Zum Inhalt

Klaus Meng, ein erfolgreicher Egoist, Unternehmer, der sich sein Leben seinen Vorstellungen gemäß geschaffen hat und es nach seinen eigenen Gesetzen lebt, ist ein von der Sucht Getriebener, sich immer wieder aufgeben zu müssen und dennoch gleichzeitig die Kontrolle zu behalten. Er ist ein Spieler, der dieses Wechselspiel zu seinem Lebensinhalt gemacht hat, der die ständige Kontrolle, die dieses Spiel verlangt, nicht dauerhaft erträgt, obwohl es außer Kontrolle geraten ist und mit dem unbeabsichtigten Tod einer seiner Geliebten schon die Katastrophe eingetreten ist (vor seinem eigenen Richter „nicht mehr sein zu dürfen“). Er muss sich durch beständige Grenzüberschreitungen das Gefühl für ein eigenes Sein, sein Doppelleben andauernd neu beschaffen, als auch in der ständigen mitleidlosen narzisstischen Bestätigung die Anerkennung der von ihm eroberten Frauen. Dabei ist, getrieben von der Angst vor der eigenen Wahrheit, seine Wahrnehmungsfähigkeit aufs Äußerste angespannt. Gleichzeitig ist er mit Naivität und Blindheit seinem eigenen Don-Juan-Komplex gegenüber geschlagen.

Klaus Meng befindet sich auf der Reise eigentlich auf der Flucht vor sich selbst, bis er erkennt, dass sie sein ganzes Leben spiegelt und er kurz vor dem Ziel auch vor seiner Flucht „flieht“. Ein Zusammenbruch und das Buch eines buddhistischen Mönches eröffnen ihm die Möglichkeit, sich selbst neu zu entdecken und neu anzufangen.

Das Buch erzählt gleichzeitig eine tragische Liebesgeschichte. Die innere Spannung reißt die Handlung mit sich fort. Als Ausdruck des inneren Neuerwachens fungieren die Vulkanszenen, in denen die Hauptfigur das eigene innere Aufbrechen spürt, ohne es selbst schon zu begreifen.

Rahmenhandlung ist eine farbig erzählte Sizilien-Rundreise mit Besuch der vulkanischen äolischen Inseln zwischen dem Festland Italiens und Sizilien.

Die sizilianische Reise

Klaus Meng ließ es geschehen, dass sich sein Gegenüber langsam an ihm vorbeischob, das Zimmer verließ, das Geräusch auf der Treppe, dann die Haustüre, welche in`s Schloss fiel. Dort, wo er stand, ließ sich Meng zu Boden sinken, unfähig zu irgendeiner Empfindung. "Das kann nicht sein", flüsterte er, "das kann nicht sein..."

Als er sich wieder erhob, wusste der Mann nicht, wie lange er dort gesessen, vielmehr gelegen hatte: Eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, eine Stunde? Er hatte keinerlei Zeitgefühl, machte sich auch nicht die Mühe nachzusehen, ob der andere wirklich fort war. Sollte er doch! Nun war es also zu spät.

Hatte er in den vergangenen Tagen nur mit äußerster Mühe vermocht, die Fassung zu wahren, so war seine Kraft nun am Ende. Der Anblick ihrer verdrehten Augen, wie sie dalag, leblos, verfolgte Ihn jede Nacht. Woher wusste dieser Prenner?

Es hatte keinen Sinn; er wusste es. Und es war richtig: allein die Aussage Prenner's, der Vergleich der Fingerabdrücke ... das wäre das Ende seiner Welt.

Klaus Meng wollte nicht denken, nicht fühlen, wollte nicht sein. Nicht jetzt! Er nahm eine Flasche Cognac hervor, welche sich immer im Schreibtisch befand. Halbvoll. Meng überlegte einen Moment, dann sah er ein, dass es nichts zu überlegen gab: Jetzt nicht.

Er trank den Cognac direkt aus der Flasche. Nach einigen Schlucken musste er absetzen, weil ihm übel zu werden drohte. Dieses Brennen im Hals, selbst der Brechreiz war ihm lieber als alles andere um ihn herum. Jetzt ging es nur noch schluckweise. "Ich kann nicht," stieß Klaus Meng hervor, "ich kann nicht", dann lauter, sich steigernd zum Gebrüll: "Zuviel. Zuviel!"

Dann fiel er in sich zusammen, während der Alkohol begann, seine Wirkung zu tun. "Und doch", flüsterte er, "es wird gehen. Es muss gehen. Es wird - gehen..."

Einige Stunden später erwachte Meng mit den entsetzlichsten Kopfschmerzen, wusste weder, wie er ins Schlafzimmer gelangt war, noch, wie er sich seiner Kleider entledigt hatte, welche auf dem Fußboden verstreut lagen. Die Cognacflasche fand sich dazwischen und war leer. Im Bad, als er die Tabletten nahm, erinnerte er sich Prenner´s. Angenehme Gleichgültigkeit nach dem Kurzschluss der Emotionen.

Und wenn er nicht hinging?

Sinnlos.

Später versuchte Meng, zu rationalisieren: Prenner musste ihm ein Dokument seiner Erpressung aushändigen, so waren sie zumindest voneinander abhängig; Prenner konnte ihn nicht anzeigen, ohne sich selbst auszuliefern.

Klaus Meng beschloss, die Angelegenheit sofort hinter sich zu bringen, ihm war gleich, wie er aussah.

Am Tor wartete Meng, bis ein einzelner Kunde den Kiosk wieder verlassen hatte. Prenner nickte, als der andere ihm gegenübertrat: "Ich habe hier meine Bedingungen schriftlich, mit Maschine, ohne Namen natürlich. Ich möchte nicht, dass uns hier zu viele Leute zusammen sehen, also gehen Sie jetzt wieder. Er legte einen Umschlag auf die Theke. Klaus Meng bemerkte, dass Prenner Handschuhe trug. "Sie sehen, ich habe an alles gedacht."

"Ich auch", entgegnete Klaus Meng trocken und nannte seine Bedingung, geschäftsmäßig, denn verhandeln war er gewohnt. "Ich bin absolut nicht bereit, Ihnen sonst auch nur einen Pfennig zu zahlen. Wenn Sie mich jetzt anzeigen, bekommen Sie gar kein Geld. Unterschreiben Sie, erhalten Sie, was Sie verlangen."

Prenner versuchte zwar zu drohen, überlegte sogar kurz, ob es nicht besser wäre, eine Belohnung ... Selbst Zwanzigtausend Mark würden ihm nicht helfen: Er konnte sich ja nicht einmal mit seinen Einnahmen den Lebensunterhalt verdienen. Also zog Prenner die Handschuhe aus, öffnete den Umschlag und unterschrieb mit seinem vollen Namen.

Klaus Meng atmete auf, innerlich, der andere durfte nichts merken. Keine Schwäche jetzt! Er ging wortlos, öffnete per Funk das Tor und stellte Überlegungen an: Handwerker müssten kommen, damit der Schaden behoben würde, und zwar vor der Rückkehr seiner Frau. Nur noch drei Tage!

Klaus Meng rief in der Firma an, dass er wieder nicht kommen könne, wie so oft in der letzten Zeit. War er nach dem Geschehenen anfangs mit erstaunlicher Konzentration und Gelassenheit seinen Geschäften nachgegangen, so hatte letztere ihr Ende gefunden, nachdem Prenner ihn derart überraschend und mit solch prüfendem Blick nach seinem Wissen um die Ereignisse in Z-Stadt gefragt hatte. Wie immer in solchen Situationen war es ihm im ersten Moment gelungen, die Fassung zu bewahren, trotz des Schrecks. "Gefahr", hatte ihn seine innere Stimme gleich gewarnt, doch sein Verstand, welcher seinen überreizten Zustand geltend machte, war stärker gewesen. Immer derselbe Fehler! Klaus Meng schloss die Haustüre ab, entgegen seiner Gewohnheit, obgleich er sich schon wegen der zerborstenen Scheibe nicht sicher fühlen konnte. Meng fühlte sich betäubt, ungläubig. Zuerst war es Verdrängung gewesen, reine Verdrängung: sachliche Maßnahmen. Dann die Flucht in den Alltag: nur nicht daran denken.

"Wer weiß, wie lange es gut gegangen wäre..." Klaus Meng sprach leise zu sich selbst. Prenner hatte alles aufgerissen: seine Tat, die er nicht begangen haben wollte, deren Tatsächlichkeit er vor sich selbst verleugnete. Klaus Meng hätte vielleicht akzeptieren können, unsaubere Geschäfte zum Beispiel, den Ruin eines unbescholtenen Mannes möglicherweise; oder dass seine Frau von seinen Verhältnissen erfuhr und ihn zur Rede stellte; dass Prenner ihn mit solch etwas erpresste; aber, dass er, Klaus Meng, eine andere Frau getötet hatte, sei es mit Absicht oder ohne eine solche, lag außerhalb dessen, was sein Gewissen zu tolerieren bereit war. Seinem Verstand waren alle Tatsachen, welche er in sein Inneres aufzunehmen nicht in der Lage war, durchaus bekannt. Klaus Meng lehnte ab, was er getan hatte. Die Möglichkeit dessen, was geschehen war, erschien ihm geradezu absurd.

Derjenige Teil in ihm, der wusste, bekämpfte denjenigen, welcher nicht wissen konnte oder wollte, je nachdem. Er litt. Bisweilen in Form tiefer Niedergeschlagenheit, bisweilen stand er unter schier unerträglicher Spannung, die ihn zu zerreißen drohte. In solchen Momenten sah Klaus Meng sich weder in der Lage, seiner Arbeit nachzugehen, noch, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Er versuchte dem Druck zu entkommen, indem er hinaus ins Freie ging. Oder, vor allem abends, indem er unmäßig trank. In der Firma merkten sie wohl, dass etwas nicht stimmte. Sein Autoritätsverlust war nicht mehr zu übersehen. Doch wie sollte er seiner Frau begegnen? Ein Geständnis kam auf keinen Fall in Frage. "Auf keinen Fall!", entfuhr es ihm tatsächlich. Klaus Meng ging ins Wohnzimmer und schleuderte seinen Mantel zu Boden.

Überarbeitung, natürlich, das wäre eine Möglichkeit! Hatte nicht seine Frau schon lange zuvor zu ihm gesagt, er solle sich mehr schonen? Wenn sie sich in der Firma erkundigte, es konnte plausibel klingen, so häufig er in der letzten Zeit ausgefallen war; Bekannte würden ebenfalls berichten, Klaus Meng nicht zu Gesicht bekommen zu haben. Und hatte er sich nicht mit Unwohlsein entschuldigt, er sei müde, hätte einen harten Tag gehabt, müsse morgen schon früh wegfahren usw? Doch würden sie ihm seine Rolle glauben? Konnte er eine Ungeheuerlichkeit, eine Katastrophe, die er niemals vor sich selbst rechtfertigen konnte, hinter einer solchen Maske verbergen?

Andererseits, was tun? Auf keinen Fall jetzt Panik! Die Zeit würde helfen, die Zeit...vielleicht...

Später ging Klaus Meng zur Bank, um die von Prenner geforderte Summe zu besorgen, tausend Mark weniger, als verlangt, ein trotziger Rest von Kampfgeist, von Protest: er wollte zeigen, dass er nicht alles mit sich machen ließ.


Ein Zeitschriftenkiosk in der Morgendämmerung. Leichter Nieselregen, ab und zu ein paar Flocken Schneematsch auf der breiten, von alten Kastanien gesäumten Straße, Pfützen im Rinnstein und auf den Gehwegen. Prenner, in einen dicken Wollpullover gehüllt, trat von einem Bein auf das andere und zitterte. Ausgerechnet heute hatte der kleine elektrische Heizofen seinen Dienst versagt, was ein Pech war; "Lieber trocken-kalt als nass-kalt", dachte Prenner, doch er konnte es sich nicht erlauben, seinen Laden hier deshalb einfach zu schließen, im Moment schon gar nicht. Der Gedanke an seine augenblickliche Lage ließ ihn noch verdrießlicher werden. Ja Meng, der Verleger, der schräg gegenüber in seiner Villa wohnte und sicherlich drei- oder viermal im Jahr irgendeinen teueren Urlaub machte, sicher, der konnte sich so etwas leisten, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber er, Prenner ? Er hatte sich längst damit abgefunden, dass der eine Glück hatte und der andere nicht. Es musste eine Gesetzmäßigkeit dahinterstehen: so wie manche Menschen das Glück anzogen und ihnen alles und immer glänzend gelang, wie seinem Gegenüber in seiner Villa zum Beispiel, so zog er jedenfalls das Pech an. So war es immer gewesen, würde es auch bleiben; Seit sie die neue Brücke über den Fluss gebaut hatten, war der Verkehr wenn nicht stark, so doch spürbar zurückgegangen; es hielten jetzt merklich weniger Autos an, weniger Passanten gingen an seinem Kiosk vorbei, selbst eine Buslinie verkehrte nicht mehr hier, auch wenn die ein paar Meter entfernte Bushaltestelle noch geblieben war. Schon vorher war es ihm nicht rosig gegangen, aber jetzt ... er durfte nicht daran denken. Das Wasser stand jedenfalls bis zum Hals: die Schulden, auch nur teilweise vom Kauf des Kioskes herrührend, waren so hoch, dass er sie bei gutem Umsatz hätte bezahlen können, in einigen Jahren wäre er aus dem Gröbsten herausgewesen, aber so, wie die Sache jetzt aussah ... Was sollte er tun? Er war keinesfalls mehr der Jüngste. In seinem Alter noch mal Arbeit zu finden: aussichtslos, hier konnte nicht einmal Glück helfen, sondern höchstens ein Wunder, ein richtiges Wunder... Natürlich wusste Prenner, dass keines geschehen würde. Und dann, wenn er seine Wohnung nicht mehr bezahlen könnte, dazu verdammt, den Rest seines Lebens wenn nicht als Bettler, so doch - bestenfalls! - als Bittsteller zu verbringen, am Rande der Gesellschaft; keine begehrenswerte Perspektive.


Leer blickte Prenner nach draußen. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, jetzt waren kaum noch Schneeflocken darunter; es wollte heute einfach nicht hell werden. Nur das kleine Radio versprudelte seine sinnlose Lebendigkeit in die Leere des beginnenden Tages.

Ein weißer Mercedes Kombi verlangsamte sein Tempo, hielt vor dem schmiedeeisernen Tor des gegenüberliegenden Anwesens, das Tor öffnete sich für einen Moment, schloss sich wieder, nachdem der Wagen hindurchgeglitten war.

"Der kann es sich erlauben, die Nacht zum Tage zu machen", raisonnierte Prenner, "unsereins..." Er war sich sicher, dass Klaus Meng, der Verleger erst heimkehrte und nicht kurz zuvor fortgefahren war. Er, Prenner, war schon seit halb sieben hier, hatte um sieben geöffnet und Klaus Meng fuhr niemals vor halb neun in seine Firma. Und wovon lebte er? Indem er eine Illustrierte herausgab, die auch er, Prenner verkaufte; indem er Geld verdiente sozusagen mit dem geistigen Müll unserer Tage, dem überflüssigsten, was man sich denken konnte; sehr viel Geld. Prenner bemerkte an sich selbst, dass er seinen Gegenüber umso mehr beneidete, je prekärer seine eigene Lage wurde. Manchmal ertappte er sich dabei, wie er sich in seiner Vorstellung ausmalte, welches Leben Meng führen mochte: einen gehörigen Luxus, feine Kleider, gutaussehende Frau, Reisen, teuere Restaurants ... wahrscheinlich spielte er den Chef und musste sich nicht einmal besonders anstrengen, und gerade im Moment lag er sicher in seinem warmen Bett, während er, Prenner, hier herumstand und fror.

Der Acht Uhr Dreiundvierzig Bus brachte zwei Kunden.

Am nächsten Morgen stand es in den Zeitungen der Region: Rätselhafter Mord in Z-Stadt. Das hiesige Blatt brachte es sogar auf der ersten Seite, wenn auch unten rechts; Z-Stadt war nicht weit entfernt, Prenner hatte einen Bruder dort. Prenner mochte Sensationsmache nicht leiden, wennschon er zum Teil von der Sensationsgier anderer lebte und las den Artikel eigentlich nur wegen seines Bruders. Das Opfer, Margarete L., wohnhaft in einem anderen Teil von Z- Stadt hatte die Tatwohnung offenbar nur angemietet, um sich mit einer unbekannten Person im Verborgenen zu treffen. Es handelte sich ganz offensichtlich um eine heimliche Liebesbeziehung, was an sich ja noch nichts besonderes war. Dem mutmaßlichen Täter musste jedoch sehr an seinem Inkognito gelegen gewesen sein, denn, sofern man ihm im Treppenhaus überhaupt begegnete (den Aufzug benutzte er grundsätzlich nicht, zumindest konnte keiner der Hausbewohner bezeugen, ihn jemals dort gesehen zu haben), hatte er stets dieselbe merkwürdige und doch wirksame Verkleidung getragen: langer Regenmantel, dunkle Sonnenbrille, dunkler Hut; auch im Sommer, und selbst abends wurde er niemals ohne Sonnenbrille gesehen, was im Haus zwar zu Gerede Anlass gegeben hatte, den seltsamen Gast aber nicht im geringsten stören konnte.

Da die meisten Mieter den Aufzug benutzten, begegnete man dem mutmaßlichen Täter überhaupt nur sehr selten. Was den Fall weiterhin so kompliziert machte, war, dass das Opfer, Margarete L. selbst diese Beziehung geheim gehalten hatte; zudem hatte die Ermordete kaum Freunde, lebte nach Aussagen einer Arbeitskollegin und einer Bekannten sehr zurückgezogen, geradezu isoliert. Keine dieser Personen hatte von der Existenz jener Wohnung Kenntnis gehabt, welche Margarete L., von Beruf Krankenschwester, von dem Geld bezahlt haben musste, das der Täter ihr gab, denn alleine hätte sie sicherlich keine zwei Wohnungen unterhalten können, ebenso den in einem anderen Stadtteil angemieteten Stellplatz in einer Tiefgarage und den Wagen, der nur dazu diente, den Täter, welcher sein Fahrzeug vermutlich dort in der Nähe abstellte, zum Ort des Treffens zu bringen. Eine solch auffällig gekleidet Person war aber auch hier nicht bemerkt worden und es erschien durchaus denkbar, dass der Täter, der nach Angaben der wenigen Zeugen stets erst nach Einbruch der Dunkelheit erschien, zuvor die Tiefgarage dazu benutzt hatte, um sich dort unbemerkt zu verkleiden, bevor er seinem Ziel entgegenfuhr. Zwar fand die Polizei einige dunkle Haare im Bad, ebenso Fingerabdrücke. Aber Spuren einer dritten Person wurden nicht gesichert, ebenso keine Notizen über Namen, Adresse und Herkunft des Unbekannten; kein Foto, kein schriftliches Zeugnis, das Aufschluss hätte geben können, keine Telefonnummer, weder in der Wohnung des Opfers, noch in der Tatwohnung, wodurch man einen Verdacht hätte bilden können; so wurde es der Polizei fast unmöglich, eine Phantomzeichnung zu veröffentlichen, anhand derer der Täter hätte identifiziert werden können.

Was Prenner weiterhin neugierig machte, war die Tatsache, dass sein Bruder nur ein paar Häuserblocks vom Ort des Geschehens entfernt wohnte. Und nun, da seine Erinnerung durch die Vertrautheit des Ortes angeregt wurde, war es Prenner, als hätte er diese rätselhafte Gestalt sogar einmal gesehen, vor ungefähr eineinhalb Jahren, im Sommer, abends in der Dämmerung; wer an einem warmen Sommerabend einen Regenmantel und bei einbrechender Dunkelheit eine Sonnenbrille trug, musste ja auffallen. Unvorstellbar... So war er also möglicherweise einem wirklichen Mörder begegnet...

Der Tod des Opfers war infolge eines Sturzes eingetreten, und dieser wiederum die Konsequenz eines Schlages mit einem dumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf oder eines heftigen Stoßes gegen die Wand. Zuvor hatte es Streit gegeben, Nachbarn hatten erregte Wortwechsel gehört, später Poltern. Danach sei es still gewesen, aber niemand habe deshalb an ein Verbrechen geglaubt, Streit konnte ja schließlich vorkommen ...

Mit der Zeit verschwand der Fall auch aus der hiesigen Zeitung, nachdem er zuerst von Seite Eins auf Drei, später auf die vorletzte Seite gewichen war; die Ermittlungen dauerten an, hieß es zuletzt.

Prenner vergaß den Fall, obgleich nicht alltäglich, bald wieder; schließlich handelte er mit Sensationen und eine war den Leuten genauso recht wie eine andere. Sein Kiosk ging schlecht, er hatte Sorgen genug...

Eines morgens, um neun Uhr etwa, öffnete sich lautlos das große schmiedeeiserne Gittertor, aber kein Wagen fuhr hindurch, nur Klaus Meng, der Verleger trat hinaus auf die Straße, überquerte diese vor dem Kiosk, man grüßte sich kurz; auch wenn es nur ganz selten zu einer kurzen Unterhaltung gekommen war, so war Prenner doch so etwas wie ein Nachbar, da er den größten Teil des Tages hier verbrachte, um erst nach achtzehn Uhr nach Hause zu fahren. Diesmal jedoch bemerkte Prenner fast verwundert, dass ihn etwas anrührte, als der andere an ihm vorbeiging, er konnte es sich nicht genauer erklären. Irgendetwas schien anders als sonst; Haltung, Ausdruck ... es kam ihm vor, als sei Klaus Meng geschrumpft, über Nacht; Prenner schob es auf seine Stimmung. Als der Mann später wieder vor ihm vorbeiging, fragte er sich wiederholt, was es denn nun sei; Und als jener schon längst verschwunden war, verglich er ihn unwillkürlich mit dem Phantom seiner Zeitungslektüre der vergangenen Tage: An jenen Mann, dem er glaubte, einmal begegnet zu sein. So ein Unsinn, dachte Prenner, so steht es also schon mit dir ... Sein Bruder hatte recht, so durfte es nicht mehr weitergehen. Man konnte nicht den ganzen Tag herumstehen und während der meisten Zeit nichts tun, wenn man schon allein lebte. So kam man nur auf fixe Ideen ... Der andere hatte es gut, und er? Aber Prenner wurde diese Idee nicht mehr los, warum auch immer, spielte zuerst mit ihr, tat sie dann als unsinnig ab, als vollkommen verrückt, später als Ausgeburt einer kranken Phantasie. Als er ein paar Tage danach wieder Klaus Meng vor seinem Kiosk vorbeigehen sah, beobachtete er ihn dennoch genau: die Größe des Mannes, seine Art, sich zu bewegen, die ihm sein Alter verriet, sein Gang, seine Haltung. Außerdem: wieso gerade Klaus Meng. Prenner wusste um sein gutes Personengedächtnis und dachte wiederholt: Unsinn, das kann nicht sein. Außerdem hatte er den Unbekannten - wenn dieser die fragliche Person überhaupt gewesen war - nur in dessen Verkleidung gesehen ... und doch: wenn es die Wahrheit wäre...

Die viele unnütz vertane Zeit, viele unnütze Gedanken ...

Vielleicht war es nur ein Gedankenspiel, um die Langeweile zu vertreiben, nicht mehr; und dennoch, es trieb ihn dazu, diese Idee weiterzuverfolgen, auszuspannen: Was wäre, wenn.

Zur Polizei gehen? Unsinn! Aufgrund einer vagen Vermutung ... geschehen würde nichts, außer, dass der reiche Verleger von gegenüber es ihm übelnehmen würde. Was er sich im Moment gar nicht erlauben konnte. Sollte er etwa Detektiv spielen? Aber Halt: Alles Irrsinn! Außerdem: Für solche Spiele war er ohnehin zu alt.

Doch es fraß in ihm: Geld, ..Geld hatte sein Gegenüber, viel Geld ... Prenner verbohrte sich in sein Spiel wie ein Kind in die Idee einer Eisenbahn durch das ganze Haus, doch die Vorstellung des Geldes ließ ihn nicht mehr los. Wenn er es wirklich wüsste, sich wirklich sicher sein könnte, wäre er am Ende mit ein wenig Glück alle seine Sorgen los... Glück ... Halb aus tödlich erscheinender Langeweile, halb im Fieber seiner kreisenden Gedanken, beschloss Prenner, etwas zu unternehmen; es musste sein; und sei es nur, um sich Ruhe zu verschaffen vor sich selbst; sein Plan war ganz einfach: wenn Klaus Meng wieder an seinem Kiosk vorüber käme, würde er versuchen, ihn auf die Probe zu stellen.

Prenner musste warten, doppelt ungeduldig, zum einen, weil die Zeit ohne rechte Tätigkeit quälend langsam verging, zum anderen, weil Klaus Meng nicht erschien. Endlich, an einem Morgen Mitte Dezember, als die als die Sonne hin und wieder zwischen den Wolken hindurch brach , öffnete sich das Gittertor, und nicht der Wagen rollte hinaus auf die Straße, wie jedes Mal in den vergangenen Tagen, sondern es kam Klaus Meng, zu Fuß. Wie üblich überquerte er die Straße, um am gegenüberliegenden Flussufer zu spazieren, vor dem Kiosk. Sofort begann Prenner, am Sinn seines Unterfangens zu zweifeln und nicht nur allein daran, sondern gleichzeitig an seinem eigenen Verstand. Doch dann überfiel es ihn aufs Neue: "Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Meng", grüßte Prenner, etwas ausführlicher als üblich, worauf der andere seinen Schritt verlangsamte und zu ihm herübersah.

"Guten Morgen" Klaus Meng nickte.

"Haben Sie auch von dieser Sache in Z-Stadt gehört? Eine merkwürdige Geschichte, nicht wahr?" Prenner versuchte, belanglos zu wirken und doch überdeutlich, sprach seinen Gegenüber direkt an. Was ging in diesem Mann vor... schien der andere überrascht? Dann glaubte Prenner zu bemerken, dass in dessen Blick etwas Lauerndes eintrat wie bei jemandem, der sich gefasst, aber dennoch etwas zu verbergen hat.

"In Z-Stadt?", fragte Klaus Meng, ohne seinen stets gleich, fast geschäftsmäßig und ordentlich wirkenden Gesichtsausdruck aufzugeben. "Tut mir leid. Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.„ Wieder nickte Klaus Meng, scheinbar zerstreut.

Während des Gesprächs war Klaus Meng nicht stehengeblieben, hatte kurz angebunden, geradezu unfreundlich gesprochen, alles in allem bei einer Dauer von höchstens zehn Sekunden. Dass Klaus Meng orientiert war, wäre nicht verwunderlich, hier, in der Provinz. Prenner sah ihm nach. Ging er schneller als gewöhnlich, hastiger oder geradezu: beherrschter? Prenner stellte an sich fest, dass er schwitzte. Es wurde langsam Zeit, mit diesem Spiel aufzuhören, bevor er Schaden anrichtete... Nicht Klaus Meng konnte Schuld sein, sondern nur seine Gier nach Geld, seine Sorgen, die ihn in manchen Nächten schier um den Verstand zu bringen drohten.

Als der Verleger von seinem Spaziergang zurückkehrte, überquerte er die Straße schon oberhalb des Kioskes und ging auf der anderen Straßenseite vorbei, ohne den Blick zu ihm zu wenden.

Sicher war es ungewöhnlich, dass er, Prenner das Gespräch eröffnet hatte. Bislang war dies Klaus Meng's Vorrecht gewesen, quasi eine huldvolle Geste. Aber dies konnte kein Grund sein, ihn auf dem Rückweg zu meiden. Denn das hatte er noch nie getan. Stets nahmen die Spaziergänge Klaus Meng's denselben Weg: vom Tor aus über die Straße am Kiosk vorbei, am Flussufer entlang und wieder zurück. Doch dies alles besagte schließlich noch gar nichts! Prenner fühlte sein Herz pochen. Konnte er überhaupt noch klare Gedanken fassen? Hatte er überhaupt noch eine andere Chance? Auch wenn die Tatzeit stimmte, an jenem Morgen, an dem der elektrische Heizofen ausfiel, Prenner erinnerte sich daher genau ... Klaus Meng kehrte normalerweise nicht erst um diese Uhrzeit zurück... sein plötzliches abweisendes Verhalten auf die Frage hin; Prenner wischte sich den Schweiß von der Stirn, atmete tief durch; doch wenn ... das viele, viele Geld; wie jemand, der beim Roulette alles auf eine einzige Zahl setzte; andererseits?

Von diesem Standpunkt aus gesehen musste er es doch einfach versuchen: Wenn Klaus Meng der Täter war, musste Prenner versuchen, ihn zu erpressen. Aber was geschähe, wenn er sich irrte? Doch Prenner gestand sich ein, dass er eigentlich kein Phantast war, keiner, der sich so leicht etwas vorgaukelte. Er hatte ein Gespür für Menschen. Und dieser hier war anders als alle Menschen, denen er je begegnet war, verbarg sein Geheimnis hinter seiner geschäftsmäßigen Maske; doch was bedeutete dies schon... Prenner gestand sich ein, dass er es versuchen wollte und nur nach Argumenten suchte, um sein wahnwitziges Vorhaben vor seinem Verstand zu begründen. Einen ernsthaften Versuch billigte er sich zu, im Geheimen, und sagte Ja.

Nach wenigen ereignislosen Tagen, und da seine finanzielle Situation immer aussichtsloser zu werden drohte, entschied er sich, das Wagnis nun einzugehen: in einem günstigen Moment in Klaus Meng's Villa einzubrechen. Dessen Frau schien schon seit einiger Zeit abwesend zu sein; er musste nur abwarten, bis Klaus Meng das Haus mit dem Wagen verließ und dann, im Schutze der Dunkelheit das Tor überklettern, hoffen, dass es keine Alarmanlage gab. Nun haben sie die Brücke doch für mich gebaut, dachte Prenner. Kaum ein Auto fuhr noch vorbei ab Acht.

Leicht würde es nicht werden; mit achtundfünfzig war er nicht mehr der Jüngste. Prenner öffnete seine Schublade und betrachtete den Revolver, welchen er schon seit langem besaß. "Wie soll das nur enden", murmelte Prenner, "wie soll das nur enden..." Er wusste sehr wohl um seinen Dilettantismus, fand aber keine Alternative, oder: Er war des Wartens einfach müde; des Ausharrens bis zum baldigen Ruin.

Entdeckte er keinen Beweis, nichts, womit er seine Drohung untermauern konnte, war der Traum vom großen Geld vorüber, noch bevor er begonnen hatte, ihn zu träumen ... Prenner atmete tief durch: warum nicht: einfach drauflosleben ...

Nicht mehr überlegen, das täte gut.

Doch würde ein Mann, der eine Frau getötet hatte, nicht alle Beweise vernichten, jeden Hinweis, der ihn mit der Tat in Verbindung bringen könnte, beseitigen?

Prenner gestand es sich ein: nicht aus Überzeugung blieb er seinem Plan treu, sondern weil er keinen besseren hatte; vor sich den Untergang. War er dabei, ein Opfer seiner eigenen Verzweiflung zu werden?

Prenner, im Grunde seines Herzens kein Philosoph, begann wieder zu warten. Prenner fragte sich nicht, ob es recht sei, was er vorhatte: Ihm war es recht. Weit davon entfernt, jemals selbst ein Verbrechen zu begehen, erschien es ihm durchaus vertretbar, aus dem Vergehen eines anderen seinen Nutzen zu ziehen. Tat ein Skandalreporter, oder derjenige, der die Untaten der heutigen Zeit in Schlagzeilen verwandelte, etwas anderes? Er, Prenner, hatte genug gelitten. Geboren vier Jahre, bevor der Krieg ausbrach und aufgewachsen in derjenigen Zeit, in der es am härtesten war, hatte er schon früh lernen müssen, sich durchzuschlagen. Mit zwölf oder dreizehn begann er, auf dem Schwarzmarkt mit Zigaretten zu handeln, später fand er Arbeit am Bau, dann in einer Fabrik, später in der Landwirtschaft. So war Prenner immer einer geblieben, der sich durchschlagen musste, er kannte es nicht anders.

Aber war das gerecht? Was konnte er dafür, dass sein Vater im Krieg geblieben war, seine Mutter kein Geld hatte, und vor allem: keine Zeit. Er hatte sich daran gewöhnt, hatte sich an alles gewöhnt, nur mit der Zeit, als es allen immer besser ging, nur er sich immer noch durchschlagen musste, ohne eigentlichen Beruf, ohne Familie, begann sein Neid zu erwachen und mit seinem Neid sein Traum: selbständig wollte er sein, nicht reich, aber sein eigener Herr. Jahrelang hatte er gespart, um sich seinen Wunsch erfüllen zu können: einen eigenen Kiosk wollte er führen, es musste ja kein Geschäft sein, kein Laden; schon eine Bude, vollgestopft mit Zeitschriften und Zeitungen, Zigaretten und Süßigkeiten, alles, was man eben an einem solchen Kiosk bekommt; vor zwei Jahren war es soweit.

Ein halbes Jahr später hatten sie angefangen, die Brücke zu bauen, seit drei Monaten war sie fertig. Natürlich hatte der Vorbesitzer mehr gewusst als er; ihm, Prenner, schien die Lage günstig, damals, der Verkehr reichlich. Ein paar Monate ging alles gut.

An Umzug hatte er zwar gedacht, fand aber weder einen freien günstigen Platz noch hatte er das Geld dazu; Kredit gab es schon lange kaum mehr.

Sollte er nun alles auf sich laden? Den Krieg, die Entbehrung, den Betrug und endlich, als er den Hauch einer Möglichkeit verspürte, auf der Seite des Geldes, des Vermögens, des Lebens zu stehen, den Gerechten spielen? Wurde diese Frau etwa wieder lebendig, wenn er Klaus Meng anzeigte, selbst wenn er recht hatte?

Nein, ganz sicher nicht. Nein, eine Verfehlung, eine Tat. Und wegen dieser Tat würde er ihn für alles entschädigen, was ihm das Leben vorenthalten hatte; es war vielleicht seine letzte Möglichkeit, das Blatt doch noch zu wenden;

Selbst wenn er Skrupel gehabt hätte, seinen Plan ernsthaft in Angriff zu nehmen; die Versuchung dazu war inzwischen einfach zu groß. Sollte er es hinnehmen, dass alles, was er sich ersehnt, erspart und erarbeitet hatte, nun verloren ging? War er dies dem Staat, dem Recht, seinem Gewissen schuldig? Nein, entschied sich Prenner, er war es nicht ... Seinen Bedenken entzog er jede Stimme, und lebte fortan besser so.

Prenner begann, die Abende heimlich im Kiosk zu verbringen, spähte durch eine Ritze des Ladens, um Klaus Meng's Gewohnheiten zu studieren. Lange durfte er nicht mehr warten, denn vor Weihnachten würde seine Frau wohl wieder eintreffen.

Prenner stellte folgende Regelmäßigkeiten fest: Erstens: Wenn Klaus Meng mit dem Wagen fortfuhr, kehrte er frühestens nach einer Dreiviertelstunde wieder zurück. Zweitens: Nach Zwanzig Uhr erlahmte der Verkehr fast vollständig, so dass er einigermaßen sicher sein konnte, unbeobachtet zu dem fremden Haus zu gelangen.

Am achtzehnten Dezember war es soweit: Prenner war gerade damit beschäftigt, sein Abendbrot zu essen, als er das Geräusch von Klaus Meng's Wagen vernahm. Einen Sekundenbruchteil Angst: Einfach weglaufen. Doch nur den Bruchteil einer Sekunde lang. Nun musste alles schnell gehen: Prenner nahm die Werkzeugtasche, die bereitliegende Waffe, für alle Fälle, spähte, lauschte in die Nacht, um etwaige Passanten zu entdecken. Niemand. Die Straßenlampen schaukelten leicht im ruhigen, kühlen Spätherbstwind. Als Prenner gerade aus dem Schatten seines Kioskes heraustreten wollte, nahte ein Wagen von fern, gespenstig im milchigen Dunst, in dem die Straße lag. Es war nicht Klaus Meng, gut.

Prenner schaute auf die Uhr: Mit dreißig Minuten wollte er kalkulieren, fünf mochten inzwischen vergangen sein. Also noch fünfundzwanzig Minuten.

Er trat aus dem Dunkel heraus, ging am Gitter, das den breiten Bürgersteig zum Flussufer hin abschloss, entlang bis zu einer Stelle, an welcher die Straße zwischen zwei Lampen nur wenig erleuchtet war. Noch einmal prüfte Prenner, ob sich auf der Straße, den Bürgersteigen, an den Ausfahrten der Nachbargrundstücke etwas tat. Nichts. Dann überquerte er ohne auffällige Hast die Fahrbahn; als er den Schatten der Toreinfahrt erreicht hatte, blieb er kurz stehen und sah sich um. Nur die Ruhe der Nacht, von fern der Verkehr. Dann kletterte er auf das Tor, was er sich schwieriger vorgestellt hatte, und ließ sich auf der anderen Seite herunter. Nun fühlte er sich wieder sicherer. Blick zur Uhr: noch zweiundzwanzig Minuten. Prenner tastete sich im Dunkeln bis zur Garage, erst auf dem Weg zum Haus benutzte er kurz die Taschenlampe. Dann stand er vor der Tür. Licht. Viel Glas. Scheinbar keine Alarmanlage! Als er die Lampe umdrehte, um mit dem Griff eine der Scheiben einzuschlagen, bemerkte Prenner, dass seine Hand zitterte. Er biss die Zähne zusammen: Kein Laut war zu hören, nachdem der Schlag und das Klirren verhallt waren. Er griff durch die Öffnung, die er sich selbst geschaffen hatte; es war nicht einmal abgeschlossen.

Noch einmal spähte Prenner in die Kühle, Feuchte der Dezembernacht, dann trat er ein. Achtzehneinhalb Minuten. Nachdem der Scheinwerfer erloschen war, schaltete er seine Lampe wieder an. Dies war also ein Vorraum: Schirmständer, ein paar Pflanzen. Geradeaus führte eine Tür, vermutlich zum Wohnbereich des Erdgeschosses, links offenbar eine Kellertür; auf der rechten Seite begann eine Treppe, über welche das Obergeschoß zu erreichen war. Prenner öffnete die ihm gegenüberliegende Tür. Im Schein seiner Lampe sah er einen hohen Flur mit wiederum fünf Türen: zwei zur rechten, zwei zur linken und eine am Ende. Er begann mit der Ersten zur Linken, gleich neben der Garderobe. Eine große Küche mit Essbereich. Hier war sicher nichts zu finden. Nächste Tür: Wohnzimmer mit Durchgang zu einer gläsernen Veranda: möglicher Fluchtweg. Geradeaus: das Bibliothekszimmer. Prenner überlegte kurz, ob er hier suchen sollte, verließ es aber wieder. Dann Billardzimmer. Daneben: ein Bad. Blick zur Uhr: Fünfzehneinviertel Minuten. Prenner wischte sich den Schweiß von der Stirn. Wieder die Versuchung, einfach davonzulaufen. Nein, zu spät. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. Zu weit waren seine Grenzen bereits überschritten: seine inneren und seine äußeren.

Schnell stieg er die Stufen zum Obergeschoß hinauf, verharrte oben einen Moment.

War da ein Geräusch? Stille, nur sein Herz pochte. Prenner fasste den Griff seiner Waffe, um ein Gefühl von Beruhigung zu spüren.

Angst.

Diesmal hatte er gleich bei der ersten Tür Glück: es war kein großes Zimmer, an beiden Wänden befanden sich Schränke und Regale voller Bücher und Aktenordner, an der Kopfseite des Zimmers stand ein großer, schwerer Schreibtisch, darauf ein Bild von Klaus Meng's Frau. Dies war also sein Schreibtisch ... Wenn er etwas finden konnte, dann hier, dachte Prenner.

Er musste vorsichtig sein mit dem Licht, das man auf der Straße sehen konnte, also legte er die Lampe so auf den Boden, dass sie den Raum nur matt erleuchtete. Der Schreibtisch enthielt acht Schubladen und eine Tür, die sich aber ohne Schlüssel öffnen ließ. Prenner stöberte kurz, fand aber nur Geschäftliches, ebenso in den ersten drei Schubladen. Die Vierte war verschlossen.

Es ist Wahnsinn, was ich hier mache, durchschoss es Prenner. Er fieberte. Ich müsste wenigstens Geld mitnehmen, sonst verdächtigt er mich am Ende

sofort ...

War sein Verhalten Klaus Meng gegenüber nicht zu auffällig gewesen? Was hatte er sich überhaupt dabei gedacht? Prenner fluchte. Warum sollte Klaus Meng belastendes Material aufheben? Führte er vielleicht Tagebuch? Diese Schublade .... sie musste Wertsachen enthalten oder sehr Persönliches, denn es gab auch einen kleinen Tresor. Prenner zwang sich, nicht noch hektischer zu werden. Dort, vermutlich dem Zugang seiner Frau ausgesetzt, war sicher nichts zu finden. Er versuchte fieberhaft mit seinem Werkzeug, das Schloss zu öffnen, fühlte die Panik in sich anwachsen; blitzschnell richtete er die Pistole auf das Schloss, ein Schuss knallte. Herzrasen. Jetzt ließ sich die Schublade gewaltsam aufhebeln. Obenauf lagen Briefe. Prenner wollte gerade die Lampe zu Hilfe nehmen, als das Licht im Zimmer anging. "Keine Bewegung," sagte Klaus Meng, "oder ich schieße".

Prenner erstarrte, war unfähig zu irgendeiner schnellen Reaktion.

"Was wollen sie hier," fragte der große Mann. "Nehmen Sie die Waffe runter."

Prenner sah, dass der andere ebenfalls eine Pistole in der Hand hatte, auf ihn gerichtet.

"Was wollen Sie von mir, und legen Sie endlich die Waffe nieder", rief Klaus Meng, ziemlich erregt inzwischen.

Prenner stellte erstaunt fest, dass der Schreck des ersten Augenblicks verschwunden war.

"Was ich hier will?", fragte er so mechanisch und beherrscht, wie er konnte.

"Nun, vielleicht ein Foto, oder einen Brief, oder eine Telefonnummer, oder ... einen dunklen Regenmantel, einen Hut und eine Sonnenbrille." Prenner beschloss, alles auf eine Karte zu setzen.

"Sie sind ja wahnsinnig!" Klaus Meng sprach erregt. "Los, nehmen sie die Hände hoch, oder ich schieße!"

"Eine Tote, ist das nicht schon genug? Überlegen Sie mal, diesmal kommen Sie nicht einfach so davon. Außerdem gibt es draußen jemand, der auf mich wartet."

Auch Klaus Meng standen jetzt Schweißperlen auf der Stirn. "Sagen Sie endlich, was Sie hier wollen!" Seine Stimme zitterte.

"Sie wissen, dass ein einziger Fingerabdruck genügt, um Sie zu überführen." Prenner lachte gekonnt süffisant. "Eine kleine Buße werden Sie doch zahlen, oder? Und jetzt - nehmen Sie die Pistole runter!"

Der andere war nun totenblass.

"Wird's bald!" Prenner's Stimme schnarrte.

Wie in Trance senkte der Verleger die Pistole nieder, trat auf den Schreibtisch zu und legte sie ganz langsam vor den Eindringling hin. Dann standen sich die beiden Männer ganz nahe gegenüber.

"Wie viel," flüsterte Klaus Meng endlich.

"Ich möchte keine einmalige große Summe, nein, das ist viel zu gefährlich. Lieber, zahlen Sie mir eine Art Rente, vierteljährlich. Nicht zuviel, dass es Ihrer Frau auffallen müsste, aber auch nicht zu wenig. Kommen Sie morgen zu mir an den Kiosk, dort erfahren Sie alles weitere."

In der Nacht dann, nachdem der ersehnte Schlaf ihn endlich überfallen hatte, plötzlich ein Knall und zersplitterndes Glas. Klaus Meng, in Todesangst, wagte zuerst nicht, sich zu bewegen, rannte dann aus dem Bett, dem Zimmer, verschloss die Tür und wartete im Flur bis zum Morgengrauen, schlaflos stundenlang, um sein Leben fürchtend. Als er sich endlich getraute das Schlafzimmer wieder zu betreten und nachzuschauen, fand er unterhalb des Fensters einen großen Stein mit einem Zettel, welcher darumgebunden war. "Keine Tricks", las Klaus Meng. Er rannte ins Haus und starrte aus dem zerschlagenen Fenster. Er fühlte sich am Ende, körperlich wie psychisch.

Klaus Meng sank nieder und begann zu schluchzen, schlug mit den Fäusten auf die Bettkante und empfand keinen Schmerz; nur eine verzweifelte Wut über sich selbst und dieses sein Leben; er konnte sich nicht mehr halten und fiel ganz zu Boden, winselnd und heulend wie ein Stück Vieh. Wie lange konnte es noch weitergehen? Wieweit noch? Wie viele Schritte hatte er noch zu gehen? Klaus Meng fühlte sich wie am Ende einer Sackgasse, doch nicht mit dem Rücken zur Wand, sondern mit dem Gesicht, was schlimmer war; hinter ihm die Angst. Warum hatte sie sterben müssen? Warum war sie nicht gestrauchelt, hingefallen, hatte wutentbrannt ihren Mantel und ihre Tasche

genommen und war hinausgestürmt, fort für immer?

Gestritten hatten sie sich, sie wollte nicht mehr so weitermachen, verlangte, er solle jetzt, endlich: „Farbe“ bekennen, wie er sich ausdrückte. Er hatte sich entrüstet, gewunden, ihr sein Argument aber nicht gesagt: dass er niemals von Liebe geredet habe. Was sie aber inzwischen offenbar als selbstverständlich ansah. Er war es gewohnt, ein Doppelleben zu führen, und sie war nicht die erste, bei weitem nicht die erste. Das wiederum hatte er ihr allerdings gesagt, wenn auch erst später und im Zorn. Danach war sie auf ihn losgegangen mit ihren Fäusten, ungefährlich im Grunde, aber heftig. Schließlich sein Stoß, und er hatte Stunden, Tage mit der quälenden Frage verbracht, ob er sie nur von sich stoßen wollte, oder ob er am Ende mit Absicht ... Jedenfalls flog sie, rückwärts über den Stuhl stolpernd, den Kopf weit gebeugt, schon im Fall, gegen die Wand und dann zu Boden. Klaus Meng sah sofort, dass sie tot war. Sie starrte ihn an, mit weit aufgerissenen, verdrehten Augen; minutenlang hatte er gestanden, über sie gebeugt, ohne sich zu regen, ohne sie anzufassen. Dann musste es geschehen sein, dass er zur Maschine wurde. Eine Maschine, welche alle Spuren, die auf ihn hindeuteten, verwischte, also: alle Dinge, die ihm gehörten, einzupacken. Ihre Sachen zu durchsuchen, ihr Adressbuch zu entnehmen, alles andere nach einer Notiz, die ihn verraten könnte, zu durchforsten. Was sollte die Polizei mit seinen Fingerabdrücken? Sie mussten ihn erst finden, sein Inkognito war sorgfältig gepflegt. Wenn sie nur zu Hause, wie vereinbart, keine Aufzeichnungen hatte! Dann hatte er vorsichtig und leise die Wohnungstür geöffnet, sie aber offenstehen lassen. Bei alldem: er wollte nicht, dass eine verwesende Leiche gefunden würde; dies erschien ihm grausamer als seine Tat.

Niemand war ihm im Treppenhaus begegnet, auch nicht auf dem Weg zum Wagen. Dann, zu Hause, nachdem er den Wagen gewechselt hatte, die Feststellung, dass seine Flucht möglicherweise geglückt war. Nichts weiter. Als es schon am übernächsten Tag in der Zeitung stand, war er froh gewesen: dass man sie gleich entdeckt hatte. Aber auch, dass man seinen Namen nirgendwo gelesen hatte. Jemand hatte den Hausmeister gerufen, damit dieser nachsähe, da die Türe offengehalten wurde. Alles war so einfach gewesen, wie im Traum. Aber er, ein Mörder? Das konnte nicht sein, dies überstieg

seine Vorstellungskraft. Niemals! Ein Unfall! Klaus Meng lag und atmete schwer. Sein Leben war immer ein besonderes gewesen, ein ungewöhnliches. Er hatte immer seine eigenen Gesetze anderen Menschen gegenüber gehabt, seiner Frau gegenüber. Er führte sein Doppelleben aus einer Spannung heraus, dass sein Leben ihm mehr bieten müsse als den Reiz des Alltäglichen, vermischt mit der Droge des Verbotenen. Das Verbotene war es immer gewesen, was eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte, ohne, dass er jemals begriff, wieso. Wäre er nicht verheiratet gewesen, hätten seine Affären jeden Reiz verloren. Aber das nicht entdeckt werden Dürfen steigerte die Verlockung jeder Frau für ihn ins Unermessliche. Das Bedürfnis, ein doppeltes Spiel zu spielen, fesselte ihn wie eine Sucht. Und dies war nun die tragische Konsequenz seiner Wege: das Letzte und Äußerste, was an Verbotenem begangen werden konnte. Nun war der Tod als neue Dimension eingetreten in sein Tun. Konnte es also nur noch auf diese Art und Weise weitergehen? Klaus Meng stand auf und sah aus dem Fenster, verzweifelt, irgendwohin. Er fühlte jenen Punkt in drangvoller Nähe, an dem uns alles gleichgültig wird, was geschieht; an dem wir, ohne auf die Folgen zu achten nur noch eines suchen: Erlösung und nichts als Erlösung, um jeden Preis…

An dem uns jede Konsequenz willkommen ist, gleichgültig, welche.

Nur eines durfte nicht sein: Weiterleben wie bisher... Er wandte sich ab, wehrte sich einen Moment gegen diese Gedanken. Den Stein schleuderte er hinaus, in Richtung von Prenner's Kiosk, den er von hier aus nicht sehen konnte, er schlug nur irgendwo an im Gebüsch. Aber er, ein Tier? Eine Bestie, die eine Frau, wie viele zuvor, dazu missbraucht hatte, seinen Fantasien genüge zu tun, seiner Sucht nachzugeben, und die er, als sie ihn in seiner überheblichen Bequemlichkeit zu belästigen begann, einfach an der nächsten Wand zerschmetterte, wie ein ... Klaus Meng fand keinen Vergleich, außer: dass es das absolut vorstellbare Maß an Brutalität und Unmenschlichkeit war; was ihn störte, zerschlug er an der nächsten Wand, klatschte sie dagegen mit einem einzigen Stoß, ein Leben, ein Mensch; wie eine lästige Fliege, ein Stück Dreck... Das konnte nicht sein, hatte mit seinem Doppelleben nichts mehr zu tun!

Selbstanklagen halfen nichts. Weitergehen, wenn es noch ging. Plötzlich musste er hinaus, ins Freie; Klaus Meng zog sich um, nahm seinen Mantel, vergaß auch nicht die geforderten tausend Mark, ging hinaus zu Prenner's Kiosk, wollte zu ihm sagen, dass er ihn umbrächte, wenn so etwas noch mal geschähe, tat es dann doch nicht, legte das Geld mit einer knappen Handbewegung auf die Theke und drehte sich sofort wieder um, bevor der andere etwas sagen konnte. Er wollte und konnte jetzt nichts hören, gerade von Prenner.

Dann beschloss Klaus Meng, zum kleinen See in der Nähe zu fahren, Ruhe, Spazieren, Nachdenken; Ruhe: ein wenig Schilf an den Enden, Spazierwege.

Ruhe für einen Moment.

Ab und zu schien die Sonne zwischen den Wolken hindurch, glitzerte auf dem Wasser. Meng sah sich um, ob niemand Bekanntes unter den Spaziergängern wäre.

Zuerst ging er langsam, atmete nur die angenehm kühle Luft. Ab und zu blies ihm ein lauer Wind ins Gesicht. Klaus Meng begann, den am Wasser entlangführenden Weg zu gehen, gemächlich, wie er es immer tat, wenn er nachdenken wollte.

Ruhe war Denken. Denken war nicht einfach Ruhe, hielt aber ungewünschte Gedanken wenigstens zum Teil zurück, ebenso wie Gehen, nicht zu langsames, entschlossenes Gehen.

Langsam fühlte er sich ein wenig befreiter, der Druck ließ nach und nach wenigen Minuten begann Meng, zu rationalisieren:

Erstens, dachte Klaus Meng, was geschehen war, konnte er nicht wieder rückgängig machen. Also galt es einen Weg zu finden, damit umzugehen, doch nicht sofort, dieser Weg war erst zu finden, auch wenn er derzeit noch in den Sternen stand. Solange, Ablenkung ... Klaus Meng vermied das Wort Verdrängung, seines hoffnungslosen Beigeschmacks wegen. Wenn eines wirklich helfen konnte, dann schien es ihm die Zeit zu sein, nur die Zeit. Er würde vielleicht ein anderer sein als jemand, der nicht mit einer solch schweren Hypothek zu leben hatte, aber mit den Jahren würde die Erinnerung verblassen, ihr Bild aus seinen Träumen verschwinden; hoffentlich. Klaus Meng atmete tief durch. Zweitens: wie sollte er sich ablenken. Es würde schwierig sein, allein sein zu wollen, da er es in der Gegenwart anderer nicht aushielt, gleichzeitig aber auch nicht mit sich selbst, mit seinen

Gedanken, Anklagen, Verurteilungen, welche ihn fortwährend folterten. Vielleicht lesen, er war ein guter Leser, ein ausdauernder Leser... Seine Frau würde es für eine Marotte halten, wenn er plötzlich viel las. Oder würde ihm am Ende gerade ihre Gegenwart gut tun: Eheleben als Ablenkung; doch hatte er je eine Beziehung zu ihr gehabt? Er hatte geheiratet, aus einem Bedürfnis heraus verheiratet zu sein, auch das war mal aufregend gewesen, und sie bestand eben, seine Ehe. Klaus Meng verspürte keine Lust, sich jetzt Rechenschaft darüber abzulegen. Welchen Sinn hatte das alles!

Sobald er schneller ging, fühlte er sich freier, als ob seine Gedanken immer ein Stück weit hinter ihm zurückblieben, wenn er sich nur genügend beeilte. Auf der Flucht vor mir selbst, durchzog es ihn. Eine fragwürdige Idee: Wer hätte wohl mehr Ausdauer, sein Schatten, oder er selbst? Drittens Prenner. Prenner war ein ernstes Problem, nicht des Geldes wegen, jedoch würde er ihn immer an das erinnern, was geschehen war, regelmäßig, viermal im Jahr, war auf Gedeih und Verderb sein Gefangener, allein dies schon eine grauenhafte Vorstellung, kurz blitzte der wohnhafte Gedanke in Klaus Meng's Gehirn auf, Prenner zu töten; auch noch zu töten, verbesserte sich Klaus Meng sofort. Und plötzlich diese Angst, er könne diese Idee in die Tat umsetzen: noch ein Mord, das durfte nicht sein, keinesfalls! Er ertappte sich dabei, dass er begonnen hatte, noch schneller zu gehen, hektisch, wie im Fieber. Auf eine der leeren Parkbänke setzte er sich, Blick aufs Wasser, Sonne gerade. Früher hatten ihm solche Momente nie etwas bedeutet, nun aber sog er sie in sich auf, gierig, eine Sekunde in Freiheit zu leben, frei von seinen Gedanken. Klaus Meng ahnte, was er wollte: Vergessen. Aber wie vergisst man, fragte er sich, der Mensch kann bewusst lernen, aber bewusst vergessen? Also die Zeit...