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Über dieses Buch

Der erste Roman des 1980 emigrierten Kubaners Arenas, reich an schwarzem Humor und grotesk-fantastischen Halluzinationen, erzählt die Lebensgeschichte eines revolutionären Dominikaners gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Servando Teresa de Mier flieht vor den Nachstellungen seiner Mutter, seiner Schwester und seines Lehrers in ein Dominikanerkloster der Hauptstadt, in der Tag und Nacht die Scheiterhaufen der Inquisition brennen.

Eine Festrede zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe bringt ihn in Konflikt mit der geistlichen und der weltlichen Macht, die nächsten 35 Jahre seines Lebens verbringt er in den Gefängnissen von Mexiko, Spanien und Kuba oder auf der Flucht.

Die Verzerrung der Realität ins Grotesk-Fantastische lässt Geschehen und Halluzination, Horror und Komik, Historie und Legende ineinander übergehen. Zugleich ist dieses »neubarocke« Kaleidoskop ein philosophischer Schelmenroman, eine desillusionierende Aufklärungsschrift, ein Panorama der vorrevolutionären Hölle.

»Dieses Buch hat so viel zu bieten an Witz und Fantasie, es greift mitten hinein ins volle Mythenleben europäischer und lateinamerikanischer Provenienz, dass es eine Lust ist.« (Hessischer Rundfunk)

Der Autor

Reinaldo Arenas, »einer der ergreifendsten kubanischen Romanschriftsteller des 20. Jahrhunderts« (Jesús Díaz), 1943 im Osten Kubas geboren. Kind der Revolution, von ihr verfemt und verstoßen. 1980 Flucht in die USA, 1990 in New York gestorben. Seine furiosen Memoiren »Bevor es Nacht wird« – Schelmenroman, éducation sexuelle und politisches Manifest zugleich – wurden zu einem weltweiten Bestseller, der von Julian Schnabel mit Javier Bardem in der Hauptrolle 2000 verfilmt wurde. Sie gehören zu den großen Konfessionen unserer Zeit: eine hymnische Schamlosigkeit.

Die Übersetzerin

Monika López (1946–1996) lebte als Übersetzerin hispanoamerikanischer Autoren in Köln. Neben zwei Romanen von Reinaldo Arenas übertrug sie belletristische Werke von Miguel Barnet, Eduardo Galeano, Pablo Neruda, Antonio Skármeta und Mario Vargas Llosa ins Deutsche.

Reinaldo Arenas
Wahnwitzige Welt

Ein Abenteuerroman

Aus dem kubanischen Spanisch von Monika López

Edition diá

Inhalt

Mexiko 1 Wie meine Kindheit in Monterrey verläuft, nebst anderen Dingen, die ebenfalls verlaufen
1 Von deiner Kindheit in Monterrey, nebst anderen Ereignissen, die sich ebenfalls ereignen
1 Wie sich seine Kindheit in Monterrey abspielte, nebst anderen Dingen, die sich ebenfalls abspielten
2 Von meinem Auszug aus Monterrey
2 Von seinem Auszug aus Monterrey
2 Von deinem Auszug aus Monterrey
3 Von der allgemeinen Ansicht der Stadt
4 Vom Besuch des Erzbischofs
5 Von der Bekanntschaft mit Borunda
6 Von der Predigt
7 Von den Folgen der Predigt
7 Von der Folge der Predigt
7 Von der Folge der Predigt
8 Von deiner Haft in der Festung San Juan de Ulúa
9 Von der Reise des Paters
Spanien 10 Von deiner Haft zu Cádiz bei den Chaldäern von Las Caldas
11 Des Paters Sturz und Flucht
12 Von meiner Ankunft und Abreise aus Valladolid
13 Vom Ansehen der Villa zu Madrid
14 Von des Paters Besuch in den Gärten des Königs
15 Vom Besuch bei der Hexe
16 Von meiner Ankunft und auch wieder nicht Ankunft in Pamplona. Von dem, was mir daselbst widerfuhr, ohne dass es mir widerfahren wäre
17 Zwischenfälle auf der Reise und Einzug in Bayonne
Frankreich 18 Was mir zu Bayonne widerfuhr, als ich in eine Synagoge trat. Und alles, was ich in dieser Stadt erlebt, bis ich floh, um mich zu retten
19 Von meiner Ankunft in Paris
20 Aus dem Tagebuch des Paters
21 Von des Paters Widersprüchen
Italien 22 Von des Paters Dementis
Spanien 23 Von meiner Rückkehr nach Madrid und dem, was mir daselbst widerfuhr, bis zu meiner Ankunft bei den Toribiern
24 Vom Gefängnis der Toribier. Von des Paters Fesselung
25 Von meiner Reise nach Portugal
Portugal 26 Von den Zuständen in Portugal
England 27 Von des Paters neuen Bekanntschaften und seiner Flucht nach Amerika
27 Von des Paters neuen Bekanntschaften und seiner Flucht nach Amerika
Die Vereinigten Staaten 28 Neue Abenteuer. Das erste Landeunternehmen
Mexiko 29 Vom Einmarsch
Havanna 30 Von meiner Flucht aus Havanna
Die Vereinigten Staaten 31 Neue und doch alte Pilgerfahrten
Mexiko 32 Der Pater auf Audienz
33 Der Anfang
34 Im Zustand der Ruhe
35 Der Pater hat seine Hände betrachtet
Letzte Nachrichten von Fray Servando

Anmerkungen
Impressum

Für Camila Henríquez Ureña,
für Virgilio Piñera,
für beider intellektuelle Ehrlichkeit

Auch mich haben sie zerfleischt, dieser Wüste Dornen, und täglich ließ ich einen Teil meiner Hülle zurück.
Chateaubriand: Die Märtyrer, 10. Buch

Das Erste, was Euch zieren wird, ist das Wesen des Adlers, das Wesen des Tigers, der Heilige Krieg und Pfeil und Schild; davon werdet Ihr essen. Dessen werdet Ihr immer mehr bedürfen; also dass Ihr in Schrecken lebt. Zum Lohn für Euren Mut müsst Ihr immerfort am Siegen und immerfort am Verwüsten sein.
Cristóbal del Castillo: Allgemeines Werk zur Geschichte der Mexikaner

Lieber Servando,

seit ich dich in einer Zeile einer drittklassigen mexikanischen Literaturgeschichte als »den Mönch, der ganz Europa zu Fuß durchwanderte und dabei die unglaublichsten Abenteuer erlebte«, entdeckte, versuchte ich dich aufzuspüren, wo ich ging und stand. Ich stöberte in finsteren Bibliotheken, wo allein das Wort Mönch die Referenten schon in Verwirrung stürzte, ich kam mit Menschen in Kontakt, die dich aus dem besonderen Abstand und mit dem typisch unmenschlichen Zug der aus Geschichtsbüchern gewonnenen Gelehrsamkeit betrachteten. Ich suchte auch Botschaften, Kulturhäuser und Museen auf, die von deinem Vorhandensein natürlich nichts wussten. Trotzdem kam am Ende eine recht umfangreiche Sammlung Angaben zu deiner Person zusammen. Am nützlichsten bei dem Unternehmen, dich kennen und lieben zu lernen, waren mir allerdings nicht die stets zu exakten, erdrückenden Enzyklopädien und auch nicht die stets zu unexakten, schrecklichen Essaybände. Am nützlichsten war mir die Entdeckung, dass wir beide, du und ich, ein und derselbe sind. Sie machte jede vor diesem großartigen und unerträglichen Fund liegende Recherche überflüssig, und ich habe sie dann auch fast völlig beiseitegelassen.

Nur deine Memoiren, die du zwischen Einsamkeit und dem Getrappel gefräßiger Ratten, zwischen dem Bersten der Königlich-Britischen Kriegsmarine und dem Gebimmel der Maultiere in Spaniens nirgendwo erträglichen Landschaften, zwischen Trostlosigkeit und Verzückung, berechtigtem Zorn und unberechtigter Zuversicht, zwischen Auflehnung und Skepsis, Hetzjagd und Flucht, zwischen Exil und Scheiterhaufen schriebst, nur sie kommen in diesem Buch vor, und zwar nicht als Zitate aus einem fremden Text, sondern als so wesentlicher Baustein, dass es unnötig wird, noch hervorzuheben, dass sie von dir stammen. Sie sind ja auch gar nicht von dir, sondern gehören wie alles Große und Groteske letztlich ihrer Zeit, der dumpfen, unausstehlichen Zeit, dank derer du in diesen Tagen zweihundert Jahre alt wirst.

In meinem (und deinem) Buch trittst du weder als unbefleckter Mann unter dem Banner evangeliengemäßer Reinheit auf noch als untadeliger Held, der sich nie irrt und auch nie die Sehnsucht zu sterben verspürt. Bei mir, lieber Servando, trittst du als der auf, der du bist – eine der bedeutendsten (und leider fast unbekannten) Gestalten in der Geschichte der amerikanischen Literatur und Politik. Als ein großartiger Mann. Und das reicht bereits aus, manche meinen zu lassen, der vorliegende Roman müsse zensiert werden.

Mexiko 1
Wie meine Kindheit in Monterrey verläuft, nebst anderen Dingen, die ebenfalls verlaufen

Wir kommen aus dem Ölpalmenhain. Wir kommen nicht aus dem Ölpalmenhain. Ich und die beiden Josefas kommen aus dem Ölpalmenhain. Ich komme allein aus dem Ölpalmenhain, und es ist schon fast Nacht. Hier wird es noch vor Tagesanbruch Nacht. Das ist in ganz Monterrey so – man steht auf, und ehe man sich’s versieht, ist es schon wieder dunkel. Da steht man am besten erst gar nicht auf.

Aber jetzt komme ich aus dem Ölpalmenhain, und es ist schon Tag. Und die Sonne brennt, dass die Steine zerbröckeln. Und wenn sie zerbröckelt sind, nehme ich sie und werfe sie meinen zwei gleichen Schwestern an den Kopf. Meinen Schwestern. Meinen Schwestern. Meinen Schwe.

Da lag ich und ruhte mich unter den großen Stacheln aus. Ruhte mich aus, weil ich mit dem Chichasäufer von meinem Lehrer Haschmich und Reißaus gespielt hatte. Der gottverdammte Kerl! Nahm der doch den Quittenholzstock und hieb ihn mir auf dem Buckel zu Bruch, bloß weil ich das »o« mit drei Häkchen schreibe und er meint, es gehört gar keins hin. Verprügelt mich und will hinterher noch, dass ich ihm nicht dasselbe tu, wenn ich seiner plötzlich habhaft werd. »Jetzt sind wir quitt«, sagte ich und haute dem Spanierklotz mit dem Stock die Hucke voll. Da fuhr er blitzschnell herum und fiel über mich her. Und ich sauste über sämtliche Schulbänke davon, bis er mich schnappte und niederknien hieß. Aber das dauerte nur Sekunden, denn kaum nahm er mal die Hände von meiner Schulter, schnellte ich wie ein unter Wasser gedrückter Eimer hoch. Da fing die ganze Klasse lauthals zu lachen an. Allerdings hörte das keiner außer mir, der ich Dinge höre, die sonst keiner hört. Ich hörte das Lachen, das nicht zu hören war, weil der Lehrer sonst auch die andern eingesperrt hätte, wie er mich einsperrte. Und zwar auf dem Klo, wo es so stinkt!

Während ich da eingesperrt war, sprang ich hoch, um an das Fenster, das fast bis an die Wolken ging, ranzukommen. Aber nichts zu machen. Ich sprang noch einmal – wieder nichts. Da fing ich an zu brüllen. Und die Tür ging auf. Herein kam der Lehrer mit komischen Federn und krächzend wie ein dämonengesichtiger Geier und wollte mir seinen glühenden Quittenholzstock in den Rachen stoßen, damit ich endlich Ruhe gebe. Darum holte ich so tief Schwung, dass ich fast die Erde berührte, und sprang so hoch in die Luft, dass ich mit dem Kopf die Dachziegel durchstieß, übers Dach noch weiterflog und in der Krone einer Ölpalme, in der Turmfalken nisteten, landete und dort das Weibchen totdrückte, denn der andere, größere Turmfalke wollte mir die Augen aushacken. Und mit dem Turmfalken ringend, stürzte ich ab und ward nur wie durch ein Wunder nicht zerschmettert.

Und während ich da noch so liege und mich von dem Sturz und der Hackwunde dieses Biestes erhole, sehe ich doch, wie dieser Teufel-von-Blödkopp-von-Lehrer auf mich zugerannt kommt. Der Quittenholzstock glühte, und während die ganze Klasse hinter ihm herstolperte, weil sie mir auch Dampf machen wollte, warf er mit Ausdrücken um sich, wie ich sie noch nie gehört hatte.

Ich rannte zwischen den Ölpalmenstämmen davon und brüllte nach meiner Mutter. Aber meine Mutter war gerade beim Baumwolleentsamen, denn sie wollte die Fasern gewinnen und Stoff daraus weben und den Stoff dann verkaufen und dafür eine Agavenstaude kaufen und, wenn es so weit wäre, den Honigsaft abzapfen und Pulque daraus machen und Krimskrams dafür kaufen und ihn dem Pfarrer schenken, damit er unser Vieh wieder segnet, damit es nicht wieder verendet wie das letzte Mal. Außerdem war meine Mutter tot.

Darum bekam mich die Horde auch schon fast zu fassen, und ich brüllte, was das Zeug hielt. Und schrie grässliche Ausdrücke dazu. Und der Lehrer streckte schon eine haarige Hand nach mir aus. Und hatte mich schon beinahe am Wickel, da schoss doch eine Ölpalme (die sich meiner erbarmte) einen ihrer stachligen Palmwedel ab; der knallte dem alten Hexerich auf den Buckel. Und als er die Stacheln in seinem Rücken spürte, dachte er, das wäre eine Strafe des Teufels, und fegte schnaubend und händeringend zur Schule, und sämtliche Lackaffen aus der Klasse hinterdrein, während ich ihm nachschmiss, was mir nur zwischen die Finger kam.

Ja, seht ihr, und dann wollte ich mich bei der Ölpalme für meine Errettung bedanken und strich mit der Hand über ihren Stamm. Da packt die Undankbare doch meine Hand und sticht mich so voller Dornen, dass sie auf der andern Seite wieder rausguckten. Da wurde ich aber wütend! Aber es tat so weh, dass mir sogar die Wut verging, und ich schickte mich an zu sterben, wie meine Mutter sagt, denn meiner Mutter zufolge schickt man sich immer an.

Aber da kommen meine beiden Schwestern, und wie die mich so sehen, ziehen sie an meiner anderen Hand, um zu sehen, ob sie mich vielleicht von dem Dornenstamm wegkriegen. Ich heule auf, und die beiden ziehen und ziehen, bis die Ölpalme mich schließlich losließ und ich wütend nach einem der herumliegenden Steine griff und ihn den beiden Josefas an den Kopf werfe, dass sie davonstieben und den ganzen Nachhauseweg über nicht mehr stehen bleiben. Aber auf halber Strecke drehten sie sich noch mal um und fingen an, mich mit den Knochen von Kühen, die früher hier verhungert sind, zu bombardieren. Und da die beiden zu zweit waren, blieb mir nichts anderes übrig, als die Beine in die Hand zu nehmen und zu fliegen.

So bin ich im Nu zu Haus, und Mutter macht, eine brennende Kerze auf dem Kopf und je eine weitere auf jedem Finger, die Tür auf und sagt, während es auch aus ihrem Mund leuchtet: »Komm rein, du Satansbraten, und geh hoch auf dein Zimmer, der Lehrer war schon da und hat’s gemeldet, du kommst hier die ganze Woche nicht mehr raus.«

In dem Moment blickte ich mich um und sah, wie die Ölpalmen sich wanden und ihre Stämme ineinander verschlangen und wieder auseinanderschlangen, als wollten sie sich gegenseitig ausreißen, und dabei so sonderbare dünne Schreie ausstießen, dass ich meinen Ohren nicht trauen wollte. Und ihre Blätter fielen ab. Und sie krümmten sich alle so seltsam wütend, wie wenn sie mich einholen und erwürgen wollten, als ob ein Wind sie bewegte, der kein Wind war, denn in dem Moment bewegte sich außer ihnen nichts.

»Komm rein, du Satansbraten!«, sagte meine Mutter, als hätte sie nichts gesehen.

»Wir kommen vom Ölpalmenfeld«, sagte ich, und sie wippte mit einem ihrer Kerzenfinger und löschte die Kerze über meinem Auge aus. Ich begann die Treppe hochzusteigen, und oben angekommen, sagte ich: »Wir kommen vom Ölpalmenfeld.« Darüber geriet sie noch mal in Wut und schüttelte ihre Hand wie zum Abtropfen in meine Richtung, dass sämtliche Kerzen haarscharf über meinen Kopf hinwegflogen, und wäre ich nicht ausgewichen, hätten sie mich glatt verbrannt.

Jetzt sitze ich hier oben und kann hören, wie Floirán hopst und wie die beiden Josefas sich hinten im Hof Erde an die Köpfe schmeißen. Nur ich darf heute Abend nicht spielen. Nicht Murmeln. Nicht Fangbecher. Gar nichts. Es sei denn … Aber besser nicht.

1
Von deiner Kindheit in Monterrey, nebst anderen Ereignissen, die sich ebenfalls ereignen

Du kommst vom Ölpalmenfeld. Den ganzen Tag hast du da unter den spärlichen Palmwedeln der einzigen Bäume, die im weiten Umkreis gedeihen, zugebracht. Und hast nachgedacht.

Hast dich mit der Sonne gedreht und dich vor ihren sengenden Strahlen hinter die Palmschäfte geduckt.

Nun kommst du vom Ölpalmenfeld. Nachdem du sämtliche Palmen mit der Wurzel ausgerissen und sie brüllen gehört hast, so wie du brüllst, wenn dir die Sandflöhe rausgepult werden.

Du warst nicht in der Schule und kamst auch zum Mittagessen nicht nach Haus.

Hör, wie die beiden Josefas rufend durch den Sand laufen. Sie suchen mit zwei Stöcken in der Hand nach dir. Wo die wohl die Stöcke herhaben, wo’s hier doch keine Bäume mehr gibt?

Jetzt holen sie dich ein. Jetzt packen sie dich. Und jetzt kommen auch die frisch ausgerissenen Ölpalmen und brüllen.

Gleich hauen sie dir mit den Stöcken den Schädel ein. Und du kommst mit zerschlagenem Kopf nach Haus.

Und gleich wartet deine Mutter in der Tür auf dich. Und du hältst dir den Kopf.

Und deine Mutter knufft dich. Und verpasst dir zwei Ohrfeigen. Und du beißt die Zähne zusammen, du bist nicht unterzukriegen. »Ab in den Keller!«, heißt es, und du bekommst einen Strick um den Hals geworfen. Und jetzt hockst du im Kellerloch. Und es ist nicht mehr Tag, aber auch noch nicht Nacht … Die Skorpione zirpen, und alles ist rotbraun.

Die Skorpione singen: »Seht, da kommt das Jeeeesuskind! Seht, da kommt das Jeeeesuskind! Stich zu! Stich zu!«

Deine Mutter kommt und hackt dir die Hände ab. Und fragt: »Wer hat die Ölpalmen ausgerissen?« – »Der da!«, rufen die nicht zirpenden Skorpione und kriechen unter einem rotbraunen Stein hervor. Da zieht dein Vater sein rotbraunes Messer und hackt dir schluchzend die andere Hand ab. Die dritte. Und pflanzt sie in den rotbraunen Sand. (Es dunkelt.) Alles ist rotbraun. Aber es ist nicht Tag und nicht Nacht, und durchs Fenster siehst du, wie sich die Sandwüste duckt, bis sie mit dem Himmel verschmilzt. Da, ganz am Ende, wächst jetzt ein Händebaum.

Hier gibt es nichts als Steine und Sand, der früher auch mal Stein war. Monterrey lebt in der Steinzeit. Aber langsam geht’s schon in die Sandzeit. Danach kommt dann die Staubzeit.

Alles ist rot. Und der Sand glitzert zwischen den Steinen.

Man hört die beiden Josefas lachen, die sich bis zum Blindwerden Sand in die Augen werfen, während Floirán Steine zum Himmel wirft, aber doch nicht rankommt. Wenn du dabei wärst, du würdest treffen. Aber du darfst heute Abend nicht spielen und auch nicht durch den Sand stieben, bis die da aufgehängte Bettwäsche in Fetzen fliegt und du somit deinen Geschwistern bewiesen hast, dass es keine Gespenster sind.

Aber als es dunkel wird, kommt dein Vater mit einer andern Wahrheit auf einem Quittenholzstock angeritten. Und du hörst ein Pferd, obwohl er zu Fuß kommt.

Da fliehst du durchs Schlüsselloch. Du hackst dir die Hände ab und pflanzt sie ein. Und sie fliehen. Fliehe. Fliehe. Mit diesen Händen fällst du jedenfalls keine Bäume mehr. Den einzigen Baum im ganzen Dorf! Fangt ihn, er rennt ins Geröll! Lass ihn, da fressen ihn die Skorpione! Die schwarzen Skorpione.

Die Skorpione hocken im Kreis um dich herum … Wenn die Skorpione zirpen würden, wäre es in diesem Dorf nicht so still. Aber nicht mal »tschs« machen die. Sie kriechen näher, und falls sie überhaupt weinen, tun sie’s still … Du spürst sie schon über deine ersten Zehen krabbeln. Jetzt klettern sie deine blätterbewachsenen Beine hoch. Jetzt huschen sie über deinen Po … Du stehst mitten im Sand und heulst. Du rennst los, und die Skorpione schwingen sich in die Luft und brechen deine Stiele ab. Jetzt nehmen sie dir die Knospen. Jetzt reißen sie dir die Blätter ab. Jetzt steigen sie hinab bis zu den Wurzeln.

Denk lieber an was anderes.

1
Wie sich seine Kindheit in Monterrey abspielte, nebst anderen Dingen, die sich ebenfalls abspielten

Mitunter ließ er das Umhergespringe sein. Er warf die Steine fort, legte sich rücklings auf die Erde und sah nirgendwohin. So vertrieb er sich die Zeit, und so verging sie, bis er herausfand, dass es sie nicht gab, dass sie nur ein irreführender Begriff war, mit dem wir den Tod zu fürchten beginnen, der ja doch jederzeit eintreten und sie anhalten kann. ›Kein Grund zur Traurigkeit‹, sagte er sich. Und war nicht traurig. ›Kein Grund zur Fröhlichkeit‹, sagte er sich. Allein in seiner wuchernden Fantasievegetation (vom Meer hatte er schon gehört, konnte es sich aber nicht vorstellen), heckte er gemächlich Pläne aus, die (unter dem Einfluss seines auferstandenen Vaters) dann in der Sonne zerfielen, und Kerzenschein war nichts gegen das gespaltene Licht, das er unter den Steinen hervorlockte. Er stellte sich dann vor, er sei aus Wachs und irre mit abplatzenden Hautfetzen wie ein zu gar gebratenes Schwein im ausschwärmenden Weltende hin und her. Welch gewöhnliche Kindheit unter all den fast gleichen Häusern! Welch furchtbare Kindheit – wie alle andern auch –, in der einem neue Haare sprießen und man vor rätselhaften Begierden erschrickt! (Die Begierden sah er als rotbraune Figuren über das Rot des Sandes ragen.) Jetzt blieb ihm nur noch die Fantasie.

Er ging also weder zur Schule, noch folgte er dem Zug des einzigen Nachtreihers, der einmal über ihr Dach gesegelt war. Er riss auch die Ölpalmen nicht aus, die, nebenbei gesagt, nie existiert haben. Auch seine Schwestern bekam er nicht zu sehen, denn die waren noch gar nicht geboren. Und die Torheiten mit den abgehackten Händen erlebte er schon gar nicht. Fantastereien. Fantastereien … Aber das Haus füllte sich mit Stimmen. Und auf dem Sand wuchs neues Grün und Bäume. Und am Himmel flatterten unentwegt sonderbare Vögel … Und er hielt weitere sieben Jahre still, ohne sich aus seiner Sandwüste zu rühren. Und nährte sich unterdessen von dem Saft, den er aus seinen Fingernägeln saugte. Bis ihn eine Glocke entdeckte, die ihn mit ihrem Läuten an den Ursprung der Klänge versetzte. Und als er hierin seine einzige Fluchtmöglichkeit sah, setzte er sich in sein Zimmer und wartete ab, bis seine Mutter die angemessene Entscheidung traf.

Die Mutter kam herein. Blass und mit einem Stein auf dem Kopf. Und er nahm ihr feierlich den Stein ab und schlief diese Nacht darauf. Und am nächsten Tag wurde das Maultier gesattelt. Und er reiste endgültig ab.

2
Von meinem Auszug aus Monterrey

Auf einem nicht sehr gesprächigen Maultier ritt ich eines Tags bei Tag aus Monterrey fort. Meine Mutter stand in der Tür und schlug mit den Armen ein großes Kreuz über mir. Meiner Meinung nach lachte das Maultier, denn ich sah ihm aufs Maul und konnte alle seine Zähne sehn. Darum zog ich ihm zweimal eins mit der Gerte über, und es stob über die Sandwüste und verschwand, ohne sich noch einmal umzusehn.

Den ersten Abend ritt ich allein. Am zweiten aber stieß ich mit einem Trupp Maultiertreiber zusammen, die sich, kaum dass sie meiner ansichtig wurden, wie die Wilden auf mich stürzten und meinem Tier den Schwanz hochhoben, weil es, wie sie sagten, ja auch ihres sein könnte, denn den Tag zuvor hätte man ihnen im Morgengrauen alle ihre Tiere gestohlen. »Hier wimmelt es nur so von Räubern«, sagten sie. »Ein Wunder, dass man Euch noch nicht ausgeraubt hat. Schaut uns an, wir gehen nackend und zu Fuß und müssen doch bis in die Stadt Mexiko.« Ich hatte große Lust, meinem Grauen die Sporen zu geben und mich aus dem Staub zu machen. Aber die Horde war mit allen Wassern gewaschen und schielte argwöhnisch nach mir, weil ich als Einziger nicht zu Fuß reiste, und darum bangte ich, sie möchten über mich herfallen und alles wäre noch schlimmer. Drum wartete ich (ohne zu wagen, das mitgebrachte Maisbrot aus meiner Satteltasche zu holen) die nächste Nacht ab. Und als alles schlief, machte ich mich, mein Saumtier hinterherziehend, davon. Allein das verflixte Luder schrie: »Ich werd geraubt! Ich werd geraubt!«, als ob es eine Jungfrau wäre, die jemand gewaltsam entführte. Und mit einem Satz fuhr die ganze Meute aus dem Schlaf, kam auf mich zu und sagte: »Aha, du schleppst das arme Maultier also mit Gewalt fort!« Und sie plünderten mich aus. Und darum bin ich jetzt zu Fuß unterwegs, obwohl ich, wie man mir sagt, fast am Ziel bin, denn jene Rauchschwaden können nichts andres anzeigen als die Vizekönigsresidenz. Nun scheint es also, nachdem ich lange durch heiße und kalte Gegenden und durch so weite Ebenen gewandert bin, dass man geht und doch meint, man komme nicht vom Fleck, nachdem ich auf einem Bein über Schluchten gesprungen bin, aus deren Höhe die Wolken unten sich wie frisch geschlüpfte winzige Geier ausnahmen, nachdem ich eine Horde Indianer (die noch jeden Maultiertreiber zausten) passiert und in Wirtshäusern genächtigt habe, in denen einem (vorgeblich, um daraus Matratzen zu fertigen) sogar die Haare gestohlen werden, nach diesen und anderen Erlebnissen (darunter auch, dass mir der Bauch von dem mit Sand statt mit Mais angerührten Atole[1] platzte, den man uns in einem Wirtshaus vorsetzte und dank dem ich, wo ich gehe und stehe, meine Spur hinterlasse), nach alledem bin ich nun anscheinend am Ziel.

2
Von seinem Auszug aus Monterrey

Unterwegs hatte er es nicht allzu schwer. Er fuhr auf einem mit einem Sängermaultier bespannten Karren und konnte nur nachts nicht schlafen, weil das Tier mit seinen Hufen auf den Steinen wie auf Kastagnetten klapperte. Er trotzte jedoch jedem auf einer so langen Strecke üblichen Hindernis in der freudigen Gewissheit, dass er ja seinem Gefängnis aus Sand und Sonne entrann. Er ging in die Stadt, um sein Glück zu machen. Schließlich wird einem der Ort, an dem man geboren wurde, immer zu klein, wenn stürmisch der Drang nach Höherem auftaucht. Und zum Durchbruch dringt. Also schlief er aufs Bequemste in einem der Wirtshäuser am Wege, aß den mit Indiomuttermilch und Kieselsand angerührten köstlichen Atole und konnte, weil er keinen Centimo bei sich hatte, die Zeche nicht zahlen. So kam es, dass ihm jemand, nachdem er sich schlafen gelegt hatte, zum Ausgleich für seinen Verzehr alle seine Kleider nahm, aber unser Reisender schlief nichts ahnend weiter, stand am Morgen auf, reckte die Glieder und machte sich splitternackt auf den Weg. So ging er über zwanzig Meilen weit, ohne dass ihn jemand anhielt. Bis ihn eines Tages ein verirrtes altes Weib von ferne sah und bis nach Mexiko rannte, um den Erzbischof zu bitten, er möge an der Stelle, wo sie den Gott gesehen habe, der sie aus der Ferne mit höchst sonderbarem und darum göttlichem Finger gesegnet habe, eine Kirche bauen. Die Kirche wurde errichtet, aber der Alten sagte die Figur, die den Erschienenen darstellte, nicht zu, und wegen dieser und anderer Nörgeleien wurde sie auf dem unermüdlich brennenden Scheiterhaufen der ehrwürdigen Inquisition verbrannt. Der Jüngling ging indessen unbeirrt seines Wegs, und als er die halbe Strecke hinter sich hatte, kam ihm die Sklavenschar, die die Kathedrale errichten sollte, entgegen. Sie reichten ihm dann einen ärmlichen Umhang, in den er sich hüllte und weiterging.

2
Von deinem Auszug aus Monterrey

Weder deine Abreise noch die Wegstrecke waren allzu schwer. Hart kam dich der Versuch an, zur Stadt hinaufzusteigen, die etwa zweitausend Ellen hoch lag. Wer kam auf die Idee, in solcher Höhe eine Ortschaft zu gründen! Da oben regnet es nicht, weil die Wolken darunter wegziehen. Und als du, die Hände vom Klettern wund, schon fast am Ziel warst, hagelte es Flaschen auf dich hernieder. Die Lawine wollte kein Ende nehmen, und zusammen mit leeren Flaschen und Krügen purzeltest du wieder bis an den Fuß des Hangs hinab. »Hat man dergleichen schon gesehen!«, sagte ein Pfarrer und wühlte sich aus dem Flaschenberg. »Diese Menschen haben doch nichts anderes als Trinken im Kopf! Und die Stadt, vollgestopft mit Pulque, Chicha- und spanischen Alkoholflaschen, bricht unter der gläsernen Last allmählich zusammen. Ach, ich, der ich wie durch ein Wunder schon oben war, wie komme ich jetzt nur wieder hinauf?« Und der Gottesmann nahm eine Flasche und setzte sie an den Mund. »Und das Schlimmste ist, dass sie nichts darinnen gelassen haben«, versetzte er daraufhin wütend. Und du entgegnetest: »Ich meine, wir könnten aus all den Flaschen doch eine Treppe bauen.« Und so gingt ihr ans Werk und bautet einen Monat an eurem Aufstiegsbehelf. Und als die glitzernde, zweitausend Ellen lange gläserne Treppe schließlich fertig war, schien sie bis an den Himmel zu reichen, und die Mittagssonne entlockte ihr je nach dem Schliff des sie reflektierenden Glases Blitze in allen Farben, dass man ganz geblendet war. Und so begannen sie den Aufstieg. Und in Mexiko kamen Servando und der fahrende Geistliche ganz benommen und torkelnd an, weil sie sich auf ihrer langwierigen Treppenbesteigung ja von etwas ernähren mussten und dabei keine andere Wahl hatten, als zu den auf dem Boden der Quader ihrer behelfsmäßigen Treppe angesammelten spärlichen Tropfen zu greifen. Taumelnd und zwei Flaschen in jeder Hand hielten Servando und sein Weggefährte Einzug. Endlich hatten sie die »Stadt auf der Höhe« erklommen.

3
Von der allgemeinen Ansicht der Stadt

Die Stadt glich, wie sie sich da über den Abgrund erhob, einer auf einer Palme sitzenden Schildkröte.

Von einer Karawane Bettler, die über ihn hinwegstampften und sein Antlitz nur deshalb nicht zertraten, weil sie barfuß gingen, wurde Servando unsanft aus seinem Pulqueschlaf geweckt. Neugierig lief er dem wilden Haufen hinterher, der seinerseits wieder einer Frau folgte, und diese folgte einem um ihren Hals gebundenen Strick, der sie vorwärtszog. Aus Vorsicht stellte er lieber keine Fragen, begriff aber beim Anblick der am Ende der (im Übrigen recht engen) Gasse fast bis an den Himmel schlagenden Rauchsäule, dass die »Doña« den Flammentod erleiden sollte.

Tag und Nacht loderten an jeder Straßenecke die Scheiterhaufen, deretwegen die Stadt ständig heiß und rußig und darum im Sommer ganz unerträglich war.

Der Pöbel scharte sich um die Flammen. Die Dame aber musste warten, bis sie an die Reihe kam, und sich in die Schlange stellen. Servando wunderte sich, dass sich die Bettler so beflissen in ihrer Nähe hielten, wo schon ein Opferzug wartend vor dem Scheiterhaufen stand. Doch entnahm er Bemerkungen Umstehender, dass es sich hier um eine der reichsten Damen der Stadt handelte. Darum heftete man sich noch in ihrer Sterbeminute an ihre Fersen, darum setzte man ihr mit Bücklingen zu, weil man auf die Gaben hoffte, die die den Flammen geweihte Dame, die als ungemein spendabel galt, in ihrer heiklen Lage nicht aus Großmut, sondern aus Grandezza noch verteilen mochte.

Das Schauspiel bot den Schaulustigen womöglich seine Reize, nicht so den Unglücklichen, die diese Läuterung über sich ergehen lassen mussten. Darum äußerte man in der Opferschlange große Unruhe und Proteste, und manche drängelten sich, unter einem Aufschrei der Empörung und Klagen seitens der Übervorteilten, nach vorn, um den Flammen näher gelegene Plätze einzunehmen.

Auch die Unterhaltung des Feuers war ein großes Problem, und tausend Indios waren dazu angestellt, bei Tag und bei Nacht Brennholz, einerlei, wo sie es auftrieben, nachzulegen, und mussten, wurde die Lage kritisch, wohl auch selber als Heizmaterial herhalten. Manche warteten derlei Beschlüsse allerdings erst gar nicht ab, sondern stürzten sich, des ewigen Holzsuchens müde, mit dem wenigen Brennbaren, das sie gefunden hatten, sofort in die Flammen und fachten sie so für eine Weile an. Die Flammen loderten dann gelblich und bläulich auf, dass es sich wie ein Feuerwerk ausnahm … Eben verlor das Feuer an Leuchtkraft, weil das Opfer ein beleibter Priester war, der mehrere Scheite löschte. Aber von einer großen Ladung Zedernholz, die hundert Indios auf dem Buckel herangeschleppt hatten, angeheizt, flackerte es unter heftigem Funkensprühen sogleich wieder auf.

In der Warteschlange wurden indes die Protestrufe immer lauter. Manche begannen sich mit einem brennenden Scheit, das sie sich besorgt hatten, selber anzuzünden und missachteten so die Anweisungen des Heiligen Offiziums. Daher starben sie auf unchristliche Weise ohne das letzte Geschenk der Beichte. Andere warteten jedoch in aller Stille ab, und viele trugen verbotene Bücher bei sich, in denen zu blättern ihnen der Erzbischof in ihrer Todesstunde gestattet hatte. Als die Dame an die Reihe kam, trat sie, obwohl die gefesselten Hände ihre Grazie schmälerten, ganz unbefangen nach vorn und hielt (schon flammenumzüngelt) sogar eine Rede, die Servando nicht verstand, in der sie aber die Gründe angab, aus denen sie nicht eingewilligt hatte, sich einen Zahn ziehen zu lassen. Zuletzt winkte sie die Bettler heran und ließ sie wissen, sie dürften sich alles, was an ihr nicht im Feuer schmölze, nehmen. Außer sich vor Freude, vollführten die Bettler einen Tanz um die erleuchtete Dame und warteten, Dreizacke, Eisen- oder sogar Holzstangen in der Hand, begierig auf ihre Aschewerdung, in der Gewissheit, dass Gold nicht schmilzt. Und endlich war die Dame in ihrem ganzen Juwelenschmuck zur Hölle gefahren.

Indessen wurden die Proteste der Wartenden immer eindeutiger, ja vulgärer. Es wurde Nacht, und viele Zuschauer gingen nach Hause. Es waren allesamt Weiße, denn Indianer näherten sich diesem Ort (wenn sie nicht mussten) nicht einmal, um sich zu wärmen. Sie sahen von Weitem die Flammen lodern, und manche flohen entsetzt.

Auch Servando ging schließlich ermüdet (und von dem vielen Rauch einen bösen Husten befürchtend) weg, zur Alameda. Er fühlte sich elend. Er war sechzehn Jahre alt. Und für Augenblicke wirkte er, wie er da gekrümmt und keuchend auf der Bank saß, wie ein alter Mann. Und er wollte ausgerechnet in ein Kloster eintreten, aus dem solche Rituale kamen! Doch er hatte seinen ersten Auszug aus dem Haus der Kindheit begrüßt und verspürte keine Lust, schon wieder dahin zurückzukehren. Langsam brannten die Kerzen in den Laternen auf der Alameda herunter, ein Karren fuhr vorbei und lud den Müll auf, um ihn ein Stück weiter wieder auszuschütten. Aus einem Springbrunnen schoss ein Wasserstrahl, fiel aber sofort wieder in seine alte Reglosigkeit zurück. Von Zeit zu Zeit hörte man das Angelusläuten, weil sich jeder Küster nach einer anderen Uhr richtete. Und über alle Dächer ragten (gleich in den Himmel stechenden Nadeln) die Kuppeln der zahllosen Kirchen der Stadt. Da machte sich der Junge auf und kam mit seinen gewohnt großen Schritten bald beim Kloster an.

Ab und zu hörte man noch ein lautes Knacken wie von einem in die Glut geworfenen hohlen Ei. Das war nichts anderes als die Schädel der Verbrannten, die in der Hitze barsten.

Er klopfte ans Tor.

Ich klopfte ans Tor und wurde eingelassen. Der weiß gekleidete Novizenreigen erwartete mich schon. »Wir haben schon auf dich gewartet«, sagten sie. Ich war im Dominikanerkloster, einem der schlimmsten Plätze auf der Welt. Das Ordensgelübde ist da unerfüllbar. Die Versuchungen sind zu groß, und das schlechte Beispiel reißt am Ende auch den Besten mit. Ich weiß beinahe selber nicht, wie ich der Gefahr entronnen bin, ihm anheimzufallen. Die Novizenschar zog mich in einen Seitenraum, dort sollte ein Konvent stattfinden. Nach wenigen Minuten rannte ich nackend hinaus, fegte über die Hintertreppe der Kapelle fort und flüchtete mich in Pater Terentius’ Arme. Pater Terentius sprach zu mir: »Beruhige dich, beruhige dich!«, und ich erzählte ihm, was ich erlebt und was wohl immer noch dort unten vor sich ging. Und unter wiederholten »Beruhige dich, beruhige dich!«, drückte er mich auf einen harten Stuhl, strich mir mit der Hand durchs Haar, trocknete meine Tränen und setzte sich auf meinen Schoß. Als ich das sah, sprang ich aufs Neue auf, wusste aber schon nicht mehr, wohin, und rannte darum wieder auf die Straße. Und wie ich auf die Straße kam, sah ich als Erstes einen ganz mit Schuppen bedeckten Menschen. Mir schauderte bei dem Gedanken, an welch schrecklicher Krankheit er wohl litt, setzte meinen Weg aber fort und erblickte alsbald einen weiteren in denselben Umständen und dann noch einen und noch einen. Bis ich zuletzt einen alten Mann befragte. »Ja, woher kommt Ihr denn?«, fragte der mich. Und ich sagte ihm, woher ich sei, und er fing an zu lachen und fragte, ob das am andern Ende der Welt läge. Schließlich erzählte er mir, was ich gesehen, sei richtig, vor einigen Jahren sei tatsächlich ein berühmter Ingenieur mit der Absicht, einen ihrer großen Seen trockenzulegen, in die Stadt gekommen. Der Ingenieur begann einen unterirdischen Kanal auszuheben, der das Wasser ableiten sollte, und verstopfte unterdessen alle natürlichen Abflüsse, sodass die ganze Stadt unter Wasser stand, bis der künstliche Abfluss fertig war. Allein als er vollendet war, gefiel er dem Vizekönig nicht, weil man das Wasser, da nun ja alles unterirdisch verlief, nicht mehr fließen sah, und er behauptete, das Ganze könne auch Hexenwerk sein. Das nahm der Ingenieur übel. Er mauerte seinen Kanal zu. Da stand die Stadt nun wieder unter Wasser, bis der Vizekönig seine Verdienste anzuerkennen einwilligte. Danach ward die Verstopfung behoben. Doch dann wurde er sich mit dem Ingenieur wieder über den zu zahlenden Lohn nicht einig. Und die Stadt ward aufs Neue abgedichtet und der Ingenieur der Ketzerei beschuldigt, worauf er, wie es heißt, in seinen Stollen verschwand und sämtliche Schleusen und Hähne hinter sich zerstörte. Und über all diesen Ver- und Entstopfungen stand die Stadt zuletzt zweimal jährlich unter Wasser und lag dann trocken, um darauf neuerlich überschwemmt zu werden. Den Bewohnern blieb nichts andres übrig, als sich anzupassen. So wurden viele zu Fischen. Und andere, die zu ihrer Verwandlung länger brauchten, blieben auf halbem Wege stehen: halb Fisch, halb Mensch. Die konservativsten hockten auf ihren Dächern oder auf Flößen und in Wannen und behielten ihre Gestalt, wenn viele von ihnen dafür auch hungers starben. Als der See endlich trockengelegt ward, verendeten die Fische im Schlamm und die Menschen kehrten an ihre Plätze zurück. Und die Halbfische stehen jetzt da und büßen für ihre Unentschlossenheit. Dem Vizekönig, der zu einem schön bebänderten Schnappfisch geworden war, gelang es, bis zum Ozean vorzudringen, und dort lebt er, so heißt es, heute noch – stößt Flüche aus, gewinnt aber nicht das Ufer … Dies berichtete mir der alte Mann und verhalf mir damit zu einem Begriff davon, wie die Dinge im Vizekönigreich standen. Drum ergriff ich gleich die Gelegenheit, mich auch nach der Dame zu erkundigen, die ich tags zuvor hatte brennen sehen. Und er erwiderte, es handle sich da um eine höchst ehrenwerte Dame, die aus Eigenliebe auf dem Scheiterhaufen gelandet sei, weil sie sich nämlich nicht wie alle übrigen Damen einen Zahn habe ziehen lassen wollen, um der Vizekönigin, der ein solches Stück in ihrem Munde fehle, gleich zu sein. Hierdurch sei die widerspenstige Dame ins Gerede gekommen, und es sei immer bissiger über sie getuschelt worden. Vor allem, wenn die Dame lachte. Sodass es schließlich hieß, sie habe ihr Gebiss aus Missachtung gegen den Vizekönig nicht angetastet, und wer den Vizekönig missachte, der missachte den König von Spanien, und damit den Papst höchstselber, und mit dem Papst schließlich die heilige katholische Kirche, und darum sei sie eine Hexe. Und da sie eine Hexe sei, gehöre sie verbrannt.

Aber Servando wunderte sich schon nicht mehr, wusste er doch zu gut, dass die erlauchteste Gesellschaft Mexikos bloß ein Schock Kriecher und Schleimer war und dass sie nur darum »die erlauchteste Gesellschaft« sein konnte. Doch in den unteren Klassen geht es ja beinahe ebenso zu. Dies konnte ich bemerken, nachdem ich erlebt, wie dicht neben mir die elendigsten Menschen unter fürchterlichen Grimassen noch einmal kurz ein Bein hochwarfen und auf der Stelle tot umfielen. Bei Gott, ich traute meinen Augen nicht. Und ich befragte noch einmal den alten Mann, der mir die Geschichte von der Vizekönigin mit der Zahnlücke erzählt hatte. Aber just in dem Moment, da ich zu ihm gehen und ihn befragen will, macht er einen Satz, streckt die Zunge heraus und fällt vor meinen Augen mausetot um. So blickte ich denn um mich und sah allenthalben nur hüpfende und tot umfallende Gestalten. Daraufhin stob ich die Straße hinab und kam erst wieder an deren Ende, wo die Brandstätte auf Einzuäschernde wartete, zum Stehen. Daselbst schürte ein Mönch mit einem langen Kreuz, das er wie einen Feuerhaken an einem Ende hielt, die Glut; und als vor ihm jemand unter ungeheuren Sätzen, mit denen er beinahe das Feuer auslöschte, umfiel, hörte ich ihn fluchen: »Die Unseligen! Wissen schon nicht mehr, wo sie krepieren sollen! Faulen Fisch wollt ihr fressen? Da habt ihr die Folgen!« – »Faulen Fisch?«, fragte ich. »Aber natürlich, junger Mann! Siehst du nicht, wie sie sich vorm Abkratzen verfärben? Und was sie für Kleider tragen? Glaubst du, solche Leute könnten frischen Fisch kaufen?« Und auf diese Weise erfuhr ich, wie es dazu kam, dass alles Volk, da man mitten in der Fastenzeit war, nichts andres als Fisch essen wollte. Weil Fisch aber infolge des trockengelegten Sees knapp war, stiegen die Preise in den Himmel, und nur noch wohlhabende Leute konnten sich Fisch leisten. Drum verfaulte der Fisch größtenteils in den Regalen und konnte nun vom gemeinen Volk, das sich darauf versteifte, entweder Fisch zu essen oder zu verhungern, wohlfeil erstanden werden. An der Fäulnis, die daraufhin ihren Magen befiel, gingen etliche zugrunde, und andere, deren Mittel nicht einmal hinreichten, faulen Fisch zu erwerben, starben an Entkräftung. Allein dieses Sterben ging langsamer vonstatten, und man suchte sich sogar angemessene Plätze dazu aus. Dies verhalf mir zu der Einsicht, wie gut Not und Aberglauben sich doch miteinander vertragen … Und dieses Trauerspiels eingedenk, begab ich mich denn in mein Kloster mit den weiß gekleideten Novizen zurück.

Und als ich vor den Hochaltar kam, wo ein ganzer Novizenreigen schäkerte, blieb ich daselbst, wenn ich auch nicht niederkniete oder betete, eine geraume Weile stehn.

Erst in der Nacht kamst du heim, weil du dich unermüdlich in der Stadt herumgetrieben und überall ein Haar in der Suppe gefunden hattest. So jung und schon so mäkelig! So jung und schon so ein Nörgler! Was hast du nur an dieser Stätte auszusetzen, wo unsre lieben Engelchen einander doch so friedlich einlullen! Ha, Griesgram, du! Hattest nichts eiliger zu tun, als geradewegs zu Pater Terentius, der edlen Seele, zu laufen, und dich bei ihm zu beklagen und ihm mit deinen schmutzigen Anschuldigungen zuzusetzen. Allein Pater Terentius, die edle Seele, ließ sich darauf nicht ein, sondern mühte sich gar noch, dich ins Reich der Liebe einzuführen. Und du ungehobelter Klotz wiesest ihn und damit unsern Herrn selber zurück. Du ließt nicht zu, dass er sich zwischen deine Beine schmiegte. Du zogst dich in die Einsamkeit zurück, und einsam sollst du drum dein Lebtag auch leben – immer auf der Suche nach denjenigen, die du fliehst. Weiß ich doch wohl, eigentlich sehnst du dich nach dem, was du meidest. Weiß ich doch wohl, als dir die Novizenschar zu deiner Begrüßung nackt entgegenkam, machte etwas in dir »pffff« und zerstob in tausend kleine Lichter, und dein erster Impuls war, ihnen nackt entgegenzulaufen und nackt mit ihnen eins zu werden. Doch du bist unduldsam und schlau dir selber gegenüber und somit tyrannisch gegen deine erlesensten Gefühle. Und darum bist du auch davongerannt – weil du genau weißt, dass das Böse nicht in dem Augenblick liegt, den man genießen wollte, sondern in der hinterher an jenem Augenblick hängenden Verfallenheit. In der immerwährenden Sucht, dem nie Gesättigtsein von dem Gefundenen … So flohst du denn mehr vor dir selber, als du flohst. Und sprachst zu dir: »Ich bin gerettet! Ich bin gerettet!« Und warst wirklich zum ersten Mal und damit für immer gerettet.

Und du liefst allein durch die ganze Stadt. Und als du dich wieder in der Gewalt hattest, kehrtest du, über Leichen hinwegsteigend, ins Kloster zurück. Und du hörtest, wie die weißen Geister hinter den Bäumen sangen und sich so seelenruhig mit der Ruhe, wie sie nach der Ausschweifung eintritt, von ihren Orgien läuterten. Und eine jugendliche Heimsuchung, die dir der Teufel schickte, suchte sich durch die weißen Tücher hindurch an dir zu reiben und streichelte heimlich deine Hoden. Das war Pater Terentius, der dabei den Sündern die Absolution erteilte: »Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von allem Übel. Amen.« Allein du bliebst standhaft, und Pater Terentius erteilte mit ironischer, erstaunter Miene weiter seine Absolutionen. Du warst sein erster Fehlschlag nach Jahren erfolgreicher Annäherungsversuche.

4
Vom Besuch des Erzbischofs

Er sah sich in der Zelle wie in einem Traum. Er stieg auf das Kopf- oder Fußende seines Bettes und sah aus dem Fenster, das oben bis an die Decke ging, unten aber nicht bis an die Augen eines Menschen reichte, der in einem so kleinen Zimmer stand. Die Stadt lag jetzt da, als wagte sie nicht zu atmen; nur ganz hinten erhoben sich wie knisternde Leuchtzeichen Rauchsäulen aus dem Schwarz, durchbrachen das Reich der Finsternis und ließen die Erde leicht erzittern. Anfangs fand er das Schauspiel überwältigend, doch dann bedrückte ihn seine stete Wiederkehr. Darum schloss er die Augen, um es sich vollkommener auszumalen, und vergaß das Feuer dann bald ganz, das jetzt aus dem Mittelpunkt der Erde hervorzubrechen schien, so als ob tief drinnen etwas zornig tobe und wüte und die Last abzuschütteln suchte, die ihm auf dem Buckel kroch wie Ameisen auf dem Fell eines kitzligen Tiers … So schlief er ein. Und da kam die Angst vor den Bildern, die wir nicht identifizieren können, und nagte an seinen Fußsohlen … Er träumte, er sei jetzt allein auf der speienden Erde, und er laufe mit einer Schere im Mund umher und verlange im Traum von diesem Traum Erklärungen. Doch schon beim Erwachen wusste er sie nicht mehr … Daraufhin versteckte er sich hinter Büchern und verschanzte sich hinter Urkunden und Akten und wühlte in Regalen, suchte nach Dingen, die hätten geschrieben werden können, malte sich aus, was hätte gesagt werden können und gesagt wurde, oder was zwar gesagt wurde, aber wie ungesagt dasteht, damit es noch einmal gesagt wird und Wirkung zeigt. Durch riesige Spinnengewebe musste er sich mit den Händen vorarbeiten, um sich durch ein Chaos von Staub einen Weg zu dem imaginären Band zu bahnen, von dem ihm in glänzenden Lettern entgegenleuchten würde, was sonst noch nirgendwo gesagt worden war … Im Übrigen war die Überwachung unerträglich, und Bücher von Interesse gab es nur wenige. Selbst Don Quijote wurde auf einer Brigantine festgehalten, und der Zoll konnte sich nicht entschließen, ihn von Bord zu lassen, weil er »Dinge aus dem gar irdischen und eitlen Leben« enthielt. So fraßen die Motten an all den dicken Bänden zwischen den süßen Schnäpsen, bis die Matrosen eines Tages beschlossen, sie an Land zu schmuggeln. So fiel einer auch Servando in die Hände. ›Irgendwie muss man das Beste aus all dem machen, worum es schlecht bestellt ist‹, sagte sich Servando, wenn er kein lesenswertes Buch mehr fand. Und dann lief er die Straßen ab und las eben die (oft mit Rechtschreibfehlern gespickten) Reklamesprüche, und wenn er heimkam, wiederholte er sie, wo er ging und stand. Pater Terentius brachte ihm denn auch eine alarmierende Antipathie entgegen, seit er ihn in einer Messe hatte murmeln hören: »Maiskuchen, eine Petate das Stück.« Aber Servando ließ sich deshalb nicht von seiner verbotenen Lektüre abbringen. Ob unterm Bett oder hinterm Hochaltar, ob zwischen den Baumstämmen auf dem Hof oder auf den in der Sonne berstenden Platten auf dem Wandelgang – er forschte in seinen Büchern und resümierte laut seine Definitionen. Und so begann er denn auch, gebückt, um sich nicht den Kopf einzustoßen (so hoch war das Bethaus), vor der großen Kapelle stehend, Reden auf Lateinisch zu halten, einer Sprache, für deren verschwenderischen Umgang mit (oft an den Haaren herbeigezogenen) Konjugationen und Deklinationen sich zu begeistern er als Primus als Einziger imstande war. Unterdessen bombardierten ihn die Novizen mit brennenden Kerzen, die ihr Ziel auch zuverlässig trafen. Und eine dieser Kapellenschlachten war gerade wieder einmal in vollem Gange, als durch den Haupteingang (von der Seite und mit großer Mühe) der Erzbischof persönlich hereinkam. In seinem leuchtenden Violett war er eine blendende Erscheinung und glich einem Wal bei Sonnenuntergang. Vergeblich bemühte sich der Novizenmeister, der Seine Hochwürden sich hereinschieben sah, die Streiter zu beschwichtigen. Und da Servando weiterhin Geschosse abwehrte und gleichzeitig den Faden seiner langen Rede fortspann, flog eines geradewegs auf den Prälaten zu und prallte auf seine durchlauchtigste Stirn. Der Erzbischof stierte zu der Kanzel, die am Dachfirst auslief. Er sperrte den Mund auf, und eine Gruppe Schlangen schlüpfte heraus. Dann kippte er einem Frosch gleich um, erschlagen von dem, was ihm der Prediger unablässig entgegenschleuderte. Sogleich umringte der Novizenreigen den hingestreckten Gottesmann und stimmte leise ein Ave-Maria und ein Salve Regina an, um Seine Hochwürden dann langsam und umständlich wieder hochzustemmen und auf der Stelle vor ihm niederzuknien. Der Novizenmeister schlug ein Kreuz und versuchte mit dem Fuß eine unbeirrt weiterbrennende Kerze auszutreten. Pater Terentius, der sich gerade behutsam ins Kirchenschiff schlich, blieb wie versteinert stehen und senkte dann das Haupt so tief, dass es gegen den Boden stieß und dem Erzbischof einen neuen Schrecken einjagte, da er dieses Betragen für eine Verspottung hielt. Servando kam unterdessen, Altäre mit sich reißend und kerzenumflogen, von der Kanzel gepoltert und landete mit großem Getöse auf einem Betschemel, gewann aber sofort seine Haltung wieder und schüttelte dem Erzbischof zum Gruß die Hand. Dazu deklamierte er, wahrscheinlich in dem Glauben, er bete ein Vaterunser, ein Epigramm von Martial – so viel Lesestoff wirbelte dem jungen Mann damals im Kopf herum.

Einsegnungspredigt