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Inhalt

Gefangen im Sumpf

Goldrausch

Das verzweifelte Dorf

Wurfsterne

Angriff der Schlangen

Suche nach Silver

Seltsames Feuer

Der rote Blick

Die Falle

Ein hoher Einsatz

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Mit besonderem Dank an J. N. Richards
Für David, der mit mir auf meine Mission geht

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Sei gegrüßt,
tapferer Krieger!

Tom ist freiwillig zu einer neuen Mission aufgebrochen und ich habe die Ehre, ihn mit den magischen Fähigkeiten zu unterstützen, die ich vom größten Zauberer aller Zeiten gelernt habe: meinem Meister Aduro. Viele große Herausforderungen warten auf Tom: ein neues Königreich, eine verlorene Mutter und sechs Biester, die unter Velmals Bann stehen. Tom muss nicht nur um ein Königreich kämpfen, sondern auch um das Leben derjenigen, die ihm am wichtigsten sind. Er muss beweisen, dass Liebe stärker ist als das Böse. Doch ist sie das wirklich? Tom wird es nur herausfinden, wenn er stark bleibt und die Flamme der Hoffnung nicht erlischt. Lasst uns gemeinsam hoffen, dass kein böser Wind sie ausbläst ...

Euer Marc
Zauberlehrling von Aduro

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Gefangen im Sumpf

Zenia bückte sich und stopfte ihre Lederhose in die Stiefel. Sie warf einen Blick über den Regenbogensumpf, der sich bis zum Horizont vor ihr ausbreitete. Aufmerksam hielt sie Ausschau nach dem verräterischen Zucken der Wasseroberfläche. Schlangen lebten in dem schlammigen Sumpf und bohrten nur zu gern ihre Zähne in unvorsichtige Opfer. Letzte Woche war Zenias Freund Emni angegriffen worden, als er hier fischte. Er war mit dem Leben davongekommen. „Aber nicht mit seinem Bein“, dachte Zenia verbittert. Das Gift der Schlangen war in sein Bein eingedrungen und es musste sofort amputiert werden.

Zenia schulterte die Box, mit der sie Aale fangen wollte, nahm ihren Stock in die Hand und richtete sich auf. Im schwachen Licht der Morgendämmerung konnte sie sehen, dass der Sumpf vollkommen still dalag. Nur hier und da stiegen rote, blaue und grüne Blasen an die Oberfläche und zerplatzten leise.

Sie lächelte, denn die anderen Aalfänger lagen noch schnarchend in ihren Betten. „Schlafen kann ich auch, wenn ich alt bin“, sagte sie zu sich selbst. „Jetzt ist eine gute Zeit, um Aale zu fangen.“

Sie stapfte in den Sumpf und sofort bedeckte bunt schillernder Matsch ihre Stiefel. Kalter Nebel umhüllte Zenia, als sie weiter ins Moor hinauslief. Die Sicht war nicht gut. Sie versuchte, die Füße auf die kleinen Erhebungen zu setzen, die aus dem Schlamm ragten, aber ihre Stiefel rutschten immer wieder ab. „Dann muss ich eben durch den Sumpf waten“, murmelte sie. Vor jedem Schritt prüfte sie mit ihrem Stock die Schlammtiefe.

Zenia schrie auf, als plötzlich ein stechender Schmerz durch ihre Wade schoss. Ihr Bein gab nach, aber irgendwie gelang es ihr dennoch, stehen zu bleiben. Angstvoll blickte sie nach unten. Sie erwartete eine Schlange zu sehen, die sie umkreiste – aber da war nichts. Zenia stöhnte, als der Schmerz auch ihr anderes Bein erfasste. Sie krempelte ihre Hose hoch und entdeckte mehrere Blutegel, die sich an ihren Beinen festgesaugt hatten. Sie verzog das Gesicht, als einer von ihnen losließ und mit Blut vollgesaugt ins Wasser klatschte.

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Zenia biss die Zähne zusammen und zupfte die restlichen Blutegel von ihren Beinen. Blut rann ihre Haut hinunter und sie schauderte. „Zum Glück waren es keine Schlangen, sondern nur Blutegel“, murmelte sie. „Aber wenn es die Blutegel nicht gäbe, würde der Sumpf andere Tiere schicken, um unerwünschte Besucher auszusaugen und –“

Ihr blieb das letzte Wort im Hals stecken, als etwas Kräftiges sie am Knöchel packte und nach unten zog. Ihr Körper kippte nach rechts und ihre Wade versank im Sumpf. Sie warf ihre Ausrüstung von sich und versuchte mit beiden Händen, ihr Bein aus dem Morast zu ziehen. „Komm schon, beweg dich!“, rief sie. Ihr mit Matsch beschmutzter Mantel flatterte um sie herum, während sie sich zu befreien versuchte.

Erschrocken stellte Zenia fest, dass sie gefangen war! Der Regenbogensumpf zerrte mit einer Kraft an ihrem Körper, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Sie fiel auf Hände und Knie.

Verzweifelt schrie sie auf und versuchte, sich wieder hochzustemmen. Doch sie steckte fest.

„Hilfe!“, rief sie. Aber ihre Stimme wurde vom Nebel verschluckt. „Bitte, jemand muss mir helfen. Ich bin gefangen!“

Zenia spürte, wie sich der Schlamm noch dichter um ihre Beine schlang. Ihr ganzer Körper begann vor Angst zu zittern. „Was passiert hier?“ Sie versuchte, ihre Füße zu heben, aber dann erstarrte sie. Direkt vor ihr erhob sich etwas Unheimliches aus dem Sumpf. Entsetzt schrie sie auf, als sich das Wesen aufrichtete. Sein Körper bestand aus einer tropfenden Schlammmasse. Welke Pflanzen hingen von seinen kräftigen Armen und den breiten Schultern. Um den Hals des Biests hing eine Kette aus Sumpfgras. Der Kopf war groß und unförmig und mit einer dicken Schicht Algen bedeckt. Flammen loderten von seinem Schädel auf wie Haarlocken.

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Im Gesicht des Biests öffneten sich zwei Augen, die unheimlich rot leuchteten. Sein bedrohlicher Blick zwang Zenia auf die Knie und sie versank immer tiefer im Schlamm. Sie weinte bitterlich, denn sie wusste, dass das Sumpfmonster gefährlicher war als jede Schlange.

Das Biest kam näher. Faulig riechender Schlamm tropfte aus seinem geöffneten Maul. Mit einem schmatzenden Geräusch umschlang es Zenia mit seiner riesigen Faust. Sie spürte, wie der eiskalte Schlamm sie einhüllte und zu verschlingen drohte.

Mit einem plötzlichen Ruck wurde sie aus dem Matsch gerissen. Sie schrie, als ihr Körper durch die Luft geschleudert wurde. Doch der Schrei verstummte auf ihren Lippen, als sie in die roten Augen des Biests blickte.

Plötzlich war ihr ganzer Körper wie gelähmt. Verzweifelt versuchte Zenia sich zu wehren, doch ihre Arme und Beine gehorchten ihr nicht.

Das Sumpfmonster ließ Zenia kopfüber an den Füßen baumeln und lachte vor Freude. Dann zog es sie wieder näher zu sich. Das Biest würde sie jeden Moment verschlingen.

„Schlafen kann ich auch, wenn ich alt bin.“ Zenia musste an ihre Worte von vorhin denken. Tränen rannen ihr über die Wangen und vermischten sich mit dem Schlamm auf ihrem Gesicht, dann wurde alles schwarz …

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Goldrausch

„Ich war nicht sicher, ob wir es schaffen würden, Pharox zu besiegen“, gab Elenna zu, als sie dem steilen Bergpfad um eine Kurve folgten. Silver, ihr zahmer Wolf, rannte vor ihr her. Er schien froh zu sein, dass sie die dunklen Tunnel der Goldmine endlich hinter sich gelassen hatten.

„Velmals Magie hat das Biest so stark gemacht“, sagte Tom.