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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2234

 

Expedition ins Ungewisse

 

Terraner wagen den Distanzflug – über neuntausend Lichtjahre

 

Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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In der Milchstraße ist es ruhig – beinahe zu ruhig. Die Erhöhung des Hyperphysikalischen Widerstandes hat das Wettrüsten der Großmächte vorerst zum Stillstand gebracht, doch die Ruhe des Moments ist die Ruhe vor dem Sturm.

Andere Probleme kommen auf die Terraner zu: der mysteriöse Kult von Gon-Orbhon, der auf der Erde immer mehr Anhänger gewinnt, allem Anschein nach eine tote Superintelligenz im Kern der Sonne, das Auftauchen von beinahe dreitausend fremden Wesen auf der Erde ... Ausgerechnet in dieser Zeit ist Perry Rhodan im Sternenozean nahe dem Sektor Hayok verschwunden.

Der jahrtausendelang unbedeutende Hayok-Sternenarchipel gleicht mittlerweile einem Pulverfass: Hier belauern sich Arkoniden und Terraner mit schwer bewaffneten Kampfraumschiffen. Doch davon weiß man auf der Erde derzeit nichts Genaues.

Alle Kenntnisse der Liga-Regierung über die galaktopolitische Lage basieren auf Mutmaßungen. Aus diesem Grund bleibt Julian Tifflor nur eine Option: Er startet zur EXPEDITION INS UNGEWISSE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Elena Dworkoff – Eine Energieingenieurin gerät in Lebensgefahr.

Phil de Beer – Elenas Team-Partner benimmt sich merkwürdig.

Julian Tifflor – Der Minister der LFT wagt den Vorstoß nach Hayok.

Curcaryen Varantir – Der geniale Wissenschaftler stellt drastische Forderungen.

Le Anyante – Nur die Algorrian kann ihren Mann zügeln.

»Evolution geht seltsame Wege. Sie verläuft nie geradlinig; sie schafft sich Zyklen, atmet ein und aus wie alles im Kosmos. Manchmal kehrt sie zu einem früheren Punkt zurück, schlägt aber von dort aus nie denselben Weg ein wie zuvor. Darin ähnelt sie einem Fluss, der sich alle zehntausend oder hunderttausend Jahre ein neues Bett sucht.«

Aus den persönlichen Aufzeichnungen des Ersten Terraners.

 

1.

 

Elena Dworkoff spürte seit Stunden ein seltsames Kribbeln im Bauch, eine schwer zu beschreibende Unruhe, gepaart mit Neugier und Ungeduld. Gleichzeitig machte sie sich Sorgen. Und jedes Mal, wenn diese überwogen und sie nach dem Grund dafür suchte, stieß sie auf ein und dieselbe Antwort.

Wir wissen nicht, wohin die Reise geht!

Um einen der üblichen Testflüge, wie die RICHARD BURTON sie mit wechselnden Besatzungen in der Nähe des Sonnensystems durchgeführt hatte, konnte es sich kaum handeln. Dafür bedurfte es keiner umfassenden Vorbereitungen wie diesen.

Die LFT hielt sich mit ihren Plänen bedeckt. Elena konnte es der politischen Führung auf Terra nicht einmal verübeln. Es gab gute Gründe, der Öffentlichkeit ein paar Dinge zu verheimlichen.

Sie wischte den Gedanken hastig zur Seite. »Schau nur, Phil, der ›Wurm‹ geht auf!« Knapp zehn Kilometer entfernt ragte der Kraterwall des Kopernikus annähernd viertausend Meter in die Höhe. Winzige, stechend grelle Punkte säumten die bizarren Grate und Zackenkämme – Positionslampen des Landeleitsystems.

Zwischen den Schattenrissen schob sich ein leuchtendes Gebilde über den Krater. Im Schneckentempo kroch es aufwärts – ziemlich weit weg –, und es ähnelte mehr einem Glühwürmchen als einer sechzig Kilometer langen Ökosphäre: Das war Aarus-Jima, einer der Wurme aus Tradom. In seinem Innern, wusste Elena, kämpften die Bewohner mit ähnlichen Problemen wie die Menschen in ihrem Heimatsystem.

Augenblicke später verschwand der Wurm hinter dem Gewimmel aus kleinen, mittleren und großen Raumfahrzeugen, Plattformen und Containerzügen, die den Himmel über Luna immer dichter bevölkerten.

Drei Wochen war es her, seit Cheplin, der Schwarmer von Aarus-Jima, den Erdmond besucht hatte und mit einem Geleitzug an Ersatzteilen wieder abgeflogen war.

Zu Elenas Verwunderung schwieg Phil de Beer noch immer. Seine bisherige Begeisterung angesichts der technischen Fortschritte im ENTDECKER schien wie weggewischt. In der Stille hier draußen im Krater vermisste sie seine euphorischen Worte, die einen Hauch von Pioniergeist verströmten. Sie wandte sich um, versuchte hinter der verspiegelten Helmscheibe seines Raumanzugs wenigstens andeutungsweise seine Mimik zu erkennen. Aber Sol stand auf halber Höhe am Himmel und erzeugte Reflexe auf der Scheibe. Elena sah lediglich einen Schatten, der sich bewegte.

»Phil, heute ist X minus elf, der erste April«, sagte sie. Sie kannten das Reiseziel nicht, wohl aber den Zeitpunkt des Starts am 12. April 1332 NGZ. Wenn sie den Zeitplan einhalten wollten, durfte nichts dazwischenkommen.

»Es geht los!«, antwortete Phil. Das war alles.

Unter ihnen rumorte der Boden. Ein Zittern durchlief das Gestein. Nach und nach schwoll es zu einem heftigen Rütteln an.

In Situationen wie dieser wünschte Elena sich den Komfort der Syntronsteuerungen und der Hypertropzapfer zurück. Seit Energie nicht mehr in unendlicher Fülle zur Verfügung stand, fehlten die Dämpfungsfelder der gewaltigen Schleusenmechanismen.

Ein Ruck ging durch den Untergrund. Erste Steine lösten sich aus den Schründen der Steilwände. Fast gemütlich fielen sie abwärts, tauchten in den Staub des Kraterbodens ein und verschwanden.

Ein zweiter Ruck folgte, stärker als der erste. Es war, als würde ein unsichtbarer Gegner Elena die Stiefel unter dem Körper wegtreten. Gleichzeitig bildeten sich im Staub lange Rillen, die an Flusstäler in einem topografischen Modell erinnerten. Mit der Schulter prallte Elena gegen Phil, holte den Energietechniker ebenfalls von den Beinen.

Etwas läuft schief!, durchzuckte sie ein Gedanke. Mit dem Gesicht nach unten segelte sie in den Staub.

»Gefahr in Sektor Levis-Zwei!«, sagte sie hastig in ihr Funkgerät, während sie sich zur Seite rollte und mit den Handschuhen die Helmscheibe abwischte.

Undeutlich nahm sie die spitzen Zacken des Kopernikus-Zentralmassivs wahr. Ein Stück weiter links, wo Elena den Rand des Hangarschotts vermutete, wölbte ein Feuerball den Untergrund auseinander. Die Mondoberfläche zerplatzte förmlich. Gleichzeitig schrillte in ihrem Helmempfänger der Alarm.

 

*

 

Ausgerechnet jetzt! Bisher war alles wie am Schnürchen gelaufen.

Etwas zu heftig stieß Elena sich ab, bekam zu viel Schwung und verlor den Kontakt zum Boden. Unter ihr krebste Phil mit schildkrötenhaften Bewegungen durch den Staub. Er wirbelte Schmutz auf, der ihm die Sicht nahm. Er sah nicht, was sich drüben vor dem Zentralgebirge abspielte.

Eine Feuerlohe stieg in den Himmel, nur um sofort wieder zu ersterben, doch Oberflächentrümmer spritzten nach allen Seiten, auch in ihre Richtung. Elena wusste, wie gefährlich die Situation war. Die Sicherheitsautomatik projizierte zwar energetische Felder, aber ob sie alle Trümmerstücke abfangen konnte ...?

Man wird noch hysterisch, dachte sie. Als ob Positroniken bessere Faustkeile und Syntrons göttliche Offenbarungen gewesen wären. Die Positronik schafft das schon. Denke ich.

Im gleichen Moment erzeugte die Positronik ihres Raumanzugs ein leises, gleichmäßiges Piepsen als Hinweis, dass in wenigen Augenblicken eine lebenswichtige Durchsage kam.

Phils Bewegungen im Staub wurden schneller. Er gab ein ungleichmäßiges Keuchen von sich.

»Bloß keine Panik«, sagte Elena. Vor ihr tauchten ein paar Felszacken auf. Ein Stück dahinter ragte das dunkle Metall der Mannschleuse auf.

»Bitte beeilt euch!«, meldete sich die Positronik zu Wort. »Einige Trümmerstücke konnten sich den ersten Fesselfeldern entziehen.«

Verdammt! So viel zu meinem Glauben an Positroniken! Nimm die Beine unter die Arme!

Bei 0,16 Gravos war das leichter gedacht als getan.

Elena bekam eine der Felszacken zu fassen. Hastig hangelte sie sich hinab zum Boden. Die Entfernung bis zur Schleuse schätzte sie auf zehn Meter. Mit tapsigen Schritten bewegte sie sich darauf zu. Jede Faser ihres Körpers schien bis zum Zerreißen angespannt.

Sie wirbelte Steine und große Felsbrocken in die Luft, katapultierte sie vor sich her.

»Phil?« Für ein paar Augenblicke hatte sie ihn aus den Augen verloren. Jetzt schien er spurlos verschwunden zu sein. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihr breit. Zeit, es zu analysieren, ließen ihr die Ereignisse nicht.

Wieder keuchte er: »Ich bin ... schräg über ... dir.« In knapp vier Metern Höhe trieb er dahin.

»Hölle!«, entfuhr es ihr. Hinter ihm trudelte in tödlicher Eleganz und scheinbarer Langsamkeit ein großes, pfeilspitzenförmiges Trümmerstück heran. Wenn niemand etwas unternahm, hatte Phil keine Chance.

Mit einem Satz warf sich Elena Richtung Schleusenschott. Sie bekam eine der Halterungen zu fassen. Während sie sich mit dem linken Ellenbogen einhängte, löste sie den Notfall-Versorgungsschlauch von ihren Hüften. »Phil, pass auf! Fang!«

Sie warf den Schlauch mit dem Bajonettverschluss voran in die Höhe. Phil krümmte sich. Es gelang ihm, den Verschluss zwischen seinen Beinen einzuklemmen. Hastig griff er danach.

Der Schlauch spannte sich. Der Ruck riss Phil das Ding wieder aus der Hand.

Mist! Elena Dworkoff überlegte fieberhaft, wie sie das Unheil doch noch abwenden konnte. Sie riss den Schlauch unmittelbar am Anzug ab, verknotete ihn an der Halterung und winkelte die Knie an. Nicht an das Trümmerstück denken! Mit etwas zu viel Drall schoss sie nach oben, auf Phil zu. Der Schlauch glitt zwischen ihren Handschuhen entlang. »Okay. Jetzt!«

Phil grabschte nach ihr, bekam ihre rechte Schulter zu fassen. Sie spürte, wie er sich mit den Fingern an den Befestigungen des Rückentornisters verhakte.

Der Schlauch hielt. Elena hangelte sich abwärts.

»Trümmerstück aufgefangen«, verkündete die Positronik. Staunend sah Elena, wie der Flug der Pfeilspitze in einem kaum sichtbaren, silbrigen Kokon zum Stillstand kam. Verdammt, das war knapp.

»Keine Entwarnung, wiederhole: keine Entwarnung«, setzte die künstliche Stimme fort. »Weitere Trümmer im Anflug bei sinkendem Energiepegel. Es besteht Gefahr. Fesselfeldprojektoren ...«

Elena stöhnte auf. Trügerische Hoffnung! Sie mussten die Sicherheit der Schleuse erreichen, ehe ... Endlich – die Halterung! Elena zog sich nach unten, bis Phil sich ebenfalls an der Stange festhalten konnte. Die Hälften des Außenschotts glitten auseinander. Sie versetzte Phil einen Stoß, der ihn in die Schleuse beförderte. Die beiden Stahlhälften schlossen sich schon wieder, und Elena machte, dass sie hineinkam.

Der Schwung trieb sie bis zum Innenschott, wo Phil wie ein bizarr menschlicher Dummy an der Wand hing. Unversehens landete sie in seinen Armen. Gemeinsam rutschten sie zu Boden.

Durch den schmalen Spalt des Außenschotts sahen sie einen gewaltigen schwarzen Schatten, der mit einer scheinbar beiläufigen Bewegung die im Nichts schwebende Pfeilspitze streifte.

»Elena!« Das Innenschott hatte sich geöffnet. Phil riss sie mit sich in den Korridor. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, rannte hinter ihm her in Richtung Sicherheitsraum. Das gewaltige schwarze Ding prallte gegen das sich schließende Außenschott. Sie vermeinte ein Bersten und Kreischen und Reißen zu vernehmen, aber das war schiere Einbildung.

Elena fluchte lautlos. Sie hatten es bis hierher geschafft – aber wenn jetzt ... Die Hälften des Innenschotts schlossen sich zu langsam. Die Metallhälften des Außenschotts platzten im Vakuum, sie sah es. Elena hielt die Luft an. Ein paar Sekunden noch.

»Phil, ich ...«

Sie bereute, ihm nicht längst gesagt zu haben, was sie für ihn empfand. Jetzt war es zu spät.

Das gigantische Trümmerstück raste auf sie zu.

2.

 

Auf dem Konsolenmonitor zeichnete sich die Zelle ab, in die sie die zweifache Mörderin gesteckt hatten. Julian Tifflor beobachtete die schmächtige Gestalt, die ruhelos hin und her ging, von der Tür bis zum Bett und zurück, vom Regal an der linken Wand bis zum Wasserautomaten auf der rechten.

Kann es denn tatsächlich sein?, fragte sich der LFT-Außenminister. Ist das wirklich Bré Tsinga?

Er wusste, dass kein Irrtum möglich war, dennoch wehrte er sich noch immer vehement gegen den Gedanken, eine Mörderin vor sich zu haben. Nicht Bré!

Ein Mensch, der anderen unter Einsatz seines Lebens half, verkehrte sich nicht über Nacht ins Gegenteil. Bisher besaßen sie in der LFT keine Beweise für ihre Vermutungen, mussten sich mit den nackten Tatsachen begnügen.

Bré war zur Jüngerin Gon-Orbhons geworden, aus freien Stücken, wie es schien. Dennoch ...

Die Ärzte hatten die Kosmopsychologin mit allen Mitteln der Technik untersucht und nichts gefunden. Bré dachte und handelte unbeeinflusst. Darüber hinaus war Carlosch Imberlock kein Psiont, der seine Anhänger suggestiv bearbeitete.

Es ist schrecklich!

Tiff nahm ruckartig den Blick vom Monitor. Er blätterte in den Folien mit den Verhörprotokollen. Sie lieferten auch keinen Hinweis oder Beweis dafür, dass die Jünger Gon-Orbhons eine kriminelle Vereinigung bildeten.

»Die Jünger des Gottes Gon-Orbhon befolgen Recht und Gesetz – solange es Recht und Gesetz noch gibt«, wiederholte Tiff halblaut die Worte der Kosmopsychologin.

Ein Dutzend Mal hatte er diesen Ausspruch nach allen Regeln der Kunst untersucht, Interpretationen versucht, selbst NATHAN auf eine Auswertung und mögliche Schlussfolgerungen angesetzt. Ein klares Bild ergab sich nach drei Monaten immer noch nicht. Der Ausspruch beinhaltete keine erkennbare Absicht, aktiv an der Beseitigung von Recht und Gesetz mitzuwirken. Doch die Drohung, die dahinter stand ...

Tiff hielt Imberlocks Bekenntnisse zum Rechtsstaat in dieser Hinsicht für reine Augenwischerei.

Bré hatte in der Zeit ihrer Haft vier Kilo abgenommen, bei guter Verpflegung und ausreichender sportlicher Betätigung. Etwas schien langsam die Energien ihres Körpers zu verzehren, ohne dass die Messgeräte eine Ursache fanden.

Vielleicht hätten wir Gaur zu ihr lassen sollen, dachte Tiff. Gaur war Brés Sohn. Nein, es ist bestimmt besser, wir warten noch eine Weile.

Mondra Diamond vermutete, dass Bré Tsinga den eigenen Sohn nicht wiedererkannte, so fremd war sie sich selbst geworden. Einer solchen Konfrontation wollte sie den jungen Mann nicht aussetzen.

Tiff schaltete den Monitor ab. Er wandte sich an Maurenzi Curtiz. Der Erste Terraner blickte noch immer auf den inzwischen leeren Bildschirm.

»Manchmal möchte ich mit der bloßen Faust dreinschlagen«, sagte der LFT-Außenminister.

Curtiz starrte ihn erschrocken an. »Tiff, wie kannst du ...«

»Das kann ich dir ganz genau erklären«, fiel er dem Ersten Terraner ins Wort. »Es liegt auf der Hand, dass diese Organisation kriminelle Ziele verfolgt. Und was tun die Behörden? Sie unternehmen nichts.«

»Das stimmt nicht, und du weißt das, Tiff.«

»Beobachtung ist noch lange keine Prävention. Wie hoch, glaubst du, ist die Zahl der Anhänger Gon-Orbhons, die ein Attentat planen, ohne dass Imberlock etwas davon weiß?«

Maurenzi zuckte hilflos mit den Schultern. Er wusste es ebenso wenig wie alle anderen Menschen auf Terra.

»Hier!« Tiff fischte nach einer Folie mitten im gewaltigen Stapel und hielt sie dem Ersten Terraner herausfordernd unter die Nase. »Die Zahl der Anhänger Gon-Orbhons nimmt mit jeder Minute zu. Inzwischen sind es Millionen. Irgendwann bilden sie die Mehrheit der terranischen Bevölkerung. Wenn es so weitergeht, bleiben uns nur noch ein paar Monate, bis es so weit ist. Wir haben keine Zeit, die Hände in den Schoß zu legen.«

Heerscharen werden aus der Schwärze kommen, aus der Tiefe des Alls, wiederholte er in Gedanken eine Textstelle aus dem Buch Gon.

Tiff hatte keine Lust, diesen Tag zu erleben. Er musste an die Horden von Garbesch denken und an die Flotten der Tolkander – und ob die Heerscharen Gon-Orbhons schlimmer oder weniger schlimm werden würden.

Wahrscheinlich, bei ihrem Glück, schlimmer. Die Progression der Gefahr, dachte er betrübt.

»Demokratie, die nicht wehrhaft ist, die dem anderen jede erdenkliche Möglichkeit einräumt, den Rechtsstaat zu vernichten, führt sich selbst ad absurdum«, sagte Tiff laut. »Der Spruch ›Wehret den Anfängen‹ besitzt nicht umsonst eine Tradition, die so alt wie der Humanismus auf unserem Planeten ist.«

»Es ist ein sehr frommer Wunsch, Tiff.«

Natürlich wusste Julian Tifflor genauso gut wie der Erste Terraner, dass sie dadurch Anschläge nicht vollständig ausschließen konnten. Insbesondere Selbstmordattentäter ließen sich dadurch kaum beeindrucken. Aber alle anderen sehr wohl. Je stärker der psychologische Druck war, den sie ausübten, desto weniger Attentäter würden zur Tat schreiten – hoffte er.

»Ich werde Noviel Residor bitten, schärfer gegen Imberlocks Gemeinschaft vorzugehen«, fuhr der Außenminister fort.

»Also gut. Ich bin einverstanden.« Curtiz seufzte. »Entschuldige mich jetzt, ich muss in die Parlamentssitzung.« Der Erste Terraner machte sich auf den Weg.

 

*

 

Kaum war er gegangen, traf Mondra Diamond ein. Der ansonsten meist unvermeidliche Zwergelefant Norman war diesmal nicht bei ihr; sie brachte einen Holowürfel, in dem Aufnahmen vom so genannten Tempel der Degression gespeichert waren. Wortlos legte Perry Rhodans ehemalige Gefährtin ihn auf den Schreibtisch und aktivierte die Projektionssequenz.