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Handbuch E-Learning

Lehren und Lernen mit digitalen Medien

Patricia Arnold / Lars Kilian / Anne Thillosen / Gerhard M. Zimmer

© W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG
Bielefeld 2017
Gesamtherstellung: W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld
wbv.de

5. Auflage

Bestellnummer: 6004194c

ISBN (Print): 978-3-8252-4965-6

ISBN (E-Book): 978-3-8385-4965-1

ISBN (EPUB): 978-3-8463-4965-6

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Inhalt

Vorwort

Ziele und Struktur des Handbuchs

Bildung mit E-Learning

2.1 

Bestimmung zentraler Begriffe

2.2 

Anforderungen an virtuelle Bildungsangebote

2.3 

Konstituierende Faktoren von Bildungsprozessen

2.4 

Konstituierende Faktoren virtuellen Lehrens und Lernens

2.5 

Entwicklung der virtuellen Lehr- und Lernkultur

2.5.1 

Perspektiven der Entwicklung

2.5.2 

Potenziale virtueller Bildungsangebote

2.5.3 

Förderung der virtuellen Lernkultur

2.6 

Fazit

Virtueller Bildungsraum

3.1 

Integration realer und virtueller Bildungsräume Bildungsräumen

3.2 

Mobiles und ubiquitäres Lernen

3.3 

Funktionsbereiche im virtuellen Bildungsraum

3.4 

Web 2.0 im virtuellen Bildungsraum

3.5 

Infrastruktur für E-Learning

3.5.1 

Lernplattformen

3.5.2 

Persönliche Lernumgebung

3.6 

Auswahl einer Lernplattform

3.6.1 

Alle Beteiligten in die Auswahl einbeziehen

3.6.2 

Technische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

3.6.3 

Auf Benutzerfreundlichkeit achten

3.6.4 

Einsatz mehrerer Lernplattformen

3.7 

Nutzung der Lernplattform

3.7.1 

Die Perspektive der Lernenden

3.7.2 

Die Perspektive der Lehrenden

3.7.3 

Technisch-organisatorische Anforderungen

3.7.4 

Datensicherheit und Datenschutz

3.8 

Fazit

Didaktische Konzeption

4.1 

Rahmenbedingungen der Entwicklung von E-Learning-Modulen

4.2 

Grundlagen der Konzeption von E-Learning-Modulen

4.2.1 

Lerntheoretische Grundlagen

4.2.2 

Bedeutung von Lernaufgaben

4.3 

Organisation virtuellen Lehrens und Lernens

4.3.1 

Lernszenarien als Beschreibung pädagogischer Verhältnisse

4.3.2 

Präsenzlehrveranstaltungen versus virtuelle Lernarrangements

4.3.3 

Neue (teil-)virtuelle Lernszenarien: MOOCs, Inverted Classroom (Flipped Classroom), Game Based Learning

4.3.4 

Inklusive Gestaltung und Diversität

4.4 

Aufgabenorientierte Module zur Kompetenzentwicklung

4.4.1 

Der Deutsche Qualifikationsrahmen zur Kompetenzentwicklung

4.4.2 

Theoretische Fundierung der aufgabenorientierten Didaktik

4.4.3 

Konzeptphase: Leitbild eines Lernmoduls

4.4.4 

Didaktische Struktur: Arbeitsformen und Lernszenarien

4.4.5 

Formale Struktur: Feinstrukturierung der Lerneinheiten

4.4.6 

Operationale Struktur: Multimedia-Drehbuch und Durchführungsplan

4.5 

Fazit

Bildungsressourcen

5.1 

Elemente der medialen Präsentation

5.1.1 

Verbale Präsentationsformen

5.1.2 

Visuelle Präsentationsformen

5.1.3 

Interaktive Präsentationsformen

5.1.4 

Auswahl und Kombination von Präsentationsformen

5.2 

Inhaltsvermittlung durch Web Based Training (WBT)

5.2.1 

Strukturelemente von WBT

5.2.2 

Konzeption von WBT

5.2.3 

Technisches Grundwissen

5.3 

Barrierefreie Gestaltung von E-Learning

5.4 

Lehren und Lernen mit Web 2.0

5.4.1 

Wiki

5.4.2 

Weblog

5.4.3 

Microblogging und Twitter

5.4.4 

Podcast

5.4.5 

Social Bookmarking und Social Tagging

5.4.6 

Einfache Verbreitung von Inhalten durch RSS

5.5 

Freie Bildungsressourcen

5.6 

Fazit

Kompetenzen für Lehren und Lernen

6.1 

Lernbegleitung als Erfolgsfaktor

6.2 

Medienvermittelte Kommunikation

6.3 

Medienkompetenz

6.4 

Soziale Medien

6.5 

Lehrende: Aufgaben und Kompetenzen

6.6 

Teletutoren: Aufgaben und Kompetenzen

6.6.1 

Gestaltung von Lernsituationen

6.6.2 

Unterstützung selbst gesteuerten Lernens

6.6.3 

Moderation kooperativen Lernens

6.6.4 

Qualifizierung zum Teletutor

6.7 

Lernende: Aufgaben und Kompetenzen

6.8 

Lehren und Lernen im kooperativen Prozess

6.9 

Herausforderungen

Lernerfolg und Kompetenzerwerb prüfen

7.1 

Grundbestimmungen kompetenzorientierten Prüfens

7.2 

Computerunterstütztes Prüfen und Testen

7.3 

Exkurs: Herausforderungen des Prüfens nach der Bologna-Reform

7.4 

Handlungsorientierte Prüfungen mit digitalen Medien

7.4.1 

Grundprinzipien handlungsorientierter Prüfungen

7.4.2 

Umsetzungsbeispiele

7.5 

Elektronische Klausuren und Tests

7.5.1 

Einsatzformen

7.5.2 

Potenziale und Vorteile von Online-Prüfungen

7.5.3 

Nachteile und Herausforderungen

7.5.4 

Gestaltungshinweise

7.5.5 

Videoprüfungen

7.5.6 

Kompetenzorientiertes Prüfen durch elektronische Prüfungen?

7.6 

E-Portfolios

7.6.1 

Definition und Formenvielfalt

7.6.2 

Arbeitsschritte bei der Erstellung

7.6.3 

Mögliche Einsatzszenarien

7.6.4 

Kompetenzorientiertes Prüfen mit E-Portfolios?

7.7 

Innovative Prüfungsformen im Web 2.0

7.7.1 

Selbstbewertungen

7.7.2 

Möglichkeiten kollegialer Bewertungen

7.8 

Lernerfolg und Kompetenzerwerb in MOOCs prüfen

7.9 

Automatische Lernprozessanalyse

7.10 

Fazit

Qualitätsmanagement

8.1 

Zentrale Begriffe des Qualitätsmanagements

8.1.1 

Qualität virtueller Bildungsangebote

8.1.2 

Qualität managen, sichern und entwickeln

8.2 

Bedeutung von Qualitätsmanagement

8.2.1 

Chancen des Qualitätsmanagements

8.2.2 

Grenzen des Qualitätsmanagements

8.3 

Handlungsfelder der Qualitätsentwicklung

8.3.1 

Verständigung über den Qualitätsbegriff

8.3.2 

Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems

8.3.3 

Festlegung von Qualitätsstandards

8.3.4 

Qualitätsentwicklung als zyklischer Prozess

8.3.5 

Stärkung der Lernkompetenzen

8.4 

Qualitätsmanagementsysteme im Überblick

8.4.1 

Qualitätsmanagement nach ISO 9000ff.

8.4.2 

Qualitätsmodell der European Foundation for Quality Management

8.4.3 

Lerner- und Kundenorientierte Qualitätstestierung

8.4.4 

Qualitätsmanagement nach DIN PAS 1032-1/2

8.4.5 

Qualitätsmanagement nach ISO/IEC 19796-1/3

8.4.6 

Qualitätsmanagement-Stufenmodell der DIN PAS 1037

8.4.7 

Qualitätsmanagement nach ISO 29990

8.4.8 

Weitere Spezifikationen nach PAS 1068 und PAS 1069

8.4.9 

Hauskonzept für Qualitätsmanagement

8.5 

Qualitätsstandards für E-Learning

8.5.1 

Kriterien für eine lernerorientierte Qualitätsentwicklung

8.5.2 

Qualitätskriterien in der PAS 1032-1

8.6 

Integrativer Ansatz: Qualitätsplattform Lernen

8.7 

Fazit

Evaluation

9.1 

Paradigmen einer Evaluation

9.2 

Klärung der Ziele der Evaluation

9.3 

Ebenen und Phasen der Evaluation

9.4 

Formen der Evaluation

9.5 

Methoden der Evaluation

9.6 

Konzeptentwicklung der Evaluation

9.7 

Gütekriterien der Evaluation

9.8 

Fallstricke bei der Evaluation

9.9 

Fazit

10 

Standardisierung

10.1 

Standards im E-Learning

10.1.1 

Gegenstandsbereiche der Standardisierung

10.1.2 

Bedeutung der Standardisierung

10.1.3 

Funktionen von Standards

10.1.4 

Probleme der Standardisierung

10.2 

Metadaten

10.2.1 

Funktionen von Metadaten

10.2.2 

Learning Objekt Metadata

10.2.3 

Anforderungen an die Akteure

10.3 

Der Standard DIN EN ISO/IEC 19796-1

10.4 

Fazit

11 

Rechtsgrundlagen

11.1 

Anbieterkennzeichnungspflicht und Datenschutzrechte

11.2 

Urheberrechte und Nutzungsrechte

11.3 

Fernunterrichtsschutzgesetz

11.4 

Fazit

12 

Implementierung

12.1 

Strategische Ziele für E-Learning

12.2 

Strategische Faktoren für eine erfolgreiche Implementierung

12.2.1 

Entwicklung strategischer Kompetenzen

12.2.2 

Gestaltung einer aufgabenorientierten Didaktik

12.2.3 

Reorganisation der pädagogischen Verhältnisse

12.2.4 

Organisation virtueller Lerngemeinschaften

12.2.5 

Produktion virtueller Bildungsangebote

12.2.6 

Schaffung einer pädagogischen Infrastruktur

12.2.7 

Förderung der Innovationsbereitschaft

12.2.8 

Innovation des Betriebs- bzw. Geschäftsmodells

12.3 

Implementierung in Hochschulen und Bildungszentren

12.3.1 

Grundlagen und Voraussetzungen

12.3.2 

Prozess der Implementierung

12.4 

Kooperation von Bildungseinrichtungen

12.5 

Online-Weiterbildungs-Agentur von Hochschulen

12.6 

Implementierung in Unternehmen

12.6.1 

Grundlagen und Voraussetzungen

12.6.2 

Prozess der Implementierung

12.7 

Implementierung in die Berufsausbildung

12.8 

Implementierung in die Erwachsenenbildung

12.9 

Implementierung in der Schulbildung

12.10 

Fazit

Abkürzungen und Begriffe

Literatur

Autorenhinweise

Vorwort

Die Nutzung von Computer, Tablet, Smartphone und Internet gehört heute zum Alltag der jüngeren und auch der älteren Personen. Die Verwendung digitaler Medien hat in allen Bildungsbereichen in Bildungsinstitutionen, Unternehmen und privaten Bildungsprozessen Eingang gefunden, wofür entsprechende multimediale und internetbasierte Ressourcen und Formen des E-Teaching und des E-Learning entwickelt und bereitgestellt werden. Über formale und nonformale Bildungsprozesse hinaus sind digitale Medien auch aus informellen Bildungsprozessen, z. B. dem Lernen im Prozess der Arbeit, nicht mehr wegzudenken. Mit den digitalen Medien kann orts- und zeitunabhängig, z. B. mit mobilen Endgeräten, selbst organisiert und kooperativ gelehrt und gelernt werden. Dennoch besteht noch immer ein erheblicher didaktischer, organisatorischer und technischer Gestaltungsbedarf für erfolgreiche und effiziente Lehr- und Lernprozesse mit E-Learning. Denn oberstes Ziel jeder Nutzungsform von E-Learning, die es durch seine Gestaltung zu erreichen gilt, ist die Unterstützung aktueller, ganzheitlicher und qualitativ hochwertiger Bildungsprozesse. Schon in den 1990er-Jahren war die Entwicklung multimedialer Lernsoftware auf Datenträgern (Computer Based Training, CBT auf CD-ROM) und dann von E-Learning-Angeboten über das Internet (Web Based Training, WBT) mit viel Euphorie vorangetrieben worden, und bereits wenige Jahre später zu Beginn des 21. Jahrhunderts trat eine ebenso deutliche Ernüchterung ein. Zunächst dominierten die rasanten informations- und kommunikationstechnischen Innovationen die Entwicklungen von Multimedia und E-Learning, und heute sind es die Entwicklungen von Web 2.0, Open Educational Resources (OER) und Massive Open Online Courses (MOOCs) und die damit eröffneten vielfältigen neuen Nutzungsformen auch in Lehr- und Lernprozessen. Und mit der aktuellen Entwicklung der künstlichen Intelligenz, der Entwicklung intelligenter Software wie Learning Analytics und Educational Data Mining sollen die individuellen Lernprozesse mit den digitalen Medien algorithmisch ausgewertet und durch die erzeugten Hinweise effizient unterstützt und gesteuert werden. Nach reichhaltigen früheren und aktuellen Erfahrungen zeigt sich, dass die erprobte und evaluierte Entwicklung geeigneter Konzeptionen die entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Lernplattformen, die Didaktik, die Qualität und die Organisation von E-Learning-Angeboten sind. Die digitalen Innovationen bieten die Voraussetzungen, um die für erfolgreiches virtuelles Lehren und Lernen erforderliche pädagogische Infrastruktur schaffen zu können, auf deren Grundlage neue Bildungsressourcen, aufgabenorientierte didaktische Konzeptionen und Kulturen des Lehrens und selbst organisierten kooperativen Lernens entwickelt werden können.

Das hier nun aufgrund der raschen weiteren Entwicklungen der digitalen Medien für Bildungsprozesse mit den Ergänzungen und Aktualisierungen in fünfter Auflage vorgelegte Handbuch thematisiert für Praxis und Wissenschaft im Lehren und Lernen mit digitalen Medien alle Voraussetzungen, Bedingungen und Faktoren für die Planung, Produktion, Durchführung, Qualitätssicherung und Implementation erfolgreicher E-Learning-Angebote. Die Konzeption und die Inhalte dieses Handbuches sind entstanden aus unseren langjährigen Forschungen, Entwicklungen, Evaluationen und Erfahrungen, die wir in Universitäten, Hochschulen und weiteren Institutionen in wissenschaftlichen Forschungs- und praktischen Entwicklungsprojekten gewonnen haben: in den letzten Jahren an der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Kaiserslautern, der Hochschule München, der Virtuellen Hochschule Bayern sowie bei dem am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen betriebenen E-Learning-Informationsportal e-teaching.org. Zuvor hatten wir von 1998 bis 2003 an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg im Bundesleitprojekt „Virtuelle Fachhochschule für Technik, Informatik und Wirtschaft“ die Arbeitspakete „Didaktik und Methodik telematischen Lehrens und Lernens“ sowie zum Aufbau einer „Online-Weiterbildungs-Agentur“ bearbeitet. Das Bundesleitprojekt wurde von zwölf Fachhochschulen und zwei Universitäten sowie von Partnern aus der Wirtschaft im norddeutschen Raum unter der Gesamtleitung der Fachhochschule Lübeck durchgeführt. Es wurde unter der Projektträ­gerschaft des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) aus Mitteln des Bundes­ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und aus Eigenleistungen der beteiligten Projektpartner gefördert. Dafür sind wir dem BMBF, dem BIBB, der Helmut-Schmidt-Universität sehr dankbar. Denn ohne diese Förderungen und die dadurch ermöglichten wissenschaftlichen Arbeiten und praktischen Erfahrungen hätte unser erstes Handbuch für Hochschulen und Bildungszentren zum E-Learning nicht entstehen können, das 2004 mit anderen Akzentsetzungen erschien und bereits 2007 vergriffen war. Die weitere innovative Entwicklung und Verbreitung der digitalen Medien haben uns anschließend veranlasst, 2011 die zweite, 2013 die dritte, 2015 die vierte und hiermit jetzt die fünfte aktualisierte und erweiterte Auflage unseres Handbuchs vorzulegen. Unser Dank gilt auch allen gegenwärtigen und früheren Projektpartnern, für die wir unsere wissenschaftlichen Dienstleistungen erbracht und die uns dabei aktiv unterstützt haben; ohne sie hätten wir unsere Forschungen, Entwicklungen, Evaluationen und Erfahrungen nicht machen können, die eine Grundlage dieses Handbuches sind.

Alle unsere in zwei Jahrzehnten und aktuell gewonnenen vielfältigen Erkenntnisse und Erfahrungen sind mit Blick auf zukünftig mögliche und wünschenswerte Entwicklungen in diese fünfte Fassung unseres Handbuches zum Lehren und Lernen mit digitalen Medien in kritisch reflektierter Form eingeflossen. Wobei die einzelnen Kapitel unseres Handbuches von uns zwar individuell entsprechend unseren jeweiligen Schwerpunkten und Interessen recherchiert und verfasst wurden, aber von den Entwürfen der Kapitel bis zu ihrer Endfassung auch in intensiver gemeinsamer Diskussion mit Bearbeitungsvorschlägen kritisch reflektiert und dem gemeinsamen Ergebnis entsprechend ergänzt wurden. In alphabetischer Reihenfolge der Autorinnen und Autoren wurden von Patricia Arnold die Kapitel 7 „Lernerfolg und Kompetenzerwerb prüfen“ und Kapitel 8 „Qualitätsmanagement“ verfasst, wozu Gerhard Zimmer die Abschnitte 7.1 „Grundbestimmungen kompetenzorientierten Prüfens“, 7.9 „Automatische Lernprozessanalyse“ und 8.5.1 „Kriterien für eine lernerorientierte Qualitätsentwicklung“ hinzugefügt hat. Lars Kilian hat die Kapitel 3 „Virtueller Bildungsraum“ und Kapitel 10 „Standardisierung“ geschrieben, wozu Patricia Arnold 3.5.1 mit „Virtuelle Lernumgebungen in der Cloud“ ergänzt hat und Gerhard Zimmer in 3.5.2 den Absatz „Integration eines adapitiven Lernsystems“ hinzugefügt hat. Anne Thillosen hat die Kapitel 4 „Didaktische Konzeption“ und Kapitel 5 „Bildungsressourcen“ verfasst, wozu Gerhard Zimmer den Abschnitt 4.4.1 „Der Deutsche Qualifikationsrahmen zur Kompetenzentwicklung“ hinzugefügt und in 4.3.3 einen kurzen Absatz zum Jugendschutzgesetz eingefügt hat und Patricia Arnold „Massive Open Online Courses“ in 4.3.3 ergänzt und 4.3.4 „Inklusives Design und Diversität“ aktualisiert hat. Gerhard Zimmer hat die Kapitel 1 „Einleitung“, Kapitel 2 „Bildung mit E-Learning“, Kapitel 6 „Kompetenzen für Lehren und Lernen“, Kapitel 9 „Evaluation“, Kapitel 11 „Rechtsgrundlagen“ und Kapitel 12 „Implementierung“ geschrieben und mit Hinweisen der Mitautoren aktualisiert sowie die herausgeberische Endbearbeitung des Handbuches übernommen. Für die Kapitel 1 „Ziele und Struktur des Handbuchs“, Kapitel 2 „Bildung mit E-Learning“ und Kapitel 9 „Evaluation“ konnte er in einigen Teilen auf von Patricia Arnold und in Kapitel 6 „Kompetenzen für Lehren und Lernen“ in der Frage der Online-Betreuung auf von Anne Thillosen beschriebene Aspekte in unserem ersten Handbuch zurückgreifen und diese weiter ausarbeiten.

München, Kaiserslautern, Tübingen, Berlin, im Dezember 2017

Patricia Arnold, Lars Kilian, Anne Thillosen, Gerhard Zimmer

1  Ziele und Struktur des Handbuchs

Digitalisierung und Bildung

Die Entwicklung der Digitalisierung in den beiden vergangenen Jahrzehnten eröffnet einen zuvor kaum vorstellbaren weltweiten Zugang zu Informationen, Wissen, Erfahrungen und Perspektiven. Sie bietet schnelle Wege zur Kommunikation und Kooperation und damit neue Chancen für die Entwicklung von Arbeit und Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie sowie für alle Formen, Inhalte und Wege von Bildung – zugleich entstehen neue Herausforderungen. Die Digitalisierung kann dazu beitragen, ganzheitliches, kritisch reflektierendes, kreatives, situiertes und produktives Lehren und Lernen in selbst organisierten, kooperativen und kollaborativen Bildungsprozessen zu unterstützen. Erfahrungen von Autonomie und Selbstwirksam­keit in den individuellen und kommunikativen Lernprozessen fördern lebenslanges Lernen und die demokratische Entwicklung der Gemeinschaft. Digitale Medien können Lehrende und Fachexperten sowie die Kommunikation und Kooperation der Lernenden in Bildungsprozessen keineswegs ersetzen. Denn Bildung bleibt immer ein individueller Prozess in gesellschaftlichen Kontexten. Das hat zur Konsequenz, dass alle Beteiligten ihre Medienkompetenzen ganzheitlich und kritisch reflektiert erwerben müssen.

Integration von E-Learning in Bildungsprozesse wissenschaftlich unterstützen

Seit zwei Jahrzehnten wird über die Integration von E-Learning in die unterschiedlichen Bildungsprozesse in Schulen, Berufsbildung, Hochschulen, Weiterbildung und Unternehmen meist sehr positiv diskutiert, zahlreiche Entwicklungsprojekte wurden und werden gefördert, aber die Integration kommt, wie immer wieder öffentlich diskutiert wird, nur langsam voran. Unser Handbuch will daher dazu beitragen, eine den jeweiligen Bildungsprozessen angemessene effiziente Implementierung der digitalen Medien in allen Dimensionen zu unterstützen. Was unterscheidet dieses Handbuch von den inzwischen zahlreichen weiteren Publikationen zum E-Learning und E-Teaching? Dieses Handbuch ist aus den vielfältigen Erfahrungen in der konkreten Gestaltungspraxis virtueller Bildungsangebote in Entwicklungsprojekten und in der Durchführung in Bildungseinrichtungen entstanden. Es basiert auf der Evalua­tion der eigenen Praxis sowie der wissenschaftlichen Reflexion virtueller Bildungs­angebote und zahlreicher Forschungsergebnisse. Mit diesem Handbuch möchten wir die praktische Realisierung einzelner virtueller Bildungsangebote bis hin zum kompletten Aufbau virtueller Bildungsgänge wissenschaftlich fundiert unterstützen. Damit werden virtuelle Bildungsangebote von Bildungszentren ebenso wie Studienangebote von Hochschulen oder in der beruflichen und betrieblichen Aus- und Weiterbildung in Unternehmen, in der Erwachsenenbildung und der fachlichen und allgemeinen schulischen Bildung in den Blick genommen. Das Handbuch ist daher gleichermaßen für alle geschrieben, die E-Learning, sei es in Hochschulen, Bildungs­zentren, Unternehmen oder Schulen, aus der Perspektive einer allgemeinen, beruf­lichen oder wissenschaftlichen Bildung erfolgreich einführen und betreiben wollen.

Adressaten des Handbuchs

Adressaten des Handbuchs sind alle, die sich in Universitäten, Fachhochschulen, Akademien, Fachschulen und Schulen, in der wissenschaftlichen oder beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie in Unternehmen in der betrieblichen Bildung mit der inhaltlichen Planung, der didaktischen Konzeption, der Medienproduktion sowie der Organisation, Lernbegleitung, Betreuung und Qualitätssicherung von Bildungsangeboten befassen. Alle Beteiligten werden angesprochen: Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, Dozentinnen und Dozenten, Lehrerinnen und Lehrer, Ausbilderinnen und Ausbilder, Teletutorinnen und Teletutoren sowie alle, die sich mit der Entwicklung, Produktion, Implementierung, Durchführung, Qualitätssicherung und Evaluation virtueller Bildungsangebote in praktischer und wissenschaftlicher Perspektive befassen.1) Ebenso werden auch alle Lernenden, Auszubildenden  und Studierenden angesprochen, die in E-Learning-Arrangements ganz oder in Teilen lernen, ihre Kompetenzen erwerben und studieren oder dies zukünftig tun werden, damit sie die virtuellen Bildungsangebote effizient und produktiv nutzen und Verbesserungen ihrer Gestaltung und Nutzung vorschlagen können. Auch alle Ange­bots­planer und Entscheidungsträger, die virtuelle Bildungsangebote entwickeln, organisieren und durchführen möchten, sind Zielgruppe unseres Handbuchs.

Entstehungshintergrund

Das erste Handbuch zum E-Learning in Hochschulen und Bildungszentren, das wir 2004 publiziert haben und das schon lange vergriffen ist, entstand zum großen Teil aus den wissenschaftlichen Ergebnissen und den Erfahrungen einer gemeinsamen fünfjährigen Tätigkeit im Bundesleitprojekt „Virtuelle Fachhochschule für Technik, Informatik und Wirtschaft (VFH)“ des Bundesministeriums für Bildung und For­schung in den Jahren 1998 bis 2003 (Arnold/Kilian/Klockmann/Thillosen 2003; Nisius/Laudahn 2000). Mit unserer Tätigkeit in der VFH haben wir in allen Projektphasen aktiv beim Aufbau und der Gestaltung virtueller Studiengänge mitgewirkt und den Fortbestand des Studienangebots auch über die Projektlaufzeit hinaus vorbereitet. Am Ende der Projektlaufzeit 2003 hatte der Fachhochschulverbund VFH, aus der anschließend u. a. die oncampus GmbH (https://www.oncampus.de/ [01.09.2017]) hervorging, die erste Akkreditierung in Deutschland für einen Online-Masterstudiengang erhalten (Schmitz/Siegel/Baudach 2011). Wir haben im Kerngeschäft der Begleitforschung kontinuierlich den Einsatz von E-Learning im Rahmen wissenschaftlicher Bildungsangebote beobachtet, ausgewertet und in unsere Forschungspraxis einfließen lassen. Anschließend haben wir – und tun dies dies auch weiterhin – in verschiedenen weiteren E-Learning-Projekten in anderen Bildungseinrichtungen und in übergreifenden Kompetenzzentren für E-Teaching vielfältige Erfahrungen, insbesondere auch mit der Einführung und Nutzung der neuen Instrumente und Methoden des Web 2.0 in Bildungsprozessen, gesammelt und reflektiert, die auch in dieses neu bearbeitete, erweiterte und aktualisierte Handbuch zum Lehren und Lernen mit E-Learning in allen Bildungsbereichen eingeflossen sind. Mit den Blicken über die Tellerränder der einzelnen Projekte und Zentren hinaus beziehen wir den Stand der Forschung und die Ergebnisse vielfältiger Praxis kompakt und praxisorientiert in die Darstellungen mit ein.

Kritisch reflektierende Perspektive

Weiterhin haben wir den Wechsel von der E-Learning-Euphorie Mitte der 1990er-Jahre zur schon bald folgenden Ernüchterung Mitte der 2000er-Jahre und das gegenwärtig erneute Wachstum des E-Learning miterlebt und kritisch in unsere Arbeiten einbringen können (vgl. u. a. Horizon 2015; Horizon 2017; MMB/PSEPHOS 2001; MMB 2011; MMB 2014; Uhl 2003). Wenn wir daher im Folgenden die Potenziale von E-Learning für eine umwälzende Veränderung der Lehr- und Lernkultur be­schreiben, dann erfolgt dies nicht getragen von einer unkritischen Anfangseuphorie, sondern aus einer reflektiert abwägenden Beurteilung der Vorteile und der Möglichkeiten zur Vermeidung von Nachteilen. Nur qualitativ hochwertige virtuelle Bildungsangebote können zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lehr- und Lernkultur führen.

Fünf zentrale Ziele

Damit dieses neue Handbuch ein Fundament für Vorhaben sein kann, virtuelle Bildungsangebote mit den modernen digitalen Medien integriert in reale Bildungsräume zu organisieren, sind uns fünf Ziele besonders wichtig:

Verschiedene Akteursperspektiven

An Entscheidungen in virtuellen Bildungsgängen und an der Gestaltung virtueller Bildungsangebote sind immer verschiedene Personengruppen beteiligt. Damit die verschiedenen Akteure gewinnbringend mit dem Handbuch arbeiten können, wird das Thema in allen relevanten Aspekten behandelt, und über Querverweise werden Zusammenhänge zwischen den einzelnen Tätigkeitsfeldern der beteiligten Akteure aufgezeigt. Wir gehen davon aus, dass je nach eigenem Tätigkeitszuschnitt ein oder mehrere Kapitel unmittelbar für die eigene Praxis relevant sind, die übrigen Kapitel aber ebenso lesenswert sind, um einen Überblick und ein Grundverständnis für die Akteursperspektiven der jeweiligen Kooperationspartner zu erhalten. Für die Mitarbeitenden in Kompetenzzentren sind alle Kapitel gleichermaßen von Bedeutung, weil sie den Gesamtprozess virtueller Bildungsangebote von der Planung, Produktion, Implementation und Qualitätssicherung bis zur Evaluation und Verbesserung der Angebote im Blick haben müssen.

Anwendungsorientierung

Um mit diesem Handbuch die Entwicklung und Nutzung virtueller Bildungsangebote zu unterstützen und zu verbessern, ist uns eine durchgängige wissenschaftlich fundierte Anwendungsorientierung sehr wichtig. Wir stellen dafür in allen Kapiteln die wissenschaftlichen Grundlagen und die Forschungsergebnisse zum jeweiligen Themenaspekt zusammen, um sie für die Handlungspraxis der für diesen Bereich Verantwortlichen verfügbar zu machen. Dies geschieht auf der Grundlage der kritischen Reflexion der in unseren verschiedenen Projekten und Kompetenzzentren getroffenen Entscheidungen und gesammelten Erfahrungen.

Didaktische Perspektive

Erst passende und durchdachte didaktische Konzepte machen virtuelle Lernangebote zu qualifizierten Bildungsangeboten. Wird die didaktische Planung gegenüber technologischen oder finanziellen Überlegungen vernachlässigt, bleiben virtuelle Bildungsangebote häufig erfolglos. Auch Nachhaltigkeit, oft unter finanziellen Aspek­ten diskutiert, lässt sich durch ausgereifte didaktische Konzepte erreichen. Didaktische Überlegungen haben daher einen zentralen Stellenwert für alle Handlungsschritte beim Aufbau virtueller Bildungsangebote. Dementsprechend haben wir die didaktische Perspektive zu einer zentralen Perspektive im Handbuch erhoben: Wenn auf andere Aspekte eingegangen wird, z. B. auf die Frage der technischen Gestaltung des virtuellen Bildungsraumes, des Qualitätsmanagements oder der Standardisierung, so erfolgt dies immer aus didaktischer Perspektive.

Struktur des Handbuchs

Aus dem Ziel, die Entwicklung und Nutzung virtueller Bildungsangebote umfassend, anwendungsorientiert und konsequent aus pädagogischer Perspektive zu betrachten, ergibt sich die Struktur des Handbuchs:

In den folgenden Kapiteln werden jeweils die zentralen Handlungsfelder der Entwicklung und Implementierung virtueller Bildungsangebote in formalen und informellen Lehr- und Lernprozessen behandelt: