cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

Zwischenspiel 1

4.

Zwischenspiel 2

5.

6.

Zwischenspiel 3

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 2257

 

Der Mikrodieb

 

Sie erreichen die Magellansche Wolke – in der RICHARD BURTON läuft eine fieberhafte Suche

 

Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Auf den von Menschen und ihren Nachkommen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1333 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Aufgrund des so genannten Hyperimpedanz-Schocks herrscht in der Galaxis eine bizarre Mischung aus wirtschaftlichem Niedergang und wagemutiger Aufbruchsstimmung.

Auf Terra, der Urheimat der Menschheit, leben zudem viele Menschen in wachsender Angst: Der mysteriöse »Gott« Gon-Orbhon greift aus dem Dunkel heraus nach der Macht. Die Regierung vermutet sein Versteck in der Großen Magellanschen Wolke. Eine Expedition soll das Übel an der Wurzel packen.

Unter dem Decknamen »Operation Kristallsturm« brach die RICHARD BURTON schon vor einem halben Jahr auf. Mit an Bord sind die Aktivatorträger Reginald Bull, Gucky und Icho Tolot, aber auch die arkonidische Admiralin Ascari da Vivo in Begleitung eines echsenhaften Leibwächters und des Wissenschaftlers Trerok.

Nach langem Flug nähert sich die RICHARD BURTON ihrem Ziel. Doch nun wird ein seltsames Wesen aktiv: DER MIKRODIEB ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Unsterbliche muss seiner Mission Opfer bringen.

Gucky – Der Multimutant wird mehrfach gefordert.

Icho Tolot – Der Haluter wirkt als Gefangenenwärter.

Kantiran – Der angebliche Sternenbastard stellt sich seiner Erzfeindin.

Ascari da Vivo – Die Admiralin betreibt ihre Art von Politik.

1.

 

Dieser Flug verläuft zu glatt. Seit MORGENROT-5 kein einziger Zwischenfall, alles funktioniert nach Plan. Das Schiff durchpflügt den interstellaren Leerraum zwischen Milchstraße und Großer Magellanscher Wolke so souverän wie eine Kobaltwalze der Kosmokraten. Fünf Monate geht das schon so. Mir gefällt das nicht.

Keine explodierten Nugas-Kugeln, keine defekten Speicherbänke – selbst die Hawks schienen das Stadium der Kinderkrankheiten hinter sich zu haben. Aber das war es nicht allein, was mir Kopfzerbrechen bereitete. Beim Gedanken, wir könnten sehenden Auges in einen Hinterhalt fliegen, richteten sich mir die feinen Nackenhärchen auf. Ich spürte eine unbestimmte Gefahr. Gleichzeitig schalt ich mich einen Narren.

Du bist der geborene Schwarzseher! Solche Kommentare begleiteten mein Leben seit meiner Kindheit und Jugend, und sie schienen Legion.

Irgendwann hatte ich gelernt, damit zu leben. Nach achtzig Jahren glaubte ich inzwischen selbst daran, obwohl die Statistik eindeutig gegen mich sprach.

Wann kapieren sie es endlich? Übertriebene Vorsicht hatte noch nie geschadet.

Der größte Teil der Menschheit war offenbar anderer Meinung. Ihnen gegenüber hatte ich mit der Zeit ein dickes Fell entwickelt. Das fiel allerdings kaum auf, weil meine Sensibilität in anderen Bereichen erhalten blieb.

Ich sah mich in unserer Mess- und Auswertungsstation um. In der RICHARD BURTON gab es Dutzende davon. Aber unsere lag in der Zentralkugel, dieser Spezialfestung innerhalb des Giganten mit seinen 3,05 Milliarden Kubikmetern Volumen. Damit war sie automatisch die wichtigste von allen.

Und ich war ihr Chef.

Mein Blick blieb an Jenna Darfours breitem Rücken hängen, der das Terminal der Endkontrolle komplett verdeckte. Seit Stunden saß sie nahezu reglos. Noch immer baute sich das dreidimensionale Feld der Holoprojektion nicht auf. Die Positronik wartete auf die Flugdaten der letzten Linearetappen, die wir zurückgelegt hatten. Sechs lagen noch vor uns, was dreihundert Lichtjahren entsprach.

Jenna ihrerseits wartete auf das Bereitschaftssignal der mobilen Zusatzpositronik, mit der wir fast ununterbrochen arbeiteten. Ich ließ meinen Blick weiter wandern. Rechts zwischen den provisorisch befestigten Messbänken kauerte Henner Fernand. Nur die Stiefel ragten aus dem Loch, in das er gekrochen war. Sein lauter, hektischer Atem zeigte an, dass es dort drinnen nicht gerade bequem war.

»Und?«, fragte ich.

»Nichts«, klang es dumpf aus dem Schrank. »Ich kann den verdammten Fehler nicht finden.«

Wenigstens etwas, dachte ich. Meine Laune besserte sich zusehends, die düsteren Gedanken über den reibungslosen Flug verflüchtigten sich.

Seit MORGENROT-5 bewegte sich das Schiff Tag für Tag im Plansoll. Kein einziges Mal hatte es in diesen fünf Monaten eine Abweichung von mehr als zwölf Stunden gegeben.

Und das bei einem Flug von über 120.000 Lichtjahren.

In den Kantinen der Zentrumskugel redeten sie übereifrig von der Ankunft. Den Vergleich, dass die RICHARD BURTON längs des Jetstrahls wie an einer Schnur flog, fand ich töricht, weil er den Sachverhalt nicht präzise genug traf. Wir flogen keineswegs an dem Strahl entlang.

Wenn dieses Wesen namens Gon-Orbhon uns entdeckte, hatten wir die Mühen umsonst auf uns genommen. »Operation Kristallsturm« hatte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es gelang, uns unbemerkt an diesen Gott anzuschleichen, der die Menschen auf Terra und im Solsystem nach und nach unter seinen Einfluss zwang.

Ich seufzte. »Bring den Schrank hierher. Wir zerlegen ihn.«

Die mobile Positronik hatte seit dem Abflug von Hayok am 5. August funktioniert, bis vor dreißig Minuten.

»Der Scanner ist auch beschädigt«, hörte ich Fernand murmeln. »Das muss mit dem Teufel zugehen!«

Irgendwie sprach er mir aus dem Herzen. Übergangslos empfand ich ausgesprochene Sympathie für den ansonsten unscheinbaren Spezialisten. Vielleicht sind auch andere Geräte an Bord betroffen. Dann handelt es sich um ein umfassenderes Phänomen.

»Leute, wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was dann geschehen kann, haben wir schließlich erst neulich erlebt.« Zögernd wandte ich mich zu Tamara Jegerova um. Uns allen standen die Bilder von Bord des Weltraumbahnhofs noch allzu deutlich vor Augen. Jegerovas Hand lag bereits über der Vertiefung mit dem Alarmknopf. Sie warf mir einen Blick zu, lasziv und fragend zugleich. Ihre rauchige Stimme ließ mich an alles Mögliche denken, nur nicht an die Gefahr, in der wir uns vielleicht befanden.

»Alf, soll ich?«

Als ich keine Antwort gab, schlug sie mit der flachen Hand auf ihre Konsole.

»Alfven Hyers, ich rede mit dir!«

Ich zuckte zusammen. »Nein, keinen Alarm«, sagte ich hastig. Oder doch? »Gib eine Information an die Hauptleitzentrale weiter, Tam. Vielleicht liegen ähnliche Meldungen aus anderen Abteilungen vor.«

Wenigstens funktionierte die Hyperortung tadellos. Weit und breit gab es keine Anzeichen eines Tryortan-Schlundes, der unsere Geräte und unsere Wahrnehmung hätte beeinflussen können.

Ist da draußen vielleicht etwas anderes? Wir wussten viel zu wenig über die Leerräume zwischen den Sterneninseln. Jahrtausendelang hatten wir sie durchflogen, uns nur selten in ihnen aufgehalten. Wer konnte schon sagen, welche Überraschungen uns hier erwarteten? Überraschungen, die unsere Sensoren gar nicht oder viel zu spät entdecken mochten?

Fieberhaft checkte ich alle Systeme unserer Abteilung. Sie funktionierten einwandfrei bis auf die Positronik und den Scanner. Jenna reichte Henner einen anderen Scanner, prüfte danach das beschädigte Teil, indem sie es in eine Schublade unserer Makro-Testeinheit legte.

»Das Gerät ist in Ordnung«, meldete die Stationspositronik.

»Schön. Und was ist mit dem Schrank da?« Ich wusste die Antwort schon, bevor der Automat sie gab.

»Er arbeitet fehlerhaft.«

Henner musste weitersuchen.

»Es liegen keine weiteren Meldungen über Ausfälle vor«, säuselte Tamara hinter meinem Rücken. »Das will zum jetzigen Zeitpunkt aber nichts heißen.«

Es tat unendlich gut, dass sie einer Meinung mit mir war.

»Wir fahren zweigleisig.« Über die Beschaffungsabteilung orderte ich eine Ersatzpositronik. Während Henner weiterhin reparierte, würden wir anderen uns um die Auswertung der Daten kümmern.

»He«, machte Fernand in diesem Augenblick. »Jetzt funktioniert der Scanner endlich.«

Inzwischen war ich überzeugt, dass er es die ganze Zeit getan hatte.

»Bitte, beeil dich«, sagte ich nach einem Blick über Jennas Schulter. Auf dem Hologramm zeichnete sich übergangslos das Gesicht des Verteidigungsministers der LFT ab. Reginald Bull war zugleich der Leiter unserer Expedition nach Magellan und wirkte derzeit ziemlich grimmig.

Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.

»Ich weiß ja nicht, was ihr die ganze Zeit treibt«, knurrte er. Täuschte ich mich, oder klang seine Stimme ein wenig angriffslustig? »Ihr wollt uns mit eurer Ausfallmeldung doch hoffentlich nicht die Flugbilanz versauen.«

»Nicht im Mindesten!«, entfuhr es mir. »Du kannst mir glauben.«

Die Miene des Unsterblichen entspannte sich. »Wäre ja gelacht, wenn wir es nicht ohne Zwischenfälle bis ans Ziel schaffen würden. Oder bist du anderer Meinung?«

Klang das etwa nach Provokation? Er hat deine Personalakte gelesen und dein Psychogramm studiert!

»Selbstverständlich nicht!«, sagte ich hastig.

»Haltet mich auf dem Laufenden!« Bull schaltete ab.

Die Blicke der beiden Frauen ruhten auf mir. Ich versuchte, ihnen irgendwie standzuhalten. Henner Fernand rettete mich mit einer Erfolgsmeldung.

»Jetzt hab ich's. Es ist eine Energiekupplung, die sich gelockert hat.« Er sprach es einfach so dahin und schien sich erst nach und nach darüber klar zu werden, was er da gesagt hatte.

»Eine Energiekupplung ist keine simple Steckverbindung«, flüsterte ich. »Entweder ist sie nicht richtig eingerastet, oder jemand hat sie gelöst.«

Vor dreißig Minuten.

»Die Roboter auf Luna haben beim Einbau geschlampt«, vermutete Jenna, aber es klang wenig überzeugend.

Jemand sabotiert die Abteilung, ist es das?

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Sechs Stunden schoben wir schon Dienst. Nach acht Stunden kam die Ablösung.

»Ich geb einen aus«, schlug Jenna Darfour vor. »Ich glaube, wir haben uns eine kleine Pause verdient.«

Sie dauerte eine Viertelstunde. Als wir in die Abteilung zurückkehrten, kroch Henner sofort wieder in sein Loch. Es dauerte nur Augenblicke, dann hörten wir ihn fluchen.

»Mist, das Ding ist weg!«

Ich trat neben den Schrank. »Was ist weg?«

»Die Kupplung. Sie ist spurlos verschwunden.«

»Bist du ganz sicher?«

»Ja.«

Die Dinger waren zwanzig Zentimeter lang und bis zu acht Zentimeter dick. Sie besaßen zwei Flansche aus hoch verdichtetem Terkonit, die automatisch einrasteten. Sie verschwanden nicht einfach so.

Jenna lachte plötzlich lauthals. »Da spielt uns jemand einen Streich. Aber wer?«

Mir ging ein Licht auf. Die ganze Zeit wunderte ich mich schon, wieso Reginald Bull sich persönlich um diese untergeordnete Fehlermeldung gekümmert hatte.

Henner kroch aus dem Schrank. »Ein kleines Pelzwesen, das kommt und geht, wie es ihm passt«, fauchte er und zeigte die obere Zahnreihe. »Meinst du das?«

Jenna nickte heftig.

Es passte zusammen wie Stecker und Buchse. Erst hatte er die Anschlüsse telekinetisch gelockert, dann hatte er die Kupplung in unserer Abwesenheit aus dem Loch schweben lassen.

»Gucky, gib uns unsere Kupplung wieder«, sagte ich in der Annahme, dass sich der Ilt irgendwo in der Nähe versteckt hielt.

Aber es blieb still. Vermutlich war er längst teleportiert.

 

*

 

Plötzlich wimmelte es in unserer Abteilung nur so von Prominenz. Sie hätten sich die Darstellung auch in die Hauptleitzentrale projizieren können, aber irgendein Teufel schien sie geritten zu haben, leibhaftig hier aufzukreuzen.

Mir wurde ganz anders, als ich neben Oberst Ranjif Pragesh Lei Kun-Schmitt und den Ilt entdeckte. Und dann trat als Letzter auch noch Bully ein.

Henner stieß leise die Luft zwischen den Zähnen hindurch.

Verlier jetzt bloß nicht die Nerven, Alf!, machte ich mir Mut.

Der Ilt grinste zu mir herüber, während Bully langsam um die Projektion herumging. Die Kurve zeigte ein gleichmäßiges Bild, so, wie wir es erwartet hatten. Erst sank sie abwärts, dann aufwärts, bis sie den alten Wert erreichte.

Das Prinzip war uns seit Jahren bekannt. In der Nähe von großen Massekonzentrationen wichen die astronomischen und kosmischen Konstanten von jenen Werten ab, die sie im interstellaren oder intergalaktischen Raum aufwiesen. In unserem Fall war es darum gegangen, ob das auch unter den Bedingungen des erhöhten Hyperwiderstands galt.

Zwanzigtausend Lichtjahre hinter MORGENROT-5 hatte es angefangen. Was erst ein simpler Messfehler hätte sein können, erwies sich als zuverlässiges Abbild der gewohnten Verhältnisse, nur eben auf einem etwas höheren Level.

»Ihr seht hier die bisherige Verlaufskurve der Hyperimpedanz«, erläuterte ich.

In Gedanken weilte ich allerdings mehr bei Tamaras Kurven. Die Sicherheitsbeauftragte lehnte betont lässig an ihrem Sessel und tat, als sei sie sich der extrem hohen Anziehungskraft ihres Körpers gar nicht bewusst. Jenna mit ihrem rotblonden Stachelhaar kreiste da eher wie ein kleiner, blasser Trabant um ihren gelockten Planeten namens Henner Fernand.

Das Hologramm entfaltete seine ganze statistische Pracht in Grün, Rot, Blau, Gelb, dazwischen weiße Linien, die zu Textmarkierungen außerhalb der eigentlichen Darstellung führten. Links ragte der Rand der Milchstraße ins Bild, schräg von unten gesehen. Rechts hing die Große Magellansche Wolke mit ihren Begleitern. Ein grellgrüner Stab verband die beiden Sterneninseln. Er kam von außerhalb des Bildes aus der Westside unserer Galaxis und mündete im Sternengewimmel Magellans.

»60.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt sinkt die Hyperimpedanz kontinuierlich bis 20.000 Lichtjahre vor Magellan, also über gut 80.000 Lichtjahre hinweg. Den tiefsten Wert erreicht sie 38.000 Lichtjahre vor Navo-Nord. Das heißt, drei Viertel der Strecke sinkt die Hyperimpedanz, erreicht also nach 60.000 Lichtjahren fünf Prozent geringere Werte als in sternenreichen Regionen und steigt danach innerhalb von 20.000 Lichtjahren wieder auf ihren ursprünglichen Wert an. Die Librationszone, jener Bereich, in dem sich die Anziehungskraft der Milchstraße und die der Großen Magellanschen Wolke gegenseitig die Waage halten, liegt demzufolge 120.000 Lichtjahre von Sol und 40.000 Lichtjahre von Navo-Nord entfernt.«

Ich warf einen kurzen Blick auf Reginald Bull. Er starrte das Hologramm an, als wollte er es auffressen.

»Die Haltbarkeit der Hawk-I-Kompensationskonverter verhält sich umgekehrt proportional dazu«, fuhr ich etwas lauter und eindringlicher fort. »Ihre Reichweite erhöhte sich in diesem Streckenabschnitt nach und nach um eben diese fünf Prozent.«

Es machte gerade mal 125 Lichtjahre pro Gerät mehr aus. Das bedeutete, dass wir nicht die veranschlagten 40, sondern nur 38 Aggregate für die Strecke bis zur Großen Magellanschen Wolke benötigten. Immerhin zwei weniger und doch unter dem Strich lächerlich wenig. Mit der gewonnenen Kapazität ließ sich gerade mal ein Fünftel der GMW durchqueren.

Bull schien ähnlich zu denken, denn sein Gesicht verfinsterte sich.

»Und weiter?«, fragte er. »Welche Erkenntnisse liefern die Messungen sonst noch?«

»Keine, die uns derzeit irgendetwas nutzen würden.«

»Danke für die Erläuterungen, Alf«, sagte Bull. Dann war er schon draußen.

Die Mitglieder der Zentrale-Besatzung folgten ihm hastig. Nur der Ilt blieb in der Nähe der Tür stehen, als warte er auf etwas.

Langsam ging ich auf ihn zu. »Können wir dich einen Augenblick sprechen, Gucky?«

»Ich weiß, was ihr auf dem Herzen habt. Tut mir Leid, Alf. Mit der Kupplung habe ich nichts zu tun.«

Seine Augen funkelten, und seine Stimme klang nachsichtig und nachdrücklich zugleich. Ich war überzeugt, dass er die Wahrheit sagte.

»Wer aber dann?«, seufzte Henner Fernand.

»Installiert doch Beobachtungskameras, dann findet ihr es bestimmt schnell heraus.«

»Danke, Gucky!«, sagte ich schnell, aber da stürzte die Luft schon mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch in das Vakuum, das der einen Meter große Körper hinterlassen hatte. Der Ilt war teleportiert.

Wir sahen uns an, ein wenig ratlos, aber fest entschlossen, hinter das Verschwinden der Kupplung zu kommen.

»Wir machen erst einmal Feierabend«, sagte ich nach einem Blick auf mein Armband. In drei, vier Minuten war Schichtwechsel. »Positronik, was steht morgen auf dem Programm?«

»Daellian braucht dich für die Ultra-Giraffe.«

Der Zeitpunkt unseres endgültigen Einsatzes rückte langsam näher. Die Jagd auf Gon-Orbhon ...

 

*

 

Zu den wesentlichen Erkenntnissen unserer jahrtausendealten Raumfahrt zählten meiner Meinung nach die miteinander korrespondierenden Kontinua. Erscheinungen des vierdimensionalen Standarduniversums wie Masse, Energie sowie die konventionellen Fundamentalkräfte waren Äquivalente höherdimensionaler Vorgänge, sozusagen Spiegelungen dessen, was im fünfdimensionalen Kontinuum vor sich ging.

Führende Wissenschaftler wie Myles Kantor gingen so weit zu sagen, dass Ereignisse in jenem Hyperkontinuum automatisch Abdrücke im Standardraum erzeugten. Wissenschaftlich bewiesen war zum Beispiel die vierdimensionale Gravitation als Abdruck der fünfdimensionalen Hyperbarie. Und im Bereich des Hyperfunks gab es – mit allen Vorbehalten, die dieser Begriff erforderlich macht – Analogien zur Elektromagnetik.

Was den Gon-Orbhon-Jetstrahl anging, so gelang es uns bisher nicht, auch nur Spuren eines Abdrucks im Normalraum nachzuweisen. In unzähligen Versuchen hatten wir es probiert, während der Flugpausen und im Linearraum. Aus keiner energetischen Perspektive heraus hatte sich etwas geändert.

Für mich nannte ich den Jetstrahl inzwischen nur noch »die Stange«. Als hätte ein Klempner von Sol eine Leitung in die Große Magellansche Wolke verlegt, zeichnete sich das Ding auf der Hyperortung ab – makellos, ohne Faserungen, Bogen oder andere Störungen. Außen war es so glatt, als habe jemand es poliert.

Wenn es wenigstens innen hohl gewesen wäre, eine Röhre also, hätte der Gedanke nahe gelegen, das etwas darin floss. Aber es war kompakt und hoch verdichtet.

Und, wie gesagt, es fehlte der Abdruck.

Seither vermaßen wir die Stange gleichzeitig mit der »Ultra-Giraffe« und dem Hyperorter.