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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ein Plädoyer für das Sitzen auf Stühlen

Sitzen, einfach und natürlich sitzen – Bilder, die helfen

Es richtet sich auf – vom Machen zum Lassen

Tai Ji Quan als Innere Kampfkunst

Selbstkultivierung zwischen Himmel und Erde

Die Zeit der Kehre

Angstfrei Tai Ji Lernen

Auf einem der schönsten Wege seit 1993 Chan Mi Gong...

Der Geist des Zen

Über die Vielfalt der Formen und den Umgang mit Traditionen und Meistern

Über die Idealspannung im Tai Ji Quan

Tai Ji ist Tai Chi ist Tai Ji ist T’ai Chi ist Tai Ji ist Tai Chi IST

Die Spirituellen Dimensionen des Tai Ji Quan & Qi Gong

He-i Lo-a

SEIN im DAO der LIEBE

... kein Nicht, kein Nein – ein Ja!

DaBuSuJe – Sprechgesangsrezitation für 8 Stimmen

Aphoristisches & Fragwürdiges zum Placebo-Effekt im Tai Ji Quan & Qi Gong

Integrale Contenance

Das Lied des Fließens

Das Wesen des TAO

Das Lied der Erde

Das Wortgeviert

WuJi DAO – TaiJi DAO – HoTu MEM

Andreas W Friedrich

Impressum

Dies & Das - Brosamen
Andreas W Friedrich
Copyright: © 2014 Andreas W Friedrich
Verlag: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-0015-9
1. Auflage 2014

Andreas W Friedrich
Institut Integrales Tai Ji Quan & Qi Gong
Sendlinger Straße 21 • 80331 München
Postanschrift: Geyerspergerstraße 25 • 80689 München
Tel./Fax 089-89 89 10-40/-50 • awf@awf-taiji.de
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www.facebook.com/integrales.taiji.qigong

Konzept und Fotos: Andreas W Friedrich
Redaktion und Organisation: AS-Texte, München

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Vorwort

„Alles Mögliche II, Dies & Das“ sind Brosamen, kurze Texte und Gedanken.

Ein kunterbuntes Sammelsurium der letzten zwanzig Jahre –
ein potpourriesker Eintopf, der Vieles enthält, „was endlich mal weg muss“,
oder hin, in oder an die Öffentlichkeit.

Andreas W Friedrich

Ein Plädoyer für das Sitzen auf Stühlen

Sitzen

Die Art und Weise des Sitzens freizustellen, im Sinne von „Sitzt, wie Ihr wollt“, reicht beileibe nicht aus, da wir alle in Bezug auf den Lehrer / Meister letztendlich sehr brav sind, und, zumindest die tiefen Schichten unseres Selbst, die dem Perfektionsstreben noch nicht ganz entronnen, es doch im Sinne der Resonanz dem Vorbild gleichtun „wollen“.
Wir, die wir in unserer Zeit nicht auf der Erde, sondern auf Stühlen groß geworden und oft klein geblieben sind, sollten lernen, auf dem Stuhle zu sitzen, und nicht zum großen Teil jämmerlich und mühsam und mit viel Aufwand und Schmerzen sich bemühen, den Gegebenheiten der alten Zeiten zu willfahren. Zunächst: es gab keine Stühle, die Erde bot sich natürlicherweise an, und es war für Jung und Alt eine Selbstverständlichkeit, auf dem Boden zu sitzen oder zu hocken.
Wer das von klein auf gewohnt ist, für den ist das wunderbar, die Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln stellen sich darauf ein und es gibt keine Frage nach einer anderen Sitzmöglichkeit. Für uns Europäer, die wir, zumindest mit unserem Podex, durch das alltägliche Sitzen auf Stühlen, nicht mehr ganz so nah der Erde sind, stellt sich die Frage: wie sitze ich best- und leichtmöglichst, um meine körperstrukturalen, energetischen und emotional-mentalen Belange in der Meditation oder bei Übungen des Stillen Qi Gong zu befrieden?
Der Vorzug des Lotussitzes ist eine sichere Basis (siehe auch: „Es richtet sich auf – vom Machen zum Lassen“), allerdings nur bei absolut korrekter und natürlicher Ausführung, das heißt, wenn man ohne Schmerzen und Blockierungen mit dem „Heiligen Dreieck“, gebildet aus dem Steißbeinpunkt, den Sitzhöckern und den Knien, erdverbunden sitzen kann. Die Quellpunkte unserer Ursprungsenergie, wo der Nierenmeridian in der Mitte unserer Vorderfüße hinter den Ballen entspringt, zeigen zum Himmel. Und auch beim „Japanischen Hocksitz“ auf den Fersen, oder beim „Halben Lotussitz“ oder beim Siamesischen oder Burmesischen Sitz: die „Sprudelnden Quellen“ weisen zum Himmel oder horizontal.

Sitzen

Nur beim Sitzen auf dem Stuhl haben wir, wie beim Stehen, auch über die Füße die Verbindung zur Erde. Dafür ist unser Zentrum im Unterbauch, unsere energetische Mitte, das Dan Tien, das Hara, Mi Chu, unser Wurzelchakra weiter von Mutter Erde entfernt.
Wir leben in einer Umbruchszeit, die sehr anders ist, als die vor beispielsweise 2-3 tausend Jahren. Die Organisation der I Gong Lehrunterweisungen des Gotama Shakiamuni, des Buddha, im Hain von Jetavan, wären sicherlich kurios und problematisch bei der Vorstellung, 5-10 tausend Hocker für die anstehende Meditation und Unterweisung zu verteilen – und hernach wieder zu stapeln. Auch wären uns vielleicht Berichte über die Aufbewahrung der Sitzgelegenheiten überliefert.
Aber heute ist das anders. Wir sitzen zumeist beim Essen, in den Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz und haben oft sehr spät erst gelernt, es uns im „Schneidersitz“ auf dem Boden einzurichten. Die Folge davon sind häufig hoch in die Luft ragende Knie, unterschiedlich hohe Knie und/ oder ein gekrümmter Rücken, der nach nicht allzu langer Zeit schmerzt. Erstaunlich ist, dass selbst bei der offerierten „freien Wahl“ viele Kursteilnehmer sich lieber auf dem Boden krümmen und quälen, anstatt sich auf einem Stuhle zu dehnen.

Nachdem ich bei einigen meiner Schüler meine eigene Geschichte wiederfand, fühlte ich mich zwar nicht mehr so allein, aber auch bestätigt in der Notwendigkeit, einmal mit den umgehenden vermeintlichen Vorteilen des „Lotussitzes“ aufzuräumen, genauso wie mit der Mär, das wir durch den Aufbau der weißfaserigen Bewegungsmuskulatur unseres Rückens besser sitzen könnten. Bevor ich mit Tai Ji Quan und Qi Gong begann, versuchte ich durch Kranken-Gymnastik, Feldenkrais und ZaZen-Sitzen meine horrenden Rückenprobleme in die Schmerzfreiheit zu bekommen. Nach konsequentem, täglichem Üben des „Lotussitzes“ sagte mir die westliche Orthopädie bezüglich der eklatanten Schmerzen in den Knien: „Hören Sie doch auf mit dem Quatsch“ – gemeint war der Lotussitz – „und operiert werden müssen sie eh“ – gemeint waren die Knie. Ich meide zwar seit dieser Diagnose die Orthopädie, hörte allerdings mit dem Quatsch auf und bin, seit nunmehr 23 Jahren, schmerzfrei.

Sitzen

Ich meditiere seither auf Stühlen, Bänken und allem, was sich zum „Hochsitz“ anbietet – zum Beispiel horizontal liegende Baumstämme im Wald oder warme, sonnenbeschienene Steinbrocken –, mit den Füßen fest auf dem Boden, mit den Nierenpunkten, den „Sprudelnden Quellen“, in bewusstem Kontakt mit der Erde.

In voller Bewusstheit dehne ich sehr sanft meine Wirbelsäule in den Himmel, ich trainiere täglich die tiefliegende, rotfaserige Haltemuskulatur beim Stehen und Sitzen und fühle mich jetzt, frei von Schmerzen und so leicht, weit und „gewachsen“, wie nie zuvor in meinem über fünfzigjährigen Leben.


P.S.: Sind wir eigentlich bereit für die Weite, für den Raum, den wir schaffen, wenn wir täglich üben? Wollen wir dem begegnen, was sich dann nicht mehr in Nischen verkriechen kann und unversteckt sich im Lichte zeigt? Wollen wir uns wirklich ändern?
Wohin soll denn die Reise gehen, wohin die Wandlung führen?
Richtig zu stehen und zu sitzen, jederzeit oder immer öfter einen guten Gebrauch von sich zu machen, achtsam in den Bewegungen zu sein und zu hören, was da eigentlich so alles „ist“, ist eine Vollzeitbeschäftigung von mindestens 16 Stunden tagnächtlich.

Sitzen