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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

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4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1961

 

Ein Sechstel SENECA

 

Das neue Ziel der SOL – ein Schiff in der Gewalt der Nano-Kolonne

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im großen Konflikt zwischen der Koalition Thoregon, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, und dem nach wie vor mysteriösen Shabazza konnten Perry Rhodan und seine Wegbegleiter vor einiger Zeit einen gewaltigen Erfolg erzielen: Es gelang ihnen, die SOL zurückzuerobern.

Damit ist das uralte Generationenraumschiff, das von Shabazzas Hilfstruppen stark verändert wurde, nach vielen hundert Jahren wieder im Besitz der Menschheit. Das Problem dabei: Durch die Kämpfe sind zahlreiche Sektoren des Schiffes schwer beschädigt worden; immerhin ist es eingeschränkt flugfähig.

Perry Rhodan weiß jedoch, dass dies nur ein Teilsieg ist. Nach wie vor verfügen die Gegner der Menschheit über Waffen und Machtmittel, deren Stärke und Charakter völlig unbekannt sind. Um Shabazza und seine Verbündeten entscheidend schlagen zu können, benötigt Perry Rhodan, der Sechste Bote von Thoregon, in erster Linie neue Informationen.

Diese wiederum kann er nur von Thoregon selbst erhalten. Also startet die SOL von der Galaxis DaGlausch aus zum großen Flug nach Gorhoon. Doch das Bordgehirn SENECA spielt falsch und täuscht die Besatzung komplett. Statt in Gorhoon kommen die Terraner in der Milchstraße an, ausgerechnet im heimatlichen Solsystem.

Die einzige Chance, die Perry Rhodan und seine Begleiter haben, ist nun der direkte Kampf gegen das Bordgehirn. Dabei geht es eigentlich vor allem gegen EIN SECHSTEL SENECA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Erneut muss der Terraner um die SOL kämpfen.

Tautmo Aagenfelt – Trotz aller Sachkenntnis gilt der Physiker als Angsthase.

Monkey – Immer mehr wird der Oxtorner zu einem bedeutenden Faktor an Bord der SOL.

Trabzon Karett – Der riskante Einsatz des Positronikspezialisten soll Rettung bringen.

Reginald Bull – Sein Kommando Maulwurf schafft auf ganz besondere Art und Weise Fakten.

1.

 

Tautmo Aagenfelt empfand die Stille als bedrückend. Schlimmer noch, sie jagte ihm Angst ein.

Außer dem Atmen seiner Begleiter und dem leisen Tappen der Stiefel auf dem schallschluckenden Bodenbelag war nichts zu hören. Selbst die Personen-Rundrufe fehlten, wie sie in Raumfahrzeugen normalerweise zur Tagesordnung gehörten.

Hier war alles anders. Aber dies war auch nicht irgendein Schiff, sondern die SOL. In ihr hatte er auf Century I wohl die schlimmsten Stunden seines Lebens verbracht.

Hastig schloss der Physiker zu Fee Kellind auf. Sie kommandierte offiziell das Schiff, lebte aber eher wie eine Befehlshaberin im Ruhestand. Die Nano-Kolonne verhinderte, dass die ehemalige TLD-Agentin ihr Amt ausübte. Der eigentliche Kommandant war ein zwei Millimeter durchmessendes Gallertkügelchen, das von der biopositronischen Hyperinpotronik SENECA Besitz ergriffen hatte.

Aagenfelt begann in seinem SERUN zu frösteln. Irgendwie hatte die SOL etwas von einem Geisterschiff an sich.

Der Physiker hatte mal in einem historischen Werk über den »Fliegenden Holländer« der christlichen Seefahrt gelesen. Ähnlich verhielt es sich zur Zeit mit dem Hantelraumer. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass die Insassen des riesigen Schiffes am Leben waren. Doch wie lange noch?

Ein Ende des Irrwegs durch das All war nicht abzusehen.

Prosit Neujahr, dachte er. Zwölfhunderteinundneunzig fängt ja gut an.

Die Stimme der Kommandantin riss ihn aus seinen Gedanken.

»In knapp drei Minuten erreichen wir das erste Etappenziel unseres Vorstoßes.«

Es gehörte zu den Aufgaben der Gruppe, Daten über Roboterbewegungen, freie Korridore und abgeschottete Schiffsbereiche zu sammeln. Immer wieder orteten sie TARA-V-UHS aus den Beständen des Terranischen Liga-Dienstes, die SENECA seinem Kommando unterstellt hatte, oder Servoroboter.

Beide Arten von Robotern durchkämmten das Schiff auf der Suche nach Besatzungsmitgliedern. SENECA ließ keinen Zweifel daran, dass er ihnen misstraute und nach der missglückten Abkopplung der SZ-1 mit dem Schlimmsten rechnete.

Gegen das Sammeln von Daten hatte Tautmo nichts einzuwenden. Aber er hielt es nicht für sinnvoll, kreuz und quer durch den Mittelteil zu marschieren und irgendwelche Aktivitäten vorzutäuschen. Und das alles nur, um SENECA erneut hinters Licht zu führen und seine positronischen Schaltkreise zu beschäftigen.

Irgendwann würde das Bordgehirn dahinterkommen. Wenn es nicht bereits geschehen war.

»Halt!« Fee Kellind blieb unvermittelt stehen.

Aagenfelt prallte gegen sie und kämpfte mit dem Gleichgewicht. Hastig entschuldigte er sich.

Die Kommandantin ging nicht darauf ein.

»Ich brauche Ortungsergebnisse«, forderte sie. »Das ist dein Job, Tautmo!«

Sofort hantierte der Physiker an dem kleinen Nahbereichsorter. Irgendwie verhedderten sich seine Finger, verfehlten dadurch den Sensor. Der Pikosyn sprang ein und beantwortete Kellinds Frage.

»Im Korridor Blau-siebzehn bewegen sich drei Kampfroboter in Richtung Hangarbereich«, teilte der Automat mit. »Sie treffen mit uns an Kreuzung sechs-siebzehn...«

Endlich gelang es Tautmo, den Sensor zu bedienen. Die syntronische Stimme erstarb. Aagenfelt musterte das Display und schüttelte den Kopf.

»Sechs-siebzehn und was noch?«, murmelte er. »Wieso wird es nicht angezeigt?«

»Du hast aus Versehen einen Teil des Display-Inhalts gelöscht«, wies der Pikosyn ihn auf seinen Fehler hin. »Die vollständigen Koordinaten sind sechs-siebzehn-vier.«

Das war in der Nähe jenes Bereichs, wo der ursprüngliche Mittelteil der SOL in den neuen Flansch überging, den die Anlagen von MATERIA dem Schiff in zweifacher Ausführung verpasst hatten. Das Generationenschiff besaß seither eine Länge von acht Kilometern statt der früheren sechseinhalb.

»Das ... war ... Ich wollte ...« Er geriet ins Stottern.

»Lass es gut sein, ist schon passiert«, unterbrach ihn Fee. »Wir marschieren weiter.«

Ein warmer Lufthauch aus dem Nichts streifte auf einmal Tautmos Gesicht. Erschrocken sprang der Physiker zur Seite.

»He, Tautmo«, vernahm er eine Stimme aus dem Nichts. »Du solltest dich langsam an so etwas gewöhnen.«

Ein großer, sehr dünner Mann mit auffallend blasser Haut wurde sichtbar und nickte der Gruppe zu.

»Hallo, schön, euch zu sehen.«

»Trabzon!«, ächzte der Physiker. »Du hast mich erschreckt.«

Karett fungierte als Götterbote, wie sie es gelegentlich scherzhaft bezeichneten. Äußerst wichtige Nachrichten verbreiteten sie sicherheitshalber nicht über Funk, sondern durch Kuriere.

»Du solltest die Anzeigen deines Pikosyns besser beachten«, empfahl der Positronikspezialist.

Karett ging ein Stück weit neben ihnen her.

»Es geht los«, flüsterte er. »Bullys Leute sind voll im Einsatz. Bisher gibt es keine Anzeichen, dass SENECA das Verschwinden von drei Dutzend Besatzungsmitgliedern bemerkt hat. Die Rochaden der Einsatzgruppen vollziehen sich nach Plan. Ganz wichtig: Perry hat Roman Muel-Chen an einen geheim gehaltenen Ort bringen lassen.«

Chen war der derzeit einzige Emotionaut der Menschheit und damit eine der wichtigsten Personen an Bord. Nur im Zusammenspiel zwischen der Steuerpositronik und dem Mann unter der SERT-Haube ließ sich die SOL optimal steuern.

Rhodans Vorgehensweise nahm SENECA sowie der Nano-Kolonne die Möglichkeit, den Emotionauten zur Zusammenarbeit zu zwingen. Der Flug des Generationenschiffes an sein neues, nach wie vor unbekanntes Ziel ließ sich dadurch zumindest ein bisschen verzögern.

»Ich bringe neue Order für euch«, fuhr Karett fort. »Sobald ihr hier fertig seid, begebt ihr euch zu folgenden Koordinaten.« Er überspielte die Daten in die Pikosyns ihrer SERUNS. »Man erwartet euch dort.«

Es handelte sich um ein Lagerareal in der Nähe jenes Labortrakts, in dem Tautmo den ersten Hypertakt-Orter gebaut hatte.

»In Ordnung«, antwortete Fee Kellind knapp. »Vorsicht jetzt! Wir erreichen in Kürze eine neuralgische Zone.«

»Weitere Anweisungen folgen später. Alles Gute!« Trabzon Karett entfernte sich in die Richtung, aus der die Gruppe gekommen war, und verschwand übergangslos hinter seinem Deflektorfeld.

Unter neuralgischen Zonen verstanden sie seit kurzem Orte, an denen SENECAS Roboter Mikrokameras installiert hatten. Auf diese Art und Weise versuchte er, den Überblick über einen Teil des Schiffes zurückzugewinnen, den er durch die massive Beschädigung des Zentralen Informationssystems ZIC zu neunzig Prozent verloren hatte.

Immer wenn eine der Kameras ein Signal sendete, registrierten es die empfindlichen Geräte der SERUNS aus dem TLD-Tower Alashans. Ein Teil der über tausend Besatzungsmitglieder des Schiffes tat nichts anderes, als solche Systeme umgehend wieder zu entfernen und sie irgendwo im Schiff zu verstecken. Nach ein paar Wochen würden SENECA die Mikrokameras ausgehen, oder er musste die Heere seiner Servoroboter auf die Suche schicken.

Es war ein Katz-und-Maus-Spiel, das die Männer und Frauen mit der Biopositronik und der Nano-Kolonne trieben. Nach der Flucht aus dem Solsystem hatte es zunächst so ausgesehen, als wolle SENECA die tausend Terraner in der SZ-1 festsetzen, um sie als Störfaktor zu eliminieren. Aber dem Bordgehirn war es offenbar nur darum gegangen, sie zu beschäftigen, während es geheime Daten aus den Netzen der Erde abzapfte.

Diese Beschäftigungstherapie hat einige Tote und mehrere Verletzte gefordert, erinnerte sich Tautmo Aagenfelt.

Mittlerweile waren die gefangenen Besatzungsmitglieder freigelassen worden. SENECAS Verhalten wurde dabei auch nicht ganz klar. Vielleicht aber ging das Bordgehirn davon aus, dass die Menschen ihm nicht sonderlich schaden konnten, dass sie statt dessen weiter die Einrichtungen des Raumschiffes reparierten. Und das könnte den mysteriösen Zielen der Nano-Kolonne ja nur dienen.

Über hundert Einsatzgruppen durchstreiften derzeit die Sektionen des Mittelteils. Ihre Bemühungen galten einem einzigen Ziel: Nach der misslungenen Entführung der SZ-1 musste auf alle Fälle verhindert werden, dass SENECA die Daten über die Systemverteidigung Terras an den noch unbekannten Adressaten übergab.

Die Nano-Kolonne hatte die Daten schließlich nicht zum Spaß gezapft, sondern damit sie irgendwo benutzt werden konnten.

Und sie handelte in Shabazzas Auftrag.

Dass die über tausend Besatzungsmitglieder Gefangene der Biopositronik und damit der Nano-Kolonne waren, wirkte sich dabei nicht nennenswert aus. SENECA bespitzelte sie, ließ sie aber größtenteils in Ruhe. Sie lebten sozusagen im offenen Vollzug, konnten das Schiff eben nicht verlassen.

In Sichtweite tauchten die Koordinaten sechs-siebzehn-vier auf. Die TARA-V-UHS warteten bereits an der Korridorkreuzung und versperrten ihnen den Weg.

Tautmo Aagenfelt spürte, wie seine Knie weich wurden. Trotz der gewonnenen Erfahrungen der letzten Monate fiel er in solchen Fällen wieder in das alte Verhalten eines ängstlichen Menschen zurück.

»Sie werden uns verhaften«, flüsterte er und schloss den Helm seines SERUNS.

In düsteren Farben malte er sich bereits aus, was die Maschinen im Auftrag von Shabazzas letzter Nano-Kolonne mit ihnen anstellen würden.

Fee Kellind ignorierte seine Worte. Ungerührt ging die blonde Frau weiter.

 

*

 

Inzwischen hatte der Oxtorner es sich angewöhnt, immer an der Spitze der Gruppe zu gehen. Selbst unter den abgebrühten Agenten gab es empfindliche Naturen, die den Blick aus seinen künstlichen, kreisrunden Augen nicht mochten.

Monkey verteilte die acht Männer und Frauen gleichmäßig um die Zielsektion. Neuralgische Zonen gab es in ihrer Nähe keine, aber er traute dem Frieden dennoch nicht. Er aktivierte zwei der Mikrosonden, die er im Zusammenhang mit der Jagd nach den Puppen-Androiden in der SOL auf seinen persönlichen Kode umprogrammiert hatte. Zum Glück hatte er in den hektischen Stunden auf Century I rechtzeitig gemerkt, dass die Aktionen der Puppen Ablenkungsmanöver gewesen waren.

Und als er dann das leere Schächtelchen in Shabazzas Suite entdeckt hatte, war ihm sofort klargeworden, dass sie in einer viel größeren Gefahr schwebten als bis dahin angenommen.

Die Sonden stellten seine persönliche fünfte Kolonne gegen die Biopositronik dar. SENECA wusste nichts von ihrer Existenz.

Jetzt leisteten zwei davon Monkey wertvolle Dienste. Sie drangen in die Sektion ein und näherten sich dem Labortrakt. Weit und breit ließ sich kein Roboter blicken. Monkey gewann den Eindruck, dass die Maschinen SENECAS den Bereich mieden.

Er änderte seine Meinung, als die Sonden bis auf fünfzig Meter an den Eingang herankamen. Winzige Energieemissionen verrieten das Vorhandensein von Überwachungskameras, die geschickt verteilt waren. Somit existierte keine einzige Lücke und kein toter Winkel, um ungesehen in Aagenfelts ehemaliges Labor zu gelangen.

Im Innern des Labortrakts existierten zudem Schirmfelder. Und mehrere geraffte Funkimpulse wiesen darauf hin, dass die Biopositronik sogar Roboter stationiert hatte.

Monkey rief die Mikrosonden zurück und verstaute sie in seinem SERUN.

Insgeheim hatte er damit gerechnet. Es erschwerte ihr Vordringen um ein Vielfaches. Selbst wenn sie es geschafft hätten, die Kameras annähernd gleichzeitig zu zerstören, wäre SENECA sofort darüber im Bild gewesen.

Sie mussten sich etwas anderes einfallen lassen. Aufgeben war sowieso nicht seine Sache. Dazu stand zuviel auf dem Spiel.

Monkey lauschte nach innen, ob die gedankliche Beschäftigung mit dem Überleben von mehr als tausend Menschen so etwas wie eine Regung in ihm auslöste. Es war nicht der Fall, und es hätte ihn auch gewundert. Rationale Gedanken um die Existenz in dem riesigen fliegenden Gefängnis eigneten sich nicht dazu, in ihm Emotionen aufkeimen zu lassen.

Der letzte »Anfall« dieser Art lag lange zurück. Damals, vor seinem Unfall ...

Ein flüchtiger Gedanke streifte jenen bisher schwersten Augenblick in seinem Leben, als er das Gehege geöffnet und seinen Okrill Shaker in die Wildnis Oxtornes entlassen hatte, genauer gesagt in den sich an das Gehege anschließenden Wald von Neykoppen. Später hatte er ihn ein einziges Mal besucht, getrieben von dem Gedanken, dass Shaker vielleicht doch zu ihm zurückkehren würde.

Welch ein idiotischer Gedanke!

Wenn es so etwas wie ein »Prinzip Hoffnung« gab, dann höchstens für Terraner.

Reginald Bull hatte im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Nano-Kolonne davon gesprochen. Unter den Terranern war dieses Prinzip weit verbreitet. In der Praxis bedeutete es, dass sie erst aufgaben, wenn alles zu spät war. Selbst in ausweglosen Lagen hielten sie durch – und erzielten mit dieser Einstellung tatsächlich Erfolge.

Bei den Angriffen der Hamaraden und der Dscherro gegen Alashan war es so gewesen, und besonders deutlich trat es bei der Katastrophe der GOOD HOPE III hervor. Danach funktionierte das Prinzip auf Century I, als sich die TLD-Agenten ohne Ausnahme weigerten, dem Evakuierungsaufruf Rhodans zu folgen und die SOL aufzugeben.

Diese Einstellung und ein paar weitere Charaktereigenschaften hatten die Terraner im Lauf der Jahrtausende zu einer der bedeutenden Mächte der Milchstraße werden lassen.

Selbst als Gefangene in der SOL gaben sie dieses »Prinzip Hoffnung« nicht auf.

Wo lag der Unterschied zwischen ihm und dem bloßen Ehrgeiz eines Kämpfers, das einmal Angefangene zu Ende zu führen?

Monkey aktivierte das Funkgerät und rief die Mitglieder des Teams zum Treffpunkt.

Die Zeit drängte. Bisher besaßen die Menschen keine Informationen über das Flugziel der SOL. Sie wussten nur eines: Die Daten über die Systemverteidigung Terras durften nicht in fremde Hände fallen.

Für ein entsprechendes Vorgehen standen ihnen höchstens ein paar Stunden oder Tage zur Verfügung. Dass die SOL nach DaGlausch zurückkehrte, hielt Monkey für unwahrscheinlich. Es gab einen klaren Grund für SENECA, das Schiff in die Milchstraße gesteuert zu haben. Damit befand er sich in Übereinstimmung mit Rhodan, Bull und Fee Kellind.

Die Frauen und Männer warteten bereits, als der Oxtorner den Treffpunkt erreichte. Er informierte sie über Lage und Anzahl der Miniaturkameras.

»Karett muss her!«, sagte er. »Vielleicht gelingt es uns mit seiner Hilfe, den optischen Spionen der Nano-Kolonne ein Schnippchen zu schlagen.«

Er hatte bereits eine Idee. Was sie brauchten, waren vier oder fünf Projektoren, mit denen sie eine Abschirmung um den Labortrakt errichteten. Sie schnitten die Mikrokameras und möglicherweise im Labor vorhandene Roboter von der Kommunikation mit SENECA ab. Damit das Bordgehirn den Vorgang nicht bemerkte, benötigte Monkey den Positronikspezialisten.

Trabzon erschien zehn Minuten später. Der Oxtorner setzte ihm seinen Plan auseinander.

»Kein Problem, das ist ganz einfach«, sagte Karett.

Er massierte die »Würgemale« am Hals. Es handelte sich um Hautverfärbungen. Er hatte sie sich eingehandelt, als er einst auf dem arkonidischen Planeten Thorpei als enttarnter Agent am Galgen gehangen hatte.

»Aber es funktioniert nur, wenn es mir gelingt, SENECAS Befehlskode zu entschlüsseln und zu imitieren«, fügte er hinzu. »Drückt schon mal die Daumen, dass die Biopositronik den Kode nicht kurz vor dem Einsatz des Geräts wieder ändert.«

Karett stürzte sich in die Arbeit. Unter Zuhilfenahme von Positroniken hätte er mehrere Stunden benötigt. Der Pikosyn seines SERUNS schaffte es in dreißig Minuten. Den aktuellen Befehlskode lauschte er dem Funkverkehr zwischen SENECA und einigen TARA-V-UHS ab und dechiffrierte ihn.

Dann schlug die Stunde Monkeys und seines Teams. Auf verschiedenen Wegen schafften sie die Projektoren in die Nähe des Einsatzortes und verteilten sie außerhalb des Erfassungsbereichs der Miniaturkameras um den Labortrakt.