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Inhalt

Vorwort

BIBLOS GENESEOS:
Mt 1,1 vom Buch Genesis her gelesen
In: Jean-Marie Auwers Henk Jan de Jonge (eds.), The Biblical Canons (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 163), Leuven: Peeters, 2003, 635649.

„Wie es geschrieben steht“.
Weihnachtliche Motive aus dem Alten Testament
In: Welt und Umwelt der Bibel 46 (2007) 3236 . Katholisches Bibelwerk e.V.

Literatur setzt Literatur voraus.
Das Alte Testament im Markusevangelium
In: Bibel heute 150 (2002) 5153. Katholisches Bibelwerk e.V.

Ein Psalm, der von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugt:
Das Magnificat (Lk 1,4655) als Brückentext zwischen zwei Geschichten Gottes mit seinem Volk
In: Trierer Theologische Zeitschrift 116 (2007) 126.

Schriftgelehrsamkeit in der Logienquelle.
Die alttestamentlichen Zitate in der Versuchungsgesch ichte Q 4,113
In: Jon Ma. Asgeirsson Kristin de Troyer Marvin W. Meyer (eds.), From Quest to Q. Festschrift James M. Robinson (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 146), Leuven: Peeters, 2000, 4371.

Q 7,22 A Compendium of Isaian Eschatology
In: Ephemerides Theologicae Lovanienses 82 (2006) 175188.

Psalmen und Passion Jesu
In: Bibel heute 168 (2006) 1213. Katholisches Bibelwerk e.V.

„Er verschlingt den Tod für immer“ (Jes 25,8a).
Eine unerfüllte Verheißung im Alten und Neuen Testament
In: Biblische Zeitsch rift 50 (2006) 3150.

The Reception of Daniel 7 in the Revelation of John
In: Richard B. HaysStefan Alkier (eds.), Revelation and the Politics of Apocalyptic Interpretation, Waco (TX): Baylor University Press, 2012, 4767.185190 (notes).203214 (works cited ).

„Biblische Texte als Texte der Bibel auslegen“
Dargestellt am Beispiel von Offb 22,621 und anderen kanonrelevanten Texten
In: Egbert BallhornGeorg Steins (Hg.), Der Bibelkanon in der Bibelauslegung. Methodenreflexionen und Beispielexegesen, Stuttgart: Kohlhammer, 2007, 331345.

Der Seher Johannes als neuer Ezechiel.
Die Offenbarung des Johannes vom Ezechielbuch her gelesen
In: Dieter Sänger (Hg.), Das Ezechielbuch in der Johannesoffenbarung (Biblischtheologische Studien 76), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2006, 130.

Die literarische und theologische Funktion des Alten Testaments in der Johannesoffenbarung
In: Stefan Alkier Thomas Hieke Tobias Nicklas (Hg.), Poetik und Intertextualität der Johannesapokalypse (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 346), Tübingen: Mohr Siebeck, 2015, 271290.

Das Petrusevangelium vom Alten Testament her gelesen.
Gewinnbringende Lektüre eines nicht-kanonischen Textes vom christlichen Kanon her
In: Thomas J. Kraus Tobias Nicklas, (Hg.), Das Evangelium nach Petrus. Text, Kontexte, Intertexte (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 158), Berlin/New York: de Gruyter, 2007, 91115.

Neue Horizonte.
Biblische Auslegung als Weg zu ungewöhnlichen Perspektiven
In: Zeitschrift für Neues Testament 12 (2003) 6576.

English Abstracts

Thomas Hieke
Studien zum Alten Testament im Neuen Testament

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Stuttgarter Biblische Aufsatzbände 67

Herausgegeben von
Thomas Hieke und Thomas Schmeller

Vorwort

Wer die christliche Bibel als synoptisches Zusammenspiel von Literaturen liest, die aufeinander bezugnehmen, entdeckt eine Fülle von Sinndimensionen. Sie zeugen von beachtlicher literarischer Qualität und theologischem Tiefgang. Martin Bubers Wort von der „gewaltigen Synoptik der Bibel“, mit dem er die Bezüge zwischen Propheten und Pentateuch, zwischen Psalmen und Pentateuch und zwischen Psalmen und Propheten in der Hebräischen Bibel auf einen griffigen Nenner brachte (s. in diesem Band S. 169), gilt umso mehr für die beiden Teile der zwei-einen christlichen Bibel. Dazu muss man die vielen sprachlichen und motivlichen Signale – oder, heute einfacher, die vielen Querverweise in den gedruckten Bibelausgaben – als Einladung zum intertextuellen Lesen annehmen.

Dazu möchten die in diesem Band gesammelten Studien aus den Jahren 2000 bis 2015 einige bescheidene Beispiele bieten. Die synoptischen Evangelien und die Johannesoffenbarung stehen dabei im Vordergrund. Viel gelernt habe ich von Paul Hoffmann und Hubert Irsigler, von Georg Steins und Christoph Dohmen. Die meisten Aufsätze sind in intensivem Gespräch und Austausch mit den beiden Letztgenannten und vor allem auch mit Tobias Nicklas entstanden. Alle verbleibenden Unzulänglichkeiten gehen allein auf mein Konto.

Für den Wiederabdruck wurden an den Beiträgen kleinere Korrekturen und Vereinheitlichungen vorgenommen. Gelegentlich wurden Literaturnachträge in Auswahl und ohne Anspruch auf Vollständigkeit angefügt. Die Synopse der Sterbeworte Jesu auf S. 113 mit der Einheitsübersetzung von 2016 stammt aus den Materialien meiner Lehre an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Für die präzise Zusammenführung und Aufbereitung des Materials, die ansprechende Gestaltung und akribische Korrektur danke ich ganz herzlich meiner Mitarbeiterin Dr. Andrea Klug. Sehr zuverlässig hat auch meine langjährige studentische Hilfskraft Sonja Haub wertvolle Korrekturhinweise geliefert. Christopher T. Begg (Washington, D.C.) danke ich für die langjährige Zusammenarbeit bei Old Testament Abstracts und insbesondere für die Korrektur der englischen Zusammenfassungen (S. 270ff.). Dem Katholischen Bibelwerk danke ich für die Möglichkeit, diese Aufsatzsammlung in der Reihe „Stuttgarter Biblische Aufsatzbände“ zu publizieren.

Mainz, im Dezember 2017 Thomas Hieke

BIBLOS GENESEOS
Mt 1,1 vom Buch Genesis her gelesen

635 Der zweite Kanonteil der zwei-einen christlichen Bibel beginnt mit Ββλος γενσεως Ιησο Χριστο υο Δαυδ υο Αβραμ.1 Es besteht weitgehender Konsens darüber, dass der erste Vers des Matthäusevangeliums eine Überschrift und ein Metatext ist. Metatext deshalb, weil darin nicht nur auf eine außersprachliche Wirklichkeit (die Person Jesus), sondern auch auf etwas Sprachliches, einen Text, referiert wird: Ββλος.2

1Biblos Geneseos Überschrift wozu?

Der Konsens endet aber rasch bei der Frage, wozu Mt 1,1 genau die „Überschrift“ ist bzw. wie weit sich der Text erstreckt, auf den ββλος γενσεως sich bezieht.3 Mindestens zwei Alternativen stehen zur Wahl: Ββλος γενσεως könnte sich nur auf die folgende Genealogie Jesu und allenfalls noch auf die Kindheitsgeschichte Jesu, also seine „Abstammung“ beziehen. Ββλος γενσεως könnte aber auch Überschrift und Titel des ganzen Matthäusevangeliums sein, und geht man im Blick auf den Kanon einen Schritt weiter, Titel des gesamten zweiten Kanonteils, also des Neuen Testaments.

In der bisherigen Forschungsdiskussion scheint dies die Hauptfrage zu Mt 1,1 zu sein, und entsprechend gibt es Argumente und Vertreter für beide Möglichkeiten. Diejenigen, die in Mt 1,1 eine Überschrift über die Genealogie (bis 1,17), das erste Kapitel oder höchstens bis zum Ende der Kindheitsgeschichten (etwa 2,23) sehen,4 führen im Wesentlichen 636 folgende Argumente an: Das Wort ββλος könne neben einem ganzen Buch auch ein einzelnes Blatt oder Schriftstück sowie einen Teil eines Gesamtwerkes bezeichnen. Der Ausdruck γνεσις könne trotz seines weiten Bedeutungsspektrums mit „Ursprung, Abstammung, Geburt, Zeugung, Familienlinie, Generation“ eingegrenzt werden. Damit ist man auf die folgende Genealogie verwiesen und kommt zu der Übersetzung „Stammbaum“ für ββλος γενσεως (so die Einheitsübersetzung 19805). Unter der Annahme, dass Mt 1,1 in der Gestaltung von Mk 1,1 beeinflusst ist, fällt das Fehlen des Titels „Sohn Gottes“ auf. Die Nennung von David und Abraham zeige, dass Mt 1,1 „streng auf die folgende Genealogie bezogen ist“.6 Dies könne auch daran abgelesen werden, dass Mt 1,18 neu anhebe mit „Die Geburt (γνεσις) Jesu Christi aber geschah so“ und damit das Wort γνεσις wiederhole.7

Für die gegenteilige Anschauung, dass mit Mt 1,1 das ganze Evangelium überschrieben ist,8 kann ebenfalls bei den Einzelbegriffen der Wendung ββλος γενσεως angesetzt werden. Bei ββλος ist zunächst an 637 die einfachere Bedeutung „Buch“ zu denken, zumal, wenn der Begriff am Anfang eines solchen steht.9 Es gibt eine Reihe von Analogien dafür, dass Werke mit ββλος oder βιβλον beginnen und sich dieser Begriff auf das Buch bezieht (vgl. Nah 1,1; Tob 1,1; Bar 1,1; vgl. Neh 1,1: λγοι Νεεμια υο Αχαλια).10 Ferner sei es nicht nachvollziehbar, weshalb Matthäus, der aus Mk 1,1 eine Überschrift kenne, ohne eine Überschrift mit einem „Stammbaum-Dokument“ wie mit der Tür ins Haus falle. Schließlich sei auf Gen 11,27 und 25,19 zu verweisen, wo mit dem Begriff γενσεις sowohl die Stammbäume als auch die Erzählungen über die Terach-Söhne Abram, Nahor und Haran sowie über den Abrahamssohn Isaak eröffnet werden.11 Die Bedeutung von γνεσις ist damit nicht auf „Ursprung, Geburt etc.“ festgelegt, sondern das Spektrum kann bis „Dasein, Geschichte, Leben“ reichen.12

2Änderung der Fragerichtung: vom Autor zum Leser

Die Einzelbetrachtung der Begriffe ββλος und γνεσις bleibt unbefriedigend und führt letztlich nicht weiter. Die Frage nach der „Reichweite“ der Überschrift Mt 1,1 kann so nicht beantwortet werden und schließlich ist das auch (trotz der intensiven Diskussion) nicht das Kernproblem. Eine derartige Untersuchungsrichtung zeigt die Zentriertheit vieler bisheriger Ansätze auf die Erhebung der Intention des (historischen) Autors. Doch selbst wenn man sicher herausfinden könnte, was genau Matthäus mit ββλος γενσεως meinte, hätte man damit die Wendung und die Überschrift noch nicht verstanden.

Weiterführend erscheint es daher, die Fragerichtung zu ändern und eine andere Perspektive einzunehmen: die des Lesers. Statt unmittelbar nach der Intention des Autors „Matthäus“ zu suchen (und die mit dem Sinn des Textes schlechthin gleichzusetzen), soll nun nach dem Potential gefragt werden, das der Text seinen Leserinnen und Lesern an Verstehensmöglichkeiten eröffnet. Schon der metasprachliche Hinweis in Mt 1,1 auf ein Buch (ββλος) als ein Schriftstück setzt einen Leser voraus und richtet sich an einen Leser. Dabei geht Mt 1,1 davon aus, dass dieser 638 Leser einige Voraussetzungen erfüllt. Das beginnt schon bei den Namen „David“ und „Abraham“, die nicht erklärt werden vielmehr wird das Wissen des Lesers über diese Personen abgerufen und zur Qualifikation der vorgestellten Hauptperson „Jesus Christus“ verwendet. Es dürfte ein weiterer Konsenspunkt sein, dass Mt 1,1 (und auch die folgende Genealogie) einen hohen Verweischarakter auf den ersten Teil des christlichen Kanons, das Alte Testament, hat und damit ist vorausgesetzt, dass der Leser seinen Bibelkanon intensiv kennt, Bezüge herstellen kann und Texte im Licht von anderen Texten lesen kann.13 Für einen solchen Leser, der durch den Text selbst konstruiert ist, passiert bei der Lektüre von Mt 1,1 vor dem Hintergrund des Buches Genesis viel. Das gilt es wissenschaftlich zu reflektieren. Dabei geht es um einen „hermeneutischen Paradigmenwechsel“.14

3Der intertextuelle Rückverweis auf Genesis 2,4 und 5,1

Die Genitivverbindung ββλος γενσεως kann zu ihrer Bedeutungsfindung nicht in ihre etymologischen Bestandteile getrennt werden. Im Rezeptionsvorgang werden immer größere syntaktische Einheiten erfasst. Damit kommt man nicht mehr hinter die von MAYORDOMO-MARÍN formulierte Erkenntnis zurück, dass ββλος γενσεως als Einheit ein deutlicher intertextueller Rückverweis auf die Septuagintafassung von Gen 2,4 und 5,1 ist und von dorther verstanden werden sollte.“15 Nun 639 wurden die Bezüge zu den beiden Genesis-Stellen immer schon gesehen, ebenso die Tatsache, dass γνεσις das festgefügte Übersetzungsäquivalent zum hebräischen תולדות ist.16 Jedoch wurden aus diesen Beobachtungen nur sehr vorsichtige Schlussfolgerungen gezogen17, wenn man sich nicht nur auf die Nennung der Stellen beschränkte. Der Befund muss daher nochmals deutlicher aufgezeigt werden.

Die Wendung βίβλος γενέσεως begegnet in der Septuaginta in Gen 2,4 und 5,1. Dabei übersetzt βίβλος γενέσεως den hebräischen Text (HT) von 5,1: סֵפֶר תּוֹלְדֹת. In Gen 2,4 hingegen fehlt ein dem ββλος entsprechendes Element im HT. Es ist davon auszugehen, dass bei der Übersetzung der Terminus ββλος aus 5,1LXX in 2,4LXX eingetragen worden ist.18 Ββλος taucht im Buch Genesis nicht weiter auf, wohl aber γνεσις: Die Septuaginta wählt diesen Begriff als den für das Buch typischen Titel: ΓΕΝΕΣΙΣ.19 Ab Gen 6,9 ist die pluralische Wendung αται α γενσεις die geprägte Übersetzungswendung für den Fachbegriff 20.אֵלֶה תּוֹלְדֹת Diese Wendung, die Toledot-Formel, strukturiert systematisch das Buch Genesis. Die Septuaginta übernimmt mit der stereotypen Übersetzung dieses Toledot-System.

Die Annahme von NOLLAND, dass der hebräische Begriff תולדות nach vorne in Richtung der kommenden Generationen, der griechische Terminus γνεσις hingegen zurück in Richtung der Ursprünge weise,21 ist nicht nachvollziehbar. Mag dies noch bei Gen 2,4 einleuchten, so kann schon 5,1aLXX nicht als Rückbezug auf einen Bericht über die Ursprünge der Menschen gedeutet werden, denn unmittelbar geht eine ganze Reihe anderer Texte voraus (die Geburt von Set und Enosch, die Genealogie der Kainiten, Kain und Abel, die Sündenfallgeschichte [besser: die Geschichte von der Entdeckung der sittlichen Autonomie des Menschen in Gen 3] …). Auch an den folgenden Belegstellen von αται α γενσεις wirken die Versuche 640 NOLLANDs, einen primären Rückbezug auf die vorausgehenden Texte („antecedent reference“) zu zeigen, sehr gezwungen. Gerade das Demonstrativpronomen (αὕτη, αὗται) markiert deutlich die Verbindung zum unmittelbar Folgenden.22 Das Toledot - System des Buches Genesis bleibt durch die stereotype Übersetzung in der Septuaginta erhalten.

4Die Besonderheit der Septuagintafassung von Gen 5,1

Dennoch gibt es eine Besonderheit in der Septuagintafassung von Gen 5,1 zu notieren: Das Wort אָדָם in 5,1aHT wird mit dem Plural ἀνθρώπων übersetzt:

Gen 5,1LXX Gen 5,1HT
a ατη ββλος γενσεως ἀνθρώπων זֶה סֵפֶר תּוֹלְדֹת אָדָם
b μρ ποησεν θες τὸν Αδαμ בְיוֹם בְראֹ אֱלֹהִים אָדָם
c ϰατ εϰνα θεο ποησεν ατν :בִדְמוּת אֱלֹהִים עָשָה אֹתוֹ
Gen 5,2 LXX Gen 5,2 HT
ρσεν ϰα θλυ ποησεν ατος זָכָר וּנְקֵבָה בְרָאָם
ϰα ελγησεν ατος וַיְבָרֶךְ אֹתָם
ϰα πωνμασεν τ νομα ατν Αδαμ וַיִקְרָא אֶת־שְמָם אָדָם
μρ ποησεν ατος :בְיוֹם הִבָרְאָם
Übersetzung nach LXX: Vulgata:
5,1Dies (ist) das Buch des Ursprungs der Menschen/Menschheit. hic est liber generationis Adam
Am Tag, da Gott den Adam (den Menschen) machte, machte er ihn wie ein Bild Gottes, in die qua creavit Deus hominem ad similitudinem Dei fecit illum
5,2männlich und weiblich machte er sie und er segnete sie, masculum et feminam creavit eos et benedixit illis
und er benannte sie mit ihrem Namen: Adam, am Tag, da er sie machte. et vocavit nomen eorum Adam in die qua creati sunt.

Von der Toledot-Formel her ist אָדָם in 5,1aHT eindeutig als Eigenname aufzufassen. Vom Rückbezug auf Gen 1,27 ist אָדָם in 5,1bHT als generische Bezeichnung („der Mensch“) zu interpretieren. Warum scheint die Septuaginta beides zu vertauschen? Bei genauerer Betrachtung des Kontextes wird deutlich, dass auch in der Septuaginta Αδαμ in 5,12 weniger als Eigenname einer Person erscheint: Eine Person kann nicht zugleich männlich und weiblich sein und kann nicht mit plura- 641 lischen Personalpronomen (ατος) angesprochen werden, ferner erhalten das männliche und das weibliche Exemplar als „ihren Namen“ Αδαμ. Dieser Name Αδαμ ist damit in 5,12LXX ein Kollektivbegriff, ebenso wie Αδαμ in Gen 23 (also mit bestimmtem Artikel wie in 5,1bLXX: τν Αδαμ) „den Menschen“ meint. Erst in 5,3 ist Adam klar eine männliche Person.

Mit der Änderung in den Genitiv Plural in 5,1aLXX betont die Septuaginta, dass alle Menschen, die gesamte Menschheit,23 von dem Adam abstammt, den männlichen und weiblichen Wesen, die gesegnet und gemäß dem Bild Gottes (LXX!24) gemacht sind. Ein ursächlicher Einfluss könnte auch von Gen 2,4 her kommen, da in der Übersetzung eine Parallelität erreicht wird:

2,4: ατη ββλος γενσεως ορανο ϰα γς
Himmel und Erde = Weltschöpfung
5,1: ατη ββλος γενσεως νθρπων
Menschenschöpfung

Ferner ist zu bemerken, dass an diesen beiden Stellen der Singular γνεσις für תולדות verwendet wird, während bei den anderen Belegen der Toledot-Formel der Plural steht (αται α γενσεις). Der Singular könnte aufgrund der Allgemeinbegriffe „Himmel und Erde“ sowie „Menschheit“ gewählt worden sein, während an den anderen Stellen die Nachfahren (Plural) von Einzelpersonen und ihr Geschick Inhalt der γενσεις sind. Der Singular in 5,1LXX könnte auch die Besonderheit und das Gewicht dieses Anfangs (der Menschheit) unterstreichen (und dann auf 2,4LXX übertragen worden sein).25

Mit dieser Besonderheit der Septuagintafassung von Gen 5,1 ist aber nicht das Toledot-System als solches in Frage gestellt.

5Das Toledot-System des Buches Genesis

Der Begriff תולדות, der in der Septuaginta in 2,4 und 5,1 mit (ββλος) γενσεως, ab 6,9 mit αγενσεις wiedergegeben wird, fungiert im Buch Genesis als Gliederungsmerkmal, so dass von einem Toledot-System gesprochen werden kann.26 Am Anfang eines Abschnittes steht die 642 Toledot-Formel „X אֵלֶה תּוֹלְדֹת (wobei X für einen Eigennamen steht, Ausnahme: Gen 2,4). Dieser Abschnitt enthält Genealogien und Erzählungen über die Nachkommen des X und erstreckt sich bis zur Notiz über den Tod des X bzw. bis zu einer neuen Toledot-Formel.

Die Unterscheidung KOCHs27 in eine Epochen- und eine Generationen-Toledot ist dabei nicht unproblematisch. Als Epochen-Toledot werden diejenigen Formeln bezeichnet, auf die Erzählungen folgen (6,9: Noach; 11,27: Terach; 25,19: Isaak; 37,2: Jakob; auch 2,4: Himmel und Erde). Bei den Generationen-Toledot folgt auf die Formel eine „listenartige Aufzählung“ (5,1: Adam; 11,10: Sem; 25,12: Ismael; 36,1.9: Esau; auch 10,1: Noachs Söhne). Entsprechend werden daraus fünf Themen oder Epochen abgeleitet, die das Buch Genesis gliedern sollen. Was zunächst einleuchtend klingt, wirft bei näherer Betrachtung Schwierigkeiten auf: Kann ein und dieselbe Formel zwei verschiedene Gliederung sebenen bezeichnen? Bestimmt tatsächlich der folgende Kontext (Genealogie oder Erzählung) den Rang des Einschnitts? KOCHs Versuch, die beiden Typen als Ein- und Ausleitung einer Epoche zu fassen, wirkt etwas gezwungen. Ein weiteres gravierendes Problem ist die Israel-Zentriertheit in KOCHs Epochengliederung: Die Völkertafel, die Ismael- und die Esau-Toledot gehen in dem Fünf-Epochen-Schema völlig unter. Zwar ist klar, dass das Toledot-System des Buches Genesis auf die zwölf Söhne Jakobs als Konstituenten Israels zuläuft, doch immerhin werden die Völker, Ismael und Esau nicht nur erwähnt, sondern in ihrer „geschichtlichen“ Dimension ausgefaltet, wenn auch in der gerafften Form einer Genealogie. Sie haben das Gewicht eines eigenen (wenn auch vielleicht kurzen) Abschnittes. Dies ist jedenfalls plausibler als beispielsweise die Annahme, die Genealogie der „Seitenlinie Ismaels“ (Gen 25,1218) schließe die „Terachzeit“ (Gen 11,2725,18) ab. Die „Seitenlinien“ werden im Erzählverlauf nicht unter-, sondern eingeordnet. Das betont KOCH auch in seinem Schlussresümee: Es geht nicht um eine Antithese Israels zu den Völkern, um eine Religion als „ganz andere“ gegen die Religionen der Völker, sondern um bleibende, 643 abgestufte Beziehungen. Gerade diese Sicht macht es beispielsweise notwendig, Esau und seinen Nachkommen den Rang eines eigenen Abschnittes zuzuerkennen und ihn nicht unter die „Isaakzeit“ zu subsumieren. Damit ist KOCHs Schlussfolgerung auf eine Strukturierung des Buches Genesis in fünf thematische Epochen nicht angebracht. Zu unterstreichen ist jedoch seine Beobachtung, dass die Toledot-Formeln das Strukturprinzip des Buches Genesis sind. Die Unterscheidung in Epochen- und Generationen-Toledot ist als formkritische Beschreibung gerechtfertigt. Die Typen können aber nicht für unterschiedliche Strukturebenen herangezogen werden. Vielmehr markieren die Toledot-Formeln jeweils eigenständige Abschnitte.

Toledot-Formel Name Nachkommen Genealogie Todesnotiz
Gen 2,4 Himmel und Erde
Gen 5,1 Adam Set bis Noach 5,332
Gen 6,9 Noach Sem, Ham, Jafet 9,29
Gen 10,1 Söhne Noachs Völkertafel 10,132
Gen 11,10 Sem Arpachschad bis Terach 11,1026
Gen 11,27 Terach Abram, Haran, Nahor 11,27 11,32/25,711
(Abraham)
Gen 25,12 Ismael 12 Söhne 25,1216 25,17
Gen 25,19 Isaak Esau und Jakob26 35,2226 35,2829
Gen 36,1.9 Esau „Edom“ 36,114 (36,43)
Gen 37,2 Jakob 12 Söhne, 1 Tochter 46,827 49,33/50,26
(Josef)
Num 3,1 Mose und Aaron Nadab, Abihu, Eleasar, Itamar Num 3,2 Num 33,39
Rut 4,18 Perez Hezron bis David Rut 4,1822

Aus diesem System wird klar, dass תודלות/ γενσεις nicht nur Ursprung, Genealogie oder Geschlechterfolge meint (s.o.). Als Gliederungsmerkmal impliziert „Toledot X“ die Geschichte des X und seiner Nachkommen. In manchen Fällen wird diese Geschichte mit einer Genealogie eröffnet. In diesem Sinne kann ββλος γενσεως auch der Titel für das gesamte Matthäusevangelium sein: „Buch der Geschichte Jesu Christi …“.28

Die genealogischen Konzepte der Septuaginta und des hebräischen Textes des Buches Genesis werden bei der kanonischen Lektüre von Mt 1,1 impliziert.29 Dies gilt es zu reflektieren. In folgender synoptischer 644 Übersicht sind die Bezüge dargestellt. Zu beachten ist dabei, dass es hier um intertextuelle Bezüge geht, nicht um entstehungsgeschichtliche Aussagen.

6Biblos geneseos im Buch Genesis und in Mt 1,1

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Auch der Evangelienanfang von Markus könnte eine Andeutung auf den Beginn des Buches Genesis (LXX) darstellen. Deutlicher ausgeprägt ist das im Johannesevangelium, das den berühmten Buchanfang ν ρχ (בְרֵא שית) ausdrücklich zitiert. Der Anfang des Matthäus-Evangeliums mit dem Rückbezug auf das Buch Genesis ist also nicht ohne Analogie.30 Ebenso sei nur kurz angedeutet, dass es für einen erzählenden Text durchaus angemessen ist, mit einer Genealogie einzusteigen.31 645

7Sohn Davids, Sohn Abrahams

Die beiden Epitheta Jesu Christi in Mt 1,1, die Davids- und Abrahamssohnschaft, haben eine ganze Reihe christologischer Implikationen, die hier nicht dargelegt werden müssen.32 Der Blick auf das genealogische System des Buches Genesis fügt diesem Sinnpotential weitere Aspekte hinzu. Dass Jesus als „Sohn Davids“ vorgestellt wird, hat neben den königlichen und messianischen Assoziationen, die geweckt werden, auch den Effekt, dass damit an die letzte Genealogie nach dem Toledot-System nahtlos angeschlossen wird. Die von Adam an durchgehende Linie im genealogischen System der Genesis führt von Jakob über Juda zu dessen Sohn Perez (Gen 38,29; 46,12) und an diesen Sohn wird in Rut 4,12 bzw. 4,18 mit der Toledot Perez angeknüpft, die wiederum bis David führt (Rut 4,22). Jesus wird damit in das System Israels der genealogischen Abkunft integriert.

Als „Sohn Abrahams“ hat Jesus (wie jeder Israelit/Jude) teil an Bund und Verheißung. Textlich steht Jesus damit auf der Ebene von Isaak und Ismael, die beide als „Sohn Abrahams“ bezeichnet werden (Gen 25,12.19). Mt 1,2 macht dann aber klar, dass es um die Isaak-Linie geht, indem Gen 25,19 nahezu wörtlich übernommen wird:

Gen 25,19 ϰαὶ αὗται αἱ γενέσεις Ισααϰ τοῦ υἱοῦ Αβρααμ Mt 1,1 Βίβλος γενέσεως ᾽Ιησοῦ Χριστοῦ υἱοῦ Δαυὶδ υἱοῦ ᾽Αβραάμ.
Αβρααμ ἐγέννησεν τὸν Ισααϰ Mt 1,2a ᾽Αβραὰμ ἐγέννησεν τὸν ᾽Ισαάϰ, …

Diese Parallelität ermöglicht auch eine Assoziation an eine Isaak-Typologie: Wie Isaak ist der Messias Jesus ein Sohn der Verheißung (vgl. Paulus in Gal 3,16 in Verbindung mit Gen 22,17; ferner Gal 4,23.29).33 Im Vordergrund steht jedoch die Integration Jesu in das genealogische System, die natürlich auch eine Teilhabe an Bund und Verheißung impliziert.

Eine andere (weitere) Lesemöglichkeit besteht darin, in der Bezeichnung Jesu als „Sohn Davids“ die Erfüllung der Geschichte Israels und der messianischen Verheißungen zu sehen, in dem Epitheton „Sohn Abrahams“ aber den über Israel weit hinausgehenden Blick auf die Völker, da Abraham im Frühjudentum als erster Proselyt oder Konvertit galt und nach Gen 12,3 Segen für alle Geschlechter des Erdbodens bringt. 646 Mt 1,1 weckt so die Spannung zwischen Partikularismus („Heil für Israel“) und Universalismus („Heil für alle Völker“).34 Sieht man in der Prädikation „Sohn Abrahams“ einen Hinweis auf einen Israel übersteigenden Heilswillen Gottes, „spannt sich ein Bogen von V 1 zu 28,19f, wo am Ende des Evangeliums im Missionsbefehl die Universalität des christlichen Heils nachdrücklich zugesagt wird.“35

8Was geschieht bei der kanonischintertextuellen Lektüre von Mt 1,1?

Es wird deutlich, dass der knappe Vers Mt 1,1 zentrale Aspekte und Konzepte des Buches Genesis wachruft. Wenn dies alles bei einer idealtypischen, kanonkundigen intertextuellen Lektüre36 realisiert wird, aktiviert dies eine ganze Reihe von Sinnpotentialen.

Die Hauptfigur Jesus Christus wird vorgestellt dies ist auch im profanen Bereich zu allen Zeiten eine Hauptaufgabe eines aussagekräftigen Titels. Zugleich geschieht diese Vorstellung mit einer deutlich „biblisch“ geprägten Sprache, deren Assoziationsreichtum zum einen eine „ehrwürdig-sakrale Atmosphäre“ bewirkt, zum anderen das „Alte Testament“ als primären intertextuellen Bezugsrahmen auf den Plan ruft.37

Dieser Hauptfigur Jesus wird auf subtile Weise ein ungeheures Gewicht beigemessen, indem durch den intertextuellen Bezug auf Gen 2,4; 5,1 in der Septuagintafassung mit der Wendung βίβλος γενέσεως der Genitiv ᾽Ιησοῦ Χριστου von Mt 1,1 mit οὐρανοῦ ϰαὶ γῆς von Gen 2,4 und ἀνθρώπων von 5,1 auf eine Ebene gestellt wird. Es geht vielleicht 647 zu weit, damit Jesus als eine eschatologische neue Schöpfung angedeutet zu sehen.38 Aber immerhin wird damit dem Jesusgeschehen eine Bedeutung beigemessen, die den Ereignissen der Welt- und Menschenschöpfung gleichkommt.39

Ein bisher kaum wahrgenommener Effekt von Mt 1,1 ist die Einbindung Jesu in das genealogische System und das Toledot-System des Buches Genesis. Diese Einbindung geschieht einerseits durch die von der Wendung βίβλος γενέσεως hergestellten Bezüge, andererseits durch die Epitheta „Sohn Davids“, womit an die Rut-Genealogie angeknüpft wird, die wiederum über Perez und Juda an den Genesis-Genealogien hängt, und „Sohn Abrahams“, womit an die Konzepte von Bund und Verheißung angeschlossen wird. Diese genealogischen Feinheiten haben auch die Leserinnen und Leser des Matthäus-Evangeliums nicht unmittelbar parat, so dass es völlig angemessen ist, das genealogische System explizit zu wiederholen. Daher folgt die Genealogie Mt 1,217, durch die zahlreiche weitere Bezüge zum Buch Genesis geschaffen werden. In gewisser Weise weicht der Matthäus-Text damit vom Schema ab: Anders als etwa bei der Genealogie Gen 5,132, die die Nachfahren Adams listet, werden nicht die Nachfahren, sondern die Vorfahren Jesu angeführt. Diese „Mischform“ und „Umformung der Gattung“40 sind erzähltechnisch und christologisch bedingt. Der Matthäus-Text muss eine gewisse „Nachhilfe“ im Alten Testament geben, damit die Bezüge nicht nur angedeutet, sondern ausgedrückt werden. Das Toledot-System als solches bzw. die Bezugnahme darauf bleibt erkennbar.

Damit ist Jesus Teilhaber am Toledot-System und an der Verheißungslinie, die mit dem Segen für die Menschen (Gen 5,2!) und dann vor allem mit Abraham beginnt. Zugleich aber ist Jesus ein neuer Meilenstein in diesem System, ein neuer Abschnitt vom Range eines Abraham, Isaak, Jakob. Mt 1,1 hebt Jesus auf diese Ebene. Das Ergebnis der Lektüre von Mt 1,1 vor dem Hintergrund des Buches Genesis ist damit eine Spannung aus Kontinuität und Diskontinuität: An den Ursprung, 648 die Traditionen und die Verheißungen Israels wird voll und ganz angeknüpft, aber zugleich wird der Anfang einer neuen geschichtlichen Epoche mit Jesus Christus markiert.41 Diese Lektüreweise erinnert an das Wort im Munde Jesu in Mt 13,52: „Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.“

In der Perspektive des Kanons hat Mt 1,1 als Portal zum Matthäus evangelium wie zum gesamten Neuen Testament erhebliche Bedeutung: Dieses Portal verweist ganz massiv auf einen anderen Textzusammenhang, auf den ersten Teil der christlichen Bibel, näherhin auf dessen Anfang, das Buch Genesis. Auf einen Leser, der mit „David“ und „Abraham“ (und den ab Mt 1,2 folgenden Namen) nichts anfangen kann, wirkt dieses Portal abweisend und verweisend auf die erforderliche Lektüre des „ersten Bandes“. Gerade ein zuerst separat auftretendes Matthäusevangelium (vor der Festigung des Kanons aus AT und NT) braucht so einen Wächter, der den notwendigen Verstehenshintergrund anmahnt und aufzeigt. Sind die „kanonisch“ Lesenden mit dem „ersten Band“ vertraut, so ist das Portal Mt 1,1 eine Einladung: Sie können anhand von Mt 1,117, dem „Inhaltsverzeichnis des AT“,42 Tradition und Verheißung Israels rekapitulieren und erst auf dieser Basis ist „das Buch der Geschichte Jesu Christi“ zu verstehen, das jetzt nicht nur das Matthäusevangelium, sondern das gesamte Neue Testament ist.

9Hat Matthäus das alles so intendiert?

Damit stellt sich am Schluss der Betrachtung die Frage, ob der Autor des Evangeliums dies alles so beabsichtigt hat. Diese Frage ist intere ssant und berechtigt, kann und muss im Rahmen dieses Ansatzes aber nicht beantwortet werden. Sie ist nur dann entscheidend, wenn in der Erhebung der Autorintention die einzige Aufgabe der Exegese gesehen wird und diese Intention der alleinige Maßstab für die „Richtigkeit“ einer Interpretation wäre. Das kann sie aus mehreren Gründen aber nicht sein.43 Bei antiken und biblischen Autoren ist deren Intention wenn 649 überhaupt nur über den auszulegenden Text (und andere Texte) greifbar, damit also höchstens indirekt zugänglich. Bei modernen Auto- rinnen und Autoren lässt es sich problemlos nachweisen, dass eine bestimmte Interpretation oder Sichtweise nach Auskunft der Verfasser nicht direkt intendiert war, deswegen aber durchaus als „richtig“ angesehen werden kann. Ebenso lehrt die Erfahrung, dass Texte immer „multidimensional“ sind und durchaus Potential für mehrere „Sinne“ bzw. Interpretationsmöglichkeiten bieten. Das liegt unter anderem daran, dass die Leserinnen und Leser eines Textes durch ihren Verstehenshintergrund, ihr Wissen und ihre Emotionen, zur Sinnkonstitution des Textes wesentlich mit beitragen.

Wo liegen dann die „Grenzen der Interpretation “ (UMBERTO E CO)?44 Will man einen Text nicht nur für das selbstkonstru ierte Sinngefüge und Weltbild benutzen, dann muss man sich die Mühe machen, die verschiedenen Elemente eines Textes in einen einzigen Sinnzusammenhang zu bringen. Man kann dies die intentio operis nennen, anhand der man erkennen kann, dass bestimmte Interpretationen dem Text näher oder ferner stehen. Der Text selbst legt die Grenzen der Interpretation fest, und jede Auslegung muss sich an dem messen lassen, was der Text sagt. Aufgabe der Exegese ist damit nicht das Erheben eines Sinnes, von dem behauptet wird, es wäre die Intention des Autors, sondern das Aufzeigen des breiteren Sinnpotentials durch mehrfache intensive und intertextuelle Lektüre sowie der Heranziehung aller Ergebnisse historisch - kritischer Methoden, um die Grenzen der Interpretation auszuloten.

In diesem Sinne wäre zu fragen, ob es in den eben besprochenen Texten und Kontexten, v.a. Mt 1,1, Hinweise gäbe, die gegen die vorgeführte „Lektüre“ sprechen. Wenn nicht, dann halte ich die vorgelegte Interpretation in Form einer wissenschaftlich reflektierten (intersubjektiv nachvollziehbaren) Lektüre für verantwortbar.45

Literaturnachtrag (2017)

ALLISON, Dale C., Matthew’s First Two Words (Matt. 1:1), in: DERS., Studies in Matthew. Interpretation Past and Present, Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2005, 157162.

CRIMELLA, Matteo, Βίβλος γενέσεως: la cornice letteraria di Matteo e Gen 111, in: Ricerche Storico-Bibliche 24 (2012) 255278.

CUVILLIER, Elian, Références, allusions et citations. Réflexions sur l’utilisation de l’Ancien Testament en Matthieu 12, in: Claire CLIVAZ u.a. (Hg.), Écritures et réécritures. La reprise interprétative des traditions fondatrices par la littérature biblique et extra-biblique (BETL 248), Leuven: Peeters, 2012, 229242.

HUIZENGA, Leroy Andrew, Matt 1:1: Son of Abraham as Christological Category, in: Horizons in Biblical Theology 30,2 (2008) 103113.

KONRADT, Matthias, Das Evangelium nach Matthäus (NTD 1), Götting en: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015.

Notas al pie

1O. EIßFELDTs Artikel „Biblos geneseos“ (in: G. DELLING [Hg.], Gott und die Götter. FS E. Fascher, Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1958, 3140; Nachdruck in: R. SELLHEIM / F. MAASS [Hg.], Otto Eißfeldt: Kleine Schriften III, Tübingen: Mohr Siebeck, 1966, 458470) hat zwar den gleichen Einstieg, legt dann aber das Schwergewicht ganz auf den alttestamentlichen Befund.

2Vgl. dazu M. MAYORDOMO-MARÍN, Den Anfang hören. Leserorientierte Evangelienexegese am Beispiel von Matthäus 12 (FRLANT 180), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, 207.

3Vgl. H. FRANKEMÖLLE, Jahwe-Bund und Kirche Christi. Studien zur Form- und Traditionsgeschichte des „Evangeliums“ nach Matthäus (NTA 10), Münster: Aschendorff, ²1984 (11974), 360 (mit weiteren Literaturangaben).

4Genannt seien hier unter anderem: G. SCHRENK, Art.βίβλος, βιβλίον, in: TWNT 1 (1933) 613620.615; M. LAMBERTZ, Die Toledoth in Mt 1,117 und Lc 3,23bff., in: H. KUSCH (Hg.), Festschrift Franz Dornseiff, Leipzig, Bibliographisches Institut, 1953, 201225; W.B. TATUM, „The Origin of Jesus Messiah“ (Matt 1:1, 18a): Matthew’s Use of the Infancy Traditions, in: JBL 96 (1977) 523535; U. LUZ, Das Evangelium nach Matthäus, Teilband 1, Mt 17 (EKK-NT 1), Zürich/Einsiedeln/Köln: Benziger; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1985, 88; J. GNILKA, Das Matthäusevangelium. 1. Teil, Freiburg: Herder, 1986, 7 (dort weitere Literaturangaben); G.N. STANTON, Matthew: ββλος, εαγγλιον, or βος, in: F.VAN SEGBROECK u.a. (Hg.), The Four Gospels 1992. F S Frans Neirynck (BETL 100), Leuven: Peeters, 1992, 11871201; R.E. BROWN, The Birth of the Messiah, New York u.a.: Doubleday, 1993, 5859.583586; J. NOLLAND, What kind of Genesis do we have in Matt 1.1?, in: NTS 42 (1996) 463471.471 (Lit.). Eine Sonderposition vertritt E. KRENTZ, der Mt 1,1 in Analogie zu Gen 5,16,8 als Abschnittsüberschrift für Mt 1,14,16 auffasst (The Extent of Matthew’s Prologue. Toward the Structure of the First Gospel, in: JBL 83 [1964] 409414).

5Das Problem dieser Übersetzung ist, dass für „Stammbaum“ gewöhnlich γενεαλογία (1 Tim 1,4; Tit 3,9; vgl. auch Hebr 7,3.6; 1 Chr 5,1) verwendet wird. Ferner ist zu fragen, warum Matthäus für sein erstes Kapitel (oder wie weit man immer die Reichweite von βίβλος γενέσεως ansetzen will) eine Überschrift setzt, dann aber keine weiteren Überschriften bringt. Vgl. T. ZAHN, Das Evangelium des Matthäus, Leipzig: Deichert, ³1910, 3940. [Nachbemerkung: Die revidierte Einheitsübersetzung 2016 übersetzt wie folgt: „Buch des Ursprungs Jesu Christi …“.]

6GNILKA, Matthäusevangelium (Anm. 4), 7.

7Vgl. EIßFELDT, Biblos geneseos (Anm. 1), 36 bzw. 465.

8Vgl. unter anderem: ZAHN, Matthäus (Anm. 5), 3940; H.C. WAETJEN, The Genealogy as the Key to the Gospel According to Matthew, in: JBL 95 (1976) 205230.215; W.D. DAVIES / D.C. ALLISON, A Critical and Exegetical Commentary on the Gospel According to Saint Matthew. Vol. 1, Introduction and Commentary on Matthew IVII (ICC), Edinburgh: T&T Clark, 1988, 149160; B. VAN ELDEREN, The Significance of the Structure of Matthew 1, in: J. VARDAMAN / E.M. YAMAUCHI (Hg.), Chronos, Kairos, Christos, Winona Lake, IN: Eisenbrauns, 1989, 314, bes. 7; D. DORMEYER, Mt 1,1 als Überschrift zur Gattung und Christologie des Matthäus-Evangeliums, in: F. VAN SEGBROECK u.a. (Hg.), The Four Gospels (Anm. 4), 13611381; H. FRANKEMÖLLE, Matthäus. Kommentar 1, Düsseldorf: Patmos, 1994, 128130; MAYORDOMO - MARÍN, Anfang (Anm. 2), 206217.

9Vgl. FRANKEMÖLLE, Jahwe-Bund (Anm. 3), 362364.

10Siehe dazu DAVIES / ALLISON, Matthew (Anm. 8), 152.

11Vgl. DORMEYER, Mt 1,1 (Anm. 8), 1363. Mit eben dieser Beobachtung, dass ββλοςγενσεως in der Septuaginta sowohl eine Genealogie als auch die Geschichte eines Ahnen bezeichnen kann, wird gelegentlich argumentiert, dass Mt 1,1 sowohl Überschrift über das ganze Evangelium als auch über die unmittelbar folgende Genealogie sei (vgl. z.B. J.L. LEUBA, Note exégétique sur Matthieu 1,1a, in: RHPR 22 [1942] 5661).

12Als Beispiele dafür führt FRANKEMÖLLE, Jahwe-Bund (Anm. 3), 363, u.a. Gen 6,9; 37,2; aber auch Weish 7,5; Jdt 12,18; Jak 1,23 an.

13Der hier vorausgesetzte Leserbegriff geht ohne literaturwissenschaftliche Theorien überstrapazieren zu wollen in die Richtung dessen, was UMBERTO ECO unter „ Modell-Leser“ versteht (vgl. U. ECO, Im Wald der Fiktionen. Sechs Streifzüge durch die Literatur, München: dtv, 21999, 1819).

14Vgl. dazu programmatisch die methodischen Grundlagen in G. STEINS, Die Bindung Isaaks im Kanon (Gen 22). Grundlagen und Programm einer kanonisch-intertextuellen Lektüre (HBS 20), Freiburg i.Br. u.a.: Herder, 1999, 84102.86; und C. DOHMEN, Die Bibel und ihre Auslegung, München: Beck, 1998, 99102; vgl. DERS., Vom vielfachen Schriftsinn. Möglichkeiten und Grenzen neuerer Zugänge zu biblischen Texten, in: T. STERNBERG (Hg.), Neue Formen der Schriftauslegung? (QD 140), Freiburg i.Br.: Herder, 1992, 1374.36; ferner FRANKEMÖLLE, Matthäus (Anm. 8), 40.

15MAYORDOMO - MARÍN, Anfang (Anm. 2), 210. Er betont in Anm. 43, dass eine Suche in der CD - ROM - Fassung des Thesaurus Linguae Graecae keine weiteren Belege für die syntaktische Einheit ββλος γενσεως außerhalb der von Gen 2,4 und 5,1 beeinflussten Literatur ergeben hat. Die Versuche, ββλος γενσεως als Übersetzung des rabbinischen Terminus ספר יוחסין aufzufasse n, schildert und widerlegt M.D. JOHNSON, The Purpose of the Biblical Genealogies, Cambridge: University Press, 1969, 147149, und schließt, dass die Wendung ββλος γενσεως am besten als „reflection of the toledoth formula in Genesis, in either the Hebrew or Greek form, or both“ anzusehen seien. Insofern ββλοςγενσεως als syntaktische Einheit zu werten ist, liegen die beiden Belege für γνεσις in Mt 1,1 vom Buch Genesis her gelesen Mt 1,1 und 1,18 auf verschiedenen Ebenen und können, ja sollten unterschiedlich über- setzt werden (mit DAVIES / ALLISON, Matthew [Anm. 8], 155; gegen LAMBERTZ, Tole- doth [Anm. 4], 203, u.a.).

16Vgl. NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 468, Anm. 24.

17Vgl. die Reaktion von NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 470, auf den „link“ zwi- schen Mt 1,1 und Gen 2,4; 5,1: „ What are we left with? Actually not very much.“

18Vgl. NOLLAND, Gene sis in Matt 1.1 (Anm. 4), 467, Anm. 21; M. RÖSEL, Übersetzung als Vollendung der Auslegung. Studien zur Genesis - Septuaginta (BZAW 223), Berlin/New York: de Gruyter, 1994, 57.

19Dass in Mt 1,1 das aus Gen 2,4 und 5,1LXX bekannte Demonstrativpronomen und der Artikel (ατη) fehlen, hebe den Überschriftcharakter von Mt 1,1 hervor und assoziiere neben Gen 2,4 und 5,1 auch den Titel des Buches Genesis in der Septuaginta. Vgl. MAYORDOMO - MARÍN, Anfang (Anm. 2), 211. DAVIES / ALLISON, Matthew (Anm. 8), 151, zeigen, dass Γνεσις bereits zur Zeit des Evangelisten als Titel des ersten Buches der Septuaginta bestanden hat. Als Belege führen sie u.a. Justin (Dial. 20,1), Origenes (Orat. 23,3; vgl. Eusebius, Hist. eccl. 6,25), Melito von Sardes (Eusebius, Hist. eccl. 4,26) so- wie drei Belege bei Philo (Poster.C. §127; Abr. §1, Aet. mundi §19) an. In letzterer Stelle bemerkt Philo, dass Mose das erste der fünf Bücher mit Γνεσις über schrieben hab e.

20Zu den Stellenangaben siehe das Folgende. Ausnahmen sind Gen 31,13; 32,10 (das Land der Verwandtschaft) und 40,20 (der Geburtstag).

21Vgl. NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 467469.

22Vgl. MAYORDOMO-MARÍN, Anfang (Anm. 2), 211.

23Vgl. FRANKEMÖLLE, Matthäus (Anm. 8), 130; RÖSEL, Übersetzung (Anm. 18), 122.

24Nach dem HT ist bei Gen 1,26f. an eine Gottesstatue zur Repräsentation der Gottheit zu denken, während die LXX die griechische Urbild-Abbild-Spekulation impliziert. Zu צלם/דמות + Pr ä position vs. ϰατεϰνα vgl. W. GROß, Gen 1,26.27; 9,6: Statue oder Ebenbild Gottes? Aufgabe und Würde des Menschen nach dem hebräischen und dem griechischen Wortlaut, in: Jahrbuch für Biblische Theologie 15 (2000) 1138, speziell 3537.

25Vgl. J.W. WEVERS, Notes on the Greek Text of Genesis (SBL SCS 35), Atlanta: Scholars Press, 1993, 22.68.

26Vgl. dazu grundlegend, wenn auch in einigen Konsequenzen problematisch: S. TENGSTRÖM, Die Toledotformel und die literarische Struktur der priesterlichen Erweiteru ngsschicht im Pentateuch (CB.OT 17), Uppsala: CWK Gleerup, 1981; siehe auch EIßFELDT, Biblos geneseos (Anm. 1), passim; weitere Literaturhinweise bei T. NAUERTH, Untersuchungen zur Komposition der Jakoberzählungen (BEATAJ 27), Frankfurt/M.: Lang, 1997, 15 Anm. 31. In einer synchronen Lektüre erkennt auch D. CARR „patterns“, also ein Toledot - System (Ββλος γενσεως Revisited: A Synchronic Analysis of Patterns in Genesis as Part of the Torah, in: ZAW 110 [1998] 159172.327347. Dass das Buch Genesis in der Endkomposition durch die Toledot-Formeln strukturiert ist, hat K. KOCH herausgearbeitet: Die Toledot-Formeln als Strukturprinzip des Buches Genesis, in: S. BEYERLE (Hg.), Recht und Ethos im Alten Testament Gestalt und Wirkung. F S H. Seebass, Neukirchen - Vluyn: Neukirchener, 1999, 183191. Das Toledot - System ist Teil des umfassenderen genealogischen Systems; vgl. dazu jüngst F. CRÜSEMANN, Menschheit und Volk. Israels Selbstdefinition im genealogischen System der Genesis, in: EvTh 58 (1998) 180195, deutsche Fassung von DERS., Human Solidarity and Ethnic Identity. Israel’s Self-Definition in the Genealogical System of Genesis, in: M.G. BRETT (Hg.), Ethnicity and the Bible, Leiden: Brill, 1996, 5776. Das Toledot-System stelle ich in meinem Habilitationsprojekt „Die Genealogien der Genesis“ ausführlicher vor und zeige dort die Folgen für die Interpretation des Buches Genesis auf [s. T. HIEKE, Die Genealogien der Genesis (HBS 39), Freiburg i.Br.: Herder, 2003].

27Vgl. KOCH, Toledot-Formeln (Anm. 26), 186.

28So die Übersetzung von FRANKEMÖLLE, Matthäus (Anm. 8), 128.

29Zumindest ist dieser universale Horizont möglich. Was im einzelnen aktuellen Lesevorgang realisiert wird, ist eine andere Frage. Aber die Bibel ist das zeigen auch diese Beobachtungen nicht zur Einmal-Lektüre gedacht. „[M]anche Geschichten verlangen eine nie zu beendende Lektüre.“ (ECO, Im Wald [Anm. 13], 41).

30Vgl. FRANKEMÖLLE, Jahwe - Bund (Anm. 3), 361362.

31Nähere Hinweise und Quellen dazu bei NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 470.

32Vgl. dazu einschlägig u.a. DORMEYER, Mt 1,1 (Anm. 8), passim; MAYORDOMO-MARÍN, Anfang (Anm. 2), 214f. Belege in der rabbinischen Literatur, die ebenfalls Abraham und David als Angelpunkte in der Geschichte ansehen, führt JOHNSON, Purpose (Anm. 15), 149151, an.

33Vgl. dazu Näheres bei R. PESCH, Er wird Nazoräer heißen. Messianische Exegese in Mt 12, in: F. VAN SEGBROECK u.a. (Hg.), The Four Gospels 1992. Festschrift Frans Neirynck (BETL 100), Leuven: Peeters, 1992, 13851401.1395.

34Vgl. dazu FRANKEMÖLLE, Matthäus (Anm. 8), 132134.

35GNILKA, Matthäusevangelium (Anm. 4), 7. GNILKA will Mt 1,1 zwar nicht als Überschrift über das Evangelium ansehen, meint aber doch, dass der Vers „als eine Art Resümee der matthäischen Theologie gelesen werden soll“ (ebd. 8). Vgl. auch VAN ELDE-REN, Significance (Anm. 8), 7.

36Zu Begriff, Methodik und Programm der „kanonisch-intertextuellen Lektüre“ vgl. STEINS, Bindung Isaaks (Anm. 14). Hier können einige Thesen daraus nur angedeutet werden: Der „Kanon“ ist in erster Linie ein literaturwissenschaftlicher (kein dogmatischer) Begriff („Kanon als Text in literarischer Hinsicht“, S. 17) und bezeichnet den „letzten Kontext“ in zeitlicher und sachlicher Hinsicht (S. 19), der als letzte Kontextualisierung ein besonderes Gewicht erhält und für die Auslegung der primäre Kontext des Einzeltextes ist (S. 21). Der Bibelkanon ist daher der privilegierte Intertext (S. 99). Damit etabliert der Kanon eine spezifische Rezeptionsvorgabe (S. 25): „Der Kanon stellt einen Spielraum von Kontextualisierungsmöglichkeiten bereit. Er leitet an zu einer kreativen Lektüre und erfordert diese, um das Potential auszuschöpfen“ (S. 26). Zudem ist in der zwei-einen christlichen Bibel für das Verhältnis von AT und NT die „doppelte Lese- weise“ nach dem „Konzept der doppelten Hermeneutik“ (Jüdische Bibel/Altes Testament) zu beachten, vgl. C. DOHMEN / G. STEMBERGER, Hermeneutik der Jüdischen Bibel und des Alten Testaments, Stuttgart u.a.: Kohlhammer, 1996, 211213. [s. weiterführendauch: www.biblischeauslegung.de]

37MAYORDOMO-MARÍN, Anfang (Anm. 2), 216.

38Vgl. DAVIES / ALLISON, Matthew (Anm. 8), 150151. NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 463.466, und STANTON, Matthew (Anm. 4), 1189, wenden sich zu Recht gegen diese Auffassung.

39NOLLAND, Genesis in Matt 1.1 (Anm. 4), 470, sieht ebenfalls die biblische Sprache und die Unterstreichung der Bedeutung Jesu als wesentliche Implikationen des Bezugs von Mt 1,1 auf Gen 2,4; 5,1. Gegen sein skeptisches Urteil, dass dies „not very much“ sei, meine ich, dass dies schon sehr viel ist. B.T. VIVIANO (The Genres of Matthew 12: Light from 1 Timothy 1:4, in: RB 97 [1990] 3153.52) formuliert es so: Man kann vermuten, dass der Evangelist ein Signal geben wollte, dass er eine „neue Genesis“ schreiben will, eine neue Epoche in der Heilsgeschichte. Ähnlich sagt das auch FRANKEMÖLLE, Jahwe-Bund (Anm. 3), 365.

40Vgl. MAYORDOMO - MARÍN, Anfang (Anm. 2), 223.

41Ähnlich FRANKEMÖLLE, Matthäus (Anm. 8), 135: Christologisch ergibt sich die These, ührt“. OderG,Matthäusevangelium(Anm.4