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Senkrechtstarter

Die Flut kommt, die Flut geht, bei Ebbe öffnet sich ungewohnte Weite. Allein unterwegs, verliert sich der Gezeitenwanderer in einem jungfräulichen Land, das nur für ihn da zu sein scheint. Neues Land bringt oft auch neue Gedanken – und die werden bleiben, auch wenn das Land schon wieder im Meer versunken scheint. Sollten Sie sich auch mal hier in der Bucht am Mont Saint-Michel verlieren wollen zwischen dem Scheinbaren und dem Neuen, denken Sie auch an die Sicherheit: Wenn das Wasser zurückkommt, sollten Sie wieder auf dem Festland stehen!

© Laif, Köln: REA/ROMI

Überflieger

Die Bretagne — vom Atlantik umbrandet! Mal eben drüberfliegen, von Ost nach West und von Nord nach Süd. Viel Meer, viel Küste, viel Urlaub!

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Querfeldein

Fundstücke — zwischen Küste und Hinterland, Trubel und Einsamkeit. In der Bretagne gibt es neben frischem Wind viel Raum für neue Erfahrungen.

Seit den bretonischen Verhältnissen, die Kommissar Dupin geschaffen hat, kommt es nicht mehr so häufig vor. Aber gelegentlich treffe ich Menschen, die nicht genau wissen, wo die Bretagne liegt. Meine Standardantwort »im Nordwesten von Frankreich« ist weniger als die halbe Wahrheit. Die Bretagne liegt am Ende der Welt, sie blickt über blaues oder grünes Meer, ist von Sturmwinden umtost und lebt unter einem Himmel, der binnen Sekunden von Grau nach Blau wechseln kann. Die plötzlich strahlende Sonne verwandelt uralte Felsen in Kunstwerke, zwischen denen die Bretonen mit Buchweizenmehl und Apfelwein das Paradies erfanden und nach ein paar Gläsern Cidre schwören, Avalon liege direkt vor der Haustür.

Frankreichs wilder Westen

Finistère – das Ende der Welt. Für Generationen vor uns war das der Blick auf die Ferne, mal aus gutem, mal aus schlechtem Winkel betrachtet: als das geheimnisvolle, unbezähmbare Land am übermächtigen Ozean oder auch als der rückständige Nordwesten in Agonie. Wahr ist das alles nicht oder nicht mehr. Denn die einstige Wildnis unter bizarren Wolkengebilden bringt für den Tourismus üppige Früchte hervor.

© Laif, Köln: Rigaud

Jetzt wird’s kriminell

Bretonische Verhältnisse herrschen seit 2012 in vielen deutschen Lesezimmern. Damals begann Jörg Bong unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec die Kriminalfälle von Kommissar Dupin unter die Lupe zu nehmen. Allesamt erfunden, aber die Schauplätze gibt es. Mit dem Krimifieber entwickeln sie sich zu Pilgerorten deutscher Leser.

© Mauritius Images, Mittenwald: Buiten-Geeld/Herder

Eine Nacht lang Unendlichkeit. Am Quai de Courcy in Binic sitzen und einfach schweigen. Die Fischerboote wippen im Wasser, im Krug mit kühlem Cidre wartet noch Vorrat. Die Sehnsucht selbst schaut aufs Meer – und auch an den Tischen ringsum möchte niemand diesen Abend beschließen.

Viel Meer, viel Küste

Steile Klippen, skurril geformte Felsküsten, an denen Wind und Wellen genagt haben, fjordartige Buchten, feine Sandstrände – die Landschaftsszenerien rund um die Bretagne sind aufregend. Geurlaubt wird gern in Perros-Guirec an der wilden Côte de Granit Rose im Norden, an den Stränden der Crozon-Halbinsel im Westen oder auf der Halbinsel Quiberon im Süden. Aber vielleicht darf es mal richtige Abgeschiedenheit an der Côte des Abers sein? Spektakulärer Höhepunkt ist dort die Pointe St-Mathieu.

Viele Inseln

Schon im 19. Jh. führten die Urlaubswege aus Paris auf die Belle-Île, die ›Schöne Insel‹ vor der bretonischen Südküste. Aber haben Sie schon mal was von der Île de Bréhat gehört, wo im milden Klima Oleander, Agaven und Feigen gedeihen? Oder Batz, wo ebenfalls mediterrane Gefühle aufkommen? Molène, wo Sie möglicherweise nur Schafe als Gesellschaft vorfinden? Der Île Vierge mit Europas höchstem Leuchtturm? Oder Ouessant, das weiter als weit draußen liegt und so grausig umtost sein kann, dass der eigene Mut schon mal auf die Probe gestellt wird? Und wussten Sie, dass Didi Hallervorden eine eigene bretonische Insel besitzt?

© Laif, Köln: hemis.fr/Stichelbaut

Viel anderes

Abseits der Küsten ist die Region für Entdeckungsreisen gut. Da gibt es Bauern, die noch Bretonisch sprechen, unverwechselbare Dorfkultur, buntes Fachwerk, umfriedete Pfarrbezirke, wehrhafte Schlösser oder die Hinkelsteine des Herrn Obelix. Eine andere Bretagne erleben Sie, wenn Sie im Morgengrauen auf die Monts d’Arrée ziehen. Auf Wanderwegen durch Obstbaumwiesen, Hochmoore und Heidekraut. In mystischen Wäldern, in denen die Artussage weiterlebt. Oder auf 600 km bootstauglichen Kanälen.

© Laif, Köln: hemis.fr

Für Wagemutige

Mit 100 Sachen über die Piste – in der Bretagne gibt es das rasende Vergnügen am Strand. Beliebtestes Revier für den char à voile, den dreirädrigen Strandsegler, ist die Bucht von Goulven. Fester Sand und breite Küstensäume sind Voraussetzungen. Ein Kurs vor Ort auch.

© Shutterstock.com, Amsterdam (NL): Sulga

»Bro gozh ma zadoù«: ›Altes Land meiner Väter‹. Wenn die bretonische Hymne aus einer Bar ertönt, ist es Zeit für einen guten Krug Cidre.

© Laif, Köln: Le Figaro Magazine/Lefranc

Dem Meer, das sich in der Bretagne gerne rau gibt, abgerungen: Stolz präsentiert dieser Fischer einen Heilbutt – satte 35 kg bringt der Plattfisch auf die Waage.

Inhalt

Senkrechtstarter

Überflieger

Querfeldein

Vor Ort

Rennes und Umgebung

Rennes

Tour Abenteuer U-Bahn

Lieblingsort Im Univiertel

Fougères und Umgebung

Vitré

Tour Bei der Literatin auf Château des Rochers-Sévigné

Tour Hinkelsteine gucken

Forêt de Paimpont

Tour Val sans Retour

Zugabe »Ich bin hier geblieben«

Mont St-Michel und Côte d’Émeraude

Mont St-Michel

Dol-de- Bretagne

Combourg

Dinan

Cancale

Rothéneuf

St-Malo

Lieblingsort Petit Bé

Dinard

Cap Fréhel

Tour Vom Cap Fréhel zum Fort La Latte

Erquy, Pléneuf-Val-André

Lamballe

St-Brieuc

Zugabe Er ging manchen auf den Keks

Côte de Granit Rose und Côte de Bruyère

Binic und St- Quay-Portrieux

Plouha

Paimpol

Tour Unter Dampf durchs Trieux-Tal

Île de Bréhat

Presqu’île Sauvage

Tréguier

Tour Exkursion am Sillon de Talbert

Presqu’île de Plougrescant

Perros-Guirec, Ploumanac’h

Trégastel

Corniche Bretonne

Lannion

Tour Cosmopolis

Tour Zu den Siebenschläfern

Corniche de l ’Armorique

Morlaix und Umgebung

Lieblingsort Atelier de Peintures

Carantec

St-Pol-de-Léon

Roscoff und die Île de Batz

Bei Brignogan-Plages

Zugabe Des Malers Muse

Nordwestküste und Hochland

Côte des Abers

Tour Presqu’île Ste-Marguerite

Tour Dünen in himmlischer Einsamkeit

Pointe St-Mathieu

Île Molène

Île d’Ouessant

Lieblingsort Fromveur II

Brest

Landerneau

Am Élorn

Lampaul-Guimiliau, Guimiliau

St-Thégonnec

Monts d’Arrée

Huelgoat

Carhaix-Plouguer

Vallée des Saints

Montagnes Noires

Zugabe Verrückt nach Sprit

Der Südwesten

Plougastel-Daoulas

Daoulas und Le Faou

Landévennec

Camaret-sur-Mer

Crozon und Morgat

Tour Per pedes durch Jahrtausende

Locronan, Douarnenez

Lieblingsort In Douarnenez

Cap Sizun, Pointe du Raz

Tour Die Bucht der Dahingeschiedenen

Audierne

Baie d’Audierne

Tour Bittersüße Welt da draußen

Pont-l’Abbé

Zugabe Leben unter der Turbohaube

La Cornouaille

Quimper

Bénodet und Ste-Marine

Beg-Meil und Fouesnant

Concarneau

Tour Sei mal Bannalec

Îles de Glénan

Pont-Aven

Tour Auf Malers Spuren

Quimperlé und Le Faouët

Lieblingsort In Le Pouldu

Lorient

Lieblingsort Kerhervy

Île de Groix

Port-Louis

Hennebont und Melrand

Lac de Guerlédan

Zugabe Wolkig-wellige Weite

Quiberon und der Morbihan

Presqu’île de Quiberon

Belle-Île

Tour Auf zur ›wilden Küste‹ der Belle-Île

Houat und Hoëdic

Carnac

Tour Schwere Brocken – die Steine von Carnac

Locmariaquer

Auray und Ste-Anne-d’Auray

Vannes

Inseln im Golfe du Morbihan

Presqu’île de Rhuys

Questembert

Tour Mit dem Fahrrad zu Abélard

Rochefort-en-Terre

Malestroit und St-Marcel

Josselin

Tour Im Hausboot nach Josselin

Zugabe Am Ende ist nur der Anfang

Das Kleingedruckte

Reiseinfos von A bis Z

Sprachführer

Kulinarisches Lexikon

Das Magazin

Wenn Sprache Melodie wird

Drohnenmänner

Lukratives Zwiebelprinzip

Nicht wie ein Ei dem anderen: Crêpes

Leben mit dem Meer

Das zählt

Oh, Pfarrbezirke

Gläubigkeit und was man glauben möchte

Reise durch Zeit & Raum

Mit König Artus nach Avalon

Druidentreffen im Mondschein?

Barden und Bombarden

Ein Ausflug mit Hélène

Asterix und Obelix

Autor & Impressum

Offene Fragen

Karte

Vor Ort

© Schapowalow, Hamburg: Vaccarella

Watt ist in St-Malo Treffpunkt. Wenn das Meerwasser weicht, stapfen die einen durch Schlamm, suchen die anderen nach Getier und freuen sich wieder andere auf die Rückkehr der Fluten.

Eintauchen & erleben

Ist keltischer Pop dann doch eher gewöhnungsbedürftig?

Urbanität und Natur — gleich hinter der normannisch-bretonischen Grenze gibt es das dicht nebeneinander. Fachwerk gesellt sich zu Festungen, und in alten Wäldern lebt die Artussage weiter ...

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Die Hauptstadt als Durchgangsstation? Dann verpassen Sie was. Rennes ist dynamisch, jung, zukunftsorientiert. Und das Umland liebenswert verschlafen.

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Rennes

Die bretonische Metropole birgt Schätze vielfältiger Natur: Fachwerk und Cafés, Märkte, Musik und Museen, Geschichte und noch dazu Urbanität in einer neuen Dimension.

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Das Abenteuer U-Bahn

Gerade mal gut 219 000 Einwohner hat Rennes, aber eine U-Bahn der Superklasse. Sie ist Teil eines visionären Stadtplanungskonzeptes. Wer die Ergebnisse betrachten möchte, fährt von Station zu Station und lässt sich überraschen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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Transmusicales

Drei Tage Rockmusik und Nachwuchsbands. Rennes ist Zentrum für neue Musikströmungen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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Fougères

Tausend Jahre hat die Granitfestung im feuchten Tal auf dem Buckel. Oben im Ort läuft man durch alte Pflastergassen.

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Vitré

Schiefes Fachwerk vor imposanter Burg. Und das Leben im Ort? Hat sich noch nicht zwischen Gestern und Morgen entschieden.

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Château des Rochers-Sévigné

Feministin? Literatin? Ein Ausflug auf den Spuren der fleißigsten Briefeschreiberin der Bretagne führt zu einem Schloss nahe Vitré. Inspiration fand Marquise de Sévigné im Park ihres herrschaftlichen Anwesens.

© picture-alliance, Frankfurt a. M.: Leemage/Isadora

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Hinkelsteine gucken

Picknick mit Hinkelsteinen in La Roche aux Fées: Ziel der Tour sind ein Dolmen und gewichtige Steinbrocken in lauschiger Umgebung. Einen schöneren Picknickplatz gibt es kaum.

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Forêt de Paimpont

Wandern im Wald des legendären Königs Artus? Vielleicht spüren Sie dort den Genius loci.

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»Ich bin hier geblieben«

Die deutsche Schauspielerin Katja Krüger ist in Rennes hängengeblieben. Sie steht auf der Bühne, macht Kabarett. Aber sie sitzt auch im Stadtrat und weiß, wie bürgernahe und zukunftsorientierte Politik geht.

© Manfred Görgens, Wuppertal

© Shutterstock.com, Amsterdam (NL): Fer

»I’ve got the power« – die magische Natur der Artussage selbst erfahren.

Hinterland?

D

Der Urlaubstraum von der Bretagne sieht das nicht vor – er kreist um Wind, Sonne, Wellen, Sandstrand und bizarre Granitküsten. Der andere Teil der östlichen Bretagne betreibt Landwirtschaft, macht Politik, zieht sich auch mal in Beschaulichkeit zurück – und ist gewiss nicht minder erlebenswert. Herzstück darin ist die alte und neue bretonische Hauptstadt Rennes, eine echte Offenbarung, wenn man erst einmal hineinhorcht. In ihrem Umland stehen trutzige Festungen, verlaufen schiffbare Kanäle, sollen Wälder die Heimat von König Artus gewesen sein.

Zurück in ferne Tage

Was beim Kurzbesuch von Rennes erst einmal ins Auge fällt, ist eine unaufgeregte Stadt mit einem Herz aus Fachwerk und einem Fluss, der in Teilen unter Asphalt versteckt wurde. Dass Rennes weit mehr zu bieten hat, gar eine der modernsten und beliebtesten Wohnadressen Frankreichs ist und mit seiner Kommunalpolitik zukunftsweisende Zeichen setzt, erschließt sich dem Gast, der etwas länger bleibt. Der hat womöglich auch Zeit für einen Opernabend oder drei Tage beim Rockfestival Transmusicales.

Die folgenden Tage füllt man, wenn nicht bereits unterwegs zur Küste, mit Einblicken in altbretonische Geschichte und keltische Sagenschätze. Denn das Umland der Hauptstadt besitzt gut erhaltene Grenzfestungen ebenso wie ein Waldgebiet, dessen Urwüchsigkeit die Fantasie anregt. Ob in Paimpont König Artus seine Ritter an die Tafelrunde holte und Magier Merlin selbst Opfer von Hexerei wurde? So manches scheint möglich in dieser zauberhaften Welt. Nur sollte man vor lauter Staunen nicht ganz dem Mystischen verfallen und klar im Blick behalten, dass rings um Rennes vielfältige Attraktionen warten – sei es der Karneval in Vitré oder der Musiksommer in Fougères, das Gartenparadies bei Le Châtellier oder das Schloss der Literatin Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné.

Orientierung

Internet: www.bretagne35.com (Informationen über das Département Ille-et-Vilaine).

Verkehr: Züge von Rennes Richtung St-Malo, St-Brieuc, Redon/Vannes, Châteaubriant, Paris. Busse der Gesellschaft Illenoo ( www.illenoo-services.fr) bedienen das Département Ille-et-Vilaine.

Rennes >>> D 4

Stadtplanung? Haben Sie schon mal von gehört. Nur möglicherweise nie hautnah erlebt, denn was sich gerne so schimpft, wäre mit ›statt Planung‹ meistens besser beschrieben. Das Maß der Dinge ist oft der Umsatz, nicht der Bürger. Rennes macht das anders. Echte Stadtplanung. Aktiv. Engagiert. Mit Grips. Ganze Expertendelegationen reisen an, um sich den Dreh vor Ort erläutern zu lassen. Denn Frankreichs Großstädten brennt es unter den Nägeln. In Paris traut sich die Polizei nicht mehr in die banlieue, die ›Bannmeile‹ der Vorstädte, weil dort Schlachten wüten. Und längst melden sich die Unterprivilegierten mit Anschlägen auch in den feinen Quartieren. Was zur Verbrämung der Ursachen als religiös motivierter Terror gehandelt wird, ist nichts als das Aufbegehren der Vergessenen.

Nicht wenige Franzosen halten es für möglich, dass sich Rennes gerade zu einem Utopia entwickelt. Banlieue? Nö, jedenfalls nicht mehr. Eher Wald und Wasser im Westen, der quirlige Uni-Campus im Norden, eine zwitschernde Vorstadt namens Chantepie (Elster) im Osten.

Gut, dieses Rennes greift noch längst nicht über die Millionengrenze hinaus, hat aktuell mal eben gut 219 000 Einwohner. Aber es wächst rasch wegen seiner Beliebtheit. Nicht zuletzt bei Studenten, es sind bereits über 60 000. Das bringt Jugend ins Zentrum und belebt die Kultur. So wächst eine neue Generation heran, die sich für eine nachhaltige Stadtplanung begeistert.

Genug der Lobeshymnen. Als Tourist werden Sie frühestens auf den dritten Blick erahnen, was so toll an dieser Stadt ist. Denn eine Sehenswürdigkeit vom Kaliber der Champs-Élysées oder ein Amüsierviertel wie Montmartre – danach brauchen Sie gar nicht erst zu suchen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

Viel Jugend im Herzen der Stadt. Rennes profitiert enorm von seiner Universität.

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Rennes

Ansehen

Rue St-Guillaume

Rue du Chapitre

Rue de la Psalette

Basilique St-Sauveur

Portes Mordelaises

Cathédrale St-Pierre

Église St-Aubin

Centre des Congrès (ehem. Couvent des Jacobins)

Hôtel de Ville

Palais de Justice

Notre Dame en St-Melaine

Parc du Thabor

Espl. Charles-de-Gaulle

Musée des Beaux-Arts

Musée de Bretagne

Fonds Régional d’Art Contemporain

Écomusée du Pays de Rennes

La Poterie

Gare SNCF

Cité Judiciaire

Les Horizons

Campus de Villejean / Villejean Université

Schlafen

Balthazar

Le Coq-Gadby

Le Magic Hall

Garden Hotel

Arcantis Le Voltaire

Essen

L’Escu de Runfao

Breton voyageur

Le Tire-Bouchon

Saint Germain des Champs

Le Quatre B

India

Einkaufen

Galeries Lafayette

Rennes Alma

Marché des Lices

Marché Ste-Anne

Collections du Palais

Bewegen

Golf de La Freslonnière

Block’ out Rennes

Ausgehen

Rue St-Michel

Le Triangle

Le Musikhall

Théâtre National de Bretagne

Opéra de Rennes

Die Altstadt

In die Neuzeit gefackelt

In der Nacht zum 23. Dezember 1720 war in der Rue Tristin ein Feuer ausgebrochen, das eine Woche lang wütete und fast 1000 der alten Fachwerkhäuser dahinraffte. Bis heute liest man die Mär vom Schreiner Henri Boutrouel, der nach einem Zechgelage seine Kerze auf Sägespänen abgestellt haben soll. Dieser Ursachenbericht stammte von einem hochrangigen Offizier, der sein spezielles Interesse an einer Falschmeldung hatte. Verheerende Stadtbrände in der Folge eines Strohfeuers gehörten nämlich im frühen 18. Jh. längst der Vergangenheit an. Der Fluss Vilaine mit genügend Löschwasser lag zum Greifen nah. Zudem waren reichlich Soldaten in Rennes, die den Brand hätten eindämmen können. Derweil heißt es, dass die Truppen eher darum bemüht waren, die Bevölkerung von der Brandbekämpfung abzuhalten und die Flammen zu schüren.

Die Fachwerkgassen

Ein paar Straßenzüge blieben verschont. Dort lässt sich noch heute Spätgotik und Renaissance mit schillernd gestrichenen Fachwerkbalken und Schnitzwerk blicken, so in der Rue St-Guillaume (> zur Karte) (besonders schön Haus Nr. 3), der Rue du Chapitre (> zur Karte) (Nr. 8 und 22) und der Rue de la Psalette (> zur Karte) (Nr. 8, einstige Chorschule mit verschachteltem Innenhof).

Nur zu, bummeln Sie. Schreiten Sie durch das Barockportal der Basilique St-Sauveur (> zur Karte) (Rue St-Sauveur) und entdecken Sie in der Kirche aus dem 18. Jh. das Kultbild der wundertätigen Madonna-des-Miracles, die im Hundertjährigen Krieg die Stadt vor den Engländern bewahrt haben soll. Werfen Sie einen Blick auf die Portes Mordelaises (> zur Karte) , die Ruinen des mittelalterlichen Haupttors (15. Jh.), durch das die bretonischen Herzöge zur Krönung in die Kathedrale zogen. Auf der Place des Lices, dem Turnierplatz aus Rittertagen, hat sich längst ein Markt mit zwei gusseisernen Hallen etabliert. Mit über 300 Ständen auf 15 ha ist dieser Marché des Lices (> zur Karte) der zweitgrößte Markt Frankreichs. Und vergessen Sie nie die kontemplative Kaffeepause, vielleicht an der Rue des Innocents oder der Place du Champ-Jacquet, um das städtische Treiben zu inhalieren und sich einzufühlen in den Rennaiser Lebensstil.

Als Frau im crazy Mittelalter

Erst zwölf Jahre alt war Anne de Bretagne, als sie nach dem Tod des Vaters Herzogin wurde. Die ererbte Macht weckte männliches Begehren, ein Habsburger nahm die Minderjährige zur Frau. Die Ehe per procurationem wurde im Dezember 1490 in der Cathédrale St-Pierre (> zur Karte) geschlossen und war eine Lachnummer. Der Ehemann war nicht anwesend, seine Gattin stieg vom Altar schnurstracks ins Ehebett und wurde dort von einem Stellvertreter besucht. Der behielt freilich die Rüstung an und berührte die Braut nur mit entblößtem Knie. Frankreichs König Charles VIII sah den Bund als Provokation, denn laut Vertrag mit Annes Vater hätte er die Erlaubnis erteilen müssen. So erzwang er die Annullierung der Ehe und seine eigene Hochzeit mit Anne. Fortan hatte es die Herzogin mit einem Schwachkopf zu tun. Statt Bildung bescheinigte ihm ein Chronist andere Qualitäten: »Er fickete wie zehn Teuffel in eins.« Im Vollbesitz solcher Manneskraft brach Charles bald nach der Hochzeit zum Feldzug nach Neapel auf, im Tross allein 500 Prostituierte für ihn und seine Raufbolde. Man weiß heute, dass dies die Verbreitung der Syphilis in Europa schürte. Charles starb freilich unter anderen Umständen: 1498 knallte er gegen einen Türsturz und erlag einer Hirnblutung. Für Anne keine Erlösung, denn laut Ehevertrag musste sie nun den Nachfolger Louis XII heiraten. Nach Annes frühem Tod erbte Tochter Claude die Bürde und wurde mit dem späteren König François Ier vermählt. Die Königin starb jung, womit der König freie Hand hatte, 1532 das ihm lästige bretonische Parlament vorübergehend aufzulösen.

Die Kathedrale jener Zeit, die Zeuge all der politischen Schachzüge war, hat sich in ihrer alten Gestalt nicht erhalten. Das heutige Gebäude entstand ab 1787. Verblieben ist u. a. ein gotischer Flügelaltar im südlichen Seitenschiff, ein herausragendes Werk flämischer Schnitzkunst.

Rue de la Monnaie, Mo–Sa 9.30–12, 15–18, So 9.30–10.30 Uhr

Faktencheck

Einwohner: 219 000 Einwohner (2018), zehntgrößte Stadt Frankreichs.

Bedeutung: Hauptstadt der Region Bretagne und Präfektur des Départements Ille-et-Vilaine.

Stimmung auf den ersten Blick: lässig-unterkühlt.

Stimmung auf den zweiten Blick: zufrieden, tolerant und zukunftsorientiert.

Besonderheiten: Verwaltung, Justiz, Industrie (Autos, Nahrungsmittel, Papier, Rüstung) und Forschung (Elektronik, Kommunikationstechnologie). Heimat von »Ouest-France«, Frankreichs auflagenstärkster Tageszeitung. Zwei Universitäten.

Place Ste-Anne

Kult, Kultur und Kongress

Wie aus den Rängen eines Theaters blickt man von den begehrten Cafétischen an der Place Ste-Anne auf zwei Sakralbauten: Église St-Aubin (> zur Karte) (auch Basilique Notre-Dame-de-Bonne-Nouvelle) und den ehemaligen Couvent des Jacobins, das heutige Centre des Congrès (> zur Karte) . Wären Sie 2000 Jahre früher gekommen, hätten Sie genau hier noch das Zentrum des römischen Condate mit einem Merkurtempel und einem Triumphbogen erlebt. Zur jüngsten Jahrtausendwende hingegen hätte sich vor Ihnen ein riesiger Parkplatz aufgetan. Aber Rennes sah andere Notwendigkeiten, wühlte sich tief ins Erdreich und legte unter die Kreuzung der antiken Hauptstraßen bis 2017 den subterranen Schnittpunkt der beiden Métro-Linien A und B.

Um Lärm, Dreck und Verkehrsbehinderung in einem Aufwasch zu erledigen, tat man, was in deutschen Großstädten in der Regel misslingt: Ein fälliges Hochbauprojekt wurde zeitgleich abgewickelt. Gemeint ist die Umgestaltung des Couvent des Jacobins in das Centre des Congrès, dessen drei Auditorien 300, 500 bzw. 1000 Zuschauer fassen. Eine hohe Investition in Kultur? Durchaus. Dazu passend der Verbleib des beliebten Buchmarkts auf der Place Ste-Anne. Nur die neogotische St-Aubin bewahrt als kaum genutzte Kirche den Status eines Stiefkinds.

© Manfred Görgens, Wuppertal

Mit viel Aufwand wurde der Couvent des Jacobins in ein Kongresszentrum verwandelt. Wie transparent scheint die neue Architektur über der alten zu schweben.

Klassizistische Neustadt

Was aber hat es nun auf sich mit dem Gerücht vom betrunkenen Schreiner und der Kerze? Das Verhandlungsgeschick der Anne de Bretagne respektive ihrer Berater war nicht gar so übel gewesen, wie es erscheinen mag. Immerhin sicherte sie im Ehevertrag mit Hohlkopf Charles ihrer Heimat bedeutende Privilegien. Wurde von Paris aus daran gekratzt, folgte Aufbegehren, sogar gegen den Sonnenkönig. Dessen Nachfolger Louis XV hatte also ein verständliches Interesse daran, das schwer kontrollierbare mittelalterliche Rennes mit seinen krummen Gassen und den dunklen Hinterhöfen auszuradieren. Warum nicht durch ein Feuer?

Es erstaunt nicht, dass Louis nach dem Brand zunächst einen Militäringenieur mit der Neuplanung beauftragte. Dessen Nachfolger, der Hofarchitekt Jacques V Gabriel (1666–1742), verordnete Häuser aus Granit und Tuffstein und verknüpfte das neue rechtwinklige Straßenmuster mit den vom Feuer verschonten alten Gassen. Einen Hauch Paris fügte Gabriel mit weiten Plätzen hinzu. Et voilà: Stadtplanung. Mehr noch: ein Anklang an die antiken Wurzeln, mithin ein Vorabend des Klassizismus.

Plätze für Politik und Protest

Die Place de la Mairie, die Gabriel als prunkvolles Herzstück anlegte, füllt sich angesichts ihrer Weite nur selten. Anlass zu Menschenaufläufen liefert bis heute oft genug Paris, dann nämlich, wenn die Zentralregierung wieder einmal eine ungeliebte Marschrichtung verordnet und protestierende Bretonen vors Rathaus ziehen. Dieses zweiflügelige Hôtel de Ville (> zur Karte) (Mo–Fr 8.30–17, Sa 9.30–12 Uhr, Eintritt frei) aus den Jahren 1734–43 ist die vielleicht schönste Hinterlassenschaft des Architekten Gabriel und kann teils auch innen besichtigt werden. Als architektonisches Gegenstück kam 1832 vis-à-vis das Opernhaus Opéra de Rennes (> zur Karte) hinzu.

Einmal ums Eck geht es zur weitläufigen Place du Parlement (auch Place du Palais) mit dem Palais de Justice (> zur Karte) . Hinter Gabriels Fassade verbirgt sich dort Bausubstanz aus der ersten Hälfte des 17. Jh., darunter zwei Sitzungssäle, in denen einst das bretonische Parlament tagte. Als Ironie des Schicksals war es wiederum ein Brand, der ein gewisses Interesse für dieses Gebäude weckte. Bretonische Fischer, die sich mit neuen und bedrohlichen Marktgesetzen eines wachsenden Europa konfrontiert sahen, demonstrierten Anfang 1994 in Rennes. Ein verirrter Feuerwerkskörper entzündete den Brand. Die Nachricht, dass ein Großteil der bemalten Täfelungen im Premier Chambre Civil gerettet werden konnte, lenkte überhaupt erst die Aufmerksamkeit auf diesen vergessenen Schatz. Eine Besichtigung kann über den Office de Tourisme organisiert werden.

Urlaub mal anders

Koffer auspacken, ab an den Strand. Das ist die klassische Variante. Sie führt vielleicht direkt in die Bretagne, aber sicher nicht zu den Bretonen. Vielleicht unternehmen Sie einfach mal etwas, das Ihnen sogar daheim nicht im Traum einfiele. Sitzungen des Stadtrats von Rennes sind öffentlich. Schauen Sie zu, erleben Sie das prächtige Hôtel de Ville (> zur Karte)  hautnah. Falls Sie der Sprache mächtig sind, lernen Sie sogar noch etwas über französische Kommunalpolitik. Falls nicht, bleibt immer noch das erhebende Gefühl, einmal mittendrin gewesen zu sein.

Mont Thabor

Aufmischung eines Snob-Viertels

Hinter der Abteikirche Notre Dame en St-Melaine (> zur Karte) (schöner Kreuzgang von 1663) bewirtschaftete der Benediktinerorden am Mont Thabor einen Obstgarten, Keimzelle des 10 ha großen Parc du Thabor (> zur Karte) mit botanischem Garten (tgl. 7.30–20.30, Okt.–März bis 18.30 Uhr).

Teiche, Fontänen, seltene Bäume, Skulpturen und ein Rosengarten überzeugen nicht nur Reisende, sondern auch die heimische Oberschicht. Ihr setzte der Stadtrat einen kühnen Plan vor die Nase: Dem umliegenden Villenquartier sollte eine Melange verordnet werden, denn in der sozialen Durchmischung sieht Rennes die Prävention sozialer Konflikte. Geplant waren Mehrfamilienhäuser mit Wohnungen, die teils als Eigentum zu erwerben waren, teils vermietet wurden – und das eben auch mit sozialer Förderung.

Nun waren es ausnahmsweise die Reichen, die auf die Barrikaden stiegen, weil sie gerne unter sich geblieben wären. Längst haben sich die Wogen geglättet, gilt das Experiment als geglückt. Denn im Nachgang der Umschichtung profitierte der Mont Thabor, indem das zuvor reine Wohnviertel eine verbesserte Infrastruktur samt kulturellen Einrichtungen erhielt. Bei einem Spaziergang im Umkreis des Parks können Sie nachvollziehen, wo sich die moderne Stadtplanung ins Reich der Villen schob.

Am Südufer der Vilaine

Fluss ohne Wiederkehr

Der Deckel über dem Fluss ist praktisch, jedenfalls für Autofahrer, die ihn als Parkplatz nutzen. Dass darunter Wasser fließt, zeigen die Straßennamen an, die als Quai deklariert sind. Ihr schnurgerader Verlauf macht deutlich, dass die Vilaine, ebenso wie die Ille, die am Pont de Bretagne einmündet, kanalisiert ist. Die Begradigung der beiden Flüsse war eine logische Konsequenz des klassizistischen Stadtplans und bereitete Ille und Vilaine darauf vor, im 19. Jh. als Kanal für die Binnenschifffahrt ausgebaut zu werden.

Heute werden am Südufer der Vilaine vor allem die kühneren Träume der Gegenwart wahr. Für viele Beamte und Angestellte sind die Kneipen und Restaurants in der verkehrsberuhigten Rue Vasselot fürs Mittagsmahl attraktiver als die überlaufenen und teureren Adressen in der Altstadt. Während die Häuser dort oft noch ins 19. und frühe 20. Jh. datieren, regt sich weiter südlich immer mehr die Moderne. Das Konzerthaus Le Liberté, das Großkino Cinéma Gaumont und das um internationalen Studierendenaustausch bemühte Centre de Mobilité (CMI) bilden ein jugendgerechtes Trio an der Esplanade Charles-de-Gaulle (> zur Karte) .

Weiter südlich entwickelt sich in abenteuerlichem Tempo das Bahnhofsviertel, das für den Ausbau der Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV komplett auf den Kopf gestellt wurde.

Lieblingsort

© Shutterstock.com, Amsterdam (NL): EQ

Mit dem Kopf durch die Wand?

Beim Schlendern über einen Zebrastreifen im Univiertel (> zur Karte) entdecke ich überdimensionale Street Art, entstanden beim Teenage Kicks Festival – einem jährlichen Treffen von Graffiti-Künstlern, wobei der Begriff Teenager dehnbar ist. Street-Art-Künstler Seth alias Julien Malland war bei Erstellung dieses Wandgemäldes längst jenseits der vierzig. Malland ist international unterwegs – Indien, China, Mexiko … und in Rennes. Er lässt sich inspirieren von Kultur, Politik und manchmal auch nur von der Kargheit einer Wand. Ich frage mich, was die Frau hinter der Mauer entdeckt? Ein Einblick oder Ausblick? Malland lässt Raum für Interpretation, und das mitten auf der Straße. Gut, dass ich auf einem Zebrastreifen stehe, da halten die Autos an – ein freundliches Hupen weckt mich aus meinen Betrachtungen …

Museen

Revoluzzer in Öl

(> zur Karte) Musée des Beaux-Arts: Eine Tigerjagd war zu Lebzeiten von Peter Paul Rubens der Gipfel der Exotik, sein Gemälde dazu ist der Top Act im Museum. Lange nach dem in Siegen geborenen Flamen entdeckte die Schule von Pont-Aven, dass auch die Bretagne exotischen Reiz besitzt. Was die Künstler erstmals direkt vor Ort malten, ist heute museal. Der Grundstock der Exponate bestand aus Kirchenkunst nach den Enteignungen des Klerus im Zuge der Revolution sowie Beutekunst, die durch die Napoleonischen Kriege nach Frankreich gelangte. Der Gang durch den einstigen Universitätspalast ist seit dem großzügigen Umbau 2008/09 ein lohnendes Erlebnis.

20, quai Émile-Zola, www.mbar.org, Di–Fr 10–17, Sa/So 10–18 Uhr, 6 €

Die Bretagne damals und heute

(> zur Karte) Musée de Bretagne: Die Aufgabe des Museums in den Champs Libres: auf 1900 m² all das präsentieren, was das Wesen bretonischer Geschichte und Kultur ausmacht. Das Einfühlen gelingt am Ende einer Reise oft besser als am Anfang. Dann bekommen auch gallo-römische Inschriften, steinzeitliche Keramik oder Trachten ihren spannenden Kontext. Apropos Kontext: Als Enkel einer Dreyfus war mir der jüdische Offizier Alfred Dreyfus nie gleichgültig. 1895 wegen angeblichen Landesverrats zugunsten des Deutschen Kaiserreichs auf die Teufelsinsel verbannt, wurde er 1899 in Rennes begnadigt. Eine Sonderkollektion widmet sich der Affäre.

10, cours des Alliés, www.musee-bretagne.fr, Di–Fr 12–19, Sa/So 14–19 Uhr, 6 €

Rennes im FRAC

(> zur Karte) Fonds Régional d’Art Contemporain: Zeitgenössische Kunst und ihre Darbietung im öffentlichen Raum ist das Anliegen des Instituts FRAC, das zudem an seinem eigenen – sehenswerten – Sitz jährlich mehrere Ausstellungen organisiert.

19, av. André Mussat, www.fracbretagne.fr, Bus: Linie 14 und C4 bis Station Cucillé, Dulac oder Léonard, Di–So 12–19 Uhr, 3 €

Auf Tuchfühlung mit Haustieren

(> zur Karte) Écomusée du Pays de Rennes: Seit den 1980er-Jahren zählt das Areal am südlichen Stadtrand zu den beliebten Ausflugsadressen von Rennes. Auf 15 ha werden die Landwirtschaft und das Landleben seit dem 16. Jh. dokumentiert. Besucher können vom Aussterben bedrohte Haustiere der Bretagne kennenlernen und gelegentlich an Sondervorführungen, etwa der Schafschur, teilnehmen.

Route de Châtillon-sur-Seiche, www.ecomusee-rennes-metropole.fr, Métro: Triangle, dann 1 km auf der Rue des Pays-Bas, April–Sept. Di–Fr 9–18, Sa 14–18, So 14–19, Okt.–März Di–Fr 9–12, 14–18, Sa 14–18, So 14–19 Uhr, 6 €

Rennes im Zirkellauf

Cidre trinken, Galette essen, Fahrrad fahren, Musik hören, Crêpe essen, Kaffee trinken, einkaufen, wieder Musik hören, über Märkte schlendern, Fahrrad fahren, U-Bahn fahren, Cidre trinken, ins Museum gehen, moderne Architektur bestaunen, alte Architektur bestaunen, Leute gucken, U-Bahn fahren, über Antiquitäten feilschen, das Theater besuchen, Fisch essen, kouign amann essen, Verdauungsschnaps trinken. Und dann erschöpft ins Bett sinken. Rennes hält in Bewegung, was nicht zuletzt daran liegt, dass es nicht die eine atemberaubende Sehenswürdigkeit gibt, sondern die Stadt in ihrer Gesamtheit den Reiz ausmacht.

Schlafen

Der neue Platzhirsch

(> zur Karte) Balthazar: In Rennes existiert mit dem Balthazar ein Hotel der Oberliga. Das Haus verbindet historische Architektur mit moderner Licht- und Raumgestaltung. Für das Ambiente und die günstige Lage erhält das Haus bei seinen Gästen immer wieder gute Noten. Spa und Restaurant vorhanden.

19, rue du Mar. Joffre, T 02 99 32 32 32, www.hotel-balthazar.com/de, Métro: République, 50 Zimmer, 3 Terrassensuiten, DZ ab 150 €

Traditionshaus mit Öko-Anspruch

(> zur Karte) Le Coq-Gadby: Gäste wie Vanessa Paradis und Johnny Depp bürgen für Behaglichkeit. Das Haus stammt aus dem 18. Jh., ein Teil der Möbel ist nur wenig jünger, das übrige Interieur modern. Im Angebot sind Suiten bis 60 m², ein traumhafter Garten und ein Pool. Die Zimmer im unteren Preissegment sind eng, das gilt insbesondere fürs Bad. Ein separates Holzhaus birgt einen großzügigen Wellnessbereich, wo einstündige Anwendungen ab 70 € kosten. Gastro-Küche im erlesenen Restaurant (So/Mo geschl., Menü ab 35 €, im Bistro ab 20 €). Zur Philosophie des Hauses zählt der Einsatz erneuerbarer Energien.

156, rue d’Antrain, T 02 99 38 05 55, www.lecoq-gadby.com, etwa 1 km nördl. des Parc du Thabor, Bus: Linie 15 und 19, Privatparkplatz, 23 Zimmer und Suiten, DZ ab 60 €

Sehr trendy: Wohntrommeln

(> zur Karte) Le Magic Hall: Die Lage: zentral und ruhig in einem ehemaligen Kino. Das Ambiente: jung und familiär zwischen nonchalantem Chic und Bärenhöhle. Die Künste geben die Themen vor für die Zimmer der Pension: Musik, Tanz, Kino, Theater. Zum Frühstücksbüfett treffen sich die Gäste an einem großen Tisch und können sich danach – wollten Sie das nicht immer schon mal? – ans Schlagzeug setzen.

17, rue de la Quintaine, T 02 99 66 21 83, www.lemagichall.com, 19 Zimmer, DZ ab ca. 79 €

Mit grünem Ruhepol

(> zur Karte) Garden Hotel: Ein Haus der Logis de France in einem zentral gelegenen Fachwerkbau. Einige der hellen Zimmer öffnen sich zum begrünten Innenhof und garantieren Frühstücksruhe mitten in der Stadt.

3, rue Duhamel, T 02 99 65 45 06, www.hotel-garden.fr, 25 Zimmer, DZ/ÜF ab 50 €

Oh, Saft!

(> zur Karte) Arcantis Le Voltaire: Der Garten mit Palmen oder die originell eingerichtete Bar könnten Favoriten der Gäste sein, doch was alle verzaubert, ist der Orangenberg zum Frühstücksbüfett samt Saftpresse dazu. Wem Vitamine zum Start in den Tag wichtiger sind als moderner Schick, ist hier genau richtig.

10, rue de Guébriant, T 02 99 67 33 33, www.hotel-arcantis-rennes.fr, 33 Zimmer, DZ 38–58 €

Essen

Genuss im Grünen

(> zur Karte) L’Escu de Runfao: Nathalie und Alain Duhoux betreiben ihr Restaurant nun schon seit 2009 nicht mehr in der Altstadt, sondern außerhalb von Rennes in Liffré. Die Qualität ist geblieben. Das hochpreisige menu dégustation läuft auf pure Völlerei hinaus, während das Angebot im unteren Preissegment nicht so recht sättigt. Zu empfehlen ist das Escu also für Gäste, die das gehobene Mittelfeld wünschen. Terrasse und Garten.

Domaine de la Reposée, La Quinte, Liffré, T 02 99 68 31 51, www.escu-de-runfao.com, Sa mittags, So abends geschl., Menü 26–58 €

Hochgenuss und Brotzeit

(> zur Karte) Le Tire-Bouchon: Frische lokale Produkte sind die Zutaten in diesem Bistro. Madame kocht mitunter im offenen Küchenbereich und ist dort auch für einen Schwatz über die wechselnden Tagesgerichte zu haben. Berühmt sind die tartines, die belegten Stullen.

2, rue du Chapitre, T 02 99 79 43 43, www.tirebouchon.bzh, Tagesgericht 15 €, Menü 30 €

Bio-Kost vegetarisch

(> zur Karte) Saint Germain des Champs: Seit 1994 betreibt Dominique Fournier das Lokal, in dem er Fisch und vegetarische Gerichte aus Bio-Produkten zubereitet. Lange Schlangen vor der Tür zeigen an: Es wird auch außer Haus verkauft. Täglich steht ein glutenfreies Gericht auf der Karte und frische Obstsäfte gibt es obendrein. Insider schwören auf die Sandwiches.

2, rue du Vau St-Germain, T 02 99 79 25 52, Di–Sa 12–15 Uhr, abends nur Gruppen nach Voranmeldung, Aug. geschl., Menü ab 17 €

Nettes Ambiente

(> zur Karte) Le Quatre B: Mit einem Besitzerwechsel erhielt das frühere Bistro mehr Frische, aber auch verkürzte Öffnungszeiten. Statt derber Küche bis in die Nacht erhält man jetzt deutlich verfeinerte Speisen in nettem Ambiente.

4, pl. de Bretagne, T 02 99 30 42 01, www.quatreb.fr, Mo–Fr mittags, abends, Sa abends, Menü ab 25 €

Alle Genüsse des Subkontinents

(> zur Karte) India: Die hervorragende indische Küche mit vielen vegetarischen Gerichten wird von den meisten Besuchern gelobt. Die Preise sind äußerst moderat; Gerichte zum Mitnehmen und Lieferservice. Mitunter ist Livemusik zu erleben.

41, rue St-Georges, T. 02 99 87 09 01, www.restaurant-india.fr, tgl. mittags, abends bis 23.30 Uhr geöffnet, Menü 14–18 €

Crêpes

Süße Crêpes und herzhafte Galettes sind die bretonische Leib- und Magenspeise. Eine sehr große Auswahl zum Einstieg in die Welt der dünnen Pfannkuchen bietet das Breton voyageur (> zur Karte) (2, rue St-Thomas, www.lebretonvoyageur.com, Mo–Sa), das auch vielen Bürgern von Rennes als Top-Crêpe-Adresse gilt, was das schlichte Äußere des kleinen Lokals keineswegs vermuten lässt. Einfache Varianten sind schon für 3 € zu haben.

Einkaufen

In der Altstadt lässt sich wunderbar flanieren und in den Gassen rund um die Place de la Mairie geht es auch an schicken Läden vorbei. Bei Regen verlegen Rennaiser ihr Shopping in die Galeries Lafayette (> zur Karte) (Rue de Rohan) oder in die moderne Variante Rennes Alma (> zur Karte) (5, rue du Bosphore, außerhalb des Zentrums).

Stadt der Märkte

Rennes ist eine Stadt der Märkte, es gibt 17 einschlägige Adressen. Der Marché des Lices (> zur Karte) (Sa 7–13.30 Uhr) in und rings um die alten Markthallen an der Place des Lices ist Frankreichs zweitgrößter Markt. An rund 300 Ständen versorgen sich die Rennaiser mit frischen Lebensmitteln. Auf dem Marché Ste-Anne  (> zur Karte) werden Lebensmittel Do 15–19 Uhr gedealt, antiquarische Bücher Mi, Sa 9–18 Uhr und Kunsthandwerk an jedem 1. und 3. Sa im Monat.

Comics für die Wand

(> zur Karte) Collections du Palais: Comic-Hefte, Bücher und Postkarten stapeln sich in dem kleinen Laden, dessen größte Schätze signierte und teils recht alte Drucke sind. Faire Preise und immer ein paar nette Hingucker.

1, rue Salomon de Brosse, Di–Sa 10–12, 13.30–18.30 Uhr

Bewegen

Eine Stadt dreht am Rad

Vélo Star: Star ist der kommunale Busanbieter und Vélo Star dessen Angebot für Radler. Münze rein und ab dafür: Nur 1 € zahlen Sie pro Fahrradstunde und können den Mietesel an nahezu 100 Stationen in der Stadt wieder zurücklassen. Mit der tariflichen Einbindung in die Netzfahrkarten für Bus, Métro und Regionalzüge und Parkplatzangeboten auch für Privaträder ist Rennes Präzedenzfall für eine Fahrradstadt.

www.levelostar.fr

Wenn schon Snob, dann richtig

(> zur Karte) Golf de La Freslonnière: Den Golfplatz auf dem Gelände des Château de La Freslonnière steuern auch Unsportliche gerne an: wegen des herrlich gelegenen Restaurants oder der komfortablen Zimmer im Schloss (DZ/ÜF ab 86 €).

Le Rheu, 7 km westl. auf der N 24 Richtung Lorient, Bus: Linie 54, www.golfdelafreslonniere.com, Greenfee ab 22 €

Bouldern und burgern

(> zur Karte) Block’out Rennes: In der größten Kletterhalle der Bretagne dürfen bereits Vierjährige an die Wand, die über Aufstieg oder Fall entscheidet. Zur Verfügung stehen 600 m² Kletterfläche und sieben farblich unterschiedlich markierte Schwierigkeitsstufen. Nach der Kraftanstrengung gibt es im eigenen Restaurant Salate und Block’ Burger nach Art des Hauses.

1, rue de Bray, Cesson-Sévigné (4 km östl. des Zentrums), www.blockout.fr/bo-rennes, Mo–Fr 11–23, Sa/So 9–21 Uhr, 14 €

Weil es keiner tut: Radtour an der Vilaine

Am Quai Lamartine fängt es an und hört so bald nicht auf: Gleich im Zentrum kann man sich auf das Fahrrad schwingen und ganz dicht am Fluss rechts wie links dem Ufer der Vilaine ostwärts folgen. Autos verkehren dort kaum, nur sehr selten muss man ein Industriegelände oder Bürogebäude umfahren und kann recht ungestört strampeln – allemal bis zum Vorort Cesson-Sévigné.

Ausgehen

Flaggschiff der guten Laune

(> zur Karte) Rue St-Michel: Wenn Sie an einem Sommerabend durch die Altstadt bummeln, sollte Ihr Weg unbedingt in die Rue St-Michel führen. Dicht gedrängt stehen dort die Menschen, plaudern und amüsieren sich. » Rue de la Soif« nennt der Volksmund diese Gasse, denn dort gibt es jedes Heilmittel gegen den Durst (soif).

Kultur ist Leben

(> zur Karte) Le Triangle: Kultur, die bewegt. Ein junges Team organisiert die Lesungen und Events. Hier dreht sich alles um Literatur, Tanz und Musik, auch in Workshops und Kursen.

Bd. de Yougoslavie, www.letriangle.org

Die Bühne der Stars

(> zur Karte) Le Musikhall: Während die Säle Le Liberté (für bis 5000 Zuschauer) und L’Étage (1000 Plätze) an der Esplanade Charles-de-Gaulle für die kleineren Konzerte der meist heimischen Musiker reserviert sind, befindet sich beim Flughafen die große Bühne für die Megastars der U-Musik.

Parc Expo Rennes Aéroport La Haie Gautrais, Bruz, 7 km südwestl., der Stadt, www.leliberte.fr, www.lemusikhall.fr, bei Konzerten Zubringerbusse ab Métro République

Theater modern

(> zur Karte) Théâtre National de Bretagne: Es heißt, manch einer komme nur wegen der originellen Fassadenbeleuchtung her. Dahinter bringt jedoch das größte Schauspielhaus der Bretagne ein abwechslungsreiches Programm mit Mut zur Avantgarde auf die Bühne.

1, rue St-Hélier, www.t-n-b.fr

Der Himmel voller Geigen

(> zur Karte) Opéra de Rennes: Hier schmettern die Größen der Welt, hier hat das Sinfonieorchester der Bretagne Sitz und Bühne, auf die regelmäßig auch Vier-Euro-Konzerte kommen. Hier erleben Sie Opern, Konzerte und Tanz von gehobenem Niveau.

Pl. de la Mairie, www.opera-rennes.fr

Feiern

Tombées de la nuit: Anf. Juli, www.lestombeesdelanuit.com. Das Open-Air-Festival der zeitgenössischen Künste, mit spannenden Aktionen und zahlreichen unterhaltsamen Events im ganzen Stadtgebiet.

Transmusicales: Anf. Dez., www.lestrans.com. Dreitägiges Festival der Rockmusik, parallel läuft das Gegenfestival Folies rennaises mit zig Nachwuchsbands. Rennes ist nach Paris Frankreichs wichtigstes Zentrum für neue Musikströmungen.

© Getty Images, München: AFP/Mochet

Gut 60 000 Studenten bringen Farbe in die Stadt. Hier protestieren die ›teufeurs‹ der Raver-Szene beim Festival des Transmusicales gegen das Verbot selbst organisierter Techno Raves.

Infos

Office de Tourisme: 11, rue St-Yves, 35064 Rennes-Cedex, www.tourisme-rennes.com.

Internet: www.bretagne35.com (Infos zum Département Ille-et-Vilaine) und www.rennes.fr.

Flughafen: 7 km südwestlich in St-Jacques-de-la-Lande, www.rennes.aeroport.fr. Zu erreichen per Bus (Linie 57, z. B. ab Place de la Mairie, 1,50 €), Bahn oder per Auto via D 177 Richtung Lohéac/Redon.

Bahn: Gare SNCF, 19, pl. de la Gare, TGV u. a. nach Brest (2 Std.) und Paris (1,5 Std.).

Überlandbus: Gare routière, 16, pl. de la Gare, T 02 99 30 87 80. Mit Illenoo ( www.illenoo-services.fr) zu Zielen im Département Ille-et-Vilaine. Andere Gesellschaften bedienen Nachbar-Départements.

Stadtbus: STAR, www.star.fr., angesichts der geringen Entfernungen nur für Ziele am Stadtrand erforderlich.

Métro: Linie A verkehrt zwischen Villejean im Nordwesten und La Poterie im Südosten, Haltestellen im Zentrum sind Ste-Anne, République, Charles-de-Gaulle, Bahnhof. Kombiticket für Métro und Busse 1,50 € (1 Std.) oder 4,10 € (1 Tag). Linie B von Cesson im Nordosten über Ste-Anne und Gares im Zentrum nach St-Jacques-Gaité im Südwesten soll Ende 2019 in Betrieb genommen werden.

Taxi: Alló Taxi, T 06 64 84 00 54.

Tour

Das Abenteuer U-Bahn –auf dem Weg zu Visionen

Rennes modern, unter und über der Erde …

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Oh je! Diese Métro in Rennes kommt also ohne Fahrer aus. Hoffentlich stimmt’s. Die Fahrt aus dem Zentrum zur Endstation La Poterie ist der erste Test. Zurück geht es quer durch die Stadt zu Stationen, an denen urbane Zukunft sichtbar wird.

Sir Norman Foster baute die Station La Poterie . Ist das der riesige Schmetterling, den einige darin sehen? Oder ein mörderischer Krake, der mit seinen Armen weit über den Kreisverkehr unter ihm ausgreift und sich über alle freut, die schicksalsergeben ins Dunkel der U-Bahn hinabsteigen? Nun denn, auf zur Fahrt zurück in die Stadt. Was soll schon passieren? An der siebten Station kündigt eine Stimme die »Gares« an und meint damit Gare Routière, die Buszentrale, und Gare SNCF , den Bahnhof, den Architekt Thierry Le Berre 1992 für den Hochgeschwindigkeitszug TGV Atlantique gebaut hat. Eurorennes ist heute ein hochmoderner Knotenpunkt von Schnellzug, U-Bahn und Bussen. Täglich steuern über 100 000 Fahrgäste den Bahnhof an.

Gemeinsam mit dem Strom der Pendler geht es wieder hinab in den Bauch der Erde. Nächster Halt: Charles-de-Gaulle – und das neue Centre Commercial Colombia, wo jeder Einkaufswunsch erfüllt wird. Westlich des ausladenden Shoppingcenters steht inmitten von Grünflächen die Cité Judiciaire , die das Architektenteam Brajon, Nicolas und Ressaussière im Jahr 1982 für die Justiz errichtete: Metall, Beton und Glasflächen, in denen Spiegelbilder der Altstadt erscheinen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

Auf kurzen Abschnitten ober-, sonst unterirdisch jagt die U-Bahn durch die Stadt –fahrerlos, was man in Rennes gelassen hinnimmt.

Zur Place de Bretagne, wo die Vilaine wieder unter Kanaldeckeln hervortaucht und gar noch Kähne auf dem trüben Wasser dümpeln, ist es nicht weit. Auf der anderen Seite der Ille ragt Frankreichs ältestes Wohnhochhaus 100 m hoch auf: Les Horizons . Platz für 1000 Menschen in 480 Appartements, Parkflächen für 440 Autos. Pro Woche wurde damals (1970) eines der 35 Stockwerke gebaut. Les Horizons entspricht noch ganz der französischen Nachkriegsstrategie der Cité, die rasch Wohnraum für Neubürger schaffen sollte, es letztlich aber an Attraktivität vermissen ließ und Abstellgleis der Unterprivilegierten wurde.

Zu Fuß geht es durch die Altstadt zur Place Ste-Anne. Während dort Touristen an Resten von Fachwerk und damit auch ein wenig am Puls der modernen Stadt vorbeistolpern, steigen wir erneut in die Métro mit dem Ziel Villejean-Université, dem Stopp für den Campus de Villejean . Er wird u. a. von den Unis Rennes 1 (Naturwissenschaften) und Rennes 2 (Geisteswissenschaften) genutzt. Auch Villejean expandiert, der Campus wurde erweitert und modernisiert. Ein netter Abschluss der Tour und eine Gelegenheit, in der Uni-Bibliothek zu stöbern oder im Auditorium ein Konzert junger Rockmusiker zu hören.

Nach A kommt B. Die zweite Métro-Linie von Nordosten durch das Zentrum nach St-Jacques-Gaité im Südwesten ist ab Ende 2019 in Betrieb.

Infos

Start: Métro-Station La Poterie

Dauer: halber Tag

Infos: Das Tagesticket (ticket journée) zum Preis von 4,10 € gilt für U-Bahn und Stadtbusse. Haltestellen der Linie A im Zentrum sind Ste-Anne, République, Charles-de-Gaulle, Bahnhof.

Fougères und Umgebung >>> D 4

Das alte Tuchzentrum Fougères mit einer der größten Festungsanlagen des Mittelalters war in nahezu jeden kriegerischen Sturm verwickelt, den die Bretagne erlebt hat – bis hin zu Bombenangriffen der Alliierten während der deutschen Besatzungszeit. Verblieben sind von Fougères’ früher Geschichte eine immer noch imposante Ringmauer und in der Kirche St-Léonard Reste von Glasmalereien des 12. Jh.

Besuch in der Oberstadt

Burg und Stadt wirken insofern befremdlich, als sich dort die geläufigen Verteidigungsstrategien ins Gegenteil zu verkehren scheinen. Wurde nämlich die Festung, Château de Fougères, im Tal errichtet, weil man die umliegenden Sümpfe als hinreichenden Schutz erachtete, so entstanden die späteren Bürgerhäuser leicht erhöht auf einem Fels. Von der Burg heißt es, man müsse sie sehen, sonst habe man nichts gesehen.

Ebenfalls in der Oberstadt birgt ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jh. das Musée Emmanuel de la Villéon .