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Achim Mehnert

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Abenteuer für Fortnite

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Dunkle Insel

Impressum

Verlag:

BILDNER Verlag GmbH

Bahnhofstraße 8

94032 Passau

http://www.bildner-verlag.de

info@bildner-verlag.de

Tel.: +49 851-6700

Fax: +49 851-6624

ISBN: 978-3-8328-5379-2

Autor: Achim Mehnert

Herausgeber: Christian Bildner

Illustrationen: Julian Bammer & Aaron Kübler

Cover: Aaron Kübler

© 2018 BILDNER Verlag GmbH Passau

Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt. Es gelten die Lizenzbestimmungen der BILDNER Verlag GmbH Passau.

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Teile dieses Romans finden in der Spielewelt von Fortnite - Battle Royale statt. Fortnite ist ein erfolgreiches Computerspiel der Firma Epic Games, Inc. und ist für viele Spielsysteme wie PC, Xbox, Playstation, Switch und mobile Geräte erhältlich. Die Ereignisse spielen in den ersten Wochen der 6. Season „Dunkles Erwachen“.

Kapitel 1 – Haunted Hills

Vor ihnen stieg das Gelände an. Im Schein des vollen Mondes schimmerten die Hänge der Haunted Hills in einem düsteren Blau, das unheimlich und bedrohlich wirkte. Noch gespenstischer waren die Silhouetten der alten Burg, die sich auf dem Hügel erhob, unzerstörbar erscheinendes Mauerwerk mit von Zinnen gekrönten Türmen. Schwarze Öffnungen gähnten in den mächtigen Steinquadern. Am Himmel darüber prangte das feiste Mondgesicht, vor dem sich ein fahler Schleier spannte. Die dünnen Wolkenschlieren sahen aus wie Spinnweben, die ein Monster an den Himmel gewoben hatte.

Das Rattern eines Sturmgewehrs folgte Lukas, als er an dem Zaun entlanglief, der einen verwilderten Friedhof säumte. Düster erhoben sich Grabsteine zwischen Gestrüpp, und vereinzelt ragten knorrige Tannen auf, deren Wipfel sich im Wind wiegten. Die Feuersalve übertönte jedes andere Geräusch, von denen zu dieser Nachtstunde ohnehin nicht allzu viele zu hören waren. Nur das Rasseln seiner eigenen stoßweisen Atemzüge kam Lukas übermäßig laut vor. Sie wetteiferten mit dem aufgeregten Pochen seines Herzens, das ihm bis in den Hals hinauf schlug. Eine Geschossgarbe pflügte den Grund um. Lukas zog den Kopf ein, weil Erdschollen aufspritzten. Sand und Gestein prasselten auf ihn ein. Mit einem raschen Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass die anderen hinter ihm waren. Sein Freund Felix und Lena folgten dichtauf, die Waffen im Anschlag, jedoch ohne klar erkennbares Ziel, auf das sie anlegen konnten.

Der muskulöse Felix alias Bone Soldier war in einen schwarzen Ganzkörperanzug mit darauf abgebildeten Knochen gehüllt, die sein gesamtes Skelett zeigten. Ein knochiger weißer Schädel mit leeren Augenhöhlen bildete seinen Kopf.

Lena hingegen trug einen langen schwarzen Ledermantel mit weißen Ornamenten, der ihr bis zu den Stiefeln hinunterreichte und ihre drahtige Gestalt verhüllte. Über ihrer Lederweste hing ein Patronengurt, und unter dem Cowboyhut wallte ein Wasserfall langer roter Haare. Sie sah scharf aus, fand Lukas, was er ihr aber natürlich nicht auf die Nase gebunden hätte. Er war Teamführer der kleinen Gruppe, da ziemte sich das nicht.

Und Niko …

Lukas seufzte. Niko bildete den Abschluss. Wieder einmal! Er schaffte es kaum, mit den anderen Schritt zu halten, obwohl er sich alle Mühe gab. Er steckte in der gewöhnlichen Standardausrüstung, die nicht viel hermachte: khakibrauner und grüner Military-Look mit Handschuhen, Kampfstiefeln und ein paar Gurttaschen, in denen er Ausrüstungsgegenstände aufbewahrte. Seine kurzgeschnittenen, schwarzen Haare klebten ihm wie ein Helm am Haupt.

Lukas selbst war da viel imposanter, er trat äußerlich nämlich als Werwolf auf. Seine hochaufgeschossene Gestalt mit der dicht über den Knien abgerissenen Jeans und der zerfetzten Weste zeugte von reichlich Kampferprobung. Die Krallen an Händen und Füßen, die im Mondlicht gefletschten Reißzähne und die glühenden Augen warnten jeden Gegner davor, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Sein Skin zeigte, dass er in der Gruppe die meiste Erfahrung hatte. Mehr als Felix und noch mehr als Lena, von Niko ganz zu schweigen. Das bewies Lukas auch jetzt, als er gedankenschnell nach seinen Gefährten sah.

Es blieb gerade genug Zeit für einen flüchtigen Blick auf Felix und die anderen, denn der Beschuss endete, und kurzzeitig trat Stille ein. Nach dem vorangegangenen Geräuschorkan wirkte sie bleiern.

Lukas lauschte mit angespannten Sinnen. Er versuchte die Dunkelheit mit Blicken zu teilen. Was ging da vor? Eine neue Sauerei? Bestimmt, denn ihre Verfolger gaben nicht auf. Sie setzten unerbittlich nach, seit sie Lukas‘ Team aufgelauert und es aus dem Hinterhalt angegriffen hatten. Es grenzte an ein Wunder, dass sie alle vier den ersten Feuerschlag überlebt hatten. Seitdem waren sie auf der Flucht. Die Feinde, deutlich in der Überzahl, trieben sie vor sich her und ließen ihnen keine Chance, selbst in die Offensive zu gehen.

Lena ließ sich davon nicht ins Bockshorn jagen. Im Mondlicht erkannte Lukas ihren verbissenen Gesichtsausdruck. Sie war tough, und sie pflegte mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Angst schien sie nicht zu kennen. Kaum dass ihr die Kugeln der Verfolger für einen Moment nicht um die Ohren pfiffen, hielt sie in der Vorwärtsbewegung inne. Sie fuhr herum und zog den Abzug ihres Sturmgewehrs durch. Sie feuerte aufs Geratewohl.

„Ich glaube, ich habe einen erwischt!“, stieß sie aus. „Einen dieser verdammten Melonenköpfe.“

„Kürbisköpfe.“ Keuchend schloss Niko zu den anderen auf. „Es sind Kürbisköpfe.“

„Klugscheißer“, gab Lena zurück, während sie zwei weitere kurze Feuerstöße aus dem Lauf jagte.

Doch Niko hatte recht, schoss es Lukas durch den Kopf. Sie hatten ihre Gegner zwar nur kurz zu Gesicht bekommen, aber immerhin lang genug, um sie klassifizieren zu können. Eine Horde dürrer Klappergestalten in dunklen Latexanzügen und mit ausgehöhlten Kürbissen als Schädeln, aus deren Mund- und Augenschlitzen gelbes Licht quoll. Zumindest in der Dunkelheit konnte man sie daher schon aus der Ferne sehen, und nur deshalb hatte Lukas‘ Team den heimtückischen Anschlag aus dem Hinterhalt überlebt. Genau dieselben kleinen Lichter zeichneten sich jetzt in einiger Entfernung ab.

„Es sind mindestens zwei Vierer-Teams“, murmelte Felix. Er suchte mit seinem schweren Scharfschützengewehr nach einem Ziel. In aller Gemütsruhe visierte er einen der Verfolger an und krümmte den Zeigefinger um den Abzug. Ein dumpfer Knall entstand, und in der Ferne platzte ein Kürbiskopf. Man konnte es mehr erahnen als erkennen, weil ein bis eben bewegliches Licht schlagartig erlosch. „Eher drei Teams, wenn nicht sogar noch mehr. Sie spielen zusammen und teilen sich auf. Ein paar von ihnen weichen zu den Seiten hin aus.“

„Sie wollen uns flankieren“, ahnte Lukas. Keine hundertfünfzig Meter Distanz mehr zwischen den beiden Gruppen, schätzte er. „Sie führen eine Zangenbewegung durch, um uns zu packen. Nichts wie weg von hier. Bewegt euch, Leute.“

„Zu spät.“ Ein Heulen lag in der Luft, das sich rasend schnell näherte. Lena erkannte die drohende Gefahr als erste. „Ein Raketenwerfer!“

„Volle Deckung!“, schrie Lukas gegen das aufbrausende Heulen an.

Er warf sich der Länge nach zu Boden und begrub den Kopf unter den Armen. Die anderen folgten seinem Beispiel. Die Rakete raste über sie hinweg und krachte in das Gemäuer der Burg, wo sie donnernd explodierte und einen der Türme zum Einsturz brachte. Von wegen unzerstörbar! Das Mauerwerk stürzte in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Eine Lawine aus Trümmern und Staub wälzte sich den Hang hinunter und verschüttete den Pfad hinter den Gefährten.

„Alle auf die Beine!“, drängte Lukas. „Die Trottel rauben sich selbst die Sicht. Vielleicht gelingt es uns, sie abzuhängen.“

„Oder sogar, den Spieß umzudrehen“, verlieh Niko seiner Hoffnung Ausdruck.

Lena bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. Alle wussten, was er ausdrückte. Das sagst ausgerechnet du, der Lahmste im Bunde.

Dennoch folgten Sie Lukas‘ Befehl und rannten gleichzeitig los. Hinter ihnen setzte das Rattern erneut ein. Die Garben zerfetzten jetzt die Grabsteine und hämmerten ins Gemäuer der Burg. Glas klirrte, als Fensterscheiben zu Bruch gingen. Unten huschten die Lichter der Kürbisköpfe durch die Dunkelheit. Sie schickten sich an, die Steigung zu nehmen. Stimmen drangen herauf, gebrüllte Befehle der Verfolger, die ihre vermeintliche Beute ausgemacht hatten. Ihr Feuer konzentrierte sich nun auf die Stellung, in der Lukas und die anderen gerade eben noch gelegen hatten, doch zu spät. Die Gefährten hetzten bereits das letzte Stück der Anhöhe hinauf. Auf dem Hügelkamm erwartete sie eine böse Überraschung.

*

„Da unten wird gekämpft.“ Lena stöhnte auf. Damit hatte keiner von ihnen gerechnet.

Niko nickte. „Dort kommen wir nicht weiter. Haben die Idioten nichts Besseres zu tun, so mitten in der Nacht?“

Felix grinste, was seinem Bone Soldier Gesicht einen dämonischen Anstrich verlieh. „Das war ja fast witzig, Grünschnabel.“

„Aber nur fast.“ Lena spie verächtlich aus. „Ein schlauerer Spruch ist dir wohl nicht eingefallen, Niko?“

Der Genannte zuckte zusammen. Er hob die Schultern, rang nach Worten und brachte schließlich hervor: „Nö. Dir vielleicht?“

„Willst du frech werden?“, fragte das Cowgirl bissig.

„Reißt euch zusammen!“, schritt Lukas ein. „Falls es euch entgangen sein sollte, wir bilden immer noch ein Team. Wir sind aufeinander angewiesen. Also hört auf damit, euch gegenseitig anzumachen. Ich will nichts mehr davon hören.“

Die anderen fügten sich. Fürs erste war der Streit beigelegt, aber Lukas wusste, dass er jederzeit wieder ausbrechen konnte. Sein Blick glitt über die sich nach Südosten hin erstreckende Ebene. In der Ferne, nur zu erahnen, lag Pleasant Park, davor grüne Landschaft mit Wiesen, Feldern und vereinzelten Tannenhainen. Eigentlich mussten sie genau in diese Richtung vorrücken, denn wenn sie sich nach Nordwesten begaben, schnitten sie sich spätestens bei Junk Junction selbst den Weg ab. An der Inselküste im Norden ging es nicht weiter. Aber südöstlich standen sich zwei größere Gruppen mit schweren Waffen gegenüber. Lukas schätzte, dass auf jeder Seite zwei bis drei Teams in die Schlacht zogen. Was also tun? Guter Rat war teuer.

„Da kommen wir nicht durch“, schloss der Team-Leader. „Ein Versuch wäre der reinste Selbstmord.“

„Wir könnten abwarten, bis sie sich gegenseitig umgebracht haben. Danach schalten wir die Überlebenden aus und greifen uns die besten Waffen“, schlug Niko vor.

„Grandiose Idee“, spottete Lena. „Willst du so lange in aller Seelenruhe hier oben hocken bleiben? Denk an die Verfolger, die uns im Nacken sitzen. Glaubst du, die Kürbisköpfe warten ebenfalls tatenlos ab? Die machen uns platt.“

„Und zwar bald, wenn wir nicht schnell eine Entscheidung treffen.“ Felix schwenkte sein schweres Scharfschützengewehr und jagte einen Schuss in die Nacht hinaus. In der nächsten Sekunde gab es einen Kürbiskopf weniger, der ihnen auf die Pelle rückte. „Sie bereiten sich auf einen Sturmlauf vor.“

Wie recht der Bone Soldier hatte, zeigte sich Sekunden später. Unterhalb des Hügels knallte es in rascher Folge dumpf auf, dreimal, viermal. Die Kürbisköpfe schossen mit einem Granatwerfer. Ein Turm der gespenstischen Burg verlor sein Dach, und zwei Tannen knickten wie Streichhölzer. Die eine verkeilte sich zwischen den Mauertrümmern, die andere rollte den Abhang hinunter und riss alles mit sich, was ihr im Wege stand. Die letzte Granate raste einfach über den Kamm hinweg und ging an der Rückseite der Haunted Hills nieder, ohne den Gefährten gefährlich zu werden. Lukas spähte zum Schlachtfeld hinunter. Hoffentlich bemerkten die kämpfenden Gruppen nicht, dass sich weitere potenzielle Gegner in der Nähe aufhielten.

„Wir sitzen wahrhaftig in der Falle“, schimpfte er und gab die Richtung vor. „Wir bewegen uns an der Rückseite der Burg entlang und versuchen die Kürbisköpfe zu umgehen. Wenn wir es schaffen, unbemerkt in ihren Rücken zu gelangen, sind wir im Vorteil.“

„Worauf du dich verlassen kannst.“ Liebevoll tätschelte Lena ihr Sturmgewehr. „Mein kleines Lenchen freut sich schon auf ein ernsthaftes Gespräch mit den Kürbisköpfen.“

Doch so weit war es noch lange nicht. Lukas schlug den gewählten Weg ein, und die anderen folgten ihm. Immer wieder sah er sich um, um sich zu vergewissern, dass im Schatten der Mauern keiner von ihnen verloren ging. Dies war ihr erster gemeinsamer Einsatz, weswegen sie noch nicht besonders gut aufeinander eingespielt waren. Umso größer wog seine Verantwortung für das Team. Die beiden großen Gruppen auf der anderen Seite der Haunted Hills hatten sie nicht bemerkt, denn die Schlacht hielt mit unverminderter Schärfe an. Niemand kümmerte sich um die vier Gefährten.

Blieben die Kürbisköpfe. Zwei Teams oder mehr, wie Felix festgestellt hatte.

Sie ließen sich nicht sehen. Das von ihnen selbst mit Granaten zerpflügte Areal unterhalb der Burgmauer schien sie aufzuhalten. Vielleicht kamen sie auch langsamer voran, weil sie sich von unten kommend im Nachteil wähnten und auf Nummer sicher gingen. Lukas konnte es nur recht sein. Mit jeder verstreichenden Sekunde vergrößerte sich der eigene Vorsprung. Trotzdem machte er nicht den Fehler, sich in Sicherheit zu wiegen. Manchmal verkehrte sich ein taktischer Vorteil, den man unter großem Einsatz errungen hatte, in Minutenschnelle ins Gegenteil.

Vor ihm zeichnete sich das Ende der Mauer ab, eine gefährliche Geländeformation. Offenes Terrain mit leichtem Gefälle. Das bedeutete freies Schussfeld von beiden Seiten, von oben wie von unten gleichermaßen. Ideales Gelände also für einen einzelnen Scharfschützen, der in einer versteckten Stellung lag.

„Haltet die Augen offen“, raunte Lukas seinen Hinterleuten zu. „Wenn zwei oder drei von den Kürbisköpfen auf die Idee gekommen sind, einen Haken zu schlagen, haben wir sie gleich genau vor uns.“

Ich an deren Stelle hätte es so gemacht, schob er gedanklich hinterher, behielt seine Befürchtung aber für sich. Es brachte nichts, zusätzliche Unruhe zu schüren. Unmittelbar vor Erreichen der Abbruchkante hielt er inne und sicherte um die Ecke.