Andrea Friese

Museum zum Mitnehmen

Mit Bildern die Sinne anregen und Fantasie fördern

Andrea Friese

Museum zum Mitnehmen

Mit Bildern die Sinne anregen und Fantasie fördern

Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkungen

Zur Handhabung des Buches

Die Bilder:

1. Stephan Lochner,
Madonna im Rosenhag (1450)

2. Leonardo da Vinci,
Mona Lisa (1503)

3. Michelangelo,
Die Erschaffung des Adam (1508)

4. Pieter Bruegel d. Ä.,
Die niederländischen Sprichwörter (1559)

5. Giuseppe Arcimboldo,
Der Gemüsegärtner (1590)

6. Gabriël Metsu,
Apfelschälerin (1655/57)

7. Samuel van Hoogstraten,
Tromp-l‘oeil (1666)

8. Jean-Étienne Liotard,
Das Schokoladenmädchen (1746)

9. Caspar David Friedrich,
Kreidefelsen auf Rügen (1818)

10. Carl Spitzweg,
Der Sonntagsspaziergang (1841)

11. Claude Monet,
Das Mittagessen (1868)

12. Max Liebermann,
Die Rasenbleiche (1882)

13. Fritz von Uhde,
Kinderstube (1889)

14. Albert Anker,
Die Dorfschule von 1848 (1896)

15. August Macke,
Großes helles Schaufenster (1912)

16. Hans Baluschek,
Alt-Berlin, Waisenstraße (1927)

Danksagung

Autorin

Vorbemerkungen

In Gesprächen mit hochbetagten Bewohnern stationärer Einrichtungen habe ich festgestellt, dass Museumsbesuche im Leben vieler Senioren einen hohen kulturellen Wert hatten. Dabei wurden unterschiedliche Gestaltungsarten genannt, sei es die eher ungebundene Form der Wissensaneignung im informellen Rahmen eines Museums oder das Erschließen von Ausstellungen anhand organisierter Führungen. Auch die Motivation der Museumsbesuche konnte zum einen den Wunsch nach vertiefender Auseinandersetzung mit Kunst und Malerei erfüllen, andererseits der Zerstreuung und Freizeitunterhaltung dienen.

Kunst und Musik bieten Erlebnis- und Erfahrungsräume für lebensbegleitendes Lernen bis ins sehr hohe Alter, wenn eine methodisch-didaktische Inszenierung im Sinne einer Teilhabe aller Interessierter gelingt. Veranstaltungsformen, die eine „multiple sensorische Aktivierung“ zum Ziel haben, ermöglichen die Teilhabe an Bildungserlebnissen auch für die hochaltrigen Personen, die an Seh- und/oder Hörbehinderungen leiden.1 Die Fachhochschule Münster hat den Bedarf an kultureller Bildung im Alter erkannt und bietet seit 2011 analog zur „Musikgeragogik“ eine einjährige berufsbegleitende Weiterbildung „Kulturgeragogik“ an, die dazu befähigt, „mit künstlerischen und kulturpädagogischen Mitteln mit Älteren in unterschiedlichen Lebenslagen arbeiten zu können“. Im Vorwort des Begleitbandes zur Fachtagung „Kulturgeragogik“ heißt es: „Gerade die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur beinhaltet vielfältige Entwicklungspotenziale für den Einzelnen. Sie fördert nicht nur den kreativen Selbstausdruck, sondern schafft Anlässe für soziale Teilhabe, für Lebenslanges Lernen und vermittelt für das Alter wichtige Schlüsselkompetenzen. Künstlerische Aktivität kann somit bei der Alltagsbewältigung helfen und trägt zu mehr Lebensqualität und Zufriedenheit bei“.2 So öffnen sich – angesichts des demografischen Wandels und nicht zuletzt auch unter Marketingaspekten – Museen zunehmend neuen Zielgruppen wie Hochbetagte oder sogar Menschen mit Demenz und bieten spezielle museumsgeragogische Führungen an.3

Um die Annäherung an Kunst auch für diejenigen zu ermöglichen, die früher selten die Gelegenheit hatten, in eine Bilderausstellung, eine Vernissage oder ein Museum zu gehen oder die aktuell aus Gründen körperlicher Beschwerden keinen Ausflug mehr machen möchten, ist dieses Buch entstanden. Die Äußerungen von hochbetagten Bewohnern sollten ernst genommen und ihre Ansprüche an kulturelle Aktivitäten in die Angebotspalette der Einrichtung eingebunden werden. Das Museum ins Haus zu holen ist eine Möglichkeit, die Teilhabe am kulturellen Erbe und an der gesellschaftlichen Debatte über Fragen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auch für Bewohner in stationären und teilstationären Einrichtungen bis ins hohe Alter zu fördern. Neben Angeboten mit dem Charakter eines geselligen Beisammenseins sollten im Veranstaltungsplan von Einrichtungen immer auch kulturelle und literarische Themen ihren Platz haben, die an Biografie, Kompetenzen und Erfahrungswissen anknüpfen.

„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und – wenn es möglich wäre – einige vernünftige Worte sprechen.“

(Johann Wolfgang von Goethe)

Zur Handhabung des Buches

In diesem Buch werden 16 Bilder vorgestellt, deren Entstehungszeit vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reicht. Dabei handelt es sich um Kunstwerke völlig unterschiedlicher Epochen, Stilrichtungen und Genres meist von sehr renommierten Malern, aber auch einigen eher weniger populären Künstlern.

Geordnet sind die Werke nach der Zeitfolge ihrer Entstehung. Die Epochen lassen sich zeitlich nicht ganz scharf abgrenzen, außerdem waren manche Künstler epochenübergreifend tätig.

Eine Kurzbiografie zum jeweiligen Maler wird seinem Werk vorangestellt, um über seine Lebensumstände zu informieren.

Alle Gemälde sind ganzseitig farbig abgebildet und sind auf der beiliegenden CD-Rom gespeichert. So kann die anleitende Person für alle Teilnehmer einer Gruppe Ausdrucke machen oder das jeweilige Bild per Beamer großflächig darstellen.

Eine kurze Bildanalyse schließt sich an, um der anleitenden Person Hinweise zur eigenen Deutung zu geben. Diese möchte keine fertigen Antworten geben – da Kunst nie eindeutig zu bewerten ist und immer auch Vielstimmigkeit zulässt, ist eine Interpretation stets subjektiv. Methodisch-didaktisch ist es sinnvoll, dass gut sehende Teilnehmer jeweils das Bild beschreiben, um auch den Sehbehinderten das visuelle Erleben zu ermöglichen. Zudem können diese Beschreibungen den Zuhörern Zugangswege zu Kunstwerken öffnen und damit zu neuen Sichtweisen auch des eigenen Alltags beitragen.

Bei der Betrachtung von Gemälden wird insbesondere der Sehsinn angesprochen. Um die Teilnehmenden nicht nur für die Werke zu begeistern, sondern auch deren sinnliche Qualität transparent zu machen, laden zusätzliche Anregungen für die Sinne dazu ein, den Dialog aktiv mitzugestalten.

Die Teilnehmenden sollen das ausgewählte Bild in aller Ruhe betrachten und auf sich wirken lassen. Die Bildbetrachtung kann auch für einige Minuten mit leiser Musik unterlegt werden, passende Musikstücke werden jeweils vorgeschlagen. Diese sind durch Eingabe in eine Suchmaschine im Internet zu finden.

Um die Teilnehmer in den Gedankenaustausch zu bringen, gibt es zu jedem Werk ausführliche Gesprächsanregungen. Einige Fragen sind immer gleich, z. B. soll die Frage nach der subjektiven Wirkung und ästhetischen Bewertung zur Diskussion in der Gruppe anregen: Welches Detail zieht Ihren Blick an? Ist es eine bestimmte Farbe, Form oder Figur? Fühlen Sie sich wohl, wenn Sie das Bild sehen? Der offizielle Titel eines Gemäldes eröffnet eine weitere Bedeutungsebene für das Kunstwerk. Indem die Teilnehmenden dem Bild einen eigenen Titel geben, regt dieser Denkprozess nicht nur ihre Fantasie und Kreativität an, sondern verleiht dem Werk eine zusätzliche subjektive Bedeutung. Die weiteren Fragen beziehen sich auf biografische Erfahrungen mit dem jeweiligen Thema und haben auch immer einen aktuellen Bezug zur selbst erlebten Lebenswirklichkeit, um vielleicht neue Sichtweisen zu eröffnen und gleichzeitig ein Nachdenken über die personale Identität in einer sich ständig verändernden Welt zu ermöglichen.

Zitate des Malers oder zum Thema regen ebenfalls zum Nachdenken und weiterführenden Gesprächen an.

Zu jedem Werk gibt es noch einige ausgewählte interessante Informationen zur Zeitgeschichte im Entstehungsjahr. Ein Einblick in das historische Umfeld kann aufzeigen, unter welchen Umständen das Bild entstanden ist und wie sich der Maler entwickelt hat.

Literarisches zum Motiv rundet die Ausführungen zu jedem Werk ab – die Gedichte, kleinen Geschichten oder Auszüge aus erzählender Literatur bilden den besinnlichen Abschluss jeder „Museumsrunde“.

Ich wünsche allen Kunstliebhabern – und solchen, die es werden wollen – anregende, inspirierende und lebendige Erzählrunden mit dem „Museum zum Mitnehmen“.

Andrea Friese

Kolland, Franz (2006): Bildungsangebote für ältere Menschen. In: Bildungsforschung Jahrgang 3 Ausgabe 2, Schwerpunkt „Bildung Älterer” (hrsg. von Bernhard Schmidt), S. 13

IBK(Institut für Bildung und Kultur e.V.) (Hg.) (2011): Kulturgeragogik. Kulturarbeit mit Älteren. Impulse für die Kulturarbeit mit Älteren. Dokumentation zum Fachtag am 11. Oktober 2011 in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster

Vgl. auch Behrens, Heidi; Ciupke, Paul; Reichling, Norbert (2000): Neue Lernsettings in Kultureinrichtungen. Expertise im Rahmen des DIE-Projekts „Entwicklung und Förderung innovativer weiterbildender Lernarrangements in Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen“ (EFIL). Bildungswerk der Humanistischen Union – wissenschaftlichpädagogische Arbeitsstelle, Essen. Online verfügbar unter http://www.die-frankfurt.de/efil/expertisen/behrens_ciupke_reich-ling00_09.htm, zuletzt geprüft am 25.02.2019.