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Dieses Buch ist ein Roman. Die Handlung und ihre Darsteller sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit wirklichen Personen oder Handlungen wären reiner Zufall. Die Pension ,Schlossruine' gibt es in der Wirklichkeit nicht. Auch das Restaurant ,Zum gammeligen Höllenhund' existiert ebenso wenig wie das erwähnte Gericht ,vorletzte Henkersmahlzeit'.

Günter-Christian Möller

Der letzte Chip

Kriminalroman

© 2017 Günter-Christian Möller

Autor: Günter-Christian Möller

Umschlag, Illustration: Ingeborg Geib

Lektorat, Korrektorat: Dr. Nicola Peczynsky

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN:978-3-7439-4403-9 (Paperback)
ISBN:978-3-7439-4404-6 (Hardcover)
ISBN:978-3-7439-4405-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

1

Tante Amalie

Tobias Leuchtner blickte über die Nasenspitze hinunter auf den Ball. Er hielt den Golfschläger zum Chippen locker in seinen beiden Händen. Erst einen kleinen Probeschwung, ohne den Ball zu berühren. Dann ein Stückchen nach vorn heran an den Ball. Irgendwie störten die langen Gräser. Tante Amalies Rasen ist einfach zu lang, dachte er. Er müsste mal wieder gemäht werden. Seine Gedanken schweiften ab. Leider war die Tante tot. Seit Kurzem. Die Ärmste war gerade erst pensioniert worden, als sie einem Herzinfarkt erlag, obwohl sie kaum über gesundheitliche Probleme geklagt hatte.

Sie hatte kurz nach Ende ihres Pädagogikstudiums Gerhard Jacobsen geheiratet. Ein Bankkaufmann, der dem Gerede zufolge vor fast dreißig Jahren mit Börsenspekulationen etliche Millionen gescheffelt hatte, angeblich mit Insiderinformationen. Als die Finanzbehörde glaubte, diese Gerüchte überprüfen zu müssen, war Gerhard vorsichtshalber ins Jenseits verschwunden. Ebenfalls ein Herzinfarkt. Kurz zuvor waren die Steuerfahnder auf eine erhebliche Summe gestoßen, die sich auf einem seiner Konten befunden hatte. Sie fanden, dass einige Ungereimtheiten bezüglich dieses Geldbetrages geklärt werden müssten. Doch da Gerhard keine Auskünfte mehr darüber geben konnte, blieb die Sache undurchsichtig. Denn Amalie hatte von seinen Geschäften keine Ahnung gehabt. Jedenfalls war das ihre Darstellung der damaligen Ereignisse.

Wenn es die Millionen jemals gegeben hatte, so blieben sie unauffindbar für die Erben. Wo hatte der alte Jacobsen sie bloß versteckt? Seine Witwe schien jedenfalls nichts von dem Geld zu wissen, denn sie unternahm nichts, um die Löcher im Dach des Strohdachhauses reparieren zu lassen. Ein Sturm vor einigen Wochen hatte dann ein Übriges getan. Nun regnete es auch noch durch, was Tobias erst letzte Nacht wieder unsanft zu spüren bekommen hatte. Denn mittlerweile gehörte das Haus in Schleswig ihm. Die Tante hatte es ihm vermacht.

Bei der Testamentseröffnung vorgestern hatte er sich noch darüber gefreut. Er war sogar erstaunt gewesen, dass ausgerechnet er es geerbt hatte. Denn die einzigen Dinge, die ihn mit der Tante verbanden, waren neben einigen gemeinsamen Vorfahren nur das Golfspielen und vielleicht noch die Tatsache, dass sie eine seiner Taufpatinnen gewesen war. Tobias hatte sie hin und wieder besucht und war mit ihr bei diesen Gelegenheiten über den wirklich sehr schönen Golfplatz bei Güby in der Nähe von Schleswig gelaufen. Mit Amalies Talent war es nicht weit her gewesen. Ihm war es ein Rätsel, wie sie jemals die Erlaubnis für die Nutzung des Golfplatzes bekommen hatte, nachdem sie ihm erklärt hatte, dass ihr Handicap bei 53 liege. Das war gerade eben mal ein Schlag besser als die Platzreife. Er selber hatte es immerhin auf ein Handicap von 30 gebracht.

Wegen der Schäden im Dach hatte er sofort einen Termin mit einem Makler ausgemacht. Der hatte sich das Haus angesehen und gemeint, es sei eigentlich abrissreif. Alles andere wäre Geldverschwendung. Tobias zweifelte dann aber an seiner Kompetenz, als er versuchte, ihm einen Bauunternehmer aufzuschwatzen, der das große Grundstück zu einem „sehr anständigen Preis" erwerben wollte.

Im Testament waren noch Tobias Schwester Brunhilde und sein Bruder Tristan mit einigen verwandtschaftlichen Gemeinheiten bedacht worden. Brunhilde hatte die umfangreiche Briefmarkensammlung bekommen, weil sie so selten Briefe an die Tante geschrieben und sie auch kaum besucht hatte. Nun habe sie genügend Marken, las der Notar Amalies letzte Worte vor, um sich besser um ihre Familie zu kümmern.

Tristan hatte das gesamte alte Porzellan und einige handbemalte Strandmuscheln geerbt, um seinen geschichtlichen Studien etwas mehr Niveau zu verleihen. So die Begründung im Testament. Amalie hatte es ihm offensichtlich nie verziehen, dass er ihr als zwölfjähriger Junge zum Geburtstag bemalte Muscheln in das kuschelige Bett gelegt hatte.

Ihrem Bruder Hartmut hatte Amalie den sechsundzwanzig Jahre alten VW Golf vermacht, der schon allerlei Altersbeschwerden hatte. Ebenso bekam er Gerhards alte Modelleisenbahn, die seit langer Zeit in vierzig Umzugskartons in der Garage des Strohdachhauses einstaubte. Hartmut hatte diese Offenbarung des Notars zunächst mit stummem Kopfschütteln kommentiert. Dann entfuhren ihm einige gemurmelte Worte, die nach „Pest" und „Schweinerei" klangen. Tobias erinnerte sich daran, was Amalie einmal über ihren Bruder gesagt hatte. „Er kann so gut Fahrräder reparieren, aber nie hat er meines repariert", hatte sie geklagt. „Wenn ich mal sterbe, schenke ich ihm was zum Reparieren."

Elfriede, Hartmuts Frau und Amalies Schwägerin, war als Nächste an der Reihe. Sie bekam die ganzen noch vorhanden Wertpapiere und strahlte übers ganze Gesicht, als der Notar diese Passage vorlas. Sogar ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, bis der Rechtsgelehrte die Anweisung kommentierte: „Nach dem derzeitigen Kursstand der Fonds beläuft sich der Inhalt des Depots auf etwa fünftausenddreihundert Euro, Tendenz abnehmend." Elfriedes Gesicht lief rot an, der Kopf drohte zu platzen.

Sehr vorausschauend hatte der Notar vor der Testamentseröffnung allen Anwesenden einen Schnaps eingeschenkt. Hartmut hatte seinen bereits geleert, jetzt deutete er zögernd auf das Glas vor Elfriedes Platz.

Inzwischen fuhr der Notar fort: „Das Barvermögen in Höhe von etwa dreißigtausend Euro soll für eine angemessene Beerdigung samt verziertem Eichensarg verwendet werden. Amalie möchte neben ihrem Ehemann Gerhard liegen. Sollte danach noch etwas übrig sein, dann bekommt ein Kinderhilfswerk dieses Geld. Haben Sie noch Fragen?"

„Ist das alles?", schnaubte Tristan.

„Wo sind die Millionen?", fragte Elfriede wütend. „Haben Sie die hier in ihrem Schreibtisch gebunkert? Oder was!"

Der Notar guckte Elfriede beleidigt an, dann ergriff er ihr Glas und nahm nun selber einen Schluck. Er seufzte noch einmal tief, bevor er auch seiner Gehilfin einen Schluck einschenkte, die nur vorsichtig an dem Schnaps roch und ihn weit von sich schob.

„Ich wünschte, es wäre so", bemerkte der Rechtsgelehrte hochnäsig. „Sie können alle meine Schränke durchsuchen, aber sie werden dort nichts finden."

Er genehmigte sich noch einen Schluck. Dann erhob er sich und ging zu einem kleinen Schrank. Er holte ein Schlüsselbund aus einer Schublade hervor und gab ihn Tobias.

„Ich glaube, Sie haben das Beste aus dem Erbe bekommen, nämlich das alte Strohdachhaus, Herr Leuchtner. Keine Ahnung, warum. Halt, jetzt erinnere ich mich wieder: ,Tobias ist der einzige, der mit mir Golf spielt.' Ja, das waren ihre Worte."

Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu. „Ach ja, und einen kleinen mir völlig unerklärlichen Passus gibt es noch. Er lautet wie folgt: ,Solltet ihr in eurer Habgier mein Haus oder meine Sachen durchwühlen und noch irgendwelche Vermögenswerte finden, von denen ich nichts wusste, dann gehören diese Tobias Leuchtner. Er kann damit machen, was er will, denn er ist der Einzige, der nicht völlig selbstsüchtige Absichten damit verfolgen wird.'"

Tobias nahm die Schlüssel für das Haus verlegen entgegen, stand zögernd auf und verließ seine Verwandten, von denen niemand großes Interesse an seiner Gesellschaft hatte. Tobias hatte noch eine Halbschwester in Kiel, Suse. Seine Mutter Heike, auch eine Schwester von Amalie, lebte in Norwegen. Aus Gründen, die er nicht kannte, war sie im Testament nicht erwähnt und deshalb vom Notar auch gar nicht erst eingeladen worden. Es musste da wohl ein dunkles Familiengeheimnis geben.

So hatte sich die Testamentseröffnung vorgestern abgespielt. Tobias hatte noch lange über den Passus „Solltet ihr noch mehr finden ..." gegrübelt. Er musste auch immer wieder an Amalies Selbsteinschätzung denken. Sie meinte, dass sie den Charakter einer alten diebischen Elster habe. Wenn sie etwas Geklautes verstecken müsste, vor Verwandten oder Feinden, dann würde sie es nach Möglichkeit im eigenen Nest unterbringen.

Tobias hatte daraufhin das ganze Haus nach weiteren wertvollen Dingen durchsucht. Aktenordner, private Schatullen, Behälter, Alben und Dosen, alles hatte er durchwühlt, aber nichts gefunden, außer einer Glasperlenkette, einer Sammlung alter DDR-Münzen und gut hundert alten Fünfzigpfennigstücken. Dann hatte er die Nase voll. Die Umzugskartons mit der Eisenbahn wollte er sich nicht mehr antun. Amalie hatte immer geklagt: „Diese Bahn hat schon gestunken, als sie noch in Betrieb war, und jetzt ist es nur noch schlimmer geworden."

Zudem war die Aussicht, etwas Wertvolles zu finden sehr gering, weil Amalie nach Gerhards Tod bereits Hartmut gebeten hatte, die Kartons nach Geld zu durchsuchen. Nach drei Tagen hatte dieser ratlos mit den Schultern gezuckt. Seitdem hatte niemand mehr die Kartons geöffnet.

Tobias blickte wieder auf den Golfball und ging etwas in die Knie. Er peilte den Holzpfahl für die Wäsche als Loch an. Kurz ausgeholt, ein sanfter Chip und schon hob der Ball ab. Ideal getroffen, dachte er. Zehn Zentimeter neben dem Pfahl blieb der Ball liegen. Etwa dreißig andere Bälle lagen bis zu fünf Meter um den Pfahl herum. Tobias blickte auf den Boden vor sich. Noch sechs Bälle lagen in einer Reihe vor ihm. Er konzentrierte sich auf den nächsten, holte aus und ...

Verdammt, getoppt! Der Ball sauste am Pfahl vorbei in die Hecke, hinter der ein Gehweg lag. Und dahinter das Grundstück einer stets schlecht gelaunten alten Dame, begrenzt von einer weiteren Hecke. Es bestand die Gefahr, dass der Ball dort gelandet war. Als er mit Tante Amalie vor einem halben Jahr gespielt hatte, war ihm das gleiche Missgeschick passiert. Damals hatte sich Susanne Greuter fürchterlich aufgeregt.

Ihre Gesundheit war zwar nicht mehr die beste, aber ihr Mundwerk konnte immer noch sehr unangenehm werden. Als Tobias Amalie von dieser Begebenheit erzählte, meinte diese, dass das bestimmt nur eines der kleineren Probleme ihrer Nachbarin sei.

Er suchte zunächst den Weg ab. Als er den Ball nicht finden konnte, schaute er über die Buchenhecke und sah ihn tatsächlich auf dem Rasen der Nachbarin, direkt neben einem Blumenbeet. Vielleicht war es am einfachsten, sich durch die Hecke zu zwängen. Es gab dafür eine günstige Stelle, an der eine der Buchen abgestorben und durch eine neue Pflanze ersetzt worden war. Tobias entschied sich für einen Versuch. Hoffentlich schläft der alte Drache, dachte er. Doch kaum hatte er den Rasen erreicht und bückte sich, um den Ball aufzuheben, da ertönte ein zischendes Räuspern in seinem Rücken.

„Das ist ja wohl der Gipfel der Frechheit. Erst schießen Sie ihre Bälle in meinen Garten, und dann pflücken sie meine Astern ab. Sie haben wohl kein Geld, um sich eigene Blumen zu kaufen. Ich werde Sie anzeigen und verklagen", schimpfte der Drache. Sie hielt einen Krückstock in der Hand und drohte damit in seine Richtung.

Tobias schaute auf das Blumenbeet. Die Alte hatte recht, da waren tatsächlich einige gekappte Stengel, so als ob jemand Blumen abgeschnitten hatte.

„Das war ich nicht", sagte er sofort abwehrend. Doch der alte Quälgeist war nicht so leicht zu überzeugen.

„Gestern Abend war noch alles in Ordnung und Sie sind der Einzige, der sich hier in meinem Garten herumtreibt", schnarrte sie. Erneut drohte sie mit dem Stock.

„Brauchen Sie Hilfe, Frau Greuter?", mischte sich da ein großer bärtiger Mann ein. Zwei Augen funkelten Tobias über die Hecke an.

„Endlich habe ich den Blumenräuber erwischt, Herr von Tatten", sagte Frau Greuter wütend. „Endlich! Wir müssen ihn nur noch festnehmen und der Polizei übergeben."

Ein zweiter Mann räusperte sich nun und fragte: „Gibt es ein Problem?"

„Der da klaut meine Blumen", schimpfte die alte Frau und zeigte mit dem Stock auf Tobias.

Dieser hatte das Gefühl, dass ihm bald der Kragen platzen würde.

„Das ist ja wohl die Höhe! Ich habe aus Versehen meinen Ball etwas zu weit geschlagen und alles, was ich will, ist, ihn wieder zurückzuholen. Nun konstruieren Sie daraus einen Blumendiebstahl. Suchen Sie sich ihren Blumendieb, wo Sie wollen, aber lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!"

„Vielleicht hat ja ein Reh die schönen Astern abg efressen", erwog nun eine Frau, die ebenfalls hinter der Hecke aufgetaucht war. Neben ihr erschien der riesige Kopf einer Dogge, die langen Vorderbeine suchten vergeblich Halt in den vielen Zweigen. Der Hund fing an zu kläffen. „Aus, Felix!" ertönte das Kommando der Frau. Doch es fehlte die nötige Strenge und so ließ die Dogge nun ein tiefes Knurren hören.

Tobias griff nach dem Ball und kehrte mit energischen Schritten zurück zur Straße. Von dort betrat er wieder die Golfübungswiese in seinem Garten. Währenddessen vertieften die vier Nachbarn über die Hecke hinweg ihre Diskussion, ob es sich bei dem Blu-menklau um einen juristischen Tatbestand und, wenn ja, um welchen handelte.

Erregte Worte klangen an Tobias Ohren, als er die Bälle auf dem Rasen einsammelte und sich wütend schwor, nie wieder im Garten mit dem Sand-Wedge zu üben. Er brachte die Bälle und den Schläger zurück in den Geräteschuppen neben den Rasenmäher. Sie hatten Amalie gehört und offenbar brachte es Unglück, mit fremder Leute Sachen zu spielen.

Er ging ins feuchte Haus, schaltete den Fernseher ein und mischte sich ein Glas mit Cola und Whiskey. Beide Getränke hatte die Tante zum Glück immer vorrätig gehabt. Die beiden Flaschen standen vorne im Schrank. Dahinter befand sich ein Wermut, den er ungenießbar fand, und eine leider schon fast leere Flasche Rum. Für außergewöhnliche Notfälle.

Da klingelte plötzlich das Telefon. Sein Bruder war am Apparat. Bevor dieser jedoch sein Anliegen vorbringen konnte, schimpfte Tobias schon über seine unangenehme Begegnung mit der Nachbarin Frau Greuter los. Am Ende hatte er sich abreagiert und Tristan war gar nicht recht zu Wort gekommen. Immerhin hatten sie sich für den nächsten Tag zum Essen verabredet.

Als es anfing zu regnen, kontrollierte Tobias die sieben Töpfe, die er im Dachgeschoss zum Auffangen der Feuchtigkeit aufgestellt hatte, und drehte die Sicherung heraus. Vorsichtshalber schlief er im Erdgeschoss.

~~~

Am nächsten Morgen erwachte er davon, dass die Couch, auf der er geschlafen hatte, sich feucht anfühlte. Unwillig richtete er sich im Bett auf und bemerkte, dass seine Haare ebenfalls etwas nass waren. Beim Versuch, die Ursache für diese Nässe zu finden, prallte ein dicker Tropfen auf seine Nasenwurzel. Wütend stand er auf und machte sich auf den Weg, die Töpfe zu überprüfen. Kurz darauf stellte er im Dachgeschoss fest, dass vier davon übergelaufen waren. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass es in der Nacht reichlieh geregnet hatte. Jetzt reicht's, dachte er, ich muss den alten Kasten loswerden. Und er beschloss, die nächste Nacht in einem Hotel in der Stadt zu verbringen.

Um halb elf klingelte es an der Tür. Der Architekt, der sich das Haus anschauen sollte, stand davor und strahlte ihn an. Gemeinsam schritten sie durch die Räume und inspizierten Wände, Türen und Fenster.

„Das Problem mit dem Denkmalschutz kenne ich. Sie werden nicht so leicht eine Abrissgenehmigung bekommen. Das hat ihre Tante auch schon versucht. Warum restaurieren sie das Gebäude nicht? Für siebzigtausend können Sie ein herrliches Einfamilienhaus daraus machen. Es gibt viele Leute, die sich die Finger nach so was lecken. Dafür bekommen Sie mindestens zweihunderttausend oder mehr, bei knapp tausend Quadratmeter Grundstück. Und dann die ruhige Lage. Das mit der Genehmigung kann allerdings eine langwierige Sache werden. Und wenn sich einer der Nachbarn querstellt, dann kann das sogar noch länger dauern."

Tobias dachte an Frau Greuter und ihm wurde klar, dass selbst eine finanzielle Bestechung bei ihr nichts ausrichten würde.

„Wie lange?", fragte Tobias.

„Sehr lange. Kürzer natürlich, wenn Sie Beziehungen zum Bürgervorsteher haben oder jemand Wichtigen aus der Gemeinde kennen."

So ein Mist!, dachte Tobias. Dem Architekten gegenüber sagte er jedoch, er wolle es sich überlegen. Zum ersten Mal hatte er den Eindruck, dass er das Erbe vielleicht doch besser hätte ausschlagen sollen. Deshalb war Tobias sehr froh, dass er gleich Tristan zum Essen traf. Welch eine willkommene Ablenkung!

Sie trafen sich um eins im Restaurant „Zum gammeligen Höllenhund" und aßen ein Steak mit dem verheißungsvollen Namen „Vorletzte Henkersmahlzeit". Der Kellner warb mit einer schaurigen Geschichte für dieses Gericht. Demnach hätten in früheren Zeiten zum Tode verurteilte Delinquenten nach dem Verzehr dieser Mahlzeit die Welt angeblich zufrieden und friedlich verlassen, denn auf dem Galgenberg, wo das Urteil vollstreckt wurde, hatte sich niemals jemand gesträubt, wenn der Henker ihm das Seil um den Hals legte. Viele verzichteten an ihrem letzten Abend sogar auf ihr Wunschgericht. Einige Beobachter hatten dies einigen besonderen Zutaten zugeschrieben, die damals im Herzogsgarten extra für diese Anlässe gezüchtet wurden. Es handele sich um eine französische Pilzsorte, vermischt mit Nelken, munkelten die Gutgläubigen. Böse Zungen dagegen hielten es für ein heidnisches Kraut aus dem Morgenland, das einen teuflisch betörenden Geruch hatte.

Die beiden Brüder stimmten überein, dass das Essen ganz famos geschmeckt hatte. Sie erwogen noch einen Abstecher in den „Globus" zu machen, das älteste Planetarium der Welt aus dem 17. Jahrhundert, das heute ein Museum war. Doch mit der vorletzten Henkersmahlzeit im Bauch, die eine wohlige Müdigkeit verursachte, schafften sie es nur bis zum Schloss Gottorf und nicht mehr bis zum alten Barockgarten, wo dieses berühmte Bauwerk stand.

Tobias erzählte Tristan von dem Gespräch mit dem Architekten. Er habe die Absicht, die alte Ruine namens Strohdachhaus zu verkaufen, schloss er. Dann trennten sich ihre Wege. Um zwei war Tobias wieder zu Hause.

Er fühlte sich immer noch schläfrig, als er durch die Haustür trat. Deshalb legte er sich auf das Sofa im Wohnzimmer und machte ein kleines Nickerchen. Danach befand er sich in einem Stimmungshoch und beschloss, wieder einige Bälle zu schlagen. Da er das Sand-Wedge nicht finden konnte, nahm er das Pidging-Wedge. Er legte dreißig Golfbälle vor sich auf den Rasen. Bevor er begann, schärfte er sich ein, dass er vorsichtig schlagen musste. Erst den dreiundzwanzigsten Ball toppte er. Leider zischte auch dieser Ball wieder mit viel Rasanz durch die Hecke.

Tobias wusste, was das bedeutete. Er ging erst einmal ins Haus und mischte sich einen Drink. Dieses Mal etwas Cola mit dem letzten Rest Rum. Nachdem er die Hälfte ausgetrunken hatte, stand sein Plan fest: Dieses Mal würde er sich nicht wie ein Dieb auf das Grundstück von Frau Greuter schleichen. Er wollte klingeln und sofort Klartext mit ihr reden, wenn sie die Tür aufmachte. Dann würde er sich den Ball holen und weg war er.

Die Türglocke der alten Dame läutete erneut. Tobias wartete, aber wieder passierte nichts. Er klingelte ein weiteres Mal. Die Frau war anscheinend schwerhörig. Sehr gut, dachte er. Dann würde er sich den Ball eben so holen. Er ging um das Haus herum und sah ihn wieder vor dem Asternbeet liegen. Als er ihn aufhob und schon umkehren wollte, bemerkte er, dass die Terrassentür einen Spalt breit offen stand. Seltsam, dachte er und, ohne dass er wusste warum, bewegte er sich darauf zu. Ob Frau Greuter eingeschlafen war und die Tür versehentlich offen gelassen hatte? Eine Windböe drückte mit einem Mal die Tür ganz auf. Als Tobias hineinsah, streckten sich ihm zwei Füße entgegen. Jemand lag auf einer Couch. Das musste die alte Dame sein. Er ging durch die Tür und schaute sich um. Die Couch stand vor einem langen Heizkörper. Eine Decke war bis über die Arme der alten Frau ausgebreitet. Den Kopf bedeckte ein großer Hut. Die Stille im Raum wirkte unheimlich, bedrückend. Irgendetwas stimmte nicht. Und dann fiel es ihm auf: Frau Greuter schnarchte nicht, sie atmete überhaupt nicht. Und jetzt irritierte ihn auch ihre starre Bewegungslosigkeit.

„Frau Greuter? Alles in Ordnung?"

Nichts passierte. Tobias sah sich im Wohnzimmer um. Die Jalousie und ein großer Vorhang verbargen das meiste Licht. Er ging um die Couch herum und zwängte sich an einem niedrigen Tisch vorbei. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das matte Licht.

„Frau Greuter? Alles in Ordnung?" Seine Stimme war nun lauter und Angst lag in ihr.

Langsam bewegten sich Tobias Hände auf den Hut zu. Er nahm ihn hoch und sah entsetzt in die leeren, toten Augen der Frau. Sein Herz fing an zu rasen. Er wollte den Hut wieder zurück auf das Gesicht legen, doch dann sah er die dunklen Flecken auf der Stirn. Sie ließen den Kopf unwirklich erscheinen. Und nun bemerkte er auch, dass die Schläfe irgendwie eingedrückt war. Tobias wollte gerade den Hut angeekelt auf den Tisch legen, da sah er die dunklen Flecken auf dem Teppich hinter dem Tisch. Noch mehr Blut, schoss es ihm durch den Kopf. Er spürte, wie ihm der Schweiß langsam von der Stirn auf die Augenbrauen lief. Dann berührte er mit dem Zeigefinger die Schläfe und spürte kalte, bewegungslose Haut. Sie ist tot, dachte er und wünschte, er hätte sie nicht angerührt. Nein, er wünschte, dass er sie niemals kennengelernt hätte. Er brauchte jetzt unbedingt einen weiteren Schluck Alkohol. Und trotzdem setzte Tobias ihr den Hut wieder auf den Kopf. Als er auf seine Uhr schaute, war es fünf nach drei.

~~~

Kriminalhauptkommissar Heiner Sommerdorf war sich nicht ganz sicher, wie er das alles bewerten sollte. Es lag ganz offensichtlich ein Mord vor. Ausgeschlossen, dass die alte Frau sich diesen tödlichen Schlag selbst zugefügt haben konnte, sich dann den Hut aufgesetzt hatte und zu guter Letzt das Mordwerkzeug spurlos verschwinden ließ.

Er hatte bis jetzt nur Tobias Leuchtner, der das Opfer gefunden hatte, und zwei weitere Nachbarn befragt. Es hatte sich herausgestellt, dass der junge Mann am Tag zuvor einen dummen, lächerlichen Streit mit der alten Frau wegen eines kleinen Golfballes und einiger verschwundener Astern gehabt hatte. Nichts, weshalb ein zivilisierter Mensch einen Mord begehen würde.

Der Pathologe hatte ihm außerdem berichtet, dass sie schon am Tag zuvor umgebracht worden sein musste, also am Tag des Streits. Er würde den Todeszeitpunkt noch genauer bestimmen, jedoch vermutete er eine Tatzeit zwischen sechs Uhr abends und Mitternacht. Für diese Zeit hatte Tobias Leuchtner kein Alibi, wie Sommerdorf wusste. Also hätte er die Gelegenheit gehabt und als Motiv kam vielleicht doch die aufgestaute Wut nach dem Streit mit der alten Frau infrage. Wer weiß, was es noch alles an nachbarschaftlicher Zwietracht gegeben hatte?

Leuchtners Atem hatte bedenklich nach Alkohol gerochen, doch er hatte möglicherweise wegen der Entdeckung der Leiche etwas getrunken. Insgesamt machte der junge Mann einen besonnenen und umsichtigen Eindruck, wie der Kommissar sich eingestehen musste. Aber bis jetzt wusste er auch noch nicht viel über ihn: Er war wegen eines Testamentes hergekommen und hatte das Nachbarhaus geerbt. Ein schönes Haus, fand Sommerdorf, wären da nicht die vielen Löcher im Strohdach gewesen. Leuchtner hatte er nach Hause geschickt. Er wollte ihn später noch einmal verhören.

Der Kommissar betrachtete den Tatort und dachte an die Mordwaffe. Er musste sie unbedingt finden. Ein stumpfer Gegenstand, vielleicht ein Hammer oder Golfschläger, hatte der Arzt gesagt, als er die erste Untersuchung beendet hatte. Daraufhin hatte er seine Leute ausgeschickt, um Leuchtners Grundstück nach einem solchen Gegenstand zu durchsuchen. Leuchtner selbst war mit dieser Maßnahme einverstanden gewesen. Er habe nichts zu verbergen, so seine Worte. Im Gartenschuppen hatten seine Männer zwar ein Dutzend Golfschläger gefunden, doch keiner schien das fragliche Instrument zu sein. Vielleicht hatte er das Tatwerkzeug versteckt? Man würde sehen. Zunächst wollte er die vier anderen Verwandten befragen, die entweder noch in der Stadt waren oder in einem kleineren Dorf in der Nähe wohnten. Auch die Befragung der Nachbarn war noch im Gange. Zwei Tage, dann wüsste er mit Sicherheit, ob es Leuchtner war oder nicht.

Im Moment beschäftigte ihn jedoch noch ein anderes Thema. Das geerbte Anwesen von Tobias Leuchtner hatte ihn wieder daran erinnert: die schwierige Suche nach einem Haus für sich und seine hochschwangere Frau. Bald waren sie zu dritt und im Au- genblick hatten sie nur ein winziges Reihenhaus mit drei Treppen. In jedem Stockwerk ein Zimmer. In Leuchtners Haus dagegen gab es nur eine Treppe zum Dachgeschoss, wenn man den Keller nicht mitzählte.

Er hatte Herrn Leuchtner gebeten, die Befragung wegen der anstehenden Tatortsicherung in seinem Haus vornehmen zu dürfen, und der hatte eingewilligt. Vermutlich, weil er hoffte, dann schneller von diesem ganzen Prozedere erlöst zu sein. Deshalb hatte Heiner Sommerdorf einen ersten Eindruck von dem Anwesen bekommen.

Der Kommissar kehrte in Gedanken zu Leuchtners Haus zurück. Das Grundstück war für Kinder ein Traum. Vor allem lag es ideal zum Kindergarten und zur Grundschule, die nur ein paar hundert Meter entfernt waren, und das Gymnasium war ebenfalls einfach zu erreichen. Sein jetziges Domizil befand sich weit draußen in einem entlegenen Dorf, weit und breit kein Gymnasium und die Grundschule im fünf Kilometer entfernten Nachbardorf. Nichts für eine Familie mit kleinen Kindern. Aber dieses Haus hier war echt toll.

Da ging die Tür auf und sein Assistent Klaus Drochtersen betrat mit verschwörerischer Miene das Zimmer. Er hielt einen großen Plastiksack in der Hand.

~~~

Tobias hatte die Nase gestrichen voll. Erst dieses blöde, verfallene Haus, das er geerbt hatte, und dann dieser vermaledeite Mord. Warum ließ ihn der Kommissar nicht endlich in Ruhe und verschwand mit seinen unfähigen Leuten? Nachdem sie den Tatort über zwei Stunden untersucht hatten, rannten diese Idioten nun in seinem Haus herum.

Es war Mitte September und kurz vor halb acht. Draußen dämmerte es schon. Bereits wiederholt hatten sie ihn zur Auffindung der Leiche und zum gestrigen Abend befragt hatten. Offenbar wollten sie ihm den Mord anhängen und sahen sich nun nach der Tatwaffe um.

Das hatte er durch Zufall herausgefunden, als sie ihn ins Schlafzimmer geschickt hatten. Tante Amalie hatte eine Telefonanlage, mit der man vom Wohnzimmer, vom Arbeitszimmer und eben von hier oben telefonieren konnte. Vor lauter Anspannung hatte er den Hörer abgenommen und nach einigem, gedankenlosen Herumdrücken auf dem Apparat festgestellt, dass es da eine Mithörtaste gab. Nervös belauschte er nun die Gespräche der Polizisten im Wohnzimmer. Meistens war der Kommissar still, aber manchmal redete er doch. „Mal schauen, was die Idioten sich jetzt wieder mitteilen", sagte er sich und drückte die Taste.

„Dieser Plastiksack war im Kompost neben dem Schuppen versteckt. Ein Golfschläger, ein sogenanntes Sand-Wedge. Das ist zum Chippen da, also für kurze Entfernungen. Ich habe es selbstverständlich nicht angefasst", betonte Klaus Drochtersen selbstsicher. „Am Schlägerblatt unten klebt etwas Dunkles, das wie Blut aussieht, und dann sind da noch diese grauen Haare. Sie könnten der alten Frau gehören."

Er deutete auf einige feine Härchen, die der Kommissar interessiert betrachtete.

„Hm", hörte Tobias jetzt die Stimme von Somme rdorf. „Also gut. Wir nehmen ihn mit aufs Revier und verhören ihn dort etwas ausführlicher. Das übernehmen Sie, Drochtersen, zusammen mit Plessendorf. Ich habe jetzt keine Zeit mehr, weil meine Frau gerade angerufen und über Schmerzen geklagt hat. Ich muss zu ihr und weiß nicht, wie lange es dauern wird."

An dieser Stelle machte er eine kleine Pause, bevor er fortfuhr.

„Wir gehen jetzt noch mal gemeinsam die Fragen durch, die Sie Leuchtner dann Schritt für Schritt stellen. Wiederholen Sie das Verhör mindestens drei Mal! Wenn er nur einmal von seiner Version abweicht, dann treiben Sie ihn damit so lange in die Enge, bis er die Nerven verliert. Auch wenn er nichts gesteht, dann behalten Sie ihn bis morgen früh da. Nehmen Sie seine Fingerabdrücke! Und der Schläger muss heute noch ins Labor. Wenn darauf Spuren von ihm sind, dann ist er fällig. Das Motiv kriegen wir noch heraus."

Er machte eine Pause.

„Etwas ist noch wichtig: Die alte Frau hat den Täter in ihr Haus gelassen und sich nicht gewehrt. Sie muss den Täter also gekannt haben. Der Täter hat zweimal zugeschlagen. Einmal davon an ihre Schläfe rechts oben, er ist also Linkshänder."

Wieder folgte eine Pause.

„Der Arzt glaubt, dass wir von einem Mord ausgehen sollten, denn der zweite Schlag war mit Wucht ausgeführt und absolut tödlich. Aber ich weiß nicht. Es gäbe auch eine andere Erklärung als diesen Ablauf. Vielleicht hat der Täter zunächst ja aus einem plötzlichen Wutausbruch heraus zugeschlagen und der zweite Schlag war dann nur noch die logische Folge dieser Wut, die sich zur Raserei gesteigert hatte."

Tobias hatte genug gehört. Panik ergriff ihn. Wenn das Sand-Wedge, das er am Nachmittag nicht hatte finden können, die Mordwaffe war, dann versuchte jemand, ihn in die Pfanne zu hauen. Und offensichtlich war dieser Jemand dabei sehr schlau vorgegangen. Er wollte den beiden Polizisten nicht ihre eigenen Hirngespinste oder die Motive eines ihm völlig unbekannten Idioten erklären müssen. Und auch nicht als Versuchskaninchen für schlaue Erklärungen dienen. Leider war er Linkshänder, hatte kein Alibi, aber ein Motiv, zumindest eins für einen Totschlag. Und auf diesem dummen Golfschläger waren seine Fingerabdrücke. Er schaute aus dem Fenster zur Südseite des Grundstücks. Kein Polizist war dort zu sehen. Schnell entschlossen öffnete er leise die Tür zum Flur und schlich die Treppe hinunter. Durch die Scheibe der Flurtür konnte er die Silhouette des Polizeiwagens auf der Straße erkennen, doch niemand konnte von dieser Stelle aus die Südseite des Hauses einsehen.

2

Der Sprung ins kalte Wasser

Es war eigentlich ganz einfach gewesen. Tobias hatte das Fenster des kleinen Raumes auf der Südseite aufgemacht, war vorsichtig hinausgeklettert und im Garten durch die Hecke gekrochen. So gelangte er zu einem kleinen Verbindungsweg und von dort zur Straße. Dann war er unbemerkt zweihundert Meter einen Fußgängerweg zum See gegangen. Der sogenannte Brautsee, an dem es einen Bootsanleger gab. Er hatte Glück, denn eines der Boote war nur mit einem Seil am Steg befestigt. Schnell machte er es los, sprang hinein und ruderte davon.

Als er den See fast überquert hatte, schallte das erste Martinshorn herüber. Sein Verschwinden war offensichtlich bemerkt worden. Dann hörte er kurz nacheinander drei weitere Polizeiwagen, die aus der Innenstadt ins Wohnviertel fuhren. Er steuerte das Boot ins Reet, beim Verlassen bekam er nasse Füße. Auch das noch.

Auf dieser Seite des Sees befand sich eine wenig genutzte Zufahrtsstraße zur Stadt. Die war sein Ziel. Doch als er den Hang zur Fahrbahn emporklettern wollte, hörte er, wie ein Polizeiwagen in die Straße einbog. Tobias hielt inne und überlegte. Er musste die Straße nicht überqueren, er konnte auch den kleinen Tunnel nutzen, durch den ein Bach darunter hindurch floss. Seine Schuhe waren ja sowieso schon nass. Also bückte er sich und watete durch das dreckige Wasser. Auf der anderen Seite des Damms verlief eine stillgelegte Bahntrasse parallel zur Straße. Sie hatte den Vor- teil, dass sie bis auf einen schmalen Weg fast vollständig von Büschen und Bäumen zugewachsen war.