Räucherstoffe


Alraune (Mandragora officinarum)

Duft

erdig, wie verbranntes Holz

Herkunft

östliche Mittelmeerregion wie Zypern, Kreta oder Sizilien

Zitat

„Die Liebesäpfel (= Früchte der Alraune) duften; an unsrer Tür warten alle köstlichen Früchte, frische und solche vom Vorjahr; für dich hab ich sie aufgehoben, Geliebter.“
(Hohelied 7,14)

Räucherwirkung

Der Rauch getrockneter Früchte entfaltet seine aphrodisierende Wirkung, während die Wurzel uns in die Ahnenwelt ebenso einführt, wie in alle anderen feinstofflichen Dimensionen.

Räucherrezeptur

¼ Teil Alraunenwurzel

1 Teil Olibanum

1 Teil Copal

1 Teil Lotosblüten

1 Teil Wacholderholz

1 Teil Wacholderbeeren

1 Teil Holunderblüten

1 Teil Zimt

Die Alraune ist die Pflanze mit dem unheimlichsten und zaubervollsten Ruf. Sie fasziniert und inspiriert die Menschen schon seit dem griechisch-römischen Altertum mehr als alle anderen Pflanzen und wird als Allheilmittel hoch gepriesen, als Liebesmittel sehr geschätzt und als Zaubermittel gerühmt und hoch gehandelt. Bei den Assyrern verglimmte man die Wurzel bei exorzistischen Ritualen und im ägyptischen Reich wurden Alrauneräucherungen zur Erzeugung von Visionen für Orakel, Trance, Tempelschlaf und göttliche Eingebungen verwendet.

Die Früchte der Alraune (auch als Liebesäpfel bezeichnet) wurden im Grab des Pharao Tutenchamun entdeckt. Dort fand man einen Halskragen mit halbierten Mandragorenfrüchten. Noch heute wird die Alraunenwurzel im Orient und in Nordafrika als Liebesmittel gehandelt. Der Rauch von ihr kann uns in andere Welten führen. Hierfür sind die psychoaktiven Tropanalkaloide verantwortlich, die durch eine Räucherung ihre Wirkung entfalten und uns in die Geheimnisse der feinstofflichen Dimensionen einführen.

Wir erkennen, dass alles, was lebt, eine Seele hat und nicht nur Menschen beseelt sind, sondern ebenso Tiere, Pflanzen, Steine, Berge, Quellen und Feuerstellen. Oft unternehmen wir einen Spaziergang durch die Natur und kehren erleichtert, entspannt und gut gelaunt zurück. Hier haben wir unbewusst Kontakt mit den Seelen der passierten Bäume, Blumen, Kräuter, Steine, der Erde und allem anderen, dem wir begegnet sind, aufgenommen. Ihr Geist hat uns gestreichelt, getröstet und ihre Schönheit erfreut.

Bartflechte (Usnea barbata)

Duft

gebirgswaldig, vanillig, holzig, sanft und sinnlich

Herkunft

europäische Gebirge

Zitat

„Bäume sind Heiligtümer.
Wer Ihnen zuzuhören weiß, der erfährt die Wahrheit.“
(Hermann Hesse, 1877 - 1962)

Räucherwirkung

Auf Grund ihrer antibakteriellen Wirkung dient die Bartflechte hervorragend zum Reinigen von Räumen. Sie führt uns in die Freiheit, um unser wahres Wesen zu erkennen und zu entdecken, wer wir wirklich sind.

Räucherrezeptur

1 Teil Fichtenharz

1 Teil Dammar

1 Teil Eisenkraut

1 Teil Bartflechte

1 Teil Lavendel

1 Teil Alantwurzel

Flechten sind Symbiosen aus Pilzen und Algen und werden den Pilzen zugerechnet. Sie zeigen einen strauchig aufrechten oder bartförmig von Bäumen herabhängenden Thallus. Diese bärtigen Gebilde wachsen auf Bäumen und Gesteinsuntergründen sowie an Felsen und in Wüsten. Sie besiedeln Orte, die anderen Organismen keine Lebensgrundlage bieten. Dies zeugt für ihre hohe Widerstandskraft und Stärke. Nur selten leben Baumflechten parasitisch und zeigen sogar häufig höhere Werte an Silikat, Phosphat, Magnesiumoxyd, Eisenoxyd und Aluminiumoxyd als die Baumrinde, auf der sie zu finden sind. Sie wächst hauptsächlich an Bäumen in ganz Europa, in den Nebellagen der Gebirge und dringt bis in die Arktis und Antarktis vor.

Da sie sehr sensibel auf Umweltverschmutzung reagiert, ist sie ein wunderbarer Indikator für reine und saubere Luft. Usnea barbata ist eine magische Zauberpflanze in den Alpen mit urwüchsigen Kräften. Ihr nach Gebirgswälder anhaftender Duft spiegelt die Wildheit und Weisheit der Berge wider. Dabei spüren wir ihren unverwechselbar hartnäckigen Charakter, der sich durch den sinnlichen Wohlgeruch ihres Wesens zu erkennen gibt.

Mit ihrem Rauch nehmen wir Verbindung zu ihrer Seele und ihren Gefühlen auf und können ihre Persönlichkeit spüren. Dabei verstehen wir ihre Sprache und geheimen Botschaften, die uns zu heilen vermögen und unsere Wahrnehmung wieder schärfen, um über die Tore der Sinne wieder in das unerschöpfliche Mysterium der Pflanze einzudringen.

Beifuß (Artemisia vulgaris)

Duft

herb-würzig-aromatisch

Herkunft

Die Pflanze ist weltweit verbreitet.

Zitat

„Erinnere du dich, Beifuß, was du verkündestest.
Was du anordnetest in feierlicher Kundgebung.
Una heißt du, das älteste der Kräuter.
Du hast Macht gegen 3 und gegen 30,
Du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung,
Du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt."
(Lacnunga - angelsächsischer Neunkräutersegen, 11. Jh.)

Räucherwirkung

Der Rauch dieser Pflanze wirkt tief reinigend und ist daher eine gute Zutat bei Hausräucherungen. Er löst tief sitzende belastende Energien auf und öffnet für das Neue. Er wird gerne zur Linderung von Schmerzen und besonders bei Rheumaerkrankungen gebraucht. Bei Einschlafschwierigkeiten hat er schon wahre Wunder bewirkt.

Räucherrezeptur

1 Teil Beifuß

1 Teil Wacholderholz

1 Teil Rainfarn

1 Teil Mariengras

2 Teile Fichtenharz

2 Teile Olibanum

Weltweit gibt es um die 200 Beifußarten. Sie verbreiteten sich vor ca. 10.000 Jahren, als sich die Gletscher zurückzogen. Schon die Großwildjäger der Altsteinzeit verarbeiteten die aromatisch duftende Pflanze in ihren Heilmitteln und schätzten sie bei ihren rituellen Feierlichkeiten. In der Antike weihte man in der gesamten Mittelmeerregion der Göttin Artemis, der griechischen Schutzgöttin der gebärenden Frauen, den herrlich duftenden Beifuß. Er war ebenfalls dem Gott der Erkenntnis, Wotan (auch Odin genannt) gewidmet, denn sein Rauch erleichtert den Kontakt mit unseren Ahnen und eignet sich hervorragend für Räucherungen, wenn ein Familienmitglied verstorben ist. Heute wird der Tod oft verdrängt und als etwas Fremdes, mit dem man nichts zu tun haben möchte, abgelehnt. Tatsächlich aber dient der Tod eines Menschen dazu, den Kontakt mit der Ahnenwelt und der Anderswelt aufzunehmen. Gerade in der Zeit zwischen Tod und Beerdigung öffnen sich uns die Pforten für die jenseitige Dimension besonders leicht und wir können durch Räucherungen uns Einblicke ins Jenseits verschaffen. Trotzdem ein Mensch verstorben ist, realisieren wir, dass er nicht tot ist, sondern nur für unsere Wahrnehmung unsichtbar geworden ist. Tatsächlich können wir ihn spüren und mit ihm kommunizieren, wenn wir uns für die andere Welt öffnen.

Möchte man getrocknete Beifußblätter alleine räuchern, braucht man keine Kohle. Es genügt, die Blätter zu einer Kugel zu pressen und sie in eine feuerfeste Räucherschale zu legen. Nach dem Anzünden bläst man sie sofort wieder aus und die Beifußkugel fängt an zu glimmen und ihren kostbaren Duft zu verströmen.

Benzoe (Siam-Styrax, Sumatra-Styrax)

Duft

süß-balsamisch, vanillig, sinnlich

Herkunft

Sumatra, Java, Thailand

Zitat

„... wie süßer Benzoe und feinster Weihrauch drein mit Mastix untermischt, indem sie glühend sein, die schöne Luft von sich in nah und weit verhauchen, so ist ihr edles Lob.“
(Paul Fleming 1609 - 1640, Deutsche Gedichte)

Räucherwirkung

harmonisierend, ausgleichend, entspannend, vermittelt Harmonie und Geborgenheit, aphrodisierend

Räucherrezeptur

1 Teil Benzoe Siam

1 Teil Nelken

1 Teil Sandelholz

1 Teil Patchouli

1 Teil Koriandersamen

Benzoe gehört zu den betörendsten Räucherstoffen der indischen Maharadschas und hat bis heute seinen Zauber nicht verloren.

Dieser wohlriechende Balsam für Körper und Seele zählt schon seit tausenden von Jahren zu den begehrtesten Verführungsmitteln und erweitert das umfangreiche Räucherwerk des indischen Subkontinents um eine sehr sinnliche Dimension. Sein Duft beschwört romantische, geheimnisvolle und sinnliche Vorstellungen. Er trägt die Sehnsüchte der Menschen gen Himmel und erhebt alles, was er umgibt, in den Rang des Göttlichen.

Erst im 14. Jahrhundert gelangte diese wohlriechende Substanz von Indien über die alten Karawanenstraßen mit vielen anderen Waren wie Elfenbein, Edelsteinen, Perlen, edlen Gewürzen und Seide in das „glückliche Arabien“ wie Ägypten als Heimat der Aromastoffe, des Balsams, des Weihrauchs und der Myrrhe genannt wurde.

Benzoe war, wie viele andere Aromata, wertvoller als Silber und Gold; es galt als Hauch des ewigen Lebens. Um gut zu riechen, nahmen die Frauen Bäder im Rauch dieses kostbaren Balsams. Vom Dunst der erlesenen Substanzen erwartete man die gleiche Wirkung wie vom Opiumrauch: Heiterkeit, Vergessen und Ekstase.

Benzoe wurde und wird bis heute in vielen Tempelanlagen Indiens verräuchert. Fremde, wie Herodot (griechischer Geschichtsschreiber 484 - 425 v. Chr.), waren vom Luxus der Priester und der verschwenderischen Fülle von Räucherstoffen, die einzig und allein für den Kult bestimmt waren, überwältigt.

Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)

Duft

wie verbranntes Laub

Herkunft

ursprünglich Israel, heute auch in Griechenland und vielen anderen Regionen am Mittelmeer

Zitat

„Die Hexen tranken den Absud vom Bilsenkraut und hatten dann jene Träume, für die sie gefoltert und hingerichtet wurden.“
(K. Ritter von Perger, Deutsche Pflanzensagen, 1854; 181)

Räucherwirkung

Das halluzinogen wirkende Bilsenkraut fördert Visionen und die hellseherische Begabung sowie den Kontakt mit den Geistern der Ahnen. Ebenso wird der Rauch bei der Behandlung gegen Zahnschmerzen, Rheuma, Husten und Atembeschwerden eingesetzt. Es unterstützt uns von allen Kräutern am kraftvollsten auf dem Weg zur Selbsterkenntnis.

Räucherrezeptur

½ Teil Bilsenkraut

1 Teil Beifuß

1 Teil Engelwurz

1 Teil Mariengras

1 Teil Wacholderholz

2 Teile Fichtenharz

1 Teil Olibanum

1 Teil Dammar

Für edelste Räuchermischungen ließen die Herrscher Ägyptens schon vor 3000 Jahren das Bilsenkraut sammeln. Es ist eines der kulturträchtigsten Nachtschattengewächse, die wir kennen. Wie die Alraune kann es stark auf das Bewusstsein einwirken und es verändern. Man vermutet, dass das Kraut schon seit der Steinzeit von Medizinmännern, Weisen Frauen, Sehern und anderen schamanisch Begabten genutzt wurde. In der Antike assoziierte man diese psychoaktive Pflanze mit Zauberei, während es im Mittelalter mit Hexerei verbunden wurde. Schamanen, Weise Frauen und Zauberer begegnen ihm mit Respekt, denn sie wissen um seine höllische Wirkung beim Missbrauch der Pflanze. Es kann nicht nur zu Visionen, sondern auch zu Halluzinationen und Wahnsinnsanfällen führen.

Ebenso kann Ihr Rauch ein Schlüssel zum Tor in die jenseitige, andersweltliche Dimension sein, wenn wir uns behutsam und ehrfurchtsvoll der Pflanze nähern. Tief in unserer Seele wissen wir, dass Pflanzen übersinnliche Wesenheiten darstellen, die ihren physischen Körper dazu benutzen, um mit uns Kontakt aufzunehmen.

Mit dem Rauch des Bilsenkrauts können wir den Pflanzengeist nach seiner Heilkraft befragen. Ferner intensiviert er die hellseherischen Fähigkeiten, die in jedem von uns im Verborgenen walten. Unsere Zivilisation lenkt unseren Geist kontinuierlich durch Unterhaltung,