Cover

Karin Engel

Der geheime Salon

Roman

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Karin Engel

Karin Engel lebt und arbeitet als Journalistin und Autorin an der Westküste Schleswig-Holsteins. Sie schreibt seit 15 Jahren für Frauenmagazine über Psychologie und aktuelle Themen. Die Liebe hat sie vor zehn Jahren an die Küste geführt, doch ihre Wurzeln liegen in Bremen

Über dieses Buch

Bremen 1905:
Als die 38-jährige Charlotte nach dem Tod ihres Mannes von ihrem Landgut auf Mallorca in Bremen eintrifft, scheint der Beweggrund für ihren Besuch in der Heimat auf der Hand zu liegen. Welche Witwe würde die Zeit der Trauer nicht im Schoße ihrer Familie verbringen wollen? Doch Charlotte hat anderes im Sinn – Rache …

Impressum

eBook-Ausgabe 2013

Knaur eBook

© 2013 Knaur Taschenbuch Verlag Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

ISBN 978-3-426-41566-5

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Prolog

Schicht um Schicht abzulegen, um nach einem köstlichen Moment allein oder zu zweit empfundener, staunenswert natürlicher Erotik die vollkommene Verwandlung einzuleiten, Schicht auf Schicht zu binden, zu knoten, zu knöpfen und zu gürten, hatte ihnen in den vorangegangenen Wochen ebenso viel Vergnügen bereitet wie der überaus seltsame Umstand, keinerlei Zweifel provoziert zu haben, jedenfalls nicht von der Art, die eine Reaktion ihrerseits notwendig gemacht hätte.

Das verhielt sich heute ein wenig anders.

An diesem Sonntagmorgen im Spätsommer des Jahres 1905 lag das Vergnügen ausschließlich in der Intention, die Angelegenheit zu einem guten Ende zu bringen.

Als der Morgen graute, bereiteten sie in der Küche im Souterrain ein leichtes Frühstück zu, Eier im Glas, Graubrot, ein wenig Butterkäse und Kaffee. Sie nahmen es im großen Salon ein, damit die zwei, die es betraf, vergaßen, welche Haltung, welche Attitüde gleich von ihnen erwartet wurde. In den dunklen Augen, die ihre Bewegungen verfolgten, standen Belustigung und Verständnislosigkeit darüber, dass sie dabei einander bedienten. Aber das war wichtig, um das Gleichgewicht ihrer Kräfte, das vollkommen war wie die Verwandlung, die die verborgene Existenz des Gleichgewichts überhaupt erst ins Licht ihres Bewusstseins geholt hatte, nicht ausgerechnet heute, zur Unzeit also, aus der Balance geriet.

Während sie aßen und tranken, lächelten sie sich aufmunternd zu und warfen Blicke zum Fenster hinaus durch die verglaste Veranda auf den Fluss, der unentwegt unterwegs war, Jahr um Jahr um Jahr, ganz gleich, was sich an seinen Ufern abspielte.

Wenn die Sache misslang, hatten sie nur den Bruchteil einer Chance, auf das Schiff zu gelangen, das an der Kaiserbrücke bereitlag. Sie hatten zu diesem Zweck eine, sagen wir, Geschäftsverbindung reanimiert, die sich sehr erfreut gezeigt hatte, ihnen gefällig zu sein.

Aber die Sache würde nicht misslingen. Durfte nicht misslingen. Sie würden das Schweigen und die Erstarrung nutzen und verschwinden.

Um halb neun verließen sie das Haus am Osterdeich und wandten sich flussabwärts. Die Abendcapes, die Zylinder und die Koffer, die sie bei sich trugen, ließen sie von weitem wie eine übermüdete Ballhaus-Combo auf dem Weg nach Hause wirken, ein schönes Mädchen in ihrer Mitte, Paul Linckes Operettenerfolg »Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe«, den alle Welt auswendig kannte, noch in der Kehle.

Der Mann, der ihnen unbemerkt folgte, hatte Mühe, sich im Zaum zu halten, doch nach einer Weile zeichnete sich auf seinen Zügen ungläubiges Erstaunen ab, als begriffe er, welches Lied in Kürze gespielt werden sollte. Sein Gesicht verfinsterte sich. Mit klammen Fingern tastete er nach einem Gegenstand in seiner Manteltasche, und als er fand, was er gesucht hatte, beschleunigte er seine Schritte.

1

Einer Eingebung folgend, die sie kurz bedachte, bevor sie ihr zögernd nachgab, schmückte Charlotte den Blick, den sie ihrem Mann wie jeden Morgen zum Abschied zuwarf, mit ein wenig Nachsicht.

Umberto war unverschuldet in einen Krieg geraten und hatte all die Jahre sein Bestes getan, vorzugeben, davon nichts bemerkt zu haben, ob aus Rücksicht und Feingefühl ihr gegenüber oder aus Bequemlichkeit wusste Charlotte nicht zu sagen. Aus reinem Selbstschutz hätte sie jedoch auf egoistische Motive gewettet; ihrem Mann zuzugestehen, ein besserer als ein leidlich guter Mensch zu sein, hätte sie nicht ertragen können. Aber das hatte nichts mit Umberto zu tun.

Der Morgen war klar, als er aufs Pferd stieg, keine Wolke am Himmel, angenehm mild, ein leichter Wind, der perfekte Morgen, um die vielen Hektar Land abzureiten, die sich seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts und nunmehr drei Generationen im Besitz der de Santanyis befanden und die sich nun, Anfang Februar 1905, als wogendes weißrosa Meer zeigten, in dem Umberto wie jeden Morgen für Stunden verschwinden würde, um eins zu werden mit der Erde und den Baumseelen und den Mandeln, die der Herrgott ihm Jahr für Jahr zu Tausenden und Abertausenden schenkte, um ihn und die Seinen reich und zufrieden zu machen. Der morgendliche Ritt war Umbertos persönliche Liturgie, der wahrhafte Gottesdienst im Gegensatz zu dem, was die institutionalisierte Gier daraus gemacht hatte. Charlotte wusste, dass ihr Mann, obschon ein katholischer Katalane, im Grunde seines Herzens ein Freigeist im Spinozaschen Sinn war. Nur im Meer seiner Mandelbäume fand er den Frieden, jeden Morgen aufs Neue, ganz gleich, was seine Frau ihm vorenthalten, sein ungeratener Sohn verbrochen und irgendeiner der Arbeiter wieder einmal vermasselt haben mochten, aber er fand ihn nur, wenn er allein war.

Charlotte winkte ihm nach und blieb noch einen Moment stehen. Sie wünschte, sie könnte es Umberto nachtun, aber sich zu Pferd von seiner Frau begleiten zu lassen, während er seiner schöpfungsgewollten Aufgabe als Herrscher über Land und Leute nachkam, gehörte nicht zu den Gepflogenheiten, denen sich ein mallorquinischer Großgrundbesitzer in diesen Zeiten und an diesem Ort befleißigte. Mochte die Belle Epoque seit der Jahrhundertwende für Kunst, Literatur und Wissenschaft unablässig neue, aufregende Horizonte eröffnen, galt das nur in Maßen für das Verhältnis von Mann und Frau. Und auf dieser Insel nicht einmal das.

Natürlich hätte Charlotte mit einer Anstandsdame ausreiten können oder Umberto bitten, eine Kutschfahrt mit ihr zu unternehmen, eine Kutschfahrt war standesgemäß, aber sie wusste eben aus Erfahrung, dass Grund und Boden in ihrer Seele keine vergleichbare kathartische Wirkung auslösten wie auf ihren Mann. Die Landschaft war sowohl in frühlingshaftem Grün als auch später in sonnenversehrter Kargheit schön, ohne Zweifel, aber Charlotte vermochte in der Ebene, die sich im zentralen Teil der Insel zwischen den Bergketten Serra de Tramuntana im Nordwesten und den Serres de Llevant im Osten befand, nicht viel mehr als eine Region zu sehen, deren Bewohner lächerlich stolz auf einen nicht gerade nennenswerten Tafelberg waren und aus der die meisten landwirtschaftlichen Produkte für den täglichen Bedarf der Insel stammten – Kartoffeln, Reis, Mais, Gemüse, Wein, Mandeln. Durch den Schutz der Berge im Nordwesten vor den winterlichen Nordwinden waren bis zu vier Ernten im Jahr möglich. Doch der Preis, hier zu leben, war hoch. Comarca, wie die Inselbewohner die Ebene nennen, war im Sommer gleichbedeutend mit Hitze, Staub, Einsamkeit und schleichender geistiger Verarmung – zumindest für Charlotte. In ihrem Haus am Meer im Süden der Insel nahe dem Städtchen Palma war das Leben weitaus angenehmer. Dort, und nur dort, fand sie, was vielleicht mit dem vergleichbar war, was ihren Mann jeden Morgen in die Mandelbäume trieb.

Ein Lächeln umspielte Charlottes Mund und erhellte ihre Züge, in denen Hingabe und Entschlossenheit im Streit miteinander lagen. Eine fein geschnittene Nase gegen ein etwas kantiges Kinn, eine weiche Wangenpartie gegen scharf gezeichnete Augenbrauen über mehr grauen als blauen Augen, üppiges, schnurglattes dunkelblondes Haar, das sich nur mit Mühe, Geduld und festigendem Zuckerwasser zu Locken legen ließ, die länger als fünf Minuten hielten. Ihrer norddeutschen Abkunft verdankte sie einen schlanken Wuchs, und ihre gerade Haltung ließ die unbequemen Kleider mit den altmodischen Fischbeinkorsetts luftiger aussehen, als sie waren. Für ihr Leben gern hätte Charlotte einmal die bauschigen, fließenden, korsettlosen Reformkleider anprobiert, die in Deutschland und Österreich jetzt Mode waren, aber daran war gar nicht zu denken. Sie war die Frau des Duque, sie trug schwere, gefältelte Seide von Hacken bis Nacken. Von weitem wirkte sie wie eine exquisite Version einer spanischen Landedelfrau, was mit eine Rolle gespielt haben mochte, weshalb Umberto nie die Hoffnung aufgegeben hatte, die Empfindungen seiner Frau könnten sich ihrer äußeren Erscheinung anpassen.

Sie hatte sich Mühe gegeben, das wusste er.

Versonnen betrachtete sie, wie er in einer Wolke aus Staub und aufgewirbeltem Sand verschwand.

Wenn sich die Dinge heute Nachmittag gut entwickelten, würde sie Umberto bitten, sie ans Meer fahren zu lassen, ihr Meer, in dem sie ertrinken und verschwinden und für ein paar Tage Frieden finden konnte. Vielleicht würde sie ihn sogar bitten, sie zu begleiten, was er ablehnen würde, weil er immer erst nach der Mandelblüte einen Schritt aus der Comarca heraus setzte, aber er würde diese Frage als eine entgegenkommende Geste begreifen, dazu angetan, ihm ein Lächeln zu entlocken.

Brüsk drehte Charlotte sich um und ging ins Haus zurück.

Mandelkuchen norddeutsch, den mochte Alejandro, auch wenn er es ungern zugab. Also würde Charlotte heute einen Mandelkuchen norddeutsch backen, der sich zwar in der Form, aber abgesehen davon nur insofern von einem Bremer Butterkuchen unterschied, als Charlotte ihn eben Mandelkuchen norddeutsch nannte, um ihn mit dem, wie sie fand, meist allzu drögen Traditionsgebäck der Insel konkurrieren zu lassen. Mandelkuchen gegen Mandelkuchen, gato del nord d’Alemanya gegen gato d’ametia, ein fairer Kampf und letztlich, wie so ziemlich alles im Leben, eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Die Stille im Haus war mittlerweile lauter Betriebsamkeit gewichen. In den Gängen und Zimmern wurde gewischt und gefegt, in der Küche befahl die magere, elfenschöne Rosalita gerade ein Heer unsichtbarer Helfer an Herd und Spülbecken. Sie murmelte vor sich hin, rief ab und an nach einem Alphonse und vollführte mit erhobenen Armen akkurate, abgezirkelte Bewegungen, als wollte sie die Luft in geometrische Formen zerteilen. Wer die junge Frau zum ersten Mal so erlebte, musste an ihrem Verstand zweifeln. In Wahrheit verhielt es sich jedoch so, dass Rosalita nur einfach nicht allein im Kopf war und zu tun hatte, die Stimmen darin zu sortieren, so dass für das übliche Benehmen in einem sozialen Gefüge nicht allzu viel übrig blieb. Rosalita unterhielt sich mit sich selbst, lachte, stritt, dozierte. Als kleines Mädchen hatte sie ihre Eltern, ein braves Pächterpaar von Umbertos Gnaden, erst zur Verzweiflung und ums Haar zu einer Todsünde getrieben, wenn sie nicht eines Nachts ihr vierjähriges Töchterchen auf einem Hocker vor dem noch glühenden Herd stehend aus Zwiebeln, Kartoffeln, dicker Sahne und eingelegten Gurken ein, wie das Kind es nannte, arabisches stifado zaubernd vorgefunden hätten. Zwar war dies nun auch nicht gerade das, was man von einer normal entwickelten Vierjährigen erwarten durfte, aber vielleicht ließe sich mit dieser Entdeckung etwas anfangen, das der Familie zum Vorteil gereichen könnte. Rosalitas Vater wurde bei seinem Herrn vorstellig, und Umberto beschloss, der betagten Köchin Inez, die schon seinen Großeltern gedient hatte, die kleine Irre zur Probe an die Seite zu stellen. Als Inez vor zehn Jahren starb, übernahm Rosalita, inzwischen fünfzehn, wie selbstverständlich deren Revier und bezog nach dem Tod ihrer Eltern ebenso selbstverständlich eine Kammer unterm Dach des Herrenhauses. Umberto verlor kein weiteres Wort darüber, weder zu dem Zeitpunkt noch später. Ihn interessierte es nicht, wo Rosalita wohnte noch wem er das delikate Chateaubriand zu verdanken hatte, Rosalita oder dem Geist irgendeines Kochs, der, aus welchen jenseitigen Gründen auch immer, in ein mageres mallorquinisches Mädchen gefahren war.

Welche Rolle im Übrigen das Gerücht, Rosalita könne hexen, verhexen, mit ihren Gedanken töten, bei Umbertos Entscheidung, ihr die Küche und damit die Gesundheit seiner Familie stillschweigend zu überantworten, spielte, lässt sich nicht sagen. Auf die Mädchen und Burschen, die im Haus und auf dem Hof arbeiteten, wirkte es jedoch einschüchternd genug, um der Irren, wie Rosalita hinter vorgehaltener Hand genannt wurde, mit Respekt und Ehrerbietung zu begegnen. Alles in allem führte Rosalita ein gutes Leben, unbehelligt und unfähig, eine andere sein zu können, mithin: ganz und stets sie selbst. Es gab Tage, an denen Charlotte sie deswegen beneidete, und es schien, als ob Rosalita darum wüsste. An diesen Tagen jedenfalls brachte sie Charlotte aus Kakao, Schokolade und geheimnisvollen Gewürzen hergestellte winzige Pralinen zur Nacht ans Bett. Manchmal lag auch eine besonders schöne Mandelblüte auf Charlottes Kopfkissen.

Heute schien Rosalita die Einzige zu sein, die nicht angespannt wirkte. Charlotte lächelte ihr zu und zog das Handtuch von der Rührschüssel. Sehr schön aufgegangen, dick und teigig, ein fetter Hefeklops leuchtete ihr entgegen, ihr Beitrag zum Gelingen einer Begegnung, auf die alle, mit Ausnahme von Charlotte, seit langem gehofft hatten. Rasch verteilte sie eine Handvoll Mehl auf dem Holztisch, rollte den Teig aus und formte handtellergroße Küchlein, die sie mit Butterflöckchen und Mandeln versah und, die Hände mit der Küchenschürze umwickelt, in den Ofen bugsierte. Der Ofen war der Mittelpunkt der Küche, ein unförmiger geweißelter Klops, ganz so wie das Haus selbst einen unförmigen geweißelten Klops in der von niedrigen Steinmauern durchzogenen Landschaft bildete, ein funktionaler Bau mit wuchernden Nebenbauten, abgerundeten Mauerkanten, kühlendem Steinfußboden und reflektierenden, grob geputzten Wänden, an denen sich Bougainvilleen und Clematis emporrankten. Aus Gründen, die im Dunkel der Geschichte lagen, hatten Umbertos Vorfahren zwei nicht näher benannten Heiligen gewidmet, was als Finca – Grundstück mit landwirtschaftlichem Anwesen – bezeichnet wurde und in diesem Fall eine glatte Untertreibung war. Dos Santos stellte ein veritables mallorquinisches Herrenhaus dar, ein architektonischer Ausdruck der Autorität, den die Erbauer über das Land auszuüben entschlossen waren und der sich lediglich das Schneidgras, die Agaven, Opuntien und die Myriaden von Goldblumen und Sauerklee widersetzten. Sie würden noch wachsen, wenn Dos Santos längst Geschichte sein würde.

Charlotte sah aus dem Fenster und erblickte die braunen Leiber eines Ziegenpaars, das gerade an der Küche vorüberstelzte. Ihr Meckern klang unternehmungslustig und zauberte ein Lächeln auf Charlottes Züge. Sie mochte die Hausziegen Philemon und Baucis, wie sie das Paar genannt hatte. Sie waren gerissen, neugierig und äußerst beharrlich, wenn es galt, den Strick, der das Tor ihres Geheges mit dem Pfosten verband, durchzuknabbern. Sie war gespannt, wie lange die beiden ihre Freiheit wohl dieses Mal würden kosten dürfen, bevor irgendein aufgebrachter Pablo oder Pedro sie zurück in ihr Gefängnis scheuchte. Als Charlotte bewusst wurde, wie herablassend ihre Gedanken jedem Pablo oder Pedro vorkommen mussten, rief sie sich zur Ordnung.

»Wer hat heute bei dir das Sagen, Alphonse oder Inez?«, fragte sie Rosalita in dem Versuch, deren Zunge zu lockern, aber umsonst.

»Tststs«, machte Rosalita und setzte ihre Tätigkeit schweigend fort, aus dicken rohen Kartoffeln gelbe Rosen, ähnlich den Blüten der Goldblume, zu schnitzen.

»Das sieht hübsch aus«, lobte Charlotte. »Ich nehme doch an, dass du damit die Abendtafel schmücken möchtest. Alejandros wegen.«

»Der Liebe wegen«, murmelte Rosalita. »Der Herr soll die Liebe sehen. Beide sollen die Liebe sehen, bevor sie sich zerfleischen.«

Charlotte lachte in sich hinein. Ausgerechnet Rosalita, der niemand zutraute, weiter als bis drei zählen zu können, brachte auf den Punkt, was alle spürten und weshalb die Anspannung fast greifbar war.

Rosalita schnupperte und wies mit dem Kopf auf den Ofen. Charlotte erschrak, riss die Ofenklappe auf und holte die Mandelkuchen norddeutsch gerade noch rechtzeitig heraus. Wie riesige Münzen aus dunklem Rotgold lagen sie da. Die Butterkrater vertieften sich noch ein wenig. Es sah aus, als würden die Kuchen atmen.

»Sie atmen«, hatte er gesagt und sie angelächelt.

Charlotte nickte Rosalita zu und floh – in den Patio, den Salon, die Stallungen, wo die Männer absattelten, bereit, nach der Versorgung des Viehs eine Siesta vor der Siesta einzuleiten. Charlotte störte sie dabei, sie las es in ihren undurchdringlichen Mienen. Sie fragte nach Umberto. Kopfschütteln. Sie kehrte ins Haus zurück. Es interessierte sie ja gar nicht, sie wollte bloß fort von der zärtlichen Stimme.

Ein paar Noten, herangeflogen aus dem Blütenhimmel der Bougainvilleen, schmeichelten sich in ihr Ohr. Charlotte fing an zu summen und eilte die sich links vom Patio befindende Treppe in den ersten Stock des Hauses. Ihr Zimmer lag der Treppe gegenüber, die Gitarre lehnte neben der Tür. Hineinstürmen und ihre Rettung ergreifen bildeten eine fließende Bewegung, als würde die nahende Rettung die Konturen ihres Körpers verflüssigen, und als Mund und Hände begannen, nahm das Haus diese neue Melodie in sich auf wie die vielen anderen Melodien, die Charlotte in den vergangenen acht Jahren gefunden hatte, um die zärtliche Stimme in sich zum Schweigen zu bringen. Es gelang ihr gut. Auf jedem Fest, das die de Santanyis ausrichteten oder besuchten, wurde Charlotte genötigt, zu singen und zu spielen. Andere Frauen mochten sich aufs Tanzen verstehen, sie, Charlotte, bestimmte die Musik.

Sie spielte und sang eine Stunde, dann setzte sie sich an die Staffelei und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Details ihrer jüngsten Arbeit, einer melancholischen Birkenlandschaft unter prachtvoll gebauschten Wolken. Umberto würde auch dieses Bild gefallen, nicht unbedingt, was das Motiv betraf – er hoffte, seine Frau würde sich thematisch öfter ihrer neuen Heimat zuwenden –, aber in der Art, wie sie malte, lebendig und wirklichkeitsnah. Charlotte lächelte flüchtig. Meistens war sein überschwengliches Lob ihr peinlich, aber dieses Gemälde war ihr tatsächlich ganz gut gelungen.

Charlotte spürte, dass sie hungrig war, und ging hinunter in den Patio, wo für sie und ihren Mann gedeckt war. Zitronenwasser, eine Flasche leichten Rotweins, ein Korb mit frischen Weizentortillas standen bereit, der Duft nach Gebratenem wehte von der Küche herüber.

Umberto erschien nicht zum Mittagessen, was ungewöhnlich für ihn war. Während Charlotte allein am Tisch saß und eine kalte Gurkensuppe löffelte, fragte sie sich, ob ihr Mann womöglich endlich eine Gespielin gefunden hatte, die seine müden Lenden befeuerte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Umberto wollte nur Charlotte, er wollte sie verzweifelt, und sie hätte es ihm wahrlich gegönnt, auch in der eigennützigen Hoffnung, dass sich ihre verknoteten Gefühle durch das Wunder der körperlichen Vereinigung lösen mochten, aber da war nichts zu machen, keine Engelszungen, kein Handwerk.

Als die Stunden der Siesta vorübergingen und Umberto immer noch nicht zurückgekehrt war, wusste Charlotte, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte. Alejandro wurde in weniger als einer Stunde hier erwartet, und niemals hätte Umberto auf diesen Moment verzichtet, niemals seinen Sohn derartig vor den Kopf gestoßen und womöglich dadurch die ersehnte Versöhnung gefährdet. Sie schickte den Hausburschen zum Verwalter, der in einem der etwa hundert Meter vom Haupthaus entfernt gelegenen wuchernden Nebenbauten wohnte, dem bald hier, bald da ein Stall oder eine Kammer für die wachsende Schar der Nachkommen wuchs.

Wenig später ritten fünf Männer mittleren Alters mit besorgten Mienen ins weißrosa Meer der Mandelbäume.

Als es fünf Minuten vor der verabredeten Zeit war, befahl Charlotte allen Dienstboten, so wie Umberto es gewollt hatte, vors Haus zu treten, um den Sohn des Duque willkommen zu heißen. Getuschel und fragende Blicke, die Charlotte streng erwiderte. Sie machte sich Sorgen, erhebliche Sorgen, um genau zu sein, aber das ging das Personal nichts an. Die Dinge würden sich erklären, alsbald, auf eine natürliche Art, die sie zum Lächeln bringen würde.

Vielleicht war er vom Pferd gestiegen, um einen Moment auszuruhen, und an den Stamm eines Mandelbaums gelehnt eingenickt; vielleicht hatte er die alte Selena getroffen, verwirrt und verängstigt herumirrend wie so oft, und hatte sie zurückgebracht in ihr winziges Häuschen am Ortsrand von Randa, ehe er sich aufmachte, den nichtsnutzigen Jaime aufzuspüren und ihn an seine Sohnespflichten zu erinnern. Erst hatten sie sich lautstark in den Haaren gelegen und am Ende bei Mandelkuchen und Wein Versöhnung gefeiert. Irgendwas in dieser Art würde Umberto ihr erzählen, teils belustigt, teils ungehalten darüber, die Zeit aus dem Blick verloren und sich in fremde Angelegenheiten gemischt zu haben. Carlotta, würde er schließlich aufseufzen, dass du mir aus der Geschichte nur ja keines deiner Lieder machst, nein!

Alejandro erschien Schlag fünf, pünktlich wie ein norddeutscher Maurer. Er stieg vom Pferd, ließ die Zügel fallen, auf dass irgendwer sich um das verschwitzte Tier kümmern möge, kam auf Charlotte zu und küsste ihr formvollendet die Hand. »Señora«, sagte er in aufreizendem Ton, nichts weiter, hob den Blick und betrachtete sie mit dieser sehr speziellen Mischung aus Arroganz und Trotz, die ausschließlich den spanischen Adligen gegeben war und die so ausgezeichnet zu Alejandros glühenden Augen, den schwarzen Locken und der geraden Nase passte.

»Alejandro«, gab Charlotte zurück, nichts weiter, seinem Blick problemlos standhaltend. Sie gewann.

Seine Augen glitten von ihr zum versammelten Personal. Als Alejandro Rosalita erblickte, veränderte sich der Ausdruck seiner Augen für den Bruchteil einer Sekunde, was Charlotte nicht entging. Sie nahm sich vor, während seines Aufenthalts auf Dos Santos erhöhte Aufmerksamkeit walten zu lassen. Erotische Verstrickungen und zwangsläufig nachfolgende Enttäuschungen waren das Letzte, was sie Rosalita wünschte.

»Lass uns in den Salon gehen«, forderte sie ihn leichthin auf.

Schweigend gingen sie nebeneinander her, umrundeten den Patio – während der Siesta hatte es geregnet, etliche Pfützen zeugten vom Zustand des jahrzehntealten, an vielen Stellen abgesackten Steinfußbodens des Innenhofs – und traten durch den mit Stuck verzierten Rundbogen, der den Salon von allen anderen Räumen unterschied; Charlottes einziger Versuch, dem bäuerlichen Ambiente einen Hauch von Alhambra zu verleihen, wie es ihr im Haus am Meer so gut gelungen war. Aber hier sah es schrecklich aus, eine Prothese in verwelktem Fleisch. Am liebsten hätte sie den Fremdkörper eigenhändig wieder herausgerissen, hatte es aber bleibenlassen, um tagtäglich vor Augen zu haben, wie kläglich der Versuch enden konnte, ein Maultier auf Rennpferd zu trimmen.

Im Wesentlichen bestand der nur von Charlotte so bezeichnete Salon aus niedrigen, ungenügend gepolsterten Sesseln mit Rücken- und Armlehnen aus gedrechseltem Holz, einem niedrigen, gewaltigen Tisch, auf dem nun Charlottes Aussteuer-Service porzellanhell schimmerte, sowie einem Ofen, einem unförmigen geweißelten Klops. Gemeinsam mit seinem Zwilling in der Küche bekamen sie das ganze Haus im Winter leidlich warm, wenngleich Umberto ständig argwöhnte, zu viel Behaglichkeit könne einen Mann verweichlichen, eine Ausdrucksweise, die in Anbetracht seines Problems nicht der Komik entbehrte.

»Setz dich doch bitte, Alejandro«, sagte Charlotte liebenswürdig und schenkte ihm Kaffee in die zierliche goldgerandete Porzellantasse. »Ich habe Mandelkuchen norddeutsch für dich gebacken, gato del nord d’Alemanya.«

»Ich danke dir, ich erinnere mich gut«, erwiderte Alejandro und bedachte sie mit einem freundlichen Blick. Er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Entscheidung seines Vaters nicht nur für falsch, sondern für verachtungswürdig hielt, gleichzeitig jedoch imstande war, dies von der Person Charlottes zu trennen. Hinter seiner herablassenden Haltung verbarg sich ein zur Differenzierung durchaus fähiger junger Mann, und dies war es auch, weshalb Charlotte Umbertos Sohn ebenso schätzte wie fürchtete. Ein von Gefühlen geleiteter Mann lässt sich von zarter Hand dirigieren, ein von nüchterner Sachlichkeit geprägter Charakter hingegen nur bedingt.

»Wie verläuft dein Studium? Bist du zufrieden mit deiner Wahl?«

»Es ist naturgemäß sehr theoretisch«, wich Alejandro aus, verschloss sein Gesicht aber nicht rechtzeitig genug, so dass Charlotte mehr sah, als ihm recht sein konnte.

Charlotte sagte nichts, es war nicht ihre Sache, Umbertos Sohn die Steigbügel zu halten, aber sie schenkte ihm ein Lächeln. Alejandro war dreiundzwantig, ein zu schnell erwachsen gewordener Junge, der seine Mutter vermisste und seinem Vater seit dem Moment zürnte, als er es gewagt hatte, ihm eine Frau aus Deutschland als Stiefmutter zu präsentieren. Charlotte war ihm nicht böse, weder damals, als er, fünfzehnjährig, ihre Anwesenheit mit unter Umbertos Kopfkissen versteckten toten Schlangen quittierte, noch vor fünf Jahren, als er vorgab, seinen Sinn für akademische Weihen im Allgemeinen und das Weltbild Spinozas im Besonderen entdeckt zu haben, und seinen Vater moralisch so geschickt unter Druck setzte, dass Umberto nicht umhinkonnte, ihm eine Wohnung in Madrid, die Bücher und all den anderen unnützen Krempel zu finanzieren, den ein Philologie-Student an der Universidad Central denn so benötigte. Unnütz das alles, hatte Charlotte von Anfang an gedacht, nichts als ein durchschaubares Manöver, seinen Vater zu bestrafen. Philologie! Philosophie!

Doch weil Charlotte wusste, was das Gefühl, zutiefst ungerecht behandelt worden zu sein, in der Seele eines Menschen anrichten konnte, brachte sie Verständnis für Umbertos Sohn auf, ja, sie mochte diesen schönen, herzenstraurigen Mann sogar, aber sie blieb auf der Hut.

Alejandros Versöhnungsangebot war unvermittelt gekommen. Ein paar unsentimentale Zeilen, ein burschikoses Eingeständnis, die eigene Unzulänglichkeit als solche verstanden zu haben und zu bereuen. Sein Vater Umberto hatte danach geschnappt wie der Hund nach der Wurst, Charlotte indes glaubte, dass es für den plötzlichen Sinneswandel einen Grund geben müsste. Sie war fest entschlossen, sich von Alejandro keinen Sand in die Augen streuen zu lassen. Umberto würde natürlich zu allem ja und amen sagen, wenn nur der verlorene Sohn wieder nach Hause finden würde. Ging es um den hereu, den Stammhalter, verloren spanische Männer, adelig oder nicht, uno, dos, tres sämtliche Contenance.

»Wo bleibt Vater?«, stieß Alejandro nun hervor. Der Höflichkeit war offenkundig Genüge getan.

»Er wird gleich bei uns sein«, sagte Charlotte sanft.

»Ich hätte es mir ja denken können«, brauste Alejandro auf. »Er lässt mich antanzen, nur um mich zu demütigen.«

»Ach, Alejandro, du weißt, dass das nicht stimmt.« Sie überlegte, ob sie ihm sagen sollte, wie lange Umberto schon überfällig war, als sich die Atmosphäre im Salon mit einem Mal veränderte.

Charlotte drehte sich zur Tür um und erblickte den alten Juan. Er stand einfach da, den Hut in beiden Händen, sein Kinn zitterte, und Tränen rannen durch das Faltendelta seines Gesichts, in dem die Bilder eines halben Jahrhunderts nisteten, die große Zeit der Plantage und der Beginn einer wortkargen Freundschaft des Erben mit dem Arbeitersohn, die über die Jahrzehnte und alle Klippen hinweg gehalten hatte bis zu diesem Tag, da sie im weißrosa Meer der Mandelbäume ihr Ende fand.

 

Das weiße Haus trug Trauer. Auf Dos Santos flatterten schwarze Bänder an Zäunen, Pfosten, Bäumen, von überall strömten schwarz gekleidete Menschen herbei, von den Küsten, aus Palma, vom spanischen Festland. Schweigend, versteinert, weinend zogen Umbertos Untertanen, wie er seine Arbeiter und Pächter halb ernst gemeint, halb scherzhaft genannt hatte, am offenen Sarg vorüber. Manche knieten nieder oder küssten seine gefalteten Hände, in die der Priester eigenmächtig ein Kreuz gelegt hatte, was vor dem Begräbnis zu entfernen und durch einen Mandelbaumzweig zu ersetzen Charlotte sich geschworen hatte.

Honoratioren aus den Dörfern gedachten mit wuchtigen Worten Umbertos herausragender Stellung innerhalb der mallorquinischen Landbesitzergemeinde, ja, der ganzen Insel, und ein Abgesandter des spanischen Königshauses hob die Bedeutung der Familie de Santanyi hervor, deren Adelstitel zwar seltsam bäuerlich anmute, ein bisschen wie ausgedacht, deren Ursprünge sich jedoch bis ins 13. Jahrhundert zu den kurzen, ruhmreichen Zeiten des Königreichs Mallorca verfolgen ließen. Der Mann verstieg sich in seiner Rede sogar dazu zu behaupten, wenn es dieses Königreich noch gäbe, wäre Umberto gewiss der König gewesen. »In jedem Fall hat er sich wie ein Monarch verhalten und Verantwortung für sein Land bewiesen, indem er es fruchtbar machte und bestellte, ganz gleich, ob die Konkurrenz aus Amerika billige Mandeln auf den Markt wirft, die ein Mallorquiner nicht seinem ärgsten Feind zu essen geben würde.« Das gehörte eigentlich nicht in eine Trauerrede, aber der Mann war nicht zu bremsen, so dass Charlotte auf den Gedanken verfiel, der angebliche Abgesandte sei in Wirklichkeit bloß ein auffallend extrovertiertes Exemplar jener Spezies von Begräbnistouristen, die über Land reisten und sich an den Tafeln der trauernden Reichen den Bauch vollschlugen. Die Familienverhältnisse waren in der Regel verwirrend weit verzweigt; ein Cousin aus Gott weiß wo fiel da nicht weiter auf, ein Abgesandter des Königshauses indes schon. Charlotte hörte nicht mehr hin. Alles, was sie wollte, war, es hinter sich zu bringen. Tränen. Noch mehr Worte, manchmal viele, manchmal kaum mehr als ein stummer Dank. Doctor Vietro, sehr bewegt. Der alte Juan, wie versteinert. Mandelzweige mit Trauerflor gebunden, die Charlotte in den Arm gelegt wurden. Hände, die nach ihren griffen, sie drückten, streichelten. Tröstende Blicke. Prüfende Blicke. Verächtliche Blicke. Der lange Weg zum Familiengrab, danach der Leichenschmaus. Drei Tage lang, in denen Charlotte und Alejandro gezwungen waren, Seite an Seite Witwe und Waise zu geben.

Am Abend des dritten Tages fühlte Charlotte sich zutiefst erschöpft vom Meer der Menschen, das heranbrandete und sie mit sich riss in Strudel von wahrhaft empfundenem wie vorgetäuschtem Mitgefühl, und wieder zurück ans Ufer warf, wo Alejandro stand und ihren Kampf mit demselben Interesse beobachtete, das er einer Schriftrolle aus Kanaan entgegenbringen mochte.

Charlotte beschloss, sich eine Weile in ihr Zimmer zurückzuziehen, doch als sie sich den schwarzen Schleier aus dem Haar zerrte, klopfte es an ihrer Tür. »Darf ich dich kurz stören?«, klang es gedämpft durch das Holz. Alejandro.

»Komm herein.« Ohne ihren Stiefsohn anzusehen, wies sie auf einen Stuhl unterm Fenster und ließ sich selbst auf ein Sofa fallen, zu müde, um darüber nachzudenken, ob sich das in Anwesenheit eines knackigen Dreiundzwanzigjährigen ziemte oder nicht. Sie war achtunddreißig und vor drei Tagen von dem einzigen Menschen verlassen worden, dem sie etwas bedeutete. Sollte sein Sohn doch denken, was er wollte.

»Carlotta«, sagte er weich.

Umbertos Kosename aus seinem Mund war vielleicht ein ungeschickter Versuch, sich als liebenswürdig zu erweisen, aber geschmacklos war es trotzdem. Unwillig sah sie ihn an.

»Entschuldige bitte«, sagte er. »Es ist nur so, dass ich dir so schonend wie möglich etwas beibringen möchte.«

»Jetzt?«

»Wenn es dir recht ist.«

Da es ihm offenkundig unter den Nägeln brannte, musste es sich um Geld handeln. Charlotte unterdrückte ein verächtliches Schnaufen und wies erneut mit der Hand auf den Stuhl am Fenster. Alejandro machte jedoch keine Anstalten, sich zu setzen.

»Also gut. Lass mich raten. Du hast Spinoza satt und möchtest ein zweites, interessanteres Studium beginnen und brauchst Geld dafür. Meinen Segen hast du. Dein Vater hat zwar kein Testament hinterlassen, aber ich glaube, es wäre in seinem Sinn, dir deine Wünsche zu finanzieren, so gut es geht und sofern Dos Santos nicht darunter leidet.«

Ein Lächeln erhellte seine Züge. Er ist wirklich ein schöner Mann, dachte Charlotte. Während der Madrider Jahre ein wenig weichlich um die Taille geworden, aber dennoch.

»Carlotta«, wiederholte er, hielt einen Moment inne und fuhr dann in sanftem Ton fort: »Nach mallorquinischem Recht erben die Kinder. Die Witwe erhält keine Pesete. Das war schon immer so, und deshalb musste mein Vater gar kein Testament aufsetzen lassen. Er wusste, dass nach seinem Tod alles seinen Gang gehen wird, ganz so, wie er es gewollt hätte.«

Fassungslos sah sie zu ihm auf, zu müde und zu entsetzt, um Haltung zu bewahren. »Ich bin also mittellos, willst du das damit sagen? Ich bin auf deine Almosen angewiesen?«

Alejandro senkte den Blick und heftete ihn auf das linke Bein seiner Anzughose, wo ein gelblicher Klecks darauf hinwies, dass der Broteintopf nicht achtsam genug gegessen worden war. »Wenn du es so nennen willst. Ich würde es eher als familiäre Fürsorge bezeichnen. Selbstverständlich werde ich für die Witwe meines Vaters sorgen.«

»Dein Vater hätte niemals gewollt, dass ich deiner Willkür ausgesetzt bin«, stieß Charlotte hervor.

»Da magst du richtigliegen«, pflichtete Alejandro ihr bei. »Aber ebenso gut kann es sein, dass er auf unsere, nun, unfreiwillige Allianz setzte in dem Sinne, dass wir gezwungen wären, uns zu arrangieren. Dich und mich, seine geliebte Frau und seinen geliebten Sohn derart aneinander gebunden zu sehen, mag ein Grund gewesen sein, die Dinge laufen zu lassen, wie sie eben laufen.« Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. »Andererseits weißt du am besten, wie gut mein Vater darin war, beiseitezuschieben, was er nicht wahrhaben wollte. In der Hinsicht kann man ihn wohl getrost als Träumer bezeichnen.«

»Lernt man das in den philologischen Vorlesungen, ja?« Charlotte konnte nicht verhindern, dass ihr Ton Bitterkeit verriet. Und einen Anflug von Panik.

Alejandro verschränkte die Arme vor der Brust, den Mund immer noch zu diesem schiefen Lächeln verzogen. »Es ist nicht meine Absicht, mich an dir zu rächen für eine Kränkung, die mein Vater mir zugefügt hat, falls du das glauben solltest. Aber ich werde mich nicht vor der Verantwortung drücken, die sein Tod nun einmal mit sich bringt. Ich werde Dos Santos und seine Geschäfte übernehmen.«

»Was ist mit dem Haus am Meer?«, rief Charlotte. »Das hat er mir geschenkt.«

»Hast du das schriftlich?« Alejandros Lächeln vertiefte sich.

 

Was Milena Lebesmühlbacher erblickte, als sie an diesem Sonntag im Februar 1905 den Hauptbahnhof verließ und auf dem Vorplatz stehen blieb, unterschied sich nur in der Dichte von dem, was sie seit Hannover, den Kopf resigniert ans Abteilfenster gelehnt, an sich hatte vorüberziehen sehen. Erst die schnurgerade Landschaft mit den vereinzelten Gehöften, die sich gelegentlich zu einem Dorf zusammenfanden und die im Sommer wohltuend auf überreizte Gemüter wirken mochte, aber in dieser Jahreszeit eher dazu angetan schien, das Gemüt zu verdüstern. Und jetzt das hier. Feinster Nieselregen schwebte aus tief hängenden Wolken herab. Kaum sichtbar bildete er doch einen undurchdringlichen Vorhang zwischen ihr und dem Leben, oder wie man es nennen mochte, was sich in der Ansammlung von Gebäuden, Straßen und Plätzen zutrug, die vor Milena lagen.

Bremen. Es hätte auch jede andere Stadt sein können, vorausgesetzt, sie befand sich möglichst weit nördlich und verfügte über einen Bahnanschluss und, am allerbesten, über einen Hafen, einen richtigen Hafen, in dem dicke Pötte aus Übersee festmachten und Waren und Passagiere an Land spülten, ehe andere Waren und andere Passagiere via Neue Welt oder weiß der Kuckuck an Bord gesogen wurden.

Niemand schenkte der rothaarigen Frau, die auf den ersten Blick für Ende zwanzig durchging, mehr als einen gleichmütigen Blick, obwohl sie reglos dastand und sich nass regnen ließ. Und ziemlich rote Locken besaß, die unter dem samtenen Nichts von Hut hervorquollen. Ein Strom aus aufgespannten Stockschirmen mäanderte an ihr vorbei über den Platz und in die Straßen; die vorüberhastenden Bremer schienen völlig mit sich und ihrer Flucht ins Trockene beschäftigt zu sein.

Das war gut. Das war sogar ausgezeichnet.

Milena straffte die Schultern, fasste den Griff des Lederkoffers fester und begann draufloszumarschieren.

Das Gebäude, das in einer Entfernung von vielleicht fünfhundert Metern rechter Hand vor ihr und an der Straße lag, der sie folgte und die, wie auf einem Straßenschild zu lesen stand, Herdentorsteinweg hieß – was ihr ein Lächeln entlockte –, machte einen vielversprechenden Eindruck. Strenge Linienführung, wie der Neoklassizismus es verlangte. Zahlreiche Stockwerke, breite Fronten, jedes der vielen Fenster mit einem Baldachin versehen. Einige Meter vor dem Eingang schüttelte Milena sich kurz, als wäre sie ein Hund, der in den Regen geraten war und das Nass aus dem Fell bekommen wollte, dann öffnete sie heiter lächelnd die verglaste Tür und befand sich, wie sie es sich gedacht hatte, inmitten einer geräumigen Lobby, die das Hotel als ein exzellentes auswies. Beinahe hätte sie durch die Zähne gepfiffen.

Hinter einem brusthohen Eichenholztresen mit grüner Lederauflage stand der Empfangschef, ein rundlicher Mensch in dezenter Phantasieuniform. Die drahtigen Brauen hochgezogen, so dass seine fleischige Stirn Wellen warf, betrachtete er ein Blatt Papier, das vor ihm lag, setzte einen Haken darunter und nickte zufrieden. Dann hob er den Blick, als würde er des Gastes erst jetzt gewahr, und Milena sah in ein freundliches, tiefliegendes Augenpaar von verwaschenem Blau.

»Bitte schön?«

Da, wo sie den Zug bestiegen hatte, hätte Milenas Reiseensemble aus flaschengrünem Samt und aus französischer Werkstatt stammend sowie der mit Punzarbeiten reich verzierte Koffer aus blassrosa Leder die unübersehbare Tatsache, dass sie durchnässt, ohne Begleitung und offenkundig auch ohne Mittel unterwegs war – andernfalls wäre sie vor dem Hotel ja wohl einer Mietdroschke entstiegen –, nicht nur wettgemacht, sondern den Empfangschef reflexartig veranlasst, eine Abfolge halb gesungener Nettigkeiten von sich zu geben, die mit »Küss die Hand« begonnen und mit »Wenn Frau Baronin einen Wunsch haben, lassens mich wissen« noch lange nicht zu Ende gewesen wäre.

Das Norddeutsche unterscheidet sich doch arg vom Niederösterreichischen, dachte Milena bei sich und beschloss, den Spieß einfach umzudrehen und diesen maulfaulen Menschen per Wortschwall zu entwaffnen. »Ja, Herrschaftszeiten, ihr habt’s aber nachgrad einen Monsun da heraußen, da wird’s mir ja ganz schwammlig zumut.« Klingendes Lachen. »I merk schon, der Herr versteht reinweg nix. Wenns gestatten und zum Mitschreibn: Ich bin die Milena Lebesmühlbacher aus …« – kurzes Zögern – »Wien und unterwegs nach der Insel Sylt wegen der Bronchien, nicht wahr. Und weil ich fürcht, da heroben gibt’s kein Bankhaus nicht, bin ich rasch aus dem Zug.« Sie seufzte, trat näher und entledigte sich ihrer flaschengrünen Lederhandschuhe, so dass ihre reich beringten Hände zum Vorschein kamen. Der Empfangschef räusperte sich, und Milena beugte sich vertrauensvoll vor. »Es ist ein Kreuz mit uns Wienern, wir machen uns auf der ganzen Welt zum Affen. Ich weiß. Dennoch hätte ich gern eine hübsche Suite mit Blick auf die Bäume.«

»Die Wallanlagen«, korrigierte der Empfangschef und blinzelte umher, als würde er auf baldige Ablösung seitens eines Kollegen hoffen.

»Schön, die Wallanlagen also. Ein hübsches Zimmer bitte. Und …« Milena brach ab und nestelte aus einem kleinen braunen Samtbeutel, der an einem geflochtenen Band von ihrem Handgelenk baumelte, eine Geldbörse aus goldfarbenem Leder. Sie inspizierte den Inhalt und zählte laut mit: »Fünf Goldmünzen à hundert Kronen, eine Handvoll Kronen und ein paar Heller. Das muss genügen, bis mein Herr Gemahl eintrifft. Betens für mich, dass meine Depesche ihn vor seiner Abreise erreicht.«

»Möchten Sie, dass wir das Geld für Sie verwahren?«, fragte der Empfangschef mit diskret gesenkter Stimme, weil sich ein Hotelgast, ein schätzungsweise Mittfünfziger in Tweedsakko, Knickerbocker und mit seidenem Halstuch der Rezeption genähert hatte.

»Unbedingt«, erwiderte Milena im selben Ton.

Wenig später hatte sie eine Quittung erhalten und befand sich mit einem Pagen, zartgliedrig wie ein Kind, der ihren Koffer trug und den Schlüssel für Nr. sechsunddreißig in der Hand hielt wie ein Reliquiar, auf dem Weg in den zweiten Stock des Hotels. Kaum hatte der Junge die Zimmertür aufgeschlossen und den Koffer auf das dafür vorgesehene Holzgestell bugsiert, drückte sie ihm eine Krone in die Hand und wedelte ihn mit dem Ausdruck tiefster Erschöpfung in Gestik und Mimik hinaus. Er verbeugte sich artig und zog die Tür hinter sich zu.

Nachdem sich seine Schritte entfernt hatten, ließ Milena sich mit einem tiefen Seufzer aufs Bett fallen.

Noch mal davongekommen.

Ihre Zukunft in einem Koffer aus Leder, den jeder andere außer ihr als mittelbraun bezeichnet hätte. Aber in allem, was sie tat, bemühte sich Milena, nach Nuancen Ausschau zu halten, nach Zwischentönen. In den Zwischentönen spielte sich das Leben ab, in ihnen wurde Individualität geboren, das, was den Menschen von anderen Menschen unterschied. Blöderweise war sie genau deswegen hier gelandet.

Sei’s drum. Für Selbstmitleid war dies nicht der richtige Zeitpunkt. Milena riss ihren Blick von der Stuckdecke los, stützte sich auf ihre Ellbogen und betrachtete den Koffer.

Den Samen würde sie nicht anrühren, den benötigte sie später.

Das Übrige, die Päckchen und Fläschchen, musste sie verkaufen. Die Frage war nur: Wo und zu welchem Preis? Sie brauchte dringend zwei Kleider. Vor allem jedoch musste sie etwas zu sich nehmen. Vor ihrem inneren Auge stiegen Palatschinken und Tafelspitz auf. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen, und ihr Magen knurrte vernehmlich. Milena griff nach ihrem Beutel und förderte ein silbernes Etui zutage, öffnete es und entnahm ihm eine Zigarette, die sie mit einem Streichholz anzündete. Tief inhalierte sie den Rauch, während sie durch das Fenster blickte und dem Nieselregen dabei zusah, wie er alle Konturen verwischte, bis nur mehr ein weiches Nichts blieb.

2

Der tiefblaue Himmel badete in der Badia de Palma, ein sachter Wind kräuselte das Wasser und schickte freundliche Wellen ans Ufer, die zärtlich nach Charlottes bestrumpften Füßen schnappten. Es war früher Nachmittag, die wenigen Fischer des Zwanzig-Seelen-Dörfchens S’Arenal warfen ihre Netze auf dem Meer aus, ihre Frauen, Mütter und Schwestern saßen vor den Hütten und schrubbten Kartoffeln, hängten Wäsche auf, schwatzten mit der Nachbarin und winkten Charlotte zu. Ihre Kinder spielten zwischen den Hütten Fangen. Obschon es noch kühl war, trugen sie nichts als dünne Hemdchen und halblange, an den Säumen ausgefranste Hosen. Charlotte beschleunigte ihre Schritte. Weiter südlich würde sie erfahrungsgemäß allein sein und sich endlich ihrer Strümpfe entledigen können, ohne mit kindlichem Gekicher und vielsagenden Blicken rechnen zu müssen, die die Frauen sich zuwerfen würden, um sich stumm darüber zu verständigen, dass diese Deutsche eine schamlose Person war, Duquesa hin, Duquesa her.

Charlotte trug stets Strümpfe am Strand, zumindest solange sie beobachtet wurde. Warum der Anblick nackter Füße anstößig sein sollte, hatte sie zwar nie verstanden, sie respektierte jedoch, dass dies für die meisten Menschen eine unumstößliche Tatsache darstellte, deretwegen sie sich um eine wunderbare Erfahrung brachten. Auf Charlottes Gemüt hatte das Gefühl nackter Haut auf kühlem, nassem Sand und vom Wasser umspielt von jeher eine befreiende Wirkung, so als würde ihr Inneres vollkommen gereinigt und alles, was nicht zu ihr gehörte, fortgespült, bevor sie aus dem Urgrund allen Seins neue Kraft empfing; sie hatte es bei jedem ihrer Spaziergänge am Strand gespürt und brauchte das Gefühl in diesen Zeiten dringender denn je.

Palma und der Kathedrale, die am oberen Ende der Bucht lagen, den Rücken zugewandt, marschierte Charlotte den Strand entlang und dachte über ihren Besuch bei Umbertos Anwalt nach, der schon ein paar Wochen, wie viele, wusste sie nicht zu sagen, zurücklag.

Doctor Vietro, ein wuchtiger Katalane mit Pianistenhänden und lockigem Haarkranz, hatte den Eindruck erweckt, sich mehr für die Renovierung seines Hauses an der Plaza Santa Eulària zu interessieren als für Charlottes Anliegen. Alle Welt, so schien es, war dem Modernisme Català verfallen, dem in Barcelona entwickelten Architekturstil, der der unattraktiven Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts und dem unsäglichen Hang zur Neogotik die verspielte Pracht eines auf die Spitze getriebenen Jugendstils entgegensetzte, und nicht nur in Palma, aber hier besonders auffällig, denn dicht an dicht gedrängt wucherten kurvige schmiedeeiserne Fenster- und Balkongitter, Vögel, Schmetterlinge und Blattwerk aus Stein und Keramik aus den Fassaden. Wer es schlichter mochte und es sich leisten konnte, bevorzugte es, die Räumlichkeiten seines Wohn- oder Geschäftshauses mit katalanischen Gewölbebögen pittoresk überspannen zu lassen. Doctor Vietro hatte sich für alles auf einmal entschieden. Im ganzen Haus wurde gehämmert und gestemmt, geschabt und geklopft. Der Baulärm in der Kanzlei war dementsprechend überwältigend und hatte das Gespräch mit dem Notar kurz und knapp gehalten.

Ja, der Sohn des Duque de Santanyi war selbstverständlich Alleinerbe. Nein, über eine Urkunde bezüglich des Hauses in S’Arenal habe er, Vietro, keine Kenntnis. Falls sie, die Duquesa, jedoch ein vom Duque unterzeichnetes Dokument beibringen könne, würde der junge Duque sich gewiss nicht sperren, der Duquesa ihr Eigentum zu überlassen, auch wenn ein notariell nicht beglaubigtes Schriftstück immer gewisse Zweifel aufwürfe.

Charlotte lag es auf der Zunge, auszurufen: Was glauben Sie wohl, warum mein Mann es Carlottas Alhambra genannt hat? Weil er jede Mauer, jeden Winkel für mich errichten ließ! Aber der spöttische Blick des Doctor ließ sie wissen, wie vergeblich jeder Einwand gegen ehernes Recht und Tradition bleiben würde.

Zurück auf Dos Santos, hatte Charlotte das Haus auf den Kopf gestellt, aber die Urkunde, von der sie genau wusste, dass sie existierte, hatte sie das Schriftstück doch mit eigenen Augen gesehen, war nicht auffindbar. Damals, als Umberto darauf bestanden hatte, ihr das Haus zu überschreiben, hielt sie das Ansinnen für eine theatralische, ganz und gar überflüssige Geste, wusste sie doch nichts vom mallorquinischen Erbrecht, das ihr von jetzt auf gleich einen Fußtritt in die Mittellosigkeit versetzen würde. Warum Umberto ihr diese Tatsache verschwiegen hatte, lag auf der Hand. Ein Mann wie Umberto, reich und von Adel, erklärte sich nicht, schon gar nicht einer Frau, und besonders dann nicht, wenn das, was er zu sagen hatte, nicht dazu angetan war, das Eheleben gedeihlicher zu gestalten.