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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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13.

14.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1948

 

An den Grenzen der Macht

 

Entscheidung auf Terra – ein Mutant spielt Schicksal

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im Juli des Jahres 1290 Neuer Galaktischer Zeitrechnung baut sich in der Milchstraße eine neue Gefahr auf – und das, nachdem die Terraner und ihre Verbündeten in den letzten Monaten und Jahren mit der Invasion der Tolkander und dem Angriff der Dscherro genügend Schwierigkeiten zu bewältigen hatten. Zuletzt hat sich sogar die galaktische Situation verbessert. Dank der sanftmütigen Solmothen, der Wasserwesen vom Planeten Zyan, tagt das Galaktikum wieder – auch wenn der Tagungsort Mirkandol auf Arkon liegt, im Herzen des Kristallimperiums.

Doch nun ist Vincent Garron, der sogenannte Todesmutant, aus dem Para-Bunker entkommen. Nachdem der gefährliche Mörder, dessen Mutanten-Kräfte durch ein Bluesmädchen verstärkt werden, zahlreiche Menschen auf der Erde getötet hat, gelingt es ihm sogar, an Bord eines terranischen Raumschiffes nach Arkon zu kommen.

Dort stiftet Garron durch ein brutales Attentat ein gefährliches Chaos. Galaktische Diplomaten werden getötet, zuletzt flüchtet der Mutant mit Mhogena, dem Fünften Boten von Thoregon. Dieser gehört zum Volk der Gharrer, kommt aus der fernen Galaxis Chearth und ist eigentlich deshalb in der Milchstraße, weil er Hilfe gegen die Bedrohung seiner Heimat sucht. Wo Garron jetzt steckt, weiß niemand genau.

Und das, obwohl sich die Situation auf Terra und den Planeten, die sich zur Liga Freier Terraner zusammengeschlossen haben, ohnehin als ein bisschen unklar darstellt: Die Wahl zum neuen Ersten Terraner steht vor der Tür, und die Chancen stehen gut, dass Paola Daschmagan, die bisherige Amtsinhaberin, vom populistischen Solder Brant von der Macht verdrängt wird.

Nicht nur die noch amtierende Erste Terranerin steht in diesen Tagen AN DEN GRENZEN DER MACHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cistolo Khan – Der LFT-Kommissar fühlt sich von Voice-Robotern verfolgt.

Sargor von Progeron – Der arkonidische Geheimdienstchef nimmt eine Niederlage hin.

Solder Brant – Der Kandidat der Liberalen Einheit gibt eine wichtige Erklärung ab.

Paola Daschmagan – Die Erste Terranerin steht vor dem entscheidenden Wahltag.

Vincent Garron – Der Todesmutant steigert sich immer mehr in eigene Probleme hinein.

Tuyula Azyk – Das Bluesmädchen entwickelt sich weiter.

1.

Arkon I

11. August 1290 NGZ

 

Cistolo Khan trat zum abgedunkelten Fenster der Suite und schaltete den Filter aus. Innerhalb von Sekundenbruchteilen gab die Panoramascheibe den Blick auf die Umgebung des Bungalow-Areals frei. Im Blickfeld des Terraners riegelten Dutzende von Bodenfahrzeugen und Gleitern Mirkandol ab. Hoch über dem »Ort der Begegnung« hing nach wie vor ein arkonidisches Kampfschiff.

Der LFT-Kommissar senkte nachdenklich den Kopf. Es war nachvollziehbar, dass die arkonidische Staatsmacht das Gelände immer noch so hermetisch abriegelte.

Mirkandol glich einer Festung vor dem Angriff. Dabei war die eigentliche Attacke bereits seit mehreren Stunden vorüber. Cistolo Khan erinnerte sich gut genug daran. Und er wusste, dass der Angriff mit der Flucht Vincent Garrons geendet hatte.

Die Angelegenheit war damit jedoch längst nicht aus der Welt. Die Schwierigkeiten fingen erst an.

Es hatte Dutzende von Toten gegeben, darunter die Solmothin Galida, der offensichtlich der Anschlag in erster Linie gegolten hatte. Khan rief sich das Chaos in der Versammlungshalle erneut in Erinnerung: schreiende Diplomaten, die sich zu verstecken suchten, beeinflusste Wachsoldaten, die wild um sich schossen.

Die terranische Kosmopsychologin Bré Tsinga kümmerte sich derzeit um die beiden Überlebenden dieses Volkes. Khan hoffte zumindest, dass die Arkoniden es ihr weiterhin erlaubten.

Cistolo wandte sich ab und ging zur gegenüberliegenden Seite des Raumes. Einen Augenblick zögerte er, dann betätigte er entschlossen den Türöffner und trat hinaus in den Korridor der geräumigen Bungalow-Anlage. Er starrte in die flammenden Abstrahlfelder dreier Energiewaffen und blieb abrupt stehen. Die Mündungen drohten unentwegt in seine Richtung und signalisierten, dass die Soldaten keinen Spaß verstanden.

Es handelte sich um Naats, jene drei Meter hohen Geschöpfe vom fünften Planeten des Arkon-Systems. Sie besaßen stämmige Säulenbeine, einen Kugelkopf mit drei Augen, einem schmalen Mund und einer kleinen Nase sowie zwei überlange Arme, die jedes Wesen im nötigen Sicherheitsabstand vom eigenen Körper hielten. Die klobigen Handschuhe umklammerten Strahler eines Kalibers, das einem Ertruser alle Ehre gemacht hätte.

Wie Gebirge ragten die Naats vor dem Terraner auf. Selbst wenn er Anstalten gemacht hätte weiterzugehen, an den mächtigen Körpern der Wesen wäre er auf keinen Fall vorbeigekommen.

Es war ein geschickter Schachzug der Arkoniden, Naats als Wächter der Gebäude und Appartements einzusetzen. Khan brauchte nicht lange zu überlegen, um darauf zu kommen, wer diese Anordnung getroffen hatte.

Natürlich Sargor von Progeron, der mit allen Wassern gewaschene Geheimdienstchef.

Cistolo gestand sich ein, dass er in einer Situation wie dieser kaum anders gehandelt hätte oder zumindest ähnlich. Aber er war nun mal kein Arkonide und hatte mit dem Kristallimperium im Kugelsternhaufen M 13 auch sonst wenig zu tun.

Als Beamter der Liga Freier Terraner mit Diplomatenstatus gab es für ihn nur eine Möglichkeit zu reagieren.

»Was soll das?«, fragte er. »Seit wann behandelt Arkon Diplomaten wie Gefangene?«

Er erhielt keine Antwort. Die drei rührten sich nicht vom Fleck. Naats wirkten körperlich und geistig schwerfällig, waren in Wirklichkeit aber hochintelligente Wesen. Aber sie waren bis zur Sturheit loyal, und gerade deswegen erfreuten sie sich auf Arkon auch noch nach Jahrtausenden als Kämpfer und Wachpersonal größter Beliebtheit. Sie befolgten ihre Befehle und stellten sich ansonsten auf stur.

Die Eingangstür des Gebäudes stand offen. Draußen hörte der Terraner das Trampeln von Stiefeln. Jemand brüllte auf Arkonidisch Befehle. Blicken ließ sich niemand.

»Dieses Vorgehen geht entschieden zu weit«, beschwerte Khan sich. »Wenn ihr nicht antwortet, dann will ich den diensthabenden Offizier sprechen.«

Die Waffen ruckten ein paar Zentimeter näher. Cistolo hob die Arme und hielt den Naats die Handflächen entgegen.

»Schon gut, ich habe verstanden.«

Der LFT-Kommissar kehrte in den Bungalow zurück. Die Tür schloss sich automatisch und entzog die drohenden Waffen seinem Blick.

Er versuchte es mit dem Funkgerät in seinem Gürtel. Außer einem Rauschen gab es nichts von sich. Das Militär störte alle Frequenzen und machte einen Informationsaustausch zwischen den Bewohnern Mirkandols unmöglich. Der Interkom des Servo-Terminals reagierte ebenfalls nicht. Das mochte unsensibel und nicht gerade sehr diplomatisch sein, war aber wirkungsvoll.

Khan ließ sich in einen der Sessel sinken. Länger als zwei, drei Stunden wollte er den unhaltbaren Zustand auf keinen Fall dulden. Allerdings räumte er ein, dass den arkonidischen Behörden nicht viel anderes übrigblieb, als ihre Ermittlungen schwerpunktmäßig auf die Terraner in Mirkandol zu konzentrierten.

Der Attentäter war mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einem terranischen Schiff eingereist, es war ziemlich sicher, dass er mit der ST. AMARINA des terranischen Milliardärs Joskar Jankinnen gekommen war. Also lag der Schwarze Peter automatisch bei der LFT-Delegation des Galaktikums.

Dass niemand den Todesmutanten bei seiner Tat hatte hindern können, wog die Verantwortung nicht auf, der sie sich stellen mussten.

Khan war bereit, einen Teil der Schuld auf seine Schultern zu nehmen, wenn damit jemandem geholfen wurde. Die toten Diplomaten und ihre Angestellten machte es nicht wieder lebendig.

Warum musste Solder Brant diesen Flug nach Arkon unternehmen? Khan hatte natürlich Informationen aus Terrania eingeholt. Aus wahlkampftechnischen Gründen fliege Brant nach Arkon, hatte es in Medienberichten geheißen. Und Georg Zima, Brants Stellvertreter und Wahlkampfleiter, hatte durchblicken lassen, dass der Flug Bestandteil einer Promotion-Tour war.

Cistolo hielt das inzwischen für einen Vorwand. Ein Kandidat für die Wahl des Ersten Terraners schadete sich selbst, wenn er in der heißen Phase des Wahlkampfs die Arena dem Gegner überließ.

Es blieb zu hoffen, dass die Arkoniden dem Kandidaten der Liberalen Einheit einen diplomatischen Status zugestanden und ihn in Ruhe ließen. Sollte sich herausstellen, dass sie ihn einem Hypnoverhör oder Schlimmerem unterzogen, wurde die terranische Gesandtschaft zu einer Intervention gezwungen, die wiederum ernste Verwicklungen zwischen Arkon und Terra heraufbeschwören konnte.

Khan traute ihnen einen solchen Fehler nicht zu. Er kannte die Geheimdienstleute des Kristallimperiums. Die Kerle sind hochintelligent, musste er ihnen zugestehen.

Warum auch sollten sie durch ein solches Vorgehen ihre Trümpfe aus der Hand gegeben? Sie würden im Gegenteil alles tun, um genau das zu vermeiden.

Das akustische Freizeichen des Interkoms riss ihn aus seinen Gedanken. Ein Holobildschirm baute sich auf und zeigte das Gesicht eines etwa fünfzigjährigen Arkoniden.

»Du wolltest mich sprechen?«, klang es ziemlich von oben herab. »Du verschwendest meine Zeit.«

»Sieh an, der diensthabende Offizier.« Khan blieb unbeeindruckt. »Sorge dafür, dass ich mich frei in Mirkandol bewegen kann.«

»Du wirst dich ein paar Stunden gedulden müssen, Terraner. Wie heißt du?«

Khan verbiss sich ein Grinsen. Der andere wusste genau, mit wem er es zu tun hatte. Spätestens das Zeichen des Interkomanschlusses musste es ihm zeigen, aber natürlich musste er den Sprecher der terranischen Delegation vom Angesicht her kennen. Der Arkonide heuchelte Unwissenheit in der Absicht, die Bedeutung seines Gesprächspartners herunterzuspielen.

»Es geht ums Prinzip, Arkonide. Das Attentat rechtfertigt nicht die Tatsache, dass ihr uns einsperrt wie Tiere.«

Der Beamte legte die Stirn in Falten.

»Typisch Terraner«, spottete er. »Immer auf Prinzipien beharren. Beschwere dich beim Galaktikum! Seine Erhabenheit, Imperator Bostich, hat die Abriegelung persönlich angeordnet. Sie dient in erster Linie der Spurensicherung. Diese wird in Kürze abgeschlossen sein.«

»Drück dich bitte genauer aus!«

»Es muss dir reichen. Ich habe schon genug gesagt.«

»Ich werde mich bei Sargor von Progeron persönlich beschweren.«

Die Drohung schien zu wirken. Die Stirn des Arkoniden glättete sich blitzartig.

»Mit wem Sargor sich abgibt, entscheidet er selbst.«

»Sag mir deinen Namen, Junge!«

Der Arkonide versteifte sich angesichts dieser eindeutigen Beleidigung, aber in seinem Gesicht zuckte kein Muskel.

»Zoltan von Atalaya!«

Diesmal war es an Khan, die Fassung zu bewahren. Er gab sich seinerseits unwissend.

»Sargor wird dir den Kopf abreißen, wenn er erfährt, dass du meine Bitte nicht weitergeleitet hast.«

»Du unterschätzt meinen Ruf«, lautete die Antwort des Arkoniden. Er verzog geringschätzig das Gesicht, dann verblasste das Hologramm.

»Zoltan von Atalaya«, murmelte Cistolo und fuhr sich durch das schulterlange, braune Haar. »Offenbar ein Nachkomme Rossoms von Atalaya.«

Dieses Mitglied der Familie war der mutmaßliche Drahtzieher des Attentats auf Atlan vom Dezember 1288 NGZ gewesen.

Der LFT-Kommissar lehnte sich zurück. Es blieb ihm nichts anders übrig, als weiter abzuwarten. Er ließ die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren. Die Anzeichen verdichteten sich, dass der Todesmutant eine noch größere Gefahr für Terra und die Milchstraße darstellte, als er bisher annehmen konnte.

Warum in aller Welt hatte Garron die Solmothin umbringen wollen? Konnten sie die Antwort auf diese Frage bei Solder Brant finden? Der Kandidat hatte bisher auf alle Fragen geschwiegen und wirkte geistesabwesend. Möglicherweise war es die Folge eines Hypnoblocks, den Garron ihm verpasst hatte.

Cistolo war sicher, dass sie über Solder Brant an die Informationen gelangten, was Vincent Garron weiterhin plante und wozu er ausgerechnet den Fünften Boten von Thoregon als Geisel genommen hatte.

Vielleicht kannten die Arkoniden die Antwort bereits.

Ohne Ankündigung durch den Servo glitt die Tür zur Seite.

Der Terraner erhob sich. Dass der Geheimdienstchef Arkons in dieser Weise persönlich in Erscheinung trat, war mit Sicherheit extrem ungewöhnlich. Es zeigte, welche Bedeutung er den Vorgängen beimaß.

Sargor von Progeron war zwei Meter groß und damit genau so hoch wie Cistolo Khan. Er neigte zur Fettleibigkeit und versteckte sie heute unter einem hellblauen Faltengewand mit goldenen Emblemen. Er sprach mit näselnder Stimme; es machte ihn nicht gerade sympathisch.

Khan wusste ihn dennoch einzuordnen. Noch vor wenigen Stunden hatten sich Khan und der Arkonide zusammen im Amphitheater von Mirkandol befunden, als Vincent Garron seinen wahnsinnigen Angriff mit Hilfe beeinflusster Arkoniden vortrug. Gemeinsam hatten sich der Arkonide und der Terraner sogar aus der Halle gekämpft, sie hatten sich auf Zeit verbündet, und sie hatten auch gemeinsam über Möglichkeiten beraten, die Halle möglichst ohne weitere Tote zu räumen.

Das war jetzt aber vorüber. Nun hatten sie die Rollen zu spielen, die ihre Ämter von ihnen verlangten. Sargor von Progeron war wieder der arrogante Aristokrat, ein Repräsentant des Kristallimperiums von Arkon und damit der größten Militärmacht der Galaxis.

»Natürlich werde ich Zoltan von Atalaya nicht den Kopf abreißen«, schnaubte der Geheimdienstchef. »Ich habe auch nicht vergessen, wie du mich in der Halle unterstützt hast. Aber du bist ein Terraner. Einer von denen, die uns Arkoniden die Pest an den Hals wünschen.«

Cistolo ging nicht darauf ein. »Kann ich jetzt gehen?«

»Nein. Es sind noch zu viele Fragen ungeklärt. Du selbst hast uns ja geraten, die ST. AMARINA abfliegen zu lassen. Aber ihr Terraner solltet euch darüber im Klaren sein, dass wir das Schiff nur deshalb haben ziehen lassen, um den Fünften Boten Thoregons nicht zu gefährden. Leite daraus keine weitergehenden Schlüsse ab, Khan! Wir haben nichts mit Terra und dem dortigen Thoregon-Enthusiasmus zu tun. Im Gegenteil: Unsere erste Reaktion auf die Geschehnisse wird sein, Terra wegen des Zwischenfalls vor dem Galaktikum anzuklagen.«

Der Arkonide verschränkte die Arme und blickte Cistolo triumphierend an.

»Meinetwegen«, entgegnete Khan. »Du weißt so gut wie ich, dass es keine Möglichkeit gab, das Schiff am Flug nach Arkon zu hindern. Noch ist ungewiss, ob Garron tatsächlich an Bord der ST. AMARINA hierher gelangt ist. Wir haben euch alle Informationen über den Mann zur Verfügung gestellt. Ihr wisst also, über welche Fähigkeiten er verfügt. Wir können ihn im Zweifelsfall ebenso wenig aufhalten wie ihr.«

»Dennoch bleibt es allein euer Problem, Khan. Seht zu, dass ihr das Monster so schnell wie möglich eliminiert!«

Es war leichter gesagt, als getan, und natürlich wusste Sargor von Progeron das.

»Du bist nicht gekommen, nur um mir das zu mitzuteilen, oder?«, fragte der Terraner.

Der arkonidische Geheimdienstchef verzog amüsiert das Gesicht.

»Man braucht keine Gedanken lesen zu können, um das herauszufinden. Es geht um Solder Brant. Dieser Terraner hat einen Nervenzusammenbruch erlitten. Ich will, dass du als Zeuge zugegen bist. Damit Terra hinterher keine ungerechtfertigten Vorwürfe gegen uns erhebt.«

Cistolo kannte den Ruf Sargors. Der arkonidische Geheimdienstchef galt als ausgesprochen hinterhältiger Charakter.

»Es gibt einen wahrhaft weisen Spruch, dass jeder Mensch von sich auf andere schließt«, antwortete er. »Dies gilt offensichtlich auch auf Arkon.«

»Dieser Punkt geht an dich, Khan.« Das überlegene Gesicht Progerons verzerrte sich für einen Augenblick zu einer Grimasse aus Ärger und Wut. »Aber du wirst keine Freude daran haben. Los, komm mit!«

 

*

 

Mit Mirkandol hatten die Arkoniden eine wahre Palaststadt aus der Wüste Khoukar gestampft. Eine Fläche von über vierzig Quadratkilometern erblühte in üppiger Pracht. Exotische Pflanzen aus allen Teilen der Galaxis gaben sich in der Galaktikums-Oase ein Stelldichein. Auf diese Weise wurde Mirkandol bereits zu einer Stätte der Begegnung, bevor sich die Völker der Milchstraße dazu entschlossen hatten, die Palaststadt als neuen Sitz des Galaktikums zu akzeptieren.

In den Parkanlagen gab es künstliche Hügel, Bäche und kleinere Flüsse mit Wasserfällen, dazu artesische Brunnen und Wasserspiele aller Art. Dazwischen eingebettet lagen die Wohnanlagen, errichtet in den unterschiedlichen galaktischen Baustilen. Ihre Einrichtungen trugen den Bedürfnissen der verschiedenen Völker Rechnung. Selbst an »Giftgasatmer« wie die Maahks und Wasserbewohner wie die Solmothen hatte man gedacht. Alle fanden ideale Bedingungen für ihren Aufenthalt vor.

Die Gebäude selbst bildeten eine harmonische Einheit mit der sie umgebenden künstlichen Natur. Die Arkoniden hatten keine Kosten und Mühen gescheut, ein galaktisches Wunderwerk zu schaffen. Neben seiner Funktion als Tagungsstätte diente Mirkandol aber vor allem der Selbstdarstellung dieses Volkes.

Im Park war es inzwischen gespenstisch still. Die Schiffe am Himmel waren ebenso verschwunden wie die Bodenfahrzeuge rund um die Gebäudeanlagen.

Ein paar Reinigungsroboter schwebten zwischen den Bäumen und Büschen entlang. Sie folgten den Wegen, die ihnen das Programm vorschrieb und auf denen sie die Gäste der Anlage am wenigsten beeinträchtigten. Manchmal sah man nicht mehr als ihre Schatten.

»Interessant«, stellte Cistolo Khan fest. Er ging neben dem Arkoniden. Sargor von Progeron schritt weit aus. Er hatte es eilig, was in starkem Kontrast zu der überall wiederkehrenden Normalität stand. »Der Spuk ist also vorüber.«

»Du solltest froh darüber sein«, knurrte Progeron. »Zum Glück verschwand Garron ziemlich schnell. Sonst wäre uns nichts anderes übriggeblieben, als das unvergleichliche Bauwerk anzugreifen.«

Er sprach von dem Zentralgebäude, einem achthundert Meter hohen Trichter aus synthetischem Kristall. Von außen war er undurchsichtig, von innen jedoch transparent. In ihm waren die Verwaltung des Galaktikums, die Büros der Delegationen sowie der Amphitheater-Tagungssaal untergebracht.

»Du lieferst mir das Stichwort.« Khan ließ sich ein wenig zurückfallen. Dass er sich übergangslos hinter dem Geheimdienstchef befand, störte diesen sichtlich und weckte sein Misstrauen.

Progeron verlangsamte sein Tempo ebenfalls. »Ach ja?«

»Ich gehe davon aus, dass eure Sicherheitskräfte viel schneller hätten sein müssen. Man munkelt von Bunkern und einem ausgefeilten System unterirdisch angelegter Gänge und Röhrenbahnen.«

»Man munkelt falsch. Es gibt ein Einsatzzentrum außerhalb der Stadt. Die Eingreiftruppen kommen mit Gleitern.«

»Eine ausgesprochen schlechte Organisation. Eigentlich habe ich von euch Arkoniden ein besseres System erwartet.«