Buchcover

Curt Aldrich

Die Braut

SAGA Egmont



1

Nackt rannte sie die Straße hinunter. Die Stadt schien verödet zu sein — bis auf die Männer, die sie jagten. Als sie ängstlich über die Schulter zurückschaute, sah Sandra, daß sie genauso nackt waren wie sie. Mit ausgestreckten Armen versuchten sie sie zu erreichen, und ihre erigierten Penise schaukelten, als sie sie verfolgten.

Diese steifen Schwänze waren wie Gewehre, die auf sie wiesen, oder wie Messer, bereit, sie zu durchbohren.

Sandra taumelte. Sie fiel.

Und schon waren die Männer über ihr, keuchten, ächzten. Sie spürte, wie sich ein Steifer in den haarigen Spalt zwischen ihren Oberschenkeln bohrte. Er tauchte tief in sie hinein, dehnte ihre enge Vagina, stieß irgendwo tief in ihr an.

Das schockierte, erschreckte Mädchen stieß einen Schrei aus …

Mit weit aufgerissenen Augen saß Sandra im Bett. Sie sah ihr Bild im Spiegel der Frisiertoilette: Einer der Träger ihres Nachthemds war heruntergerutscht und hatte eine feste, volle Brust entblößt. Eine Titte, würden die Männer sie nennen. Oder Melone, Apparat oder Äpfelchen — Sandra kannte all diese Wörter.

Ihr goldblondes Haar hing über ihre Schultern, ihre aquamarinblauen Augen waren groß, der Mund geöffnet; sie keuchte.

Und dann wurde sich Sandra etwas bewußt, das sie nicht sehen konnte, weil sie noch zugedeckt war: Ihr Schoß war naß, bedeckt von etwas Warmem, Klebrigem.

„Nein!“ sagte sie zu ihrem Spiegel. „O nein! Warum muß ich immer so schreckliche Träume haben?“

Natürlich wußte es Sandra. Die Ursache lag einige Jahre zurück, basierte auf der schrecklichsten Erfahrung ihres Lebens. Eine ganze Zeit hatte sie versucht, es zu vergessen, aber immer wieder kam es zurück, schockierend, erregend, angstverbreitend. In ihren Träumen kam es zurück.

Sie sah auf die Uhr. Es war fast Zeit aufzustehen. Das verstörte Mädchen streckte die Hand aus und drückte auf den Knopf des Weckers, damit das durchdringende Schrillen sie nicht noch nervöser machte.

Sie zog ihr Nachthemd wieder über die Brust und schob die Beine über die Bettkante. Es waren feste, gebräunte Beine — schöne Beine, dachte sie. Und ihre Gedanken kehrten zu dem gestrigen Abend zurück, als Glen Barton, ihr Chef, sie auf der Couch auf den Rücken geschmissen hatte. Ihr Rock war hochgeschoben, er hatte die gebräunten Beine dort geleckt, wo die Strümpfe endeten, und er hatte sie berührt, wo das Höschen über ihrer haarigen Möse lag … wo der heiße, harte Knopf ihrer Klitoris versuchte, sich aus den Falten ihrer Pussy herauszuschieben.

Nein, dachte Sandra. Ich muß das vergessen. Und Glen darf nie wieder so etwas tun. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, daß ich ihm soviel erlaubt habe.

Im Bad seifte Sandra liebevoll ihre Titten ein, sie verbrachte viel Zeit damit, die großen rosafarbenen Nippel zu drücken und zu reiben. Ihr wurde sehr heiß und sie wußte, daß das Wasser nicht der Grund dafür war.

Sie kniete sich hin und spreizte die Beine, dann wusch sie die schlüpfrigen, geschwollenen Lippen ihrer Vulva. Meine Pussy, dachte sie. Sandra mochte dieses Wort, obwohl es vulgär war.

Glen will meine Pussy, überlegte sie, als sie die samtenen Liebeslippen auseinanderzog und seifige Finger dazwischen steckte. Er möchte gern seinen großen steifen Schwanz hier hineinstekken und …

Nein!

Sandras Hände zuckten zurück, und sie sank wieder ins Wasser.

Ich darf nicht einmal daran denken. Ich könnte es nicht aushalten, es ihn machen zu lassen. Es würde weh tun. Außerdem ist es böse!

Es kam Sandra vor, als ob alle Männer immer nur hinter ihr her wären. Junge Männer. Ältere Männer. Der Gedanke daran, was sie alles mit ihr tun wollten, ließ sie erschauern und es lief ihr eiskalt den Rücken herunter.

Aber am schlimmsten war, daß ihr Körper willig zu sein schien. Doch der Körper konnte natürlich nicht wissen, was gut für ihn war. Ein Körper konnte sich an nichts erinnern …

Sie kletterte vorsichtig aus der Badewanne und betrachtete sich wieder im Spiegel, sah ihre strammen Brüste, die auf eine Weise vor ihr hin und her schaukelten, die jeden Mann ohne Zweifel entzüdeen würde. Männer waren ja so schmutzig! Sogar Glen, obgleich sie ihn sonst mochte.

Wenn ich nur ein Schild vor mir hertragen könnte, dachte sie, während sie sich abtrocknete. Ein großes Schild, das den Männern sagt, sie sollen mich in Ruhe lassen.

Wenn sie es nur respektieren würden.

Aber das einzige Zeichen wäre ein Ehering überlegte sie. Und das bedeutet, daß ich einen Mann heiraten müßte. Dann hätte er das Recht, mich zu ficken. Und das könnte ich nicht aushalten!

Sandra ließ eine Titte los und sah, wie sie wippte. Dann, als sie zur Ruhe gekommen war, stand sie weit aus ihrer Brust heraus, rund, wunderbar geformt, mit einem harten spitzen Nippel. Sie rieb ihre andere Brust trocken und dann beobachtete sie wieder, wie sie sich hin und her bewegte.

Sie rieb mit dem Handtuch über das goldene Vlies auf ihrem Venushügel, dann trocknete sie den leicht gerundeten Bauch ab, dessen Haut von der Möse bis fast unter den Nabel heller war als die Bräune ihres Körpers — selbst der Titten.

Sandra nahm regelmäßig Sonnenbäder, bei denen sie über der Taille nackt war, sie legte sich auf das Dach ihres Apartmenthauses und lauschte ständig auf Schritte auf der Treppe, so daß niemand eine Möglichkeit hatte, die Tür zu öffnen und sie zu sehen. Sie hatte schon daran gedacht, auch ihr Bikinihöschen auszuziehen, aber dazu hatte sie noch nicht den Mut gehabt.

Sandra bückte sich und rieb mit dem Handtuch zwischen ihren Beinen. Das flauschige Handtuch erregte ihre Pussylippen, sie schwollen an, ihre Klitoris kam heraus. Sie beschloß, schnell damit aufzuhören, damit ihr heißes Fleisch nicht wieder vom Liebessaft naß wurde, gerade jetzt nach dem Bad.

Sie ging mit hüpfenden Titten ins Schlafzimmer. Sie konnte sich kaum bewegen, ohne daß die prächtigen Pyramiden schaukelten oder wippten, weil sie so voll und groß waren. Insgeheim war Sandra stolz auf sie. Sie hatte schon daran gedacht, sie irgendwann einmal einem Mann zu zeigen — nur ein einziges Mal.

Als sie vergewaltigt worden war, hatte sie noch keine richtigen Titten besessen.

Sie hatte ein paar Verabredungen mit Glen gehabt, ihm jedoch nie erlaubt, ihre Bluse zu öffnen. Aber wie oft hatte er es versucht! Oft hatte er ihre Brüste durch ihre Bekleidung gestreichelt, Sandra erregt und es geschafft, daß ihre Nippel anschwollen.

Glen streichelte sie so gern, wenn er ihr einen Zungenkuß gab. Sie stellte sich vor, wie es wohl sein würde, wenn er mit der Zunge über ihre Brustspitzen leckte.

Ich sollte mich wirklich nicht mehr mit ihm verabreden, dachte sie, als sie einen Büstenhalter und einen Schlüpfer aus der Schublade holte. Natürlich ist es im Büro unmöglich, ihn zu meiden. Und ich mag ihn sogar!

Genau das war ihr Kummer. Es schien keinen Ausweg aus ihrem Dilemma zu geben.

Nachdem sie den weißen Schlüpfer angezogen und ihn mit den Fingerspitzen unter ihren prächtigen Hinterbacken zurechtgeschoben hatte, legte sie den Büstenhalter um die Taille, so daß die Haken und Ösen vorn waren. Sie befestigte sie, drehte den Büstenhalter dann um und schob ihre Arme durch die Träger, während sie die Brüste in die Körbchen legte. Sie hatte einen Halb-BH gewählt und ihre Titten schoben sich über den Rand der Körbchen hinaus.

Sie zitterte, als sie sich auf die Bettkante setzte und die Beine übereinanderschlug, um einen Strumpf anzuziehen. Sie streckte ihr linkes Bein vor sich aus und zog den Strumpf hoch und schob dann den Elastikrand um ihren vollen Oberschenkel zurecht. Nachdem sie den anderen Strumpf angezogen hatte, stand sie auf. Durch das Sitzen war ein Teil ihres Höschens in den Spalt ihrer Hinterbacken gerutscht und sie sah die tiefe weiße Ritze.

Nachdem sie das Höschen noch einmal hochgezogen hatte, betrachtete Sandra sich im Spiegel. Sie war noch nicht gekämmt und hatte noch kein Make-up aufgelegt, dennoch mußte sie zugeben, daß sie sehr hübsch war.

Wie würde es Glen gefallen, wenn er mich jetzt so sehen könnte — nur mit meinem Büstenhalter, dem Schlüpfer und den Strümpfen, dachte sie.

Allein der Gedanke ließ sie erbeben.

Wenn du nicht sehr aufpaßt, dann läßt du es ihn doch eines Tages machen, sagte sie sich.

O nein, niemals, antwortete sie sich selbst. Kein Mann wird mich jemals wieder ficken! Es war schrecklich! Es tat weh und blutete. Noch tagelang tat es mir weh.

Männer sind brutal! Auch Glen würde es sein, wenn ich ihm eine Möglichkeit gäbe, seinen Schwanz in mich reinzustecken.

Nur in Unterwäsche und Strümpfen ging Sandra in die Küche, um sich das Frühstück zu machen.


Später am Morgen ging sie den Flur der Arztpraxis hinunter, in der sie arbeitete, als sich plötzlich aus einer offenen Tür Arme um sie legten. Die hübsche Krankenschwester keuchte, als ihr Chef sie umdrehte. Glen drückte die Lippen auf ihren Mund, und sie versteifte sich, als sie seine Zunge spürte.

Sandra stieß ihn weg, ihre vollen Brüste hoben und senkten sich erregt unter der weißen Nylonuniform. „Doktor, lassen Sie das!“ fauchte sie. Der hübsche dunkelhaarige Arzt lachte. „Baby, wir sind jetzt allein. Kein Grund, so dienstlich zu tun.“

„Wir sind immer noch in der Praxis! Um Himmels willen, Glen, müssen Sie jedesmal nach mir grabschen, wenn ich vorbeikomme?“ Mit geröteten Wangen wandte sich Sandra ab und strich mit der Hand über die goldblonden Haare über ihren Schultern.

„Ich denke immer noch an gestern abend“, sagte Glen, während seine Augen kühn über die Kurven ihres Körpers glitten. „Bei unserer nächsten Verabredung kommen Sie mir nicht so davon!“

Sandra sah ihn an, ihre blaugrünen Augen blitzten. „Dann wird es keine nächste Verabredung geben! Ich habe Ihnen doch gesagt, Glen — ich fikke nicht!“

Wieder drehte sie sich um und ihre Hüften schaukelten, als sie schnell den Flur hinunterging und in ihr Vorzimmer zurückkehrte. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Gesicht sah finster aus. Sie wußte, daß sie viel zu schnell ging und daß ihre Brüste zu sehr schaukelten.

Zwei Männer sahen von den Magazinen auf, die sie in den Händen hatten. Der junge Mann rutschte auf seinem Stuhl hin und her, während auf dem Gesicht des älteren Patienten ein freundliches Lächeln auf tauchte.

Als Sandra hinter ihrem Schreibtisch saß, dachte sie: Ich hätte nicht ficken‘ sagen sollen! Das ist obszön! Aber ich wollte ihm zeigen, daß ich Bescheid weiß und daß es die einzige Sprache ist, die Männer verstehen. Glen ist hübscher als die meisten, aber er ist dennoch wie alle anderen, wenn er allein mit einem Mädchen ist. Er kann an nichts anderes denken, als sie auf den Rücken zu schmeißen und seinen …

„Miß Hoffmann?“ Der ältere der beiden wartenden Patienten stand vor Sandras Schreibtisch und lächelte. Er war groß, hatte schneeweiße Haare und hellblaue Augen.

„Ja, Mr. Armbruster?“

„Darf ich Sie einmal etwas Persönliches fragen?“ sagte er mit ruhiger freundlicher Stimme. „Es ist ein bißchen kühn von mir, aber — nun, würden Sie mir vielleicht die Ehre geben, irgendwann einmal mit mir zu speisen? Vielleicht heute abend, wenn Sie frei sind?“

Der hat aber Nerven, dachte Sandra. So ein alter Ganter! Der muß doch schon sechzig sein!

„Es tut mir leid, Mr. Armbruster, aber ich kann wirklich nicht“, sagte sie muffig.

Sie sah die Enttäuschung auf seinem Gesicht. „Oh. Nun, dann vielleicht ein andermal. Ich werde Sie gelegentlich wieder fragen.“

Er lächelte Sandra freundlich zu und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Sie sah aus den Augenwinkeln, daß der junge langhaarige Mann, der neben ihm saß, grinste.

So, er hatte es also mitgekriegt! Sandra errötete vor Verlegenheit und wandte sich ihrer Schreibmaschine zu, um den Brief, den sie begonnen hatte, zu beenden.

Aber sie konnte nur drei Wörter tippen, als auch schon das grüne Lämpchen ihrer Gegensprechanlage aufleuchtete und ihr mitteilte, daß der nächste Patient an der Reihe war, Glens Praxis zu betreten.

„Mr. Handy, bitte“, sagte Sandra und führte den jungen Mann durch den Flur. Sie hatte seine Karteikarte in der Hand.

„So ’n richtiger scharfer alter Hengst, was“, bemerkte Handy, während er ihre Hinterbacken betrachtete. „Kein Wunder, daß Sie ihm Bescheid gesagt haben.“

„Warten Sie hier“, fauchte Sandra und öffnete die Tür zu einem Untersuchungszimmer. Grinsend ging Handy an ihr vorbei, sein Ellenbogen streifte ihre Titten.

Männer, dachte Sandra wütend, während sie die Karteikarte in Glens Privatbüro brachte. Sie lassen ein Mädchen keine Sekunde in Ruhe!


„Du meine Güte, was für ein Tag!“ ächzte Glen und lehnte sich in seinen Drehstuhl zurück. „Es ist doch hoffentlich niemand mehr draußen?“

Sandra, die vor seinem Schreibtisch stand, schüttelte den Kopf.

Er grinste und streckte einen Arm aus. „Dann komm her, Mädchen!“

„Nein!“

„Aber, Mädchen, nun mach schon! Hast du nicht ein bißchen Mitleid mit einem überarbeiteten, frustrierten Doktor?“

„Glen, ich möchte nicht betätschelt werden!“

Er zwinkerte und sagte ruhig: „Lügnerin!“

„Ich lüge nicht!“ Röte stieg in Sandras Wangen.

„Ich weiß nicht, warum Sie mir nicht glauben wollen.“

Glen beugte sich vor. „Weißt du warum? Weil ich Arzt bin und viel über die Menschen weiß.

Ich nehme an, du erinnerst dich an gestern abend.“

„Ich hab’ versucht, das zu vergessen.“

„Nun hör aber auf“, lachte er. „He, was machen wir eigentlich heute abend? Ich meine“, fügte er hinzu, „ehe wir in dein Apartment gehen und in dein Bettchen schlüpfen?“

„Wir gehen heute abend nirgendwo hin“, erklärte Sandra und hob kriegerisch ihr Kinn. „Und bestimmt nicht in meine Wohnung. Ich hätte Sie gestern abend niemals einladen sollen.“

„Meinst du das wirklich?“ grinste Glen.

„Ja. Glen, ich weiß nicht, warum Sie denken, solche Spielchen mit mir treiben zu können. Ich bin an Sex nicht interessiert, niemals!“

„Okay“, sagte er und stand auf. „Also keine Verabredung für heute abend. Wir wollen’s uns beide überlegen. Und denk du schon an morgen.“ Er blinzelte und schlug Sandra auf die Hinterbacken, als er an ihr vorbei zum Garderobenständer ging. Ihre Hinterbacken juckten. Ihre Wangen waren immer noch gerötet, als sie sah, wie ihr gut aussehender Boß den weißen Arztkittel auszog und in seine Anzugjacke schlüpfte.

„Also bis morgen früh, Sandy“, sagte er und verließ das Büro.

Als sie sicher war, daß er die Praxis verlassen hatte, ging Sandra zur Vordertür und verschloß sie. Sie wollte in der Toilette ihr Make-up in Ordnung bringen, ehe sie die Praxis verließ.

Als sie sich auf die Brille setzte und pinkelte, dachte sie aus irgendeinem Grund an Henry Armbruster, den weißhaarigen Mann, der sie an diesem Morgen um ein Rendezvous gebeten hatte. Ohne Zweifel war es der älteste Mann, der das je bei ihr versucht hatte.

Aber offensichtlich hat er manchmal noch sehr junge Ideen, dachte sie lächelnd. Sie zog ihren Schlüpfer hoch. „Ich möchte doch mal wissen, wie alt er in Wirklichkeit ist?“

Sie wußte, daß sein Alter auf der Karteikarte stehen mußte. Bei der ersten Konsultation eines Patienten wurde alles notiert, was ihn betraf.

Es war bloße Neugierde, die Sandra veranlaßte, zu den Karteischränken zu gehen und Armbrusters Krankenblatt herauszuholen. Sie nahm es mit zu ihrem Schreibtisch und setzte sich.

Sie war überrascht, als sie sah, daß Armbruster erst 54 Jahre alt war. Sein weißes Haar hatte sie über sein Alter getäuscht. Ja, wenn sie richtig darüber nachdachte, so hatte er kaum Falten und hielt sich noch tadellos.

Wenn er auch nicht so alt war, wie sie geglaubt hatte, so war er sicherlich alt genug, um ihr Vater sein zu können. Und sogar ein paar Jahre darüber.

Sandra überflog die Karteikarte: Armbruster war geschieden und lebte allein. Er war zu einer allgemeinen Untersuchung zu Glen gekommen und …

… Sandra riß die Augen auf und starrte auf ein einzelnes handgeschriebenes Wort, das alle anderen zu überragen schien: Impotenz.

Henry Armbruster war impotent!

Sandra lehnte sich zurück; sie starrte auf die Wand und dachte darüber nach, was das bedeutete. Armbrusters Interesse an ihr mußte also rein platonisch sein.

Er scheint mich einfach zu mögen, überlegte sie. Vielleicht sieht er in mir eine Art Tochter. Er hat immerhin in einer sehr väterlichen Weise mit mir gesprochen, nette kleine Bemerkungen gemacht. Er ist niemals frech geworden. Ich habe ihn völlig falsch eingeschätzt. Er ist anders als die anderen!

Wie müßte es sein, mit einem solchen Mann verheiratet zu sein, fragte sich Sandra, als ihre Gedanken plötzlich einen kühnen Sprung machten.

Sie legte Armbrusters Karteikarte zurück und ging wieder in die Toilette, um ihre Make-up aufzufrischen.

Als seine Frau wäre ich sicher, dachte Sandra. Andere Männer wären entmutigt, wenn wie wüßten, daß ich verheiratet bin und würden nicht mehr versuchen, mich ständig zu begrabschen. Offensichtlich geht es ihm gut, vielleicht ist er sogar sehr reich. Er würde mir alles geben, was ich brauche und das nicht, was ich nicht will. Es könnte eine perfekte Lösung sein.

Aber ich weiß nicht, ob er mir so gut gefällt, daß ich immer mit ihm leben möchte. Ich könnte es herausfinden, wenn ich mich ein paarmal mit ihm verabrede.

Sandras Gedanken hatten sie zu Überlegungen geführt, die sie fast erschreckten. Aber irgendwie faszinierte sie die ganze Geschichte. Es war durchaus möglich, daß sie hier die Lösung fand, nach der sie unbewußt gesucht hatte.

Mr. Armbrusters Behandlung schien abgeschlossen zu sein. Sie fand keinen Vermerk für eine Voranmeldung auf der Karte.

Ehe Sandra seine Karteikarte wieder zu den anderen steckte, schrieb sie sich die Telefonnummer seiner Wohnung ab.


Und wieder überfiel sie in dieser Nacht der schreckliche Traum, der sie schon so oft im Schlaf gestört hatte. Aber diesmal erwachte sie nicht, als dieser gesichtslose, nackte Mann seinen Steifen in ihre Möse steckte.

Sie krümmte sich auf dem Pflaster, starrte zu ihm hoch, als er sie mit wilden Bewegungen fickte, als sein mächtiges Glied immer wieder in die enge schlüpfrige Passage tauchte. Sie wußte nicht, was schrecklicher war — der Schmerz oder die entsetzliche Demütigung.

Der brutale Kerl fickte sie wie ein Irrer, während andere Männer mit steifen Schwänzen dastanden und zusahen. Dann aber tauchte plötzlich ein Mann in einem weißen Arztkittel von irgendwoher auf, stieß den geilen Kerl von ihr und verjagte die anderen. Sandra schlang die Arme um ihren Retter — der Traum war zu Ende …

2

„Du wirst WAS?“ explodierte Glen. „Das erlaube ich nicht!“

„Sie können mich nicht davon abhalten“, antwortete Sandra ruhig. „Henry ist sehr lieb zu mir und ein freundlicher, wundervoller Mann. Wir sind ein paarmal miteinander ausgegangen. Gestern abend hat er mir einen Antrag gemacht und ich habe ihn angenommen.“

„Das also hast du während der letzten zwei Wochen getan“, rief der Doktor. „Und mir hast du gesagt, du wolltest dich mit keinem treffen! Nun, eine Verabredung mit diesem alten Heini ist genauso eine Verabredung wie mit mir. Er ist absolut impotent, das solltest du auf seiner Karteikarte entdeckt haben.“

„Darum kümmere ich mich überhaupt nicht“, antwortete Sandra, ohne die Augen niederzuschlagen. „Er ist sehr freundlich und rücksichtsvoll zu mir.“

„Sandy, er hat einen Sohn, der älter ist als du!“

„Und was macht das für einen Unterschied? Darüber wird überhaupt nicht gesprochen. Es geht um ganz andere Dinge.“

„Na schön, na schön, wie du willst“, zischte ihr Boß ärgerlich. „Du bist frei. Du kannst jederzeit gehen. Ich werde die Stellenvermittlung anrufen, damit sie mir jemanden herschicken. Du kriegst einen Scheck für zwei Wochen, aber ich möchte dich hier nicht mehr sehen.“

Sandra starrte ihn an. „All right, das macht mir alles bedeutend leichter.“

„Du weißt überhaupt nicht, was für einen Fehler du begehst“, murmelte Glen und sah sie scharf an. „Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, dich davon zu überzeugen.“

„Falls Sie noch irgendwelche Gefühle für mich übrig haben“, antwortete Sandra und ihre Augen bewölkten sich, „dann sollten Sie mir viel Glück wünschen.“

Sie drehte sich um und verließ Glens Büro.

Sie und Henry flogen nach Las Vegas, um dort zu heiraten. Verwandte waren nicht anwesend. Trauzeugen waren zwei Angehörige der Kapelle, in der die Hochzeit stattfand.

Henry war auf eine väterliche Weise zärtlich und zuvorkommend, er war in jedem Augenblick um Sandras Wohlergehen besorgt. Sie spürte, wie sie ruhig war, wenn sie bei ihm war — ein Friede umgab sie, den sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte.

Sie hatte das Gefühl, daß ihr persönliches Problem für lange Zeit gelöst war. Keine geilen Männer würden sie mehr jagen. Nun trug sie einen Ring. Sandra konnte kaum die Augen von dem glänzenden Goldband mit den funkelnden Diamanten nehmen.

Es machte ihr nichts aus, in das teure Hotel zurückzukehren, in dem sie und Henry eine Suite mit zwei Schlafzimmern genommen hatten. Als er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten, hatte er ihr klargemacht, daß sie getrennte Schlafzimmer haben würden.

„Wahrscheinlich kennst du mein Problem“, fügte er traurig hinzu, „ich nehme an, es steht auf der Karteikarte, die du oft in Händen gehabt hast.“

„Ja, ich weiß“, hatte Sandra zugegeben.

„Und es macht dir nichts aus?“

„Natürlich nicht.“