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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

2019 Verlag Die Werkstatt GmbH
Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen
www.werkstatt-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Coverabbildung: Herbert Liedel
Satz und Gestaltung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH

ISBN 978-3-7307-0471-4

INHALT

TEIL 1:
ANSCHWITZEN IN DEN SIEBZIGERN UND ACHTZIGERN

TEIL 2:
HÄNGEPARTIEN BIS IN DIE NULLERJAHRE

TEIL 3:
TRAUMPASS NACH SANDHAUSEN

TEIL 4:
ÜBERLAUFEN IN LIGA EINS

TEIL 5:
NACHSPIELZEIT

Danksagung

Der Autor

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SUCHBILD: Finde den Autor!

Du kannst im Leben vieles
wechseln. Deine Unterwäsche
(sinnvoll), deine Partnerin oder deinen
Partner (möglicherweise sinnvoll), deine
Autoreifen (ohne Profil relativ sinnvoll)
und vieles andere mehr, aber deinen
Fußballverein, dessen Blut dein Herz
durch deine Adern pumpt, wirst du
niemals wechseln!

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„Mein Zuhause ist kein Ort, mein Zuhause ist der Club.“
(Gegengerade, Max Morlock Stadion, Kommentar eines Sitznachbarn zwei Reihen hinter mir beim Stand von 1:3)

„Was mich fertigmacht, ist nicht dieser Spieltag, sondern die Tage dazwischen.“
(Aus dem Nebenblock)

„NAUS ZUM CLUB“

(Hochdeutsch: Wir besuchen ein Heimspiel des 1. FC Nürnberg)

Regen am Wochenende war gut. Sonnenschein dagegen die reinste Katastrophe. Klingt seltsam? Lassen Sie es mich erklären: Bei schöner Witterung stand ein gemeinsamer Familienausflug auf der Tagesordnung – Pilze suchen im Nürnberger Reichswald nahe Altdorf. Auch an sonnenverwöhnten Tagen im Januar warteten endlose Spaziergänge, nur eben ohne Schwammerl zu entdecken, auf mich fränkischen Dreikäsehoch. Prasselte jedoch bindfadenstarker Regen aufs leicht verbeulte Heck unseres beigefarbenen Opel Kadetts, blieb der Wagen vorm Reihenhaus am Nürnberger Stadtrand stehen, und ich bekam frei. Wenn meine Mutter kopfschüttelnd, aber lächelnd nickte und der Vater das linke Auge verschmitzt zusammenkniff, hieß das für mich: Naus zum Club! Ein Club kann für den Normalsterblichen vieles bedeuten. Ging ich etwa im Südstadtbad neben der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche als ambitionierter Pennäler im Schwimmclub kraulen oder eröffnete ich ganz intellektuell Spanisch im Schachclub Schwarz-Weiß Nürnberg Süd von 1911?

Nein! Für mich gab und gibt es bis heute nur einen Club: den 1. FC Nürnberg. Und nicht nur für mich. Auch die besten Kumpels tanzten an diesem ungemütlichen Samstag durch die Regentropfen zum vereinbarten Treffpunkt an der Münchner Straße. Sie waren wie ich den familiären Klauen eines geselligen Beisammenseins entronnen – statt am Schmausenbuck eingesperrte Tiere angucken oder alternativ in der Breiten Gasse Schuhe kaufen, ging’s also ins Städtische Stadion.

Von links aus der Rankestraße mit den höheren Hausnummern (die etwas edlere Gegend für die Großkopferten) trottete Robert, wie immer den neuesten Fanschal um den Hals, einen anderen um die Hüfte und den dritten nicht minder exklusiven ums Handgelenk gebunden, heran. Ich war immer ein wenig neidisch auf ihn, da mein „Clubschmuck“ von Oma Berta in mühevoller Handarbeit gestrickt war. Großmutter war ziemlich dem Grauen Star zum Opfer gefallen. Dementsprechend niederschmetternd sah das Endprodukt auch aus. Und Großmutter ließ es sich nicht nehmen, den Schal auch noch zu bügeln. Dabei ermutigte sie mich stets mit den Worten: Der Club und du haben das Recht zum Funkeln.

Mit der Tram kam Matthias (Matschi) und stieg am Platz der Opfer des Faschismus aus (welch eindrucksvoller Name für eine schnöde Haltestelle im Glasscherbenviertel) und brüllte ein im Moment noch völlig sinnloses „Hier regiert der FCN!“ zur Begrüßung zu uns rüber. Und wir antworteten mindestens genauso hirnverbrannt: „Keiner wird es wagen, unseren Club zu schlagen!“

Fast immer etwas zu spät radelte Bibbers (kaum einer kannte seinen richtigen Vornamen) über den Hasenbuck. Er transportierte die Kutten auf seinem Gepäckträger. Seine Klingel, auf der mit Edding „fCn“ gekritzelt stand, schrillte. Warum Bibbers das f und das n klein und das C groß geschrieben hatte, hat er uns trotz Nachfrage nie erklärt. Heute arbeitet er in der Nürnberger Kunsthalle, also weilte wohl bereits in frühen Jahren ein intellektueller Clubberer in unseren aus der Arbeiterklasse rekrutierten Reihen. Wir sprangen wie immer fluchend zur Seite. Während er sein klappriges Vehikel an den Fahrradständern des Neuen Gymnasiums ankettete, wedelte ich generös mit den Eintrittstickets. Denn im Nebenhaus wohnte ein Ordner vom Verein, der mich unregelmäßig mit Freikarten versorgte, weil er jemanden kannte, der wiederum jemanden vom Club kannte und der war mit jemandem bekannt, der da irgendwie rankam. Ob das alles legal ablief, war uns Pimpfen am Ende der fußballbegeisterten Nahrungskette relativ egal. Lässiges Abklatschen existierte damals noch nicht als cooles Begrüßungsritual, also gaben wir uns brav und gut erzogen die Hände. Danach warfen wir die Kutten über und fühlten uns gleich weniger brav und noch weniger gut erzogen. Ab jetzt waren wir die „bad boys “ von ganz Nürnberg, ach was, von ganz Nordbayern – jedenfalls bildeten wir uns das ein.

Vier nordbayerische Rotzbengel trotteten also singend und rumalbernd die strichgerade Schultheißallee Richtung Dutzendteich entlang. Dabei brüllten sie voller Vorfreude auf das Kommende: „Der hat schon Gelb!“ Denn eines war ja klar wie fränkische Kloßbrühe, heute kommt nur eines auf den Tisch respektive auf die Anzeigetafel: ein Heimsieg! Kleine, aber wichtige Randnotiz: Es hat geklappt – und das mit einem eigentlich „FCN-fremden“ Spektakel, 5:1 hieß es am Ende. Der Club und wir funkelten an diesem Tag um die Wette, während Oma Berta zufrieden zuhause saß, über ihr Bügeleisen strich und wissend lächelte.

WELCHE FARBE HAT DIE LIEBE?

Eine Frage, die sehr leicht zu beantworten ist – auch ohne Telefonjoker. Natürlich Rot-Schwarz, die Vereinsfarben meines vor über 100 Jahren gegründeten Traditionsvereins aus der Noris. Egal wo ich mich auch befinde, ich muss irgendwie in Erfahrung bringen, wie der Club gespielt hat. Ich kauerte bereits in einem Internetcafé mit morbidem Charme in Downtown New York und las folgende Schlagzeile: „Verdiente Klatsche für den Club“.

Ein anderes Mal kämpfte ich mit zu wenigen Balken auf dem Display des Handys in Bad Gastein. Doch ein Endergebnis musste her. Also schritt ich wie ein engagierter Vorwerk-Vertreter von Haustür zu Haustür. Ein Fan von Sturm Graz hatte Einsicht und gab mir den Tipp, ich sollte mein Handy ans Ortschild halten. Dort sei der Empfang angeblich am besten.

Gesagt, getan. Da hing ich nun wie ein ungelenker Turnschüler an der Stange und erfuhr: „Club erleidet Debakel“. Und Debakel ist ein wirklich lausiges Wort. Das genaue Resultat wollte ich dann gar nicht mehr wissen, und das Mobilgerät landete in einer düsteren Schlucht des dortigen Nationalparks. Denn meine Sonne schien an den Tagen des Sieges oder wichtigen Unentschieden immer ein wenig heller. Bei den (leider in der Mehrzahl) erlittenen Niederlagen saß der schmerzende Stachel im Herzen so schrecklich tief – egal in welcher Liga es auch geschah oder welcher Gegner uns mal wieder gnadenlos auskonterte. Die Trauer floss wie aus einer Quelle in Strömen über die geschundene Clubseele.

Woher rührte diese Leidenschaft? Wie hatte ich mich so in den Club verliebt? Diese Frage stellt man sich erst viel, viel später – wenn man seinen Charakter gefestigt hat oder zumindest glaubt, reifer zu sein. Als kleiner Junge zählen nur Trikots, Tore und Siege! Vergessen wir in meinem Fall die oftmals erzählte Mär mit dem Vater und der Dauerkarte, die an den Stammhalter vererbt wird. Bei uns wurde lieber in einen neuen Rasenmäher für das spärliche Grün vor dem Haus investiert. Aus dem Franken-Center gab es ein Bonanzarad anstelle einer Jahreskarte – zu allem Überfluss auch noch in strahlendem Hellblau. Löwenfarbe! Pfff.

Was mich bis heute beinahe zärtlich an diesen Verein bindet, ist wohl jene Normalität, diese tief verankerte „clubberische“ Hingabe, so ein wohlig warmes Gefühl, das über der ganzen Stadt und der Region schwebt und immer irgendwie da ist, sich nie endgültig verflüchtigt. Auch nicht bei Niederlagen in Serie oder dem obligatorischen Chaos in der kaufmännischen Bilanz. Man atmet diese nicht zu greifenden rot-schwarzen Schwaden ein und wird ein kleiner Teil vom großen Ganzen dieser enorm großen und doch so unterschiedlichen Clubfamilie, die bei genauerer Betrachtung überhaupt keine Familie ist, sondern ein wild zusammengewürfelter Haufen leidenschaftlicher Menschen, eine wuchtige Masse, eine Bastion an Zusammenhalt, auch mal nur ein loser Zusammenschluss stimmgewaltiger Streitkräfte, dann plötzlich ein immens fester rot-schwarzer Bund fürs Leben und letztendlich doch wieder so was wie eine schrecklich schöne Familie. Und wollte ich diese verrückte Gemeinschaft ganz pathetisch ausdrücken, klänge das wohl so: die Clubberer – ein unfassbares Wunder!

„EGAL WO DU STEHST,
WIR STEHEN HINTER DIR!“

Umrahmt war der Schriftzug von einem überdimensionalen, leicht schiefen Herzen, dem in der rechten Kammer die rote Farbe etwas ausging und deshalb mit gelber Kreide nachgemalt wurde. Dieser Satz ist mir seit Kindheitstagen im Gedächtnis haften geblieben und hat meine Einstellung zum 1. FC Nürnberg nachhaltig geprägt. Der Spruch stand auf einer dicken Mauer des Stadions und war mir sofort ins Auge gefallen. Ich radelte damals mit meinem Bonanzarad (unterdessen von mir notdürftig rot-schwarz lackiert – Bibbers, unser Künstler, hatte leider keine Zeit!) zur Arena. Denn ich fand diese sehr frühe Form eines Graffitis unwahrscheinlich spannend, auch wenn ich dessen hingeschmierten Sinn nicht gänzlich umriss.

So trat ich heftigst in die Pedale, um in den Schwalbenweg der bis heute benachbarten städtischen Kleingartenanlage zu düsen, wo wir eine kleine Parzelle unser Eigen nannten. In diesem Eldorado lokaler Hobbygärtner lag mit hoher Wahrscheinlichkeit die erste Saat meiner großen fußballerischen Liebe. Denn schon als Windelträger, wenn ich zwischen Apfelbaum und Radieschenbeet dort mit Bagger und Schaufel spielte, vernahm ich an jedem Wochenende die vielen Oooohs und Aaaahs bei vergebenen Chancen aus dem weiten Rund nebenan. Aus unzähligen Transistorgeräten der Schrebergärten um uns herum quäkte zudem der aufgeregte Kommentar des Radioreporters Günther K.

Während Mutter also den Kopfsalat erntete, wurde mir hier sozusagen das Club-Gen eingepflanzt. Das Rad flog in den Himbeerbusch. Ich eilte aufgewühlt zur kleinen Sonnenterrasse. Atemlos berichtete ich von dem Spruch, den ich entdeckt hatte. Meine Mutter erklärte mir die Bedeutung des Satzes – und zwar auf ihre typisch sanftmütige Art und Weise: Sie legte meine Hand auf ihr Herz und dann auf meines. „Egal was passiert“, begann sie zu erzählen, „wir passen aufeinander auf. Wir lassen niemanden alleine. Gemeinsam gehen wir durch die guten und weniger guten Zeiten. Wir schimpfen, jubeln und verlieren zusammen. So was nennt man Liebe, kleiner Mann!“ Sie nickte kurz Richtung Stadion, in dem gerade ein Gegentor fiel. Ich kannte dieses Geräusch. Dieses qualvolle Raunen und Stöhnen. Sie schien das im Gegensatz zu mir nicht besonders zu stören. Stattdessen blickte sie mir in die Augen. „Das bedeutet dieser Schriftzug da drüben.“ Mein Vater nickte bloß und blickte – ganz kurz – gerührt vom Rosenschneiden hoch. Ich könnte schwören, dass seine Augen glänzten und einige Tränen in den Strauch tropften. Er streitet das bis heute genauso energisch ab, wie Expräsident Voack vehement dementiert, den Club beinahe zugrunde gerichtet zu haben.

Wie auch immer, ganz kapiert hatte ich das mit der Liebe zwar nicht, aber eines wurde mir schon klar: Beim nächsten Heimspiel wollte ich dort drüben dabei sein. Mir das Spektakel aus der Nähe betrachten. Denn dieser Club musste ja was ganz Besonderes sein, wenn mein Vater heulte und meine Mutter so versonnen blickte. Das tat sie sonst eigentlich nur, wenn ich mal keine Fünf in Mathe nach Hause schleppte.

Dass ich bis heute selbst schniefen muss und auch so versonnen dreinblicke, wenn ich meinen Söhnen vom 1. FCN erzähle, wer hätte das damals geahnt? Ich nicht! Aber so ist es. Bis heute. An jedem verdammten, wunderbaren Wochenende der Saison!

Um Knacki, so der Name meines Sparschweins, war es bald geschehen. Bluten für den Club, hieß es für ihn und lautet meine Devise bis heute. Der Inhalt seines dicken Bauchs musste für meine erste Eintrittskarte herhalten. Eine lohnende Investition.

Einige Jahre später habe auch ich heimlich etwas an die Wand neben meinem damaligen Lieblingsblock 7 geschrieben. Obwohl die Wichtigtuer von Ordnern ja immer so streng und mächtig unleidig dreinblickten, als ob sie einen ungespitzt in den Boden nageln wollten. Ihre Patrouillengänge vermittelten bei mir Knirps immer den Eindruck, unser Stadion wäre von Invasionen außerirdischer Wesen bedroht. Sie haben mein illegales Tun nicht bemerkt, sonst wäre der Autor dieses Buches ein anderer.

„Hätte ich zwei Leben, beide gehörten dir!“ Fiel leider der Modernisierung zur WM 2006 zum Opfer, aber gilt natürlich für immer und ewig …

KONFETTI AUS DER NORDKURVE

Es ist ein magischer Moment, wenn man zum ersten Mal das Stadion der eigenen Stadt betritt. Dieser Augenblick kann ganz kurz und unauffällig daherkommen, manchmal lehnt er auch nur ganz flüchtig an dir – klopft dir womöglich kumpelhaft auf die Schulter. Wie auch immer, du spürst ihn, nein, du verfällst ihm mit Haut und Haaren. Jedenfalls ist der Moment so intensiv, dass es ab genau diesem Zeitpunkt um dich geschehen ist. Dieses von weißen Linien und vier Flutlichtmasten eingerahmte kleine Paradies soll deine Kirche, dein Tempel, dein Wohnzimmer, dein zweites Zuhause werden. Oder du fühlst gar nichts und ziehst wieder von dannen zu irgendeinem anderen Event, dann bist du aber keiner von uns. Du wirst nie ein „Clubberer“ sein.

Die Zweite Bundesliga Süd kam angerumpelt wie ein alter Müllwagen früh morgens um fünf. Der Gegner: KSV Baunatal. So prangte es an der Litfaßsäule gegenüber. Eingerahmt wurde das vom Wind und Regen zerfledderte Plakat von Konzerthinweisen, die zeitnah in der Meistersingerhalle stattfanden. Reinhard Mey und die Saragossa Band. Dann doch lieber den KSV Baunatal in die Knie zwingen. Für heutige Verhältnisse klingt solch eine Paarung zwar so verlockend wie eine Darmspiegelung ohne örtliche Betäubung. Uns jedoch bedeutete es die große, weite Welt – oder einfacher gesagt: Kleine Kinder wie wir freuten sich wie kleine Kinder auf das Spiel.

Und da stand ich also nun in der unruhigen Reihe vor den Einlasstoren mit Thermoskanne (von Mama) und Steppdecke (von Oma, extra für mich bei Woolworth erstanden). Vorne riss ein fülliger Ordner mit einer Trainingsjacke vom 1. FC Pleinfeld die Kartenecke ab. Dann ging es endlich rein. Keine Untersuchungen aller Körperstellen und -öffnungen wie in Guantanamo oder Einlasskontrollen wie beim Besuch des Hochsicherheitstrakts eines Gefängnisses. Man schlenderte einfach so durch, auch wenn das heute kaum mehr einer glauben mag.

Es war Winter, zugig und frostig. Überall standen mit dreckigem Eis verkrustete Schneeschaufeln, die sichtlich gute Dienste geleistet hatten, denn sie sahen bereits ziemlich abgearbeitet aus. Ach ja, diese gute alte Zeit (die vermutlich gar nicht so gut war). Ein Stadion, ohne komplette Überdachung, ohne Rasenheizung. Stehplatztribünen in der Überzahl, die kurz vorm Anpfiff noch freigeschippt werden mussten. Ich suchte meinen Block 7. Passierte dabei eine einzige (!!) Bude, die Wurstbrötchen und Getränke im Angebot hatte. Heute kann man gefühlt keine fünf Meter mehr gehen, ohne Verlockungen von der Brezel, Popcorn bis hin zu Pizzaecken widerstehen zu müssen – vom Fünfgänge-Menü im VIP-Bereich mal ganz abgesehen. Unsägliche Versicherungen und Handyverträge können heutzutage abgeschlossen werden. Ich erwarte demnächst die Möglichkeit eines EKGs oder einer Gebrauchtwagenaktion im Innenbereich bis kurz vor Anpfiff. Darum muss ich noch einmal (falls Sie es überlesen haben) auf die Zahl der Fressbuden in den Siebzigern hinweisen: Es gab eine, allerhöchstens zwei Anlaufstellen für so viele leere fränkische Mägen und noch mehr trockene Kehlen!

Ich Knirps mit viel zu wenig Taschengeld für solche kulinarischen Extras stieg die Stufen hinauf zum Eingang des 7er-Blocks. Als ich drin war, blickte ich mich allerdings etwas enttäuscht um. Denn ich fühlte mich wie in einem leeren Raumschiff. Bei Minusgraden herrschte hier zwei Stunden vor Spielbeginn eine Atmosphäre wie in der Allianz Arena heute: nämlich gar keine. Ich setzte mich auf eine Stufe vor einem der zahlreich vorhandenen Haltegeländer und wickelte mich in meine Decke.

Auf dem Stahlrohr vor mir klebte ein Sticker: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Jemand hatte mit Kugelschreiber danebengeschrieben: „Und wer begräbt die dann?“ Weiter unten stand noch „Scheiß Bayern!“. Das überlas ich schnell, denn meine Eltern hatten mir ja beigebracht, Kraftausdrücke jeglicher Art zu meiden. Unten auf dem eher braunweiß gefleckten als saftig grünen Rasen kämpften immer noch Ordner in ihren flatternden gelben Westen leise fluchend, aber engagiert gegen die sibirischen Witterungsverhältnisse. So richtig einladend empfand ich das ganze Szenario nicht, zumal meine Zehen bereits halb eingefroren waren.

Doch dann erschienen endlich bekannte Gesichter. Bibbers schwenkte einen vollgepackten Bastkorb. Wir veranstalteten ein ausgiebiges Winterpicknick knapp 60 Minuten vor Anpfiff. 2019 undenkbar. Der Block füllte sich langsam, aber stetig. Dann von irgendwoher der Schlachtruf: „Sie kommen raus!“ Eigentlich der ideale Moment, um aufzuspringen. Mit Handschuhen klatschen ist unwahrscheinlich armselig, doch die Kälte hatte uns klamm und mürbe gemacht. Patsch. Patsch. Patsch. Ungelenk huldigten wir unseren Helden. Denn unten machten sich langhaarige Gesellen nicht weniger unbeholfen warm.

Das war also unsere aktuelle Mannschaft. Einer sah aus wie der leibhaftige Jesus aus den Weihnachtsfilmen und hieß im wahren Leben Horst Weyerich. Ein anderer namens Herbert Heidenreich trug ein lustiges Zwirbelbärtchen und hätte locker als einer der drei Musketiere durchgehen können. Dann schoss einer tolle Flanken und bewegte sich dabei so galant wie jener Schauspieler, den Mama immer so hinreißend fand. „Ach, Belmondo …“, seufzte sie stets, wenn er auf der Mattscheibe erschien. Hier im Stadion riefen die Zuschauer nicht Belmondo, sondern immer „Schorsch“ Volkert. Mir kam diese Truppe auf Anhieb unheimlich verwegen vor, war es doch meine allererste Clubmannschaft, die ich live und in Farbe begutachten durfte.

Und plötzlich wurde mir heiß – und das nicht nur um die Herzgegend. Wir standen dichtgedrängt beieinander und wärmten uns. Das Flutlicht wurde wegen der dämmrigen Witterung frühzeitig angeknipst. Endlich hüpften und brüllten wir so motiviert, wie die Spieler auf dem Platz den Gegner bekämpfen sollten. Einer meiner Freunde boxte mich leicht in die Seite und nickte in Richtung Block 4. „Pass auf, wenn die Teams einlaufen!“ Ich hatte nicht den Dunst vom Schimmer einer blassen Ahnung, was er meinte, aber ich passte auf. Dann wurden die Mannschaften angekündigt. Aber nein, ankündigen und beweihräuchern kann man das heute nennen, früher wurden einfach mal schnell und kaum verständlich die Aufstellungen runtergenuschelt. Ich reckte meinen Kopf so hoch ich eben konnte und linste rüber zum Block 4. Die Heimat aller Hartgesottenen. Ein Fahnenmeer aus Rot und Schwarz wischte vor meinen Augen hin und her. Buntes Konfetti verwandelte die Kurve in eine farbenprächtige Wolke voller Papierschnipsel, die zu uns rüberwehte.

Ich lauschte gebannt ihren Schlachtgesängen, und ihre Konfettis hingen in meinen Haaren, klebten im Mund, eigentlich überall. Das war mir völlig schnuppe, denn bereits in der dritten Minute schoss Jean-Paul Belmondo alias Schorsch mich und meine Freunde 1:0 in Führung. Wir sprangen trotz Frostbeulen federleicht hoch, als ob es kein Morgen gäbe. Die Hintermänner fielen uns in den Rücken. Die vorne fingen uns wieder auf. Wildfremde Armen griffen nach mir. Unbekannte herzten mich. Ich spürte fremde Lippen an meinem Ohrläppchen. Der Bastkorb von Bibbers flog davon. Alles egal. Alles für den Club. Jubelarien wurden angestimmt, die ich nicht kannte, aber leidenschaftlich mitgrölte. Das Flutlicht blendete mich – vor meinen Augen funkelten Sterne. In Zeitlupe hob ich meine Hand zur Faust, um sie mit Tausenden anderen Fäusten nach unten zu werfen und schrie wie von Sinnen: „FCN! FCN!“

Und plötzlich war er da. Lehnte sich lässig an mich. Er hatte sogar kurze Hosen an, trotz der Kälte. Mich hatte er ausgeguckt und würde sich tief in mein Herz brennen. Ich konnte ihn spüren und wusste, er wird mich nie wieder verlassen. Dieser magische Club-Moment. Was hatte Mama gesagt? So was nennt man Liebe! Ab diesem Tag würde es keinen anderen Verein als diesen einen aus meiner Heimatstadt für mich geben. Diesem Club will ich folgen, egal wohin! Wo er sich auch befinden mag, ich werde hinter ihm stehen. Ob im Finale um einen goldenen Pokal oder in den Niederungen einer unterklassigen Liga. Ich umarmte meine Freunde. Wir hörten gar nicht mehr auf zu hüpfen. Wegen unserer frostigen Zehen oder dem 2:0 vom kühnen Musketier Heidenreich, der gerade extrem unterkühlt als neuer Himmelsstürmer zustach. Die dreiwöchige Bronchitis danach nahm ich gerne in Kauf, denn das Clubfieber hatte mich eiskalt erwischt.

KUTTENKALLE & ICH

Es war beschlossen. Wir vier Nürnberger Jungspunde wollten nun jedes Heimspiel unseres Clubs hautnah erleben, ausgenommen der Spieltage, an denen die Sonne vom Himmel lachte und wir wegen – unserer Meinung nach – komplett sinnloser Freizeitaktivitäten mit der Familie die eine oder andere Träne verdrückten. Aber glücklicherweise lebten wir ja nicht in Spanien und verfolgten einen Club der Primera Division, dort hätten wir unser neues Dasein als Supporter gleich wieder begraben müssen. Gelobt seien die deutschen Tiefdruckgebiete. Apropos Niederschläge. Wir lernten langsam mit den zahlreichen Punktverlusten auf heimischem Platz umzugehen. Unverdrossen standen wir stolz in der überfüllten Straßenbahn, die wie immer nach Bier, Schweiß und anderen seltsamen Dingen duftete, die ich nicht einzuordnen wusste. Hinten rechts wurden Lieder intoniert, neben uns gelacht. Einige sagten auch gar nichts und waren in einer Art narkoseartiges Koma versunken.

Es gab zu diesem Zeitpunkt noch ein relativ überschaubares Arsenal an Fanutensilien. Die handgestrickte Wollmütze, den Schal und als absolutes schickes Highlight ein Halstuch mit vielen kleinen FCN-Emblemen, das man sich wahlweise, je nach Endresultat, um die (eigene) Gurgel oder auch schick ums Handgelenk schnürte. Glamouröse Polyestertrikots mit Rückennamen, in Auswärts- oder Heimfarben unterteilt, waren von uns noch so weit entfernt wie die nächste Meisterschaft.

Aber eines hatte ich hier drinnen von Haltestation zu Haltestation stets vor Augen, und zwar vielfach: Jene ärmellose Jacke mit dem runden FCN-Logo in der Mitte und vielen kleinen Aufnähern drumherum. Unsere eigenen Kutten wirkten dagegen armselig, es war ein Unterschied zwischen parfümierten Ballettröckchen und blutverkrusteten Lederjacken.

Fanclub Frankenhöhe 1977 konnte ich entziffern. Eines Tages wagte ich es. Ich tippte einen dieser mächtigen Gesellen an und fragte zögerlich: „Was ist ein Fanclub?“ Ein Mann mit langen, strähnigen Haaren drehte sich lächelnd zu mir um und strich mir mit seinen Pranken, die von harter Arbeit zeugten, behutsam über den Kopf. „Fans, das sind wir alle hier, also auch du, mein Kleiner. Und was der Club ist, muss ich dir ja nicht erklären.“ Und dann sagte er einen Satz, der bei mir den Gierfaktor pfeilschnell wie ein Antritt von Sergio Zarate nach oben schnellen ließ. „Willst du auch mal so eine echte Kutte haben?“ Ich war perplex und brachte keinen Ton heraus. Echte Kutte. Weil ich nichts Besseres wusste und meine Kumpels bereits angesichts meiner geröteten Wangen feixten, nickte ich verschämt. Er schmunzelte zufrieden. „Wir treffen uns in zwei Wochen vor Block 4. Dann kriegst du was von mir. Bring aber deine Kutte mit, klar?“ Ich konnte mich an diesem Tag auf das (wieder mal vergeigte) Spiel kaum konzentrieren. Woher um Himmels willen sollte ich eine echte Kutte bekommen?

Meine Kutte war bis dahin eine liebevoll umgestaltete Regenjacke. Aber eben eine Regenjacke. Zuhause durchforstete ich meinen Kleiderschrank und fand nur das Sakko für die feierlichen Anlässe und eine senfgelbe Strickjacke. Ich konnte doch keine Strickjacke als Kutte tragen! Oma Berta musste wieder mal herhalten. Tags darauf ging es also in eine Zweigstelle der Quelle, den familiären Konsumtempel in der Südtstadt. Ich ergatterte meine erste Jeansjacke von Wrangler. Die Freude über diese Investition währte bei meinen Eltern eher kürzer, als sie sahen, wie ich die Ärmel abschnitt. Mein Vater sorgte sich um meinen Geisteszustand und sah mich bereits in der geschlossenen Anstalt Nürnberg-Erlenstegen ein schwachsinniges Dasein fristen. Meine Mutter fragte sich, was sie bei meiner Erziehung falsch gemacht hatte. Denn die anderen Jungs in der Nachbarschaft trugen doch ordentliche Strickjacken oder Regenjacken. Oma fand mein merkwürdiges Treiben ganz in Ordnung. „Wenn es ihm gefällt, dann basst’s scho“.

So stand ich knappe 14 Tage später vor dem berüchtigten Block 4 und wartete. Und da kam er. Er lächelte und deutete zufrieden auf die Jeansjacke in meiner Hand. „Kannst Kalle zu mir sagen“, murmelte er und kramte etwas aus seiner Gesäßtasche. Der legendäre kreisrunde FCN-Aufnäher kam zum Vorschein. Er hielt ihn mir direkt vor meine glänzenden Augen. Dann wurde sein Blick ganz bedeutungsschwanger. „Es kann nur eine Kutte geben! Und die wird nie, aber auch wirklich nie gewaschen. Schwöre es, Bub!“ Ich konnte nicht anders, fühlte mich wie Ritter Lancelot, dem gerade von der Tafelrunde das sagenhafte Schwert Excalibur überreicht wurde. Ich hob feierlich die Hand zum Schwur. Rechts und links wankten leicht angetrunkene Fans in den Block. „Oh, wie ist das schön!“, schrien sie sich gegenseitig an. Ich musste mich anstrengen, sie zu übertönen, und brüllte noch lauter: „Ich schwöre es, Kalle!“

„Gut, Junge“, brummte er und schlurfte den Sängern hinterher. Er drehte sich noch mal um und lächelte sanftmütig. „Musst keine Angst vor mir haben, ich bin eigentlich mehr ein Typ für leise Töne. Nur hier draußen flippe ich aus.“ Der kantige Kerl zwinkerte mir vergnügt zu und folgte seiner krakeelenden Truppe ins Stadioninnere. Kuttenkalle versorgte mich viele Jahre lang mit Aufnähern. Oma Berta hat diese kleinen Kunstwerke aus Stoff dann immer aufgenäht. Dieses Kleidungsstück wurde meine Uniform, mein Sicherheitsschild. Ich war stolz, und wenn ich sie überzog, wusste ich, bald würde der Ball rollen und ich wäre mit von der Partie.

Heute gehören die Kuttenträger leider zu einer aussterbenden Spezies. Ich sehe sie aber immer noch gerne und halte im Stadion jedes Mal ein wenig Ausschau nach ihnen. In Zeiten vom totschicken Merchandising und den Ultras mit ihren eigenen Utensilien haben sie sich rar gemacht. Doch ich möchte sie nicht missen. Auch wenn ich heute im sündhaft teuren Umbro-Trikot herumflaniere und Werbung auf meiner Brust trage von Firmen, die ich eigentlich gar nicht mag oder kenne. Die Kutte baumelt noch immer ganz hinten in meinem Kleiderschrank und wird, trotz Protesten meiner Familie, natürlich nicht entsorgt, auch wenn ich zähneknirschend eingestehen muss, dass sie unterdessen in der Tat ein wenig riecht. Aber schenken Sie bitte denjenigen keinen Glauben, die vollmundig behaupten, meine heilige Oberbekleidung „stinke meilenweit gegen den Wind“.

Eines Tages kam Kalle nicht mehr zum festen Treffpunkt. Ein paar Worte hatten wir immer gesprochen, uns flüchtig ausgetauscht. Ich konnte spüren, dass Kalle ein bisschen stolz auf mich war. Mein Ersatzpapa für 90 Minuten plus Verlängerung. Vermutlich hat er auch immer ein wenig auf mich aufgepasst. Wo Kalle begraben liegt, weiß ich nicht, aber ich bin mir sicher, er ruht mit seiner Kutte in diesem Holzkasten unter der Erde. Ist zwar nicht gerade innovativ und leicht abgenutzt wie eine Kutte, aber mir fällt gerade nichts Besseres ein: You’ll never walk alone, Kalle!

STÖBIS RETTENDES UFER

„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Beim Club tri diese Phrase nicht gänzlich zu. Erstens glauben hiesige Fans (ich nehme mich da nicht aus) auch 35 Minuten nach Schlusspfiff und einer gerade erlittenen herben Klatsche, dass ihr Team das Ding heute doch noch irgendwie dreht. Zweitens existiert da so eine imaginäre Verlängerung, in welcher der Fan, Kopf nach unten, seinen beschwerlichen Heimweg antritt. Von allen Seiten tauchen sie nämlich plötzlich auf: Nürnberger ohne Eintrittskarte und in Zivil. Man sollte sich vor Augen führen, dass in den Achtzigern keiner eine mobile digitale Fußfessel am Ohr kleben hatte. Und so wurde ich zum gefragten Führungsspieler meiner persönlichen „dritten Halbzeit“. Keine drei Fragezeichen, sondern drei magische Worte mit einem dicken Fragezeichen am Ende bauten sich als unüberwindbare Mauer vor mir auf. Und die Mauer konnte sogar sprechen: „Wie hammens gespielt?“

Anfangs war ich noch überrascht, aber mit der Zeit entwickelte ich einen routinierten Umgang mit meiner Hauptrolle als lebendiger Ergebnisdienst. 2:1, gerne legte ich eine kurze Kunstpause ein. Ließ mein Gegenüber zappeln. Wenn sich die oder der Fragende zaghaft mit einer Niederlage anfreundete, fuhr ich lapidar fort: „Gewonnen!“ Kaum hatte ich diese frohe Botschaft verkündet, war ein Glänzen und Leuchten in allen Gesichtern um mich herum zu entdecken, der heimische Christkindlesmarkt ist ein Dark Room dagegen. Meist stellte sich ein wohlwollendes Nicken ein. Andere mochten es kaum glauben und hakten gleich mehrmals nach, um sich dann mit Kind und Kegel jubilierend zu entfernen. Dann hörte ich die frohe Flüsterpost wie heutige Twittervögel umherflattern: Gewonnen haben sie! Und wenn der Opa wieder mal gänzlich schwerhörig daherkam, grölte man in sein Ohr: „Die Deppen ham gewunna!“ Großvater XY reckte dann seinen Daumen in die Höhe und rief: „Basst scho!“

Für Nichteinheimische möchte ich kurz anfügen, dass der Slogan „Basst scho“ in Franken an einer absoluten Obergrenze der Zufriedenheit und des Lobes angesiedelt ist. Dieser Ausspruch wird in einer sehr weitverzweigten Gemengelage angewandt, die schon mal von „Ich habe eine unheilbare Krankheit und sterbe morgen“ über „Meine Frau ist nach Fürth gezogen“ bis zu „ 5 Millionen im Lotto gewonnen“ reichen kann. „Basst scho“ passt also zu allem und irgendwie immer.

Manchmal jedoch, wenn mein Blick düster verhangen war, fragten die meisten gar nicht groß nach und ließen die Häupter gleich solidarisch mit den meinigen weit nach unten in die Abstiegsregionen hängen. Denn sie ahnten, dass ich heute keine glorreiche Botschaft zu verkünden hatte. Aber immerhin teilte man auf diese Weise Freud und Leid. So entschied ich als kleiner Clubberer auch stets ein wenig mit, ob das Wochenende trotz nervigen Familienausflugs um die Wöhrder Wiese oder Schlittenfahren auf der Sommerrodelbahn in Pleinfeld gerettet war. Vorpolieren der Meisterschale oder Teeren und Federn des ahnungslosen Trainergespanns, darüber richtete ich mit meiner kurzen Antwort nach einem „Wie hammens gespielt?“.

Mit der Zeit habe ich mir eine gewisse Gelassenheit angesichts bitterer Niederlagen angeeignet (glatt gelogen). Bis heute denke ich bei verlorenen Punkten an jene Imbissbude direkt am Dutzendteich in der sanft geschwungenen Kurve. An der musste ich nach Schlusspfiff auf meinem Heimweg vorbei. Erst kam dieser klapprige Wohnwagen mit Würstchen, dann passierte ich den Bootsverleih mit nicht minder klapprigen Tretbooten und hinten wartete die Tram, die mir meist kurz vor der Nase wegfuhr. Und wenn nicht, wollte der Fahrer immer wissen, wie es denn ausging. Er rumpelte dann entsprechend euphorisiert oder gemächlich Richtung Holzgartenstraße.