Über Carola Dunn

Carola Dunn wurde in England geboren und lebt heute in Eugene, Oregon. Sie veröffentlichte in den USA mehrere historische Romane, bevor sie die »Miss Daisy«-Serie zu schreiben begann.

Informationen zum Buch

Miss Daisy und die tote Sopranistin:

Mord im Konzert! Bei ihrem Debüt in der Londoner Royal Albert Hall im Jahre 1923 bricht die Mezzosopranistin Betsy tot auf der Bühne zusammen. Miss Daisy Dalrymple, eine junge Adlige mit journalistischen Ambitionen, und ihr Freund Alec Fletcher von Scotland Yard ermitteln – und erweisen sich schnell als findige Experten für komplizierte Künstlerseelen und skandalöse Affären. Aber bis geklärt ist, wer Betsy vergiftete, erleben die beiden so manche bedrohliche Überraschung …

Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman:

Der legendäre Luxuszug ist gerade auf dem Weg von London in den kalten Norden Schottlands, als eine mysteriöse Leiche einen ganzen Clan in Verdacht bringt … Gut, dass auch Miss Daisy Dalrymple unter den Reisenden ist, jene scharfsinnige Journalistin, deren Beobachtungsgabe Scotland Yard schon in so manchem Fall aus der Bredouille geholfen hat. Zur großen Freude von Miss Daisy kann nun auch Alec Fletcher, der charmante Chief Inspector, nicht weit sein. Das einzigartige Ermittlerteam kreist die Tatverdächtigen mit raffinierten Methoden immer enger ein …

„Carola Dunn liefert in der Miss Daisy-Serie alles, was man sich als Krimi-Leser wünscht: Aristokraten, die den Skandal fürchten, dienstbare Butler, einen äußerst attraktiven und erfolgreichen Kommissar, dazu eine überaus charmante Hauptfigur.“ The Oregonian.

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Carola Dunn

Miss Daisy und die tote Sopranistin

Kriminalroman

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

Informationen zur Autorin

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Miss Daisy und die tote Sopranistin

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Miss Daisy und der Mord im Flying Scotsman

Danksagung

Stammbaum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Impressum

1

Als Daisy die Hand zum zweiten Mal nach dem glänzenden Messingklopfer ausstreckte, öffnete sich die dunkelgrüne Haustür.

»Ach, Sie sind es, Daisy. Kommen Sie doch herein«, forderte Muriel Westlea sie gleich auf, und ihr Lächeln auf dem schmalen, immerzu besorgt wirkenden Gesicht schien um Verzeihung zu bitten. Sie war eine etwas verwelkte Frau in den frühen Dreißigern, und ihr braunes, fleckiges Musselinkleid, das schon bessere Zeiten gesehen hatte, wirkte unscheinbar. »Bitte entschuldigen Sie die Wartezeit, aber unser Dienstmädchen hat heute Ausgang. Sie haben ja noch nicht einmal einen Mantel an.«

»Das macht gar nichts, ich wohne ja schließlich nebenan. Außerdem ist heute doch ein prachtvoller Tag. Bald blühen die Narzissen. Der Frühling ist einfach wunderbar.« Daisy trat in das Haus. Die Sonne schimmerte durch die viktorianische Buntglas-Lünette und die Buntglas-Fenster links und rechts von der Tür und warf grüne und lilafarbene Flecken auf die weißen Wände und das gebohnerte Parkett. Auf dem Dielentisch stand eine Vase mit scharlachroten Rosen aus dem Gewächshaus.

»Von einem von Betsys – Bettinas Verehrern«, sagte Muriel, die Daisys Blick gefolgt war. »So schön wie Freilandrosen duften sie nicht.«

»Nein, aber sie sind trotzdem zauberhaft. Der richtige Name Ihrer Schwester ist doch Elizabeth, nicht wahr?«

»Ja. Als Kind hab ich sie immer Betsy genannt, und ich kann es mir einfach nicht abgewöhnen.«

»Ich weiß, ich hab auch ewig gebraucht, bis ich Lucy nicht mehr mit ihrem Spitznamen aus der Schule gerufen habe. Sie findet ihn so gräßlich, daß ich ihn lieber nicht verrate.«

Daisy streckte Muriel ein leeres Marmeladenglas entgegen. »Ich fürchte, ich komme heute als Bettlerin. Ich will gerade einen Geburtstagskuchen für Lucy backen und habe gemerkt, daß ich nicht mehr genug Mehl habe. Glauben Sie, Ihre Köchin könnte ein Viertelpfund erübrigen?«

»Aber selbstverständlich. Kommen Sie doch in die Küche.« Muriel führte sie zur Dienstbotentreppe am hinteren Ende des Flurs. Irgendwo aus den Tiefen des Hauses hörte man, wie eine Frau zu Klavierbegleitung sang. »Wann hat Lucy denn Geburtstag?«

»Morgen. Ich backe einen Biskuitkuchen, weil der so leicht ist, und sie achtet ja immer so auf ihre Figur. Ihre Disziplin möchte ich haben«, fügte Daisy ironisch hinzu. »Diese Figur ohne Busen und Hintern werde ich nie haben.«

»Das würde Ihnen auch gar nicht stehen«, tröstete sie Muriel. »Und außerdem wird sich die Mode bestimmt irgendwann wieder ändern.«

Sie öffnete die mit grünem Bois bespannte Tür, und plötzlich wurde die Musik lauter. Die Carmen warnte ihren Liebhaber: »Si je t’aime, prends garde à toi!«

»Ihre Schwester hat ja eine wunderschöne Stimme!«

»Das ist nicht Betsy, das ist Olivia Blaise, eine von Rogers Schülerinnen.«

»Blaise? Der Name kommt mir bekannt vor. Kann es sein, daß sie schon einmal bei Lucy war, um sich porträtieren zu lassen?« fragte Daisy, während sie die Treppe hinuntergingen. »Mr. Abernathy hat sie einer ganzen Reihe seiner Schüler empfohlen. Unglaublich nett von ihm. Es muß wunderbar sein, von Musik umgeben zu leben«, fügte sie hinzu, als das Klavier zu einer weiteren Arie der Carmen aufspielte.

Muriel seufzte. »Wenn man nur die Musik hätte, ohne die Launen der Künstler! Man sollte sich niemals in Künstler verlieben. Jedenfalls nicht in Solisten. Unbedeutende Chorsänger wie ich sind da natürlich unkomplizierter.«

Daisy platzte vor Neugier und hätte gern gefragt, ob Bettina wirklich so temperamentvoll war wie die meisten Künstler. Beinahe wäre sie der Versuchung, alles Taktgefühl in den Wind zu schreiben, erlegen, doch in dem Moment erreichten sie die Küche.

Die Köchin füllte Daisys Marmeladenglas mit Mehl, und als Daisy zugab, noch nie eine Biskuittorte gebacken zu haben, gab sie ihr sogar ein paar gute Ratschläge. »Das Wasser kocht gerade, Miss Westlea«, sagte sie dann. »Möchten Sie einen Tee?«

»Bleiben Sie noch auf eine Tasse da?« fragte Muriel voller Hoffnung.

»Das würde ich gern, aber ich hab doch schon den Ofen angestellt und die Eier in eine Schüssel geschlagen. Ich glaube, ich sollte lieber wieder zurück.«

»Ja, dann müssen Sie wohl gehen.« Enttäuscht führte Muriel sie wieder hinauf in den Korridor.

Diesmal war der Gesang von der anderen Seite der boisbezogenen Tür zu hören. Er kam aus einem Zimmer, das am Ende des Korridors in der Nähe der Haustür lag.

»Judex ergo cum sedebit,

quidquid latet apparebit:

Nil inultum remanebit!«

Daisy verstand zwar die Worte nicht, fand aber, daß sich die klangvolle Stimme regelrecht boshaft anhörte.

»Jetzt hören Sie Betsy. Verdis Requiem. Das ist der Teil über das Jüngste Gericht. Wenn ›nichts vor der Strafe flüchten‹ kann. Das singt sie demnächst in der Royal Albert Hall. Meistens tritt sie in Opernhäusern in der Provinz auf. Deswegen ist dieses Konzert eine einzigartige Gelegenheit für sie. Wirklich wichtige Menschen werden sie hören.«

»Ich hoffe, daß alles gutgeht«, sagte Daisy aus Höflichkeit. Sie hatte Bettina Westlea – auch bekannt als Mrs. Roger Abernathy – nur einige Male gesehen, aber begeistert war sie von ihr nicht. Eigentlich hielt sie die Sopranistin sogar für ziemlich überspannt.

»Sie hat eine herrliche Stimme«, sagte Muriel loyal, »und außerdem ist sie wunderschön. Perfekte Voraussetzungen für eine Opernsängerin also. Es ist nur die Frage, wann endlich einmal die richtigen Menschen auf sie aufmerksam werden. Ach, glauben Sie, Lucy würde sich über zwei Konzertkarten zum Geburtstag freuen? Betsy hat ein paar Gratiskarten übrig. Das Konzert ist am nächsten Sonntag, eine Matinee. Um genau zu sein: am 18. März 1923 um drei Uhr nachmittags wird Bettina ihren Triumph feiern.«

»Ich weiß nicht, ob Lucy Zeit hat, aber ich würde sehr gern ins Konzert gehen.«

»Dann sollen Sie die Karten haben.« Ihr Lächeln ließ Muriel um Jahre jünger und fast hübsch wirken. »Sie sind unten im Musikzimmer. Ich bringe sie Ihnen später vorbei.«

» Großartig! Werden Sie auch mitsingen?«

»Ja, im ProMusica Chor. Roger ist übrigens unser Chorleiter.«

Während Muriel noch die Hand zur Türklinke ausstreckte, um Daisy zu verabschieden, klopfte es. Der junge Herr auf der Schwelle war großgewachsen und schlank und sah ausgesprochen gut aus. Sein blaßgrauer Straßenanzug war hochmodisch und hervorragend geschnitten. Allerdings hingen ihm seine braunen Haare, die viel zu lang für die derzeitige Mode waren, bis auf den Kragen hinab. Dort war statt einer Krawatte ein Halstuch aus weißer Seide zu sehen, und sein Hemd sowie das Taschentuch in der Brusttasche waren fliederfarben. Eindeutig ein Mitglied der Bohème von Chelsea.

Daisy erkannte ihn nicht. Das Automobil allerdings, das sie hinter ihm im Mulberry Place erspähte, war ihr vertraut: ein kastanienbrauner Leyland Eight mit der bekannten langen, rechteckigen Motorhaube.

Er lupfte seinen grauen Homburg. » Guten Tag. Ich wollte Miss Blaise abholen.«

»Kommen Sie doch herein«, sagte Muriel ohne großen Enthusiasmus. Mit starrer Miene trat sie zur Seite. »Miss Blaise müßte jeden Moment fertig sein. Daisy, kennen Sie Mr. Cochran? Er wird den Verdi dirigieren. Unsere Nachbarin, Miss Dalrymple«, stellte sie Daisy vor, und der Dirigent verbeugte sich leicht. Dabei warf er einen fragenden Blick auf das Marmeladenglas.

»Sie wohnen nebenan? Dann müssen Sie die Photographin sein, die mir Abernathy für meine Presseaufnahmen empfohlen hat.«

»Das ist meine Freundin, Miss Fotheringay. Sie ist sehr gut.«

»Ich hätte auch selbst gern mit ihr zusammengearbeitet, aber meine Frau hat sich dann für einen Photographen entschieden, der früher schon einmal Aufnahmen von ihr gemacht hat.«

Daisy nickte. Plötzlich wurde die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen. »Muriel, Himmel noch mal, wie soll ich bitteschön bei diesem Lärm proben?« fragte Bettina verärgert. »Wer …? Ach, Sie sind’s, Eric.« Sie lächelte wie eine Katze, die gerade eine Maus gefangen hat. »Sind Sie gekommen, um die liebe Olivia abzuholen? Hoffentlich freut sie sich auch, Sie zu sehen.«

Mr. Cochran lächelte, doch war es ein schwaches, geradezu verunglücktes Lächeln. Die goldenen Locken, die ein ovales Gesicht und große Augen von himmlischem Blau umgaben, beeindruckten ihn nicht im geringsten. Bettinas blaues Seidenkleid war an der Hüfte gegürtet und der bestickte Saum umspielte in der aktuellen Länge ihre Knöchel. Es paßte zu ihren Augen und schmeichelte ihrer schlanken Figur.

Neben ihr sah die arme Muriel schäbig, mager und ältlich aus.

»Hallo, Bettina«, sagte der Dirigent verlegen. »Ich nehme an, Sie arbeiten schon tüchtig am Requiem?«

Die Sängerin warf ihm einen spöttischen Blick zu.

Daisy zögerte, ob sie tatsächlich zum Ofen zurückkehren oder doch lieber hierbleiben sollte, um herauszufinden, was zwischen Eric Cochran, Bettina Westlea Abernathy und Olivia Blaise vor sich ging. Als Journalistin konnte sie im Grunde gar nicht anders, als ihrer unersättlichen Neugier über zwischenmenschliche Beziehungen nachzugeben. Aber das würde die Gasrechnung schrecklich in die Höhe treiben. Sie wandte sich gerade zu Muriel, um sich zu verabschieden, als Schritte am hinteren Ende des Korridors die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zogen.

Olivia Blaise war eine Erscheinung von überwältigender Eleganz. Während sie näher kam, erkannte Daisy zwar, daß ihr hellgelbes Mantelkleid ein wenig zu kurz für die neueste Mode und außerdem aus recht einfachem Jersey-Stoff geschneidert war, aber sie sah einfach unglaublich aus. Vielleicht, dachte Daisy neidvoll, war es die Art, wie sie ging, mit dieser graziösen Leichtigkeit, die eine gezügelte Vitalität ausdrückte. Wahrscheinlich würde sie in Lumpen genauso wunderschön aussehen. Ihr glattes, dunkles, kurzgeschnittenes Haar verlieh ihr etwas Elfenhaftes. Daisy erinnerte sich, wie Lucy von ihrer Gesichtsform geschwärmt hatte und ihr eine großartige Karriere als Photomodell vorausgesagt hatte, für den Fall, daß sie als Sängerin scheiterte.

Als sie die vier im Korridor stehen sah, verzog sie das Gesicht.

Cochran trat vor und platzte heraus: » Olivia, ich wollte Sie abholen.«

»Na, dann meinetwegen«, sagte sie unhöflich. »Immer noch besser als mit dem Omnibus zu fahren.«

Hinter ihr trat Roger Abernathy aus dem Schatten des Flurs. Er war ein schwergebauter Mann mittleren Alters, dessen Haar sich schon etwas lichtete. Er blinzelte durch die dicken Gläser seiner Hornbrille. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und seine Lippen waren blau verfärbt.

»Roger!« rief Muriel aus und eilte an seine Seite. »Du bist mal wieder zu schnell die Treppe heraufgekommen. Setz dich schnell hin.« Sie legte ihm den Arm um die Schultern und führte ihn zum Stuhl neben dem Flurtisch.

Olivia wirbelte herum. »Du liebe Zeit, das ist meine Schuld. Ich hatte es eilig, weil ich … das hier vermeiden wollte.« Sie deutete auf Cochran und Bettina. »Wie kann ich Ihnen helfen, Miss Westlea?«

»Er hat seine Medizin nicht dabei.« Muriel tastete in den Innentaschen von Abernathys Jackett. »Miss Blaise, könnten Sie bitte aus dem Ankleidezimmer das Reservefläschchen mit den Tabletten holen und ein Glas Wasser?«

»Bin ich selbst dran schuld«, murmelte Abernathy, während Olivia mit einem mitleidsvollen Blick an ihm vorbeieilte. » Gleich geht es mir wieder besser.«

»Wenn es dir dann wieder halbwegs gut geht, Roger«, zischte Bettina nervös, »dann brauch ich deine Hilfe mit dem Liber Scriptus

»Selbstverständlich, meine Liebe.« Sein Blick folgte seiner wunderschönen Frau, und trotz der dicken Brille war seine sehnsüchtige, fast unterwürfige Hingabe deutlich in seinen Augen zu erkennen.

Sie verschwand im Wohnzimmer und knallte wütend die Tür zu. Kurz darauf erklang ein Klavierakkord, und ein volltönender, herrlicher Mezzosopran war zu hören: »Liber Scriptus proferetur«. Der schwierige fünfte Takt wurde bravourös gemeistert.

Olivia Blaise kehrte mit Abernathys Medizin zurück. Cochran stand noch unsicher an der Tür herum. Er zögerte wohl noch, ob er seinen offensichtlich unerwünschten Besuch beenden sollte. Daisy beschloß, daß es für sie jedenfalls höchste Zeit war zu gehen.

»Ich bin jetzt weg, Muriel«, sagte sie. »Vielen Dank!«

Muriel, die mit dem Tablettenfläschchen beschäftigt war, warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu. »Bis später, Daisy.«

Daisy eilte zurück zu ihrem entzückenden kleinen Häuschen nebenan und sauste hinunter in die Küche, die im Souterrain lag. Sie wog Mehl und Zucker genau ab, wie Muriels Köchin es ihr geraten hatte, und schlug dann energisch die Eier.

Eine Stunde später saß sie am Küchentisch und trank mit der freundlichen Mrs. Potter, die täglich zum Aufräumen und Saubermachen zu ihr und Lucy kam, eine Tasse Tee. Es klingelte.

»Also hab’ ich ihm einfach gesagt: ›Nie im Leben machst du das, das kann ich dir sagen‹, hab ich ihm gesagt«, beendete die Reinemachefrau ihre Geschichte. Sie nahm den letzten Schluck ihres stark gezuckerten Tees und hievte sich aus dem Stuhl. »Ich geh mal an die Tür, Miss. Ist auch an der Zeit, daß ich die Badewanne saubermache. Und wehe, Sie schauen in den Ofen. Dann endet Miss Lucys Geburtstagskuchen als platter Pfannkuchen, das kann ich Ihnen sagen.«

Mit schweren Schritten ging sie die Treppe hinauf. Sehnsüchtig starrte Daisy zum Ofen. Es konnte doch nichts passieren, wenn sie die Tür nur ein winziges bißchen öffnete?

Aber die Köchin der Abernathys hatte ihr das ausdrücklich verboten, und wie würde Lucy sie damit aufziehen, wenn ihr der Kuchen nicht gelingen würde. Schließlich hatte sie ganz leichthin angekündigt, nichts sei einfacher als das!

»Es ist die Miss von nebenan«, rief Mrs. Potter die Treppe hinunter.

»Warten Sie, Daisy, ich komm zu Ihnen hinunter«, rief Muriel. Rasche Schritte klapperten auf der Treppe. »Ich bringe Ihnen nur schnell die Karten.«

»Vielen Dank, Muriel, Sie sind einfach großartig. Tut mir leid, daß ich eben so schnell geflüchtet bin, aber ich fühlte mich ein bißchen überflüssig. Hätte ich gesehen, daß Sie noch Hilfe brauchen, wäre ich natürlich geblieben.«

»Ist schon in Ordnung. Der arme Roger hat ein schwaches Herz, aber wenn er seine Pillen nimmt, ist alles in Ordnung. Er muß sie immer bei sich tragen, aber das vergißt er andauernd. Betsy weiß, daß seine Anfälle nichts Ernsthaftes sind«, verteidigte sie abschließend ihre Schwester.

Daisy, die sich durch die vorausgegangene Szene in ihrer Meinung über Bettina bestärkt fühlte, sagte taktvoll: »Es freut mich, daß Mr. Abernathy nicht ernsthaft krank ist.«

»Mich auch. Er war immer sehr freundlich zu mir.« Muriels eingefallene Wangen verfärbten sich rosa. »Es tut mir leid, daß Sie … Ich meine, ich fürchte, die ganze Angelegenheit war doch ziemlich peinlich.«

»Sie meinen das eben zwischen Ihrer Schwester, Mr. Cochran und Miss Blaise?«

»Ja. Verstehen Sie, Miss Blaise hatte eigentlich erwartet, daß sie die Rolle für Mezzosopran bekommt, aber dann hat man sie Betsy gegeben. Das mußte einfach Ärger geben.«

Das kann man wohl sagen, dachte Daisy. Sie hoffte, noch den Rest der Geschichte zu erfahren, und fragte: »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten? Diese Kanne ist schon leer, aber ich kann noch eine machen.«

»Das wäre wunderbar«, sagte Muriel bedauernd, »aber ich muß wieder zurück. Jetzt, wo Beryl auch weg ist, geht niemand mehr an die Tür. Ich finde schon allein hinaus. Ich möchte Sie ja auch nicht von Ihren Bäckerpflichten abhalten. Der Kuchen riecht ja wirklich köstlich.«

»Du lieber Gott, ich hab ja ganz die Zeit vergessen!«

Entsetzt schaute Daisy auf die Uhr. »Noch fünf Minuten, bis ich einmal nachschauen darf! Wenn er halbwegs ordentlich gelingt, müssen Sie morgen unbedingt vorbeikommen und ein Stückchen mit uns essen.«

»Sehr gerne. So um vier Uhr? Am Nachmittag ist Betsy nämlich nicht da.«

»Dann sehen wir uns also um vier«, stimmte Daisy zu. Sie verkniff sich zu äußern, daß sie eigentlich den Vormittag vorgezogen hätte. Das würde Muriel nur unnötig in Schwierigkeiten bringen. Wenn sie sich von ihrer Schwester so herumkommandieren ließ, dann ging das Daisy nichts an.

2

Die Biskuittorte sah durchaus eßbar aus, was Daisy als großen Erfolg verbuchte. Schließlich war dies ihr erster Versuch. Den schwarzen Rand konnte man leicht abkratzen, und das Loch in der Mitte würde sie mit Marmelade auffüllen. Sie stellte den Kuchen zum Abkühlen auf ein Gitter, nahm die Karten für das Requiem und ging hinaus in Lucys Photographiestudio im hinteren Teil des Gartens.

Sozusagen über Nacht waren die Forsythien erblüht. Vor dem roten Backstein der zu Wohnungen umgebauten Stallungen wirkten sie wie eine goldene Fontäne. Daisy wünschte, irgendein kluger Erfinder würde endlich eine einfache Methode erfinden, mit der man schöne Farbphotographien machen könnte.

Wie immer war das kleine Studio vollgestellt mit Kameras, Stativen, Hintergrund- Gemälden und Requisiten. Der Schreibtisch in der Ecke verschwand förmlich unter Stapeln von Photos und Rechnungen, bezahlten wie noch unbezahlten. Dort steckte bestimmt auch irgendwo Lucys Terminkalender. Lucy spielte gerade mit dem Gedanken, ein Telephon installieren zu lassen; das würde sie dann wahrscheinlich als Haken für ihr schwarzes Photographentuch verwenden. Wie eine Frau, die immer unter diesem schwarzen Tuch hervorkam, ohne daß ein einziges Haar ihrer Frisur durcheinandergeraten war, diese Unordnung aushalten konnte, fragte sich Daisy schon seit Jahren.

»Lucy?«

»Ich bin in der Dunkelkammer, Herzchen, komme sofort.«

»In Ordnung.« Daisy setzte sich an den Schreibtisch und fing an, ein bißchen aufzuräumen. Sie half Lucy regelmäßig, wenn es im Geschäft besonders viel zu tun gab, und wußte daher, was wohin gehörte.

In dem Chaos fand sie unter anderem eine Photographie von Bettina mit ihrem Gatten. Roger Abernathy stand hinter seiner Frau, die auf dem Stuhl saß, und blickte mit einem derart schmachtenden Lächeln auf sie hinunter, daß Daisy verächtlich schnaufte. Es war doch einfach unerträglich! Daß Männer von goldenen Locken beziehungsweise einer goldenen Stimme immer gleich völlig verblendet waren! Sie versteckte das Bild unter einem anderen Haufen.

Als Lucy hereinkam, lagen die Papiere alle ordentlich übereinander gestapelt. Den weißen Kittel hatte sie schon in der Dunkelkammer ausgezogen, und auch die dunklen, kurzgeschnittenen Haare waren bereits gekämmt. Ihre Finger zeigten keine Spuren von chemischen Substanzen. Ihre Augen leuchteten bernsteinfarben. Ihre großgewachsene und schlanke Gestalt hätte man nie im Leben in einem wadenlangen Rock vom letzten Jahr gesehen, obwohl ihr Budget genauso beschränkt war wie Daisys. Sie schneiderte sich ihre Kleider selbst und gab für Stoffe und Schnitte dieselben Summen aus wie Daisy für Bücher und Grammophonplatten. Daisys schönster Hut von Selfridge’s Bargain Basement ließ Lucy jedesmal schaudern, wenn sie ihn sah.

»Du bist ein Engel!« sagte sie, als sie ihren aufgeräumten Schreibtisch erblickte. »Das hättest du nicht zu tun brauchen.«

»Na, ich konnte mir das nicht tatenlos ansehen.«

»So geht es mir beim Anblick deiner Haare. Für mich wäre es das schönste Geburtstagsgeschenk, wenn du sie dir abschneiden ließest.«

»Ich denk noch mal darüber nach.«

»Ach, komm schon, Daisy, seit Monaten machst du eine Zitterpartie daraus.«

Daisy seufzte. »In Ordnung, ich mach’s, morgen früh. Ich hab’ Muriel zum Tee eingeladen – ich hoffe, du hast nichts dagegen?«

»Muriel? Ach so, das arme Mädchen von nebenan. Wieso in aller Welt …?«

»Ich mußte mir etwas Mehl für deinen Kuchen ausleihen, und bei der Gelegenheit hat sie mir zwei Konzertkarten geschenkt für deinen Geburtstag.«

»Ein Konzert!« Lucy stöhnte auf. »Du hast ihr doch nicht etwa gesagt, daß ich mich darüber freuen würde?«

»Nein, Liebes, ich hab gesagt, bei dir wüßte ich das nicht so genau, aber ich würde mich riesig freuen. Also hat sie sie mir gegeben. Keine Sorge, ich werde dich nicht zwingen, mit mir hinzugehen.«

»Frag doch Phillip, ob er dich begleitet.«

»Phillip! Der würde nur aus Pflichtgefühl mitkommen, und genau wie du würde er sich zu Tode langweilen. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit jemandem in ein Konzert zu gehen, der sich langweilt. Man kann es dann einfach nicht genießen. Nein, ich werde Alec Fletcher fragen.«

»Ach, Daisy, doch nicht deinen zahmen Polizisten! Er wird sich genauso langweilen wie Phillip. Und er ist kein Gentleman und wird es nicht diskret verbergen können.«

»Was weißt du denn schon davon? Du kennst ihn doch gar nicht. Alec ist durchaus ein Gentleman, und darüber hinaus liebt er gute Musik. Er hat mich zu einem Konzert in der Queen’s Hall eingeladen, aber das war letzte Woche, als ich in Suffolk war und meinen dritten Artikel für Town and Country recherchiert habe.«

»Aber wirklich, Liebes, ein Bobby! So jemand ist einfach zu spießig, auch wenn er sich sogar Detective Chief Inspector schimpft. Ein Polizist kann einfach nicht ganz … na ja, ganz comme il faut sein. Und Phillip scharrt doch förmlich mit den Hufen, dich endlich heiraten zu dürfen.«

»Er scharrt überhaupt nicht mit den Hufen, mich zu heiraten, er fühlt sich nur wegen Gervaise verpflichtet, sich um mich zu kümmern«, sagte Daisy irritiert. Ihr Bruder, der beste Freund von Phillip Petrie, war im Großen Krieg gefallen, und sie schätzte es nicht besonders, jedesmal daran erinnert zu werden, wenn sie sich mit Lucy über dieses Thema streiten mußte. »Und du glaubst, Binkies Abstammung ist Grund genug, ihn zu ermutigen, obwohl er ein totaler Langweiler ist …«

»Phillip ist auch nicht gerade ein besonderes Kirchenlicht«, erwiderte Lucy.

»Und warum drängst du ihn mir dann dauernd auf?«

Lucy seufzte. »Ich dränge dir weniger Phillip auf, als daß ich versuche, dich von diesem Detective wegzubekommen. Lady Dalrymple würde in Ohnmacht fallen, wenn sie wüßte, daß du dich mit einem gewöhnlichen Bullen abgibst.«

»Mutter fällt sowieso immer in Ohnmacht, egal, was ich tue. Sie braucht einfach etwas, worüber sie sich aufregen kann. Das hält sie in Schwung.«

»Stimmt«, sagte Lucy ein wenig kleinlaut. »Na ja, ich hör mal auf, mit dir zu schimpfen. Gleich habe ich wieder eine Sitzung – wenn du irgendwo meinen Terminkalender ausgegraben hast, könntest du wohl nachschauen und mir sagen, ob die Kundin um Viertel nach oder halb kommt?«

»Viertel nach. Ich verschwinde jetzt auch und stör’ dich nicht länger. Nicht verzweifeln, meine Liebe. Vergiß nicht, daß Alec Witwer ist und mit seiner Mutter und seiner Tochter zusammenlebt. Kann gut sein, daß die beiden mich schon auf den ersten Blick verabscheuen.«

»Niemand verabscheut dich auf den ersten Blick, Herzchen. Viel wahrscheinlicher ist, daß sie dir alle ihre Sorgen erzählen, kaum daß du über die Schwelle getreten bist.«

Daisy lachte und machte sich auf den Weg zurück ins Haus. Lucy hatte recht. Die Leute vertrauten sich ihr gern an, und sie wußte gar nicht, woran das lag. Alec, der ihr schon in zwei seiner Fälle mehr Einzelheiten offenbart hatte, als seine Vorgesetzten oder er selbst eigentlich für recht und angemessen gehalten hätten, grummelte gelegentlich vorwurfsvoll etwas von arglosen blauen Augen. Sie protestierte jedesmal, ihre Augen seien nicht argloser als die von anderen Leuten, und außerdem klinge diese Beschreibung, als wäre sie ein einfältiges Dummerchen.

Wie dem auch sei, die Menschen erzählten ihr einfach viel, und was auch immer Alec sagen mochte, sie hatte ihm dabei geholfen, zwei Fälle zu lösen.

Sie konnte es kaum abwarten, ihn wegen des Konzerts zu fragen, aber sie traute sich nicht, ihn bei Scotland Yard anzurufen. Detective Chief Inspector Fletcher konnte durchaus einschüchternd sein, wenn man ihn störte.

Es war schade, daß sie und Lucy es sich nicht leisten konnten, einen Telephonanschluß installieren zu lassen. Am Abend, nachdem sie überbackene Käsetoasts gegessen hatten, sprang Daisy hinaus zum Telephon-Kiosk an der Straßenecke und ließ sich mit Alecs Privatanschluß verbinden.

Die Stimme eines Mädchens meldete sich, indem es sorgsam die Telephonnummer aufsagte.

»Hier spricht Daisy Dalrymple. Dürfte ich bitte mit Mr. Fletcher sprechen, wenn er schon zu Hause ist?«

» Großmama, Miss Dalrymple ist dran!« Die Stimme war gedämpft, als hätte sich die Sprecherin vom Mundstück abgewandt. »Du weißt doch, Daddys Freundin. Wie soll ich sie noch mal anreden, sie ist doch adlig. Sagt man ›Honourable‹?«

Also hatte Alec zu Hause schon von ihr erzählt. Und immerhin hatte Belinda den Hörer nicht gleich wieder auf die Gabel geknallt, nachdem sie ihren Namen gehört hatte.

»Miss Dalrymple.« Das Mädchen klang jetzt ganz atemlos.

»Hier ist Belinda Fletcher. Daddy … mein Vater ist gerade nach Hause gekommen und noch oben. Wenn Sie einen Augenblick warten, laufe ich hoch und hole ihn.«

Daisy betrachtete gedankenvoll die Pennys, die sie auf dem kleinen Bord neben dem Apparat aufgereiht hatte und die für sechs Minuten reichen würden. »Könntest du ihn bitten, mich gleich zurückzurufen? Ich bin in einer öffentlichen Telephonzelle. Wenn du einen Bleistift zur Hand hast, sage ich dir schnell die Nummer.«

»Wir haben immer einen Bleistift und einen Notizblock neben dem Telephon, falls es eine dringende Nachricht von Scotland Yard gibt«, sagte Belinda stolz. »Daddy sagt, ich kann sehr gut Nachrichten aufschreiben.«

»Das freut mich.« Daisy las ihr die Nummer vom Apparat ab. »Vielen Dank, kleines Fräulein. Es war sehr nett, dich kennenzulernen, wenn auch erst einmal auf diese Entfernung.«

»Finde ich auch. Ich würde Sie schrecklich gerne einmal richtig kennenlernen. Ich sag Daddy gleich Bescheid.«

Sie legte auf, und Daisy fragte sich, ob diese Vorschußbegeisterung nicht vielleicht schlimmer war als jede Feindseligkeit. Wie in aller Welt sollte sie bloß den Erwartungen gerecht werden, die Belinda offensichtlich an sie stellte?

Glücklicherweise wollte niemand anders telephonieren, ehe es klingelte. Alec rief sogar sehr rasch zurück.

»Daisy, erzählen Sie mir jetzt bitte nicht, daß Sie schon wieder über eine Leiche gestolpert sind?«

»Um Himmels willen. Da würde ich doch bei Scotland Yard anrufen.«

»Ich will doch hoffen, daß das nicht nötig ist. Was gibt’s denn?«

Daisy zögerte plötzlich. In ihren Kreisen war es unter engen Freunden durchaus akzeptiert, daß ein Mädchen einen Mann zu einer Veranstaltung einlud, wenn sie Freikarten erhalten hatte. Aber in der Mittelschicht konnten die Benimmregeln durchaus anders sein. Hatte Lucy doch recht mit ihrer Meinung, es sei ein Fehler gewesen, daß sie sich mit Alec angefreundet hatte?

Nein. Er mochte sie zwar gelegentlich auslachen, doch er war bestimmt nicht so viktorianisch, daß er sie zu forsch oder frech fand. Vielmehr schien er ihre Energie und ihre Frechheit durchaus zu schätzen.

»Ich habe Karten für die Royal Albert Hall geschenkt bekommen«, sagte sie vorsichtig. »Am Sonntag nachmittag um drei Uhr. Würden Sie mit mir da hingehen?«

»Was gibt’s denn da? Einen Boxkampf?« Sie sah ihn förmlich ins Telephon grinsen.

»Jetzt spielen Sie nicht den Dummen, es ist ein Konzert. Verdis Requiem. Meine Nachbarin singt den Mezzosopran.«

»Ich würde sehr gern mitkommen, Daisy. Ich werde mein möglichstes tun, um mir den Nachmittag freizuhalten. Aber obwohl die Dinge derzeit eher ruhig sind, kann ich Ihnen nichts versprechen.«

»Ich weiß, ich weiß, man könnte Sie jederzeit in irgendeinem Mordfall nach Northumberland rufen. Ich hebe die Karte für Sie auf. Wenn Sie es nicht schaffen, dann kann ich immer noch in der letzten Minute Phillip fragen.«

»Ich werde es bestimmt schaffen«, sagte Alec grimmig. Er glaubte noch immer nicht so recht, daß Phillip für sie einfach nur ein Freund aus Kindertagen war. »Komme, was da wolle.«

»Und das aus dem Munde eines Polizisten!« neckte ihn Daisy. »Phillip wird sehr erleichtert sein, wenn Sie mich begleiten. Er würde das Ganze schrecklich finden.«

»Und für sein Leiden möchte ich bestimmt nicht verantwortlich sein. Darf ich Sie hinterher zum Abendessen einladen?«

»Das wäre wunderbar. Aber Sie müssen mir versprechen, daß Sie nicht plötzlich zwischen der Suppe und dem Fischgang nach Northumberland wegsausen.«

»Versprochen. Und selbst wenn man mich zum Fall von John O’Groats ruft, ich werde bis zum süßen Ende des Desserts bei Ihnen aushalten. Ich hole Sie also um zwei Uhr ab.«

»Prachtvoll.« Daisy hätte gern noch weiter mit ihm geplaudert, aber er war ja gerade von der Arbeit nach Hause gekommen und war bestimmt müde und hungrig. Sie machte ihm noch ein Kompliment über die Telephonmanieren seiner Tochter und sagte dann cheerio.

Am Sonntag um Punkt zwei Uhr fuhr Alecs kleiner gelber Austin Seven vor. Das Verdeck war wegen des kalten Regens hochgeklappt. Daisy, die am Fenster des vorderen Wohnzimmers tat, als würde sie den Observer lesen, sah ihn ankommen. Eilig sauste sie in den Flur hinaus, setzte sich ihren jadegrünen, glockenförmigen Hut auf und zog ihn so weit über die Ohren hinunter, wie es nur ging, praktisch bis auf die Nase. Etwas gemächlicher zog sie dann ihren grünen Tweedmantel über.

Es klingelte. Sie öffnete die Tür, und unter einem riesigen, schwarzen, tropfenden Regenschirm stand Alec und lächelte sie an.

»Schon zur Abfahrt bereit?« Er zog seine dunklen beeindruckenden Augenbrauen hoch. »Sie haben’s aber eilig! Wir haben doch noch jede Menge Zeit.«

»Ja. Nein.« Sie war völlig verwirrt. Hoffentlich dachte er nicht, sie wolle vermeiden, ihn Lucy vorzustellen, die momentan gar nicht zu Hause war. »Kommen Sie doch herein. Ich muß nur noch meine Handschuhe finden. Brauche ich einen Regenschirm?«

»Meiner reicht bestimmt für zwei. Es ist nicht windig, also brauchen Sie Ihren Hut gar nicht so tief ins Gesicht zu ziehen. Ich kann Sie ja kaum sehen. Oder ist das etwa die neueste Mode?«

»Nein.« Es stimmte – jetzt, wo er so dicht vor ihr stand, konnte sie sein Gesicht nicht sehen, überhaupt gar nichts, was über der Krawatte des Royal Flying Corps lag, die sie durch den offenen Kragen seines Mantels sah. Sie schob den Hut etwas nach oben. »Ach, Alec, ich habe mir die Haare fast ganz abschneiden lassen – das hatte ich Lucy versprochen –, und das ist so merkwürdig und kalt. Meine Ohren fühlen sich fast nackt an. Ich weiß gar nicht, was Sie davon halten werden …«

»Ich auch nicht. Schließlich kann ich kein einziges kleines Strähnchen sehen. Der Friseur hat Ihnen doch wenigstens noch ein paar Haare auf dem Kopf gelassen, will ich hoffen?«

Tapfer zog Daisy den Hut wieder ab und gab ihren kurzgeschorenen Kopf seiner Begutachtung preis.

»Hmm.« Er hielt das Kinn in einer Hand gestützt und betrachtete sie augenzwinkernd. »Sie sehen genauso aus wie Lady Caroline Lamb in dem Porträt von Phillips.« Alec hatte Geschichte studiert und sich auf die Georgianische Zeit spezialisiert.

»Die, die hinter Lord Byron her war? Ist sie nicht verrückt geworden?« fragte Daisy mißtrauisch.

»Ja, aber sie hat dabei ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben, einen Schlüsselroman, der einen richtigen Skandal auslöste. Aber wenn ich noch einmal darüber nachdenke, dann haben Sie mit ihr nur die Haare gemein. Caro Lamb hatte genau wie Sie kurze, honigbraune Locken, aber braune Augen und keine blauen, wenn ich mich nicht irre. Und was ihren Gesichtsausdruck angeht, den man mit hochmütigem Eigensinn beschreiben könnte, dann trifft auf Sie wohl nur der Eigensinn zu.«

»Mutter würde Ihnen wohl zustimmen, aber ich bin nicht eigensinnig, nur eigenständig.«

»Das ist doch genau dasselbe. Immerhin wird Sie kein Mensch hochmütig nennen.« Er grinste. »Und ich glaube nicht, daß Caro Lamb auf ihrer Nase jemals eine einzige Sommersprosse hatte.«

»Ach herrje, sieht man die etwa?« Daisy holte sofort ihr Puderdöschen hervor und eilte zum Spiegel, wo sie konzentriert ihr Gesicht betrachtete. »Das stimmt doch gar nicht. Sie sind gemein!« Dennoch tupfte sie sich noch etwas Puder auf die Nase. »Sie haben noch gar nicht gesagt, ob es Ihnen gefällt, Alec.«

Er stellte sich hinter sie, legte seine Hände auf ihre Schultern und betrachtete sie im Spiegel. »Es ist einfach zauberhaft«, sagte er leise.

Zu ihrem äußersten Ärger wurde Daisy knallrot – das war ja einfach zu viktorianisch! »Da sind ja meine Handschuhe, in meiner Manteltasche«, sagte sie. »Wollen wir los?«

Wenige Minuten später tauchte die ehrfurchtgebietende Rotunde der Royal Albert Hall vor ihnen im Regen auf. Das riesige Auditorium war von Prinz Albert geplant worden und sollte das Herzstück eines Teils von Kensington sein, der ganz den Künsten und Wissenschaften gewidmet war. Das Areal war erst zehn Jahre nach seinem Tod fertiggestellt worden und diente nun seit einem halben Jahrhundert als Veranstaltungsort für alle möglichen politischen und religiösen Versammlungen bis hin zu Konzerten und Sportveranstaltungen. Rundherum waren Colleges und Museen gebaut worden, und normalerweise herrschte auf den Straßen lebhaftes Treiben. Heute jedoch war ein feuchter Sonntagnachmittag, und sie waren frühzeitig gekommen, so daß Alec keine Schwierigkeiten hatte, in der Nähe des Eingangs einen Parkplatz für den Austin zu finden.

Im Foyer kaufte er ein Programm, und der Platzanweiser zeigte ihnen den Weg zum runden Korridor, der sie zur inneren Tür und schließlich zu ihren Plätzen führen würde.

Ihre Sitze waren perfekt, weder zu weit von der Bühne entfernt noch zu nah, und etwas erhöht. Daisy konnte nie verstehen, warum die Leute so hohe Preise bezahlten, um in den ersten Reihen zu sitzen. Von dort aus sah man nur den Dirigenten, die Solisten und die ersten Reihen der Streicher, und das war auch so ziemlich alles, was man hörte. So weit vorn saßen doch eigentlich nur die Leute, die ihre Pelze und Hüte vorführen wollten und an der Aufführung selbst weniger Interesse hatten. Jedenfalls wären ihr Tweed und der Glockenhut von Selfridge’s Bargain Basement da vorn fehl am Platze!

Die Sitzreihen erhoben sich kreisförmig bis hinauf an die hoch über ihnen gelegene Kuppel, die jetzt eher grau wirkte. Das ganze Haus faßte ungefähr achttausend Menschen, hatte man ihr erzählt. Derzeit war der riesige Saal nur mit wenigen Zuschauern besetzt, doch langsam drängte sich jetzt das Publikum hinein.

»Ach, prima«, sagte Alec, »im Programm gibt es eine Übersetzung. So gut ist mein Latein nämlich nicht mehr, jedenfalls habe ich es in den letzten Jahren nicht mehr gebraucht.«

Gemeinsam schauten sie sich den Text des Requiems an.

»Liebe Zeit, schauen Sie sich das mal an«, rief Daisy aus und las vor: »›Confutatis maledictis: Wird die Hölle ohne Schonung/ Den Verdammten zur Belohnung,/ Ruf mich zu der Sel’gen Wohnung‹. Ganz schön religiös.«

Alec lachte. »Stimmt. Man muß das Ganze wohl wie eine Oper betrachten: Wenn die Geschichte auch etwas dünn ist, so ist die Musik doch immer noch göttlich. Hier, noch eine Stelle: ›Tag des Zorns, Tag der Furcht, Tag des Schreckens und der Angst, welch großer, hoffnungsloser, überwältigend bitterer Tag.‹ Das ist doch genau wie eine tragische Oper, die damit endet, daß überall auf der Bühne Leichen verstreut liegen.«

» Gräßlich! So begeistert bin ich nicht von Opern.«

»Ich auch nicht.«

Als die Mitglieder des Orchesters langsam hereinkamen, legten die beiden das Programm beiseite. Vereinzelte Töne, Akkorde, kurze Melodiefragmente stiegen empor. Dann wurde es, wenn auch nur für einen Augenblick, still, als der Konzertmeister eintrat und sich unter dem Applaus des Publikums verbeugte. Die erste Oboe ließ ein a hören, und die Instrumente wurden gestimmt.

Daisy betrachtete interessiert den Konzertmeister, Jakow Lewitsch. Er war ein Jude aus Rußland, der hier im Exil lebte, und auch als Solist Aufsehen erregte – kürzlich hatte sie eine begeisterte Kritik eines Violinkonzerts in der Wigmore Hall gelesen. Er war großgewachsen und fast krankhaft dünn, hatte lockiges schwarzes Haar, das an den Schläfen grau wurde, und ein langes ernstes Gesicht mit hohen Wangenknochen und einer langen, schmalen Nase.

Als der Chor sich versammelte, entstand eine erwartungsvolle Stille. Daisy suchte Muriel in der Menge und zeigte sie Alec. Ihr Gesicht war noch röter als sonst, und das strenge Schwarz der Chorsängerinnenuniform stand ihr unerwartet gut. Mit einem Ausdruck freudiger Erwartung schlug sie die Noten auf. Ganz offensichtlich war das Singen für sie eine der wenigen Freuden in ihrem Leben.

Eric Cochran erschien mit dem Dirigentenstab in der Hand. Jetzt, im schwarzen Frack, waren seine langen Haare das einzige Zeichen seines bohemienhaften Lebens. Er wurde gefolgt von den Solisten. Als erstes betrat die Sopranistin die Bühne: Consuela de la Costa, eine üppige Gestalt in einem scharlachroten Samtkleid, das äußerst wagemutig ausgeschnitten war.

»Das wäre wohl eher was für die Oper als für ein Requiem«, flüsterte Alec.

»Vielleicht stellt sie eine der Versuchungen dar, die die Verdammten zur Hölle führen?« flüsterte Daisy zurück.

» Oder auch die Höllenfeuer selbst.«

Hinter Miss de la Costa kam Bettina Westlea, eine kühle, schlanke Schönheit in blauem Satinkleid, dessen Dekolleté etwas dezenter geschnitten war. Der Tenor Gilbert Gower folgte ihr. Der gutaussehende Waliser gehörte schon seit Jahren zum festen Inventar der englischen Bühnenhäuser, und obwohl er nie unter den größten seines Faches war, genoß er doch durchaus Respekt. Als letzter kam der Baß, ein weiterer Flüchtling vor der bolschewistischen Revolution. Dimitri Martschenko war Russe, ein Bär von einem Mann mit einem dichten schwarzen Bart. Bislang hatte er in England nur kleine Rollen bekommen, hauptsächlich in Oratorien.

»Ich habe ihn den Messias singen hören«, flüsterte Daisy Alec zu. »Wenn er ganz tief singt, kann man es kaum glauben. ›Warum denn rasen und toben die Heiden im Zorne …‹«, summte sie.

»›… und warum halten die Völker stolzen Rat?‹ Sehr passend.«

Dann lehnten sie sich zurück und klatschten, als der Dirigent und die Solisten sich verbeugten. Cochran erhob seinen Taktstock und führte ihn unendlich sanft hinab. Die ersten Töne des Requiems erklangen im Pianissimo.

Daisy wurde von der Musik förmlich fortgetragen. Sie vergaß die mahnenden Worte, sondern staunte nur über die Brillanz, mit der Verdi sie vertont hatte. Am Ende des Kyrie traten ärgerlicherweise einige verspätete Konzertbesucher ein, aber dann folgte das schaurig schöne Dies irae. Martschenkos Mors stupebit, das bis in die tiefsten Tiefen des Basso hinabging, ließ Daisy schaudern. Cosuela de la Costas Stimme war genauso lebensvoll wie ihr Auftreten. Mr. Abernathy hatte Bettina wohl tatsächlich geholfen, wie sie es erbeten hatte, und sie sang das Liber Scriptus mit begeisternder Intensität. Gowers klarer Tenor klang etwas schief im Quid sum miser, doch war sein Ingemisco so wunderschön, daß Daisy die Tränen in die Augen traten.

Diese erste Hälfte des Konzerts endete mit einem leisen »Amen«, das in langsamen Akkorden und dann in einem Schweigen erstarb. Einen langen Augenblick saß Daisy mit dem Rest des Publikums fast wie in Trance, dann brandete der Applaus los.

Die Solisten und der Dirigent traten ab, und auch der Chor ging langsam von der Bühne.

»Meine Hände tun richtig weh vom Klatschen«, sagte Daisy zu Alec, während sie aus dem runden Korridor traten, um während der Pause etwas herumzuschlendern.

»Aber es hat sich doch gelohnt, sich deswegen die Hände wund zu klatschen«, sagte Alec lächelnd. »Vielen Dank, daß Sie mich eingeladen haben. Ich muß unbedingt noch ein Dankeskärtchen an Ihre Freundin Miss Westlea schicken.«

»Ich freue mich sehr, daß Sie kommen konnten.« Sie hakte sich bei ihm ein, was durchaus damit zu rechtfertigen war, daß die um sie herumdrängelnde Menge drohte, sie auseinanderzureißen. »Sie haben doch immer noch vor, mich zum Abendessen einzuladen, oder?«

»Ja, für den Yard bin ich jetzt nicht zu erreichen.«

»Das freut mich aber«, sagte Daisy.

»Hunger? Da drüben ist die Bar. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?« fragte Alec. »Vermutlich haben die gesalzene Mandeln oder sonst irgend etwas zum Knabbern.«

»Nein, danke, ich habe keinen Durst, und den Appetit hebe ich mir für später auf.«

»Ist Ihnen aufgefallen, daß Bettina Westlea zwischendrin immer unter ihrem Stuhl ein Wasserglas hervorgeholt hat?«

»Ihr muß der Hals vom Singen ja auch schrecklich trocken werden.«

»Die anderen haben es ohne ausgehalten und der Chor auch. Vielleicht ist ihr ausbleibender Erfolg damit zu erklären, daß das die Dirigenten unglaublich ärgert. Denn sie hat ja eine wunderschöne Stimme.«

»Vermutlich ist es einfach schwierig, mit ihr zusammenzuarbeiten.« Daisy beschloß, nichts von Bettinas kleinlichem Benehmen zu erzählen. Womöglich würde ihm das die Freude an ihrem Gesang verderben.

Sie beendeten gerade ihren Rundgang durch das Konzerthaus, als die Klingel das Ende der Pause signalisierte. Die zweite Hälfte begann mit einem langen Stück für alle vier Solisten. Als sie sich wieder setzten, erhob sich der Chor. Daisy blickte auf ihr Programm: Als nächstes war das Sanctus dran.

Als sie wieder aufblickte, sah sie, wie Bettina unter den Stuhl griff und sich das Glas nahm. Singen machte wohl wirklich durstig.

Bettina nahm einen großen Schluck, dann hustete sie. Ihr Gesicht wurde hochrot. Mit einem erstickten Ausruf sprang sie auf, und das Glas flog ihr aus der Hand, als sie sich an den Hals griff. Keuchend beugte sie sich vornüber, wirbelte in einer grotesken Parodie der Pirouette einer Ballettänzerin herum und fiel zu Boden.

Ihr ausgestreckter Körper wand sich in Krämpfen. Einen Moment lang zuckten ihre Hacken noch auf dem Bühnenboden. Dann lag die blaue Figur still da.

3

Alec sprang auf. »Polizei!« rief er knapp und schob sich an den Knien in seiner Sitzreihe vorbei zum Gang.

Das Stakkato der Trompeten und die resoluten Chor-Bässe im einleitenden Sanctus erstarben. Eine Hälfte des Chors setzte sich wieder, der Rest blieb unsicher stehen. Nur Daisys Freundin Muriel Westlea eilte aus den Reihen hinunter und drängelte sich durch die Bläser und Streicher hindurch.

»Betsy!« rief sie aus und fiel an der Seite ihrer Schwester auf die Knie.

Von irgendwo aus den oberen Zuschauerreihen ertönte ein verspätetes Kreischen. Die Menschen im Saal erhoben sich von den Plätzen. Obwohl immer noch relative Ruhe herrschte, würde es möglicherweise gleich Panik und ein wildes Gedränge an den Türen geben, und Alec hatte keine Möglichkeit, das zu verhindern.

Der Dirigent stand immer noch am Podium und starrte auf die vor ihm hingestreckte Solistin. »Polizei!« wiederholte Alec, als er vorn in den ersten Reihen ankam, die sich schon rasch lichteten. »Mr. Cochran, machen Sie bitte eine Ansage. Niemand darf den Konzertsaal verlassen.«

Cochran schüttelte wie betäubt den Kopf. Es kostete ihn sichtbar Mühe, sich zusammenzureißen, doch dann wandte er sich zum Publikum. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren«, begann er mit kräftiger Stimme. »Es hat einen Unfall gegeben …«

Alec wandte sich Bettina Westlea zu. Er kam gerade noch rechtzeitig, um einen kleinen, stämmigen Mann daran zu hindern, in die Pfütze auf dem Boden zu treten, die mit Glasscherben übersät war.

»Ich bin Arzt«, erklärte der Mann und griff Bettinas Handgelenk, das schlaff über die Kante der Bühne herabhing. Ihre Augen starrten ins Leere, ihre Lippen waren blau, das Gesicht knallrot. »Kein Puls. Ich fürchte, sie ist tot.«

»Todesursache?« wollte Alec wissen.

»Ich will mich nicht festlegen, aber mir sieht es sehr nach einer Blausäurevergiftung aus.«

Alec beugte sich hinab und schnupperte. Ein starker Geruch von Bittermandel. Er nickte.

Über sich hörte er es kreischen: »Asesino!«

Er blickte auf. Miss de la Costa, deren Gesicht eine einzige Maske des Entsetzens war, richtete einen zitternden, anklagenden Finger auf Gilbert Gower. Wußte sie etwas oder gefiel sie sich nur im Temperament einer südländischen Opernprimadonna?

Im Publikum, im Orchestergraben und auch im Chor wuchs die Unruhe. Zwei weitere Männer eilten heran und taten kund, sie seien auch Ärzte.

»Verflucht!« murmelte Alec. Da stand er nun, ein Beamter von Scotland Yard, war Zeuge eines Mordfalls – zumindest sah es doch sehr nach einem Mord aus, korrigierte er sich im stillen –, und dann hatte er so viel zu tun, daß er die Reaktionen von möglichen Tatverdächtigen auf der Bühne nicht beobachten konnte.