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Cat Sebastian

 

Die Lawrence Browne Affäre

 

Aus dem Englischen von Natalie Anders

 

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2018

http://www.deadsoft.de

 

© the author

Titel der Originalausgabe:

The Lawrence Browne Affair

Published in Arrangement with Cat Sebastian

 

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen

 

Übersetzung: Natalie Anders

 

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© VJ Dunraven – fotolia.com

© razoomanetu – fotolia.com

 

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-253-3

ISBN 978-3-96089-254-0 (epub)

 

Inhalt:

Ein Earl, der sich vor der Zukunft versteckt …

Lawrence Browne, der Earl of Radnor, ist verrückt. Zumindest glaubt er das – und da ist er nicht allein. Er ist ein brillanter Wissenschaftler, der sich vor anderen Menschen versteckt.

Doch als ein verdammt attraktiver Fremder seine Welt betritt, um als Sekretär bei ihm zu arbeiten, wird alles, was er so peinlich genau geplant hat, auf den Kopf gestellt.

 

Ein Schwindler, der von seiner Vergangenheit verfolgt wird …

Georgie Turner hat sein ganzes Leben damit verbracht, jemand anderes zu sein, als er in Wirklichkeit ist. Er kann schneller in eine andere Identität schlüpfen als manche in neue Kleider. Doch als er seine neue Rolle als Sekretär des Earls von Radnor annehmen will, wird ihm schnell klar, dass nicht der Earl verrückt ist, sondern die Gefühle, die er für seinen neuen Arbeitgeber empfindet.

 

Dieses Buch erwuchs aus Geschichten, die ich meinen Kindern erzählt habe – über einen Erfinder mit einem riesigen Hund und einer Angststörung, die meine eigene widerspiegelte.

Ich brauche wohl nicht zu erklären, dass ich diese Geschichten meinen Kindern erzählt habe, um ihnen beizubringen und mich selbst vielleicht auch daran zu erinnern, dass Liebe und Leben selbst dann möglich sind, wenn du dich mit jeder Faser deines Seins in einer Höhle aus Kissen verstecken möchtest. Dieses Buch ist für alle, die diese Erinnerung auch brauchen – von meiner Kissenhöhle aus zu deiner.

 

Kapitel eins

Cornwall, 1816

 

All diese Aufregung nur wegen ein paar kleiner Explosionen. Wenn es nach Lawrence ginge, so spielten die Explosionen keine Rolle. Er hatte schon vor Wochen die Experimente mit der Zündschnur abgeschlossen. Und was noch wichtiger war: Es war sein Haus und wenn ihm danach war, es auf die Grundfesten niederzubrennen, so ginge es nur ihn etwas an. Bei Gott, wenn er diesen gottvergessenen Ort in die Luft jagte – und sich dabei selbst mit – wäre die einzige Person, die überrascht wäre, der Mann, der vor ihm saß.

„Fünf Diener haben gekündigt“, sagte Halliday und tippte zur Betonung auf Lawrence’ Schreibtisch. Staub stieg in winzigen Wölkchen um die Fingerspitze des Vikars. „Fünf. Und das Haus war schon vorher kläglich unterbesetzt.“

Fünf Diener weniger? Das war also der Grund, warum das Haus so wunderbar still und seine Arbeit herrlich ungestört blieb.

„Es bestand keine Gefahr für die Dienerschaft. Sie wissen, dass ich sie von meiner Arbeit fernhalte.“ Darauf bestand Lawrence selbst dann, wenn er keine Sachen in die Luft jagte. Allein die Vorstellung von plappernden Hausmädchen war genug, um ihn aufzuregen. „Und die meisten der Explosionen fanden draußen statt.“ Das war jetzt vermutlich nicht der Augenblick, zu erwähnen, dass er das Dach des Gewächshauses in die Luft gejagt hatte.

„Alles, was ich vorschlage, ist eine Art Sekretär.“ Halliday ahnte nicht, wie gefährlich nah er sich an einer Explosion der metaphorischen Art befand. „Jemand, der Buch darüber führt, was Sie zusammengemischt haben und ob die Gefahr besteht, dass es“ – er blähte seine Backen auf und machte ein seltsames Geräusch und eine Geste, die wohl eine Explosion darstellen sollten – „sich entzündet.“

Seine Ehrwürden Arthur Halliday wusste nicht, was gut für ihn war. Denn wenn er das täte, wäre aus dem Raum geflohen, sobald er Lawrence nach seinem Tintenfass greifen sah. Lawrence’ Finger schlossen sich um das Objekt, um es gegen die Wand hinter dem Kopf des Vikars zu schmettern. Verflucht sei der Kerl, wenn er glaubte, Lawrence wüsste nicht, wie man eine Explosion zustande brachte. Er hatte Brownes verbessertes Schießpulver oder die dämliche sichere Lunte nicht durch pures Glück erfunden!

„Außerdem“, sprach Halliday weiter, „haben Sie selbst gesagt, dass Sie ein weiteres Paar Hände bei diesem neuen Gerät bräuchten, an dem Sie arbeiten.“

Oh, verflucht und zugenäht! Lawrence wusste, er hätte ihm nicht davon erzählen sollen. Aber er hatte gehofft, dass Halliday selbst seine Hilfe anbieten würde, statt Lawrence dazu zu drängen, einen Wildfremden zu engagieren. Der Vikar wäre recht nützlich in dieser Hinsicht gewesen und würde er seine Nase nicht dauernd dahin stecken, wo sie nicht hingehörte, wäre er sogar eine recht annehmbare Gesellschaft.

„Ich hatte Sekretäre“, stieß Lawrence zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Es endete jedes Mal böse.“

„Aber selbstverständlich nur deshalb, weil Sie sich Mühe geben, sie in Schrecken zu versetzen.“ Halliday blickte bedeutungsvoll auf das Tintenfass, das Lawrence immer noch festhielt.

Und wieder hatte Halliday keine Ahnung. Lawrence musste sich nicht bemühen, um jemanden zu erschrecken. Seine Existenz alleine reichte schon aus. Jeder, der halbwegs bei Verstand war, hielt sich vom wahnsinnigen Earl of Radnor fern, so wie man sich von tollwütigen Hunden und Giftschlangen fernhielt. Und von explosiven Geräten, wenn sie schon beim Thema waren.

Mit der Ausnahme des Vikars, der dreimal die Woche das Penkellis Castle aufsuchte. Bestimmt besuchte er auch bettlägerige alte Damen und das Armenhaus. Seine anderen Wohltätigkeitsopfer mochten dankbar sein, aber die Vorstellung, dass er eine gute Tat des Vikars darstellen sollte, ließ seine Finger um das Tintenfass verkrampfen, während er dessen Flugbahn plante.

„Ich werde mich um die Details kümmern“, sagte Halliday. „Ich verfasse die Ausschreibung und kümmere mich um die Bewerber. Ein guter Sekretär könnte sogar den Haushalt auf Trab bringen.“ Der Vikar schien bei dieser Aussicht richtig warm zu werden. „Es in einen Zustand bringen, der einem Kind –“

„Nein.“ Lawrence erhob seine Stimme nicht, aber er schlug mit der Faust gegen den Tisch, sodass die Tinte über das Löschpapier und seinen bereits mit Tinte verschmierten Ärmel spritzte. Ein Stapel Papier glitt vom Tisch auf den Boden, hinterließ einen staubfreien Fleck auf dem Holz. Aus dem Augenwinkel sah er eine Spinne davoneilen.

„Wohl wahr“, setzte Halliday unerschrocken fort. „Eine Haushälterin wäre angemessener, aber –“

„Nein.“ Die bereits ausgefransten Enden seiner Fassung lösten sich im Eiltempo auf. „Simon kommt nicht her.“

„Sie können ihn nicht für immer fernhalten, da er jetzt, wie Sie wissen, zurück in England ist. Es ist sein Zuhause und es wird ihm eines Tages gehören.“

Sobald Lawrence tot und begraben war, war Simon herzlich willkommen, hierher zu kommen und alles tun, was ihm beliebte. „Ich will ihn hier nicht haben.“ Penkellis war kein Ort für ein Kind und Geistesgestörte keine guten Erziehungsberechtigten. Und niemand wusste das besser als Lawrence selbst, der unter genau diesen Bedingungen aufgewachsen war.

Halliday seufzte. „Trotzdem, Radnor, müssen Sie diesbezüglich etwas unternehmen.“ Er zeigte auf den Raum um sie herum, der, Lawrence’ Meinung nach, so wie immer aussah. Man sah sogar kaum noch die abgebrannten Stellen, außer man wusste, wo man suchen musste. „Eine solche Lebensweise kann nicht sicher sein.“

Sicherheit gehörte nicht zu seinen Prioritäten, aber selbst Lawrence war nicht verrückt genug, es dem Vikar zu erklären.

„Die Dorfbewohner wollen nicht einmal mehr an der Gartenmauer vorbeigehen. Und die Geschichten, die sie sich ausdenken …“ Der Vikar wrang mit seinen Händen. „Ein Sekretär. Bitte! Es wäre mir leichter ums Herz, wenn ich wüsste, dass jemand hier bei Ihnen ist.“

Ein Aufpasser also. Noch schlimmer.

Aber Lawrence brauchte in der Tat ein hilfreiches Paar Hände beim Bau des Nachrichtengeräts. Wenn Halliday nicht zu helfen gewillt war, dann hatte Lawrence keine Wahl. Gott weiß, Halliday hatte recht, dass die Dorfbewohner nichts mit ihm zu tun haben wollten.

„Fein“, gestand er ein. „Sie schreiben die Ausschreibung und sagen mir, wann ich den Herren erwarten soll.“ Er würde alles sagen, um diese ermüdende Unterhaltung zu beenden und den Vikar loszuwerden. Es war nicht so, als ob der Sekretär mehr als eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Dafür würde Lawrence schon sorgen.

 

~o~o~o~

 

Nach Monaten des bequemen Lebens musste Georgie Turner betrübt zugeben, dass er außerstande war, einen ganzen Abend durch Alleen zu hetzen und auf Dächern herumzutollen. Seine neuen Reitstiefel konnte man bei einer Teegesellschaft tragen, aber sie taugten wenig, um damit Abzugsrohre hinaufzuklettern und sich durch Dachbodenfenster hindurchzuzwängen.

Und doch landete er leicht auf dem nackten Holzboden und schloss lautlos das Fenster hinter sich, ohne sich auch nur einen Atemzug zu erlauben, bis er die Schritte seiner Verfolger auf dem Dach über sich hörte und wie sie in der Ferne verklangen. Er hatte sie abgehängt.

Für den Augenblick zumindest. Georgie bildete sich nichts auf seine Fähigkeiten ein, Mattie Brewsters Männern auf Dauer zu entkommen. Georgie war ein Verräter, ein Informant und die Brewster Gang würde ein Exempel an ihm statuieren. Und das zurecht.

Schwerfällige Schritte kamen die Treppe hoch. Vertraute Schritte, dachte Georgie, aber dieser Tage vertraute er seinem Urteil nicht genug, um sein Leben darauf zu verwetten. Die Tür schwang auf und Georgie hielt wieder seinen Atem an, wünschte, er hätte ein Messer oder eine Pistole – irgendetwas.

„Ich hoffe doch sehr, dass du es bist, Georgie“, erklang die raue Stimme von Georgies älterem Bruder. „Bei all den Menschen, die du hintergehen konntest, musste es ausgerechnet Mattie Brewster sein?“

Georgie atmete in einer Eile aus, die nicht nur bloße Erleichterung war. „Ich glaube nicht, dass ich sie hierher geführt habe“, sagte er in der Hoffnung, dass es tatsächlich stimmte.

„Zur Hölle damit! Denkst du, ich kann mir Mattie nicht vom Hals halten? Er und ich haben uns die Taschentücher der Damen unter den Nagel gerissen, bevor du überhaupt geboren wurdest.“ Jack hob eine Laterne und betrachtete Georgies Gesicht. „Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“

„Nicht seit ich das Packingham-Haus verlassen habe.“ Was erst gestern gewesen war. „Du weißt Bescheid?“

„Klar. Mattie kam gestern Abend her, sehr freundlich. Ich habe ihm gesagt, er soll sich verpissen, auch sehr freundlich. Er hatte dann natürlich einen Mann abgestellt, der das Haus beobachtet.“

Georgie zuckte zusammen. Es war unrecht, seine Probleme vor die Tür seines Bruders zu schleifen. Jack würde schon zurechtkommen, aber wenn Brewster ihrer Schwester einen Besuch abzustatten gedachte? Kälte rieselte seine Wirbelsäule entlang. „Ich muss nur kurz zu Atem kommen, und das war …“ Er ließ den Satz unbeendet. Das war der einzige Ort auf der Welt, an dem ihn niemand wegen Hausbruchs verhaften ließe oder wegen Verrats umgebracht hätte. Er hatte keinen anderen Ort, an den er gehen konnte, niemanden, an den er sich hätte wenden können. Er hätte auch genauso gut vom Dach hinunterfallen können. „Ich werde in paar Minuten gehen. Sobald ich zu Atem komme.“

„Einen Scheißdreck wirst du! Komm runter und iss zu Abend mit uns.“

Georgie lachte fast. „Das ist kein Höflichkeitsbesuch.“

„Oh, erwartet man dich woanders?“ Jack machte eine Pause, als erwarte er eine Antwort. „Nein? Dann iss mit uns und wir überlegen, was wir mit dir tun sollen. Ich bezweifle, dass deine Feinde dich so dringend tot sehen wollen, dass sie meine Suppe vergiften. Oliver wird sich auch freuen, dich zu sehen.“

Aber dann würde Georgie die missgeleitete Sympathie von Jacks edelgesinntem Liebhaber ertragen müssen. Womit nicht gemeint war, dass Georgie etwas gegen Oliver hatte; er war nett genug, auf eine förmliche Art und Weise. Georgie war einfach nicht in der geistigen Verfassung, um mit jemandem zu plaudern, der dachte, Jacks missratener Bruder habe die ihm bevorstehende Bestrafung verdient. Georgie wäre sogar bereit, ihm zuzustimmen.

„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne bleiben, wo ich bin. Vielen Dank.“ Er hörte die Schärfe in der eigenen Stimme. Georgie war es nicht gewohnt, Freundlichkeit anzunehmen. Er war weder die Art von Mann, der andere zu Güte verleitete, noch akzeptierte er etwas, das er sich nicht erarbeitet hatte – oder gestohlen. Er wusste, dass er Jack dankbar sein sollte, aber er war nur genervt und das hauptsächlich von sich selbst.

Er hatte sich seinen Platz zwischen Londoner Kriminellen mit etwas List und gänzlicher Missachtung des Anstands hart erkämpft. Er stahl und betrug, er schwindelte und log. Seine Lieblingsopfer waren überzüchtete reiche Idioten, die zu gierig waren, um genau hinzusehen, was Georgie anbot, zu sehr von der Aussicht auf mehr Reichtum geblendet, um die richtigen Fragen zu stellen. Sie bettelten förmlich darum, betrogen zu werden und es war Georgie eine Freude, ihnen diesen Gefallen zu tun.

Und dann hatte er alles weggeworfen. Er wusste nicht, ob sich so ein Gewissen anfühlte, aber er konnte einfach nicht das Geld der alten Dame nehmen. Er hatte versucht, Mattie für ein anderes Opfer zu begeistern. Als Mattie sich weigerte, hatte Georgie die Dinge in die eigenen Hände genommen und jetzt war er persona non grata in London, und vermutlich überall sonst, vom Grund der Themse abgesehen.

Jack grummelte etwas und ging wieder nach unten. Als er zurückkam, trug er ein Tablett mit genug Essen für zwei Personen. Wenn Georgie nicht hinunterkommen wollte, so würde Jack sein Abendessen mit ihm auf dem Dachboden einnehmen. Georgie versuchte die entsprechende Menge von Dankbarkeit zu empfinden, aber sein Blick wanderte immer häufiger zu dem Fenster, durch das er gestiegen war, und dem dunklen Himmel dahinter. Er wünschte, er wäre nicht hierhergekommen.

„Ich habe einen Brief von einem Vikar aus Cornwall erhalten“, sagte Jack, versuchte offenbar Konversation zu betreiben. „Oder genauer genommen, hatte Oliver den bekommen, und jetzt will er, dass ich herausfinde, warum irgendein blödsinniger Kerl sein Haus nicht verlassen will.“

Georgie pickte mit der Gabel an seinem Stück Fleisch herum. „Vikare und Irre gehören nicht ganz zu deinem Repertoire.“ Jack lebte davon, die Probleme anderer Menschen zu lösen, aber, soweit es Georgie sagen konnte, nur dann, wenn das Problem ein Adeliger war und die Lösung das beinhaltete, was Jack als ausgleichende Gerechtigkeit empfand.

Jack rutschte auf seinem Stuhl herum und Georgies Aufmerksamkeit stürzte sofort darauf, wie ein Hund, der Beute riecht. Er hatte geschwindelt und gestohlen, seit er laufen konnte, und er wusste, wie ein Mann aussah, der einem unangenehme Nachrichten überbrachte. Und insbesondere Jack selbst. Jack würde sich niemals unabsichtlich in die Karten schauen lassen. Wenn er so aussah, als fühlte er sich unwohl, so wollte er bestimmt, dass Georgie es sah.

„Der Vikar war auf derselben Schule wie Oliver“, sagte Jack, sein Blick auf irgendeinen Punkt über Georgies Schulter gerichtet. „Der Kerl, der sein Haus nicht verlassen will, ist Lord Radnor.“

Georgie war jetzt nicht mehr ein Hund, der etwas witterte, sondern ein Hai, dem man einen blutigen Kadaver ins Wasser geworfen hat. Zum ersten Mal seit zwei Tagen vergaß er seine eigene missliche Lage. „Der verrückte Earl?“ Georgie hatte von ihm gehört. Alle hatten das. „Sag dem Vikar, dass er das Haus nicht verlassen will, weil er total irre ist.“ Und mörderisch veranlagt auch. Seine Liste enthielt eine vermisste Kurtisane, eine tote Braut und so viele Duelle, dass es fast schon langweilig war. „Und dann verlange das übliche Honorar.“

„Es ist nicht der verrückte Earl. Das war sein älterer Bruder, der vor paar Jahren verstarb. Ich glaube, der Vater war auch verrückt, aber nicht so offensichtlich. Niemand weiß viel über den momentanen Earl, außer dass er neunundzwanzig und reicher als Krösus ist. Aber er kann kein blutrünstiger Bastard wie sein Bruder sein – der Vikar wäre in erster Linie erleichtert, dass er sein Haus nicht verließ.“

„Stattdessen engagiert der Vikar den petit ami seines alten Kumpels.“

Jack ignorierte ihn. Vermutlich, weil er kein Französisch verstand und sich nicht um Georgies Spitzen kümmerte.

„Klingt nach einer Aufgabe für einen Arzt.“ Georgies Interesse schwand zusehends. Er inspizierte betont lange seine Fingernägel, die nach dem Unglück des letzten Tages im furchtbaren Zustand waren.

„Es wäre problematisch, einen Arzt ohne die Erlaubnis des Earls hineinzuschmuggeln“, überlegte Jack.

„Wirst du den Fall übernehmen?“ Georgie glaubte nicht, dass sein Bruder sein gemütliches Stadthaus verließ, um nach Cornwall zu reisen, um neugierige Vikare zu beruhigen und adelige Eremiten zu erforschen.

„Eigentlich habe ich daran gedacht, dich zu schicken.“ Jack sah nicht jeden Tag so gerissen aus.

Georgie legte seine Gabel hin und kreuzte seine Arme vor der Brust, fast schon begierig darauf, den Rest von dem Unsinn zu hören, der bestimmt gleich folgte. „Und warum sollte ich dabei mitmachen?“

„Du könntest dich als sein Sekretär ausgeben. Nur lange genug, um mir sagen zu können, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.“

„Es gibt sehr viele Dinge, die ich tun könnte.“ Er könnte zum Beispiel durch die Vordertür herausspazieren und warten, bis seine alten Freunde ihn abmurksten. Oder er könnte gleich zur Bow Street tänzeln und sich selbst anzeigen. Georgies Leben war mittlerweile ein Füllhorn voller schlechter Ideen. „Ich will wissen, warum du denkst, dass ich das tun sollte.“

„Hast du etwas Besseres vor?“ Jack zeigte auf den leeren Dachboden. „Oliver will seinem alten Freund helfen und ich will, dass Oliver glücklich ist. Sarah möchte dich weit weg von allen haben, die dir gerne ein Messer zwischen die Rippen stecken wollen oder deinen Hals in eine Schlinge. Der Einsiedler braucht einen Sekretär. Du gehst also nach Cornwall und wir alle gewinnen.“ Eine Pause. „Du bekommst selbstverständlich meine Provision.“

Unter der Oberfläche von Jacks Angebot lauerte die unschöne Erinnerung, dass Georgies Präsenz jeden, den er liebte, in Gefahr brachte. „Schick Sarah weg von London. Ich will nicht, dass Brewster ihr nachstellt.“ Er suchte panisch nach einem Grund für die Flucht seiner Schwester, den sie annehmen würde. „Sie kann Olivers Schwester für neue Kleider ausmessen.“

„Ist das ein Ja?“

Er musste tatsächlich London verlassen, bis Gras über die Sache gewachsen war und er sich etwas überlegt hatte, um mit Brewster Frieden zu schließen. Einen Weg, um dessen Vertrauen und Schutz zurückzugewinnen. Es war die einzige Möglichkeit, wie er für Jacks und Sarahs Sicherheit sorgen konnte.

„Schön“, sagte er und ignorierte den Triumph in den Augen seines Bruders. „Aber ich nehme die Hälfte des Geldes als Vorauszahlung.“

 

Kapitel zwei

 

Georgie klopfte wieder an der Tür, von der er hoffte, es sei der Haupteingang. Penkellis, eine unorganisierte Ansammlung an unpassenden Flügeln und asymmetrischen Türmen, war die Art von Haus, der es nicht an Türen mangelte, aber er würde ganz bestimmt nicht den Rest des Tages damit verbringen, jede einzelne von ihnen auszutesten. Als er den Türklopfer fallen ließ, landeten halb verrottete Holzsplitter zu seinen Füßen. Sie passten perfekt zu den zermürbenden Steinstufen.

Was hatte man davon, reich zu sein, wenn man an so einem Ort lebte? Georgies alte Unterkunft wurde im besseren Zustand gehalten als dieses Höllenloch. Und es konnte nicht am Mangel an Geld liegen, denn was auch immer man sich über den Earl of Radnor erzählte, niemand konnte ihm vorwerfen, arm zu sein. Es musste an reiner Borniertheit liegen.

Immer noch keine Antwort. Der kalte Wind, der über den Hof peitschte, roch nach Meer, und die Sonne stand tief am Himmel. Er hatte keine Lust, bei der Kälte und in Dunkelheit zurück zur Herberge zu marschieren. Nein, er wollte in dieses traurige Haus hinein und etwas Warmes essen, während er seine Füße an einem Kamin wärmte. Selbst der verrückte Earl musste doch essen und warm bleiben!

Er lehnte sich mit einer Schulter gegen die Tür und glaubte zu fühlen, wie sie nachgab. Ganz leicht zwar, aber genug, um einen weiteren Versuch zu wagen, und diesmal lehnte er sich mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Die Türangeln knarrten und das Holz scharrte über den Fliesenboden. Ein paar weitere Stöße und er hatte geschafft, die Tür so weit aufzustoßen, um hineinschlüpfen zu können.

Er stand in einem Raum, der ehemals die Eingangshalle gewesen sein muss. In der riesigen offenen Feuerstelle brannte kein Feuer, trotz der Kälte eines Novembernachmittags. Die Vorhänge, die die hohen Fenster bedeckten, waren zerschlissen und von Motten zerfressen und zu einem undefinierten Grau verblasst. Durcheinandergemischte Möbelstücke standen herum: ein umgedrehter Stuhl, eine altmodische Uhr, eine Harfe ohne Saiten.

„Ist irgendjemand da?“ Georgie hörte das Echo seiner eigenen Stimme. Wirklich, er sollte sich für den Schauer, der seine Wirbelsäule hinabkroch, schämen, aber sobald sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wäre er nicht überrascht, Leichen und Pfützen aus Blut zu sehen. Georgie hatte Häuser gesehen, die geschlossen worden waren – Möbel mit Tüchern abgedeckt, Wandteppiche abgehängt, Teppiche aufgerollt, wertvolle Gegenstände weggeschlossen, um die Pläne von Männern wie Georgie zu vereiteln – und das war keins davon. Es sah nach einem Haus aus, dessen Bewohner im Schlaf ermordet oder entführt worden waren.

Sein Herz begann zu hämmern, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung in den Schatten sah. Aber dann hörte er leises Tapsen, die Schritte eines Tieres, das davoneilte. Georgie war der Eindringling, das Tier fühlte sich ganz zu Hause. Er hoffte nur inständig, dass es eine Katze war, aber Katzen taten selten etwas wie irgendwohin zu huschen.

Im Inneren war es genauso eisig wie draußen, wenn nicht sogar kälter. Der Wind fand einen Weg in die Halle hinein, durch vernachlässigte Kamine oder lose Fenster, und pfiff beunruhigend.

Es gab hier keinen anderen Weg als mittendurch, sagte er sich, entschied sich für einen Durchgang und durchquerte den Raum. Der Gang führte ihn an weiteren, ähnlich ramponierten Zimmern vorbei, genauso herrenlos wie die Eingangshalle, aber voll mit Objekten, die Georgie instinktiv katalogisierte. Ein paar silberner Kerzenständer, einfach zu verpfänden; ein Gemälde, das auf der richtigen Auktion ein paar Guineen einbringen würde; ein teures Stück chinesischen Porzellans, das ein großartiges Weihnachtsgeschenk für seinen Bruder abgeben würde.

Es war, als betrete man Alladins Höhle, ohne sich vorher überlegt zu haben, wie staubig es darin hätte sein müssen. Dieser Ort war voll mit Sachen, die förmlich darum bettelten, gestohlen zu werden, und es schien hier keine einzige Seele zu geben, die das kümmern würde.

Er fand eine Treppenflucht mit engen, in einer Spirale verlaufenden Stufen und begann seinen Aufstieg. Je früher er loslegte, desto früher konnte er hier weg. Vielleicht sogar um paar Kerzenständer reicher.

 

~o~o~o~

 

Lawrence wachte auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer auf. Dem schräg einfallenden Licht nach zu urteilen, das irgendwie einen Weg durch die dreckigen Fenster fand, war es entweder die Morgenröte oder die Abenddämmerung. Er erinnerte sich jedoch nicht daran, wann genau er eingeschlafen war, es spielte also keine Rolle. Barnabus lag zusammengerollt vor dem Feuer und schnarchte. Lawrence streckte sich, so weit das winzige Sofa es zuließ und schüttelte seine eingeschlafene Hand aus, als er Schritte hörte.

Bevor er auch nur einen Gedanken formen konnte, sprang er vom Sofa in Richtung des Geräuschs, schnappte den Eindringling und warf ihn hart genug gegen die Wand, dass der Putz abbröckelte.

„Wer zur Hölle bist du?“, knurrte er, seine Stimme heiser vom Nichtgebrauch und der Mund immer noch trocken vom Schlaf.

„Ich bin George Turner, mein Lord“, antwortete der Mann, seine Wange gegen die Wand und sein Rücken gegen Lawrence’ Brust gepresst. Die Schulterknochen des Eindringlings fühlten sich fein, fast filigran unter Lawrence’ Händen an. „Mr. Halliday hat mich als Ihren Sekretär engagiert.“ Er klang beinahe gelangweilt, aber Lawrence war nah genug, um dessen panischen Herzschlag zu spüren. Und zu Recht! Er sollte zittern, wenn ihn ein Wahnsinniger angriff, der doppelt so groß war.

„Oh, sicherlich! Hallidays Mann soll erst am zwölften ankommen.“ Lawrence atmete tief durch, atmete einen Duft ein, der von Londoner Parfümerien und Zeit vor einem Spiegel erzählte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einer Person so nahe gewesen war.

Turner blinzelte und Lawrence sah das Aufflackern von kalten Obsidian-Augen. „Heute ist der zwölfte November, mein Lord.“

Verdammt! Das passierte ihm manchmal. Er wusste nicht, ob es an seinen späten Arbeitsstunden lag, dass er das richtige Datum aus den Augen verlor, oder einfach, weil er verrückt geworden war, und es kümmerte ihn auch nicht. Es kam auf dasselbe hinaus.

Er ließ seine Hände fallen, trat jedoch nicht zurück. „Und wer zum Teufel hat dir die Erlaubnis gegeben, einzutreten?“, knurrte Lawrence erneut. Er wollte seine Ruhe haben, ohne daran erinnert zu werden, dass er irgendwie drei Tage seines Lebens verloren hat.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ein Sekretär eine Erlaubnis braucht, im Arbeitszimmer seines Arbeitgebers zu sein, mein Lord. Außerdem“, sprach Turner in dem gleichen kühlen Ton weiter, während er immer noch mit dem Gesicht zur Wand stand, mit seinen Handflächen an dem abgeplatzten Putz neben seinem Kopf abgestützt. „Ich habe eine volle Minute geklopft, bevor ich hereinkam, und als ich Sie dann fand, konnte ich Sie nicht wachrütteln.“

„Du hast versucht, mich aufzuwecken?“ Dieser Mann hatte ihn angefasst? Lawrence konnte beinahe das Echo dieser Berührung an seinem Arm spüren. Seine Hand driftete abwesend zu seiner eigenen Schulter, wie um sich an das Gefühl zu erinnern.

„Hätten Sie einen Eimer Wasser in Ihrem Gesicht vorgezogen? Einen Moment lang befürchtete ich sogar, Sie seien tot. Das hätte die Dinge für mich sehr unangenehm gemacht. Haben Sie etwas genommen? Einen Schlaftrunk? Laudanum?“

Lawrence war dabei zu erwidern, dass er das Zeug niemals anrührte, sein Bruder und Vater hatten genug Anschauungsmaterial geliefert, wie schlecht sich Wahnsinn und Drogen mischten. Aber bevor er den Mund öffnete, begann Turner sich langsam von der Wand zu entfernen. In diesem Moment muss der Wind die Wolken vor der untergehenden Sonne weggeweht haben, denn Lawrence sah sich erst jetzt seinen Sekretär genauer an.

Er war – es führte kein Weg an dem Wort vorbei, wie sehr Lawrence es sich auch wünschte – schön; seine Gesichtszüge so fein, als wären sie aus Elfenbein geschnitzt. Schwarzes Haar und Augen, die jetzt noch schwärzer schienen, kühl und glänzend und auf Lawrence gerichtet. Lawrence wollte ihn anstarren, diesen Mann auf die gleiche Art bewundern, wie man eine Skizze an der Wand einer Gefängniszelle bewundern würde – eine ungebetene Ablenkung von all dem Wahnsinn, der einen umgab.

Dann kam er jedoch zu sich. „Zur Hölle mit Ihnen und Ihren impertinenten Fragen!“

Sie standen immer noch zu nah beieinander. Turner lehnte seinen Kopf zurück gegen die Wand und sah mit gelangweilter Gleichgültigkeit zu ihm auf. Ganz und gar nicht wie ein Sekretär. Aber Turner schien keine Angst zu haben und Lawrence wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war so sehr an Angst gewöhnt, dass deren Abwesenheit nervenaufreibend war.

„Ich dachte, Sie seien ein Einbrecher.“ Lawrence tat einen großen Schritt zurück, um sie beide, wie er hoffte, auf eine für Unterhaltungen angemessene Distanz zu bringen. „Ich hätte Sie verletzen können.“

„Ich bin nicht einfach zu verletzen. Erwarten Sie Einbrecher? Ich hätte gedacht, dass sich jeder Räuber mit dem Inhalt Ihres restlichen Zuhauses zufriedengeben würde. Was haben Sie schon hier, außer …?“ Er zeigte auf den Raum um sie herum, um deutlich zu machen, dass es dort nichts zu stehlen gab.

Lawrence sah ihm zu, wie er seine Umgebung studierte, eine fein gebogene Augenbraue leicht erhoben, sobald er die Papiere auf dem Boden bemerkte. Sein schlanker Körper erstarrte für einen Augenblick, als eine Maus quer durch den Raum flitzte und dabei gekonnt zwischen den Hindernissen manövrierte, als würde sie diesen Weg regelmäßig durchlaufen – was sie vermutlich auch tat.

„Wir haben noch eine Stunde oder so an Tageslicht“, sagte Turner und seine Stimme war kühl und verschlossen wie der Rest von ihm. „Soll ich sofort an die Arbeit gehen oder wünschen Sie, dass ich bis morgen warte?“

Bei der Erinnerung, dass er tatsächlich mit Turner arbeiten müsste, fühlte Lawrence die allzu vertraute Panik aufsteigen. Offenbar war er nicht einmal in diesem Raum vor dem Chaos der Außenwelt sicher. Der Mann würde bleiben, um sich einzumischen, zu reden und abzulenken. Er hatte bestimmt vor, gut zu riechen und gut auszusehen, und Lawrence hätte dem niemals zustimmen dürfen. „Ich befahl Ihnen zu gehen.“

Als Turner sich immer noch nicht bewegte, fühlte Lawrence seine Brust enger werden, seine Lungen krampften sich zusammen, als ob er lebendig begraben werden würde. Er musste alleine sein, die Kontrolle behalten, er musste irgendetwas tun, damit diese Empfindungen endlich aufhörten. Er griff blindlings nach dem ersten Buch, das ihm unter die Hände kam und warf es gegen die Wand neben Turners Kopf.

Turner trat elegant zur Seite, als sei er es gewohnt, dass Menschen ihn mit Dingen bewarfen. Ein Mann, der so offenbar nutzlos war, so eindeutig zur bloßen Zierde gedacht, sollte nicht wissen, wie man vermied von einem Verrückten mit einem Buch getroffen zu werden. Jeder Zentimeter von ihm war ordentlich und sauber, obwohl er offensichtlich mit der Postkutsche gereist sein musste. Er roch auch sauber und kühl. Lawrence’ Gedanken drifteten in ganz und gar unsaubere und wenig kühle Gewässer ab, bevor er sich daran erinnerte, dass dort der Wahnsinn lag. Buchstäblich.

Turner warf einen gelangweilten Blick zu dem Buch, das jetzt auf dem Boden lag und untersuchte dann gemächlich seine Fingernägel. Es würde sehr einfach sein, diesen Mann loszuwerden. Der letzte Sekretär war ein mausgraues Ding, der nach der ersten fehlerhaften Lunte seine Koffer gepackt hatte, und er war sogar mit Referenzen erschienen, die seine Gewissenhaftigkeit belegten. Turner sah nicht aus, als hätte er auch nur einen Tag in seinem Leben gearbeitet. Es war unmöglich einen solchen Mann im selben Universum wie Penkellis vorzustellen, geschweige denn mitten in Lawrence’ zerfallenem Arbeitszimmer.

Barnabus, der die Ankunft des Eindringlings und den Aufschlag eines Buchs, verschlafen hatte, streckte sich jetzt faul vor dem Kamin aus. Er muss endlich begriffen haben, dass ein Fremder mitten im Raum stand, denn er wurde zu unscharfen Fellflecken, die sich in George Turners Richtung stürzten.

„Bitte halten Sie ihren Bastardhund von mir!“, sagte Turner leicht zittrig. Gut. Vielleicht hatte Barnabus Erfolg, wo Lawrence gescheitert war, und vertrieb dieses ablenkende exquisite Exemplar eines Mannes.

„Er mag Sie.“ Lawrence rührte nicht den kleinsten Finger, um zu helfen. Barnabus mochte wie ein Höllenhund aussehen, aber er war harmlos.

„Sie meinen damit wohl, dass er mich gerne verspeisen würde“, erwiderte Turner giftig. „Ha!“, sagte er, als er den Hund endlich am Nacken packen konnte, um ihn von sich fernzuhalten. Barnabus warf seinem Herrchen einen hilflosen Blick zu.

„Komm, Barnabus.“ Der Hund wand sich aus Turners Griff und kam hechelnd und verwirrt an Lawrence’ Seite. „Guter Hund“, sagte er und hockte sich hin, um sein Gesicht an Barnabus zu reiben.

Als er aufsah, stellte er fest, dass Turner ihn anstarrte. Nun, es gab viel zum Anstarren. Lawrence und Barnabus überstiegen zusammen 140 kg und man konnte nur raten, wer von ihnen beiden haariger war. Es war eine lange Zeit her, dass Lawrence sich zum Rasieren oder Haareschneiden bemüht hatte.

Es war jedoch weder Angst noch Neugier in dessen Blick. Lawrence war mit beiden Gefühlen vertraut. Er mochte nicht gerne mit diesem Mann interagieren, aber Lawrence war immer noch ein Mann der Wissenschaft und er klassifizierte und katalogisierte gerne. Turners Ausdruck passte zu keinem, den Lawrence gewöhnlich bekam. Es war etwas Dunkleres und Helleres, kalt und warm zugleich.

Irritiert blickte Lawrence weg. „Raus! Wir fangen morgen mit der Arbeit an.“

Aus dem Augenwinkel sah er Turner über das ruinierte Buch steigen und lautlos den Raum verlassen.

Einen Moment lang bereute Lawrence es, das Buch beschädigt zu haben, aber er machte sich nicht die Mühe, es aufzuheben. Es konnte sich dem restlichen Treibgut auf dem Boden anschließen. Als er sich erhob, glaubte er, Spuren eines unbekannten Dufts wahrzunehmen, etwas Raffiniertes und Sauberes, das nicht in dieses muffige Arbeitszimmer gehörte. Lawrence hatte sich an die Gerüche von Hunden und Sprengstoff gewöhnt, mit einer unterschwelligen Note aus Staub und Feuchtigkeit. Dieser andere Geruch kam aus einer Flasche und wurde von Mr. George Turner hereingetragen.

Er wurde von der Vorstellung seines neuen Sekretärs überrascht, wie dieser sich an diesem Morgen in einer Herberge fertiggemacht haben muss; wie er sich vor dem Feuer auszog und mit einem Schwamm abwusch, bevor er sich mit diesem Duftwasser anspritzte. Lawrence ließ seine Gedanken bloß bis zu einer unbefriedigenden Skizze schlanker Glieder und eleganter Bewegungen wandern.

Selbst beim Anzünden der Kerzen, schlich sich dieses halb erdachte Bild auf die gleiche Weise in seine Gedanken wie dessen Geruch in seine Nase. Es wollte nicht aus seinem Kopf verschwinden.

 

Kapitel drei

 

Lawrence schnitt den gefühlt hundertsten Kreis aus Wolle aus, als ein Windstoß die Tür zu seinem Schlafzimmer aufstieß und die mühsam zugeschnittenen Kreise auf dem Boden verteilte. Verdammt. Der Sekretär muss ein Fenster geöffnet oder geschlossen haben, oder er hatte am Rauchabzug rumgespielt oder irgendein anderes von tausenden Dingen getan, die einen Durchzug in diesem Haus zu einem Windstoß verwandelten.

Lawrence stürmte in das Arbeitszimmer, in dem Turner zwischen Papierstapeln saß. „Was zur Hölle treibst du hier drin?“, knurrte er.

Turner warf ihm einen kalten Blick zu. „Ich ordne Ihre Korrespondenz, mein Lord. Stimmte etwas mit dieser Bettdecke nicht?“

Lawrence blickte auf den Bettüberwurf und die Schere, die er immer noch hielt. „Elektrolyte“, murmelte er. Es hatte keine Lust, eine Lektion über Voltasche Säulen oder ähnliches zu erteilen. „Ich hoffe für dich, dass du nichts ruiniert oder verloren hast!“

„Mein lieber Freund“ – und warum klang diese Frechheit irgendwie passender als das korrekte mein Lord? – „die Hälfte dieser Dokumente ist bereits ruiniert. Ich denke sogar, dass ein Großteil von ihnen bereits seit Jahren nicht zu gebrauchen ist. Zumindest, wenn man die Anwesenheit von Rattenkot als Beweis für Ruin herbeizieht – was ich tue.“

„Es ist keine Ratte. Es ist eine Maus.“ Genauer genommen: Mäuse, Plural, aber Lawrence wollte nicht zugeben, eine sorgfältige Zählung durchgeführt zu haben.

Turners tintenschwarze Augen weiteten sich ein Stück. „Oh, in diesem Fall gestehe ich meinen Fehler ein. Wie auch immer. Ich habe nichts zerstört, ganz gleich wie stinkend oder widerwärtig es war.“

Lawrence sah sich im Arbeitszimmer um, als könnte er die Abwesenheit eines wichtigen Dokuments bemerken. Selbst an guten Tagen war es ein Wunder, irgendetwas in diesem Raum zu finden. Ordnung gehörte nicht zu Lawrence’ Tugenden. Inzwischen konnte man an einigen Stellen die Tischoberfläche sehen, wo gestern noch eine dicke Schicht unbeantworteter Briefe und Notizen alles bedeckte. Er zeichnete mit seinen Fingern das zerkratzte und fleckige Holz nach. „Sie können unmöglich auch nur die Hälfte von dem verstanden haben, was Sie gelesen haben.“

„Sicherlich.“ Turners Stimme war munter. „Nicht gesendete Briefe sind in diesem Stapel.“ Die Bewegung seiner Hand stand im Gegensatz zu der geometrischen Präzision der angeordneten Papiere. „Sie haben ein Dutzend Briefe, die frankiert und adressiert worden waren, aber es nie zur Post geschafft haben. Die meisten für einen Gentleman in London.“

„Standish“, half Lawrence nach. „Er arbeitet an einem ähnlichen Gerät.“ Kein Wunder, dass Standish nie zu wissen schien, was los war, wenn Lawrence nicht daran dachte, ihm die Briefe zuzuschicken. Genervt von sich selbst und Turner und unberechtigterweise von Standish, griff er nach dem Stapel der fertigen Briefe und warf sie in den Kamin. Barnabus öffnete ein Auge, um zu sehen, was die Aufregung sollte, und schloss es wieder.

„Ich nehme an, dieses Gerät“ – er zeigte auf die Kupferdrahtstücke, die auf dem Arbeitstisch verstreut lagen – „ist der Sprengstoff?“

„Sprengstoff? Nein, nein.“ Lawrence konnte seinen Blick kaum vom Tisch abwenden. Jeder Stapel Papier lag in einem ordentlichen Block. Turner muss einen Stapel auf den Tisch geklebt und dann jeden weiteren daran ausgerichtet haben; so gleichmäßig und symmetrisch, als hätte er ein Lineal und einen Winkel benutzt. „Das ist lange erledigt. Wird bereits in den Minen eingesetzt. Die Lunte auch. Ich arbeite gerade an einem Kommunikationsgerät.“

Nichts davon schien richtig zu sein. Diese sortierten Papiere waren wie eine Störung, wie ein Stein in seinem Stiefel. Verfluchter Halliday und seine guten Absichten! Und verflucht sei sein Sekretär mit seinen sauberen Fingernägeln und präziser Ausdrucksweise! Dieser Raum hätte Lawrence’ Zuflucht sein sollen, still und konstant, sicher vor der Unberechenbarkeit der Außenwelt. Dass jemand seine Sachen neu anordnete, widersprach dem gänzlich.

Lawrence kippte einen Stapel um, einfach nur, weil er es konnte. „Was ist der Rest?“

Unbeeindruckt zeigte Turner auf den nächsten Stapel. „Hier ist alles, was Ihr Anwesen betrifft. Und das ist alles, was Sie geschrieben haben. Notizen oder Pläne, schätze ich.“ Turner machte weiter, legte seinen langen Finger dabei auf jeden einzelnen Stapel. Lawrence hatte Schwierigkeiten, dessen Worten zu folgen.

Turner selbst war auf die gleiche Weise störend wie seine Stapel. Lawrence’ Blick glitt ungewollt zum Gesicht des Sekretärs. Er studierte den Schwung dunkler Wimpern, das Grübchen, das an einer Wange erschien, sobald er lächelte – oh, verflucht! Jetzt sah der Mann ihn mit einem durchtriebenen Ausdruck an, als wüsste er ganz genau, was Lawrence da tat.

Lawrence schnippte mit seinen Fingern, um Barnabus herbeizurufen und stürmte aus dem Raum.

 

~o~o~o~

 

Nun, es passierte ihm nicht alle Tage, dass er einen Mann allein dadurch in Raserei versetzen konnte, dass er etwas Papier sortierte. Georgie war sich immer noch nicht sicher, was genau schiefgelaufen war, und es kümmerte ihn auch keinen Deut. Der Earl könnte genauso verrückt wie ein Märzhase sein und es würde nicht den geringsten Unterschied machen. Georgie würde Radnors Verhalten ausführlich in seinem Brief an Jack beschreiben und dann auf dem Weg nach draußen seine eigenen Taschen füllen.

Er bückte sich, um die Briefe aus dem Kamin herauszuholen. Es hatte kein Feuer darin gebrannt – Cornwalls Riesen empfanden die Kälte offenbar nicht genauso stark wie gewöhnliche Sterbliche – die Briefe waren also noch intakt. Er setzte sich zurück an den Schreibtisch, ordnete die Papiere weiter und gab deren Beschreibung in das Register ein, das in seiner Manteltasche steckte. Bei einem früheren Schwindel hatte er sich als der Sekretär eines Anwalts ausgegeben, also hatte er eine gute Vorstellung davon, was zu tun war. Außerdem war es befriedigend, aus diesem Chaos Ordnung zu schaffen. Als entwirrte er ein Knäuel Garn oder knackte ein Schloss.

Georgie hatte die Dinge schon immer sauber und ordentlich gemocht. Vermutlich war es die Folge seiner unsicheren und elenden Kindheit. Auch seine Gedanken ordnete er so sauber wie den Tisch. Opfer und potentielle Opfer in einem kleinen Ablagefach. Freunde, sprich: kriminelle Bekanntschaften, in einem anderen. Jack und ihre Schwester Sarah waren die einzigen zwei Menschen, die außerhalb dieser Fächer existierten. Alle dort zu behalten, wo sie hingehörten, hatte die Dinge enorm vereinfacht.

Der Ärger begann, als Georgies Verstand Menschen in die falschen Fächer ablegte, und er die alte Mrs. Packingham plötzlich als Freundin und Brewster als Feind sah.

Da er nicht wusste, wie er diese Unordnung in Zukunft vermeiden wollte, schob er die Gedanken beiseite und wandte sich Radnors widerlichen Dokumenten zu. Er hatte auf der Fensterbank eine Spule Garn gefunden, um die Korrespondenz in saubere Päckchen zu binden, die beisammen bleiben würden, sollte der Earl erneut einen seiner Anfälle haben.

Durch das wolkige Fenster sah er ihn und dessen monströsen Hund im Garten, der gleichermaßen überwuchert und tot zu sein schien. Der Hund schlief, wie nicht anders zu erwarten. Sollte Radnor diesen Mischling aus irgendeinem bestimmten Grund behalten, so entging er Georgie gänzlich, denn der Hund hatte einfach die beiden Stunden verschlafen, in denen Georgie an diesem Morgen gearbeitet hatte. Es gab Bettvorleger, die mehr Energie zeigten.

Radnor fummelte an irgendeiner Art Klinge herum – eine Axt, wie es aussah. Georgie brauchte einen Moment, um die Unmöglichkeit dieses Anblicks zu begreifen. Der Earl hatte offenbar vor, Feuerholz zu hacken, was keineswegs zu den üblichen Beschäftigungen seinergleichen gehörte. Aber Georgie war auch nicht in Erwartung von Normalität nach Penkellis gekommen. Einen Beweis für Radnors Wahnsinn hat er aber auch nicht gesehen. Falls Unordentlichkeit, Unfreundlichkeit und Anfälle von leichter Gewalt Wahnsinn ausmachten, dann war Mayfair voll mit Wahnsinnigen – man frage nur jeden Diener.

Während er zusah, begann der Earl die Axt zu schwingen. Das Geräusch des splitternden Holzes hallte von den Steinwänden wider. Ein weiterer Schlag, und noch einer, bis er einen Rhythmus fand. Radnor arbeitete sich schnell vor, machte nur Pausen, um ein neues Holzscheit auf den Block zu stellen. Nun, es ergab Sinn, dass ein Mann von solcher Größe auch stark war.

Georgie ließ seine Gedanken einen Deut zu lange auf diesen beiden Adjektiven verweilen: groß und stark. Lieber Gott im Himmel, begaffte er etwa den wahnsinnigen Earl of Radnor? Nein, erinnerte er sich selbst, er liebäugelte mit dem Bruder des verrückten Earls. Zufrieden mit dieser Differenzierung, verschränkte Georgie seine Arme und lehnte sich gegen die Fensterbank, um die Aussicht zu genießen.

Radnors Haar, das vorhin noch zu einem unsauberen, hoffnungslos unmodischen Zopf gebunden gewesen war, hing ihm nun in losen karamellfarbenen Wellen um die Schultern. Sein Bart war etliche Wochen alt, was Georgie als eine persönliche Attacke auf Ordnung und Sauberkeit empfand. Grauenhaft. Schlichtweg furchtbar. Wirklich, er sollte sich nicht fragen, wie er sich auf seiner Haut anfühlen würde.

Und dann – oh, ein Königreich für ein Fernglas! Der Earl ließ seine Axt lange genug liegen, um sich bis aufs Hemd auszuziehen. Das konnte kaum notwendig sein, es war ein kalter Novembertag. Aber von rein ästhetischer Perspektive, war es wirklich, wirklich nötig, dass dieser Mann sich seiner Kleidung entledigte, wann immer es ihm danach war. Vielleicht sollte er gleich aufs Ganze gehen und sein Hemd auch ausziehen. Man sollte keine halben Sachen machen.

Georgie benutzte sein Taschentuch, um ein Stück der Scheibe sauber zu reiben, um besser sehen zu können. Es wäre eine Schande und eine Sünde, diesen Anblick ungesehen vergehen zu lassen. Der Earl füllte wunderbar sein schäbiges Leinenhemd aus, und der Stoff war nun feucht von Schweiß und klebte an dessen Haut. Jeder Schwung der Axt bewegte auf wundervolle Weise dessen Muskeln. Starke Schenkel, feste Brust, Arme, die schlichtweg unglaublich waren.

Dieser Mann war ein Biest.

Georgie leckte sich über die Lippen. Gestern, als er den Earl aufzuwecken versucht hatte, hatte er diese soliden breiten Schultern durch all die Schichten aus Wolle und Leinen unter seinen Fingerspitzen gefühlt. Und als Radnor ihn gegen die Wand gedrückt hatte, hatte er dessen Stärke aus erster Hand erfahren. Georgie hatte es geschehen lassen, ließ sich herumschubsen und grob anfassen. In der Gesellschaft, mit der sich Georgie gewöhnlich umgab, überlebte man nicht ohne kämpfen gelernt zu haben. Gott, gegen diese Wand gepresst zu werden hatte seine Vorstellungskraft um einige Ideen beflügelt. Ideen, die sich zu etwas herrlich Obszönen kristallisierten, seit er Radnor zusah.

Es war nicht das erste Mal, dass Georgie einen Mann begehrte, denn er zu betrügen oder auszurauben gedachte. Manchmal trug dieses Verlangen zu der Aufregung des Schwindels bei – solange man sicherging, alles in seinem zugehörigen Fach zu halten. Es war wie ein feines Abendessen, das auf einem silbernen Teller serviert wurde, den man später stehlen wollte. Das Problem war, dass Georgie nicht wusste, ob er durch das Fenster den Silberteller oder das Essen sah. Seine Ablagefächer waren in Gefahr, durcheinanderzukommen.

Außerdem gab es da natürlich Verlangen – einfach, egoistisch, leicht zu befriedigen – und dann gab es das, was auch immer Georgie wollte, wenn er Radnors überdimensionale Präsenz hinter sich gefühlt hatte. Daran war nichts Einfaches gewesen.

Er wandte sich schnell vom Fenster ab und betrachtete den Inhalt des Zimmers. Radnor hatte mit Einbrechern gerechnet. Vielleicht war das einer seiner Fimmel, vielleicht aber auch gab es etwas, das sich zu stehlen lohnte. Wenn dem so war, so konnte Georgie bei bestem Wissen nicht sagen was, es sei denn es gab Diebe, die sich auf Mäusekot und fleckiges Papier spezialisierten. Aber wer wusste schon, was sich unter den Bergen aus Büchern oder in halbzersetzten Truhen verbarg? Ein weiterer Grund, diesen Raum aufzuräumen.

 

~o~o~o~

 

Lawrence spritzte sich mit dem Wasser aus dem Brunnen ab. Es war kalt, aber er selbst erhitzt und offenbar hatte er keine Diener, die ihm ein Bad hätten einlassen können, selbst wenn ihm nach einem gewesen wäre. Er fragte sich, welche tapferen, törichten Seelen geblieben waren. Nicht dass er die Küche besuchen würde, um es herauszufinden. Sie würden sicherlich bei seinem Anblick fliehen, ohne Hemd und tropfnass, wie er war – wie etwas, das an den Strand gespült worden war. Und um ehrlich zu sein, kümmerte es ihn nicht, wer seine Diener waren, solange sie still waren und ihm sein Essen vor das Arbeitszimmer stellten.

„Guter Gott, Mann!“ Es war Halliday. „So fangen Sie sich den Tod ein.“

Lawrence machte einen unverbindlichen Laut, körperlich und seelisch zu erschöpft, um ein Diskussion darüber zu führen, wie gefährlich es war, draußen in nassen Kleidern zu stehen. Er drückte stattdessen das Wasser aus seinen Haaren aus, während Barnabus seinen Freund begrüßte. „Feuerholz“, sagte er nach einem Moment. „Es ist zu kalt zum Schwimmen.“

„Ah.“ Der Vikar kannte Lawrence gut genug, um mit seinen Gewohnheiten vertraut zu sein. „Ich verstehe.“

Lawrence hatte vor Jahren gelernt, dass wenn sich eine neue Attacke des Wahnsinns ankündigte, körperliche Verausgabung ihm häufig half. Es war vermutlich nur ein zeitlich begrenzter Aufschub, bevor der unausweichliche Moment kam und er dem Wahnsinn genauso wie sein Vater und Bruder verfiel. Aber vorübergehende Erleichterung war besser als gar keine. Also schwamm er im Sommer im Meer und hackte im Winter genug Holz, um ein noch größeres Haus als Penkellis damit zu heizen. Er wusste nicht, warum seine Technik funktionierte, stellte sich seinen Verstand jedoch wie ein Feuer mit zu viel Brennmaterial vor – etwas davon musste zuerst verbrennen, bevor das Feuer von irgendeinem Nutzen war.

„Ist der Sekretär angekommen?“ Hallidays Stimme war übertrieben beiläufig.

„Gestern.“

„Kommt er gut zurecht?“

„Ich habe ihn für einen Einbrecher gehalten und ihn beinahe erdrosselt. Später habe ich ihm ein Buch an den Kopf geworfen. Heute früh hatte er meine Papiere sortiert und ich warf sie in den Kamin.“

Halliday verzog sein Gesicht. „Das wäre wohl ein Nein.“

„Er ist ein Lackaffe aus London.“ Lawrence zog sich sein Hemd wieder über. „Er riecht nach Blumen.“

„Seine Referenzen waren –“

„Er ist nutzlos.“ Schlimmer als nutzlos. Ablenkend.