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Rudi Benzien

Simons Reise zum Es-war-einmal-Stern

ISBN 978-3-95655-969-3 (E-Book)

 

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

 

Das Buch erschien erstmals 1997 im Sassen-Verlag, Neustrelitz

 

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Der Es-war-einmal-Stern … Was soll denn das sein?

Das ist der Stern, auf dem die Märchen wachsen, wie anderswo auf der Wiese die Blumen und man kann sie pflücken:

Rotkäppchen und der Wolf, Hänsel und Gretel, Frau Holle, der Wolf und die sieben Geißlein, der Froschkönig, Schneewittchen, Dornröschen und wie sie alle heißen …

Simon liegt in seinem Bett und kann nicht einschlafen. Immer wieder geht ihm durch den Kopf, was Opa Ludwig ihm erzählt hat. Er will es nicht glauben. Die Märchen, das weiß Simon genau, die stehen in den dicken Büchern, aus denen ihm Oma Adelheid immer vorliest. Neulich hatte er Oma Adelheid gefragt: „Stimmt es wirklich, dass die Märchen auf dem Es-war-einmal-Stern wachsen?“

„Wo hast du denn diesen Unsinn her?“, hatte sie wissen wollen.

„Das hat mir Opa Ludwig erzählt.“

„Opa Ludwig, der erzählt manchmal die komischsten Sachen“, hatte Oma Adelheid abgewinkt.

Der Mond sieht durchs Fenster, rund um ihn herum funkeln die Sterne. Simon hat die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und überlegt: Vielleicht stimmt es doch. Bevor die Märchen ins Märchenbuch kommen, kann sie ja jemand auf dem Es-war-einmal-Stern gepflückt haben.

Der Gedanke lässt ihm keine Ruhe.

Vorsichtig schiebt er die Bettdecke zur Seite, klettert aus seinem Bett, geht zum Fenster. Er nimmt seine beiden Hände wie ein Fernglas vor die Augen und besieht sich den Himmel.

Erst sehen sie alle gleich aus, die vielen Sterne.

Dann entdeckt Simon, dass es kleinere und größere Sterne gibt, gelbe, weiße, rötliche. Und einer funkelt und flimmert in verschiedenen Farben: Rot, gelb, grün.

Ob das der Es-war-einmal-Stern ist? denkt er.

Er verwandelt sein Fernglas in ein Fernrohr, indem er seine beiden hohlen Fäuste hintereinander hält. Nun sieht er nicht mehr den ganzen Himmel, sondern nur noch den bunt flimmernden Stern.

Simon kommt es so vor, als würde ihm der Flimmerstern zublinzeln.

“Na, sag mal, Simon, ich denke, du schläfst längst, dabei stehst du am Fenster und guckst in den Himmel.“ Simon hat bei seiner Sternenguckerei nicht gemerkt, dass seine Mutter ins Zimmer gekommen ist.

„Ich hab’ ihn entdeckt“, sagt Simon aufgeregt.

„Wen hast du entdeckt?“, fragt die Mutter.

„Den Es-war-einmal-Stern, auf dem die Märchen wachsen.“

Die Mutter nimmt ihre beide Fäuste wie ein Fernrohr vor ihr rechtes Auge und blickt in die gleiche Richtung wie Simon.

„Tatsächlich, das muss ein besonderer Stern sein, wie schön bunt er flimmert.“

Eine ganze Weile betrachten sie den Stern.

„So, mein Sternengucker, jetzt geht es ab ins Bett“, sagt die Mutter, nimmt Simon auf den Arm und trägt ihn ins Bett, legt ihn hin, deckt ihn bis zum Hals zu und gibt ihm einen Kuss.