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Christine Fischer

Glücksorte in Dresden

Fahr hin und werd glücklich

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Danke für ihre Unterstützung sage ich
Rainer Lewicki, Thomas Wiedner und Albrecht Hoch

Vorwort

Liebe Leser,

„So schön haben wir uns Dresden nicht vorgestellt …“ Diese Worte höre ich oft, wenn ich Gästen meine Stadt zeige. Sie bestaunen den Reichtum an Sehenswürdigkeiten von Weltruhm. Sie loben die saubere, auffallend grüne Stadt. Sie lassen sich trotz oder gerade wegen des gewöhnungsbedürftigen Dialekts gern auf einen Plausch mit den Einheimischen ein. Und weil Dresden überraschend viel zu bieten hat, kommt so mancher Gast gern wieder, um noch weitere Orte aufzusuchen, die ihn glücklich machen – was Glück auch immer für den Einzelnen bedeuten mag. Und damit er dabei seine kostbare Freizeit nicht auf Irrwegen verschwendet, findet er in diesem Buch 80, sorgsam von mir ausgewählte Tipps. Was gar nicht so einfach war bei einer Kunst-, Barock- und Musikstadt wie Dresden. Zudem ist sie flächenmäßig die viertgrößte kreisfreie Stadt Deutschlands. Von der Elbe geteilt in Altstadt und Neustadt. Zwei gleichwertige Stadtteile, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Altstadt stolz, solide, weltoffen, mit grandioser Historie – das Touristen-Mekka schlechthin. Die Neustadt verlockend anders, immer geradeaus oder einfach mittendurch, Hauptsache unangepasst und kreativ in Kunst und Lebensart.

Gut und gern hätte ich aus beiden Stadtteilen noch weitere Glück verheißende Orte vorstellen können. Meine Suche nach Glücksorten brachte letztlich einen kunterbunten Mix hervor, der die unterschiedlichsten Interessen berücksichtigt. Denn was Frau Schulze in Euphorie versetzt, lässt Herrn Schulze völlig kalt. Deshalb stelle ich den Mosaikbrunnen im Großen Garten und das Café Toscana ebenso vor wie die Elbdampfer, die Pferderennbahn oder das Brauhaus am Waldschlösschen. Auch Tipps für Kinder sind dabei. Zum Beispiel der Zirkusbrunnen, die Parkeisenbahn oder das Museum für Sächsische Volkskunst. Aber schauen Sie, liebe Leser, am besten selbst! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern und hoffe, dass Sie Ihre ganz persönlichen Glücksorten in Dresden finden.

Ihre Christine Fischer

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Inhaltsverzeichnis

1Hauptstraße ohne Verkehr

Am Goldenen Reiter

2Ganz in Gold

Der Mozartbrunnen

3Kunst im Gaswerk

Das Panometer

4Im Galopp

Auf der Pferderennbahn in Seidnitz

5Ausschank mit Fahne

Im Pillnitzer Weinberg

6Bitte zu Fisch!

Das Kurländer Palais

7Erholung pur

Der Große Garten

8Historische Glücklichmacher

Im Schokoladenhaus

9Vom Odolkönig geerbt

Das Lingnerschloss

10O sole mio!

Ein Italiener im alten Fährgut

11Versteckte Versöhnung

An der Rückseite der Semperoper

12Alles nur geklaut

Die Tabakmoschee Yenidze

13Mit Hut und Wanderstock

Die Dresdner Heide

14Wer suchet, der findet

Der Elbe-Flohmarkt

15Künstlerhaus mit roter Amsel

Das Leonhardi-Museum

16Eldorado der Gastlichkeit

Schlemmen am Gänsediebbrunnen

17Kunterbunt

Dresdner Malkasten in der Neustadt

18Mit neuer Energie

Das Kraftwerk Mitte

19Wohl bekomm’s!

Das Brauhaus am Waldschlösschen

20Von geschnitzt bis geklöppelt

Im Museum für Sächsische Volkskunst

21Sport frei!

Der Sportpark Ostra

22Schiff ahoi!

Die Sächsische Dampfschifffahrt

23Megabaum in Rot

Die Pillnitzer Kamelie

24Tausend und ein Glitzerstein

Der Mosaikbrunnen

25Zum Lachen in den Keller

Der Comedy & Theater Club im Barockviertel

26Kleines Dorf mit Herz

Im alten Dorfkern von Loschwitz

27Balkon Europas

Die Brühlsche Terrasse

28Kein Milchgesicht

Pfunds schöner Milchladen

29Hier wird jeder satt

Der Sophienkeller

30Alt wie ein Baum

Die Kaditzer Emmauskirche und ihre Linde

31Ein Haus voller Schätze

Das Residenzschloss

32Hanswurst ade!

Laubegast und seine Neuberin

33Neu aufgespielt

Der Kulturpalast

34Jede Menge Porzellan

Der Dresdner Fürstenzug

35Ein Herz fürs grüne Wohnen

Die Gartenstadt Hellerau

36Wo Napoleon einst siegte

Das Moreau-Denkmal

37Theater zu Wasser

Der Theaterkahn

38Versteckte Oase

Der Carolasee und sein Schlösschen

39Königlich exotisch

Im Botanischen Garten

40Hoch hinauf und umgeschaut

Die Schwebebahn

41Luises heimlicher Lieblingsort

Das Café Toscana

42Linden weit und breit

Die Pieschener Lindenallee

43Japanisch eingeläutet

Der Canaletto-Blick

44Hier weilte Herr von Goethe

Dresdner Romantik im Kügelgenhaus

45Verblichene Lustbarkeit

Der Park des Lustschlosses Pillnitz

46Genial überbrückt

Das Blaue Wunder

47Potz Blitz!

Im SchillerGarten am Schillerplatz

48Alles nur Theater?

Im Schauspielhaus

49Ein Stollen ohne Mundloch

Der Dresdner Christstollen

50Sprudelnde Zirkusluft

Der Sarrasani-Brunnen

51Entdeckungen in Barock

Auf der Zwingergalerie

52Volltreffer mit Schmackes

Die Schankwirtschaft Zum Schießhaus

53Durchweg gesund

Das Hygiene-Museum und mehr

54Wir sein mit dem Radel da …

Auf dem Elberadweg

55Volle Kanne bio

Das Vorwerk Podemus

56Rosenduft am Elbufer

Im Dresdner Rosengarten

57Klein Erich auf der Mauer

Im Erich Kästner Museum

58Erinnerung

Der Gedenkstein Dresden 1813

59Lokal mit Straßenbahn

Museumsgastronomie im DRESDEN 1900

60Auf Schatzsuche am Krankenhaus

Der Neptunbrunnen in der Friedrichstadt

61Feiern im Park

Am Japanischen Palais

62Hinaus ins Grüne

Am Hohen Stein in Plauen

63Köstliche Berühmtheit

Die Dresdner Eierschecke

64Kleine Quelle ganz groß

Der Heilige Born in Leubnitz-Neuostra

65Mal still, mal stürmisch

Die Zwillingsbrunnen am Albertplatz

66In Memory

Das Carl-Maria-von-Weber-Museum

67Mit Volldampf voraus

Die Parkeisenbahn

68Verschobene Kirche

Auf der Dreikönigskirche

69Alles Trödel, oder was?

In der Trödelschänke

70Bauer und Himmelsgucker

Das Palitzsch-Museum in Prohlis

71Exzellente Verführung

Im Coselpalais

72Liebenswert verrückt

Die Kunsthofpassage in der Neustadt

73Mal die Sau rauslassen

Die Messe im ehemaligen Schlachthof

74Beim Nachbarn zu Gast

Wenzel Prager Bierstuben

75Klänge in Meissener Porzellan

Das Glockenspiel im Zwinger

76Innehalten

Raum der Stille in der Frauenkirche

77Ein Speicher zum Pennen

Der Erlweinspeicher

78Ein Maler mit Weitblick

Das Denkmal für Caspar David Friedrich

79Es weihnachtet sehr

Weihnachtsstadt Dresden

80Abgedampft

Im Eisenbahnmuseum Dresden

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Hauptstraße ohne Verkehr

1Am Goldenen Reiter

Über Sachsens Landesgrenzen hinaus ist August der Starke vielen Menschen bekannt. Mit dem Standbild des Goldenen Reiters auf der Hauptstraße setzte er sich ein bleibendes Denkmal. Etwas uncharmant wenden Pferd und Reiter der damals kursächsischen Residenz der Wettiner den Rücken zu. Dafür hatte Majestät gute Gründe, denn über diese Straße – die Verlängerung der historischen Augustusbrücke – führte ihn einst sein Ritt zur Stadt hinaus bis nach Polen. Dort verwaltete er sein mit viel Geld und einem Glaubensübertritt erkauftes Königreich.

Der Betrachter dieser vergoldeten Selbstdarstellung fragt sich, weshalb der selbstbewusste Regent kein barockes, zeitgemäßes Gewand trägt, sondern die Prunktracht eines römischen Cäsaren. Die Antwort ist beredtes Zeugnis für Friedrich Augusts hochgestecktes Ziel und seinen starken Willen, mit dem er selbiges zu erreichen gedachte. Er sagte: „Ich bringe die Wettiner auf den Kaiserthron!“ Durch die Vermählung seines Sohnes mit der Kaisertochter Erzherzogin Maria Josepha von Österreich wäre ihm das auch beinahe gelungen. Beinahe!

Heute hört die Hauptstraße weder Pferdegetrappel noch das Geratter von Kutschen. Sie hat sich zur Allee gewandelt und zählt zu den beliebtesten Einkaufsmeilen Dresdens. Umsäumt von stattlichen Platanen und bunten Blumenrabatten kann man sich hier nach einem Spaziergang durch den Altstadtkern sehr gut erholen.

Für das leibliche Wohl ist auf der Hauptstraße bestens gesorgt. Von der Augustusbrücke kommend lädt bereits am Beginn der Straße, rechts des Goldenen Reiters, das „Eiscafé Venezia“ mit süßen Verführungen ein, während links „Watzkes Brauereiausschank“ mit deftigen Speisen aufwartet. Café und Lokal bieten in der warmen Jahreszeit genügend Außenplätze. Bei schönem Wetter ist die Nachfrage besonders groß. Auch wegen des tollen Blicks auf die Silhouette der Altstadt. Hier zu sitzen, lässt kulturgestresste Touristen die Anstrengungen des Tages vergessen. Und auch die Dresdner kommen gern auf die Hauptstraße zum Genießen und Verweilen.

 

image Eiscafé Venezia, Hauptstraße 2a, 01067 Dresden, www.venezia-dresden.de

image Watzkes Brauereiausschank, Hauptstraße 1, 01067 Dresden, www.watzke.de

image ÖPNV: Tram 4, 8, 9, Haltestelle Neustädter Markt

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Ganz in Gold

2Der Mozartbrunnen

Mal abschalten, Ruhe tanken, die lebhafte Stadt hinter sich lassen. Am Mozartbrunnen gelingt das auch demjenigen, der sich in den Dresdner Kunsttempeln die Beine müde gelaufen hat oder in den Kaufhäusern entlang der Prager Straße auf Shoppingtour war. Denn der Brunnen steht nur wenige Fußminuten vom zentral gelegenen Rathaus entfernt. Die drei Grazien Ernst, Anmut und Heiterkeit haben gut tanzen auf ihrem Sandsteinpostament, symbolisieren sie doch das Wesen und die Vielfalt der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Das zu erkennen wird nicht jedem Betrachter auf Anhieb gelingen. Trotzdem ist die überlebensgroße Figurengruppe ein echter Hingucker. Allein schon wegen ihrer Vergoldung. Das edle Material suggeriert uns Schönheit, Vollkommenheit, Reichtum. In diesem Fall jedoch erschöpft sich der Reichtum im optischen Genuss. Denn Blattgold auf Bronze geschlagen hat durchschnittlich eine Dicke von nur 1/2000 Millimetern. Dennoch sind die vergoldeten Figuren beredtes Zeugnis der Verehrung für den genialen Musiker und Komponisten.

Mozart beehrte Dresden nur ein einziges Mal zu Ostern 1789. Einer der Höhepunkte war damals der Orgelwettstreit zwischen Mozart und dem hochgeschätzten Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler. Keine Frage, wer den Wettstreit gewonnen hat.

Der Luftangriff am 13. Februar 1945 hat die Figuren und die Einfassung des Brunnens stark beschädigt. Am 5. Dezember 1991 – an Mozarts 200. Todestag – konnte er nach aufwendiger Rekonstruktion wieder der Öffentlichkeit übergeben werden. Seitdem erwacht auch der englische Landschaftsgarten „Bürgerwiese“, in dem der Brunnen steht, zu neuem Leben. Die Anlage überrascht den Besucher mit weiteren wertvollen, teilweise rekonstruierten Großplastiken.

Bei einem Spaziergang durch den Park drängt sich die Frage auf, welcher der drei in Wien, Dresden und Sankt Gilgen aufgestellten Mozartbrunnen denn nun der schönste sei. Noch reizvoller wäre die Frage: Was würde Mozart zu dieser goldenen Verehrung sagen?

 

image Landschaftsgarten Bürgerwiese, 01067 Dresden, neben dem Deutschen Hygienemuseum

image ÖPNV: Tram 10, 13, Haltestelle Großer Garten

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Kunst im Gaswerk

3Das Panometer

Die Treppen des früheren Gasometers sind erklommen. Wir stehen auf dem 15 Meter hohen Podest. Genau genommen stehen wir auf dem Turm der Katholischen Hofkirche. Über ihr Dach hinweg blicken wir auf die barocke Stadt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sie um das Jahr 1756 so ausgesehen. Wir schauen und staunen. Unsere Blicke wandern über ein längst vergangenes Dresden, und dennoch sind wir mittendrin. Hat irgendwer die Zeit zurückgedreht?

Es wird dunkel. Blassblaues Schummerlicht umhüllt die Dächer. Am Horizont zeigen sich schwach die Meißner Weinhänge und die Erhebungen des Elbsandsteingebirges. Ein Hahn kräht. Dresden erwacht. Musik erklingt. Weiche, einfühlsame Musik. Die aufgehende Sonne erwärmt die Stadt. Die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach. Auf dem Dach der Hofkirche wird fleißig gehämmert. Vom Schlossturm gegenüber genießen Mitglieder des Hofes die Aussicht. Auf der Augustusbrücke herrscht reges Treiben. Rasch zieht der Tag vorüber. Über dem Japanischen Palais erhellt ein Feuerwerk den Abendhimmel. August der Starke wird der Initiator sein, wer sonst. Im Nordosten zieht drohend ein Gewitter auf. Bereits am Nachmittag hatten dunkle Wolken es angekündigt. Wir hören Marschschritte, rhythmische Trommelschläge. Ist das die herannahende preußische Armee, die im Sommer 1760 Dresden besetzen und in großen Teilen zerstören wird? Um Mitternacht dreht der Nachtwächter seine Runde. Es wird still und dunkel. Eine Katze miaut. Der neue Tag beginnt, und mit ihm beginnt auch aufs Neue die zauberhafte Illusion, die uns das Rundbild des Künstlers Yadegar Asisi bereitet. Seit dem Jahr 2006 zeigt er verschiedene, überaus beeindruckende Panoramabilder.

Die Leinwand ist 27,5 Meter hoch und 108 Meter breit. Wechselnde Ausstellungen im Erdgeschoss ergänzen das Panorama. Wer sich darauf einlässt, ist berührt. Will den Wechsel von Tag und Nacht noch einmal erleben, wieder und wieder. Dresden zur Zeit des Barock. Die Erinnerung wird lange bleiben.

 

image Panometer Dresden, Gasanstaltstraße 8B, 01237 Dresden
www.panometer.de

image ÖPNV: Tram 1, 2, Haltestelle Liebstädter Straße, dann ca. zehn Minuten Fußweg über Winterbergstraße, Bus 64, Haltstelle Nätherstraße

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Im Galopp

4Auf der Pferderennbahn in Seidnitz

„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Der Schöpfer dieses Slogans ist längst verblichen, und nicht jeder, der Pferde mag, kann sich auf ein solches schwingen und davonreiten. Doch der tiefere Sinn des Spruchs gilt nach wie vor: hinaus in die freie Welt, hinein ins Abenteuer! Freunde des Pferdesports empfinden es ganz sicher als großes Glück, wenn sich in ihrem Urlaubsort eine Pferderennbahn befindet und spannende Rennen angesagt sind. Wie in Dresden!

Die Rennbahn im Stadtteil Seidnitz existiert seit dem Jahr 1891. Die Liebe zu Pferdewettrennen entdeckte Dresden bereits 40 Jahre zuvor. Erste Rennen gab es im Jahr 1851 auf Exerzierplätzen im Ostragehege und in der Neustadt. Trotz moralischer Bedenken gewisser Kreise war die Leidenschaft für Pferdewettrennen nicht aufzuhalten. Herren des später in „Dresdener Rennverein 1890 e.V.“ umbenannten Vereins organisierten immer häufiger derartige Rennen.

In der Vereinschronik heißt es: „ … zum Wohle der deutschen Pferdezucht und zum Vergnügen breiter Bevölkerungskreise“. Am 7. Mai 1891 wurde die Rennbahn in Seidnitz eröffnet. Und das mit ausverkauften Tribünen an allen sieben Renntagen. Ein großartiger Erfolg. Moralische Bedenken schwanden schlagartig, nachdem König Albert und Mitglieder des sächsischen Hofes sich öfters in Seidnitz die Ehre gaben und zudem hochkarätige Preise auslobten.