Cover

Über dieses Buch:

Frauen von heute sind keine Prinzessinnen: Sie nehmen sich, was sie wollen und brauchen. Ob im Beruf, beim Shoppen – oder in der Lust. Denn: Männer sind eine wunderbare Sache – aber sie können nicht alles. Lassen Sie sich von der Sexpertin Marcie Mai zeigen, wie Sie sich ohne Hemmungen, immer und überall ungeahnte Höhepunkte verschaffen können!

Bei Stress und Langeweile oder einfach so: Verwöhnen Sie sich!

Über die Autorin:

Marcie Mai, geboren 1974, wird von Freunden und Bekannten langsam schon verflucht für ihre Neugierde in Sachen Partnerschaft und Sexualität. Trotzdem ist das Recherchieren an der Basis unerlässlich. Darum besucht die Singlefrau auch regelmäßig die Kneipen und den Kiez ihrer Heimatstadt Hamburg und sammelt dort Material über das merkwürdigeVerhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit. Die Ergebnisse sind auch in Zeitschriften wie Men’sHealth, Maxi und Allegra zu lesen.

Marcie Mai veröffentlichte bei venusbooks bereits:

Mach sie glücklich

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eBook-Neuausgabe Februar 2015

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2004 unter dem Titel Mit zarter Hand: Sinnliche Erfahrungen für neugierige Frauen bei Knaur Taschenbuch

Copyright © der Originalausgabe 2004 Knaur Taschenbuch

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2015 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © Jochen Schönfeld / Fotolia

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95885-039-2

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Marcie Mai

Touching me softly

Sinnliche Erfahrungen für neugierige Frauen



venusbooks

Inhalt

Über die Autorin:

Vorwort

Mythen und Geschichten über Kellogg's, Kirche und kleine Machos

Großes Aua! Essigwasser für kleine Sünderinnen

Guten Appetit! Knusperflocken gegen Lustgefühle ...

Männersorgen: Das Geheimnis der Klitoris

Süße Versuchungen ohne Risiko – Schokolade und Selbstbefriedigung

Münchhausen lässt herzlich grüßen

Die Reise übers und ins liebe Ich – denn Leidenschaft und Lust sind keine Frage der Kilos

Das Gesicht

Der Busen

Der Po

Die Oberschenkel

Die Vagina und Klitoris

Alle Jahre wieder oder morgens im 24-Stunden-Takt?

Guten Morgen, meint zumindest die biologische Uhr

Stundenlanges Dauerstreicheln oder Drei-Minuten-Quickie?

Masturbieren während der Menstruation

Masturbieren während der Schwangerschaft

Kein Grund zur Sorge: Pausen sind normal

Je nach Lust und Laune: lohnende Vorbereitungen und sinnliche Vorspiele

Störenfriede und Störfaktoren ins Abseits

Aufgetischt: Essen, das Lust auf mehr macht

Eingeatmet: Düfte, die die Sinne betören

Abgetaucht: baden in überschwappender Erotik

Aufgeschlagen: Seite für Seite erregend

Zugehört: erotischer Lauschangriff auf die Ohren

Angeschaut: Verführung via Flimmerkiste

Freuden in aller Freundschaft

Welcome to Hollywood

Ein Dankeschön an den großen Unbekannten

Alte Liebe rostet nicht

Gegenwehr zwecklos – alles außer Kontrolle

Im Namen der Herrin

Höhepunkte gleich im Doppelpack

Evastöchter unter sich

Tierisches Treiben und ausgeprägte Vaterliebe – gedankentechnisch kein Tabu

Sex mit Onkel Doc

Schutzmaßnahmen, Praktiken und Stellungen – das große 1 x 1 für alle Hand-Werkerinnen

Fürs Wohlgefühl: kurzer Unterbodenwaschgang

Hände anwärmen und Krallen einfahren

Finger rein oder raus, Höschen an oder aus?

Eifrige Erregungshelfer mit Gänsehautgarantie

Bauch- oder Rückenlage? Beziehen Sie Stellung!

Von wegen, Mädchen spielen nur mit Puppen – es gibt noch andere Sachen, die Freude machen

Spaßmacher aus Lebensmittelgeschäften

Freudenspender aus dem Haushaltswarenladen

Sextoys aus dem Fachhandel

Raus aus den Federn, wir können auch anders! Alles darüber, was wie, wann und wo geht

Auf Familien- und Betriebsfeiern

Im Auto

Bei Migräne

Am Arbeitsplatz

In der Badewanne

Unter der Dusche

Im Kino und bei Rockkonzerten

Vor Prüfungen, Wohnungsbesichtigungen und anderen wichtigen Terminen

In der freien Natur

Im Waschsalon

Im Flugzeug

Vor oder während eines Dates

Ungeahnte Überraschungen oder »Hallo Schatz, was suchst du denn da zwischen deinen Beinen?«

»Schatz, was fummelst du zwischen deinen Beinen?«

»Kind, brauchst du noch was?«

»Hey, du Nuss, kannst du nicht anklopfen? Raus jetzt!«

»Mami, was machst du denn da?«

»Kommt alle her, hallihallol«

Danke, Liebes-Tantra, du machst jede Yoni glücklich!

Für den guten Zweck: Handlangereien in der Mooshöhle

Die innere Flöte macht's möglich – heiße Solokonzerte

Lust erleben – Step-by-Step

Ganzkörperorgasmus? Alles kann sein, muss nicht

Hoch die prominenten Bettdecken! Wie halten es Stars und Sternchen mit einer Solonummer?

Männerfreie Zone aufgehoben: Masturbation macht auch mit dem Partner Spaß

Offenes Vorspiel

Erfolgreiches Zwischenspiel

Notwendiges Nachspiel

Literatur

Lesetipps

Vorwort

Was denken Sie gerade, liebe Leserin? Dass Sie schon wissen, wie Sie es sich selbst schön machen können? Dass Sie sich sowieso nicht selbst befriedigen? Dass dieses Thema niemand anderen etwas angeht? Dass es Ihr Geheimnis ist, über das Sie nicht reden wollen und werden?

Alles akzeptiert, aber überlegen Sie ruhig noch ein wenig weiten Möglicherweise kennen Sie ja folgende Situation: Sie liegen mit Ihrem Partner im Bett, der Sex ist wunderschön, doch Sie gehen am Ende leer aus. Von einem Orgasmus weit und breit keine Spur. Bitte sorgen Sie sich deshalb nicht, denn Sie sind keine Ausnahme! Allerdings sollten Sie derartige Nullnummern nicht stillschweigend hinnehmen. Sehen Sie zu, dass Sie wenigstens anderweitig sexuell auf Ihre Kosten kommen. Und damit meine ich nicht, mit einem anderen Mann in die Federn zu hüpfen. Nehmen Sie Ihre sexuelle Befriedigung sicherheitshalber selbst in die Hand. Für viele Frauen ist die Selbstbefriedigung der bevorzugte und oftmals sogar einzige Weg, einen Orgasmus zu erreichen.

Falls Sie bereits überzeugte Masturbantin sind, kennen Sie vielleicht die Momente, in denen Sie im Bett liegen oder unter der Dusche stehen, am Schreibtisch sitzen oder sich auf dem Sofa wälzen und sich befriedigen wollen – aber es klappt einfach nicht. Ihr Kopf blockiert und Sie stellen den Sinn der Selbstbefriedigung infrage. Momente, in denen Sie an sich selbst zweifeln und sich mitunter sogar für Ihre Lust schämen. Das ist einerseits ganz normal, doch beileibe kein Soll-Zustand!

Daran lässt sich genauso etwas ändern wie an langweiligen Autofahrten, öden Familienfeiern, stressigen Jobtagen oder Einschlafproblemen in den Nächten vor wichtigen Terminen. So ist es beispielsweise unnötig, sich stundenlang im Bett hin und her zu wälzen, Schäfchen zu zählen oder die Augen zwanghaft und letztlich ohne Erfolg zusammenzupressen. Das kostet viel zu viel Mühe und Zeit, besonders da ein paar gekonnte Handgriffe in der unteren Körperregion genügen, um befriedigt in süße Träume zu fallen. Und damit nicht genug der Vorteile: Zeitgleich stärken regelmäßige erotische Handlangereien mit erfolgreichem Abschluss den Pubococcygeus-Muskel (abgekürzt: PC-Muskel), der sich im Beckenboden zwischen Schambein und Anus befindet. Ein derart gut trainierter Muskel beugt beispielsweise Blasenschwäche vor. Daher mal ehrlich, falls Sie bislang noch nicht von der Masturbation überzeugt waren: Lieber öfter ein bisschen Spaß mit sich selbst haben, als später im Seniorenalter oder sogar schon früher mit geschwächter Blase herumzulaufen, oder? Für mich zumindest gibt es da kein Abwägen oder Überlegen. Wir Frauen sollten die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen, buchstäblich und zu unserem eigenen Wohlergehen.

Aber genug der Rede über medizinische Dinge und kaum aussprechbare Körperteile. Denn der eigentliche Grund, warum ich Ihnen das alles erzähle, ist folgender: Ich möchte, dass auch Sie nicht mehr so viel nachdenken und hinterfragen. Ich möchte, dass Sie die Masturbation als Chance erkennen. Falls Sie es bisher noch nicht getan haben, akzeptieren Sie die Selbstbefriedigung als eine Bereicherung für Ihr Leben und nehmen Sie es als Fakt:

Selbstbefriedigung

eröffnet Frauen ein hohes Maß an sexueller Freiheit. Ohne auf einen Partner angewiesen zu sein, können sie erregende Momente erleben.

Selbstbefriedigung

ermöglicht es Frauen, sich intensiv zu erforschen und kennen zu lernen und zeigt ihnen dabei, wie ihr Körper auf sexuelle Stimulation reagiert.

Selbstbefriedigung

kann von frühester Kindheit bis ins hohe Alter ausgeübt werden.

Selbstbefriedigung

kann sexuelle Spannungen und Frustrationen abbauen, die sich zum Beispiel im Rahmen einer unerfüllten Partnerschaft ergeben.

Selbstbefriedigung

ist für viele Frauen der bevorzugte und oftmals sogar einzige Weg, einen Orgasmus zu erreichen. Zum Beispiel weil sie sich geistig mit erotischen Fantasien ideal stimulieren können.

Und zu guter Letzt: Selbstbefriedigung macht einfach Spaß! Eine Umfrage der Zeitschrift Journal für die Frau aus dem Jahr 2003 ergab: Insgesamt 68 Prozent der Frauen in Deutschland lieben den Solosex und legen im Durchschnitt 3,6-mal im Monat selbst Hand an. Einige greifen dabei auch auf Sexspielzeug wie Vibratoren und Dildos zurück, andere stimulieren ihre Klitoris nur mit den Fingern. Einige machen es bevorzugt imAuto, andere lieben es in der Badewanne und wiederum andere besorgen es sich lieber zu Hause unter der Bettdecke. Doch egal wie oft, egal wo und wie – alle machen sie es richtig!

Jetzt ist aber Schluss mit dem Grübeln, liebe Leserin! Hören Sie auf, weiter darüber nachzudenken, ob Selbstbefriedigung wichtig ist oder warum und wie Sie es (hoffentlich) tun. Machen Sie es sich einfach schön – Sie haben es sich verdient.

Dieses Buch soll die Masturbation nicht neu erfinden oder Ihnen gar Vorschriften machen. Denn in Sachen Selbstbefriedigung gibt es kein allgemein gültiges Richtig oder Falsch. Jede Frau hat ihre eigenen Vorlieben und sexuellen Bedürfnisse. Dieses Buch gibt ihnen Hilfestellung dabei, sie zu befriedigen.

In diesem Buch erfahren Sie etwas über:

- die Handhabung netter Spielsachen aus der Gemüsetheke

- die Vor- und Nachteile von Bauarbeitern

- gekonnte Handgriffe mit 99,9-prozentiger Orgasmus-Garantie

- bestimmte Stellungen bei der Masturbation

- den erotischen Zeitvertreib bei Familienfesten

- die ungeheure Bedeutung von Kellogg's Cornflakes

- den Gebrauch von Vibratoren und Dildos

- das Ausleben erotischer Fantasien

- den Einbezug des Partners in kleinere und größere Handlangereien

- Selbstbefriedigung während der Schwangerschaft

- Prominente und ihre Meinung zur Masturbation

- und noch vieles mehr

Wenn kein Sexualpartner in Reichweite ist und die ganze Welt sich gegen einen verschwört, und wenn die Lust zu brodeln beginnt – wunderbar, sich selbst hat die Frau schließlich immer.

Mythen und Geschichten über Kellogg's, Kirche und kleine Machos

Der Papst ist immer noch ein Mensch – auch wenn einige ihn für Höheres halten – und eigentlich könnte man doch angesichts seiner Lebensumstände meinen, er würde etwas mehr Verständnis zeigen. Dies ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil: Wir schreiben das Jahr 1993, als Papst Johannes Paul II. im Katechismus der Katholischen Kirche unter Absatz 2.352 die Masturbation als »eine in sich schwere ordnungswidrige Handlung« brandmarkt. Besonders wir Frauen beschäftigen in dieser Hinsicht das katholische Oberhaupt immer wieder: Er sieht die weibliche Masturbation als reine Wollust an, was einer Todsünde gleichkommt. So ist es fast ein Lichtstrahl am dunklen Horizont, dass der Papst wenigstens seinen Geschlechtsgenossen die Masturbation als ein organisches Muss zugesteht ...

Großes Aua! Essigwasser für kleine Sünderinnen

Epilepsie, Gedächtnisverlust, Schwächung des Augenlichts, Idiotie, Lungentuberkulose, Akne, Rundrücken und Ähnliches mehr – wer im 18. und 19. Jahrhundert die Worte Masturbation und Onanie auch nur erwähnte, wurde sofort mit allerhand Schauergeschichten über die möglichen Folgen konfrontiert.

Kaum zu glauben, aber wahr: Vertreter dieser gruseligenErzählungen waren nicht nur das gemeine Volk und die Kirche, sondern auch angesehene Mediziner. In ihren Berichten nannten sie die schlimmsten Krankheiten als wahrscheinliche Bestrafung für die sexuelle Selbstfreude – und trugen damit zur Tabuisierung der Masturbation bei.

Um 1760 veröffentlichte zum Beispiel Dr. Samuel Auguste David Tissot das Buch Von der Onanie, oder Abhandlung über Krankheiten, die von der Selbstbefleckung herrühren. Der Schweizer Arzt vertrat darin die Meinung, dass Körperflüssigkeiten wie Blut und Galle unbedingt im Gleichgewicht stehen müssten, damit der Mensch gesund sei. Im Klartext: Wer mit seinen Körperflüssigkeiten, und dazu zählte Tissot auch das von Frauen während der sexuellen Erregung produzierte Sekret, nicht ordentlich haushielt, sondern sie eigens verschwendete, fand sich auf dem Krankenbett wieder. Gerade bei Frauen, da war sich dieser Arzt sicher, könnten die Begleiterscheinungen von einem Zuviel an sexueller Erregung das gesamte Nervensystem schädigen. Daher warnte er vor der Masturbation.

Nun aber zu glauben, Tissot sei ein Einzelkämpfer gewesen und mit seinen düsteren Warnungen allein auf weiter Flur, wäre falsch. Nicht nur, dass sein Buch mehrfach neu aufgelegt und in alle wichtigen europäischen Sprachen übersetzt wurde – der Arzt hatte heftige Mitstreiter. Benjamin Rush beispielsweise, einer der Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, schrieb Ende des 18. Jahrhunderts, dass masturbierende Frauen schwach und hinfällig seien. Er erklärte dies mit der Belastung durch physische und moralische Übel, welche das einsame Laster Körper und Geist auferlegte.

Auch bei der Frage, wie der autosexuelle Drang unterbunden werden könnte, hatten jede Menge Männer Tipps parat. Einer von diesen Herrschaften war Christian Gotthilf Salzmann,Theologe und überdies Pädagoge. Da die Selbstbefriedigung natürlich schon die jüngsten der Bevölkerung befallen konnte, riet Salzmann allen Eltern, die Kinder auf eine entsprechende Diät zu setzen, sie mit eiskalten Bädern zu schocken oder ihnen Trinkkuren mit Essigwasser zu verabreichen.

Von wegen gute alte Zeiten – in Sachen Selbstbefriedigung war lange Jahrzehnte gar nichts gut. Im Gegenteil, es war der blanke Horror: Für Mädchen dachte man sich diverse Arten von Keuschheitsgürteln aus, in Irrenanstalten wurden angeblich geisteskranke Nymphomaninnen mit Handschellen gefesselt, und man legte ihnen Apparate an, die verhinderten, dass die Oberschenkel aneinander reiben konnten. In schlimmen Fällen entfernte man sogar die Klitoris oder verätzte Teile der kleinen und großen Schamlippen. Als das zuverlässigste Mittel gegen das Laster galt aber die so genannte Infibulation. Dies war ein bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlicher chirurgischer Eingriff, bei dem die Vorhaut des Penis oder, allerdings seltener, die großen Schamlippen der Mädchen vernäht oder verheftet wurden.

Guten Appetit! Knusperflocken gegen Lustgefühle ...

Kennen Sie Dr. John Harvey Kellogg, den Erfinder der Kellogg's Cornflakes? Eigentlich könnte man meinen, dieser Mann war bestimmt ein netter, lockerer Typ. Seine Flocken haben schließlich bis heute überlebt, und das, weil sie richtig lecker sind. Aber J. H. Kellogg hatte nur eines mit seinen Flocken gemein – auch er war hart und trocken. Und Ende des 19. Jahrhunderts galten seine bekannten Knusperflocken als Heilmittel gegen den Drang zur Masturbation. Doch damitnicht genug: Massiv setzte sich Kellogg gegen die Selbstbefriedigung ein und informierte die Menschen ausgiebig über die angeblich fatalen Folgen. In seinem 1888 erschienenen Buch mit dem spannenden Titel Plain Facts for Old and Young: Embracingthe Natural Historyand Hygiene ofOrganic Life (Simple Tatsachen für Alte und Junge: Ausführungen über die Naturgeschichte und Hygiene von organischem Leben) berichtete er zum Beispiel über 39 Anzeichen der Masturbation bei Kindern. Darunter finden sich die Akne, Blässe, Rundrücken, hängende Schultern, Bettnässen, Nägelbeißen und Tabakkonsum. Zudem meinte J.H. Kellogg, dass Kinder und Jugendliche, die lustvoll an sich rumspielten, zuweilen frech, verwirrt und scheinheilig sein könnten. All diese Erscheinungen müssten besorgte Eltern alarmieren und aktiv werden lassen. Diesbezüglich gab der Flockenerfinder Tipps: So sollten Eltern ihrem Nachwuchs die Genitalien bandagieren oder ihm die Hände zusammenbinden; weiterhin empfahl Kellogg eine Diät, deren Bestandteil seine Cornflakes waren. Speziell den Eltern von Mädchen riet er sogar, die Klitoris mit reiner Karbolsäure zu behandeln.

Dass die Knusperflocken noch nicht boykottiert wurden, liegt wahrscheinlich daran, dass sie zu lecker schmecken und vor allem bestimmt nicht die Lust auf Selbstbefriedigung verringern. Kurzum: Herr J.H. Kellogg hat versagt und mit diesem Wissen lassen sich die Flakes beruhigt weiterlöffeln. Falls Sie dem Mann übrigens richtig eins auswischen wollen und somit Gerechtigkeit für alle Geschlechtsgenossinnen von einst einfordern – machen Sie es sich nach einer großen Schale Cornflakes so richtig schön. Masturbieren Sie ausgiebig und ungehemmt!

Männersorgen: Das Geheimnis der Klitoris

Und, liebe Leserin, fällt Ihnen etwas auf? Salzmann, Tissot, Rush, Kellogg – es waren immer Männer, die gegen die Selbstbefriedigung vorgingen. Besonders die weibliche Masturbation wollten sie unterbinden, und das hatte seine Gründe: Dass sich Frauen ohne männliche Unterstützung ein paar schöne Stunden bereiteten, fanden die Herren ziemlich beunruhigend. Sie fragten sich, woher die Damen nur diese erotische Kapazität nahmen. Mussten viele Männer nach einem Orgasmus klein beigeben, schien die Lust der Frauen unerschöpflich. Dieser offensichtlich grenzenlose Selbstgenuss war für die Herrschaften unerträglich und verpönt. Es hatte etwas Geheimnisvolles, dem sie einfach nicht auf die Schliche kommen konnten. Deshalb lenkten sie ihr Augenmerk bei allen Ratschlägen ganz einfach auf die Klitoris: Sie wurde zum Übel aller Dinge erklärt. Schließlich war sie ein Organ, das einzig der Lust dient und für die Zwecke der Fortpflanzung überflüssig ist. So etwas konnte und durfte es nach Meinung der Männer nicht geben. Darum schneiden, einreiben, verheften. Doch glücklicherweise sind diese Aussichten heute zum Großteil Geschichte!

Nun allerdings zu meinen, die Ansichten zur Selbstbefriedigung hätten sich im 20. Jahrhundert gebessert, ist leider nur teilweise richtig. Zwar erkannten Mediziner, dass Masturbation keine körperlichen Schäden oder Krankheiten verursacht, dafür aber glaubten gerade Psychiater und Psychologen weiterhin, dass Selbstbefriedigung zu Geistesstörungen führen könnte. Dieser Meinung war auch Sigmund Freud. Seiner Ansicht nach könnte Masturbation zu sexuellen Funktionsstörungen wie Impotenz führen oder sogar zu einer generellen Abneigung gegen den Geschlechtsverkehr.

Süße Versuchungen ohne Risiko – Schokolade und Selbstbefriedigung

Bei all diesen schaurigen Berichten ist es kein Wunder, dass einige von uns Frauen erst dreimal zaghaft blinzeln, bevor sie sich trauen, einen Blick in den Spiegel zu werfen und ihre Vagina zu inspizieren. Ebenso wenig ist es verwunderlich, dass einige Frauen das Wort Selbstbefriedigung nur genuschelt über die Lippen bekommen und dabei rot werden. Stellen Sie sich doch einmal vor, es wäre über Jahrhunderte hinweg viel Negatives über Schokolade berichtet worden: dass Schokolade krank macht, dass Schokolade blind macht, dass Schokolade giftig ist. Auch wenn Sie für sich herausfinden würden, dass Schokolade gar nicht übel schmeckt, und Sie auch keine schlechten Begleiterscheinungen feststellen können – das Süße so richtig zu genießen, würde trotzdem schwer fallen. Im Hinterkopf würde die Besorgnis schlummern, dass doch etwas Wahres an den ungeheuerlichen Geschichten dran sein könnte. Ähnlich verhält es sich bei dem Thema Selbstbefriedigung.

Doch die Befürchtungen sind in beiderlei Hinsicht unsinnig: Schokolade macht höchstens dick (Was wiederum weniger an Schokolade an sich liegt, sondern mehr an der Person, die sie gleich tafelweise isst.) und Selbstbefriedigung sorgt lediglich für ein erhitztes Gesicht. Kaum nennenswerte Begleiterscheinung, und darum ist es wichtig, dass vorhandene Barrieren abgebaut werden. Zum Glück tut sich in dieser Hinsicht bereits einiges.

Zaghaft zeigt sich die Gesellschaft dem Thema Masturbation gegenüber offener. So ist zum Glück nicht mehr davon die Rede, dass Selbstbefriedigung körperliche Schäden verursachen könne. Im Gegenteil: Der Mediziner Graham Gilesvom Victoria CancerCouncil in Melbourne befragte mit seinem Team über 1000 Männer mit Prostatakrebs nach ihren sexuellen Gewohnheiten und verglich die Antworten mit denen gesunder Männer. Das Ergebnis war verblüffend: Je öfter ein Mann zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr ejakuliert, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er an Prostatakrebs erkrankt. Die Forscher errechneten weiter, dass regelmäßiges Masturbieren das Risiko von Prostatakrebs um bis zu einem Drittel verringern kann.

Auch wenn sich diese Forschungsarbeit nur auf Männer bezieht, kommt sie auch uns Frauen zugute. Denn zu Zeiten von Kellogg und Co wäre ein derartiges Ergebnis undenkbar gewesen, heute aber wird Selbstbefriedigung nicht pauschal verteufelt. Die Menschen werden toleranter, nehmen sich dem Thema an, sind neugierig, wollen mehr darüber wissen und teilen sich mit. Selbstbewusst trällert zum Beispiel das amerikanische Pop-Idol Britney Spears einen Song über Masturbation ins Mikro, und wie selbstverständlich gehören Dildos und Vibratoren in TV-Serien wie Sex andthe City zum Solosexleben dazu.

Hoffnung ist also berechtigt, und bestätigt wird der Trend von einer Studie der Universität Bonn: Insgesamt 108 Frauen und 83 Männer wurden 1998 zu ihren sexuellen Erfahrungen und Ansichten befragt. Laut der Psychologinnen Annette Boeger und Caroline Mantey sagten etwa 86 Prozent der Frauen, dass sie gelegentlich masturbierten. Zum Vergleich: In den 80er Jahren waren es 75 Prozent und in den 60er Jahren gar nur 50 Prozent.

Münchhausen lässt herzlich grüßen

Hartnäckig halten sich allerdings trotz positiver Entwicklungen auch in unserer heutigen Gesellschaft noch einige absurde Meinungen. Daher ist es höchste Zeit, sich den gängigsten Vorurteilen anzunehmen und sie aus dem Weg zu räumen.

Nur Singlefrauen masturbieren!

Aber hallo, wenn das so wäre, würde ich mein Leben lang nur Single sein wollen. Liiert müsste ich ja sonst auf eine der schönsten Nebensachen der Welt verzichten. Im Ernst: Wenn nur Singlefrauen masturbieren, würde das umgekehrt bedeuten: Wer einen Partner hat, lässt die Finger von sich.

Doch Sie wissen wohl genauso gut wie ich, dass dies Unsinn ist. Für viele Frauen, wenn nicht sogar für die meisten, wird sich die Häufigkeit, mit der sie masturbieren, nicht grundlegend vermindern, wenn sie einen Partner haben. Manche Frauen befriedigen sich in einer Partnerschaft sogar öfter als zuvor. Durch die Beziehung fühlen sie sich noch erotischer, und dadurch wird auch der Wunsch nach sexuellem Vergnügen und einem Orgasmus größer. Gerade in der Anfangszeit frischer Verliebtheit ist dies oft der Fall: Der letzte Sex liegt erst wenige Stunden zurück, der Partner hat sich verabschiedet und die Frau würde am liebsten schon wieder mit ihm schlafen. Natürlich gilt diese sexuelle Sehnsucht nicht ausschließlich für die ersten Tage und Wochen – in den meisten Beziehungen gibt es immer wieder Zeiten, in denen der Partner nicht da ist, wenn die Frau sich gerade nach ihm sehnt. Dann heißt es: Es sich selbst schön machen und dabei liebevoll an den Partner denken.

Zudem – und auch das lehnt sich widerspenstig auf gegen die Behauptung, Nicht-Singles hätten keinen Solosex– haben diePartner häufig verschiedene sexuelle Bedürfnisse und Erwartungen. In diesem Zusammenhang kann es sehr wichtig sein, die eigenen Bedürfnisse beispielsweise in Form von Fantasien bei der Selbstbefriedigung auszuleben. Auf diese Weise lassen sich sogar mögliche Frustrationen abbauen. Und bitte, auf keinen Fall sollte folgendes Vorurteil vom Selfsex abhalten.

Wer masturbiert, geht seinem Partner fremd!

Wirklich? Oder sollte ein Mann nicht eher froh sein, wenn es sich seine Frau selbst besorgt und dabei an den Bäcker von nebenan denkt. Was wäre, wenn sie nicht nur an den Typen denken, sondern ihn sich ins Bett holen würde? Dann wäre sie untreu. Bei der Selbstbefriedigung einmal an einen anderen Menschen zu denken – das ist völlig normal. Welche sexuellen Fantasien es gibt und wie es dazu kommt, wird im Kapitel Wie wär's? Sex mit George Clooney, dem süßen Nachbarn oder mit beiden? eingehend erklärt.

Der umgekehrte Fall gilt natürlich auch. Die meisten Männer würden im Übrigen lügen, wenn sie behaupten, beim Masturbieren nicht mal an eine andere Frau zu denken.

Masturbation ist nur ein minderwertiger Ersatz für Sex!

Wer nicht weiß, wie er es sich auf eigene Faust schön machen kann, der wird Masturbation sicher für einen minderwertigen Sexersatz halten. Doch eine Frau, die ihren Körper kennt, die weiß, was sie erregt, wird eine derartige Behauptung weit von sich weisen. Auch wenn Selbstbefriedigung oftmals mit dem Partnersex verglichen und diesbezüglich abgewogen wird – Masturbation ist vor allem eine eigenständige Form des Sex. Sie kann mit dem Partner erlebt werden, hierzu später mehr, kann aber auch wunderbar für sich alleine stehen.

Masturbierende Frauen sind dauergeile Schlampen

Natürlich, Frauen wollen weniger Sex als Männer, Frauen haben weniger Lust auf Sex als Männer und Frauen denken auch gar nicht so häufig an Sex wie Männer! Und deswegen sind Frauen natürlich auch sexuell weniger aktiv als Männer! Und wenn sie dann mal masturbieren, was sich Männer wie selbstverständlich zubilligen, dann sind diese Frauen geile Schlampen oder Nymphomaninnen, die nicht genug bekommen können.

Dieses Vorurteil passt doch prima in das veraltete Rollenschema. Leider wird es in unserer Gesellschaft hier und da immer noch für bare Münze genommen.

Masturbation verdirbt die Lust auf Partnersex

Stopp! Nach allerhand unsinnigen Behauptungen könnte dies doch einmal ein Vorurteil sein, das stimmt. Oder? Einmal alleine auf erotischen Pfaden gewandelt, hat eine Frau vielleicht wirklich keine Lust mehr, sich den Wünschen des Partners zu beugen und dabei womöglich auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse verzichten zu müssen. Warum dies in Kauf nehmen, wenn es doch anders geht? Na, liebe Leserin, überlegen Sie noch? Wahrscheinlich aber werden Sie zu dem Entschluss kommen, dass diese letzte Behauptung ebenfalls keinen Wahrheitsgehalt besitzt. Masturbieren ist schön, es tut (fast) jede und es ist eine wunderbare Form des Sex. Und um auch Folgendes klarzustellen: Selbstbefriedigung kann mitunter die Lust auf Partnersex erst noch erwachen lassen beziehungsweise steigern.

Die Reise übers und ins liebe Ich – denn Leidenschaft und Lust sind keine Frage der Kilos

Ich bin zu dick! Mein Busen ist zu klein! Mein Bauch ist schwabbelig! Ich habe ein Doppelkinn! An meinen Oberschenkeln breitet sich Cellulite aus! Meine Beine haben Krampfadern – und so weiter und so fort.

Liebe Geschlechtsgenossinnen, hören Sie auf, sich zu grämen! Auch wenn das eine oder andere Erwähnte auf Sie zutreffen sollte, vergessen Sie es! Über Jahre hinweg, zumeist von Zeitschriftberichten und Fernsehsendungen geschürt, haben sich angebliche Ideale in Ihrem Kopf festgesetzt, die in den meisten Momenten wirklich unwichtig sind. Überlegen Sie einmal: Hindert ein kleiner Busen an guter Selbstbefriedigung? Stört ein Doppelkinn bei der Stimulation der Klitoris? Mindert Cellulite die Orgasmusfähigkeit? Nein!

Gönnen Sie Ihrem strapazierten Gehirn eine Ruhepause, und starten Sie zu einer erholsamen Entdeckungsreise in und über Ihren Körper. Jede von uns hat ihre ganz eigenen erogenen Zonen. Vielleicht sind es die Ohrläppchen, vielleicht ist es der Hals, vielleicht die Innenseiten der Oberschenkel, vielleicht sind es auch die Brustwarzen – auf jeden Fall ist es ein Grauen, wenn all diese sensiblen und leicht erregbaren Körperregionen zu wenig Beachtung finden, nur weil sich die Besitzerin mit ihren angeblichen Problemzonen befasst. Kurzum, es ist an der Zeit, dass Sie sich und Ihren Körper einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Kommen wir zunächst zu Ihren Fingern, meine Damen, genauer gesagt zu den Fingerkuppen. Die sind für die folgende Expedition ganz besonders wichtig. Mit ihnen können Sie den Körper erforschen und bisher ungeahnte Gefühle auslösen. Der Grund dafür ist unsere Haut. Sie ist mit Millionen von Nervenenden versehen, die dem Gehirn jede noch so leichte Berührung melden. Ein centgroßes Stück Haut enthält zum Beispiel etwa 50 solcher Rezeptoren. Unsere Lippen, Zunge, Genitalien, Brustwarzen und Fingerspitzen sogar noch mehr. Wird die Haut gestreichelt oder geküsst, werden diese Nervenenden stimuliert.

Probieren Sie es aus! Machen Sie es sich bequem, streifen Sie Ihre Kleidung ab, legen Sie sich am besten auf den Rücken und fangen Sie damit an, sich zu streicheln. Nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit und wandern Sie nicht sofort mit Ihren Fingern Richtung Klitoris. Es gibt auch andere Stellen, sprich: erogene Zonen, die für sexuelles Verlangen sorgen und das Erleben einer erotischen Solonummer steigern ...

Das Gesicht