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Der Autor:

Klaus Farin, geboren 1958 in Gelsenkirchen, lebt seit 1980 – Punk sei Dank – in Berlin. Nach Tätigkeiten als Schülerzeitungsredakteur und Fanzine-Macher, Konzertveranstalter und -Security, Buchhändler und Journalist ist er heute freier Autor und Vortragsreisender in Schulen und Hochschulen, Jugendklubs und Justizvollzugsanstalten, Akademien und Unternehmen. Diverse Veröffentlichungen über Skinheads, Fußballfans, Gothics, Karl May und andere (zuletzt: Frei.Wild. Hirnkost 2016).

Von 1998 bis 2011 war Klaus Farin Leiter des auch von ihm gegründeten Archiv der Jugendkulturen. Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Respekt – Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung (www.respekt-stiftung.de) und im Vorstand von Aktion Courage e. V., dem Träger des Projektes „Schule ohne Rassismus“ (www.schule-ohne-rassismus.org).

Das Motto seiner Arbeit: „Wer sich auf die Realität einlässt, muss die beruhigende Eindeutigkeit aufgeben.“

Bei Interesse an einer Veranstaltung mit Klaus Farin senden Sie bitte eine E-Mail an: klaus.farin@hirnkost.de

Weitere Infos: www.klaus-farin.de.

Inhalt

Vorwort: „Onkelz hört man nicht, Onkelz lebt man.“

Die Fanz

Die Entstehung der www.bo-merch.de

Forever Youngs und Best Agers – Onkelz-Fans sind keine Jugendkultur

Landjugend und Ossis? Die regionale Herkunft der Fans

„Die Band der kleinen Leute“ – Was machen Onkelz-Fans eigentlich beruflich?

Wie wird man eigentlich Onkelz-Fan?

Stress

„Diese Band hat mein Leben gerettet. Sagt mein Therapeut.“

Ist auch Kevin heute noch glaubwürdig?

„Kein Konzert gegen Rechts“

Frei.Wild, Metallica, Rammstein, Broilers – was Böhse-Onkelz-Fan hören, wenn sie einmal nicht Böhse Onkelz hören

„Ich könnte mein ganzes Leben in Onkelz-Liedern beschreiben“

Zwiespältiges

Fazit

Quellen

Vorwort: „Onkelz hört man nicht, Onkelz lebt man.“

Vor 19 Jahren, im Herbst 1998, verschickte ich anlässlich der geplanten Veröffentlichung meines Buch der Erinnerungen. Die Fans der Böhsen Onkelz einen Aufruf an diverse Medien und kopierte und verteilte ihn ein paar tausend Mal bei Onkelz-Konzerten und -Partys, der Onkelz-Fans motivieren sollte, mir ihre persönliche Onkelz-Geschichte zu erzählen, warum es gerade diese Band war, die ihre Leidenschaft entfesselte hatte, wie ihre Umwelt darauf reagiert hatte. Parallel führte ich – schon seit 1990 – immer wieder Interviews mit Onkelz-Fans. Nachdem ich mich entschieden hatte, das 1999 erstveröffentlichte Werk nicht noch einmal nachzudrucken, sondern es komplett zu überarbeiten bzw. eigentlich ein neues Buch zu verfassen (immerhin war ja inzwischen Einiges passiert), lag es nahe, auch die Fan-Befragung zu wiederholen.

Abb. Buch der Erinnerungen Erstauflage und 8. Auflage

Heute ist das natürlich wesentlich einfacher durchzuführen. Statt über Monate hinweg durch die Republik zu reisen und Events zu besuchen, um dort Kontakte zu knüpfen und gedruckte Flyer zu verteilen, genügt es, den Aufruf wenige Wochen in möglichst viele Onkelz-Facebook-Gruppen zu posten und intensiv zu kommunizieren. Genau dies tat ich von Anfang März bis Mitte April 2017 mit Unterstützung zahlreicher engagierter Onkelz-Fans – und knapp 2.100 Fans beteiligten sich und füllten den Fragebogen online aus. (Wie viele Fans sich bei jeder einzelnen Frage beteiligten, wird im Folgenden immer angezeigt.) Dieser Band 2 meines neuen Onkelz-Werks, Die Fans, basiert auf dieser Studie und wird ergänzt durch weitere Zitate aus qualitativen Interviews und E-Mails bzw. eigene Beobachtungen, vor allem dort, wo die Befragung möglicherweise nicht erschöpfend und repräsentativ Auskunft geben kann.

Onkelz-Fan zu sein ist für mich etwas ganz Besonderes, weil ich mich nie so wohl fühle wie im Umgang mit anderen Onkelz-Fans. Es ist so, als würdest du jemanden dein Leben lang kennen, wenn derjenige dir sagt, dass er Onkelz hört. Die Onkelz singen einfach das, was ihre Fans denken und fühlen, und das wirkt sich auch auf die Freundschaft zwischen den Fans aus, die nicht nur Onkelz hören, sondern fühlen. Außenstehende werden das nie verstehen. Die Onkelz waren immer Außenseiter, sie wurden gehasst, verspottet und gehetzt. Ihre Fans sind auch oft Leute, die nicht immer konform mit der heutigen Gesellschaft sind. Die Onkelz geben ihren Fans das Gefühl, nicht alleine zu sein im Kampf gegen den Rest der Welt. Die Onkelz sagen, was sie denken, und das tun ihre Fans meistens auch, ehrlich und geradeaus, auch wenn das manchmal ein ganz schöner Schlag in die Fresse ist. Onkelz-Fans haben es echt nicht einfach, wenn sie sich in der Öffentlichkeit zu ihrer musikalischen Gesinnung bekennen. Meistens kommen Sprüche, von wegen Naziband oder so. Das ist auch wieder ein Grund, warum Onkelz-Fans so zusammenhalten. Entweder man liebt diese Musik oder man hasst sie, dazwischen gibt es nichts.“ – Dieses Statement eines Böhse-Onkelz-Fans beschreibt eigentlich schon alles, was die Onkelz-Familie ausmacht, und damit auch den Spannungsbogen dieses Buches. „Onkelz hört man nicht, Onkelz lebt man.“

Berlin, den 6. Mai 2017