Cover

Lea Korte

Das Geheimnis der Maurin

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Lea Korte

Lea Korte, geboren 1963 in Frankfurt, wanderte nach Abschluss ihres Studiums nach Spanien aus. Von Anfang an setzte sich Lea Korte intensiv mit der Kultur und Geschichte ihrer Wahlheimat auseinander. Zusammen mit ihrem französischen Ehemann und ihren vier Kindern lebt sie in Südspanien.

Weitere Informationen über Lea Korte finden Sie unter: www.leakorte.de – und bei Facebook!

Über dieses Buch

Andalusien 1491:

Die schöne Zahra und ihre Familie müssen vor den christlichen Eroberern nach Portugal fliehen, werden jedoch auf ihrer Flucht von Soldaten überfallen. Zahras kleine Tochter wird dabei entführt. Nur einer kann das Mädchen retten: Gonzalo, der Bruder ihres Geliebten Jaime. Doch dieser hat keinen Grund, Zahra zu helfen, hat er sie doch schon lange vor Jaime geliebt und seine Niederlage nie verwunden …

Impressum

eBook-Ausgabe 2012

Knaur eBook

© 2012 Knaur Taschenbuch Verlag Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: Oriental Pastime (oil on panel), Dicksee, Sir Frank (1853–1928)/Leeds Museums and Galleries (City Art Gallery) U.K./The Bridgeman Art Library

Stammbaum und Karten: Computerkartographie Carrle Heike Boschmann

ISBN 978-3-426-41525-2

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Für Habel, Fekadu, David und Alina

Kinder sind die Flügel des Menschen.

Sprichwort aus Arabien

 

 

Wenn wir wahren Frieden in der Welt erlangen wollen, müssen wir bei den Kindern anfangen.

Mahatma Gandhi

Dramatis Personae

Historische Personen sind mit einem Sternchen * gekennzeichnet.

 

 

Maurische Familie und ihr zugehörige Personen

 

Zahra as-Sulami, geb. 1464

Zainab, ihre Schwester, geb. 1468

Mahdi, ihr Bruder, geb. 1482

Hayat, ihre Halbschwester, geb. 1454

Jaime de Córdoba y Aguilar, geb. 1460, der Vater von Zahras Kindern

Raschid, ihr Bruder, geb. 1462

Deborah, Raschids Frau, Jüdin

Ranaa, eine von Deborahs Töchtern

Livana, Deborahs kleine Schwester

Abdarrahman, auch Abdu genannt, Zahras Sohn, geb. 1485

Adilah, seine Frau

Chalida, Zahras Tochter, geb. 1487

Yayah, Zahras Sohn, geb. 1489

Mohammed, Zahras Sohn, geb. 1502

Tamu, älteste Dienerin des Hauses, für Zahra wie eine zweite Mutter

Zubair, Leibwächter von Zahras verstorbenem Vater

Maria/Maryam, kastilische Dienerin, die einst vor ihrem christlichen Herrn zu ihnen floh, konvertierte Muslima, hat einen Sohn namens Hamid

Khadidscha, Dienerin

Aaron, Waise, Pflegesohn von Deborahs Eltern, geb. 1484

Musheer, Abdarrahmans bester Freund und Chalidas Verlobter

Jamaal, sein Bruder

Mosche ben Israel, Deborahs Vater, Arzt

Anisha, eine enge Freundin Chalidas

 

Ehemalige maurische Herrscherfamilie

 

Muhammad XII.*, Boabdil (1452– ca. 1533), letzter Emir
von Granada

Aischa*, »la Horra« (†1493), seine Mutter

Morayma* (ca. 14651493), Boabdils Frau

Kafur, Haremswächter

Kastilische Königsfamilie

 

Isabel* (14511504), Königin von Kastilien (deutsch: Isabella I. von Kastilien; Isabella die Katholische)

Fernando* (14521516), ihr Gemahl, König von Aragón und Sizilien (deutsch: Ferdinand II.)

Juan* (14781497), Juan de Aragón y Castilla oder Juan de Trastámara y Trastámara (deutsch: Johann von Aragón und Kastilien), ihr Sohn

Berater der kastilischen Königsfamilie

 

Gonzalo Fernández de Córdoba y Aguilar* (14531515), Vertrauter Isabels, älterer Bruder von Jaime de Córdoba y Aguilar

Padre Tomás de Torquemada* (14201498), Großinquisitor, der Schrecken Kastiliens

Conde de Tendilla*, Íñigo López de Mendoza y Quiñones (14401515), ab 1492 Alcaide und Capitán General von Granada

Hernando de Talavera* (um 14281507), Isabels Beichtvater, erster Erzbischof von Granada

Fray Diego de Deza* (14441523), Inquisitor, Nachfolger von Tomás de Torquemada*

Kardinal Gonzalo Jiménez de Cisneros* (14361517), dritter Generalinquisitor von Spanien und Regent von Spanien nach dem Tod Fernandos, zweiter Inquisitor von Granada

Don Juan Zapata*, für die Leibesertüchtigung verantwortlicher Erzieher des Prinzen Juan

 

Sowie

 

Diego Colón* (ca. 14781526) (deutsch: Christopher Kolumbus), ehelicher Sohn des »Amerika-Entdeckers« Christoph Kolumbus*, Page des kastilischen Thronfolgers Juan und später seiner Mutter Isabel

Hernando Colón* (14881539) (deutsch: Ferdinand Kolumbus), unehelicher Sohn von Kolumbus*, wie sein Bruder Page Juans. Beide erhielten eine Erziehung bei Hofe.

Carlos Sánchez, kastilischer Söldner

Pedro Pulgar, kastilischer Söldner

Najah, maurische Seherin

Yusef Franco*, ein Jude, der von den Christen der Ketzerei angeklagt wird

Rabbi Moshe Abenamías*, ein Rabbi, der mit Yusef zusammen von den Christen der Ketzerei angeklagt wird

Shihab: ein maurischer Brotbäcker

 

Zwei wichtige Vertreter der jüdischen Gemeinde Granadas

 

Abraham Seneor* (14121493), Berater der Krone und oberster Königlicher Steuereinnehmer. Fernando verlieh ihm den Titel eines Rab do la Corte (Hofrabbi).

Isaac Abravanel* (14371508), jüdischer Theologe und wohlhabender Kaufmann

Gelegentlich stolpern die Menschen über eine Wahrheit.
Aber sie richten sich wieder auf und gehen weiter,
als sei nichts geschehen.

Winston S. Churchill

Was zuvor geschah …

Der 25. November 1491 war ein schwarzer Tag in der Geschichte des märchenumwobenen al-Andalus: Nach über siebenhundert Jahren Herrschaft über die Iberische Halbinsel und vor allem in den letzten Jahrzehnten heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen wurde den Mauren von den Katholischen Königen auch noch ihre letzte Bastion, das Königreich Granada, entrissen. Viele Mauren wollten nicht unter den neuen Herrschern leben, zumal ihnen fanatische Glaubenseiferer wie der kastilische Großinquisitor Tomás de Torquemada Furcht und Grauen einflößten. Auch Zahra as-Sulami und ihre Familie kehrten der alten Heimat den Rücken in der Hoffnung, in dem anscheinend toleranteren Portugal, wohin in den letzten Jahren bereits viele jüdische Familien geflüchtet waren, ein neues Leben beginnen zu können.

So verkauften sie ihr Stadthaus in Granada, ihre Seidenfarm und ihre Ländereien in der Vega, luden ihren liebsten Besitz auf zwei Wagen und zogen einer ungewissen Zukunft entgegen …

Erster Teil

Talavera
1491 bis 1496/97

I.

Eine Lichtung unweit von Umbrete (Provincia de Sevilla)
2. Dezember 1491

Mutter, so hört doch, da, im Wald … Hört Ihr das nicht?« Bang sah die vierjährige Chalida zu ihrer Mutter auf, doch diese war damit beschäftigt, auf dem kargen Boden der kleinen Lichtung ihren Schlafplatz für die Nacht vorzubereiten, und brummelte nur: »Ach Kind, was soll da schon sein? Wahrscheinlich streift eine Herde Mufflons umher, oder ein paar Wildschweine stöbern nach Mäusenestern im Laub.«

Trotz der beruhigenden Worte starrte Chalida mit ihren großen blauen Augen weiter angstvoll zum dunklen Wald hinüber und wich ihrer Mutter nicht von der Seite. Als Zahra die Decken ausgebreitet hatte, wandte sie sich ihrer Tochter zu und strich ihr über die kastanienbraunen Locken. »Was hast du bloß? Du bist doch sonst nicht so furchtsam!«

Chalida antwortete nicht. Ihr kleines, feines Gesichtchen war noch blasser als sonst, ihr Atem ging rasch und flach wie nach einer Verfolgungsjagd. Allmählich doch von der Unruhe ihrer Tochter angesteckt, spähte Zahra in die Richtung, in die Chalida blickte. Zahra lauschte angestrengt, konnte aber weiterhin nichts Ungewöhnliches feststellen. Allerdings herrschte um sie herum rege Geschäftigkeit. Auch ihre Geschwister und einige ihrer Diener und Geleitsoldaten waren damit beschäftigt, die Schlafstätten für die Nacht vorzubereiten, während andere die Reittiere absattelten. Die Pferde, die ihre beiden Wagen zogen, stampften ungeduldig und wollten getränkt und zum Weiden geführt werden. Tamu, ihre älteste Dienerin, packte gemeinsam mit der fünfzehnjährigen Khadidscha das Kochgeschirr aus, um für ihre Truppe, die aus achtunddreißig Männern, Frauen und Kindern bestand, eine kräftige Suppe zu kochen. Zwar war es ein milder Herbst gewesen, aber sobald die Sonne unterging, wurde es mittlerweile empfindlich kühl, und dann tat es gut, sich zumindest von innen aufwärmen zu können.

Zahra sah zu Jaime, der gerade ein Lagerfeuer anfachte. »Kannst du im Wald etwas Besonderes hören? Chalida ist schier außer sich vor Angst, und ich verstehe nicht, warum!«

Jaime blies zum wiederholten Male in die Glut, woraufhin endlich eine kleine Flamme hochzüngelte und das allzu klamme Reisig doch noch Feuer fing. Dann erhob er sich, trat zu ihnen und nahm seine Tochter auf den Arm. »Was hast du denn, mein Herz?«

Chalida blickte weiter starr in den Wald. Jaime drückte sie an sich. »Aber Kind, du zitterst ja!«

»Vater, hört Ihr das denn nicht?«, wisperte sie und schien sich immer mehr in sich selbst zu verkriechen.

Jaime rief den anderen zu, für einen Moment in ihren Tätigkeiten innezuhalten, aber auch als sich alle ganz ruhig verhielten, vernahmen sie nichts als ein leises Blätterrascheln im Wind. »Sie ist gewiss übermüdet«, meinte er und reichte Zahra ihre Tochter. »Immerhin sind wir seit Sonnenaufgang fast pausenlos geritten. Es wird Zeit, dass wir etwas in den Magen kriegen und sie schlafen kann.«

Wirklich zu beruhigen vermochte er Zahra damit nicht, und auch Tamu hob zweifelnd die Augenbrauen. Die alte Berberin drückte Khadidscha die Karotte, die sie gerade schälte, in die Hand und ging zu Zahra und Chalida hinüber.

»Was hörst du, mein Liebling?«, brummelte sie und näherte ihr von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht dem Chalidas, bis sie es fast berührte. »Na komm, sag deiner alten Tamu, was du hörst!«

»Ich weiß nicht«, brachte Chalida mit erstickter Stimme hervor. »Es wird immer lauter. Es ist wie Schreien und Hämmern …«

Plötzlich horchte Jaime auf. »Verdammt«, brüllte er. »Das Kind hat recht, da donnert ein Reitertrupp auf uns zu! Schnell, alle Frauen und Kinder unter die Wagen, und ihr Männer auf eure Plätze! Na los, jeden Moment werden sie hier sein!«

Hastig sah sich Zahra nach ihren Söhnen um. Der sechsjährige Abdarrahman und der zweijährige Yayah übten sich am Waldrand im Steineweitwurf.

»Abdu, hörst du denn nicht, was dein Vater sagt? Kriech sofort mit Yayah unter unseren Wagen! Jetzt mach schon!«

Im nächsten Moment brachte sie sich gemeinsam mit Chalida in Sicherheit, während ihre Schwester Zainab mit ihrem kleinen Bruder Mahdi und Raschids Frau mit ihren Kindern und Dienerinnen unter den anderen Wagen krochen.

»Khadidscha, Maria, kommt endlich!«, herrschte Zahra ihre Dienerinnen an. Die beiden jungen Frauen stolperten ihr nach, wobei Maria mit ihrem ob der groben Behandlung ärgerlich strampelnden kleinen Sohn zu kämpfen hatte. Am ganzen Körper zitternd, kroch sie neben Zahra und wimmerte: »Oh Gott, Herrin, oh Gott!«

Im nächsten Moment drang ein großer Trupp siegesgewiss johlender Kastilier mit massigen Rössern auf die Lichtung. Gnadenlos hieben die Männer mit ihren im Licht der tief stehenden Sonne blitzenden Schwertern auf die von dem Angriff völlig überraschten Mauren ein. Schluchzend presste Chalida das Gesichtchen in Zahras Halsbeuge, während Abdarrahman mit seinem kleinen Bruder von der Wagenmitte zum äußeren Rand des Wagens kroch, wobei sich in seiner Miene weniger Furcht denn Faszination spiegelte. Achtzehn Männer wies ihr Trupp auf: Neben Jaime, Zahras Bruder Raschid und Zubair, dem früheren Leibwächter von Zahras verstorbenem Vater, traten auch die acht Geleitsoldaten und sieben Diener den Angreifern entschlossen mit ihren Krummsäbeln und Langdolchen entgegen. Nach einem kurzen, heftigen Gefecht gelang es Jaime, seinen ersten Widersacher vom Pferd zu stoßen. Mit einem allen Lärm übertönenden Wutschrei stürzte er sich auf den Mann und rammte ihm sein Schwert in den Leib. Zugleich spritzte ihm von der Seite warmes Blut ins Gesicht: Ein Kastilier hatte dem Geleitsoldaten neben ihm den Hals aufgeschlitzt.

»Jaime, pass auf!«, brüllte Raschid, doch seine Warnung kam zu spät. Noch ehe Jaime den Kopf wenden konnte, fuhr ihm eine Schwertschneide in den rechten Oberarm. Instinktiv ließ Jaime sich fallen, womit er ein tieferes Eindringen des Schwertes verhindern konnte. Er rollte sich zur Seite, sprang sogleich wieder auf die Füße und ergriff das Schwert mit der anderen Hand. Mittlerweile war Raschid an seiner Seite und hieb mit ihm zusammen auf den Angreifer ein, bis der getroffen zusammenbrach, doch sofort attackierten sie zwei andere berittene Kastilier. Raschid konnte einen am Bein verletzen, Jaime den anderen aus dem Sattel hebeln. Nach einem gewaltigen Schlagabtausch ergriff sein Angreifer die Flucht. Hastig verschaffte sich Jaime einen Überblick. »Bei Santiago«, stöhnte er. »Das sind ja fast doppelt so viele Männer wie wir!«

Auf einmal gewahrte Zahra, dass Yayah nicht mehr neben Abdarrahman lag. Erschrocken sah sie sich um und stellte fest, dass der kleine Kerl auf dem besten Wege war, seitlich unter dem Wagen herauszukrabbeln.

»Yayah, bleibst du hier!« Hastig schob Zahra Chalida der neben ihr liegenden Tamu zu und robbte ihrem Jüngsten hinterher. Während sie sich immer wieder am Wagenboden den Kopf stieß, kam der kleine Bursche gut voran, und noch ehe sie ihn auch nur am Fuß packen konnte, war er unter dem Wagen heraus und wackelte auf seinen kurzen Beinchen in Richtung Wald. Ein Kastilier bemerkte den Jungen und trieb sein Pferd auf ihn zu.

»Yayah, komm zurück!«, schrie Zahra entsetzt. Das Kind hielt inne und wandte den Kopf, und im gleichen Moment hieb der Kastilier auf ihn ein. Wie eine mit Stroh ausgestopfte Stoffpuppe flog der Knabe durch die Luft und landete in einem Busch. Der Reiter riss sein Pferd herum und hielt erneut auf den Jungen zu. Zahra hetzte zu ihrem Sohn, doch Zubair stieß sie zur Seite.

»Bringt Euch in Sicherheit!«, brüllte er sie an und sprang dem Reiter in den Weg, um den Jungen zu schützen.

Hohnlachend holte der Kastilier mit seinem Schwert gegen ihn aus, doch trotz seines fortgeschrittenen Alters erwiderte Zubair den Schlag mit unnachgiebiger Härte. Dumpf klirrend prallten die Scheiden gegeneinander. Zubair taumelte zurück, aber auch der Reiter geriet für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Mit dem Mut der Verzweiflung ergriff Zahra die Zügel seines Pferdes und riss es herum. Sie sah das Schwert des Mannes auf sich niederzischen und meinte den Schmerz des Hiebs schon zu spüren, als der Kastilier plötzlich röchelnd die Arme hochriss, nach hinten kippte und zu Boden donnerte. Zubair kniete sich vor ihn, zog sein Wurfmesser aus dem Leib des Toten und wehrte einen neuen Angreifer ab, während Zahra ihren reglos daliegenden Sohn hochhob und mit ihm zurück unter den Wagen floh, wo sie Tamus hilfreiche Arme empfingen. Behutsam bettete diese das am Arm stark blutende Kind zwischen sich und Zahra.

»Ruhig, Zahra, ganz ruhig, Ihr müsst Euch beruhigen!«

Erst als die alte Frau ihre Hand auf die ihre legte, merkte Zahra, wie sehr sie zitterte. Sie nickte, blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich unter ihrem Hidschab gelöst hatte, und hob den Stoff von Yayahs Tunika über der Verletzung an. Als sie die lange, tiefe Schnittwunde erblickte, die sich von der Schulter bis zum Ellbogen zog, stockte ihr der Atem.

»Er lebt, Zahra«, mahnte Tamu sie, »und an nichts anderes dürft Ihr jetzt denken!«

Zahra nickte, zerrte ihren Hidschab samt Niqab vom Kopf, drückte die Wundränder zusammen und fertigte mit dem Tuch einen Notverband. Zwischendurch warf sie immer wieder angstvolle Blicke zu den Kämpfenden. Einige ihrer Männer lagen reglos am Boden, andere waren so schwer verletzt, dass sie sich kaum noch zur Wehr setzen konnten. Von den Kastiliern waren bisher nur zwei Männer gefallen, und kaum jemand schien verletzt zu sein. So brachten sie die Mauren immer heftiger in Bedrängnis. Beim nächsten Aufsehen erfasste Zahras rascher Blick Jaime. Auch am Bein hatte er nun eine Wunde. Lange würde er seinem Gegner nicht mehr standhalten können.

»Los, schnappt euch die Wagen der verdammten Mauren, und dann nichts wie weg von hier!«, brüllte mit einem Mal der Anführer der Kastilier seine Leute an.

Mit schreckgeweiteten Augen schnellte Zahra zu Tamu herum. »Wir müssen unter den Wagen heraus, los, los!«, zischte sie ihr zu und trieb mit dieser zusammen die anderen vor sich her.

Auch ihre Schwägerin scheuchte die Ihren unter dem Wagen hervor und in Richtung Wald. »Lauft, so lauft doch!«

Mit Yayah im Arm und den Notverband mit den bloßen Händen zusammenhaltend, hastete Zahra hinter den anderen her zum Wald. Direkt nach ihr kam Tamu, an deren Hals sich Chalida klammerte. Kurz bevor sie das schützende Dickicht erreichten, stürzte ein Kastilier auf die alte Berberin zu und versuchte, ihr das Kind zu entreißen. »Nun gib schon her, du dämliches Weib!«

Tamu presste Chalida nur noch fester an sich.

»Lasst mein Kind, so lasst doch mein Kind!«, schrie Zahra und blickte sich panisch nach Jaime um, doch der kämpfte viele Meter von ihnen entfernt gegen einen Kastilier, und auch alle anderen Männer waren zu sehr mit der Verteidigung des nackten Lebens beschäftigt, um ihnen beistehen zu können. Der Kastilier packte Chalida am Arm.

»Ihr sollt mein Kind loslassen!«, brüllte Zahra, und als der Kastilier noch immer nicht von Chalida abließ, presste sie sich Yayah mit einem Arm gegen den Leib und zerrte mit der freien Hand am Wams des Kastiliers, womit sie den massigen, grobschlächtigen Kerl aber keinen Fingerbreit von Tamu und ihrem Kind wegbrachte. Kreischend krallte Zahra ihre Finger in seine Haare und versuchte erneut, den Mann von den beiden wegzuzerren, woraufhin der Kastilier aufbrüllte, zu ihr herumfuhr und ihr mit aller Wucht ins Gesicht schlug. Der Schlag war so hart, dass Zahra zu Boden ging und es an ein Wunder grenzte, dass ihr Yayah nicht aus dem Arm glitt. Benommen fuhr sie sich mit der Hand über die rechte Wange und wollte sich auf ihren Arm aufstützen, um wieder aufzustehen, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht, und ihr Blick war verschleiert. Umso schärfer und drängender nahm sie Chalidas gellende Schreie wahr. Wie unendlich weit entfernt und doch direkt vor sich sah sie, wie der Kastilier das Schwert hob, Tamu nachstürmte und es von hinten auf sie niederfahren ließ. Die Dienerin schien die Gefahr zu spüren und versuchte, dem Hieb auszuweichen, doch sie war zu alt und zu langsam: Das Schwert drang ihr in die rechte Hüfte. Sie sackte in die Knie, hielt Chalida aber unverändert fest und krümmte, als sie zu Boden fiel, ihren Oberkörper schützend um das Kind.

»Vergiss das Mädchen und komm!«, brüllte ein Kastilier. »Von wegen todsichere Beute und keinerlei Risiko für uns – der Mistkerl hat uns reingelegt!«

»Aber wenn wir ihm das Maurenmädchen nicht bringen, schneidet er uns die Eier ab!«, schnauzte dieser zurück und versuchte, Tamu zur Seite zu drehen. Die Alte umklammerte das Kind mit all der Kraft, die ihr noch blieb, doch da trat der Kastilier ihr gegen den Kopf – und ihre Hände glitten schlaff von ihrem Schützling herab. In Panik robbte Zahra mit Yayah zu Tamu hin und versuchte, den Kastilier am Fuß festzuhalten, doch der trat sie einfach beiseite. Nach einem letzten, kräftigen Ruck konnte er Tamu Chalida endgültig entreißen.

»Jaime, Raschid!«, gellte Zahra erneut, und endlich hatten die beiden sich freigekämpft und stürzten herbei. Der Kastilier stürmte zu dem Wagen, auf dessen Kutschbock bereits sein Kamerad saß, und schwang sich, Chalida unter den Arm geklemmt, zu ihm hoch. Der Kastilier knallte den beiden Zugpferden die Peitsche über. Als die geschundenen Tiere den Wagen anzogen und Raschid dadurch noch weiter zurückfiel, schrie Zahra erneut auf: »Nein, mein Kind, nicht mein Kind!«

Hilflos sah sie, wie Raschid einen fliehenden Kastilier vom Pferd riss und Jaime versuchte, dem Wagen den Weg abzuschneiden. Tatsächlich gelang es ihm, das seitliche Gestänge zu fassen und sich am Kutschbock hochzuziehen. Während der eine Kastilier die Pferde weiter mit der Peitsche antrieb, trat der andere, der Chalida umklammerte, dem verzweifelten Vater gegen die Brust, doch Jaime ließ nicht los, sondern hob die Faust – und im nächsten Moment drang der Wagen donnernd in den Wald ein, so dass sich alles Weitere Zahras Blicken entzog.

»Jaime, Chalida, oh nein, Chalida!«, schluchzte sie.

Im nächsten Moment kam Tamu neben ihr stöhnend zu Bewusstsein und versuchte, sich aufzurichten. Reflexartig drückte Zahra ihr die Hand auf die Brust und hielt sie zurück.

»Nein, Tamu, nicht, blieb liegen, du bist verletzt!«, rief sie, warf noch einen letzten, qualvollen Blick zum Wald, in dem nun auch ihr Bruder auf seinem eben erbeuteten Pferd verschwand, richtete eilig den Notverband um Yayahs Arm neu und drehte die alte Berberin behutsam auf ihre unverletzte Seite, um sich ihre Wunde anzusehen.

»Chalida«, stöhnte Tamu. »Wo ist Chalida?«

»Scht, Tamu, nicht reden, das strengt dich zu sehr an. Jaime und Raschid sind ihnen auf der Spur. Sie werden Chalida zurückbringen, ganz gewiss! Und du hast getan, was du nur konntest!«, versuchte Zahra die Alte zu beruhigen und biss sich auf die Lippen, um das Schluchzen zurückzudrängen. Während sie mit der einen Hand den Verband um Yayahs Wunde zusammenhielt, untersuchte sie mit der anderen ihre gute, alte Tamu, die Frau, die wie eine zweite Mutter für sie war – und schielte zwischendurch auch zu den vielen anderen Verletzten. Von allen Seiten drangen Stöhnen und Schmerzensschreie zu ihr.

»Zainab, Deborah!«, schrie Zahra hilfesuchend in Richtung Wald, erhielt jedoch weder von ihrer jüngeren Schwester noch von ihrer Schwägerin Antwort. Sie nahm an, dass sie zu weit weggelaufen waren, um sie noch hören zu können. Auf einmal entdeckte sie eine der Dienerinnen, die, am ganzen Körper schlotternd, unter einem Busch kauerte. »Khadidscha, komm her, du musst mir helfen!«

Statt sich in Bewegung zu setzen, wich das junge Mädchen noch tiefer ins Gebüsch zurück.

»Reiß dich zusammen, wenn du mir nicht hilfst, verblutet Tamu! Beim Allmächtigen, ich habe doch nur zwei Hände!«

Erst nach der dritten Aufforderung kroch das Mädchen zu ihr. Zahra befahl ihr, den Hidschab abzulegen und auf Tamus Wunde zu drücken. »Nun mach schon!«

Als sie sah, wie zögerlich das Mädchen den Umhang zur Wunde führte, packte sie deren Hand und drückte sie mitsamt dem Stoff gegen die Blutung. Anschließend bettete sie ihren kleinen Sohn neben sich ins Gras und untersuchte seine Verletzung. Sie blutete noch immer, wenn auch nicht mehr so stark wie zuvor. Zahra war klar, dass sie genäht werden musste, aber so etwas hatte sie noch nie getan – nur Tamu ein paarmal dabei zugesehen. Sie schloss kurz die Augen. »Oh Gott, so hilf mir doch, hilf mir!«

Als Nächstes hörte sie Jaime, der sie leise von hinten ansprach. Blitzartig fuhr Zahra zu ihm herum. Als sie sah, dass er ihre Tochter nicht bei sich hatte, schluchzte sie auf. »Nein, Jaime, nein!«

»Ich werde sie zurückholen, verlass dich drauf«, keuchte Jaime. »Die Schweinehunde haben mich vom Kutschbock getreten, aber Raschid versucht, ein zweites Pferd einzufangen, und sobald er eines hat, jagen wir ihnen nach!« Er schnappte nach Luft und wies auf Yayah. »Was ist mit ihm? Und mit Tamu?«

»Chalida …« Zahra konnte an nichts anderes denken.

»Zahra, ich schwöre dir, dass ich sie dir zurückbringe, und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem verdammten Leben tue. Und jetzt sag, was mit Yayah ist!«

»Yayah …« Zahra brach die Stimme, aber als sie zu ihrem kleinen, beängstigend bleichen Sohn sah, fasste sie sich.

»Ich brauche meine Kräutertasche«, presste sie hervor. »Und unser Verbandszeug. Jaime, halte die Wundränder zusammen! Und rede mit Yayah, hörst du? Du musst mit ihm reden!«

Zahra überließ ihm ihren Platz, warf einen raschen Blick auf Tamu, sprang auf – und erst da wurde ihr bewusst, dass die Kräutertasche auf dem Wagen war, den die Kastilier geraubt hatten. »Jaime, ich … meine Heilkräuter!« Ihr schwindelte.

»In meinem Lederbeutel«, presste Tamu hervor. »Wurzeln und Kräuter. Nehmt sie für Yayah! Und eine Nadel …«

Zahra bückte sich und sah in dem Lederbeutel nach, den Tamu stets unter ihrer Tunika trug. Unter anderem fand sie darin aus dem Norden stammenden Beinwell, Wurzelstücke und tatsächlich eine Messingnadel samt einer feinen Knochensehne zum Nähen von Wunden. Im gleichen Moment schlich Maria mit ihrem Kind aus dem Wald.

»Maria, Gott sei Dank, dass euch nichts fehlt! Komm, du musst mir helfen. Mach heißes Wasser und einen Brei aus Beinwell!«, befahl sie der Dienerin und drückte ihr die Kräuter in die Hand. Sie sah noch einmal zu Yayah, dessen Kopf leblos zur Seite hing, und gewahrte aus den Augenwinkel Abdarrahman. Genau wie Khadidscha hatte auch er sich unter einem Busch verborgen. Sein Gesicht war weißer als die Bergspitzen der Sierra Nevada, doch er schien unverletzt. Ihr Blick ging zurück zu Jaime.

»Lass mich nach deinem Arm sehen!«

»Das ist nichts, das kann warten«, brummte Jaime. »Kümmere dich erst um die anderen!«

Zahra lief zu einem verletzten Geleitsoldaten. An dessen Unterarm klaffte eine tiefe Wunde. Sein Kamerad hatte schon einen Stoffstreifen gerissen, um ihm den Arm abzubinden, weswegen Zahra gleich weiter zu einem ihrer Diener eilte. Dessen Kopfverletzungen waren so schwer, dass sie nur noch eines für ihn tun konnte: Sie nahm seine Hand und betete: »La ilaha illa llah.« Es gibt keinen Gott außer Gott. »Und Mohammed ist sein Prophet.«

»La ilaha illa llah«, stöhnte der kaum dreißigjährige Mann und schenkte ihr ein letztes, dankbares Lächeln. Er wusste, dass ihm mit diesen Worten der Weg in den Paradiesgarten geebnet war.

Der Geleitsoldat, der nicht weit von ihm lag, hatte ein gebrochenes Bein, ein anderer eine Armverletzung. Auch der Rückenwunde eines Dieners gönnte Zahra nur einen kurzen Blick, denn sie hatte fast schon aufgehört zu bluten. Ein wenig abseits lagen zwei Tote: ein Geleitsoldat mit aufgeschlitzter Kehle und ein Diener mit zahllosen Stichwunden. Danach kam sie zu einem Diener, der mehrere Rippenbrüche hatte und kaum mehr atmen konnte. Daneben wälzte sich ein Geleitsoldat mit einem zerfetzten Unterschenkel in grässlichen Schmerzen. Rasch band Zahra den Unterschenkel ab und gab einem nur leicht verletzten Diener Anweisungen, was er weiter tun sollte. Ihr war längst klar, dass sie viel, viel mehr Heilkräuter brauchte, als sie in Tamus Ledersäckchen finden würde: gegen die Schmerzen, zur Wundheilung, gegen Fieber … Wenigstens die anderen Geleitsoldaten und Diener, die sie jetzt noch untersuchte, hatten nur leichte Verletzungen.

Zahra eilte zurück. Maria hatte inzwischen das Wasser gekocht und den Beinwellbrei angesetzt. Auch Zainab, Mahdi, Deborah, ihre Kinder und die anderen Diener kehrten langsam aus dem Wald zurück. Deborah weinte lautlos und drückte ihren Jüngsten an sich. Und schließlich preschte Raschid auf einem Schimmel heran und zerrte einen Rappen hinter sich her. Sofort überließ Jaime die Fürsorge Yayahs einer Dienerin und schwang sich aufs Pferd. Mit brennenden Augen sah Zahra ihnen nach, bis der Wald sie verschluckte, dann beeilte sie sich, den Frauen zu zeigen, wie sie ihr beim Versorgen der Verletzten helfen konnten, und bat ihre Schwester, sich um Abdarrahman zu kümmern, der noch immer unter dem Busch kauerte.

 

Mit den Jahren hatte Zahra von Tamu vieles über das Sammeln und die Verwendung von Kräutern gelernt, und obwohl ihr die Gegend fremd war, fand sie einen guten Teil dessen, was sie brauchte, und kam schon wenig später mit Heilkräutern, Wurzeln und Rinden zurück. Sie wies Maria an, noch mehr Wasser zu kochen, versorgte Tamus Wunde mit dem von Maria vorbereiteten Breiumschlag, schiente das gebrochene Bein eines Dieners – und hatte dann keine Ausflüchte mehr: Sie musste Yayahs Wunde nähen.

Zahra biss die Zähne zusammen, holte die leicht gebogene Messingnadel aus Tamus Lederbeutel, erhitzte sie im Feuer, fädelte anschließend die Tiersehne ein und bat Khadidscha, das Tuch von Yayahs Wunde zu nehmen. Ihr einziger Trost war, dass Yayah noch immer bewusstlos war – und sie hoffte inständig, er würde es während des Nähens auch bleiben. Behutsam reinigte sie die Wunde mit einem Tuch, bat Maria um heißes Wasser, wusch sich die Hände und nickte Khadidscha zu.

»Drück die Wundränder jetzt fest zusammen«, raunte sie. Sie schluckte noch einmal und stach in den Wundrand an der Schulter. Das Durchstechen ging leichter, als sie es sich vorgestellt hatte. Behutsam zog sie den Faden nach, stach auf der anderen Seite wieder durch, schnitt den Faden ab und verknotete seine Enden. Als sie das nächste Mal einstach, zuckte Yayah zusammen, und als sie die Nadel auf der anderen Seite wieder ausführte, maunzte er so jämmerlich wie kleines Kätzchen.

»Scht, Yayah, ich weiß, dass es weh tut, aber es geht nicht anders!«

Als Zahra das nächste Mal einstach, riss Yayah so abrupt den Arm hoch, dass er Khadidscha aus den Händen glitt.

»Zum Donner, so pass doch auf!«, fuhr Zahra sie an.

Beim nächsten Zustechen kam Yayah endgültig zu Bewusstsein. Er schrie auf und schlug um sich, so dass Khadidscha erneut die Kontrolle über ihn verlor. Sie brauchten geraume Zeit, bis sie den jetzt jämmerlich weinenden Kerl wieder gebändigt hatten und Zahra zumindest den schon angefangenen Stich beenden konnte. Grummelnd wischte sie sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »So wird das nichts!«

Mit einem Mal stand Abdarrahman neben ihnen. »Bitte, Mutter, kann … kann ich Euch helfen?«

»Aber nein, Abdu, du siehst doch, welche Mühe Khadidscha hat, Yayah zu bändigen, wie willst du das dann schaffen. Du könntest einen Diener holen.«

In Abdarrahmans Augen schimmerten Tränen. »Das … das sagt Ihr nur, weil ich vorhin nicht richtig auf ihn aufgepasst habe, nicht?«

Zahra sah erstaunt zu ihm auf. »Aber nein, Abdu, wir hätten besser auf Yayah aufpassen müssen, wir Erwachsenen, nicht du! Du hast ihn mit unter den Wagen genommen, und mehr hat niemand von dir verlangt!«

»Aber wenn, wenn ich …« Seine Worte ertranken in einem Schluchzer.

»Abdu …«

»Aber ich würde es so gern wiedergutmachen!«

Zahra zögerte einen Moment. »Gut, dann halte ihn mit Khadidscha zusammen fest.« Sie gab der Dienerin ein Zeichen, Abdarrahman neben sich Platz zu machen. »Und du, Yayah, musst jetzt tapfer sein!«

Khadidscha packte Yayah fest an dem gesunden Oberarm und unterhalb des Ellbogens des verletzten Arms; Abdarrahman legte Yayah beide Hände auf die Brust, damit er sich nicht aufbäumen konnte, und blickte ihm fest in die Augen. »Ich bin bei dir und werde es von jetzt an immer sein! Es tut mir so leid, hörst du, Yayah, es tut mir so unendlich leid!«

Als Zahra mit der Nadel einstach, wimmerte Yayah zwar erneut, versuchte aber nicht mehr, sich aus der Umklammerung zu befreien, sondern bohrte seinen Blick ebenso tief in den Abdarrahmans wie umgekehrt. Bis Zahra mit dem Nähen fertig war, hatte Abdarrahman Yayahs Tunika ganz nassgeweint, während dieser keine Träne mehr vergossen hatte.

 

Schon längst hatte sich die Nacht über das Lager gesenkt. Zahra hatte sich in eine Decke gehüllt und wachte über Yayah und Tamu, während sich Zainab, Khadidscha und eine von Deborahs Dienerinnen um die anderen Verletzten kümmerten. Deborah versuchte, ihre Kinder zu beruhigen, die durch den Überfall so verstört waren, dass sie mehrmals weinend aus dem Schlaf schreckten. Zahras Blick ging immer wieder voller Unruhe zum Wald, und je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde ihre Angst. Als Jaime und Raschid endlich heranritten und Zahra sah, dass sie ohne Chalida zurückkamen, presste sie sich die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf. Jaime drückte einem Diener die Zügel in die Hand und eilte zu ihr. »Wir haben ihre Spur verloren; aber morgen, bei Tag, werden wir sie wiederfinden – und damit auch Chalida!«

»Und wenn sie ihr in der Zwischenzeit …« Zahra brachte die Worte nicht über die Lippen, doch Jaime verstand sie auch so. Er ging vor ihr in die Hocke und raunte mit belegter Stimme: »Sie werden ihr nichts antun, Zahra, ganz gewiss nicht. Ich habe keine Ahnung, warum sie ausgerechnet Chalida wollten, aber sie wollten sie lebend, und nur daran darfst du jetzt denken, Zahra, nur daran!«

Er sah sie eindringlich an und erkundigte sich dann nach Yayah, Tamu und den anderen Verletzten. Erst nach mehrfachem Schlucken konnte Zahra antworten. »Alle Verletzten sind versorgt, und Tamu und Yayah …« Zahra biss sich auf die Lippen, und dann brach es wie eine Woge aus ihr heraus: »Wer waren diese Männer, Jaime? Was wollten sie von uns? Und warum Chalida? Warum haben sie gerade sie mitgenommen? Jaime, will sich da jemand an uns rächen?«

»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden«, schwor Jaime ihr. Er küsste sie auf die Stirn und ging zum Lagerfeuer, welches nur noch schwach glomm. Er nahm einen Stock und verschob damit ein paar Scheite. Dann wartete er einen Moment – und stieß den Stock mit plötzlicher Wut mitten in die Glut hinein. Giftig helle, knisternde Funken stoben empor, in der Glut knackte und barst es, und wie von Geisterhand schleuderte es auf einmal wild hochzüngelnde Flammen empor. Jaime warf den Stock ins Feuer und sah mit geballten Fäusten zu, wie das Feuer ihn verzehrte.

 

Kaum zehn Tage war es her, dass sie alle von Granada aufgebrochen waren, um sich nach langen, entbehrungsreichen Kriegsjahren und einem zunehmend verzweifelten Kampf um ihr geliebtes al-Andalus auf den Weg nach Lissabon zu machen, wo sie ein neues Leben zu beginnen hofften. Da die Christen Zahra als vermeintliche Hochverräterin suchten, hatte sie die Stadt vor der offiziellen Übergabe verlassen müssen, aber auch Raschid und Deborah hatten nicht unter den neuen Herrschern leben wollen. Deborah war in früheren Jahren schon zu oft Opfer von Übergriffen der Christen geworden, um jetzt noch ohne Angst unter ihrer Herrschaft leben zu können. Da Deborahs Eltern seit zwei Jahren recht gut in Lissabon lebten, hatten sie beschlossen, ebenfalls dorthin auszuwandern. Auf ihre Wagen hatten sie das Allernötigste geladen und den überwiegenden Teil des Erlöses ihres Besitzes in doppelten Böden verborgen. Lediglich einen kleinen Teil des Goldes trugen Raschid und Jaime in Lederbeuteln unter ihren Tuniken.

Obwohl Zahra wusste, dass dies kaum mehr genug war, um damit ein neues Leben in Portugal anfangen zu können, verschwendete sie im Moment doch keinen Gedanken daran. Chalida, das war das Einzige, woran sie denken konnte, und an Yayah und Tamu. Besorgt fühlte sie die Temperatur der beiden. Während Tamu nur leichtes Fieber hatte, war Yayahs Stirn in den letzten beiden Stunden beängstigend heiß geworden. Schon zwei Mal hatte sie ihm einen Heiltrank eingeflößt, der laut Tamu Wunder bewirken konnte, allerdings hatte sie nicht alle Kräuter finden können, die Tamu ihr genannt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass der Trank auch so seine Wirkung entfalten würde.

Irgendwann musste Zahra dann doch eingenickt sein, denn beim ersten Dämmerlicht schrak sie hoch, und sofort ging ihre Hand zu Yayahs Stirn, die ihr unvermindert heiß erschien. Auch sein Puls jagte. Sie tastete nach Tamus Stirn und war froh, dass zumindest sie stabil war. Ein paar Minuten Ruhe wollte sie ihr noch gönnen, aber sobald es richtig hell war, musste sie sie wecken und fragen, was sie sonst noch für Yayah tun konnte. Zahra setzte sich auf und sah, dass auch Jaime schon wach war. Er sattelte sein Pferd und redete mit Raschid. Mit einem Mal schien ihr Wortwechsel heftig zu werden. Zahra erhob sich und trat zu ihnen.

»Bis Mittag gebe ich uns – und keine Stunde länger!«, knurrte Jaime Raschid an. »Entweder haben wir Chalida bis dahin gefunden und zurückholen können, oder ich mache das, was ich dir eben gesagt habe!«

»Jaime, ich verstehe, dass du Angst um Chalida hast, aber was du da vorhast, ist der reine Selbstmord und bringt weder dir noch Chalida etwas!«

»Was hast du vor?«, fiel Zahra ihrem Bruder ins Wort und blickte Jaime fest in die Augen.

Jaime warf Raschid einen ärgerlichen Blick zu. »Dein Bruder übertreibt. Es gibt derzeit nur eines, was gefährlich ist, und das ist, nichts zu unternehmen!«

»Ich will wissen, was du vorhast, Jaime!«

Statt auf ihre Frage zu reagieren, bückte sich Jaime, um den rechten Vorderhuf seines Pferdes auszukratzen.

Mit bebendem Blick wandte sich Zahra an Raschid. »Dann sag du es mir!«

»Wenn ich es nicht tue, wirst du wohl keine Ruhe geben.« Unwillig hob Raschid die Augenbrauen. »Nun denn: Jaime meint, wenn wir Chalida bis zum Mittag nicht gefunden haben, müsste er … Nun ja, dann will er zurück nach Granada reiten und seinen Bruder um Hilfe bitten.«

»Nach Granada? Und ausgerechnet zu Gonzalo?« Zahra fuhr zu Jaime herum. »Das ist nicht dein Ernst!«

Jaime ließ das Bein des Pferdes sinken und klopfte dem Schimmel auf den Hals. »Doch, Zahra, denn das ist dann der einzige Weg, wie wir Chalida wiederfinden können!«

Zahra kniff die Augen zusammen. »Du weißt mehr, als du uns sagst, nicht wahr? Wer waren die Männer gestern? Kennst du sie?«

Mit jedem Wort war Zahra näher auf Jaime zugegangen. Jaime hob die Hände. »Ja, verdammt, ich habe zwei der Männer wiedererkannt. Als ich noch für die Christen gekämpft habe, unterstanden die beiden mir in meiner Truppe. Sie sind damals nicht lange geblieben, weil sie einen Brotherrn gefunden haben, der ihnen für private Überfälle mehr zahlte als die Königin für ihren Einsatz bei der Rückeroberung des Maurenreichs.«

»Aber wenn du die Männer erkannt hast, dann musst du doch auch wissen, wer sie geschickt hat!«

»Leider nicht«, gab Jaime zurück. »Die arbeiten für jeden, der ihnen genug Gold bietet.«

»Und was willst du von Gonzalo?«

»Männer, Waffen und Pferde, Zahra!« Jaime stieß einen Schwall Luft aus. »Wir brauchen Hilfe!«

Zahra schluckte. »Und … und wenn er sie dir nicht gibt? Oder die Büttel dich gefangen nehmen, weil, weil … Jaime, du weißt genau, dass sie dich suchen, weil du mich aus dem Kerker befreit hast, und ich, ich will nicht …«

»Es wird schon gutgehen«, fiel Jaime ihr ins Wort. »Auch wenn Gonzalo wegen all dem eine unbändige Wut auf mich hat – er ist kein Unmensch. Und er ist mein Bruder. Er würde mich niemals ausliefern.«

»Und wenn dich jemand anderes erkennt? So manchem jucken sicher die Finger, wenn er an das Kopfgeld denkt, das auf dich ausgesetzt ist! Und außerdem verstehe ich immer noch nicht, wie du darauf kommst, dass ausgerechnet Gonzalo uns helfen würde!«

»Gewiss nicht, weil ich mit der Frau lebe, für die er vor ein paar Jahren alles hatte aufgeben wollen, um sie heiraten zu können, das ist mir auch klar, Zahra. Aber dieses kastilische Diebespack … Ich weiß, dass die Krone sie schon lange sucht und ein saftiges Kopfgeld ausgesetzt hat, weil sie bei einem Attentat auf den König beteiligt waren. Der Krieg hat bisher verhindert, systematisch nach ihnen suchen, doch jetzt ist der Krieg vorbei – und wer könnte derzeit motivierter sein, sie zu finden, als ich? Das muss auch Gonzalo einsehen, und da ihm das Wohl der Könige mehr am Herzen liegt als sein eigenes, könnte ich mir vorstellen, dass ich ihn für meinen Plan gewinnen kann. Alles, was er tun müsste, wäre, mir ein paar gute Leute mitzugeben!«

»Und warum bittest du nicht Boabdil um Hilfe? Auch wenn wir den Krieg gegen die Christen verloren haben, hat er als unser ehemaliger Emir doch noch beste Kontakte! Oder wir bitten einen unserer maurischen Freunde in Granada, uns zu unterstützen?«

»Boabdil hat derzeit genug eigene Probleme, und unsere Freunde in Granada tun gut daran, sich zurückzuhalten, wenn sie nicht im Kerker enden wollen. Auch wenn wir Attentäter jagen – es sind Christen!«, brachte Jaime ihr in Erinnerung. »Du weißt es doch selbst: Den Mauren ist es streng verboten, die Waffen gegen einen Christen zu erheben – ganz gleich, was er verbrochen hat.«

Jaime schwang eine mit Vorräten gefüllte Ledertasche über den Sattel, drehte sich noch einmal zu Zahra um und umarmte sie aus einem Impuls heraus heftig. »Mach dir keine Sorgen, ich werde die Halunken finden – entweder mit Raschid oder mit Hilfe meiner alten Kontakte bei den Kastiliern! Und ihr bleibt hier und wartet auf uns. Außerdem könnten wir mit den Verletzten ohnehin nicht weiterreiten. Wir müssten uns so oder so trennen!« Er küsste sie noch einmal und blickte ungeduldig zu Raschid. »Und was ist mit dir? Kommst du nun mit oder nicht?«

Raschid schnaubte, machte sich aber daran, sein Pferd zu satteln.

»Nun beeil dich doch!«, herrschte Jaime ihn an, schwang sich in den Sattel und trieb sein Pferd so hart an, dass es fast aus dem Stand in Galopp verfiel.

 

Im Laufe des Tages begriff Zahra, dass Jaime schon viel weiter vorausgeplant hatte, als er ihr gesagt hatte. So hatte er Zubair angewiesen, sich nach einem Lagerplatz umzusehen, der auch für einen längeren Aufenthalt geeignet war und den Verletzten Schutz vor Kälte und Nässe bot. Auch die Diener und Geleitsoldaten hatten, sofern sie nicht zu schwer verletzt waren, konkrete Aufträge erhalten: Einer sollte sich auf die Suche nach weiteren Pferden machen, ein anderer jagen, einer die nähere Umgebung erkunden und die übrigen das Lager bewachen.

Zunächst hatte Zahra wenig Zeit, an Jaime und seine Verfolgungsjagd zu denken, da sie mit der Versorgung der Verletzten alle Hände voll zu tun hatte, aber als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, wuchs ihre Nervosität. Zu allem Übel brauten sich am Nachmittag dicke, schwarze Wolken zusammen, die nichts Gutes verhießen, und kurze Zeit später schüttete es tatsächlich in Strömen. Zahra, die gerade aus der Tunika einer der Verstorbenen neues Verbandsmaterial riss, sah besorgt zu ihrem kleinen Sohn und Tamu. Sie hatten sie und die anderen Verletzten unter die Büsche gebettet, aber bei dem heftigen Regen boten die Blätter keinen nennenswerten Schutz.

Durch das Prasseln des Regens hörte sie Khadidscha rufen: »Herrin, Ihr müsst kommen, ich glaube, er ist …« Ihre Worte ertranken in aufquellenden Schluchzern. Rasch eilte Zahra zu ihr und dem Geleitsoldaten, dessen Unterschenkel im Kampf zerfetzt worden war. Sie kniete sich vor den Mann, fühlte ihm den Puls und hielt zur Sicherheit noch ihre Wange vor Nase und Mund, doch sein Lebenshauch war versiegt. Lähmende Verzweiflung überkam sie. Tamu hätte dem Mann sicher den Unterschenkel abgenommen, damit er nicht durch die vielen klaffenden Wunden nach und nach verblutete, aber sie hatte es nicht gewagt, sondern nur die größten Wunden genäht, bei denen sie noch einigermaßen etwas hatte zusammenfügen und schließen können. Offensichtlich war das die falsche Entscheidung gewesen. Sie blickte zu ihrem kleinen Sohn und Tamu, bat den Allmächtigen voller Inbrunst, dass er die beiden wieder gesund werden ließ, und wisperte ein jämmerlich klingendes »inschallah« hinterher – so Gott will.

II.

Santa Fe
10. Dezember 1491

Das Warten und die Ungewissheit drückten Jaime wie eine Zentnerlast nieder. Er merkte, dass er die Hände vor lauter Ungeduld schon wieder zu Fäusten geballt hatte, zwang sich, sie zu lockern, und lief erneut rastlos vor Gonzalos Empfangszimmer auf und ab. Dabei versuchte er, sich mit dem Gedanken abzulenken, dass man über die kastilische Königin Isabel denken konnte, wie man wollte, ihr aber zumindest in einem Punkt Achtung zollen musste: Sie war zweifelsohne eine ausgesprochen findige Herrscherin. In den letzten Jahren hatte sie so manches vollbracht, was an Wunder grenzte – Wunder wie dieses Haus und zahllose andere, die hier in Santa Fe innerhalb weniger Wochen quasi aus dem Nichts hochgezogen worden waren. Mit dem Bau dieser Häuser hatte Isabel den Mauren vor Augen führen wollen, dass sie auch der Winter nicht von der Fortsetzung der Belagerung Granadas abhalten würde. Hundertfünfzig Maurer und über fünfzig Schreiner hatten am Bau von Santa Fe mitgewirkt. Und ihr Plan ging auf: Die Mauren, die schon seit Monaten von den Christen in ihrer eigenen Stadt – einer Stadt mit mehr als zweihunderttausend Bewohnern! – von der Außenwelt abgeschnitten worden waren, hatten einsehen müssen, dass Isabel nie mehr von ihnen ablassen würde. Entweder sie kapitulierten – oder sie würden den Tod finden. Auch Jaime und seine Familie hatten zu den Hungernden gehört, die schließlich dem Emir klarmachten, dass weiteres Ausharren nur noch mehr Menschenleben fordern würde. Trotzdem war es für alle ein schwerer Tag gewesen, als Boabdil seine Gesandten nach Santa Fe schickte, um den Katholischen Königen ihre Kapitulation zu überbringen. Über so viele Jahre hatten sie gekämpft – und letztlich alles verloren. Am zweiten Januar würde Boabdil den Katholischen Königen die Schlüssel der Stadt überreichen: der letzte symbolische Akt, der die Christen zu den neuen Herrschern des Maurischen Königreichs erheben und den Schlusspunkt unter eine Ära setzen würde, die fast achthundert Jahren Bestand gehabt hatte.

Als Jaime sah, wie Gonzalos Knappe aus dem Empfangszimmer kam und direkt in den nächsten Raum verschwinden wollte, eilte er ihm nach und hielt ihn am Arm fest. »Wie lange muss ich denn noch warten, von deinem Herrn empfangen zu werden?«, knurrte er ihn an.

Mit arrogant erhobenen Augenbrauen blickte der sicher kaum fünfzehnjährige Bursche auf Jaimes Hand herab, mit der dieser ihn weiterhin gepackt hielt. In Jaime zuckte es. Am liebsten hätte er den Lümmel am Kragen gepackt und ihn so lange geschüttelt, bis ihm seine widerwärtige Selbstherrlichkeit wie Schuppen vom Gesicht fiel, aber leider war er in Turban, Tunika und Pluderhose gehüllt, und als vermeintlicher Muslim war es nicht ratsam, Hand an einen Christen zu legen. In kastilischer Kleidung herzukommen, war Jaime zu gefährlich erschienen: In der Stadt hätte er allzu leicht erkannt werden können. Auch seinen wahren Namen hatte Jaime dem Knappen nicht genannt, sondern sich als Bote des Emirs ausgegeben. Den Umständen gehorchend, ließ er seine Hand vom Wams des Burschen gleiten, zwang sich zur Ruhe und wiederholte seine Frage. Mit einem Mal ging die Tür des Empfangszimmers noch einmal auf, und Gonzalo trat heraus.

»Nanu?«, rief er. »Ein Besucher?« Er sah seinen Knappen ärgerlich an. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass jemand auf mich wartet?«

Der Bursche bekam einen feuerroten Kopf. »Er, er ist … Aber er ist doch nur ein verd…«

»›Verdammter Maure‹ wolltest du jetzt aber sicher nicht sagen, oder?«, fiel Gonzalo ihm mit Donnerstimme ins Wort.