Fahr hin und werd glücklich
Danke für ihre Unterstützung sage ich
Rainer Lewicki, Thomas Wiedner und Albrecht Hoch
Liebe Leser,
„So schön haben wir uns Dresden nicht vorgestellt …“ Diese Worte höre ich oft, wenn ich Gästen meine Stadt zeige. Sie bestaunen den Reichtum an Sehenswürdigkeiten von Weltruhm. Sie loben die saubere, auffallend grüne Stadt. Sie lassen sich trotz oder gerade wegen des gewöhnungsbedürftigen Dialekts gern auf einen Plausch mit den Einheimischen ein. Und weil Dresden überraschend viel zu bieten hat, kommt so mancher Gast gern wieder, um noch weitere Orte aufzusuchen, die ihn glücklich machen – was Glück auch immer für den Einzelnen bedeuten mag. Und damit er dabei seine kostbare Freizeit nicht auf Irrwegen verschwendet, findet er in diesem Buch 80, sorgsam von mir ausgewählte Tipps. Was gar nicht so einfach war bei einer Kunst-, Barock- und Musikstadt wie Dresden. Zudem ist sie flächenmäßig die viertgrößte kreisfreie Stadt Deutschlands. Von der Elbe geteilt in Altstadt und Neustadt. Zwei gleichwertige Stadtteile, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die Altstadt stolz, solide, weltoffen, mit grandioser Historie – das Touristen-Mekka schlechthin. Die Neustadt verlockend anders, immer geradeaus oder einfach mittendurch, Hauptsache unangepasst und kreativ in Kunst und Lebensart.
Gut und gern hätte ich aus beiden Stadtteilen noch weitere Glück verheißende Orte vorstellen können. Meine Suche nach Glücksorten brachte letztlich einen kunterbunten Mix hervor, der die unterschiedlichsten Interessen berücksichtigt. Denn was Frau Schulze in Euphorie versetzt, lässt Herrn Schulze völlig kalt. Deshalb stelle ich den Mosaikbrunnen im Großen Garten und das Café Toscana ebenso vor wie die Elbdampfer, die Pferderennbahn oder das Brauhaus am Waldschlösschen. Auch Tipps für Kinder sind dabei. Zum Beispiel der Zirkusbrunnen, die Parkeisenbahn oder das Museum für Sächsische Volkskunst. Aber schauen Sie, liebe Leser, am besten selbst! Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Stöbern und hoffe, dass Sie Ihre ganz persönlichen Glücksorten in Dresden finden.
Ihre Christine Fischer
1Hauptstraße ohne Verkehr
Am Goldenen Reiter
2Ganz in Gold
Der Mozartbrunnen
3Kunst im Gaswerk
Das Panometer
4Im Galopp
Auf der Pferderennbahn in Seidnitz
5Ausschank mit Fahne
Im Pillnitzer Weinberg
6Bitte zu Fisch!
Das Kurländer Palais
7Erholung pur
Der Große Garten
8Historische Glücklichmacher
Im Schokoladenhaus
9Vom Odolkönig geerbt
Das Lingnerschloss
10O sole mio!
Ein Italiener im alten Fährgut
11Versteckte Versöhnung
An der Rückseite der Semperoper
12Alles nur geklaut
Die Tabakmoschee Yenidze
13Mit Hut und Wanderstock
Die Dresdner Heide
14Wer suchet, der findet
Der Elbe-Flohmarkt
15Künstlerhaus mit roter Amsel
Das Leonhardi-Museum
16Eldorado der Gastlichkeit
Schlemmen am Gänsediebbrunnen
17Kunterbunt
Dresdner Malkasten in der Neustadt
18Mit neuer Energie
Das Kraftwerk Mitte
19Wohl bekomm’s!
Das Brauhaus am Waldschlösschen
20Von geschnitzt bis geklöppelt
Im Museum für Sächsische Volkskunst
21Sport frei!
Der Sportpark Ostra
22Schiff ahoi!
Die Sächsische Dampfschifffahrt
23Megabaum in Rot
Die Pillnitzer Kamelie
24Tausend und ein Glitzerstein
Der Mosaikbrunnen
25Zum Lachen in den Keller
Der Comedy & Theater Club im Barockviertel
26Kleines Dorf mit Herz
Im alten Dorfkern von Loschwitz
27Balkon Europas
Die Brühlsche Terrasse
28Kein Milchgesicht
Pfunds schöner Milchladen
29Hier wird jeder satt
Der Sophienkeller
30Alt wie ein Baum
Die Kaditzer Emmauskirche und ihre Linde
31Ein Haus voller Schätze
Das Residenzschloss
32Hanswurst ade!
Laubegast und seine Neuberin
33Neu aufgespielt
Der Kulturpalast
34Jede Menge Porzellan
Der Dresdner Fürstenzug
35Ein Herz fürs grüne Wohnen
Die Gartenstadt Hellerau
36Wo Napoleon einst siegte
Das Moreau-Denkmal
37Theater zu Wasser
Der Theaterkahn
38Versteckte Oase
Der Carolasee und sein Schlösschen
39Königlich exotisch
Im Botanischen Garten
40Hoch hinauf und umgeschaut
Die Schwebebahn
41Luises heimlicher Lieblingsort
Das Café Toscana
42Linden weit und breit
Die Pieschener Lindenallee
43Japanisch eingeläutet
Der Canaletto-Blick
44Hier weilte Herr von Goethe
Dresdner Romantik im Kügelgenhaus
45Verblichene Lustbarkeit
Der Park des Lustschlosses Pillnitz
46Genial überbrückt
Das Blaue Wunder
47Potz Blitz!
Im SchillerGarten am Schillerplatz
48Alles nur Theater?
Im Schauspielhaus
49Ein Stollen ohne Mundloch
Der Dresdner Christstollen
50Sprudelnde Zirkusluft
Der Sarrasani-Brunnen
51Entdeckungen in Barock
Auf der Zwingergalerie
52Volltreffer mit Schmackes
Die Schankwirtschaft Zum Schießhaus
53Durchweg gesund
Das Hygiene-Museum und mehr
54Wir sein mit dem Radel da …
Auf dem Elberadweg
55Volle Kanne bio
Das Vorwerk Podemus
56Rosenduft am Elbufer
Im Dresdner Rosengarten
57Klein Erich auf der Mauer
Im Erich Kästner Museum
58Erinnerung
Der Gedenkstein Dresden 1813
59Lokal mit Straßenbahn
Museumsgastronomie im DRESDEN 1900
60Auf Schatzsuche am Krankenhaus
Der Neptunbrunnen in der Friedrichstadt
61Feiern im Park
Am Japanischen Palais
62Hinaus ins Grüne
Am Hohen Stein in Plauen
63Köstliche Berühmtheit
Die Dresdner Eierschecke
64Kleine Quelle ganz groß
Der Heilige Born in Leubnitz-Neuostra
65Mal still, mal stürmisch
Die Zwillingsbrunnen am Albertplatz
66In Memory
Das Carl-Maria-von-Weber-Museum
67Mit Volldampf voraus
Die Parkeisenbahn
68Verschobene Kirche
Auf der Dreikönigskirche
69Alles Trödel, oder was?
In der Trödelschänke
70Bauer und Himmelsgucker
Das Palitzsch-Museum in Prohlis
71Exzellente Verführung
Im Coselpalais
72Liebenswert verrückt
Die Kunsthofpassage in der Neustadt
73Mal die Sau rauslassen
Die Messe im ehemaligen Schlachthof
74Beim Nachbarn zu Gast
Wenzel Prager Bierstuben
75Klänge in Meissener Porzellan
Das Glockenspiel im Zwinger
76Innehalten
Raum der Stille in der Frauenkirche
77Ein Speicher zum Pennen
Der Erlweinspeicher
78Ein Maler mit Weitblick
Das Denkmal für Caspar David Friedrich
79Es weihnachtet sehr
Weihnachtsstadt Dresden
80Abgedampft
Im Eisenbahnmuseum Dresden
Über Sachsens Landesgrenzen hinaus ist August der Starke vielen Menschen bekannt. Mit dem Standbild des Goldenen Reiters auf der Hauptstraße setzte er sich ein bleibendes Denkmal. Etwas uncharmant wenden Pferd und Reiter der damals kursächsischen Residenz der Wettiner den Rücken zu. Dafür hatte Majestät gute Gründe, denn über diese Straße – die Verlängerung der historischen Augustusbrücke – führte ihn einst sein Ritt zur Stadt hinaus bis nach Polen. Dort verwaltete er sein mit viel Geld und einem Glaubensübertritt erkauftes Königreich.
Der Betrachter dieser vergoldeten Selbstdarstellung fragt sich, weshalb der selbstbewusste Regent kein barockes, zeitgemäßes Gewand trägt, sondern die Prunktracht eines römischen Cäsaren. Die Antwort ist beredtes Zeugnis für Friedrich Augusts hochgestecktes Ziel und seinen starken Willen, mit dem er selbiges zu erreichen gedachte. Er sagte: „Ich bringe die Wettiner auf den Kaiserthron!“ Durch die Vermählung seines Sohnes mit der Kaisertochter Erzherzogin Maria Josepha von Österreich wäre ihm das auch beinahe gelungen. Beinahe!
Heute hört die Hauptstraße weder Pferdegetrappel noch das Geratter von Kutschen. Sie hat sich zur Allee gewandelt und zählt zu den beliebtesten Einkaufsmeilen Dresdens. Umsäumt von stattlichen Platanen und bunten Blumenrabatten kann man sich hier nach einem Spaziergang durch den Altstadtkern sehr gut erholen.
Für das leibliche Wohl ist auf der Hauptstraße bestens gesorgt. Von der Augustusbrücke kommend lädt bereits am Beginn der Straße, rechts des Goldenen Reiters, das „Eiscafé Venezia“ mit süßen Verführungen ein, während links „Watzkes Brauereiausschank“ mit deftigen Speisen aufwartet. Café und Lokal bieten in der warmen Jahreszeit genügend Außenplätze. Bei schönem Wetter ist die Nachfrage besonders groß. Auch wegen des tollen Blicks auf die Silhouette der Altstadt. Hier zu sitzen, lässt kulturgestresste Touristen die Anstrengungen des Tages vergessen. Und auch die Dresdner kommen gern auf die Hauptstraße zum Genießen und Verweilen.
Eiscafé Venezia, Hauptstraße 2a, 01067 Dresden, www.venezia-dresden.de
Watzkes Brauereiausschank, Hauptstraße 1, 01067 Dresden, www.watzke.de
ÖPNV: Tram 4, 8, 9, Haltestelle Neustädter Markt
Mal abschalten, Ruhe tanken, die lebhafte Stadt hinter sich lassen. Am Mozartbrunnen gelingt das auch demjenigen, der sich in den Dresdner Kunsttempeln die Beine müde gelaufen hat oder in den Kaufhäusern entlang der Prager Straße auf Shoppingtour war. Denn der Brunnen steht nur wenige Fußminuten vom zentral gelegenen Rathaus entfernt. Die drei Grazien Ernst, Anmut und Heiterkeit haben gut tanzen auf ihrem Sandsteinpostament, symbolisieren sie doch das Wesen und die Vielfalt der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Das zu erkennen wird nicht jedem Betrachter auf Anhieb gelingen. Trotzdem ist die überlebensgroße Figurengruppe ein echter Hingucker. Allein schon wegen ihrer Vergoldung. Das edle Material suggeriert uns Schönheit, Vollkommenheit, Reichtum. In diesem Fall jedoch erschöpft sich der Reichtum im optischen Genuss. Denn Blattgold auf Bronze geschlagen hat durchschnittlich eine Dicke von nur 1/2000 Millimetern. Dennoch sind die vergoldeten Figuren beredtes Zeugnis der Verehrung für den genialen Musiker und Komponisten.
Mozart beehrte Dresden nur ein einziges Mal zu Ostern 1789. Einer der Höhepunkte war damals der Orgelwettstreit zwischen Mozart und dem hochgeschätzten Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler. Keine Frage, wer den Wettstreit gewonnen hat.
Der Luftangriff am 13. Februar 1945 hat die Figuren und die Einfassung des Brunnens stark beschädigt. Am 5. Dezember 1991 – an Mozarts 200. Todestag – konnte er nach aufwendiger Rekonstruktion wieder der Öffentlichkeit übergeben werden. Seitdem erwacht auch der englische Landschaftsgarten „Bürgerwiese“, in dem der Brunnen steht, zu neuem Leben. Die Anlage überrascht den Besucher mit weiteren wertvollen, teilweise rekonstruierten Großplastiken.
Bei einem Spaziergang durch den Park drängt sich die Frage auf, welcher der drei in Wien, Dresden und Sankt Gilgen aufgestellten Mozartbrunnen denn nun der schönste sei. Noch reizvoller wäre die Frage: Was würde Mozart zu dieser goldenen Verehrung sagen?
Landschaftsgarten Bürgerwiese, 01067 Dresden, neben dem Deutschen Hygienemuseum
ÖPNV: Tram 10, 13, Haltestelle Großer Garten
Die Treppen des früheren Gasometers sind erklommen. Wir stehen auf dem 15 Meter hohen Podest. Genau genommen stehen wir auf dem Turm der Katholischen Hofkirche. Über ihr Dach hinweg blicken wir auf die barocke Stadt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sie um das Jahr 1756 so ausgesehen. Wir schauen und staunen. Unsere Blicke wandern über ein längst vergangenes Dresden, und dennoch sind wir mittendrin. Hat irgendwer die Zeit zurückgedreht?
Es wird dunkel. Blassblaues Schummerlicht umhüllt die Dächer. Am Horizont zeigen sich schwach die Meißner Weinhänge und die Erhebungen des Elbsandsteingebirges. Ein Hahn kräht. Dresden erwacht. Musik erklingt. Weiche, einfühlsame Musik. Die aufgehende Sonne erwärmt die Stadt. Die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach. Auf dem Dach der Hofkirche wird fleißig gehämmert. Vom Schlossturm gegenüber genießen Mitglieder des Hofes die Aussicht. Auf der Augustusbrücke herrscht reges Treiben. Rasch zieht der Tag vorüber. Über dem Japanischen Palais erhellt ein Feuerwerk den Abendhimmel. August der Starke wird der Initiator sein, wer sonst. Im Nordosten zieht drohend ein Gewitter auf. Bereits am Nachmittag hatten dunkle Wolken es angekündigt. Wir hören Marschschritte, rhythmische Trommelschläge. Ist das die herannahende preußische Armee, die im Sommer 1760 Dresden besetzen und in großen Teilen zerstören wird? Um Mitternacht dreht der Nachtwächter seine Runde. Es wird still und dunkel. Eine Katze miaut. Der neue Tag beginnt, und mit ihm beginnt auch aufs Neue die zauberhafte Illusion, die uns das Rundbild des Künstlers Yadegar Asisi bereitet. Seit dem Jahr 2006 zeigt er verschiedene, überaus beeindruckende Panoramabilder.
Die Leinwand ist 27,5 Meter hoch und 108 Meter breit. Wechselnde Ausstellungen im Erdgeschoss ergänzen das Panorama. Wer sich darauf einlässt, ist berührt. Will den Wechsel von Tag und Nacht noch einmal erleben, wieder und wieder. Dresden zur Zeit des Barock. Die Erinnerung wird lange bleiben.
Panometer Dresden, Gasanstaltstraße 8B, 01237 Dresden
www.panometer.de
ÖPNV: Tram 1, 2, Haltestelle Liebstädter Straße, dann ca. zehn Minuten Fußweg über Winterbergstraße, Bus 64, Haltstelle Nätherstraße
„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Der Schöpfer dieses Slogans ist längst verblichen, und nicht jeder, der Pferde mag, kann sich auf ein solches schwingen und davonreiten. Doch der tiefere Sinn des Spruchs gilt nach wie vor: hinaus in die freie Welt, hinein ins Abenteuer! Freunde des Pferdesports empfinden es ganz sicher als großes Glück, wenn sich in ihrem Urlaubsort eine Pferderennbahn befindet und spannende Rennen angesagt sind. Wie in Dresden!
Die Rennbahn im Stadtteil Seidnitz existiert seit dem Jahr 1891. Die Liebe zu Pferdewettrennen entdeckte Dresden bereits 40 Jahre zuvor. Erste Rennen gab es im Jahr 1851 auf Exerzierplätzen im Ostragehege und in der Neustadt. Trotz moralischer Bedenken gewisser Kreise war die Leidenschaft für Pferdewettrennen nicht aufzuhalten. Herren des später in „Dresdener Rennverein 1890 e.V.“ umbenannten Vereins organisierten immer häufiger derartige Rennen.
In der Vereinschronik heißt es: „ … zum Wohle der deutschen Pferdezucht und zum Vergnügen breiter Bevölkerungskreise“. Am 7. Mai 1891 wurde die Rennbahn in Seidnitz eröffnet. Und das mit ausverkauften Tribünen an allen sieben Renntagen. Ein großartiger Erfolg. Moralische Bedenken schwanden schlagartig, nachdem König Albert und Mitglieder des sächsischen Hofes sich öfters in Seidnitz die Ehre gaben und zudem hochkarätige Preise auslobten.