach Frankenberg zog, [die] Treue gehalten hat, ist mein frühes Kinderleben aufs Engste verknüpft.

Meine erste Erinnerung an sie ist, dass ich mit ihr auf dem Felde hinter unserem Pfarrgehöft Kartoffeln geerntet habe, wobei sie mich anwies, die Kartoffeln nicht anzuhacken und richtig in die vor uns stehende „Schwinge” (einen flachen Korb) zu werfen. Außer ihr war der Gartenarbeiter Neumann, der unseren großen Blumen- und Gemüsegarten bearbeitete, mein Vertrauter; und gelegentlich der Pächter des Pfarrfeldes, Rösler. (In Ebersbach hatten fast alle Familien einen Spitznamen, der meist von dem Rufnamen eines Vorfahren herrührte. So hieß eine Familie, deren Vorfahre Benediktus gehießen hatte, Behnz. Es wusste eigentlich kaum jemand, wie sie wirklich hießen. Es konnte vorkommen, dass bei den Abkündigungen eines Todesfalles in der Kirche, wo der Spitzname nicht genannt wurde, die Leute die Köpfe zusammensteckten, um zu erfahren, wer eigentlich gestorben war.)

An Altersgenossen hatte ich nur einen Gespielen namens Hiecke, der in der Nähe wohnte, aber zum Spielen erst kommen konnte, wenn er sein „Ziel” hatte, nämlich seine bestimmte Anzahl Spulen für seinen Vater, der Weber war, fertig hatte; denn dazu wurden in den zahlreichen Weberfamilien des Dorfes schon die kleinen Kinder gebraucht und angehalten. Wir haben uns – soviel ich mich erinnere – immer gut vertragen und in unserem Garten sowie auf den Pfarrfeldern, in einem kleinen Wäldchen und einer Sandgrube hat es uns an Zeitvertreib nicht gefehlt.

Außerdem hatte ich meinen Bruder Fritz und meine Schwestern Elise und Ottilie als Spielkameraden und manchmal kamen auch die Vettern Robert und Richard Willkomm, die Söhne des Onkels Wilhelm aus Bernstadt, zu Besuch und imponierten uns durch ihre Größe, Stärke und Kühnheit.

Unser Garten, durch welchen unser Haus von der verkehrsreichen Hauptstraße getrennt war, bot mit seinen Blumenbeeten, Rasenplätzen, verschlungenen Sandwegen und fünf verschiedenen Lauben mannigfaltig Gelegenheit zu allerlei Zeitvertreib, brachte uns aber auch manche Pflichten: So mussten wir jeden Sonnabend die Sandwege mit dem Rechen säubern und ordentlich machen, auch von dem Gras, das darin aufkam, säubern, was immerhin, da die Wege ziemlich lang sich hinzogen, ein[ig]e Arbeit machte. Der nach dem benachbarten Kretschmer-Grundstück [Kretscham = Gasthaus] und der Kirche zu gelegene Teil des Gartens enthielt ein kleines Wäldchen mit Laub- und Nadelbäumen sowie einen Teich, der durch das von dem laufenden Röhrbrunnen ablaufende Wasser gespeist wurde und einen Abfluss nach dem Dorfbach hatte. Da gab es natürlich sowohl am Röhrentrog als auch an dem Abfluss und am Teich viel Gelegenheit zum Plantschen. Wenn der Trog, in dem sich grünes Moos und Schlamm absetzten, gereinigt wurde, badeten wir Jungen darin, wenn warmes Wetter war.

Im Teiche, der ziemlich schlammig war, haben wir auch gebadet; aber im Winter, wenn das Eis fest genug war, [wurde] geschindert (wie es in der Lausitz heißt „getschügelt”), wobei einmal Ottilie ins Wasser fiel, als sie dem Abfluss, wo das Eis dünner war, zu nahe kam. Elise rettete sie, und ich war nicht wenig erstaunt, als ich aus der Schule kommend, ihre Kleider auf der Leine hängen sah und sie im Bett fand. Zum Schlittschuhsport war der Teich zu klein, ebenso zum Rudern. Aber ein Holzschiff, das der Vater uns geschnitzt hatte, ließen wir darauf fahren, sowie Kähne, die wir selbst aus Baumrinde schnitzten und Schiffe aus Papier. Einmal, bei einer großen Seeschlacht, bei welcher die ganze Papierschiffsflotte in Flammen aufging, kenterte das Holzschiff und die Soldaten (es waren Landratten von der Festung Königstein) ersoffen. Zum Glück waren die beiden Messinggeschütze, mit denen das Schiff bestückt war, angebunden und konnten mit dem Schiff geborgen werden. Die an der Südseite des Teiches ansteigende „Terrasse” war mit Quarzfelsstücken, zwischen denen Blattpflanzen wuchsen, gebaut und hatte nach dem Teiche zu eine Steinplatte. Nach der Straße zu (sie bildete die höchste Südostecke des Gartens) war sie von zwei Lindenbäumen bestanden, unter denen sich eine Bank befand. Von hier aus konnte der Verkehr auf der Chaussee beobachtet werden.

Außer dem Ziergarten mit dem Teich und Wäldchen gab es noch einen Gemüsegarten mit Beerensträuchern und hauptsächlich von der Dore gepflegtem Gemüse, auch etlichen Frühbeeten und einem großen Grasgarten mit Obstbäumen. Unter letzteren war der alte große Honigbirnbaum, der uns Kinder am meisten erfreute, weil wir, wenn er geschüttelt wurde, nach Belieben auflesen, unsere Taschen füllen und noch an unsere Spielkameraden austeilen konnten. Als Spielplatz war dieser Grasgarten, da das Gras verpachtet war, nur im Winter zum Rodeln verwendbar. Dagegen bot der Hof zwischen dem großen Wohnhaus und der Scheune sowie diese selbst auch im Sommer viel Unterhaltung. Denn dort verkehrte der Pächter mit seinen Ackergeräten und Fuhrwerk; dort wurde Holz und Reisig abgeladen, auf der Tenne gedroschen usw.

Als anstelle der Holz- und Reisigfeuerung die Steinkohlenfeuerung trat, wurde an die Scheune ein kleiner Kohlenschuppen angebaut, der uns als Ritterburg diente, die oft mit Wurfgeschossen berannt wurde, während unsere Schwestern auf der oberen Balkenlage sitzend, ihre Stickerei taten. Wurde die Lage zu gefährlich, so konnten sie von dort auf den Heuboden flüchten, da das Scheunendach, den Schuppen von oben überragend, offen war. Außer der als Wurfspeer dienenden Bohnenstange hatten wir Bogen und aus Schilfrohr hergestellte Pfeile, die an der Spitze mit einem Schieferstift beschwert waren.

Mit einem solchen Pfeil hätte ich meiner Schwester Ottilie einmal beinahe das Auge ausgeschossen. Er traf sie nur etwa ein Zoll [2,6 cm] unter dem Auge, und ich danke noch heute Gott, dass er ihn so gelenkt und mich davor bewahrt hat, dass ich mir lebenslang hätte Vorwürfe machen müssen. Gewöhnlich schossen wir mit den Pfeilen nur in die Luft und suchten besonders über das Scheunendach hinweg zu schießen. Da ist mancher Pfeil in dem Stroh desselben steckengeblieben.

Die Pfeile konnten wir uns von dem Rohr selbst schnitzen, weil damals anstelle der alten Balkendecken Rohrdecken in unserem Pfarrhaus eingezogen wurden. Außerdem wurden auch die alten Schornsteine durch gemauerte, sog. russische Schornsteine, ersetzt, was einen großen Umsturz im Hause bedeutete, mit ungeheuerem Staub und Dreck, für uns Kinder aber eine Wonnezeit, da wir auf den lange Zeit im Garten gelegenen Sandhaufen viel Spielgelegenheit fanden.

Im Hause hatten wir neben der Wohnstube einen Alkoven [= Nebenraum], in dem außer Kleidern und Mänteln sich ein Regal befand, auf dem unsere Spielsachen untergebracht waren. Im oberen Stock war ein langer Korridor, der als Kegelbahn diente. An seinem Ende konnte eine Schaukel aufgehängt werden. So gab es allerhand Gelegenheit zu Spiel und Unterhaltung. Am liebsten aber hielten wir uns in der der Wohnstube gegenüber liegenden Kochstube auf, in der die Dore ihr Wesen hatte und deren tiefe Fensternischen, besonders als wir noch klein waren, beliebte Spielplätze waren.

Zur Erläuterung dieser allgemeinen Kindheitserinnerungen füge ich Skizzen bei, die freilich auf genaue Abmessung keinen Anspruch machen können, da mir hierzu die Unterlagen fehlen [leider nicht überliefert].

Nun noch einzelne Erinnerungen:

Soldaten habe ich zum ersten Mal gesehen, als ein Zug sächsischer Dragoner durch Ebersbach kam und der Anlass, der sie durch unser Dorf führte, hat mir besonderen Eindruck gemacht. Es war in Wittgendorf bei Hirschfelde eine Mordtat geschehen und der Mörder sollte dort, wo er die Tat verübt hatte, hingerichtet werden. Dazu wurden jene Reiter kommandiert, um den Richtplatz abzusperren. Die Praxis, die Verbrecher möglichst am Orte des Verbrechens zu richten, hatte jedenfalls viel für sich, weil dadurch sowohl die Sühnung des Rechts gerade denen mehr zum Bewusstsein kam, deren Rechtsgefühl durch die Tat unmittelbar verletzt worden war, als auch die Abschreckung wirksamer wurde, als bei der jetzt üblichen Hinrichtung im Gefängnishofe.

Die Eisenbahn habe ich zuerst auf der Finke (Haltestelle Niedercunnersdorf der Zittau-Löbauer Eisenbahn) gesehen. Es steht mir heute noch vor Augen, wie die braunen Wagen um die Ecke herumkamen; wir stiegen dann ein und fuhren bis Herrnhut.

Im Jahre 1855 wurde das 300-jährige Gedächtnis des Augsburger Religionsfriedens im ganzen Land festlich begangen. In Ebersbach wurden abends die Häuser illuminiert, was unser Vater dadurch bewerkstelligte, dass in jedes Fenster des Oberstocks auf der nach der Straße zu gelegenen Front vier Weinflaschen mit Lichtern gestellt, außerdem aber auf dem der Straße nahe gelegenen Grasplatz zwei Pechpfannen auf Pfuhle [Wasserbehälter?] befestigt und angezündet wurden. Uns Kindern machte es besonderen Spaß, dass etliche Äpfel von dem auf diesem Platze stehenden Apfelbaum dadurch gebraten waren.

Am nächsten Tage nahm mich der Vater mit nach Zittau, wo aus dem gleichen Anlasse ein großes Kinderfest stattfand. Ich hatte wohl unter der Kinderschar meine ursprüngliche Schüchternheit verloren und beteiligte mich an ihren Spielen. Deshalb bot Frau Lehrer Wünsche meinem Vater, als er wieder abreisen musste, an, mich über Nacht zu behalten. Als aber der Vater fortging, fing ich bitterlich zu weinen an, so dass es Frau Wünsche für besser hielt, mich dem Vater nachzuschicken. Sie zeigte ihn mir auch noch in der Ferne und ermahnte mich, ihm nachzulaufen. Ich verlor ihn aber aus den Augen und ging heulend meines Weges. Da fragte mich ein altes Mütterchen, weshalb ich so flennte [weinte] und brachte mich zum Bahnhof, den ich zum Glück noch erreichte, ehe mein lieber Vater eingestiegen war. Das war mein wenig Gutes verheißendes erstes Debüt im Alleinreisen, nach welchem man nicht darauf hätte schließen können, dass ich so weit in der Welt herumkommen würde.

Nicht viel besser benahm ich mich bei einer anderen Reise, bei der ich wirklich die erste Nacht außer dem Elternhaus zubrachte. Der Vater hatte mit uns drei ältesten Kindern – Fritz, Elise und mir – eine Fußwanderung nach Valtenberge bei Neukirch gemacht. Wir genossen die Wanderung und die Aussicht von dem kürzlich erbauten Aussichtsturme des an der Grenze zwischen dem Lausitzer Gebirge und der Sächsischen Schweiz gelegenen Berges [598 m] sehr. Letztere um so mehr, als Vaters neues Fernrohr dabei ausprobiert wurde und sich so bewährte, dass wir u.a. das Zifferblatt der Turmuhr eines mehrere Stunden entfernten Dorfes, irre ich nicht, so war es Oppach, erkennen konnten. Aber auf dem Rückwege wurden unsere, besonders wohl meine kleinen Beine müde. Deshalb entschloss sich der Vater, der noch denselben Tag zurück musste und dazu die Post, die von Bautzen nach Ebersbach fuhr, benutzen konnte, uns in dem befreundeten Pfarrhaus Sohland a.d. Spree (Pastor Herz19 ) zu lassen. Ich erlebte da zum ersten Male eine Bibelstunde, die der gläubige und eifrige Pfarrer Herz, dessen Nachkommen leider andere Wege gehen, in seiner Studierstube hielt, wobei die Leute z.T. auf der Treppe saßen. Aber das Schlafen im fremden Hause gefiel mir, obwohl ich ja meine Geschwister bei mir hatte und [obwohl] Herzens sehr lieb zu mir waren, so wenig, dass ich mich in den Schlaf weinte. Am anderen Morgen wanderten wir drei Geschwister wohlgemut der lieben Heimat zu und ich suchte, dort angekommen, alle meine Lieblingsplätze auf, um mich zu überzeugen, dass alles in Ordnung sei, worüber ich von den Geschwistern tüchtig ausgelacht wurde.

An Kinderkrankheiten habe ich meiner Erinnerung nach wenig gelitten. Nur einmal haben wir alle fast zur gleichen Zeit die Masern gehabt, doch trat diese Krankheit bei etlichen von uns so leicht auf, dass wir in der uns aufgezwungenen Klausur [= Abgeschlossenheit] viel Dummheiten machten und den Unwillen der etwas strengen Tante Marie erregten. Dagegen lag unsere liebe Mutter lange Zeit schwer krank, irre ich nicht an Pocken. Das ging mir so zu Herzen, dass ich, als ich einmal in der Apotheke Neugersdorf Medizin für sie holen musste und dort befragt wurde, ob das für meine Mutter sei, bitterlich zu weinen anfing. Der Apothekengeruch ist mir dann noch Jahre hindurch, sooft ich in eine Apotheke kam, auf die Nerven gefallen.

Vor einem Unglück blieb ich bewahrt, als ich einmal, als ich den Korb mit Messern, Gabeln und Löffeln trug, die Treppe hinunter fiel, ohne Schaden zu nehmen. Ich hatte die Stiefel unseres verstorbenen Bruders Paul an, die mir zu groß waren, und stolperte auf einer der obersten Stufen, so dass ich zu Fall kam, die Treppe herunterkollerte, wobei ich ja leicht durch Messer hätte verletzt werden können.

Eines schweren Gewitters erinnere ich mich, das nachts die ganze Familie stundenlang in der sogenannten Mittelstube versammelt hielt. Der Vater hatte die Kirchenbücher und die Mutter die Silbersachen in Wäschekörbe gepackt, denn wir mussten darauf gefasst sein, dass einer der unaufhörlich zuckenden Blitze das hohe Strohdach, auf dem keine Blitzableiter waren, träfen. Doch wirkten wohl die vier hohen Pappeln, die in unserem Garten standen, als Blitzableiter. Jedenfalls sahen wir am nächsten Tage, dass von einer derselben ein langer Streifen Rinde abgeschält war, was einem Blitz zugeschrieben wurde, der in sie gefahren sei. In dieser Nacht ist auch sonst wohl keine Feuersbrunst entstanden, weil es sehr stark regnete.

Feuersbrünste kamen in dem großen Dorf wohl öfters vor. Meist ging dann auch der Vater hin, zumal ja jedes Haus verpflichtet war, einen Eimer zu bringen, um die Kette zwischen dem Bach oder Teich und dem Spritzer zu bilden. Einmal, als nachts die Schlossschenke im Oberdorf abbrannte, bin ich mitgelaufen und habe noch eine Erinnerung daran, wie der Hausrat unter den Bäumen stand und bewacht werden musste. Sonst war für uns Kinder die Spritzprobe, die meist in unserer Nähe am Richterteich abgehalten wurde, ein Hauptvergnügen, bei dem wir riefen „Spritzenmester mir a Negel” und dann davon liefen, wenn der Strahl auf uns gerichtet wurde.

Wir waren sicherlich keine Musterkinder und haben allerlei Unarten an uns gehabt. Besonders ich war empfindlich, galt als Klatschpeter und bin wohl manchmal ein Spielverderber gewesen. Meine älteste Schwester Elise sah es nicht gern, wenn ich sie zu ihrer Freundin Klara Flössel begleitete, und der Diakonus Flössel20 machte es mir wohl auf seiner Violine vor, wie es klänge, wenn ich meiner Unzufriedenheit durch Knurren und Natschen Ausdruck gab.

Aber im Allgemeinen haben wir Geschwister uns gut vertragen und auch gelernt, den Eltern aufs Wort zu folgen. Die Rute ist selten in Anwendung gekommen. Aber ein Fall direkten Ungehorsams, dessen sich mein Bruder und ich schuldig machten, ist mir tief im Gedächtnis und im Gewissen geblieben. Unser Onkel Heinrich Hünigen, der jüngste Bruder der Mutter, der damals Bürgerschullehrer in Zittau war und seine Ferien gern im Ebersbacher Pfarrhaus verlebte, hatte uns Weihnachten eine Festung geschenkt, die der Festung Königstein einschließlich des Ziehbrunnens nachgebildet war. Der Unterbau bestand aus einem Sechseck von Holzbrettern, die mit Felsen und Waldbäumen bemalt waren; die eigentliche Festung aus Kartons, die Schießscharten, Kasematten usw. aufwiesen. Am meisten interessierte uns natürlich der Ziehbrunnen, und um denselben richtig in Tätigkeit zu setzen, stellten wir ein Glas mit Wasser darunter. Nun hatten wir aber zugleich, von wem weiß ich nicht mehr, zwei kleine Messingkanonen bekommen, welche mit Pulver und Schrot richtig abgefeuert werden konnten. Wir bekamen aber natürlich die strenge Weisung, dieses etwas gefährliche Spiel nur in Gegenwart und unter Aufsicht Erwachsener zu betreiben. Doch ging es auch hier, wie es Römer 7,8 geschrieben steht: „Die Sünde nahm Anlass am Gebot und erregte allerlei Lust.” Als daher – ich glaube es war am 2. Weihnachtsfeiertag – alle anderen in der Kirche und wir Brüder allein zu Hause waren, meinten wir, einen Schuss auf die Festung wagen zu können, deren Holzbretter ja einen guten Kugelfang boten. Gedacht – getan! Aber, o Schreck! – Wir hatten nicht an das Glas für den Ziehbrunnen gedacht, welches noch dazu das Mundglas der Mutter mit dem Bilde irgendeines Badeortes war. Als daher kurz nach dem Abfeuern des Schusses, als sich der Pulverdampf schon verzog, unter den Brettern ein Bächlein hervorfloss, merkten wir, dass unser Ungehorsam ans Licht kommen müsse. Denn das Glas war entzwei. Mich befiel eine solche Angst, dass ich in den Alkoven lief und niederkniete. Ob ich gebetet habe oder was ich etwa gebetet habe, weiß ich nicht mehr; aber die Empfindung, dass hier etwas geschehen war, was nicht wieder gutzumachen ist, zittert noch heute, wenn ich an den Vorfall denke, in mir nach. Es war sicherlich mehr eine Traurigkeit zum Tode, die Angst vor der unvermeidlichen Entdeckung und Strafe. Doch mag auch das Schuldbewusstsein und die Reue darüber, dass wir die lieben Eltern betrübt haben, mitgewirkt haben. Die Eltern waren natürlich sehr böse. Ob Fritz, der ja der Verführer war, Schläge bekommen hat, weiß ich nicht. Meine Strafe war, Festung und Kanone wurden weggeschlossen und erst zu Ostern zum Spielen frei gegeben. Das war für mich ja empfindlicher als für Fritz, der schon auf dem Gymnasium war und erst kurz vor Ostern wieder heim kam. So traurig dieses Weihnachtsfest für uns Buben endete, so lieblich ist sonst seine Erinnerung an die Feier desselben.

Am Heiligen Abend war um 6 Uhr die Christnacht in der erleuchteten Kirche, in die wir Kinder sehr gern gingen, weil da außer den beiden großen gläsernen Kronleuchtern im Schiff und den Messingleuchtern über dem Orgelchor auch die Emporen erleuchtet wurden, letztere freilich durch mitgebrachte Kerzen oder Wachsstöcke der Kirchgänger und darum sehr ungleichmäßig. Auf der 3. Empore glänzten ganze Lichterreihen, welche die Chorknaben dort auf die Brüstung klebten; denn bei diesem Gottesdienst waren die Sänger in vier Teile verteilt, einen Teil bei der Orgel, einen zweiten über dem Altar auf der obersten Empore, die über den ganzen Altarraum lief, der dritte und vierte Teil auf der obersten Nord- und Südempore. Diese Verteilung hatte den Zweck, das Lied „Quem pastores lauda vere” [sog. Quempas] in seinen vier Zeilen von den verschiedenen Stellen zu Gehör zu bringen. Das ging, wenn ich mich recht erinnere so zu, dass die bei der Orgel Plazierten die erste Zeile sangen: „Den die Hirten lobeten sehre”, dann klang von der Höhe über dem Altar wie Engelgesang „und die Engel noch viel mehre”, worauf dann der dritte Chorteil auf der Nordempore sang „fürcht euch fürbaß nimmermehre” und der vierte Teil (wobei wohl Orgel und Gemeinde einstimmten) „euch ist geboren der König der Ehr’n”. Das Lied stand mit dem lateinischen Texte des Petrus Dresdensis und dem deutschen von Nikolaus Herman in dem alten Zittauer Gesangbuch. Ob alle vier Verse gesungen wurden, weiß ich nicht mehr. Mir ist nur der Wechsel der vier Chöre in Erinnerung geblieben.