cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2024

 

Intrigen in Mirkandol

 

Ein Terraner und ein Kralasene – das erbitterte Duell entbrennt

 

von Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Fast siebenhundert Jahre dauerte die Monos-Diktatur in der Milchstraße – und erst in den letzten Jahren zeigte sich ein wichtiges »Ergebnis« jener schon lange zurückliegenden Epoche: Zigtausende von jungen Menschen auf Terra und anderen Planeten, die von Terranern besiedelt wurden, verfügen über Paragaben. Grund dafür war eines der Genprogramme jener Diktatur, mit dem ursprünglich Supermutanten »gezüchtet« werden sollten.

Auf der Erde des Jahres 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit – gehören Mutanten mittlerweile zur Normalität. Doch die Lebensuhr der jungen Menschen läuft ab. Man weiß, dass sie alle in absehbarer Zeit sterben müssen.

Sie ziehen sich in eine Stadt in den terranischen Anden zurück. Dort, in Para-City, wollen die Mutanten ihren Weg aus der Krise finden. Doch die Machenschaften des finsteren Koo Parkinson verändern die Situation in einer Weise, die vorher keiner ahnen konnte.

Währenddessen ist die allgemeine galaktische Lage nach wie vor gespannt. Das Kristallimperium der Arkoniden und die Liga Freier Terraner belauern sich geradezu, ein galaktischer Krieg scheint in greifbarer Nähe.

In der Botschafter-Stadt auf Arkon zieht Julian Tifflor die Fäden – er wirkt mit in den INTRIGEN IN MIRKANDOL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Julian Tifflor – Der Residenz-Minister für Außenpolitik setzt sich auf Arkon für die Interessen der Menschheit ein.

Bostich I. – Der Herrscher des Kristallimperiums bevorzugt weiterhin die Expansion.

Manklux – Der Mann von Traversan wirkt als Kralasene.

Sargor von Progeron – Der Chef des arkonidischen Geheimdienstes gibt einen klaren Befehl.

Daghiera Valladolid – Die geschickte Diplomatin berät Tifflor in Mirkandol.

Beim geringsten Anlass an einem Freund zu zweifeln ist leicht.

Selbst in schier unerträglicher Situation noch an einen Freund zu glauben ist eine Kunst.

Alte terranische Binsenweisheit

 

 

1.

26. August 1292 NGZ

 

»Moy Westphal kommt«, meldete der Servo.

Julian Tifflor hob den Kopf und schwenkte den Sessel in Richtung Eingang. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er die Ankunft des Hauptsekretärs. Wenn Westphal ihn aufsuchte, überbrachte er meist unangenehme Nachrichten. Und Tiff wusste im Voraus nie, ob es sich um den LFT-Beamten aus Fleisch und Blut handelte oder um sein Roboter-Double.

Die hochgeschossene, schlanke Gestalt erreichte den Eingangsbereich, ließ dort geduldig den Struktur-Scan über sich ergehen.

»Es ist der Hauptsekretär persönlich«, fuhr der Servo fort.

Daraus schloss der Residenz-Minister für Liga-Außenpolitik und Sprecher Terras vor dem Galaktikum, dass es etwas Wichtiges sein musste.

Julian Tifflor erhob sich und ging dem Ankömmling entgegen.

Moy Westphal überragte den Aktivatorträger um einen halben Kopf. Sein weißblondes, schulterlanges Haar erinnerte an einen Arkoniden, ebenso der lange Körper. Die gelbgrünen Augen verliehen seinem Gesicht einen exotischen, fast fremdartigen Touch.

Als Kind terranischer Eltern auf der Venus geboren, verwies er mit Stolz auf seinen irdischen Stammbaum, der bis zum Jahr 1 NGZ zurückreichte.

»Guten Morgen, Moy«, begrüßte Tiff den Beamten.

Er forschte in seinem Gesicht, aber Westphals Miene blieb unergründlich wie immer. Der Beamte ließ sich in einen Sessel fallen und orderte beim Servo ein Frühstück.

»Nimm es mir bitte nicht übel«, sagte er mit seiner tiefen, grollenden Stimme. »Aber wir waren die halbe Nacht unterwegs, um die Nachricht vom toten Briefkasten einzuholen.«

Mit »wir« meinte er sich und seine Zweitausgabe, den Daniel-Roboter in dem perfekt menschlichen Kokon.

Die Doublette des Hauptsekretärs zählte bisher zu den bestgehüteten Geheimnissen der LFT-Botschaft Mirkandols.

»Und?«

Natürlich sah sein Gegenüber ihm an, dass Tifflor vor Wissbegier schier platzte. Es schien ihm nichts auszumachen. Er lächelte verbindlich. In diesem Fall kostete der Hauptsekretär sein Wissen voll aus.

»Wie du weißt, ist jeder Beamte bestechlich.« Jetzt grinste er breit. »Na gut, fast jeder. Ich zähle jedenfalls dazu. Als Gegenleistung für ein kräftiges Frühstück könnte ich mich dazu hinreißen lassen, dir ein paar Hinweise zu geben.«

Tiff prustete los, und Westphal fiel in sein Gelächter ein.

»Darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren«, sagte der Aktivatorträger, als sie sich beruhigt hatten. »Das Frühstück ist genehmigt. Mein Magen knurrt auch.«

»Die Anordnung der Wurzeln weist auf einen Zeitpunkt in der kommenden Nacht hin«, sagte der Beamte. »Exakt eine Stunde vor Mitternacht wird über der Wüste Khoukar das Licht angehen.«

Tiff nickte nachdenklich. Das Spiel, das er als LFT-Sprecher im Galaktikum mit den Arkoniden trieb, barg einige Gefahren in sich. Der arkonidische Geheimdienst streckte seine Finger immer wieder gerne nach Mirkandol aus. Die Sicherheitsrichtlinien für die Mitarbeiter der terranischen Botschaften waren mehrfach verschärft worden.

Julian Tifflor galt als besonders gefährdet. Aber auch der Hauptsekretär zählte als Geheimnisträger zu den Personen, die Arkon observierte. Daher das Ablenkungsmanöver mit dem Roboter-Double.

Nach dem KorraVir-Angriff von Galactic Guardians auf den LFT-Stützpunkt Troubadour – diese Information hatte sich in geheimdienstlich organisierten Kreisen innerhalb der letzten drei Tage wie ein Lauffeuer verbreitet – hatte Arkon die Sicherheitsvorkehrungen in Mirkandol verstärkt und baute das Überwachungssystem aus.

»Uns bleibt kaum Zeit, entsprechende Vorbereitungen zu treffen«, fuhr Moy Westphal fort.

»Es ist zu schaffen.« Tiff winkte ab. »Wichtig ist, dass die Meldung nicht nach außen dringt. Wie viele Übertragungssonden stehen uns zur Verfügung?«

»Sechs Stück arkonidischer Bauart.«

Um das Ereignis in alle Trivid-Kanäle des Planeten einzuspeisen, reichte es aus. Den Arkoniden würden beinahe die Augen aus dem Kopf fallen.

»Wir müssen mit Repressalien von Seiten des Imperators und seiner Soldaten rechnen«, gab der Hauptsekretär zu bedenken. »So deutlich hat es noch keiner gewagt, an Bostichs Image zu kratzen.«

»Wir geben ihm keine Handhabe, gegen uns vorzugehen. Alles läuft ganz legal ab. Hier!« Aus einem Fach in der Armlehne seines Sessels zog Tifflor eine Thermofolie hervor. »Der Einsatzplan für diesen Fall der Fälle.«

Sein Syntron hatte alles bis auf die Sekunde genau durchkalkuliert. Wenn sie sich an die Vorgaben hielten, konnte nichts schiefgehen. Die Zeitpuffer zwischen den einzelnen Positionen waren groß genug, um auch mit überraschenden Vorkommnissen fertig zu werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass alles glatt über die Bühne ging, betrug 99,9 Prozent. Das fehlende Zehntel stand für die Unwägbarkeiten, mit denen bei einem Einsatz immer gerechnet werden musste. Zufälle spielten stets eine schlecht kalkulierbare Rolle.

Die beiden Männer frühstückten eine halbe Stunde miteinander. Sie unterhielten sich über die allgemeine Situation in Mirkandol sowie auf Arkon I. Seit der Einweihung des Amphitheaters als neuem Sitzungsort des Galaktikums hatte sich viel getan. Die Hauptwelt des Arkon-Systems präsentierte sich als Hort des Friedens.

Der Eindruck täuschte. Unter der Oberfläche gärte es. Längst war nicht alles so, wie es sein sollte.

»Moy, du wirst nicht zum Einsatzkommando gehören«, sagte Tifflor, als sie das Frühstück beendet hatten und der Beamte sich verabschieden wollte. »Es ist besser, wenn du dich sowenig wie möglich in der Öffentlichkeit zeigst.«

»Natürlich. Ich bin völlig deiner Meinung.«

Westphal ging, und Julian Tifflor widmete sich dem Tagesgeschäft eines jeden Delegationsmitglieds in Mirkandol. Per Trivid-Holo nahm er an einer Sitzung aller Galaktischen Räte der Milchstraßen-Westside teil. Anschließend ließ er sich über den Stand der neuesten Bauarbeiten informieren. Seit ein paar Monaten wuchs Mirkandol über seine bisherigen Grenzen in die Wüste hinaus.

Gegen Abend öffnete Tiff zum ersten Mal seit der Inbetriebnahme des neuen Botschaftsgebäudes das Geheimversteck und ließ seinen Doppelgänger heraus.

Wie beim Double des Hauptsekretärs handelte es sich um einen Daniel-Roboter in einem perfekt gestylten menschlichen Kokon.

»Guten Abend, Julian«, sagte der Roboter. »Ich stehe zu deinen Diensten.«

Der Aktivatorträger überspielte alle Daten, die das Double benötigte.

»Der Ablaufplan ist eigentlich perfekt, aber es gibt Unsicherheiten«, stellte Tifflor II fest. »Gesetzt den Fall, es kommt zu einem geheimdienstlichen Angriff, ist deine Sicherheit aufs höchste gefährdet. Der Geheimdienst wird dich jagen.«

»Dieses Risiko muss ich eingehen. Progeron wird mich nie für so dumm halten, dass ich mich außerhalb Mirkandols allein fortbewege. Das ist meine Chance.«

 

*

 

Die Uhr zeigte eine halbe Stunde bis zum Beginn des Einsatzes.

Julian Tifflor stand am Fenster seines Büros und schaute auf die Stadt.

Ein wehmütiger Zug lag um seinen Mund. Immer wieder hob er den Kopf und blickte hinauf zum klaren Himmel. Ab und zu zog ein Gleiter seine Bahn. Mehr war da nicht an diesem Abend.

In dieser Nacht also sollte es geschehen. Von Anfang an hatte er sich dagegen ausgesprochen. Zorn auf Perry Rhodan erfüllte ihn. Der Freund hatte viel zu großzügig reagiert und Fehler gemacht.

Tiff hieß sein Handeln noch immer nicht gut. Aber wenigstens war Perry seinem Vorschlag gefolgt. Das Ereignis fand überraschend statt. Es überrumpelte die Arkoniden und wies Bostich Grenzen auf.

An dem grundsätzlichen Fehler änderte sich in Tifflors Augen nichts.

Warum nur hatte Rhodan sich in den zwei Jahren derart stur gezeigt? Wo blieb seine vielgepriesene Fähigkeit der Integration, sein Mut zum Kompromiss?

Enttäuscht richtete der Residenz-Minister den Blick wieder auf die Stadt. Im Abendlicht Arkons erstrahlte sie in silbernem Glanz.

Mit Mirkandol hatten die Arkoniden eine wahre Palaststadt aus der Wüste Khoukar gestampft. Eine Fläche von über vierzig Quadratkilometern erblühte in üppiger Pracht. Exotische Pflanzen aus allen Teilen der Galaxis gaben sich in der Galaktikums-Oase ein Stelldichein. Auf diese Weise wurde Mirkandol bereits zu einer Stätte der Begegnung, bevor sich die Völker der Milchstraße einstimmig dazu entschlossen hatten, die Palaststadt als neuen Sitz des Galaktikums zu akzeptieren.

In den Parkanlagen gab es künstliche Hügel, Bäche und kleinere Flüsse mit Wasserfällen, dazu artesische Brunnen und Wasserspiele aller Art. Dazwischen eingebettet lagen die Wohnanlagen unterschiedlicher galaktischer Baustile. Ihre Einrichtungen trugen den Bedürfnissen der verschiedenen Völker Rechnung. Selbst an Giftgasatmer wie die Maahks und Wasserbewohner wie die Solmothen hatte man gedacht. Alle folgten dem Ruf der Arkoniden und fanden ideale Bedingungen für ihren Aufenthalt vor.

Die Gebäude selbst bildeten eine harmonische Einheit mit der sie umgebenden Natur. Die Arkoniden hatten keine Kosten und Mühen gescheut, ein galaktisches Wunderwerk zu schaffen. Neben seiner Funktion als Tagungsstätte diente Mirkandol aber vor allem der Selbstdarstellung dieses Volkes.

»Für Arkons Glanz und Glorie« – so lautete ein vielzitiertes Motto. Es war in Mirkandol geradezu Stein geworden.

Bostich hatte Erfolge vorzuweisen, die jeden Arkoniden zu Freude und Stolz berechtigten. Arkons Welten boomten. Die tatkräftige Unterstützung der Springer verlieh dem Handel einen unbeschreiblichen Aufschwung.

Durch geschickte Einzelverträge mit kleineren Völkern erweiterte das Kristallimperium fast täglich seinen Einflussbereich.

Nur wenige Völker erkannten zu diesem Zeitpunkt die eigentlichen Motive, die das Tun des Imperators bestimmten. Die darin verborgenen Gefahren übersahen die meisten.

Selbst Männer wie Perry Rhodan, die mit dem Imperator bereits persönlich zu tun gehabt hatten, glaubten anscheinend an die lauteren Absichten des Arkoniden.

Das Erwachen wird schrecklich sein, dachte Tifflor pessimistisch.

»Es ist Zeit.« Die Stimme des Syntrons riss ihn aus seinen Gedanken. »Du solltest dich für den Einsatz vorbereiten.«

 

*

 

Das Sandkorn rollte unauffällig über den Kamm der Düne und folgte den Furchen abwärts, die der permanente Wind erzeugte. Unten im Wellental blieb es ein paar Augenblicke liegen, ehe es den nächsten Wellenberg der Dünenlandschaft erklomm. Reglos beobachtete es, wie die Spionsonden aus dem Himmel herabsanken und sich über das Areal verteilten.

Die kleinen Metallkugeln glitzerten im Licht der Sonne Arkon. In unregelmäßigen Abständen von zehn bis achtzig Sekunden erhielten sie kurze Steuerimpulse aus einer Station irgendwo in der Wüste. Ihre synchronen Bewegungen über und zwischen den Dünen erinnerten an einen Tanz fremdartiger Intelligenzen.

Nach einer Weile schwenkten sie nach Westen ab und verschwanden Augenblicke später aus dem Erfassungsbereich der Optik.

Julian Tifflor hatte genug gesehen. Er rief das Sandkorn zurück und steckte es ein.

Die Arkoniden waren irgendwo südwestlich von seiner Position. Schon im Jahr 1290 NGZ hatte die terranische Delegation unter Cistolo Khan vermutet, dass sie irgendwo in der Wüste eine geheime Einsatzzentrale unterhielten. Bei Vincent Garrons Anschlag auf die Solmothen waren die Soldaten überraschend schnell erschienen und in den Zentrums-Trichterbau eingedrungen.

Gebückt stapfte Tiff weiter. Die Wüste Khoukar unterschied sich nicht von den Sandwüsten anderer Planeten. Sie veränderte ihr Aussehen ständig. Nach zwei, drei Tagen existierten die alten Pfade und Verstecke nicht mehr. Die wandernden Dünen deckten sie zu.

Schon oft in den zwei Jahren hatten die Terraner Roboter und andere Dinge ausgraben müssen. Manches war für immer verlorengegangen.

Ein Schmunzeln glitt über das Gesicht des Aktivatorträgers. Dass die Arkoniden ihren Planeten überwachten, als misstrauten sie selbst den Grashalmen, stellte nichts Neues dar. Die Mitglieder des Geheimdienstes Tu-Ra-Cel unter ihrem Anführer Sargor von Progeron ließen nichts unversucht, von allen Mitgliedern der galaktischen Delegationen lückenlose Bewegungsprofile zu erstellen. Manchmal schafften sie es sogar.

An einen eindeutigen Nutzen glaubte Tiff allerdings nicht. Bei den meisten Diplomaten in Mirkandol handelte es sich um Beamte und Politiker. Ihr Lebenswandel gestaltete sich derart durchsichtig, dass es keiner Überwachung bedurfte. Dennoch ließen die Arkoniden nichts unversucht.

Tiff folgte dem Wellental zwischen zwei Dünen nach Südwesten. Einen halben Kilometer weiter südlich gab der Mini-Syntron seines Einsatzgürtels das Signal.

Der Terraner blieb stehen und musterte die Umgebung.

Undeutlich zeichnete sich an der Flanke einer Düne die winzige Erhebung ab, unter der das Versteck lag. Ein Stock markierte den toten Briefkasten. Der Wind hatte ihn bereits vollständig zugeweht.

Zehn Meter westlich der Markierung kniete sich der Terraner hin und schaufelte mit bloßen Händen den Sand zur Seite. Die kleine Holzkiste sah neu und unberührt aus.

Tiff öffnete den Deckel und zuckte zurück. Die erwarteten Hembekka-Wurzeln fehlten. Stattdessen lag im Innern der Kiste eine tote Ratte – eine terranische Ratte, keines der arkonidischen Langkopf-Tiere mit ihrem graugelben Pelz.

Die Arkoniden kannten also das Versteck. Kannten sie auch die wichtige Nachricht?

Hastig klappte der Terraner den Deckel zu und schob den Sand über die Kiste. Auf dem Bauch bewegte er sich zum Dünenkamm hinauf und aktivierte erneut das Sandkorn. Die siganesische Mikrosonde im Quarzsand-Look Marke Khoukar trieb in wenigen Metern Höhe mit dem Abendwind dahin. Sie sondierte das Gelände und würde ihn rechtzeitig warnen.

Jenseits der Wüste ging die Sonne unter. Der weiße Ball Arkons sank unter den Horizont und zauberte dunkelorange Schlieren an den Himmel. Die Lufttemperatur ging deutlich zurück. Nach fast vierzig Grad am Mittag lag sie jetzt bei knapp über fünf Grad.

Nur der Sand wärmte von unten und machte die Wellentäler zwischen den Dünen kuschelig warm.

Mit dem letzten Lichtrest des Tages erreichte Tifflor den Treffpunkt unter einem überhängenden Felsen, den der Sand vor wenigen Tagen freigegeben hatte.

Hoch über der Wüste erstrahlte die gleißende Pracht des Kugelsternhaufens und brachte vierzig Prozent der Tageshelligkeit zurück.

»Patrouillen fliegen über der Wüste rund um Mirkandol«, empfing ihn Tifflor II.

Es passte zu der Beobachtung, die der Residenz-Minister gemacht hatte. Mit wenigen Worten informierte Tifflor die fünf Männer und den Roboter.

Sie mussten damit rechnen, dass der tote Briefkasten bereits vor der Ankunft des Westphal-Doubles entdeckt worden war. Mit ein wenig Geschick im Lesen von Wurzel-Gelegen wusste Progeron – und damit auch Bostich – bereits von der geheimen Botschaft.

Möglicherweise hatten sie den Hauptsekretär beobachtet und identifiziert.

»Für Moy besteht höchste Lebensgefahr«, sagte Tiff leise. »Hank, Denno, ihr beiden macht euch sofort auf den Rückweg. Bringt den Hauptsekretär so schnell wie möglich von Arkon I weg. Der Roboter wird ausgebeint und der Kokon verdampft.«

Die beiden Männer nickten und huschten davon.

Tiff ließ sich in den Sand sinken. Der Plan sah vor, dass sie die dreieinhalb Stunden bis zum Zeitpunkt X in der Wüste verbrachten, sich aber nie länger als zehn Minuten an ein und demselben Ort aufhielten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie alle Pläne verwirklichten, ohne vorher entdeckt zu werden, war deutlich gesunken. Der Syntron sagte etwas von sechzig Prozent, aber Tiff glaubte, dass der Wert deutlich unter fünfzig Prozent lag.

2.